Montag, 26. Oktober 2015

Die götliche Vorsehung ermöglicht das scheinbar Unmögliche

„Die wirklich gottbezogenen Handlungen gehen durch das Unwahrscheinliche und sehr oft durch das Unmögliche. Ganz gewiss durch das Unvorhersehbare. Nur diejenigen, die den Mut haben dem Unwahrscheinlichen, dem Unvorhersehbaren und manchmal auch dem Unmöglichen entgegenzutreten, sind würdig den Sieg davonzutragen.
Wenn ihr würdig sein wollt zu siegen – darüber habe ich keinen Zweifel, denn ihr seid ja deswegen hier –, wenn ihr siegen wollt, müsst ihr euren Geist vorbereiten für anscheinende Misserfolge, für den Schein einer sehr langen Dauer, den Schein einer Sache, die keine Lösung findet, denn von einem Moment zum anderen ist die Lösung da und in einer Weise, wie man sie nicht erahnte: die göttliche Vorsehung tritt ein, und alles ist gelöst“.

Plínio Corrêa de Oliveira

aus einem Vortrag an junge Leute

Samstag, 3. Oktober 2015

Philosophisches Selbstbildnis VIII - Schluss

Studien, Analysen und öffentliche Verlautbarungen

   Mein Wirken auf dem Gebiet der Glaubenslehre erstreckte sich auch auf Verlautbarungen zu den drängendsten Fragen der Zeit in Presse, Fernsehen und Rundfunk sowie auf die Übersendung von Studien und Analysen über aktuelle Themen an die Obrigkeit. Manchmal tue ich dies in meinem eigenen Namen, öfters jedoch im Namen des Nationalrats der TFP, deren Vorsitzender zu sein ich die Ehre habe. Hier einige Beispiele dieser Tätigkeit.
   – Im Dezember 1970 habe ich in der Tagespresse ein umfangreiches Manifest mit dem Titel Analyse, Verteidigung und Ersuchen um Dialog veröffentlicht, das im wesentlichen doktrinären Charakter trug. Darin verteidigte ich die TFP gegen die Angriffe des damaligen Primas von Brasilien und Erzbischofs von Salvador, Kardinal Eugenio Sales, und wies gleichzeitig auf seine ideologische Nähe zu dem linksgerichteten emeritierten Erzbischof von Recife, Msgr. Helder Camara, hin.
   – 1972 schickte ich dem damaligen Justizminister Alfredo Buzaid eine Analyse zum Vorentwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches, in der ich auf eine generelle Tendenz zur Auflösung der Familienbande und eine nicht zu rechtfertigende Voreingenommenheit gegenüber dem Eigentümer-Status zugunsten einer kollektivistischen Auffassung der menschlichen Gesellschaft aufmerksam machte.
   – Im April 1974, als die Ostpolitik des Vatikans ihren Höhepunkt erreichte und damit in der antikommunistisch eingestellten katholischen Mehrheit zu erheblichen Gewissenskonflikten führte, sah ich mich durch die Umstände gezwungen, in aller Ehrerbietigkeit ein Dokument zu erstellen, in dem ich, gestützt auf die katholische Glaubenslehre, die Zulässigkeit einer Haltung des Widerstandes gegen die damals vom Vatikan praktizierte Détente gegenüber dem Kommunismus rechtfertige. Dieses Dokument mit dem Titel Die Entspannungspolitik des Vatikans gegenüber den kommunistischen Regierungen – Soll sich die TFP passiv verhalten oder Widerstand leisten? fand weiteste Verbreitung in der in- und ausländischen Presse.(28)

