Mittwoch, 31. Mai 2017

Die königliche Würde der Jungfrau Maria:


Die königliche Würde der Jungfrau Maria:


Sie regiert das ganze Universum, weil es ihr zum regieren übergeben wurde
Letztendlich gibt es eine enge Beziehung zwischen alldem, was der hl. Ludwig Grignion von Montfort über Maria geschrieben hat und dem Gedanken ihrer königlichen Würde.
Schauen wir uns zunächst einmal an, was die Idee des Königtums Mariens bedeutet, um es dann mit dem, was der hl. Ludwig darüber gesagt hat, zu vergleichen.
Es gibt ein erstes Königtum Mariens und zwar ihr Königtum im Himmel. Diese königliche Würde besteht darin, dass sie über alle Engel des Himmels erhoben wurde, wonach sie eine wahre königliche Macht über alle Engel und Heilige ausübt. Wir dürfen das nicht folgendermaßen verstehen: Maria ist im Himmel so ungefähr wie eine Königin, wie wir sie auf Erden kennen, eine Königinmutter, die keine Autorität ausübt, aber als Mutter des Königs eine hervorgehobene Position am Hof genießt und Gegenstand allgemeiner Achtung ist.
Ganz anders sieht die königliche Würde der Muttergottes aus. Sie wurde nämlich von Gott eingesetzt als Königin der ganzen Schöpfung, so regiert sie das ganze Universum und auch die himmlischen Geister, die von Natur aus viel höher stehen als sie. Von Natur her, da sie ein menschliches Geschöpf ist, ist sie weniger als die Engel, dennoch wird sie von der Kirche in der Litanei angerufen als Königin der Engel, was sie auch effektiv ist, so dass die Engel ihr gehorchen, ihren Willen tun. Sie regiert auch die Welt der Engel, weil ihr das ganze Universum zum Regieren übergeben wurde.


Jemand könnte einwenden: was für ein Unterschied gibt es schon ob nun Maria oder Gott das Universum regiert, wenn sie schon alles nach dem Willen Gottes tut.
Da gibt es schon einen kleinen Unterschied. Ich habe mich darüber mit einem Theologen einmal Unterhalten und er gab mir Recht. Ich führte folgendes Beispiel an: Stellen wir uns einen Schuldirektor vor, der sich mit seinen Schülern zerworfen hat. Die Schüler sind undiszipliniert und rebellisch. Dem Direktor gelingt es seine Autorität durchzusetzen, und den Aufstand der Schüler zu beenden. Um aber die Lage zu entspannen, zieht er sich für eine Zeit zurück und übergibt die Leitung der Schule seiner Mutter. Durch die weibliche Milde und Güte gelingt es ihr, die Ruhe und das gegenseitige Verständnis wiederherzustellen und viele Wunden zu heilen. Mein Theologe meinte, dass das Beispiel der übernatürlichen Realität voll entspricht.

Auszug aus Santo do Dia – 29.5.1964

(Dieser Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor Plinio Corrêa de Oliveira. Er wurde frei übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne eine Überarbeitung des Autors.)

Samstag, 27. Mai 2017

Gott gestaltet, der Mensch verunstaltet

Eine der üblichsten Tendenzen der Künstler, deren Arbeit als typisch zeitgenössisch betrachtet wird, ist die entstellte Darstellung der menschlichen Gestalt. Entgegen der Tradition wirklichkeitstreu zu malen, so wie die Gestalt vom menschlichen Auge gesehen wird, stellen sie sie mit Veränderungen dar, die das innere Wesen enthüllen sollen. Theoretisch ist dagegen nichts einzuwenden.
Das Problem liegt darin, daß von vielen dieser avantgardistischen Künstler, wenn sie das normale Erscheinungsbild eines Menschen verändern, der menschliche Körper bis zur Abscheulichkeit entstellt wird. Als Ergebnis findet man dann auf der modernen Leinwand kegelförmige menschliche Figuren; winzige Köpfe auf Schultern, die kaum breiter als der Kopf sind; Taillen, die viel breiter als die Schultern sind; angeschwollene Beine, die zu ungeheuerlich großen Füssen anwachsen; Hände so lang wie Arme. Andere Bilder und Skulpturen zeigen Hälse, die nicht nur sehr breit sondern auch entstellt sind, mit erschreckend großen Schilddrüsen.
Wenn sich ein Magier einem normal fühlenden Menschen nähern und ihm einen Trank anbieten würde, der seinen Körper in eine für die moderne Kunst typische Figur verwandelt, dann würde dieses Angebot sofort energisch zurückgewiesen werden.
Dieser Wahn von der Entstellung zum Häßlichen, ja sogar Scheußlichen hat die Grenzen des Unfaßbaren in gewissen künstlerischen Werken bereits erreicht. Betrachten Sie z.B. das Bild mit dem Titel „Unser Bildnis“, das wir hier zeigen. Es ist die charakteristische Figur der menschlichen Rasse wie ein ultramoderner Künstler sie darstellen würde. Niemand kann die entsetzlichen sittlichen und physischen Entstellungen ableugnen. Es kann sich tatsächlich darum handeln, daß der Künstler etwas erforschen möchte, vorausgesetzt, daß er bei seiner Arbeit nicht gegen die Prinzipien der Moral verstößt. Jedenfalls ist es eine irrige Art zu malen.
Nichts als Horror. Es ist falsch, in Bildern und Skulpturen immer nur die Mißbildung darzustellen. Solche Künstler tun so als wäre das Universum nichts anderes als ein Müllcontainer. Das ist eine unbestreitbar falsche und gefährliche Darstellung nicht nur der Menschheit sondern auch der Welt.
Die Wurzel dieser Tendenz – oder des Durstes! – nach Häßlichkeit ist eine zweifelhafte und blasphemische Sicht der Schöpfung. Die Schöpfung ist das Werk Gottes. Gemälde und Skulpturen, die unter dem Einfluß dieser zweifelhaften und blasphemischen Sicht gemacht werden, stellen eine Gefahr für die Seelen der Betrachter dar. Ein Ambiente, das von diesem Geist befleckt ist, entwürdigt den Menschen. Es bringt alle Bewegungen der menschlichen Intelligenz und des Willens zu edlen, reinen und hohen Idealen zum Erlöschen.



Im Gegensatz dazu präsentieren wir hier das Bild eines reifen Mannes, eines der unzähligen Kunstwerke der vergangenen Jahrhunderte. Weit mehr als das körperliche Erscheinungsbild dieses Menschen bringt es seine Geisteshaltung und sein sittliches Verhalten zum Ausdruck. Es ist Richelieu, gemalt in drei verschiedenen Blickwinkeln von Philippe de Champaigne. Diese wunderbare Studie reflektiert alle Qualitäten und Unvollkommenheiten dieses großen Staatsmannes und läßt das Wesentliche, die Lebendigkeit und den Scharfsinn dieser menschlichen Seele erahnen.
Um dieses Ziel zu erreichen, mußte der Maler nicht von Verunstaltungen Gebrauch machen, die den Menschen erniedrigen.

