Sonntag, 22. Juni 2014

Mutter: Liebe, Zärtlichkeit, Güte und Barmherzigkeit


Plinio Corrêa de Oliveira

Die Muttergottes ist der Inbegriff aller Mütter.

Manchmal empfindet ein Kind symbolisch die Güte seiner Mutter in der geordneten Atmosphäre der Familie.

Die herrschende Liebe in dieser Familie schafft die Gelegenheiten für das Herabströmen von Gnaden.

Die ersten Erfahrungen eines Kindes mit dieser gegenseitigen Zuneigung gibt ihm die Möglichkeit, selbst im jüngsten Alter, Vergleiche zu ziehen zwischen dem Leben in und außerhalb der Familie.

Es wird sagen: „Es gibt nichts wie die Familie!“
Es sieht, dass die Güte und Liebe, die es erfährt, es nirgendwo anders gibt.
Die Heilige Familie, Mutter Anna und Zacharias
All diese Hingabe und Zuneigung kann in einem Wort zusammengefasst werden: Familie.

Während man sich unter dem Wort Familie eine Mehrzahl von Personen vorstellt, gibt es ein anderes Wort, das die Quintessenz der Familie ausdrückt: Mutter.

Eine gute Mutter ist der Inbegriff von Liebe und Zärtlichkeit und folglich von Güte und Barmherzigkeit.

Durch den Kontakt mit seiner Mutter beginnt das Kind zu verstehen was unermüdliche Güte, Huld, Beistand und unerschöpfliche Liebe ist.

Es erfährt diese mütterliche Zuneigung dadurch, dass sich die Mutter niemals müde oder gelangweilt zeigt, mit ihrem Kind zu sein.

Für eine wahre Mutter besteht die Freude des Lebens darin, ihr Kind in den Armen zu halten, es herunter zu lassen und ihm nachschauen, wie es hin und her läuft und sich unaufhörlich mit den Fragen ihres Kindes zu beschäftigen.

Das Kind, das in der Welt die Freude wahrnimmt, die eine gute Mutter ihm bereitet, wird auch einmal merken, dass das Leben schwer sein kann.

Dennoch, in dem Maß, in dem es sich an seine Mutter erinnert, erinnert es sich an das Paradies seiner Kindheit.
Mit dieser Erinnerung bewahrt es die Hoffnung auf das himmlische Paradies, wo die heiligste Mutter es empfangen wird.


Auszug eines Vortrages von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira am 14. März 1993. Seine Worte wurden übersetzt und zur Veröffentlichung angepasst ohne seine Revision.