(28) Das Dokument, ein wahres Manifest, wurde in 57 Zeitungen in elf Ländern veröffentlicht: in Brasilien in 36 Zeitungen aus allen Landesteilen; in Argentinien in „La Nación“ aus Buenos Aires und „La Voz del Interior“ aus Cordoba; in Chile in „La Tercera“ aus Santiago, „El Sur“ aus Concepción, „El Diário Austral“ aus Temuco, „La Prensa“ aus Osorno; in Uruguay in „El País“ aus Montevideo; in Bolivien in „El Diário“ aus La Paz; in Ekuador in „El Comercio“ aus Quito; in Kolumbien in „El Tiempo“ und „El Espectador“ aus Bogotá; in Venezuela in „El Universal“, „El Nacional“, „Ultimas Noticias“, „El Mundo“ und „2001“ aus Caracas; in den Vereinigten Staaten in „The National Educator“ aus Fullerton/Kalifornien; in Kanada in „Speak Up“ aus Toronto; in Spanien in „Hoja del Lunes“ und „Fuerza Nueva“ aus Madrid und „Región“ aus Oviedo. Daneben erschien es auch neben dem „Catolicismo“ in den Zeitschriften und Bulletins der verschiedenen TFPs und nahestehender Vereinigungen: „Tradición, Familia e Propiedad“ in Argentinien, „Fiducia“ in Chile, „Cristandad“ in Bolivien, „Reconquista“ in Ekuador, „Cruzada“ in Kolumbien, „Covadonga“ in Venezuela und „Crusade for a Christian Civilization“ in den USA.

   – Im Februar 1990 verfasste ich angesichts des Falls der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs nach den politischen Konvulsionen, zu denen es in mehreren Ländern des kommunistischen Blocks gekommen war, ein Manifest mit dem Titel Kommunismus und Antikommunismus an der Schwelle des letzten Jahrzehnts unseres Jahrtausends, in dem ich die große Unzufriedenheit analysiere, die die betroffenen Länder zersetzte und schließlich zu einer Abspaltung vom Sowjetreich führen musste. Das Manifest wurde von den verschiedenen TFP-Vereinigungen in 21 Zeitungen in Amerika und Europa veröffentlicht.
  
Ein echter Denker muss auch ein Beobachter der greifbaren Wirklichkeit des Tagesgeschehens sein

  

Als Journalist habe ich meine Karriere im „Legionário“ angefangen, der damals noch das Sprachrohr der Marianischen Kongregation der Pfarrei Santa Cecília war und später zum halbamtlichen Organ der Erzdiözese São Paulo wurde. Von meiner Tätigkeit in der Leitung dieser Zeitschrift, deren Direktor ich von 1933 bis 1847 war, habe ich bereits gesprochen.
Zusammen mit dem größten Teil der früheren Mitarbeiter des „Legionário“ begann ich 1951 die  jüngst gegründete Monatsschrift „Catolicismo“ zu schreiben, die auch heute noch mit zunehmender Durchschlagskraft herausgegeben wird. Im Durchschnitt hat „Catolicismo“ eine Auflage von 15.000 Exemplaren aufzuweisen; hinzu kommen aber auch Sonderausgaben in einer Auflagenstärke von zigtausenden Exemplaren.
   In der Zeitschrift „Catolicismo“ habe ich auch den Redaktionsteil Ambiente, Bräuche, Zivilisationen geschaffen und jahrelang betreut; für viele war dies der reiche, originelle Ausdruck einer ganzen Schule intellektuellen Schaffens. Der redaktionelle Teil bestand aus einer vergleichenden Analyse von Aspekten der Gegenwart und der Vergangenheit und beschäftigte sich mit historischen Monumenten, Persönlichkeiten, Kunst und Handwerk, und alles wurde dem Leser mit Hilfe von Abbildungen deutlich gemacht. Diese im Licht der Grundsätze, die ich in Revolution und Gegenrevolution näher erklärt habe, angestellten Analysen sollten zeigen, dass das Alltagsleben sowohl in seinen Höhepunkten als auch in seinen Gemeinplätzen von den höchsten Prinzipien der Philosophie und der Religion durchdrungen werden kann. Und zudem kann sie als geeignetes Mittel der Bejahung oder Verneinung dieser Prinzipien benutzt werden, was zwar auf implizite, aber nichtsdestoweniger insinuierenden und wirkungsvolle Weise geschieht. Deshalb bilden sich die Seelen häufig mehr an lebendigen Prinzipien, die Umwelt, Sitten und Zivilisationen überfluten und durchdringen, als an den manchmal formelhaften, wenn nicht sogar mumifizierten Theorien, die wirklichkeitsfremd in einer einsamen Schreibstube entstanden sind oder in einer staubbedeckten Bibliothek ihre Kraft eingebüßt haben. Daher vertrat Ambiente, Bräuche, Zivilisationen den Standpunkt, dass der wahre Denker normalerweise auch ein Beobachter und Analyst der konkreten, fassbaren Alltagswirklichkeit sein sollte. Und wenn er katholisch ist, hat er außerdem die Pflicht, alles daran zu setzen, diese Wirklichkeit in den Punkten zu verändern, in denen sie der katholischen Lehre entgegensteht.
   Von 1968 bis 1990 habe ich regelmäßige Beiträge für die Tageszeitung „Folha de S.Paulo“ geschrieben, in denen ich mich unter dem Gesichtspunkt der Glaubenslehre mit aktuellen nationalen und internationalen Problemen auseinandersetzte. Mit einer selbstverständlich gewordenen Regelmäßigkeit erscheinen diese meine Beiträge auch in nord- und lateinamerikanischen Zeitungen.
  