Freie Übersetzung aus "Catolicismo" - "Pintando a alma humana", Mai 1951

Dienstag, 23. Mai 2017

Der Marienmonat: Der Monat Mai lehrt uns Maria lieben


Plinio Corrêa de Oliveira

Mit einer gewissen Traurigkeit, merken wir, dass das Ende des Marienmonats herannaht! Tatsächlich spüren wir im Laufe des Maimonats einen besonderen Schutz Unserer Lieben Frau, der sich über alle Gläubigen ausbreitet; und die Freude, die in unseren Kirchen strahlt und unsere Herzen erleuchtet, ist der Ausdruck der umfassenden Sicherheit der Katholiken, dass der unverzichtbare Schutz unserer himmlischen Mutter im Laufe des Maimonats, fürsorglicher, liebevoller, erfüllt von sichtbarer Barmherzigkeit und gütiger Gefälligkeit ist.
Doch nach jedem Monat Mai, bleibt uns etwas, wenn wir diese 31 Tage, die der Muttergottes besonders geweiht sind, angemessen gelebt haben. Was uns bleibt, sind eine größere Andacht, ein besonderes Vertrauen, und, sozusagen eine tiefere Innigkeit zu Unserer Lieben Frau, der wir in allen Schicksalsschlägen des Lebens mit größerem respektvollem Drängen zu bitten wissen, auf die wir mit unbesiegbarem Vertrauen hoffen und mit der demütigsten Zärtlichkeit danken können, für all das Gute, das sie uns erweist.
Unsere Liebe Frau ist die Königin des Himmels und der Erde, und zugleich, unsere Mutter. Mit dieser Überzeugung, gehen wir immer in den Monat Mai hinein, und sie verwurzelt sich immer tiefer in uns, wirft immer größere Klarheiten und Stärke wenn der Monat Mai zu Ende geht. Der Monat Mai lehrt uns die Heiligste Jungfrau zu lieben wegen ihres eigenen Ruhmes, für alles was sie in den Plänen der Vorsehung darstellt. Und lehrt uns auch, unser Leben in kindlicher Vereinigung mit Maria beständiger zu leben.



Kinder sind sich nie sicherer der liebenden Wachsamkeit ihrer Mütter, als wenn sie leiden. Die ganze Menschheit leidet heutzutage. Und nicht nur alle Völker leiden, aber man könnte fast sagen, sie leiden auf jede Art und Weise wie sie nur leiden können. Der Verstand wird durch ein Sturm der Gottlosigkeit und des Skeptizismus dahingefegt. Verrückte Orkane von Messianismen aller Art verwüsten die Geister. Nebulöse, verwirrte, verwegene Ideen, schleichen sich in allen Umgebungen hinein, und reißen mit sich nicht nur die Bösen und die Lauen, sondern auch manchmal diejenigen, von denen man größere Standhaftigkeit im Glauben erwarten würde. Es leiden die, die sich hartnäckig an ihre Pflichterfüllung halten, mit all den Rückschlägen, die sie wegen ihrer Treue zu den Geboten Christi überfallen. Es leiden diejenigen, die dieses Gesetz übertreten, weil fern von Christus ist jeder Genuss im Grunde nichts als Bitterkeit und jede Freude eine Lüge. Es leiden die durch die Grausamkeiten des sich ausbreitenden Krieges zerbrochenen Herzen, durch Familien, die sich auflösen, der Kämpfe, die überall Brüder gegen Brüder bewaffnen. Es leiden die Körper, die von Maschinengewehren dezimiert werden, durch Arbeit erschöpft, durch Krankheit geschwächt, durch allerlei Not niedergeschlagen sind. Man könnte sagen, dass in der heutigen Welt, ähnlich wie in der Zeit als unser Herr in Bethlehem geboren wurde, die Luft mit einem großen und lautstarken Stöhnen erfüllt ist, die das Wehklagen der Bösen ist, die fern von Gott leben, und das der Gerechten, die von den Bösen gequält werden.
Je düsterer die Umstände werden, je stechender die Schmerzen aller Art, desto mehr müssen wir Unsere Liebe Frau bitten, sie möge ein Ende an so viel Leid setzen, nicht nur um unseren eigenen Schmerz zu beenden, sondern zum größeren Nutzen unserer Seele. Die heilige Theologie sagt, dass das Gebet Unserer Lieben Frau den Zeitpunkt, an dem die Welt erlöst werden sollte, vorweggenommen hat. In diesen von Angst erfüllten Zeiten wenden wir mit Vertrauen unsere Augen Maria  zu, mit der Bitte die Ankunft des großen Moments, auf den wir alle warten, zu beschleunigen, in dem ein neues Pfingsten Licht- und Hoffnungsleuchten in diesen Zeiten der Finsternis bringe, und überall die Herrschaft Unseres Herrn Jesus Christus wiederherstelle.
Wir müssen wie Daniel sein, von dem die Schrift sagt, es war ein „desideriorum vir“, das heißt, ein Mann, der großen und vielen Wünsche. Wünschen auch wir für die Ehre Gottes sehr viele und große Dinge. Bitten wir der Muttergottes viel und inständig. Und um was wir vor allem bitten sollten, ist, was die Heilige Liturgie von Gott erfleht: „Emitte Spiritum tuum et creabuntur et renovabis faciem terrae“. Wir sollten durch Maria Gott bitten, dass er uns wieder in übermäßiger Fülle den Heiligen Geist sende, so dass die Dinge wieder neu geschaffen werden, und das Antlitz der Erde durch eine Reinigung erneuert wird.
In der Göttlichen Komödie sagt Dante, dass beten, ohne die Vermittlung Unserer Lieben Frau das gleiche ist, wie ohne Flügel fliegen zu wollen. Vertrauen wir der Muttergottes all unsere Herzenswünsche an. Marias Hände werden für unser Gebet ein Paar reinste Flügel sein, durch die es sicher den Thron Gottes erreichen wird.
Zum Abschluss dieses Marienmonats, machen wir unsere die zwei Fürbitten aus der Allerheiligen Litanei, die sich auf die weltweiten Bedürfnisse der Heiligen Mutter Kirche beziehen:
„Dass Du die Feinde der Heiligen Kirche demütigen wollest, wir bitten Dich, erhöre uns!“
„Dass Du Deine Heilige Kirche regieren und erhalten (erhöhen) wollest, wir bitten Dich, erhöre uns!“