Freitag, 20. Juni 2014

Die Stunde der Barmherzigkeit wird kommen


Das Fest der hl. Margareta Maria Alacoque, das die Weltkirche heute (16. Oktober) feiert, brachte mir ein vergangenes Ereignis in Erinnerung, das nicht so uninteressant ist für die heutigen Tage.
Als die demütige Nonne in Frankreich lebte und ihr das Heiligste Herz Jesu erschien und so milde vertrauliche Botschaften übertrug, herrschte König Ludwig XIV., dem die weltweite Bewunderung den Titel eines Sonnenkönigs verlieh. Dieser Beiname entsprach der Wirklichkeit. Mazarin, der mit ihm eng befreundet war, sagte, dass Ludwig das Talent für fünf Könige hatte. Vom physischen wie vom moralischen Standpunkt aus verkörperte er die klassische Figur der Märchenkönige, die die Phantasie der Kinder begeistern. Seine männliche und majestätische Schönheit hervorgehoben durch perfekte adelige Haltung und Gesten und einer hervorragenden Auswahl der Kleidung, erhob ihn zum höchsten Vorbild des Edelmannes seiner Zeit. Die Eigenschaften der Intelligenz und des Charakters entsprachen dem physischen Aspekt seiner Person. Seine Intelligenz hell, umfassend, methodisch und vorbildlich ausgewogen. Sein Wille hatte eine gebieterischen Kraft, der jedes Hindernis nachgab. Er besaß eine souveräne Selbstbeherrschung, dass er sich keine extremen Äußerungen von Zorn, Freude oder Schmerz erlaubte. Im Gegenteil, alle Ereignisse trafen ihn wie immer gleich gelassen, gleich mächtig und gleich überlegen. Dermaßen hatte sich sein Wesen mit den Pflichten seines Metiers als König abgefunden, dass das Protokoll für ihn seiner Natur entsprach und selbst in seinen niedrigsten Obliegenheiten zeigte sich das hohe Bewusstsein seiner Würde und seiner Pflichten.
*    *    *
Wenn Gott jemanden außerordentliche natürliche Eigenschaften schenkt, welcher Natur auch immer, bürdet er ihm auch schwere Verantwortung auf.
Es wird erzählt, dass Voltaire bei den Jesuiten seine Ausbildung erhielt. Diese waren hoch beeindruckt von der Intelligenz des Jungen, so dass sie meinten, daraus würde einmal ein Heiliger oder ein Teufel werden.
Ludwig XIV. war eine dieser privilegierten Seelen, die Gott zu großen Unternehmungen berufen hat. Solche Berufenen sind deshalb immer in Gefahr, in die tiefsten Abgründe zu fallen, wenn sie von der Berufung abweichen. Wenn Ludwig ein neuer Heiliger wie Ludwig IX. hätte sein wollen, wäre wahrscheinlich die Französische Revolution nicht ausgebrochen, hätten die Folgen der Reformation unheilbaren Schaden erlitten und der Lauf der Geschichte, statt die Abgründe zu durchschreiten, in denen wir uns befinden, wäre in eine ganz andere Richtung gegangen.
Doch Ludwig XIV. wollte kein neuer hl. Ludwig sein. Sinnlich, lustgierig, ehrgeizig und äußerst eitel, opferte er seiner Unzucht und dem, was er meinte sein Ruhm zu sein, Zeit, Mittel und Ruf auf, die Gott ihm für einen ganz anderen Zweck gegeben hatte. Durch sein schlechtes Beispiel stürzte er sein Reich ins Verderbnis, verursachte Kriege, um seine Länder zu vergrößern, spaltete die katholischen Mächte, die gegen die Ausbreitung des Protestantismus zu kämpfen hatten, traf in ein Bündnis mit dem Islam gegen das Heilige Römische Reich. Durch all dies verstieß er gegen die elementarsten Pflichten eines Königs und erhielt den verdiente den Tadel der aller echt katholischen Franzosen seiner Zeit, selbst derer, die ihm treu ergeben waren.
Der Gerechtigkeit Willen muss jedoch hinzugefügt werden, dass das Leben dieses großen Königs Höhen und Tiefen zeigte. Wenn in gewisser Hinsicht er ernsthaft seinen Verpflichtungen gegenüber der Kirche nicht nachgekommen ist, so hat er doch andererseits ihr auch gute Dienste geleistet, unter denen die weise Aufhebung des Edikt von Nantes (...).
Doch Alles in Allem, wahr ist, dass der König nicht seiner Aufgabe nachgekommen ist, zu der er von der göttlichen Vorsehung berufen worden war.
*    *    *
Nun kommt die demütige Nonne aus Paray-le-Monial dazwischen. In einer Offenbarung teilte ihr der göttliche Erlöser mit, sie solle dem König sagen, er solle sich und sein Reich dem Heiligsten Herzen weihen. De Mitteilung wurde in Befehlston gesprochen und ließ deutlich vormerken, dass eine Ablehnung von Seiten des Königs, ihm und Frankreich die strengsten Leiden aufbürden würde.
