Dienstag, 31. August 2021

„Du, der Du das Beispiel gekannt hast...“

 
Plinio Corrêa de Oliveira

      In der katholischen Welt gibt es niemanden, der nicht vom berühmten Marienheiligtum von Tschenstochau in Polen gehört hat.

      Aufgrund des kontinuierlichen Zustroms von Pilgern, den die unwirsche Kampagne der Atheisten nicht mindern kann, ist das Heiligtum meist so voll, dass die katholische Bevölkerung überlegt hat, in einem neuen Viertel der Stadt eine Kapelle zu bauen. Natürlich kann eine solche Initiative unter dem kommunistischen Regime nicht ohne Zustimmung der Behörden durchgeführt werden. Und obwohl die Bitte von 90% der Gläubigen unterstützt wurde, wurde sie von der Regierung ignoriert. Der örtliche Pfarrer, der sich auf der Höhe seines geistlichen Dienstes zeigte, improvisierte jedoch in einem Privathaus eine kleine Kapelle und ein Zentrum für den Katechismusunterricht.

      Diese Initiative von eher schüchternem Ausmaß entfesselte die Wut der Polizei, die das Haus durchsuchte und beschlagnahmte. Kurz darauf beschlossen die Behörden, es abzureißen, offensichtlich als Zeichen der Abscheu gegen den religiösen Zweck, für den es eingerichtet worden war.

      Unerschrocken bat der Pfarrer, ihm einen anderen Platz zur Verfügung zu stellen. Wie vorherzusehen war, wurde auch diese Bitte ignoriert. Einige Zeit später schickten die Behörden Traktoren, um das „verdammte“ Haus dem Boden gleich zu machen.

      Was aber war die Überraschung der Abrissverantwortlichen, als sie sahen, dass das ganze Gebäude voller Katholiken war, die mit dem Pfarrer an ihrer Spitze dort beteten. Entweder würde der Abriss mit dem anschließenden Tod aller Anwesenden erfolgen, oder man musste darauf verzichten. Eine nicht durchführbare Lösung war es, auf die Leerung des Gebäudes zu warten, um es dann niederzuwalzen, da die Katholiken Tag und Nacht darin blieben und um die Hilfe der Muttergottes baten.

      Angesichts so viel Glaubens und so viel Standhaftigkeit zogen sich die Traktoren zurück. Aus Angst, die öffentliche Meinung zu empören, wagten die Behörden nicht, das Verbrechen zu begehen.

      Außerdem hielten es die Kommunisten nach erbitterten Diskussionen mit dem Ortsbischof für sinnvoller, dem Pfarrer ein anderes Gebäude für seine Kapelle und sein Katechismuszentrum zu gewähren.

* * *

      Unter den vielen Kirchen – einige scheußliche –, die gegenwärtig gebaut werden, glaube ich, dass es keine so bedeutende gibt wie diese. Denn sie wurde bereits mit einer Episode geboren, die den höchsten Epochen des kirchlichen Lebens würdig war. Kompromissloser Mut bei der Verteidigung der Rechte des guten Volkes Jesu Christi zwang den kommunistischen Drachen seine Klauen einzuziehen.

      Die Tatsache würde sich für alle möglichen Würdigungen eignen, um ihre flammende Pracht zu steigern. Die Grenzen dieses Artikels lassen es nicht zu.

      Ich beschränke mich auf einen kurzen Kommentar, der aber den Vorteil hat, praktisch zu sein.

      Das mutige Verhalten des Pfarrers und seiner bewundernswerten Herde beweist, dass die einzige Politik, die funktioniert, darin besteht, keine Zugeständnisse zu machen. Wäre der Pfarrer der berühmten Maxime „nachgeben, um nicht zu verlieren“ gefolgt, wäre er zum Schweigen gebracht worden und seine Herde zerstreut.

      Er stellte sich dem Gegner, und dort steht nun seine Kapelle und sein katechetisches Zentrum.

      Episoden wie diese, dürfen nicht einfach nur bewundert werden. Es ist notwendig, sie nachzuahmen. Vor allem in einem Land wie unserem, wo das Gesetz die Freiheit der Kirche garantiert.

      Am Tag des Jüngsten Gerichts wird Gott uns fragen, welchen Gebrauch wir in unseren Kämpfen vom guten Beispiel dieses mutigen Pfarrers gemacht haben. Wir, die wir die Freiheit hatten, die ihm fehlte...