Freie Übersetzung aus Legionário Nr. 563,  23/5/1943 "Mes de Maria"

Montag, 22. Mai 2017

Das „Memorare“



Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria

Wir möchten heute die herrlichen Worte des „Memorare“ betrachten. Es ist ein schönes Gebet, durch das wir die Barmherzigkeit der Muttergottes erflehen.
„Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria, von Ewigkeit her ist es nie gehört worden“… Das Wort „nie“ ist sehr kategorisch.
„… dass einer …“ Das heißt, wer immer es auch gewesen sei: Es gab nicht einen einzigen Fall.
„… der zu dir seine Zuflucht genommen, deine Hilfe angerufen, um deine Fürsprache gefleht, von dir sei verlassen worden …“
Zuflucht, Hilfe, Fürsprache. Zuflucht, um das Kommen der Versuchung zu vermeiden. Hilfe, in einer schwierigen Situation. Fürsprache, für jemanden, der der Gefahr erliegt, versinkt. Was auch immer: Es wurde nie gehört, dass jemand Zuflucht, Hilfe und Fürsprache von Maria erfleht hat, von ihr sei nicht erhört worden.
„… Von diesem Vertrauen beseelt, eile ich zu dir, Jungfrau der Jungfrauen und Mutter; zu dir komme ich …“
Das heißt, wenn du es nie unterlassen hast, jemanden zu schützen, so bin ich hier; ich, ein Mensch und als solcher getauft in der Heiligen Katholischen Kirche, ich bin dein Kind und ich komme und flehe um Hilfe. Ich werde versucht, ohne eigene Schuld, vielleicht bin ich sogar gefallen. Doch ich bin da, ich lebe, und deine Gnade erhält mich an diesem Leben. Und als lebender habe ich das Recht und die Pflicht zu dir zu beten. So bin ich also hier in vollem Vertrauen in deine Barmherzigkeit.
„… vor dir stehe ich seufzend als Sünder …“
Diese Feststellung ist ermutigend. Der Beter sagt nicht: „Ich, der Unschuldige, der Reine, der Unbefleckte; ich, ein Mensch ohne Makel komme zu dir und bitte um Hilfe. Meine Unschuld gibt mir das Recht auf deinen Schutz.“ Nein! Er sagt: Ich seufze unter der Last meiner Sünden… Es sind so viele, dass sie mich zu Boden drücken. Ich liege hier unter der Last meiner Sünden und diese Last erdrückt mich dermaßen, dass ich seufze. Und was mache ich seufzend unter der Last meiner Sünden? Ich werfe mich vor dir nieder. Ich komme zu dir, o meine Mutter, ich greife nach dir, erdrückt von meinen Sünden.
Und dann kommt die Folgerung:
„… Verschmähe nicht meine Worte, du Mutter des Wortes, sondern höre sie gnädig an und erhöre mich. Amen“
Der Gedanke ist herrlich: Höre gnädig und mit wohlwollen an, was ich dir zu sagen habe. Deinerseits erwarte ich ein Lächeln und das du gewährst, was ich dich bitte. Amen.
*   *   *
Sagen wir nun etwas über das Gebet in seiner Gesamtheit.
Es ist eine rührende und kindliche Äußerung von Vertrauen einer jeden Seele, in jedwedem Stand, in jeglicher Situation zur Gottesmutter. Ein Vertrauen, dass sie mit Mut erfüllt und bewirkt, dass sie sich Maria zuwendet und sagt: „Ich bitte dich, habe Mitleid mit mir und hilf mir.“
Der Gedankengang dieses Gebets ist sehr einfach: „Nie hast du jemand verlassen; nun, ich bin jemand, also wirst du auch mich nicht verlassen.“
Es ist eine sehr logische Überlegung, sehr folgerichtig, sehr überzeugend, schematisch sehr einfach, unwiderstehlich, ausgedrückt in einer frommen und andächtigen Sprache. Eine schöne Ausdrucksweise, die außerdem einen echten theologischen Inhalt besitzt.
Maria ist die Mutter eines jeden Menschen. Daher wird sie es nie unterlassen jemanden zu Hilfe zu kommen, der sie angerufen hat.
Nie wird es überflüssig sein auf diesen Punkt hinzuweisen: Es ist notwendig sie anzurufen, es ist notwendig immer zu ihr unsere Zuflucht zu nehmen, vor allem in den schwierigsten Zeiten unseres Lebens; in den Zeiten der Versuchungen, der Prüfungen, der Ängste und des Leidens, oder auch bei den gewöhnlichen Problemen des alltäglichen Lebens.
Zum Beispiel, in unseren Tätigkeiten des Apostolats, in unseren Taten der Nächstenliebe müssen wir immer vertrauen und die Hilfe Mariens erflehen. Sie bitten, damit sie das Gespräch mit einer bedrückten Seele oder mit jemandem, bei dem wir merken, wie er auf den Pfaden der Tugend strauchelt, führe. Dann sollen wir sagen: „Meine Mutter, siehe diesen lauen und weichen Menschen, der Gefahr läuft sich von dir zu entfernen. Gib ihm etwas von deiner Lebenskraft und von deinem Eifer.“
Und wenn ich dieser Weichling bin, sage ich ihr: „Meine Mutter, gieße mir deinen Eifer ein. Ich sehe mich versunken in einem gleichgültigen Müßiggang, den ich jedoch verabscheue, und du noch mehr als ich. Hab erbarmen mit mir und heile mich von diesem Aussatz.“
Und so wie im Apostolat, sollen wir auch in unseren gesellschaftlichen und beruflichen Beschäftigungen Maria als eine äußerst gütige Mutter begegnen, der wir um alles bitten, was unsere Seele begehrt oder was sie benötigt, vor allem wenn es zu ihrem Ruhm und Ehre gereichen soll.
Nach der guten katholischen Tradition, sind die Engel stets bereit, uns zu Hilfe zu eilen und zu beschützen, während die Teufel, im Gegenteil, uns Schaden zufügen und uns durcheinander bringen wollen.
Bekannt sind die schlechten Einflüsse der bösen Geister, die im ländlichen Haushalt immer wieder für Ärger sorgen. Diese Erwähnung kann amüsant klingen, ist aber noch ein Ausdruck der Unschuld des ländlichen Lebens – einer „heilen Welt“ – im Gegensatz zum Russ und höllischen Durcheinander der großen Metropolen.
Es ist amüsant, beinhaltet aber doch eine Realität: Wie oft unternehmen wir etwas und es geht schief aus, Warum? Nicht selten ist es durch den außernatürlichen Einfluss eines Teufels. In diesen Augenblicken besteht die richtige Haltung nicht in Nervosität, Entsetzen oder Verzweiflung, sondern im Beten.

„Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria …“ Will heißen, die Lösung unserer Schwierigkeiten, der großen und der kleinen, besteht im ständigen Vertrauen, zu jeder Stunde, in den unfehlbaren Beistand Mariens.


Nach einer mittelalterlichen Legende ist der Mönch Theophilus einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, der ihn aus einer Geldnotlage half, verlangte aber dafür seine Seele. Theophilus bereute später seine Tat und bat der Muttergottes um Befreiung des Verprechens an den Teufel. Die Szene zeigt den flehenden Mönch und die Muttergottes, wie sie dem Teufel zur Herausgabe des Pergaments zwingt, der den Pakt besiegelt hatte, und vernichtet ihn. 
Wahrlich „es ist noch NIE gehört,  ... dass jemand von dir sei verlassen worden!“

Sonntag, 21. Mai 2017

Fatima und die Notwendigkeit des Leidens



Zwei der drei Seherkinder von Fatima — Jacinta und Francisco — sind jung gestorben, weil es der Opferseelen bedurfte, um den Plan Unserer Lieben Frau fruchtbar werden zu lassen. Ihr Leben wurde zum Beweis dafür, dass nichts Großes ohne Leiden entsteht. Tatsächlich ist das Leid eine Hilfe für die Seelen, die zu sehr mit sich selbst beschäftigt und nicht bereit sind, sich zu öffnen. Wir sollten das Leid als etwas Normales im Leben des Menschen ansehen und es mutig und tapfer auf uns nehmen. Wir müssen in das Opfer einwilligen, um auf diese Weise dem Mythos Hollywoods vom Happy End entgegenzutreten.

Jacinta und Francisco starben nach dem Plan Unserer Lieben Frau noch im Kindesalter, wie Sie es vorausgesagt hatte. Lucia, die dritte Seherin, lebte dagegen noch viele Jahre. Aus welchem Grund mussten Jacinta und Francisco so früh sterben? Der Grund dafür ist durchaus bekannt, denn sie haben offen darüber gesprochen.


Der Grund ist darin zu sehen, dass die Muttergottes in Fatima die Menschen aufgefordert hat, ihre Leiden aufzuopfern. Es war ein Aufruf, sich als Opferseele mit dem ganzen Geheimnis von Fatima zu verbinden und durch eigenes Leid und Schmerz die übernatürliche Fruchtbarkeit zu bewirken, die Unsere Liebe Frau den Ereignissen von Fatima geben wollte. Genau dies geschah auch mit den beiden Kindern, die unter außerordentlich schwierigen und mühseligen Umständen starben und deshalb viel leiden mussten.
Diese Leiden waren deshalb notwendig, weil alle großen Werke Gottes zur Rettung der Seelen die Teilnahme des Menschen verlangen. Im Allgemeinen geschieht dies mit Hilfe von Menschen, die bereit sind zu kämpfen, zu leiden und zu beten, damit Gottes Werk in Erfüllung gehe.
Das bedeutet, dass Opfer notwendig sind, da sonst nichts Großes verwirklicht werden kann.
Die ganze Bedeutung dieses Grundsatzes wurde in Fatima besonders deutlich hervorgehoben. Unsere Liebe Frau hat direkt in das Geschehen eingegriffen und große Wunder gewirkt, besonders das „Sonnenwunder“. Sie hat dies getan, um die Tatsache zu unterstreichen, dass die Botschaft von Fatima eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Botschaft ist, die es in der Geschichte je gegeben hat.
Bei dieser Gelegenheit und unter den gegebenen Umständen hat Unsere Liebe Frau das Opfer zweier Seelen verlangt, die bereit seien, sich selbst für die Erfüllung des Planes der göttlichen Vorsehung zu opfern. Damit wird deutlich, dass das Apostolat des Leidens wahrhaft unersetzlich ist und es der Kirche ermöglicht, auf die Seelen einzuwirken.
Ein deutscher Maler hat Unseren Herrn einmal als guten Hirten dargestellt, der an die Tür eines einfachen Hauses klopft. Eines Tages meinte jemand: „Sie haben aber da einen Fehler gemacht, denn die Tür hat außen keine Klinke und kann daher nur von innen geöffnet werden.“ Darauf gab der Maler zur Antwort: „Es stimmt, aber das ist kein Fehler. Diese Tür stellt nämlich das menschliche Herz dar. Jesus klopft an, aber der Riegel kann nur von innen geöffnet werden. Es gibt nun aber gewisse Seelen, die nur für sich selbst aufmachen und für sonst niemanden. In diesem Fall kann keiner etwas machen, denn sie sind wirklich verschlossen.“
Auf diese Art von Menschen können nur Gebet und Opfer einwirken. Sie öffnen sich der Gnade und finden zum Leben, wenn sie leiden und das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus mit Liebe tragen. So beginnen sie zu verstehen, dass es normal ist zu leiden. Der Mensch wird in dem Maße groß, in dem er leidet. Die großen Menschen der Geschichte sind die, die aus Liebe zu Gott großes Leid ertragen haben.
Dies meint selbstverständlich nicht nur passives Leiden, wie etwa wenn man einem andern erlaubt, uns zu schlagen. Es schließt auch aktives Leiden ein, indem man zum Beispiel die Initiative zu leiden selbst ergreift. Dies kann geschehen, indem man einer schlechten öffentlichen Meinung entgegentritt oder die Menschenfurcht bekämpft. Kurz gesagt geht es darum, das Leid uneingeschränkt anzunehmen, es furchtlos und tapfer zu ertragen und die Initiative zu ergreifen, sich für ein Ideal einzusetzen. Das bedeutet leiden schlechthin und wir sollten danach streben, dies zu tun.
Hollywoods Mythos vom Happy-End erweist sich als ein großes Hindernis, wenn es darum geht, Leid und Opfer hinzunehmen. Nicht alles geht gut aus wie im Kino.
Nicht alles ist Vergnügen und Erfolg. Wir sollten daher das Leid nicht als ein siebenköpfiges Ungeheuer betrachten, das ungerufen in das menschliche Leben eindringt. Wir sollten im Gegenteil erkennen, dass ein jeder leidet und dass ein Leben ohne Kreuz wertlos ist. Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort geht sogar so weit zu behaupten, dass ein Mensch, der nicht leidet, um ein Kreuz bitten sollte. Wenn Gott einem Menschen nämlich keine Leiden schickt, sollte dieser um sein ewiges Heil besorgt sein.
Dies alles kommt im Opfer der seligen Jacinta und Francisco klar und deutlich zum Ausdruck.
In diesem Sinne sollten wir uns oft an sie wenden, damit sie uns bei Unserer Lieben Frau das wahre Verständnis für das Leid erwirken mögen, das für all die Gläubigen unerlässlich ist, die gern großzügige, engagierte Katholiken werden möchten.


