Montag, 19. August 2019

Untergeordnete Teilhabe der Adeligen an der königlichen Macht.




Der Adelsklasse wurde damals das private Gemeinwohl anvertraut, das in der Bewahrung und Förderung der Land- und Viehwirtschaft bestand, von der die Adeligen selbst und das gemeine Volk lebten. Anvertraut war dieser Klasse aber auch das erhabenere, universellere und daher seinem Wesen nach edle öffentliche Gemeinwohl, das es an Stelle des Königs in dem jeweiligen Gebiet zu pflegen galt. Schließlich hatte der Adel auch einen gewissen Anteil an der zentralen Macht des Monarchen selbst, denn in vielen Fällen waren die höheren Adeligen gewöhnlich auch Ratgeber der Könige. Auch die zur Regierung des Landes unabdingbaren Ämter eines Staatsministers, Botschafters oder Feldherrn wurden größtenteils von Adeligen bekleidet. Die Verbindung zwischen hohem öffentlichem Amt und Adelsstand war bald so eng, daß selbst in Fällen, in denen das Gemeinwohl einen Amtsinhaber aus dem Volk verlangte, diesem vom König ein Adelstitel verliehen wurde, der ihn, und oft auch seine Nachkommen, in den Adelsstand erhob.
Der Landeigentümer, den die Umstände zu einer solch höheren Aufgabe als der reinen Lebensmittelbeschaffung berufen hatten, kam also in Krieg und Frieden die Sorge um die salus publica zu, und das bedeutete normalerweise die Ausübung der Regierungsgewalt innerhalb eines beschränkten Gebiets. Er wurde damit ipso facto in ein höheres Verhältnis versetzt, das ihn zu einer Art Miniaturbild des Königs machte. Seine Aufgabe ließ ihn so zum wesenhaften Teilhaber am Adel der Aufgabe des Königs selbst werden.
Die Gestalt des edlen Landherrn entstand somit spontan aus den gegebenen Umständen.
Die ihm zugefallene private und edle Aufgabe erfuhr nach und nach eine Erweiterung, als die Lage im christlichen Europa weniger besorgniserregend wurde und mit dem Rückgang der Gefahr von außen längere Friedensperioden im Land herrschen. Immer neue Aufgaben gesellten sich zu den alten.

Quelle: Plinio Corrêa de Oliveira: Der Adel und die traditionellen vergleichbaren Eliten in den Ansprachen von Papst Pius XII. an das Patriziat und den Adel von Rom“, TFP Österreich, 2008, S. 117

Dienstag, 13. August 2019

Der große Selbstmord


Aus dem Portugiesischen in „Legionário“ vom 16. Dezember 1945, Nr. 697, S. 2.