      Und die gleiche Frage wird uns die Geschichte im Voraus stellen, warum wir angesichts von Korruption und Gottlosigkeit nicht eine Kühnheit hatten, die mindestens derjenigen dieses Priesters gegenüber der Bedrohung durch kommunistische Traktoren entspricht.

      Dieser Reflexion fehlt weder Traurigkeit noch Bitterkeit. Ich registriere es jedoch hier mit der Absicht, schlummernde Energien zu erwecken und feige Taktiken scharf zu tadeln.

      Wenn ich es nicht täte, würde Gott am Tag des Gerichts mich fragen: Du, der du das edle Beispiel meines erhabenen Priesters kanntest, warum hast du es nicht verbreitet?

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer in “Folha de S. Paulo” vom 20. Januar 1974: “Tu que conheceste o exemplo”.

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

„Du, der du das Beispiel kanntest…“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

Montag, 30. August 2021

„Die Vatikanische Ostpolitik begünstigt Moskau“

 

Plinio Corrêa de Oliveira

      Die Haltung der TFP zur Annäherungspolitik des Vatikans mit den Regierungen kommunistischer Länder weckt viel mehr Solidaritätsbekundungen, als ich es mir vorgestellt hatte. Und das ist völlig erklärbar, da unser Volk sowohl zutiefst katholisch als auch radikal antikommunistisch ist.

      Neben dem vollständig Erklärbaren gibt es jedoch das Paradoxe. Und das besteht darin, dass, wenn uns so viele zustimmen, sehr wenige ihre Stimme in der Öffentlichkeit erheben, um sich uns anzuschließen. Ich gehe nicht auf die Analyse der Ursachen dieses Paradoxons ein. Es existiert, und es muss berücksichtigt werden.

      Das Ergebnis der normalen wie auch der paradoxen Reaktion war, dass ich mich verpflichtet fühlte, immer wieder auf das Thema zurückzukommen. Einerseits, weil mich das Echo, das ich finde, dazu einlädt, andererseits und vor allem, weil fast nur ich spreche. Und so bin ich wieder hier in diesem Widerstand, den ich mit so viel Schmerz in meinem Herzen weiterführen muss.

* * *

      Heute biete ich dem Leser ein Zeugnis von erster Bedeutung zu diesem Thema. Ich bringe Auszüge aus einem Artikel über die Ostpolitik des Vatikans von einem angesehenen deutschen Katholiken. Es ist Dr. Bernhard Vogel, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und Kultusminister des Landes Rheinland-Pfalz (Beliner Morgenpost, 28.4.74). Der Artikel trägt den Titel „Die Ostpolitik des Vatikan begünstigt Moskau“.

      Ich übergebe nun an Dr. Vogel.

      »Die Tatsache ist nicht mehr zu übersehen: Die Ostpolitik des Vatikans ist ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Dem Fachmann wird immer klarer, dass es die Lage der Kirche in den kommunistischen Staaten nicht verbessert, sondern Moskaus Position im Spiel um Europa stärkt.

      Sehr aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang das allgemeine Kommuniqué über Casarolis Besuch in Polen. Darin heißt es, dass die Delegation des Heiligen Stuhls der polnischen Regierung ihre hohe Wertschätzung für ihren „konstruktiven Beitrag zur Normalisierung der Beziehungen in Europa und zum Frieden in der Welt“ zum Ausdruck brachte. Dies ist mehr als ein Gemeinplatz der diplomatischen Sprache. Man darf nicht vergessen, dass dieser Beifall einer Regierung zuteil wurde, deren Vertreter auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Helsinki auf Geheiß des kommunistischen Blocks die Forderung der westlichen Länder nach Meinungsfreiheit und Wahrung der Menschenrechte scharf kritisierten.

      Wenn in diesem Dokument immer noch steht, dass beide Seiten „ihr großes Interesse an der Konsolidierung des Entspannungsprozesses in der Welt“ bekräftigen und den Wunsch äußern, „dass dieser Prozess einen wirklich universellen Charakter annimmt“, bedeutet dies, eine Sprache aufzunehmen, die die spezifischen Inhalte und Ziele der kommunistischen Politik zum Ausdruck bringt.