Der traditionalistische Charakter einer geistigen Strömung hindert diese nicht daran, die Wirklichkeit zu sehen

   In meinen Büchern und Artikeln habe ich aufs ausführlichste den großen Verschleiß des marxistischen Kommunismus angezeigt und seine Unfähigkeit, die Massen mitzureißen und so die Macht zu erobern, weshalb er sich gezwungen sah, auf die Kniffe des revolutionären psychologischen Krieges zurückzugreifen, um auf diese Weise die Revolution vorwärts zu bringen.
   Die späteren Ereignisse sollten einer erstaunten Welt auf tragische Weise die Richtigkeit meiner Behauptungen über den beeindruckenden Verschleiß des sogenannten orthodoxen Kommunismus bestätigen. Ich hebe diese Tatsache hervor, um zu zeigen, dass der traditionalistische Charakter einer geistigen Strömung diese nicht daran hindert, die Wirklichkeit zu sehen, sondern dass im Gegenteil keine weitblickende Gegenwartsanalyse die Tradition entbehren kann, die sie durchdringt und der Zukunft Form gibt, sei es gegen oder für sie.
   Ich habe absichtlich den Ausdruck geistige Strömung benutzt. Ich glaube nämlich, dass sich das Bild meines Denkens und die Früchte meines Einsatzes für die Glaubenslehre mehr als in meinen Büchern und in meiner Tätigkeit als Hochschullehrer und Journalist in einer Studien- und Aktionsgruppe widerspiegeln, die sich anfangs um den „Legionário“ und dann um den „Catolicismo“ herum gebildet hat. Hätte es sich um eine sozialistische oder kommunistische Gruppe gehandelt, so hätte die Propaganda ihren Namen angesichts der Intelligenz, der Bildung und des Urteilsvermögens, die meine noblen Kameraden auszeichnen, schon in aller Öffentlichkeit ausposaunt. Sie aber zogen es vor, uneigennützig die Folgen der Totschweigekampagne auf sich zu nehmen, die in unseren Tagen angeblicher Pressefreiheit unerbittlich die Stimme all derer, die nicht um Chor der Weltrevolution mitzusingen bereit sind, zu ersticken versucht.
   Ich möchte hier vor allem den Namen derer betonen, die die göttliche Vorsehung bereits zu sich gerufen hat: Wegen seiner brillanten Mitarbeit im „Legionário“ und im „Catolicismo“, den Ingenieur José de Azeredo Santos, der ein energischer Polemiker war; den Hochschulprofessor Fernando Furquim de Almeida, der Verfasser verdienstreicher Geschichtsstudien war; den Rechtsanwalt und ausgezeichneten Publizisten und Redakteur José Carlos Castilho de Andrade, in dessen Hand die Beiträge und Texte des „Catolicismo“ unübertrefflichen Glanz und Korrektheit erreichten. Frucht dieser geistigen Strömung war auch das bereits erwähnte, eindringliche Buch von Fabio Vidigal Xavier da Silveira Frei, der chilenische Kerenski, dem einige politische Beobachter Chiles „prophetischen“ Charakter zugeschrieben haben.
   Aus der in dem erwähnten Studien- und Aktionskreis vereinigten Handvoll Männer ging die Brasilianische Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum hervor. Diese Gesellschaft ist nicht nur ein wertvolles Instrument zur Verbreitung aller hier erwähnten Werke, sondern auch ein öffentlicher Beweis dafür, dass in der Jugend von heute so wesentliche Werte wie Tradition, Familie und Privateigentum in der Lage sind, Enthusiasmus und eine Hingabe ohne Grenzen erwecken.