(Dieser Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor Plinio Corrêa de Oliveira, gehalten am 19. Juni 1965. Er wurde frei übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne eine Überarbeitung des Autors.)

Mittwoch, 17. Mai 2017

Maria ist die Hoffnung der Schuldigen

Maria ist die Hoffnung der Schuldigen


Sie erhört uns, nicht weil wir gut sind, 
sondern weil SIE gut ist

Diese Anrufung der Muttergottes als die Hoffnung der Schuldigen, scheint mir analog zu sein zu der Anrufung aus der Muttergotteslitanei „Zuflucht der Sünder“ und für uns eine besondere Bedeutung zu haben.
Denn in der Tat, um der Muttergottes zu vertrauen, ist es nicht notwendig, dass man etwas Gutes getan hat. Es ist falsch folgendermaßen zu denken: ich habe etwas verschuldet, doch hatte ich auch gutes in mir, deshalb wird die Muttergottes schon Mitleid haben und mich von meiner Schuld befreien. So ist das nicht.
Maria ist die Zuflucht und die Hoffnung der Schuldbeladenen, aller Schuldigen, sei die Schuld auch noch so schlimm und elendig. Wenn es in mir auch nichts Taugliches gibt, sie ist immer meine Hoffnung.
Der wichtigste Grund warum Maria uns zur Hilfe kommt, ist nicht weil es in uns etwas Gutes gibt, sondern wegen des Guten was in ihr ist. Deshalb hat sie Mitleid mit uns, weil sie gütig ist und nicht weil sie in uns etwas Gutes gefunden hat. Ihrer Güte wegen entschließt sie sich, uns beizustehen und zu helfen.
Wenn wir also beim Beten uns daran erinnern würden, würden wir auch mehr Mut zum Beten finden. Es ist genau das, was vielen Menschen das Beten verleidet: der Gedanke, dass unsere Gebet nichts wert sind. Die Person denkt: letztendlich, wenn ich ein Blick in mein Inneres werfe, sehe ich was ich bin und werde total entmutigt; es lohnt nicht, dass ich bete.
Das ist nicht wahr. Wenn ich schuldig bin, dann ist Maria für mich der richtige Platz. Sie ist die Hoffnung der Schuldigen.
Das ist in Kürze die Betrachtung für den heutigen Tag.


(Dieser Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor Plinio Corrêa de Oliveira, gehalten am 11. September 1969. Er wurde frei übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne eine Überarbeitung des Autors.)

Samstag, 13. Mai 2017

Vorbereitung für eine große Mission



Am Fest der Muttergottes von Fatima könnten wir folgendes betrachten: Die Erscheinungen der Muttergottes wurden eingeleitet von einigen Engelerscheinungen und vor diesen wiederum gab es einige Lichterscheinungen, die keinem himmlischen Wesen richtig zugeordnet werden konnten. Die zwei Mädchen, Lucia und Jacinta, sahen am Himmel eine Lichtgestalt, die sie nicht deutlich beschreiben konnten. Später nahm das Licht die Gestalt eines Engels an, der ihnen dann sagte, er sei der Engel von Portugal. Durch mehrere Erscheinungen und Gespräche bereitete der Engel so, die Kinder auf die späteren Erscheinungen der Muttergottes vor.
Wie wir sehen, werden die Vorbereitungen für eine große Mission in Etappen durchgeführt. Es waren verschiedene Etappen, in denen die Vorsehung wollte, dass die Gnade auf die Kinder auf pädagogische Weise einwirkte und so ihre Seelen auf den Moment vorbereitete, in dem die Muttergottes zu ihnen sprechen würde. 
Bei dieser Vorbereitung können wir eine Lehre feststellen, die wir beachten sollten. Es handelt sich bei uns keinesfalls um Visionen, Erscheinungen oder Offenbarungen, doch wir, wie jeder Christ, haben eine Mission und diese Mission wird auch für uns allmählich deutlicher, in der Weise wie es in Fatima für die Kinder geschah.
Es kann vorkommen, dass jemand meint seine Berufung gefunden zu haben und in dieser etwas Großes vermutet. Doch er sieht sie zunächst mal nur wie ein leuchtender Fleck am Himmel, der aber im Laufe der Zeit immer deutlichere Konturen annimmt. Irgendwann definiert sich in seinem Geist die deutliche Sicht seiner Mission, seiner Berufung. Es gibt also eine Art Vorbereitung, bei der die Person ein offenes Herz haben muss, in den verschiedenen Etappen der Vorbereitung treu sein muss, damit, wenn der Moment kommt, da die Vorsehung an die Tür klopft und ihr eröffnen will, wie ihre Berufung sein wird und welche Bedeutung sie hat, die Person sie richtig erkennt und versteht.

Es ist ein Prozess der Reife, in dem einem immer wieder das Gleiche oder vielleicht etwas mehr gesagt wird, in dem man in treuer Erwartung Hinweise aufnimmt. Irgendwann kommt dann sie Stunde der Gnade und man sieht und versteht alles besser und deutlicher als vorher. Es ist die Vorgehensweise des Heiligen Geistes in den Seelen: Er bereitet sie Stück für Stück vor, um eine Lehre nach und nach aufzunehmen und ihr endlich zuzustimmen. Das ist echte katholische Bildung.
Es ist die Umwandlung dessen, was man hört in gut verstandenen und geliebten Prinzipien, so dass sie sich in die Seele verankern und das geistliche Leben nähren. Es ist eine etappenweise Bildung: Die Gnade zeigt uns zuerst etwas verschwommenes, dann zeigt sie uns einen Engel und am Ende spricht zu uns die Muttergottes.
So meine ich empfehlen zu können, der Muttergottes an diesem Tag um die Gnade zu bitten, sie möge vor unseren Augen erglänzen lassen alles, was wir schon hätten verstehen und wissen müssen, aber wegen unserer Untreue nicht erfasst haben. Sie möge uns allen diese Gnade schenken und die Ankunft des Tages beschleunigen, an dem sie uns das vollständige Verständnis unserer Berufung offenbaren wird, in Vorbereitung auf die Zeiten, die sie in Fatima vorausgesagt hat.
Vieles muss in unseren Seelen noch geschehen, deshalb bitten wir die Muttergottes, sie möge, nicht durch Visionen oder Offenbarungen, sondern durch die Gnade zu uns deutlich sprechen, wie sie in der Mulde von Iria zu den Hirtenkindern gesprochen hat, damit wir unsere Aufgabe erfüllen, wie die Seherkinder ihre Aufgabe erfüllt haben.
Der kleine Francisco sah die Muttergottes bei den Erscheinungen, hörte aber nicht, was sie sagte. Es scheint, dass die Muttergottes mit ihm, obwohl er ein reiner und rechter Junge war, nicht ganz zufrieden war. Sie ließ ihm sagen, er müsse noch einige Rosenkränze mehr beten. Er fügte sich und unternahm alles, um sich zu bessern, sodass er am Ende ein bewundernswertes Kind wurde und in heldenhafter Gesinnung starb.