Es kommen neue Nachrichten über das alarmierende Problem des Niedergangs des französischen Volkes. Die Geburtenraten bleiben niedrig, der Anteil alter Menschen steigt, kriminelle Praktiken gegen zukünftige Generationen nehmen erschreckend zu. Nach einigen Berechnungen hat Frankreich während des Krieges mehr ungeborene Menschen verloren, als wie im Kampf gefallen sind. Nach solchen Berechnungen ist nach wie vor jeder vierte Arzt für solche Verbrechen verantwortlich.
Wenn das Problem rückläufiger Geburten in Frankreich wirklich beängstigend ist, muss doch anerkannt werden, dass sich das Phänomen in allen zivilisierten Ländern progressiv manifestiert, und zwar genau in dem Maße, wie sie zivilisiert sind. Sogar unter uns (in Brasilien - A.d.Üb.) kommt es in den fortschrittlichsten Zentren sichtbar zu Vorschein. Daher ist das Problem nicht französisch, es ist nicht national, obwohl es in jedem Land eigene Aspekte haben kann. Es ist ein Problem einer höheren Ebene, und seine Ursachen müssen im Kontext der heutigen Zivilisation gesucht werden.
Nun hat dieses Problem von Natur aus eine allgemeine Bedeutung. Es ist nicht nur eine spezifische Fehlanpassung einiger Faktoren der menschlichen Existenz, sondern ein Indiz, ein Symptom einer grundlegenden Fehlanpassung. Um es klar auszudrücken, das Problem ist nicht der Rückgang der Geburtenrate. Das Problem ist unsere eigene Zivilisation, die heute bankrott gegangen ist. Die Abnahme der Geburtenzahl drückt nur diesen Bankrott aus.
So sehr ist es so, dass selbst die Mittel, die eingesetzt wurden, um dem Übel entgegenzuwirken, denselben Bankrott offenbaren. Nehmen wir zum Beispiel, was der Nationalsozialismus getan hat, um die Geburten zu fördern. Das Ziel wurde erreicht, es kann nicht geleugnet werden; aber der Erfolg war rein tierhalterisch: das deutsche Volk wurde in die Kategorie einer Herde herabgestuft. Natürlich löst diese Art von Lösung gar nichts.
Die Wahrheit ist, dass unsere Welt erschöpft ist, ohne Lebenssaft; der Weg führt zum Selbstmord. Fast niemand sieht nichts mehr als seinen eigenen Egoismus; dass danach die Sintflut komme, ist egal. Alle Werte werden abgesetzt, um die kleinsten Launen zu befriedigen. Nur die Werte des Nützlichen stehen noch, um die peripheren Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Somit sind alle Dinge in den Zustand reiner Instrumente gefallen, die mit bestimmten Techniken zu handhaben sind. Selbst die Menschen sind in diesem Zustand, und das interessanteste ist, dass sie ihn mit einer Art Euphorie akzeptiert haben. Dies hat sie von schweren Verantwortlichkeiten befreit, zum Beispiel von der Pflicht zur spirituellen Vervollkommnung. Deshalb erleben wir die allgegenwärtige und uneingeschränkte Verherrlichung der Arbeit. Aber deshalb gibt es auch eine Technik die Menschen zu lenken. Aber danach wird es nur noch Verzweiflung oder Bekehrung geben.

© Nachdruck dieser deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.

Montag, 12. August 2019

Er enthüllte den Irrtum und vertraute auf den Triumph der Muttergottes



Norman Fulkerson
Eine Rezension des Buches:
„Plinio Corrêa de Oliveira: Prophet des Reiches Mariens”
 von Prof. Roberto de Mattei