   In den Kursen, den Heimen und Sitzen, die die TFP in rund 30 Städten verschiedener Bundesstaaten unterhält, setzt sich die große Mehrheit der Besucher aus Jugendlichen zusammen, die sich später in selbstlose, eifrige Mitarbeiter verwandeln. Allein in Brasilien sind es mehr als 1200.
   Die jungen Mitarbeiter der TFP stammen aus Familien aller Gesellschaftsklassen, angefangen von Vertretern des vormaligen kaiserlichen Adels, der alten Landaristokratie der Ersten Republik und der neuen Kapitalisten aus der Welt der Industrien und Banken der Zweiten Republik, über Vertreter aller mittelständischen Gesellschaftsschichten bis hin zu Vertretern aus den Reihen von Arbeiterfamilien.
   Die TFP rechnet auch mit der Mitarbeit von Korrespondenten und Aufklärern, das heißt von Personen, die zwar nicht Mitglieder der Vereinigung sind, sich aber dennoch ohne Einschränkungen zu den Grundsätzen und Methoden der Gesellschaft bekennen und ihre freie Zeit, die ihnen ihre familiären und beruflichen Pflichten lassen, in den Dienst der Verbreitung der TFP, ihrer Lehren und Ideen stellen.
   Dank der selbstlosen, höchst idealistischen Arbeit der TFP-Mitarbeiter und der Korrespondenten im Maße ihrer Möglichkeiten vermochte die Vereinigung eine ganze Reihe von Kampagnen durchzuführen, deren Erwähnung hier durchaus angebracht ist, sind sie doch ein Widerschein des Denkens, dem ich mein ganzes Leben gewidmet habe:
   – 1966 legte die Regierung Castelo Branco ein die Ehescheidung befürwortendes Projekt zur Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches vor. Nachdem sie 50 Tage lang durchschnittlich 400 Unterschriftensammler auf die Straßen geschickt hatte, konnte die TFP insgesamt 1.042.359 Unterschriften gegen den Gesetzesentwurf vorlegen, und die Regierung zog ihr Projekt zurück.
   – 1968 führte die TFP in ganz Brasilien eine Unterschriftensammlung durch, die Paul VI. veranlassen sollte, Schritte gegen die Unterwanderung der katholischen Medien durch die Linke zu unternehmen. Ausgelöst wurde diese Kampagne durch die Veröffentlichung des berüchtigten Comblin-Dokuments, in dem der in Recife von Erzbischof Helder Camara verborgene belgische Priester Joseph Comblin skandalös subversive Reformen predigte. Aus diesem Anlaß haben 1.600.368 Brasilianer in nur 58 Tagen ihre Protestunterschrift gegeben. Angesichts der Probleme, die sich auch in ihren Ländern zeigten, entschlossen sich die TFP-Verinigungen in Argentinien, Chile und Uruguay, eine ähnliche Kampagne durchzuführen, so dass am Ende insgesamt 2.025.201 Unterschriften an Paul VI. geschickt werden konnten.
   – Im Jahr darauf ging es um die Verbreitung einer Sondernummer der Zeitschrift „Catolicismo“, die die sogenannten „prophetischen Gruppen“ und das IDO-C bloßstellte (29), Organismen, die in die Kirche eingedrungen waren, um sie von innen heraus zu zersetzen und sie schließlich zu subversivem Handeln zu veranlassen. Damals zogen 19 Karawanen junger Propagandisten innerhalb von 70 Tagen durch 514 Städte und Gemeinden (in 20 Bundesstaaten) unseres Landes. Insgesamt wurden 165.000 „Catolicismo“-Exemplare verkauft. Im Verlauf dieser Kampagne hat die TFP auf meine Anregung hin von ihren Mitgliedern zum ersten Mal den inzwischen so bekannten roten Umhang mit dem goldenen Löwen tragen lassen. Neben der Standarte prägen seither diese Umhänge nicht nur das Bild der TFP, sondern bei Gelegenheit der Kampagnen auch das Straßenbild der besuchten brasilianischen Städte.