Es ist eindeutig, dass das Heiligste Herz Jesu nicht nur eine Weihe „pro forma“ wollte, sondern eine echte Weihe, die eine Entsagung aller Sünden und Irrtümer des Monarchen voraussetzte.
Die hl. Margareta Maria schickte dem König die Botschaft über einen Adeligen, mit dem sie in Verbindung stand, der sie ihm überreichte. Doch Ludwig gab ihr keine Achtung, hielt sie für nicht wichtig. So wurde die Weihe nicht vollzogen.
Mit der Ablehnung dieser von der Vorsehung gesandten Gnadenquelle, schlitterte das Reich in die Abgründe der Gottlosigkeit und der Freigeisterei, bis das der Überlauf dieser Übel, die Französische Revolution, den Thron der Bourbonen zu Boden stürzte und über die ganze Welt die diabolische und zündende Fackel des Geistes der Aufruhr verbreitete.
Ludwig XVI im Gefängnis
Man weiß jedoch nicht, ob die Erinnerung an die Mitteilung der hl. Margareta in der Familie der Bourbonen sich erhalten hat oder ob folgende Handlung Ludwig XVI. eine spontane fromme Bewegung war. Es wurde nämlich unter den Papieren, die der König im Gefängnis des Tempels hinterlassen hat, ein Schriftstück gefunden, in dem er Gott versprach, falls er die Revolution lebend überstehen würde, sich und Frankreich feierlich dem Heiligsten Herzen Jesu weihen, und dass er sofort im Gefängnis diese Weihe privat vollziehen würde. So glaubte er hoffen zu können, dass das Heiligste Herz Jesu Frankreich aus den Gräueln der Revolution herausziehen würde.
Der fromme und unglückliche Monarch vollzog also im Gefängnis den Weiheakt, den sein Vorfahre sich geweigert hatte in der Pracht und Herrlichkeit des Schlosses von Versailles durchzuführen. Es scheint aber, dass die Stunde der Barmherzigkeit schon abgelaufen und es schon zu spät war, den Lauf der göttlichen Gerechtigkeit aufzuhalten.
Persönlich wurde Ludwig XVI. mit der Gnade belohnt, auf erbaulicher Weise zu sterben. Einige meinen er sei den Tod eines Märtyrers gestorben. Als er zum Schafott hinaufstieg, erzählt man, wollte der Henker seine Hände mit Stricken fesseln, was er mit aller Entschiedenheit verweigerte, so dass es zu einem kurzen Handgemenge kam. Der König wandte sich dann zu seinem Beichtvater, der ihn begleitete, und fragte, was er davon hielte. Sofort antwortete der Priester: „Wenn Eure Majestät sich fesseln lassen, wird ihr Tod ein weiteres Merkmal der Ähnlichkeit mit dem Tod unseres Erlösers haben“. Ohne zu zögern gab der König den Widerstand auf. Kurz darauf fiel sein Kopf unter der Klinge des Fallbeils. Der Priester, der ihn begleitete, rief aus: „Sohn des hl. Ludwig, steige zum Himmel hinauf“!
*     *    *
Es ist möglich, dass die Stunde die Barmherzigkeit vergangen war. Doch nicht endgültig. In Frankreich gab es von dieser Zeit an zu viele Heilige, dass man sagen könnte, die Stunde der Barmherzigkeit Gottes wäre vorbei. Selbst heute, wenn Frankreich in tiefer Trauer liegt und eine Hälfte der Bevölkerung die andere nicht mehr anerkennt, kann man behaupten, dass es Heilige gibt. Wirkliche Heilige, authentische Heilige, die im Halbdunkel des Landes leben und durch ihre Buße, Gebete und Arbeit das große Frankreich von Morgen vorbereiten, das weder das liberale Frankreich von Gestern sein wird noch das totalitäre Frankreich von Vichy, aber das katholische Frankreich Unseres Herrn Jesus Christus.
Während in Europa die Gesetzgeber eine Reform der Institutionen, das Militär eine Reform der Grenzen, die Banken eine Reform der Wirtschaft ganz nach dem Geschmack der modernen Häresien durchführen, führen im Halbdunkel die Heiligen eine Reform der Seelen durch. Durch eine echte Reform der Seelen werden sie die falschen Reformen der Institutionen und der Wirtschaft zerstören.
Therese Neumann
Keinen anderen Sinn hat das Werk der großen und heiligen Therese Neumann, die die Vorsehung wie eine Blume der Hoffnung und des Trostes in Deutschland gepflanzt hat, das von einem grauen Mantel bedrückender Traurigkeit bedeckt ist. Es sind Seelen wie Therese Neumann, die die großen Siege erreichen über Menschen wie Hitler. Mit Sicherheit ist Therese Neumann nicht die einzige Sühneseele in Deutschland und es fehlen in Frankreich bestimmt nicht ähnliche wie sie...