Bitten wir Francisco, dass er unser Fürsprecher sei, da wir in uns ähnliches haben wie er es hatte, er möge für uns von der Muttergottes erreichen, was sie für ihn getan hat. Sie sagte ihm, sie werde ihn auch in den Himmel nehmen, er müsse aber noch einige Rosenkränze beten. Bitten wir sie um die Gnade „einige Rosenkränze mehr zu beten“, das heißt, etwas mehr tun, als was wir sollen, damit wir gut vorbereitet sind, wenn uns die großen Prüfungen, die großen Kämpfe und auch der große Ruhm im Himmel bevorstehen.
     

(Dieser Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor Plinio Corrêa de Oliveira, gehalten am 13. Mai 1964. Er wurde frei übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne eine Überarbeitung des Autors.)

Freitag, 12. Mai 2017

Das Verhalten der Menschen zur Fatimabotschaft

Die verschuldete Lauheit mit der die Menschheit die Botschaft von Fatima aufgenommen hat

Heute, der 13. Oktober, ist der Tag der sechsten Erscheinung der Muttergottes in Fatima. Manche Themen sind uns so familiär und liegen uns so nah am Herzen und schon so oft haben wir darüber gesprochen, dass wir über sie eigentlich nicht mehr viel zu sagen haben. Trotzdem wäre es absurd, wenn der 13. Oktober vorüber gehen würde, ohne dass wir unsere Aufmerksamkeit einen Augenblick dem Thema Fatima widmen.
Deshalb werde ich diesmal nicht die Botschaft der Muttergottes kommentieren, sondern eher die Haltung und Einstellung der Welt zu dieser Botschaft.

* Die Muttergottes dokumentiert ihre Botschaft auf zwei Arten:

1. Sie beauftragt total unfähige Hirtenkinder, ihre Botschaft zu verbreiten.
Analysieren wir den konkreten Fall: Die Muttergottes erscheint in Fatima und übermittelt diesen drei Kindern eine Botschaft. Sie dokumentiert deren Echtheit in doppelter Weise.
Zunächst vertraut sie diese Botschaft Hirtenkindern an, die ganz unfähig sind, von sich selbst zu verstehen, was sie ihnen sagt und Dinge wiederholen, die durchaus Sinn machen. Es ist ja leicht zu verstehen, wie Kinder, die in einem entlegensten Bergwinkel Portugals oder in irgendeinen ähnlichen Ort auf der Welt leben, ungebildet sein können.


Es waren dermaßen ungebildete Kinder, die noch nicht einmal wussten, was ein Papst ist. Als sie immer wiederholten, man solle dem Papst dies oder jenes übermitteln, fragte eines von ihnen: „Aber, was ist denn der Papst?“ Sie wussten es nicht, wiederholten aber immer genau und richtig das Wort Papst.
Dann berichteten sie auch wiederholt Sachen im richtigen Zusammenhang — lange und komplexe Botschaften — und widersprachen sich nicht, selbst wenn sie unter Druck gesetzt wurden oder sich den brutalen Fragen in Polizeigewahrsam Rede und Antwort stehen mussten. Sie beharrten immer auf dieselben Antworten und Behauptungen.

2. Sie bewirkte das Sonnenwunder vor der versammelten Menschenmenge.
Auf der anderen Seite wirkte die Muttergottes ein Wunder, dass den dort versammelten Menschen und selbst Menschen, die sich weit entfernt vom Erscheinungsort befanden, zeigte, dass etwas übernatürliches geschehen war. Das war der bekannte Tanz der Sonne, die farbige Lichtstrahlen verbreitete. Dies alles wurde von Menschen bestätigt, die weit von Fatima wohnten und gar nicht wussten, dass dies ein Zusammenhang mit einer Muttergotteserscheinung hatte.

Es gab also Wunder, die die Erscheinung dokumentierten. Doch was mich sehr aufmerksam machte über die Art, wie die Welt diese Ereignisse zur Kenntnis nahm, ist nicht nur ihre Ungläubigkeit gegenüber diesen Geschehnissen, sondern etwas anderes: In den vielen guten Büchern, über Fatima kann ich mich nicht erinnern, folgenden Kommentar gelesen zu haben: Dass die Botschaft an sich, unabhängig von allen außergewöhnlichen und wunderartigen Begleiterscheinungen, nur durch ihren reinen Inhalt alle Gründe besaß, um anzunehmen, sie sei wahrhaftig und echt.
Denn theologisch gesehen, musste ja ungefähr so etwas geschehen. Das heißt, die damalige Welt war mit Gewissheit schon in eine Situation der schweren Sünde verfallen.
Wer nur ein wenig den Katechismus kennt, ein wenig über Sitten Bescheid weiß, der konnte nicht daran zweifeln, dass sich die Welt in einem Zustand der schweren Sünden befand und dass dieser Prozess der Sünde eine so große Dynamik entwickelte, dass man ahnen konnte, wohin er führen würde.
Es war sicher, dass die Sünde sich zu einem Höhepunkt hin bewegte und, die Strafe ebenso einen Höhenpunkt erreichen würde. Es ist also theologisch gesehen, selbst nach elementaren theologischen Überlegungen, schon eindeutig, dass man die Gewissheit bekam: Wenn die Menschheit sich nicht bekehrt, müsse eine Strafe auf sie herabkommen.
Es wäre auch natürlich, dass der Kommunismus diese Strafe sein würde, denn da er ist der letzte Auswuchs der Sünde und die Sünde ruft die Strafe des Sünders hervor. Es wäre ja folgerichtig, dass der Kommunismus die Geißel der Welt sein würde.
Mit ein wenig Geschichtstheologie also, hätte man diese wunderbare Folgerung  sehen können, dass die Botschaft, die diese Kinder wiedergaben, ganz dem entsprach, was ein echter Glaubensmensch, ein Analytiker, mit einigen Grundkenntnissen der Geschehnisse der damaligen Zeit, hätte folgern müssen.
Ich erinnere mich nicht, dieses Argument in irgendeinem Buch gelesen zu haben, obwohl es doch sehr klar und deutlich ist.
Zum besseren Verständnis werde ich mich einer technischen Sprache bedienen: für die Botschaft von Fatima gibt es innerliche und äußerliche Beweise, die ihre Wahrhaftigkeit bescheinigen.