(29) IDO-C ist die Abkürzung für Internationales Informations- und Dokumentations-Zentrum über die Kirche nach dem Konzil. Es ging jedoch weit über das hinaus, was sein scheinbar unschuldiger Name annehmen lässt. Es handelte sich um eine Moloch-Organisation, zu der große Verlage und einflussreiche Zeitungen und Zeitschriften in den wichtigsten Ländern Europas und Nordamerikas und sogar in einigen Ländern hinter dem Eisernen Vorhang gehörten und die auf diese Weise die Propaganda des sogenannten fortschrittlichen Katholizismus in weiten Teilen der Welt kontrollierte. Die genannte Sondernummer wurde damals von der Sociedad Cultural Covadonga (heute: TFP-Covadonga) herausgebracht. (Anm. des Übers.)

   – 1970 erlebten 50 Städte des ganzen Landes die Kampagne der TFP zur Verbreitung des von mir verfassten Artikel-Manifests unter dem Titel Die ganze Wahrheit über die Wahlen in Chile. Die Kampagne hat spürbar dazu beigetragen, den unheilvollen Einfluss zu bekämpfen, den die kommunistische Propaganda aus Anlass der Wahl des Sozialkommunisten Allende zum Präsidenten der Andenrepublik in Brasilien auszuüben gedachte. Diesmal wurden neben dem massiven Verkauf von Frei, der chilenische Kerenski 550.000 Exemplare des Manifests abgesetzt.
   – Im Dezember des selben Jahres sammelte die TFP im Laufe einer in den vier wichtigsten Hauptstädten des Landes durchgeführten öffentlichen Kampagne eine große Menge an Geld, Kleidung, Spielzeug und Nahrungsmitteln für das Weihnachtsfest der Armen. Der Ertrag wurde Wohltätigkeitseinrichtungen zur Verteilung übergeben.
   – Ende 1972 führte die TFP eine landesweite Kampagne zur Verbreitung des mutigen und äußerst opportunen Hirtenbriefs von Bischof Antonio de Castro Mayer über die Cursillos de Cristandad durch. (30) In diesem Schreiben machte der damalige Bischof von Campos die Katholiken auf die gefährlichen Lehrirrtümer, einschließlich die Öffnung gegenüber dem Kommunismus, aufmerksam, die weite Bereiche dieser Bewegung befallen hatten. In vier Monaten durchzogen dreizehn Karawanen von 120 Propagandisten 1328 Städte und Gemeinden quer durch Brasilien und verkauften insgesamt 93.000 Exemplare des Hirtenbriefs.

(30) Anmerkung der Redaktion: Das genannte Dokument wurde also 10 Jahre vor der Trennung dieses Bischofs von der TFP verfasst.