(Legionário Nr. 423, 20. Oktober 1940 - freie Übersetzung)

Dienstag, 17. Juni 2014

Im Gespräch mit dem Mann auf der Straße


Angesichts des Zusammenbruchs des Kommunismus brachte die brasilianische TFP im August 1990 folgendes Dokument heraus 


Im Gespräch mit dem Mann auf der Straße:

IST DER KOMMUNISMUS TOT?
UND WAS IST MIT DEM ANTIKOMMUNISMUS?


Vorwort


Tagtäglich berichten uns die Medien über die Hindernisse, die Gorbatschow auf seinem Weg von Glasnost und Perestrojka überwinden muss, und dass es ihm trotz aller Schwierigkeiten immer wieder gelingt, sich an der Macht zu halten und anscheinend sein vorgenommenes Programm durchzusetzen.
Die meisten Leser, Hörer und Fernsehzuschauer schenken diesen Meldungen wohl kaum mehr große Aufmerksamkeit und nehmen sie ohne weiteres kommentarlos in sich auf. Das Ergebnis ist, dass man sich allmählich mit der Einstellung abfindet, der internationale Kommunismus stelle nun keine Gefahr mehr dar, denn Gorbatschow halte den roten Bär sicher und fest an kurzer Leine. Dies schafft unterbewusst eine Stimmung der Sorglosigkeit im ganzen Westen und veranlasst unzählige Menschen, dem Pazifismus Gorbatschows leichtsinnig volles Vertrauen zu schenken und instinktiv alles tun um dieses Vertrauen nicht zu verlieren.
Dieser geistige Prozess der Entwaffnung führt über kurz oder lang zur Ansicht, die kommunistische Gefahr sei faktisch vom Antlitz der Erde verschwunden. Folglich habe auch der Antikommunismus seinen Grund zur Existenz verloren.
Indem also die Zahl derjenigen zunimmt, die auf Gorbatschow als den Wächter des Westens ihre sichere Hoffnung setzen, der in der Sowjetunion dafür sorgt, dass eine nukleare Katastrophe nicht ausbricht, wird der Antikommunismus als eine psychologische Einstellung der Wachsamkeit und des Kampfes angesehen, die von den Tatsachen überholt, unnötig und sogar lästig geworden ist. Dass diese optimistische und oberflächliche Auffassung unrealistisch ist, zeigt die hier wiedergegebene Analyse von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira. Die aufgeführten Argumente basieren nicht nur auf der Unbeständigkeit und dem tragischen Aspekt der täglichen Ereignisse, sondern auch und hauptsächlich auf einem weiten Überblick, der die Vorstelllungen von Glasnost und Perestrojka, die Beziehungen dieser Begriffe zu den Zielen der weltweiten kommunistischen Revolution und den allgemeinen historischen Weg berücksichtigt, den der Marxismus seit Lenin mit einmal mehr, einmal weniger überzeugenden Veränderungen, jedoch unerbittlich, eingeschlagen hat.
Mit der Veröffentlichung dieser aktuellen Überlegungen möchten wir auf die Notwendigkeit einer weiterhin beständigen, klugen Wachsamkeit hinweisen. Wir sind der Meinung, dass es angebracht ist, so zu handeln, solange die Ereignisse in der Sowjetunion nicht vom Nebel der Ungewissheit befreit sind und ihre Auswirkungen im Westen nicht mit Gelassenheit, Besonnenheit und Zuversicht bewertet werden können.
Frankfurt am Main, im August 1990 – TFP-Büro Deutschland
*     *     *
Der sogenannte ,,Mann auf der Straße“ ist nicht unbedingt ein ungebildeter Mensch. Im Gegenteil. Der typische Durchschnittsmensch hat die Mittlere Reife oder das Abitur hinter sich und sehr oft sogar die Hochschule absolviert. Er besitzt einen gewissen Grad an kultureller Bildung und hält sich auf dem laufenden durch die Lektüre der Tageszeitung. Das Studieren der wöchentlichen Beilagen von Magazinen und Feuilletons überlässt er den Fachleuten, oder er blättert sie doch in der Freizeit manchmal durch und nimmt auf, was ihm gerade gefällt oder interessieren könnte.
Doch seine Lebenserfahrung im persönlichen Bereich, in Familie, Gesellschaft und Beruf und die Ausübung von Tätigkeiten, die Verantwortung, Sorge und Überlegung verlangen, verleihen ihm eine gewisse geistige Kompetenz, die ihm einen selbstverständlichen Einfluss in seiner Umwelt gewährt. Er ist daher ein wichtiger Bestandteil der öffentlichen Meinung. Sein gesunder Menschenverstand ist so auf natürliche Weise ein Gegengewicht zu dem in vieler Hinsicht wertvollen Einfluss der Intellektuellen, Technokraten und Bürokraten, der im Extrem aber zu einem stubengelehrten, technischen und bürokratischen Totalitarismus führen könnte, dessen Planungen und Lösungen auf unrealistischer, utopischer und bornierter Basis beruhen.
In einer solchen Atmosphäre erstickt die Lebenskraft; die Realität mit ihren feinen Abstufungen entflieht und löst sich auf; die öffentliche Meinung wird überwältigt und beherrscht durch einseitige, sinnlose Ideologien, die sie in ein Chaos von Verwirrungen, Widersprüchen und dramatischen Entwicklungen stürzen, in dem ganze Nationen jahrzehntelang, wenn nicht Jahrhunderte lang schmachten können.