      Diese Tatsache wird noch deutlicher in dem Teil des Kommuniqués, in dem die polnische Seite die Bemühungen des Heiligen Stuhls als unschätzbar bezeichnet, „die von gutem Willen durchdrungen sind, das friedliche Zusammenleben der Nationen und die Gerechtigkeit in den internationalen Beziehungen zu fördern“. Vergeblich würde man im gesamten Dokument nach so grundlegenden Prinzipien wie Freiheit und Menschenrechten suchen.

      Angesichts solcher Demonstrationen wie im „Fall Mindszenty“, der Ernennung von Bischöfen in der Tschechoslowakei und der aufgekommenen Gerüchte über die Verhandlungen zur Einrichtung einer Nuntiatur in Ost-Berlin kommt die Befürchtung auf, dass der Vatikan noch auf gewisse Lockerungen für die Kirche in den östlichen Staaten wartet, und im Gegenzug die sowjetischen Vorstellungen von der Normalisierung der Beziehungen in Europa akzeptiert und nicht ausreichend moralische und religiöse Positionen betont, auf die man nicht verzichten kann.

      Natürlich ist es nicht unsere Aufgabe, Verhandlungen und Verträge als solche zu verurteilen. Aber es ist notwendig, (...) jeden Anschein zu vermeiden, dass die Kirche sich einem System anpasst, das nach wie vor nur Unfreiheit, Ausbeutung und Unterdrückung kennt und den Kampf gegen die Religion als Uraufgabe sieht.«

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer in “Folha de S. Paulo” vom 9. Juni 1974: “A Ostpolitik do Vaticano favorece Moscou”.

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

„Die Ostpolitik des Vatikans begünstigt Moskau“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

Donnerstag, 26. August 2021

Bewertung der spektakulären Wirkung der konservativ-religiösen Bewegungen



John Horvat II

18. August 2021

Eine der Schwierigkeiten, konservativ zu sein, besteht darin, dass die liberalen Medien gerne den Eindruck erwecken, dass unsere Aktionen in einem Vakuum stattfinden. Je liberaler die Medien, desto eindringlicher wird behauptet, konservatives Handeln sei wirkungslos. Folglich, je konservativer die Organisation, desto weniger ist günstige oder gar positive Berichterstattung vom Mainstream zu erwarten.

Dies galt insbesondere vor dem Aufkommen des Internet, als die Nachrichten von den großen Medien stärker kontrolliert wurden. Wenn wir unsere eigenen Geschichten schreiben, müssen wir uns daher mit der offiziellen Berichterstattung konfrontieren, die uns keine Bedeutung beimisst. Wenn wir auf unserer Rolle bei der Gestaltung der öffentlichen Politik beharren, riskieren wir, anmaßend zu erscheinen und keine offiziellen Beweise aus der Vergangenheit zu haben.

Eine andere Quelle erzählt unsere Geschichte

Das Buch „Moral Majorities across the Americas: Brazil, the United States, and the Creation of the Religious Right (University of North Carolina Press, 2021) ist eine geschichtliche Darstellung, die die Blockade durchbricht. Der liberale Autor Benjamin Cowan erzählt die Geschichte der religiösen Konservativen, die sich über zwei Kontinente ab den 1960er Jahren ausbreitete.

Da er nichts von unserer Perspektive teilt, erzählt er unsere Geschichte für uns. Er befreit uns von einem anmaßenden Versuch, unsere Geschichte selbst zu schreiben. Seine Darstellung enthält Fehler, Missverständnisse und Feindseligkeit gegenüber unserer Sache. Das Buch bestätigt jedoch unser Vorgehen im Laufe der Jahre, indem es die Wirksamkeit desselben dokumentiert. Es hilft uns, zu sehen, dass sich unsere Bemühungen gelohnt haben.

Das politisch und kulturell einflussreichste Phänomen unserer Zeit

Das war natürlich nicht seine Absicht. Ganz im Gegenteil. Seine Absicht ist eher zu warnen als zu informieren. Er spürt, wie stark der religiöse Konservatismus heute ist, und versucht, eine Antwort auf die Frage zu geben: Wie sind wir dazu gekommen?

So präsentiert der Assistenzprofessor für Geschichte an der Universität von California-San Diego eine der spektakulärsten politischen Geschichten des späten zwanzigsten Jahrhunderts. Es ist eine nicht erzählte Geschichte, die, wie der Autor zugibt, von der akademischen Welt ignoriert wird. Dennoch erkennt er die Bedeutung des „Aufbaus des heutigen transnationalen christlichen Konservatismus, der vielleicht das politisch und kulturell einflussreichste Phänomen unserer Zeit geworden ist“.