   – 1974 halfen die TFP-Mitglieder und -Mitarbeiter einsatzfreudig dem Blauen Armee Unserer Lieben Frau von Fatima bei der Durchführung der Pilgerfahrt der Statue Unserer Lieben Frau von Fatima, die in New Orleans (USA) auf wunderbare Weise Tränen vergossen hatte. Die Wohltaten die diese Pilgerstatue den Seelen in Brasilien und andernorts erwiesen hat, ist buchstäblich unschätzbar. Auf ihrer Pilgerfahrt durch Südamerika haben ihr über 500.000 Menschen die Ehre erwiesen.
   – 1975 wurde infolge von Verfassungsänderungsentwürfen das Thema Ehescheidung wieder aktuell. Und wieder ging die TFP auf die Straßen, diesmal mit dem Ziel der Verbreitung des von Antonio de Castro Mayer, dem Bischof von Campos, verfassten von Hirtenbriefs Für die Unauflöslichkeit der Ehe. In etwas mehr als einem Monat wurden 100.000 Exemplare des Hirtenbriefs verkauft. Die genannten Verfassungsänderungen zur Einführung der Ehescheidung wurden zurückgenommen.
   – Ab Mai 1977 verbreiteten die brasilianische und die übrigen TFP-Vereinigungen Amerikas in ihren jeweiligen Presseorganen und auf Zehntausenden von Flugblättern eine bedeutende Studie, die von der nordamerikanischen TFP den Kongressmitgliedern, den Beamten des Außenministeriums und einflussreichen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in den USA übergeben worden war. Unter dem Titel Menschenrechte in Lateinamerika – Carters demokratische Utopie  fördert die Ausbreitung des Kommunismus stellte die Untersuchung der nordamerikanischen TFP fest, dass sich die Regierung Carter „das Recht angeeignet hat, dogmatisch und mit absoluter Gültigkeit, als ob sie eine Art unfehlbarer Vatikan wäre, für alle Völker eine große Anzahl strittiger Punkte festzulegen und die Natur der Bürgerrechte zu bestimmen, an die sich alle Völker zu halten hätten“.
   – Ende 1980 kamen mehrere Vertreter der Befreiungstheologie in Taboão da Serra/São Paulo zusammen. Für die Teilnehmer des Treffens veranstalteten die CEBs gesellige Unterhaltungsabende im Theater der Katholischen Universität (TUCA). Der Abend des 28. Februar war dabei eigens der sandinistischen Revolution in Nikaragua gewidmet. Diese Veranstaltung lief schließlich auf einen Aufruf zum Guerillakampf der katholischen Linken Brasiliens und ganz Lateinamerikas hinaus. „Catolicismo“ konnte sich eine (jedem Teilnehmer gestattete) Aufnahme der Veranstaltung verschaffen und veröffentlichte die Reden mit Kommentaren von mir in der Juli-August-Ausgabe 1980. Die Propagandisten-Karawanen der TFP verbreiteten den „Catolicismo“-Bericht im ganzen Land (36.500 Exemplare). Und auch die TFP-Vereinigungen Argentiniens, Kolumbiens, Ekuadors, Uruguays und Spaniens druckten meinen Text über die Sandinistische Nacht ab, so dass der Bericht auf eine Gesamtauflage von 80.500 Exemplaren kam.
   – Auf eine Anfrage von Landbesitzern hin bestätigen die Professoren Silvio Rodrigues von der Rechtsfakultät São Paulo und Orlando Gomes von der Rechtsfakultät Bahia in ihren gut begründeten Gutachten, dass die von der Staatsgewalt im Stich gelassenen Farmer das Recht haben, sich mit der Waffe in der Hand gegen die Aufwieglerbanden zu verteidigen, die in ihre Güter eindringen, um sie illegal zu besetzen. Ab Januar 1986 setzte sich die TFP für eine möglichst weite Verbreitung dieser Gutachten der beiden hervorragenden Juristen ein und sorgte für ihre Veröffentlichung in 87 Tageszeitungen aus 76 Städten in 21 Bundesstaaten.
   – Vom 31. Mai bis Anfang Oktober 1990 sammelten die TFP-Vereinigungen und ihre Repräsentationsbüros im Laufe von 130 Tagen in 26 Ländern (31) auf der ganzen Welt 5.218.020 Unterschriften zur Unterstützung der Unabhängigkeitserklärung Litauens vom Sowjetjoch. Eine elf Mitglieder starke TFP-Delegation übergab die Unterschriften am 4. Dezember 1990 dem Präsidenten von Litauen, Vyautas Landsbergis. Am 6. Dezember ließ sich die bereits nach Moskau weitergereiste Delegation mit der im Winde wehenden Standarte auf dem Roten Platz fotografieren, dabei trugen alle Mitglieder den charakteristischen roten TFP-Umhang. Am darauf folgenden 11. Dezember überreichte die Abordnung im Kreml selbst einen an den Vorsitzenden des Höchsten Sowjet, Michail Gorbatschow gerichteten Brief aller TFP-Vorsitzenden, in dem sie ihn angesichts dieser kategorischen Meinungsäußerung der freien Welt formell baten, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die die volle Freiheit Litauens verhinderten.

(31) Auch die argentinische TFP hat in diesem Zeitraum das ganze Land durchzogen und dabei 36.882 Unterschriften sammeln können. (Anm. des Übers.)