So wie viele Menschen mit Durchblick und Weitsicht werden einige Heilige und Propheten erst nach ihrem Tod hoch geschätzt. Dies ist der Fall bei Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, dessen Leben das turbulente 20. Jahrhundert umfasste. In seinen frühen Jahren erreichte er den Höhepunkt seines Einflusses auf politischer, sozialer und religiöser Ebene in Brasilien. Wegen seiner grundfesten katholischen Ansichten wurde er von den großen Medien und dem liberalen Establishment für den Rest seines außergewöhnlichen Lebens ignoriert. Dieses Schweigen wurde nur gebrochen, als seine Feinde zu Verleumdungen griffen, die sich nicht nur gegen seine Person richteten, sondern auch gegen die Organisation, die er gründete, die Brasilianische Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Eigentum (TFP).
Prof. Plinio (wie er von seinen Anhängern - wie in Brasilien üblich - genannt wurde) übt jedoch weiterhin einen enormen Einfluss auf unsere moderne Welt aus. Er widersetzte sich nicht nur den Irrtümern seiner Zeit, sondern gründete vor allem eine einzigartige Denkschule, die seine Arbeit bis in unsere Tage fortsetzt. Dieses Erbe wird durch die kürzlich erschienene englische Ausgabe des Buches „Plinio Corrêa de Oliveira: Prophet des Reiches Marias“ des italienischen Gelehrten und Histprikers Prof. Roberto de Mattei hervorgehoben.
Der Begriff „Prophet“ im Titel des Buches könnte etwas rätselhaft erscheinen. Die meisten Menschen verstehen einen Propheten als jemanden, der lediglich die Zukunft voraussagt. Doch ein weiteres und ehr wichtigeres Merkmal der Propheten war jedoch die Fähigkeit, den Willen Gottes in der Geschichte zu erkennen und die Menschheit in diese Richtung zu führen. „Er kündigt eine Bestrafung an“, erklärt Prof. de Mattei, „nicht unbedingt durch göttliche Offenbarung, sondern weil er versteht, wie bestimmte menschliche Verhaltensweisen unweigerlich zu göttlicher Bestrafung führen.“ Genau diese prophetische Unterscheidung praktizierte Prof. Plinio zeitlebens.
Er definierte den großen Feind unserer Zeit als die Revolution, einen langen historischen Prozess gegen das Christentum, den er in dem Buch „Revolution und Gegenrevolution“ meisterhaft erklärt. Prof. de Mattei verglich dieses Buch mit der „Stadt Gottes“ des hl. Augustinus. Während letzteres eine „Meditation über den Untergang des Römischen Reiches“ war, kann ersteres „als Meditation über den Untergang der christlichen Zivilisation“ angesehen werden.
Da sich die Menschheit dieser Revolution nicht widersetzte, sagte Prof. Plinio eine bevorstehende göttliche Züchtigung und schließlich den großartigen Sieg Unserer Lieben Frau voraus. In Anlehnung an den großen hl. Ludwig Grignion von Montfort nannte er diese Ära des Friedens das Reich Mariens. Tatsächlich entwickelte Prof. Plinio diese Perspektive, bevor er von der Botschaft Unserer Lieben Frau von Fatima erfuhr, die vom möglichen Triumph Ihres Unbefleckten Herzens sprach. So demonstriert Prof. de Mattei dem Leser die prophetischen Einsichten seines Themas.
Prof. Plinios tiefgründige Gedanken kommen aus einem intellektuellen Leben, das nicht einfach eine Ansammlung von Lehren war, die durch Bücher gewonnen wurden. Seine Weisheit ergab sich auch aus einem Vergleich seiner ständigen Reflexionen mit dem, was er in allen Bereichen um sich herum sah. Er hat jedoch nie behauptet, ein Monopol auf diese Methode zu haben.
„Ich behaupte“, sagte er, „dass wir mit Abstand unser eigenes bestes Buch sind. Wir sind nicht [nur ein] Buch; jeder von uns ist eine Bibliothek, die immens mehr enthält als Bibliotheken mit Büchern. Niemals hat jemand alles geschrieben, was in den Köpfen einer Person existieren kann.“
Diese Art zu leben und zu denken war das Ergebnis der Tugend der Ruhe, über die Prof. Plinio häufig referierte. Seine ruhige Veranlagung erleichterte ihm das Erkennen des Guten, Wahren und Schönen. Dies wiederum ermöglichte ihm, das Gegenteil zu erkennen und abzulehnen. Meistens bedeutete diese Ablehnung ein tiefes Verständnis der revolutionären Irrtümer, die in ihren „verschleierten und embryonalen Formen“ verborgen waren.
Prof. de Mattei veranschaulicht diese Wahrnehmung des Irrtums mit dem Ausdruck der „weißen Häresie“. Prof. Plinio prägte diesen Begriff, um eine Häresie nicht im eigentlichen Sinne des Wortes zu beschreiben, sondern eine sentimentale, romantische Idee der katholischen Religion, in der „Tugend als etwas dem Heldentum Fremdes aufgefasst wird“. Dieser Begriff ist in den zahlreichen Darstellungen von Heiligen leicht zu erkennen als sanfte, rosige Individuen mit schwachem Willen und wenig Leiden.
Die historische Verkörperung dieses unheldenhaften Geistes war Monsignore Jacques-André Emery, der während der Zeit der Französischen Revolution lebte. Prof. Plinio bemerkte, dass dieser Geistliche oft mit heiligen Adligen inhaftiert war. Viele von ihnen standen heldenhaft der Guillotine gegenüber und starben als Märtyrer, weil sie sich weigerten, den „liberté-égalité“-Eid zu unterschreiben, zu dem dieser „heilige“ Priester ihnen geraten hatte. Prof. Plinio nannte diese Tendenz zum Kompromiss mit dem Bösen die „Denkweise der weißen Häresie“, die „eine Mentalität der Versöhnung und der Zugeständnisse verbreitet, die dazu neigt, die Kirche der Welt unterzuordnen“. Emery überlebte den blutigen Terror und seine pazifistische „Häresie“ diente dazu, diejenigen einzuschläfern, die sonst bereit gewesen wären, gegen den Fortschritt der Revolution zu kämpfen.
Das Gegenteil dieser entstellten Version des Katholizismus war das, was der mittelalterliche Ritter praktizierte, vor allem jene, die die Ritterorden dieser Zeit bildeten. Diese Rittermönche stellten den idealen Menschentyp dar, weil sie sich nach dem Vorbild unseres Herrn Jesus Christus formten. Ihre männliche Frömmigkeit zog Prof. Plinio an, da sie im Gegensatz zu der in der heutigen Welt vorherrschenden Feminisierung der Religion stand.
Prof. de Mattei erklärt, wie diese Ritter die plinianische Spiritualität verkörperten, die sowohl kämpferisch als auch ritterlich war. Die Mischung aus Militanz und Höflichkeit scheint auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. Es könnte besser verstanden werden, wenn man den schönen Brauch dieser männlichen Krieger bei der heiligen Messe während der Lektüre des Evangeliums betrachtet. Voller katholischer Inbrunst zogen sie ihre Schwerter und hielten sie bis zum Ende der heiligen Lesung hoch. Diese tapfere Haltung bedeutete: „Wenn das Evangelium verteidigt werden muss, hier sind wir!“