„Vor einem halben Jahrhundert war vieles von dem, was heute unbestritten als Konservativer Mainstream gilt, die Agenda einer reaktionären und fundamentalistischen Randgruppe“, so der Autor weiter. „Die brasilianischen Konservativen legten in Zusammenarbeit mit ihren Gleichgesinnten im Ausland den Grundstein für die Normalisierung dieser Agenda, durch die Aufnahme von Grundsätzen der heutigen religiösen Rechten.“

Aktionen während des Konzils

Der Autor beschreibt die entscheidende Rolle der Katholiken bei der Entstehung dieser „bedrohlichen“ Bewegung und liefert eine ausführliche Chronik der Aktionen der Gesellschaften zur Verteidigung von Tradition, Familie und Eigentum (TFP) und des brasilianischen TFP-Gründers Prof. Plinio Corrêa de Oliveira.

Er führt das Wiederaufleben der katholischen Konservativen auf den „Coetus“ (Coetus Internationalis Patrum AdÜ) zurück, eine Gruppe, die die TFP als Sammelbecken für konservative Ansichten organisierte, um das Zweite Vatikanische Konzil zu beeinflussen. Diese Bemühungen bildeten die Grundlage für ein Programm, das „Antikommunismus, Moralismus, Anti-Ökumene, Hierarchismus“ und eine „Affinität für das Übernatürliche Angesichts des festgestellten Säkularismus“ umfasste, so Cowan.

Diese antimodernistische Plattform sollte später Unterstützung und „Verbündete innerhalb und außerhalb Brasiliens sowie innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche“ finden.

Die New Right*-Bewegung gründet Netzwerke

Zwei Strategien veränderten den Verlauf der Debatte in den 1980er Jahren. Die erste war die Zusammenführung des wirtschaftlichen Liberalismus mit sozialen, kulturellen und religiösen konservativen Themen. Die zweite war die Bildung breiter Netzwerke von Konservativen, die sich im Kampf gegen den Kommunismus, die Unmoral und den Säkularismus vereinigen konnten, während sie in Fragen der Religion, nicht einer Meinung waren.

Wichtige Akteure in diesem Kampf waren die amerikanischen Aktivisten Paul Weyrich und Morton Blackwell, die die (amerikanische) New Right* Bewegung der Reagan-Ära bildeten. In Brasilien spielte die TFP eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung ähnlicher Netzwerke. Sie alle arbeiten immer noch zusammen, wie es linke Netzwerke schon seit Jahrzehnten tun. Prof. Cowan warnt, dass diese Fähigkeit zur „effektiven Formulierung von Strategien und Botschaften“ Liberale dazu bringen sollte, die Konservative Bewegung in unseren Tagen ernst zu nehmen.

Die detaillierte Auflistung der Namen, Orte und Umstände dieser Vernetzungsbemühungen zeigt, dass diese Aktionen nicht in einem Vakuum stattfanden. Einige Leute nahmen Kenntnis davon und ihre Wirkung und Bedeutung wahrgenommen.

„Spektakularisierter mittelalterlicher Pomp“

So erfreulich diese Anerkennung auch sein mag, eine letzte Bemerkung sollte diejenigen, die sich für unsere Sache einsetzen, ermutigen. Der Autor kritisiert die enorme Anziehungskraft der Botschaft der religiösen Rechten und zeigt sie doch auf.

Er führt diese Anziehungskraft auf unsere Fähigkeit zurück, „die Entmythifizierung oder Entmystifizierung“ der modernen Welt und „die Demontage alter Hierarchien“ anzusprechen. Die Konservativen nehmen „die Trauer über eine Welt ohne Geheimnisse“ wahr.

Natürlich sieht er diese Zustände als etwas Negatives an. Das Leben der Gnade, „Mystik und der alltägliche Sinn des Göttlichen“ sind Konzepte, die nicht in seine säkulare Denkweise passen. Daher neigt er dazu, sie als nostalgische Vorstellungen von einer mittelalterlichen sakralen Vergangenheit abzutun.