Die Sowjetunion: Eine bekannte Bühne für politische Melodramen
Zum Weiterlesen klicken auf den folgenden Link. Sie können das Dokument im PDF-Format herunterladen.

http://www.pliniocorreadeoliveira.info/DE_1990_GesprachmitdemMann.pdf



Maria an die hl. Brigitta

Die Muttergottes spricht über das Heiligste Herz Jesu
Plinio Corrêa de Oliveira 
Ich möchte hier die Worte der Muttergottes an die hl. Brigitta über das Heiligste Herz Jesu kommentieren.
„Das Herz meines Sohnes ist überaus lieblich wie Honig und gar rein wie die allerreinste Quelle, aus welcher alles, was tugendhaft und gut ist, hervorgeht. Er ist auch der Süßeste. Denn was ist für einen vernünftigen Menschen süßer, als die Liebe meines Sohnes bei der Schöpfung und Erlösung, bei seinen Arbeiten, Lehren, in seiner Freundlichkeit und in seiner Geduld zu betrachten? Seine Liebe ist nicht vorüberfließend wie das Wasser, sondern anhaltend dauerhaft, weil seine Liebe bis auf den letzten Augenblick bei den Menschen bleibt, so dass, wenn der Sünder schon an der Pforte des Verderbens stünde, aber noch von dort, mit dem Willen, sich zu bessern, zu ihm riefe, er demselben entrissen werden würde. Zum Herzen Gottes zu gelangen, sind ferner zwei Wege. Der erste ist die Demut einer wahren Reue, und diese führt den Menschen in das Herz Gottes und in die geistliche Unterredung ein; der zweite Weg ist die Betrachtung des Leidens meines Sohnes, welche die Härte aus dem Herzen des Menschen hinwegzieht, und ihn fröhlich zum Herzen Gottes den Lauf nehmen lässt.“
Diese Botschaft enthält etliche Lehren.
Die erste, die ich hervorheben möchte ist diese: Das Heiligste Herz Jesu enthält alles was tugendhaft und gut ist im Universum; es enthält es nicht nur sondern es entspringt aus ihm, als seine Quelle.
Was bedeutet diese Behauptung? Sie ist so poetisch, dass man zunächst meint, sie hätte keinen definierbaren Sinn. Wir sind nämlich an soviel leere Poesie gewohnt, dass wir davon ausgehen, dass alles was poetisch ist, keinen Sinn hat.
Doch es ist hier drinnen ein sehr tiefer Sinn, und der ist folgender: Wir sollen Unseren Herrn Jesus Christus als Gott-Mensch betrachten; in Ihm den Menschen und Gott unterscheiden. Wenn wir Ihn als Gott wahrnehmen, ist es klar, dass die vorhandenen Schönheiten und die Herrlichkeiten des Universums von Ihm ausgegangen sind, denn Er ist der Schöpfer und alles wurde nach Seinem Bild und Ähnlichkeit, zu Seinem Ruhm erschaffen. So ist alles Gute und Lobenswerte in der Schöpfung unter allen Umständen ein Abbild Gottes, es ist Gott ähnlich.
Wenn wir Unseren Herrn Jesus Christus als Mensch betrachten, wird das Verständnis dieser beschriebenen Tatsache etwas schwieriger, so dass es angebracht ist, es ein wenig ausführlicher zu erklären.
Jesus als Mensch ist wahrhaftig Mensch. Er hat einen menschlichen Körper und eine menschliche Seele. Zugleich ist Er intim verbunden mit der zweiten Person der göttlichen Dreifaltigkeit. Das bedeutet, es gibt in Jesus nur eine Person mit zwei Naturen.
In seiner menschlichen Natur ist Jesus der königliche Herrscher der Schöpfung in dem Sinn, da Er Mensch ist, ist er der vollkommenste Mensch, den es je gegeben hat und geben wird, und das nicht nur im moralischen Sinn, sondern auch als menschlicher Typus, Er ist das Urbild des Menschen.
Dem menschlichen Geschlecht ist es nicht gegeben, eine Person hervorzubringen, die Unserem Herrn gleichen könnte. Er ist der Gipfel des Menschengeschlechts in seinem Verstand, da Er alle möglichen Formen und Stufen des Verstandes besitzt, die der Geist des Menschen besitzen kann. Er Besitzt die vortrefflichsten Eigenschaften, die der menschliche Wille in der Lage ist zu besitzen. Er besitzt alle möglichen Formen und Arten des menschlichen Gefühles. Sei ehrwürdiger Körper besitzt alle Wahrnehmungsfähigkeiten, mit denen ein menschlicher Körper ausgestattet werden kann. Sein Antlitz hat alle Vollkommenheiten, die ein menschliches Antlitz nur haben kann. Sein Blick hat alle Schönheiten, die ein menschlicher Blick nur haben kann. Er ist wahrhaftig der Gipfel der sichtbaren Schöpfung, weil der Mensch der Höhepunkt der Schöpfung ist und Er als vollendeter Mensch über der Menschheit steht. Da Er der wahrhaftige Monarch der Menschheit ist, ist Er der wahre Monarch der Schöpfung. Die ganze Schöpfung spiegelt die Vortrefflichkeiten des Menschen wider, aber vor allem des Menschen schlechthin, Jesus Christus in seiner Menschlichkeit.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis: Wir sagen, zum Beispiel, eine Person hat einen Verstand, der dem Flug eines Adlers gleicht. In Wahrheit ist es aber umgekehrt: Der Flug des Adlers gleicht den Bewegungen des Verstands des Menschen. Das ist kein Wortspiel. Denn wenn eine Ähnlichkeit zwischen etwas Größerem und etwas Kleinerem besteht, ist der Kleinere in der Tat dem Größeren ähnlich und nicht der Größere dem Kleineren.
Nehmen wir, zum Beispiel, die Königin von England und eine Schneiderin, die der Königin sehr ähnlich sieht. Wir werden niemals sagen, die Königin und die Schneiderin sind sich sehr ähnlich, aber schon, die Schneiderin sieht der Königin ähnlich. Das Kleine sieht dem Großen ähnlich und nicht umgekehrt.
Wenn also die ganze Schöpfung Ähnlichkeiten mit den guten Eigenschaften des Menschen aufweist oder auch mit seinen Fehlern – denn auch das hat Gott so eingerichtet –, so ist es auch wahr, dass alles Schöne der Schöpfung Unserem Herrn Jesus Christus ähnlich ist. In Seiner Menschlichkeit konzentrieren sich in einem unvorstellbaren hohen Grad alle Schönheiten der Schöpfung.
Im obigen angeführten Text wird gesagt, dass alles, was tugendhaft und gut ist, aus Ihm hervorgeht. Doch Christus wurde als Mensch geschaffen, als diese Tugenden und Schönheiten schon existierten. Wie können sie also aus Ihm hervorgehen?
Dies hat einen genauen Sinn: Alle minderen Dinge wurden erschaffen, um die Höheren hervorzuheben. Das Höhere ist die Endursache des Niederen. So sagt man, dass die Pflanzen zum Nutzen der Tiere erschaffen wurden und nicht die Tiere zum Nutzen der Pflanzen. Das Tier ist also nicht die Ursache der Pflanze, sondern die Pflanze ist zum Zweck der Nahrung des Tieres erschaffen worden. Die Philosophie nennt das die Endursache.
Unser Herr Jesus Christus ist als Mensch die Endursache der ganzen Schöpfung, das heißt, alles wurde erschaffen zum Dienste und Nutzen dieses vollkommenen Menschen, den Gott erschaffen würde. So geht sozusagen alles von Ihm aus, selbst das, was vor Ihm da war.
Das hilft uns die fast unendliche Weite und Breite der Vollkommenheiten Unseres Herrn zu verstehen. Wenn wir also groß und vollkommen sein wollen, können wir das nur erreichen indem wir Jesus in allem nachahmen. Es gibt keinen anderen Weg. Er hat ja gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“
Das war eine kleine philosophische Betrachtung über die Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu, bzw. seiner heiligsten Menschheit, in hypostatischer Union mit der zweiten Person der göttlichen Dreifaltigkeit. Es war keine gewöhnliche Betrachtung einer Gefühlsfrömmigkeit, die sich damit begnügt, süßliche Gefühle in Bewegung zu setzen und Tränen der Rührung zu vergießen. Unsere Frömmigkeit muss auf Vernunft und Verstand ruhen, um die Tiefen der göttlichen Geheimnisse zu erforschen, zu finden und zu lieben und dann die praktischen Konsequenzen ziehen. Nur das ist gottgefällig.