   – Zu den denkwürdigen Kampagnen der TFP gehören auch die Unternehmungen zur Verbreitung meiner eigenen und der übrigen unter der Schirmherrschaft der Vereinigung veröffentlichten Bücher. Unter diesen ist wegen ihrer Originalität die Reihe Gesellschaftsdialoge hervorzuheben. Sie setzt sich aus mehreren Broschüren zusammen, die verschiedene Aspekte aus dem Themenbereich Kommunismus – Antikommunismus im Hinblick auf die Wahrnehmungsebene des Durchschnittsmenschen behandeln, der diese Sachverhalte in Gesprächen zu Hause oder auf der Straße kommentiert. Die Gesellschaftsdialoge stellen dem breiten Publikum, zusammengefasst und auf das Wesentliche beschränkt, eine Reihe von Argumenten zur Verfügung, mit denen er sich gegen die Schliche der sozialistischen und kommunistischen Propaganda schützen kann. Die drei in Brasilien herausgegebenen Broschüren der Reihe tragen die Titel: Nr. 1 – Ist Privateigentum Raub? Nr. 2 – Sollen wir nur für den Staat arbeiten? Nr. 3 – Ist es antisozial für die Kinder zu sparen? In mehreren aufeinanderfolgenden Auflagen wurden in Brasilien von jeder Broschüre 100.000 Exemplare verkauft.
   – Weitere TFP-Unternehmungen: Veröffentlichung von Manifesten in Zeitungen und Zusendung von Untersuchungen an die Behörden mit Hinzuweisen auf die Sozialisierungsaspekte des Mieterschutzgesetzes.; Brief an den Präsidenten Castelo Branco zugunsten eines Pressegesetzes, das die Unterdrückung von Missbrauch mit einer gerechten und angemessenen Freiheit verbinden sollte; Jahresmessen 1. für die Seelen der Opfer, die der Kommunismus seit 1917 durch Terrorakte auf der ganzen Welt uns besonders in Brasilien verursacht hat, und 2. für die Befreiung der von der roten Sekte versklavten Völker; Kampagnen der Studenten der Vereinigung mit dem Ziel, die Jugend an den Hochschulen auf den Ursprung und die linksgerichteten Ziele gewisser Studentenrevolten aufmerksam zu machen; an das Justizministerium gerichtete Information gegen die Abtreibung; methodische Besuche in Krankenhäusern, um den kranken Menschen, vor allem aber den ärmsten und verlassensten unter ihnen, den Trost der christlichen Botschaft und materielle Hilfe zu überbringen; Sammlung von Kleidern und Nahrungsmitteln bei den Wohlhabenden zur Verteilung in den Armenvierteln.
   Wollte ich hier alles anführen, was die TFP zur Verbreitung der Glaubenslehre und im Kampf der Ideologien geleistet hat, käme ich an kein Ende. Ich habe deshalb nur die großen Kampagnen der Vereinigung erwähnt, die ich gegründet habe und deren Nationalrat vorzusitzen ich die Ehre habe. Es ist angebracht, hier von ihnen zu sprechen, denn sie vervollständigen die Darstellung der von mir verteidigten Grundsätze noch besser als mein philosophisches Bild.

Auf dem Gebiet der Ideen gibt es nicht nur das Alte und das Neue, sondern vor allem das Wahre und das Ewige

   Beim Lesen dieses Philosophischen Selbstbildnisses wird vielen von Anfang an ein Einwand gekommen sein: Das ist doch alles anachronistisch und wird in der Welt, in der wir leben, keine Wurzeln schlagen können.
   Die Fakten zeigen in die entgegengesetzte Richtung. Auf dem Gebiet der Ideen gibt es nicht nur das Alte und das Neue, wie es die Evolutionisten wahr haben wollten. Es gibt da vor allem das Wahre, das Gute, das Schöne und das Ewige im unversöhnlichen Widerspruch zum Irrtum, zum Bösen und Hässlichen. Und angesichts des verum, bonum und pulchrum verhalten sich weite Bereiche der modernen Jugend nicht nur nicht unempfindlich, sondern sie haben sich sogar für ihre Ausbreitung entschieden.
   Die Tradition des Ewigen ist nicht der Tod, sondern das Leben. Das Leben von heute und das Leben von morgen. Wie sonst wäre die offensichtliche Tatsache zu erklären, dass die verschiedenen TFP-Vereinigungen einen solchen Widerhall in den jüngsten Bereichen dieses unseres äußerst jungen Kontinents finden.
   Ich will nicht nur ein Verteidiger des Vergangenen sein, sondern – zusammen mit anderen lebendigen Kräften – an der Gegenwart mitarbeiten und die Zukunft vorbereiten. Ich bin sicher, dass die Grundsätze, denen ich mein Leben gewidmet habe, heute aktueller sind als je zuvor, und dass sie den Weg zeigen, den die Welt in den kommenden Jahrhunderten beschreiten wird.
   Die Skeptiker mögen lächeln. Doch das Lächeln der Skeptiker vermochte noch nie den siegreichen Vormarsch derer, die glauben, aufzuhalten.