Dieser Glaube an eine Welt voller Geheimnisse und Wunder ist jedoch „der Kitt“, der die religiösen Konservativen  zusammenhält, die „eine Rückkehr zu mittelalterlichen kulturellen und religiösen Formen“ anstrebt. Der Autor gesteht also die enorme Anziehungskraft dieser spirituellen Dimension ein. Gleichzeitig macht er sich über die TFP lustig, weil sie in den 1960er Jahren „den mittelalterlichen Pomp spektakularisiert hat und danach durch extravagante Straßendemonstrationen berühmt wurde“.

Alternativen erforschen

Eine solch tiefgreifende Weltanschauung sollte nicht abgelehnt, sondern begrüßt werden. Die verfallende liberale Ordnung ist steril und deprimierend. Ihre Erzählungen, die einst Familien, Gemeinschaften und Nationen einten, haben in unserer postmodernen Einöde keinen Bestand mehr. Säkulare Erklärungen des Lebens berauben es seines Sinns und Zwecks. Die gegenwärtige Unordnung bietet wenig Hoffnung für die Zukunft.

Traditionelle Katholiken müssen sich also nicht für ihre Faszination für Geheimnis und Gnade entschuldigen. Das nachdrückliche Beharren von Prof. Cowan auf der Kraft dieser Konzepte dient dazu, sie als wahr und nicht als falsch zu erweisen. Eine gut strukturierte soziale Ordnung, die auf Rechtsstaatlichkeit, christlicher Nächstenliebe und einem Sinn für Wunder beruht, ist die gültige Alternative zu den trostlosen Fehlschlägen der Postmoderne.

Die Welt dürstet nach dem Göttlichen und sehnt sich nach Legenden und Mythen. Davon sind wir überzeugt. Dennoch ist es hilfreich, wenn andere es von jemandem hören, der unsere Geschichte erzählt — wenn auch aus der Sicht der anderen Seite.

 

Aus dem Englischen mit Hilfe von Google- und Deepl-Übersetzer in
https://www.tfp.org/evaluating-the-spectacular-impact-of-the-religious-right/ vom 18.08.2021
eingesehen am 24.08.2021.

*) Der Autor dieses Artikels sowie der genannte Buchautor analysieren konservativen Tendenzen aus amerikanischer Perspektive, in der die Bezeichnung „New Right“ nicht gleichzusetzen ist mit dem, was man in Deutschland als „Neue Rechte“ bezeichnet. Siehe hierzu: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Rechte und
https://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/284268/was-die-neue-rechte-ist-und-was-nicht

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„Bewertung der spektakulären Wirkung der konservativ-religiösen Bewegungen“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

Samstag, 14. August 2021

Die wunderbare Aufnahme Mariens im Himmel

 



„Die unbefleckte, immerwährend jungfräuliche Gottesmutter Maria ist, nachdem sie ihren irdischen Lebenslauf vollendet hatte, mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden.“

Mit diesen unsterblichen Worten definierte der Heilige Vater Pius XII. das Dogma der Himmelfahrt der Heiligen Jungfrau mit Leib und Seele, das am 1. November 1950 in der dogmatischen Konstitution „Munificentissimus Deus“ feierlich verkündet wurde. Das wichtigste Marienfest dieses Monats ist die Feier dieser herrlichen Himmelfahrt. Zur Erinnerung an dieses große Geschehen, legen wir unseren Lesern folgenden Auszug aus einem Vortrag von  Plinio Corrêa de Oliveira, am 14.08.1965:

* * *

„Das Dogma der Himmelfahrt Unserer Lieben Frau wurde von katholischen Seelen auf der ganzen Welt heiß begehrt, denn es ist eine weitere Bestätigung über die Mutter Gottes, die sie völlig aus der Parallele mit jedem anderen bloßen Geschöpf stellt und den Kult der Hyperdulie rechtfertigt, den die Kirche ihr widmet.