(Vortrag am 22. Mai 1969)


Dienstag, 10. Juni 2014

Die Homosexuelle Revolution

Wenn die revolutionäre Bewegung zugunsten der Homosexualität so weit kommt, eine ausreichende Zahl an Anhängern zu haben, um wirkliches Gewicht auf die öffentliche Meinung zu erlangen; wenn die Masse jener über ein bestimmtes Maß anwachsen wird, die sich zwar nicht an die Seite der Homosexuellen stellen, aber nicht über die Begünstigung der Homosexualität empören, und aufgrund von liberalen Vorurteilen nicht wollen, daß diese unterdrückt wird, könnten die Promotoren der homosexuellen Revolution versuchen, den Papst Schach Matt zu setzen, indem sie sagen:
„Der Block aus Homosexuellen und Toleranten hat inzwischen in den USA eine Stärke gewonnen: Hätten Sie, Heiliger Vater, den Mut, die Homosexualität zu verurteilen, wohl wissend, daß dieser Block Ihnen nicht folgen und sich daher von der Kirche lösen könnte? Wie viele würden in diesem Fall treu bleiben? Und zudem, Heiliger Vater, wissen Sie, daß es inzwischen organisierte homosexuelle Bewegungen auf der ganzen Welt gibt und daß die Zahl der Toleranten überall wächst. Was wären die Auswirkungen dieses Schismas auf die Katholiken in anderen Ländern?”