   „Ubi Ecclesia ibi Christus, ubi Petrus ibi Ecclesia. Deshalb gilt dem Heiligen Vater unsere ganze Liebe, unsere ganze Begeisterung, unsere ganze Hingabe.
   Und mit diesen Gefühlen, die die Seiten des „Catolicismo“ seit seiner Gründung bewegen, haben wir uns auch für die Veröffentlichung der vorliegenden Arbeit entschlossen. In unserem Herzen gibt es nicht den geringsten Zweifel über jede der darin ausgedrückten Thesen. Dennoch unterwerfen wir sie bedingungslos dem Urteil des Stellvertreters Christi und sind bereit, unverzüglich auf jede von ihnen zu verzichten, wenn sie auch nur im Geringsten von der Lehre der Heiligen Kirche, unserer Mutter, Arche des Heils und Pforte des Himmels, entfernt sein sollte.“(32)

(32) Revolution und Gegenrevolution. Plinio Corrêa de Oliveira. Abschluß. Ed. Tradición, Familia y Propriedad, Buenos Aires, 1992.

Diejenigen, die jede Art von Pakt mit der Irrlehre zurückweisen
Wer sind wir?

   Wir sind die, die vor Baal (33) auch nicht ein einziges Knie beugen! Wir, die wir das Gesetz Gottes in Bronze in unsere Seelen geschrieben haben und nicht zulassen, dass die Lehren dieser Welt ihre Irrtümer diesem Bronze aufprägen, das die Erlösung geheiligt hat. (34-1)

   Wer sind wir?
   Diejenigen, die die unbefleckte Reinheit der rechten Lehre als den wertvollsten Schatz betrachten und jeden Pakt mit der Irrlehre, ihren Werken und Einflößungen zurückweisen ... Wir, die wir der unverschämten, auf sich selbst stolzen Gottlosigkeit und dem Laster, das sich aufbläht und die Tugend verspottet, nicht nachgeben. (34-2)
   Wer sind wir?
Diejenigen, die im Sturm, in der scheinbaren Unordnung, in der scheinbaren Trübsal, im scheinbaren Untergang von allem, was für uns der Sieg bedeuten würde, vertraut und nie gezweifelt haben, selbst wenn das Böse für immer gesiegt zu haben schien.
   Wer sind wir?
   Wir sind Söhne des Vertrauens und werden seine Helden sein, die Vorkämpfer dieser Tugend!
   Je mehr die Ereignisse die Stimme der Gnade zu widerlegen scheinen, die uns sagt „ihr werdet siegen“, desto mehr werden wir an den Sieg Marias glauben! (34-3)

(Plinio Corrêa de Oliveira)

(33) Nach dem Alten Testament, Idol des Kanaanäischen Volkes, wurde oft von den Israeliten angebetet, wenn diesen die wahre Verehrung Jehovas aufgaben und sich der Idolatrie hingaben. In dieser Hinsicht bedeutet „die Knie vor Baal beugen“ heute, von der wahren, katholischen, apostolischen und römischen  Religion abfallen und ins neuen Heidentum abzugleiten.

(34) Der erste oben zitierte Abschnitt stammt aus dem „Legionário“ vom 22. Dezember 1946; der zweite aus einem Vortrag, den Prof. Plinio Corrêa de Oliveira für die Mitglieder und Mitarbeiter der TFP am 9. August 1995 gehalten hat; und der dritte aus einem Vortrag vor dem gleichen Publikum am 20. Dezember 1991.


SCHLUSS

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