„Unsere Liebe Frau hatte einen sehr sanften Tod, so sanft, dass er von den Autoren mit einem sehr schönen Sprachvermögen, dem „Schlaf der seligen Jungfrau Maria“ (Dormitio Beatae Mariae Virgine) bezeichnet wird, was darauf hinweist, dass sie einen so sanften Tod hatte, so nah an der Auferstehung, dass es zwar den wahren Tod darstellt, aber dennoch eher einem einfachen Schlaf gleicht. Unsere Liebe Frau ist nach dem Tod auferstanden wie Unser Herr Jesus Christus, sie wurde von Gott wieder zum Leben gerufen und in Gegenwart aller am Grabe versammelten Apostel und vieler Gläubigen in den Himmel aufgenommen.“

Die Freude der triumphierenden Kirche (im Himmel), der streitenden Kirche (auf Erden) und der leidenden Kirche (im Fegefeuer)

„Diese Himmelfahrt stellt für die selige Jungfrau eine wahre Verherrlichung in den Augen der Menschen und der ganzen Menschheit bis zum Ende der Welt dar sowie ein Voraussicht der Verherrlichung, die sie im Himmel empfangen sollte.

„Die ganze triumphierende Kirche empfängt sie mit allen Chören der Engel; Unser Herr Jesus Christus heißt sie willkommen; der hl. Joseph beobachtet die Szene; dann wird Sie von der Heiligen Dreifaltigkeit gekrönt. Es ist die Verherrlichung Unserer Lieben Frau in den Augen der ganzen triumphierenden Kirche und in den Augen der gesamten streitenden Kirche. Gewiss hat die leidende Kirche an diesem Tag auch eine Ausgießung außergewöhnlicher Gnaden erhalten. Und es ist nicht verwegen zu denken, dass an diesem Tag fast alle Seelen, die im Fegefeuer waren, von Unserer Lieben Frau freigelassen wurden, so dass auch dort eine enorme Freude herrschte. Wir können uns also vorstellen, wie der Ruhm unserer Königin war.

„Etwas davon wird sich, glaube ich, wiederholen, wenn das Reich Mariens errichtet wird, wenn wir sehen, wie sich die ganze Welt verändert und die Herrlichkeit Unserer Lieben Frau auf der Erde erstrahlt“…

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer in Original veröffentlicht am 14. August 2021 in

https://www.abim.inf.br/a-maravilhosa-assuncao-de-nossa-senhora-2/

 © Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

„Die wunderbare Aufnahme Mariens im Himmel“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

Donnerstag, 12. August 2021

Der unverzichtbare Widerstand

Plinio Corrêa de Oliveira

      Die Leser haben natürlich die Erklärung der TFP zum Widerstandsprogramm gegen die Annäherungspolitik des Heiligen Stuhls zu den kommunistischen Regierungen zur Kenntnis genommen. Bezüglich der Gründe und Art unserer Haltung ist nichts hinzuzufügen. Ebenso scheint mir alles über einen Hauptpunkt der Sache gesagt zu haben, auf den wir äußerst großen Wert legen, nämlich die Beständigkeit unserer ganzen und liebevollen Einigkeit mit dem Heiligen Vater Paul VI. in vollem Maße in der von der katholischen Lehre geforderten Untertänigkeit. Es steht aber noch an, über die Zweckmäßigkeit unserer Haltung etwas zu sagen.

 

Papst Paul VI. und Kardinal Silva Henriquez
von Santiago, Chile
     Ich gehe natürlich nicht davon aus, dass die Stellungnahme der TFP die Ausrichtung der Diplomatie Pauls VI. ändern wird. Die von uns dargelegten Gründe sind dermaßen offensichtlich, dass der Papst und seine unmittelbaren Berater sie nicht schon vor langer Zeit in Erwägung gezogen haben.

      Kommen wir zum taktischen Standpunkt: Es gibt keinen möglichen Vergleich zwischen den Vorteilen, die der Vatikan mit der Unterstützung des Molochs, der kommunistischen Welt, zu nutzen glaubt, und den Unannehmlichkeiten, die sich aus dem Widerstand der geistlichen Kinder ergeben können, die er in der TFP hat, und über fast ganz Amerika und einigen Nationen Europas verbreitet sind, zwar voller Glauben, aber ohne die Macht, die auf der kommunistischen Seite übrig bleibt. Unser eigener Glaube ist ein Faktor, der bei einer rein politischen Bewertung die Reichweite unserer Position im Maßstab der Diplomatie noch schmälert. Denn der Vatikan ist sich sicher, absolut sicher, dass die Heilige Kirche von uns keinen Abfall vom Glauben zu befürchten hat.

      — Was hat dann unsere Haltung für einen Nutzen?