* Die Verbundenheit der innerlichen und äußerlichen Beweise der Botschaft bescheinigen ihre Wahrhaftigkeit

Die äußerlichen Beweise der Botschaft sind Dinge, die nicht direkt die Botschaft betreffen. Zum Beispiel: 1. Obwohl die drei Hirtenkinder ungebildet waren, gab es bei ihren vielen Aussagen keine Widersprüche. 2. Alle drei hielten immer und zu jeder Zeit die Echtheit der Botschaft mit Überzeugung aufrecht; selbst wenn sie mit dem Tod bedroht wurden, um die erhaltene Botschaft zu widerrufen, blieben sie standhaft; 3. Jacinta sagte ihren eigenen Tod voraus, wie er dann auch wirklich eintrat. Das sind alles äußerliche Merkmale der Botschaft, die in ihrem Wortlaut nicht vorkommen, beweisen aber deren Echtheit.
Andere äußerliche Ereignisse bestätigen ebenfalls die Echtheit der Botschaft, wie zum Beispiel das Sonnenwunder und andere Begleitmerkmale.
Das sind die äußerlichen Beweise. Wenn wir nun den Inhalt der Botschaft, ihren Sinn und ihre Bedeutung analysieren, dann haben wir die innerlichen Beweise, das heißt, die Botschaft an sich und nicht all ihre Begleitmerkmale.
Analysieren wir also den Inhalt der Botschaft, müssen wir folgendes in Betracht ziehen: Die Kinder gaben etwas weiter, was sie von der Muttergottes gehört hatten, doch etwas, was ein gläubiger Mensch, mit einer tieferen Sicht der Weltereignisse, ebenfalls denken müsste.
Wer die damalige Lage der Welt kannte und sie mit den Vorgaben des Glaubens analysieren würde, der käme zu der Schlussfolgerung, dass die Ereignisse sich so entwickeln würden, wie sie in der Botschaft beschrieben sind,  wozu aber die Kinder überhaupt nicht fähig waren, sie zu erfinden.
Hier ist also der Punkt: die Kinder gaben eine in sich weise und wahrhaftige Mitteilung weiter, von einer Weisheit und einem Inhaltsreichtum, die bei weitem ihre Fähigkeit übertraf, ihre eigene Umgebung theologisch-kritisch zu betrachten. Das heißt, die Botschaft war in sich, in ihrem Wesen echt und wahrhaftig.
Wer also in der damaligen Zeit die Welt im Lichte meines Buches Revolution und Gegenrevolution betrachtete, würde sehen, dass der Abfall der Menschen zu diesem exakten Punkt hinführen würde, zumindest was den schmerzlichsten Teil der Botschaft betrifft, der Ankündigung der Strafen.
Die Botschaft beinhaltet Strafandrohungen und weist dann auf eine Lösung hin.
Ich sagte also, dass ich mich nicht erinnern kann, dass jemand dieses Argument der innerlichen Wahrhaftigkeit der Botschaft angeführt hätte. Ich möchte gleich noch auf folgende Frage eine Antwort geben: „Was bedeutet das Schweigen der Kommentatoren unter diesem Aspekt?“

* Die Mittel, auf die die Muttergottes hinweist, um den in der Botschaft vorhergesagten Strafen zu entgehen: Buße und Weihe an sie

Bevor ich über die Kommentatoren spreche, möchte ich einen anderen Aspekt der Botschaft beleuchten. Wenn wir die Botschaft auf das Gerüst reduzieren, auf das sie sich aufbaut, besteht sie in: 1. einer theologischen Beschreibung mit den Augen des Glaubens der Sünden der damaligen Zeit; 2. einer Ankündigung einer Strafe; 3. einem Hinweis auf die Mittel, um der Strafe zu entgehen. Dies sind die drei Elemente der Botschaft.
Was die Mittel zur Vermeidung der Strafe betrifft, ist die Botschaft sehr deutlich, und vernünftig für jeden, der Glauben hat, denn das erste, um was die Botschaft bittet, ist Gebet, Opfer und Buße. Das zweite ist die Weihe an die Muttergottes.
Analysieren wir zunächst im Lichte des Glaubens die Mittel, um die Strafe zu verhindern. Wenn jemand seiner Sünden wegen bestraft werden soll, besteht die Abwendung der Strafe zu allererst in der Vermeidung der Sünde. Das ist klar und bedarf keiner weiteren Erklärung.
Wenn also die Welt bestraft werden und noch größere Strafen erleiden soll wegen der in der Fatimabotschaft beschriebenen Sünden, besteht die Abwendung der Strafe in der Aufgabe der Sünden und in der Umkehr. Das ist ebenfalls klar.
Nun die zweite Bedingung: die Weihe der Welt an Maria.
Es ist einleuchtend, dass es für denjenigen, der gesündigt hat und eine Strafe verdient, nicht ausreicht, sich zu ändern, denn er kann die Strafe trotzdem noch bekommen. Es ist etwa so wie ein Schüler, der seinen Lehrer beleidigt hat, der Lehrer aber nicht sofort zur Strafe greift, sondern erst zwei Tage später. Der Schüler kann nicht sagen, dass er sich doch in den letzten Tagen gut betragen hat. Denn der Lehrer wird ihm sagen: „Ich hatte meine Gründe, dich an jenem Tag nicht zu bestrafen, jetzt aber bekommst du die verdiente Strafe nachgezahlt, denn du hast gesündigt.“
Das heißt, eine Änderung kann erreichen, dass die Strafe nicht härter wird. Sie kann auch, durch die Barmherzigkeit Gottes, Gott dazu verleiten, nicht zu bestrafen. Von sich aus bewirkt aber eine Besserung nicht die Aufhebung der Strafe. Dazu ist ein Akt der Barmherzigkeit nötig.
Wer kann aber Barmherzigkeit erfahren, wenn er nicht die Mutter der Barmherzigkeit anfleht, die ausgesprochene Pforte der Barmherzigkeit? Maria ist die eigentliche Pforte der Barmherzigkeit, die Pforte des Himmels. Es ist also höchst theologisch, dass Gott der Welt gesagt hat: hört auf zu sündigen und sucht Zuflucht bei meiner Mutter, dass die Muttergottes der Welt gesagt hat: hört auf zu sündigen und kommt zu mir, ich werde euch die Aufhebung der Strafe erreichen.
Auf welche Weise Zuflucht suchen? „Indem ihr euch mir weiht. Vereint euch mit mir, gebt euch ganz mir und ich werde die Strafe aussetzen.“  Es gibt nichts Vernünftigeres als dies. Die Botschaft hat also alle Voraussetzungen eines großen Katechismus oder selbst eines Traktates der Theologie, dermaßen entspricht sie der Vernunft.
Wir können uns nicht vorstellen, dass sehr ungebildete Kinder mit ihren Fantasien so vernünftige Gedankengänge von sich geben könnten. Das beweist also auch, dass die Botschaft von ihrem Wesen her echt ist.
Was aber meine Aufmerksamkeit anregt, ist vor allem der Teil der Botschaft, der sich auf die Strafe bezieht. So viel ich mich erinnere, hüllen sich die Kommentatoren darüber im Schweigen. Warum? Weil die Menschheit sich schwer tat mit dem Teil der Botschaft über Schuld und Strafe. Die Menschheit empfing die Botschaft von Fatima mit Hochmut. Die Botschaft verlangte jedoch ein Akt der Demut, verlangte von den Menschen damals und heute, dass sie bekennen: „Wir haben gesündigt, wir sind schlecht gewandelt.“
Da also die Botschaft von den Menschen eine Umkehr verlangte und die Herz- und Sittenlosigkeit, in die sie verfallen waren, zu verlassen forderte,  konnte sich die Menschheit mit dieser Botschaft nicht anfreunden. So gab es weltweit eine globale Ablehnung der Fatimabotschaft.