Wie ein Ritter der alten Zeit widmete sich Prof. Plinio mit der gleichen Bereitschaft dem Kampf für die Verteidigung der katholischen Kirche und der christlichen Zivilisation. Prof. Plinios ritterliche Lebensweise und sein unnachgiebiger Widerstand gegen die Irrtümer der Revolution führten am meisten zu seiner Ablehnung durch diejenigen, die es vorzogen, ständig Zugeständnisse zu machen. So sorgten die angesehenen Schiedsrichter des 20. Jahrhunderts dafür, dass er nie ins Rampenlicht geriet.
Leider starb er am 3. Oktober 1995, ohne die von ihm so sehr ersehnte Errichtung des Reiches Mariens zu erleben. Trotzdem akzeptierte er den Willen Unserer Lieben Frau und verließ friedlich diese Erde, weil er die Gewissheit hatte, dass sie eines Tages triumphieren würde.
Seine Verehrung zur hl. Jeanne d'Arc spiegelte seine Hoffnungen für die Zukunft wider. Angesichts der offensichtlichen Niederlage glaubte sie weiterhin an die Mission, die sie von himmlischen Stimmen erhielt. Prof. Plinio ermutigte seine Anhänger, die Hoffnung auf den Sieg der Konterrevolution nicht zu verlieren. Er erinnerte sich oft an die Worte der sterbenden Jungfrau von Orleans: „Die Stimmen haben nicht gelogen, die Stimmen haben nicht gelogen!“
„Plinio Corrêa de Oliveira: Der Prophet des Reiches Mariens“ ist eine sehr wichtige Lektüre für diejenigen, die ein Vorbild suchen, um der Revolution in ihrem jeweiligen Leben entgegenzutreten und durch die turbulenten Gewässer unseres einundzwanzigsten Jahrhunderts zu navigieren. Noch wichtiger ist, dass es für diejenigen, die Schüler dieser konterrevolutionären intellektuellen und spirituellen Schule sein möchten, unbezahlbare Grundsätze liefert.


Quelle des englischen Originals am 31. Juli 2019:

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