      Die Entspannungspolitik des Vatikans kommt von weitem. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vernimmt man eine allmähliche Änderung der Haltung der Episkopate weltweit gegenüber der roten Gefahr. Von einer distanzierten, wachsamen und nicht selten sogar kämpferischen Haltung wurde diese weitgehend tonlos, schweigsam und irgendwie unbedacht. Es scheint, dass das kommunistische Problem plötzlich nicht mehr existierte. Vor diesem Hintergrund begannen nicht wenige Prälaten mit neuen Nuancen die ruhmreiche und uralte Sehnsucht der Kirche nach einer Veränderung der Lebensbedingungen der armen Schichten auszudrücken. Man muss in dieser Hinsicht nur die Sprache eines heiligen Pius X. mit der Sprache einiger Bischofskonferenzen und gewisser Prälaten vergleichen, um zu messen, wie feinfühlig dieser Wandel war. Die neue Sprache vieler kirchlicher sozialer Forderungen ist nun manchmal so, dass sie, ohne definitiv marxistisch zu sein, vom Vokabular und Stil der Kommunisten inspiriert zu sein scheint. Wie leider bekannt ist, gibt es noch mehr. Bestimmte Prälaten, die brausende und ungestrafte Ausnahmen darstellen, unterstützen die kommunistischen Heerscharen entschieden. Das markanteste Beispiel unter ihnen ist Kardinal Silva Henriquez in Chile. Hinzu kommen dieser immensen Menge an Fakten die geheimen Kontakte des Heiligen Vaters mit roten Staatsoberhäuptern, die diplomatischen Reisen, die Msgr. Casaroli – der Kissinger des Vatikan – ständig in kommunistischen Ländern unternimmt usw. und man fragt sich, welche Auswirkung dies alles hat auf die Wachsamkeit und Kampfbereitschaft vor der kommunistischen Gefahr der Katholiken des Westens (um nur von diesen zu sprechen). Offensichtlich hat die Entspannungspolitik des Vatikans die Wirkung einer psychologischen Demobilisierung der 500 Millionen Katholiken gegenüber der kommunistischen Gefahr.

      Das sind Tatsachen, die absolut unanfechtbar sind.

      Jetzt, genau zu diesem Zeitpunkt, wird die kommunistische Gefahr ernsthafter. Russlands diplomatische und militärische Macht wächst ständig, und die kommunistische Propaganda wird hinterhältiger, umfassender, verführerischer. Die explizit kommunistischen Intellektuellen oder Politiker werden nun in die Folklore und Vorgeschichte des Kommunismus geschoben. Der linke Politiker mit kommunistischer Neigung, der Intellektuelle, der schlecht über den Kommunismus spricht, aber ein vorkommunistisches Klima schafft, das sind die effizientesten und modernsten Agenten der roten Propaganda.

      Kurz gesagt, der Höhepunkt der katholischen Demobilisierung fällt mit dem Höhepunkt des polymorphen Ansturms des Kommunismus zusammen. Das Ergebnis: mittelfristige, wenn nicht kurzfristige Katastrophe.

      Und das Gegenmittel, das Katholiken schützt? — Es kann nur eine spezialisierte antikommunistische Aktion sein, die Katholiken auf der Grundlage der traditionellen Lehre der Kirche entwickeln, die zu ihren Glaubensbrüdern sprechen, um sie zu warnen und zum Kampf gegen die rote Gefahr führen. Jede andere Form von Gegengift ist nutzlos oder kontraproduktiv.

      Dieser Aufgabe hat sich die TFP verschrieben. Eine absolut unentbehrliche Aufgabe, solange die „Ostpolitik“ des Vatikans andauert. Dies ist die Nützlichkeit unseres mühsamen, aber unverzichtbaren – und wie untertänigen – Widerstands.

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google Übersetzer in „Folha de S. Paulo“, 14 April 1974.

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„Der unverzichtbare Widerstand“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

„Das Blut, über das nicht verhandelt werden kann“

 

Plinio Corrêa de Oliveira

      Unsere Öffentlichkeit ist umfassend über die Entspannung der amerikanischen Nationen mit Kuba informiert. Paradoxerweise wird seit einiger Zeit nichts mehr über Irreligion (Atheismus), Despotismus und das Elend, dem das kubanische Volk ausgesetzt ist, berichtet. Außerdem weiß dieselbe Öffentlichkeit nichts von den Leiden, die diese Entspannung den Anti-Kastristen in Kuba oder im Exil zufügt.