* Die Hierarchie verschloss die Ohren für die Prophezeiungen von Fatima

Diese Ablehnung stellen wir zuallererst in der Kirchenhierarchie fest. Sie hätte diese Botschaft weit und breit predigen sollen.
Wie wirkt sich hier die Strafe aus? Indem wir sehen, wie sich unzählbare Mitglieder der katholischen Hierarchie vor dem Kommunismus passiv verhalten haben; wie eine weitere beträchtliche Anzahl von Geistlichen gar den Vormarsch des Kommunismus begünstigt; und wie sich  ein kleiner aber beachtlicher Teil der Hierarchie aktiv dafür einsetzt, um den Kommunismus hier und da einzuführen. Und das ist schrecklich: Die Hierarchie verschloss die Ohren für die Voraussagen oder die Prophezeiungen von Fatima und das Ergebnis ist, dass sie so tief gefallen ist und selbst Teil der Strafe ist. Die Hierarchie, die zum Heil der Menschen da ist, wird zur Strafe der Völker. Die Sünde der Gleichgültigkeit wird den Menschen zum Verhängnis. Es ist erschütternd!

* Die weltlichen Klassen

Die weltlichen Klassen, die die Menschen besonders zur Sünde führten, waren zwei:
Erstens die Intelligenzija und zweitens das reiche Bürgertum, die Bourgeoisie, durch ihr schlechtes Beispiel im Lebenswandel und im Gebrauch des Geldes, das sie zur Verbreitung der Werke der schlechten Intellektuellen zur Verfügung stellte.
Es war die Verbundenheit dieser zwei Stände: Revolution in den Tendenzen, das reiche Bürgertum; Revolution in den Ideen, die Intelligenzija. Diese beiden Strömungen führten die Welt in die Sünde.
Was geschieht? Das Bürgertum und die Intellektuellen ergeben sich mehr und mehr dem Kommunismus. In großer Zahl verwandelten sie sich selbst in die bevorstehende Strafe, die sie nicht haben sehen wollen.
Das Gedankengut fast aller Intellektuellen, wenn sie nicht Kommunisten sind, favorisiert doch in einer oder anderer Weise den Kommunismus und führt hin zum Kommunismus. Und da haben wir die Klasse der Intellektuellen als die Vollführer der Strafe, die sie selbst nicht haben sehen wollen.
Über das Bürgertum brauche ich gar nicht zu sprechen. Es leidet an der Strafe, indem es selbst das Bein des Stuhles durchsägt, auf dem es sitzt, und Reste des Sessels gegen die schleudert, die es eigentlich retten wollen.
Es ist ein wahrer Greuel. Es sind solche furchtbare Greuel, die schlimmer sind als blind, taub, stumm, behindert oder alles andere zu werden, weil es eine Blindheit, eine Taubheit, eine Behinderung des Geistes ist.
Da haben wir nun diese fürchterliche Situation: Diejenigen, die zum Führen und zum Retten eingesetzt worden sind, führen und retten nicht mehr, sondern führen in die Irre und vernichten ihre eigenen Interessen.

* Der Geist der Botschaft von Fatima wurde mit Lauheit empfangen

Betrachten wir nun die Masse der Menschheit: es ist auch wahr, dass die Masse der Menschen, selbst unter den Gläubigen, die Botschaft von Fatima mit Lauheit empfangen hat. Den Beweis dafür sehen wir an den wenigen Fatima geweihten Kirchen, an den Fatimastatuen und an den Fatimagebetbüchern. Wir stellen eine Ablehnung fest. Warum diese Ablehnung? Hochmut!
Die Menschen wollten nicht einsehen, dass sie gesündigt hatten. Sie klopften nicht an die Brust und wollten nicht einsehen, dass sie gestraft werden konnten. Als die Strafe kam, erkannten sie nicht, dass es eine Strafe war und straften letztlich sich selbst. Sie wurden zu Vollstreckern der eigenen Strafe, ihre eigenen Henker.
Nebenbei möchte ich auch das ganze Kapitel um das dritte Geheimnis, das die Muttergottes den Hirtenkindern geoffenbart hat und 1962 preisgegeben werden sollte. Man sagt es sei verschwunden, so dass ein Papst, selbst wenn er es wollte, könnte er es gar nicht veröffentlichen. Und dabei bleibt es. (Anm. des Übersetzers: das war der Stand der Dinge im Jahr 1970)
Das ist mein Kommentar wie die Welt die Fatimabotschaft empfangen hat.
Jemand könnte einwenden: „Aber die Botschaft von Fatima ist ja nicht nur dies, sondern sie spricht ja auch über die Bekehrung Russlands und auf der anderen Seite, dass Russland seine Irrtümer über die Welt verbreiten wird.“
Das ist einer der schönsten Aspekte der Botschaft: als die Kinder sie weitergaben, war das Zarentum noch nicht gestürzt, das heißt, es handelte sich wirklich um eine Prophezeiung; sie prophezeiten, dass Russland einem Irrtum verfallen und diesen über die ganze Welt verbreiten würde.
Es ist eindeutig, dass es sich nicht um den griechisch-schismatischen Irrtum handelte, einen toten und fossilen Irrtum. Welcher Irrtum könnte es nur sein? Der Irrtum des Kommunismus.

Aus einem Vortrag am 13. Oktober 1970.