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Montag, 9. Juni 2014

Tränen, wunderbare Mahnung!

 
Am 21. Juli 1972 veröffentlichte die „Folha de São Paulo“ ein Foto aus New Orleans, auf der eine Statue Unserer Lieben Frau von Fatima Tränen vergoss. Das dokumentarische Foto erweckte lebhaftes Interesse in der Öffentlichkeit von São Paulo. Deshalb nehme ich an, dass einige Informationen und berechtigte Fragen zu diesem Thema, die sich viele Menschen wahrscheinlich stellen, nützlich sein werden.
Ich kenne keine bessere Quelle für dieses Anliegen als einen Artikel, der den typisch amerikanischen Titel trägt: „Die Tränen benetzten meinen Finger“. Der Autor ist P. Elmo Romagosa. Sein Artikel erschien am 20. Juli 1972 im „Clarion Herald“, einer Wochenzeitung aus New Orleans, die in elf Pfarreien des Staates Louisiana vertrieben wird.
Die Vorgeschichte des Ereignisses ist allgemein bekannt. Im Jahr 1917 erlebten die portugiesischen Hirtenkinder Lucia, Jacinta und Francisco mehrere Erscheinungen Unserer Lieben Frau in Fatima. Die Authentizität dieser Erscheinungen wurde durch verschiedene übernatürliche Zeichen und ein Sonnenwunder bestätigt, das von einer großen Menschenmenge, die zugegen war, erlebt und bezeugt wurde, als die Jungfrau sich offenbarte...
Ohne in Einzelheiten einzugehen, sei hier kurz gesagt, dass Unsere Liebe Frau den Hirtenkindern den Auftrag gab, der Welt mitzuteilen, dass Sie über die Gewissenlosigkeit und Verderbtheit der Menschen sehr betrübt sei. Sollten sich diese nicht bessern, werde eine schreckliche Strafe über die Menschheit kommen, mehrere Nationen würden vernichtet werden. Russland werde überall seine Irrtümer verbreiten. Der Heilige Vater werde viel zu leiden haben.
Die Strafe würde nur dann abgewendet, wenn sich die Menschen bekehren, Russland und die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht würden und am ersten Samstag eines jeden Monats (mindestens fünf aufeinanderfolgende Monate) die Sühnekommunion gehalten würde.
Nun fragt man sich natürlich, ob die Menschen diesen Bitten nachgekommen sind.
Papst Pius XII. hat 1942 die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht. Schwester Lucia behauptet, dass diesem Akt gewisse von Unserer Lieben Frau geforderte Merkmale fehlten. Ich will hier nicht näher auf diese komplexe Frage eingehen, sondern lediglich festhalten, dass es für strittig gehalten wird, ob diese zweite Bitte der Mutter Gottes tatsächlich erfüllt wurde.
Was die erste Bitte, nämlich die Bekehrung der Menschheit angeht, liegt es auf der Hand, dass sie nicht erfüllt worden ist. Deshalb halte ich es für überflüssig, diese Tatsache im einzelnen darzulegen ...
Da Unsere Liebe Frau die Erfüllung Ihrer Bitten als Voraussetzung verlangt hat, um die von ihr angekündigten Strafen von der Menschheit abzuwenden, ergibt sich die logische Folge, dass der rächende und reinigende Zorn Gottes über die Menschheit kommen wird bevor wir die Bekehrung der Menschheit und die Errichtung des Reiches Mariens erleben werden.
Von den drei Seherkindern von Fatima lebt heute nur noch Lucia als Karmelitin in Coimbra. Unter ihrer Anleitung hat ein Künstler zwei Statuen aus Holz geschnitzt, die so gut wie möglich die Gesichtszüge Unserer Lieben Frau bei den Erscheinungen in Fatima wiedergeben sollen. Die beiden Pilgerstatuen sind von Priestern und Laien überallhin auf der Welt gebracht worden. Eine davon hat neulich auch New Orleans erreicht und dort Tränen vergossen.
P. Romagosa, der Verfasser des von mir erwähnten Berichts, hatte über P. Joseph Breault M.A.P., dem die Betreuung der Statue anvertraut war, von dem Tränenereignis erfahren; es widerstrebte ihm jedoch, das Wunder anzuerkennen. Er bat deshalb den anderen Priester, ihm Bescheid zu geben, wenn das Phänomen sich wiederholen würde.
Als nun P. Breault am 17. Juli in den Augen der Statue eine Feuchtigkeit bemerkte, rief er P. Romagosa an. Dieser kam um 21.30 Uhr mit Fotografen und Journalisten. Tatsächlich stellten sie in den Augen der Statue eine gewisse Feuchtigkeit fest und fotografierten das Ereignis. P. Romagosa fuhr schließlich mit dem Finger über die feuchte Oberfläche und fing einen Tropfen der Feuchtigkeit auf, der ebenfalls fotografiert wurde. Nach P. Breault war dies bereits das 13. Mal, dass er Tränen an der Statue sah.
Um 6.15 Uhr des folgenden Morgens rief P. Breault erneut bei P. Romagosa an, um ihm mitzuteilen, dass die Statue seit 4.00 Uhr morgens weine. Kurz darauf war P. Ramagosa zur Stelle und sah „eine große Menge Flüssigkeit in den Augen der Statue und einen großen Tropfen an der Nasenspitze derselben“. Es war dieser zierlich hängende Tropfen, den die von der Presse veröffentlichte Fotografie den Lesern zeigte.
P. Romagosa fügt hinzu, dass er „die Bewegung der Flüssigkeit“ beobachten konnte, „während sie langsam aus dem unteren Augenlid hervortrat“.
Er wollte jedoch alle Zweifel beseitigen. Da er gesehen hatte, dass die Statue eine Krone auf dem Haupt trug, die durch einen Metallstift im Kopf der Statue befestigt war, kam ihm der Gedanke, dass in die Öffnung, in der der Stift steckte, vielleicht eine gewisse Flüssigkeitsmenge eingeführt worden sein könnte, die dann zu den Augen gelaufen wäre.
Als die Tränen aufgehört hatten zu fließen, nahm P. Romagosa die Krone vom Haupt der Statue: Der metallene Stift war vollkommen trocken. Dann führte er in die Öffnung einen Draht ein, der mit einem Spezialpapier umgeben war, das unbedingt jede Flüssigkeit aufgesogen hätte, die sich dort etwa befunden hätte. Das Papier kam jedoch völlig trocken heraus.
Noch nicht zufrieden mit diesem Versuch, schüttete er nun eine gewisse Menge Flüssigkeit in die Öffnung, doch die Augen blieben völlig trocken. P. Romagosa  drehte nun die Statue Kopfüber, und die ganze in die Öffnung geschüttete Flüssigkeit lief normal wieder heraus. Damit war bewiesen, dass von der Öffnung am Kopf, übrigens der einzigen an der Statue, keine Flüssigkeitsführung zu den Augen möglich war.
Da kniete P. Romagosa nieder, denn jetzt glaubte auch er.
*    *    *
Die geheimnisvollen Tränen zeigen uns eine über die heutige Welt weinende Jungfrau von Fatima, wie einst unser Herr Jesus Christus über Jerusalem geweint hat. Es sind Tränen liebevollster Zuneigung, Tränen tiefsten Schmerzes in Voraussicht der kommenden Strafe.
Und sie wird noch über die Menschen des 20. Jahrhunderts hereinbrechen, wenn sie nicht von Gewissenlosigkeit und Verderbtheit Abstand nehmen. Vor allem, wenn sie nicht gegen die Selbstzerstörung der Kirche angehen, gegen diesen Rauch Satans, der nach den Worten Papst Pauls VI. in den heiligen Raum eingedrungen ist.
Noch ist es also Zeit, die Strafe abzuwenden, lieber Leser, liebe Leserin.
Mancher wird nun sagen, dass dies aber keine, zu einem geruhsamen Sonntag passende Betrachtung sei. Aber, ist es nicht vorzuziehen, frage ich meinerseits, heute diesen Artikel über die sanfte Offenbarung der prophetischen Traurigkeit unserer Mutter zu lesen, als die Tage tragischer Bitternis zu  ertragen, die über uns kommen werden, wenn wir uns nicht bessern?
Wenn diese Tage kommen, bin ich sicher, dass es  wenigstens ein besonderes Erbarmen für jene Menschen geben wird, die in ihrem persönlichen Leben die wunderbare Warnung Mariens ernst genommen haben.
Damit meinen Leserinnen und Lesern diese Barmherzigkeit zuteil werden kann, biete ich ihnen diesen Artikel an.


Dieser Artikel von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira wurde am 6. August 1972 in der Tageszeitung „Folha de São Paulo“ veröffentlicht. Im September desselben Jahres wurde er auch in der brasilianischen Zeitschrift „Catolicismo“ Nr. 261, sowie in zahlreichen anderen brasilianischen und ausländischen Zeitungen wiedergegeben.