      Wird diese Entspannung die Leiden der Kubaner lindern oder verschlimmern? – Wer kann dieser Frage gegenüber unempfindlich sein?

* * *

      Wenn Fidel Castro die aktuelle kubanische Realität bekannt machen wollte, würde es genügen, ein internationales Treffen von Journalisten aller Tendenzen einzuberufen, um ihnen die Ergebnisse seines Regimes und seiner Regierung zu zeigen. Natürlich tut er das nicht. Und das hat sehr gute Gründe.

      Mangels Informationen kommen die zuverlässigsten Zeugnisse über Kuba von den Exilkubanern, die die Verfolgung über die Inseln und entlang der Karibikküste verstreute. In Miami bilden sie eine beträchtliche Ansammlung an Zahl und Einfluss. Außerdem haben sie in anderen nordamerikanischen Städten kleinere Zentren.

      Natürlich machen sie nichts anderes, als all die Mitteilungen zu hören, die von der geliebten Heimatinsel kommen: Nachrichten, die von der Presse auf der ganzen Welt gefiltert werden, Informationen von internationalen Persönlichkeiten, die in Kuba an Land zugelassen wurden, und, bescheidener, Nachrichten von Flüchtlingen, die es schaffen zu fliehen.

      Mehr als jeder andere auf der Welt hätten diese Kubaner ein Interesse an einer Entspannung, die das unglückselige Regime verwässern und ihnen die Rückkehr in ihre Heimat ermöglichen würde. Doch sie – und nur sie weltweit – führen vor allem in Miami, der kubanischen Exilhauptstadt, imposante Proteste gegen die Entspannung durch.

      Was zeigt, welche schlechten Nachrichten sie über Kuba sammeln.

* * *

      Laut Miamis „Diário las Américas“ (19. Februar) – dem großen Organ der Exilkubaner – fand eine „Demonstration von etwa fünfzehntausend Kubanern gegen jede Form der Koexistenz mit Fidel Castro“ statt. Nachdem sie dreißig Wohnblocks hinter sich hatten, erreichten die Demonstranten den Beyfront Park, wo mehr als zehntausend Landsleute auf sie warteten. Neben einem großen Kruzifix sprach P. Ramón O’Farril sie mit einer Predigt an, aus der ich Auszüge hier wiedergebe:

      „In diesem schmerzhaften Marsch sind wir den Hang des Kalvarienbergs hinaufgestiegen, um dich, o Christus Jesus, zu bitten, uns den Starkmut zu geben, damit wir aufrecht bleiben und mit Würde das Land verteidigen, das du uns als unser Vaterland gegeben hast. Gemeinsam mit denen, die jeden Tag fallen, im Kampf für das Reich deiner Liebe, Gerechtigkeit und Freiheit (…) angesichts des Verrats verkünden wir: Gemeinsam werden wir triumphieren, zerstreut werden wir verschwinden. Alle sollen rufen: Lieber tot als rot!“

      Gleichzeitig schickten der Bürgermeister und der Stadtrat von Miami eine Meldung an Nixon, in der sie ihn aufforderten, den Boykott gegen Kuba fortzusetzen.

      Eine Petition mit fünfzigtausend Unterschriften von Kubanern aus Miami wurde an Nixon geschickt, in der gebeten wird, keine Entspannung mit Castro einzuleiten.

      In San Juan de Puerto Rico veranstaltete ein Kongress der 65 kubanischen Organisationen in der Karibik eine Protestkampagne gegen die Wiederaufnahme von Beziehungen zu Castro. An alle Präsidenten und Kanzler der amerikanischen Länder wurden Botschaften geschickt und ein besonderer Appell an Nixon gerichtet.

      Vierzig Mütter junger Menschen, die von Castro erschossen wurden, schickten Telegramme an alle Präsidenten Amerikas und forderten sie auf, keine „Öffnungen“ mit der unglücklichen Insel zu initiieren und nicht zu vergessen „das Blut, das von Tausenden unserer Märtyrer vergossen wurde; über dieses Blut kann nicht verhandelt werden...“...

      Das sind Fakten, die unser Publikum nicht ignorieren darf...

 

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google Übersetzer in „Folha de S. Paulo“, 17 März 1974.

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

„Das Blut, über das nicht verhandelt werden kann“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

Mittwoch, 11. August 2021

Der Stolz, die Freude, der Ruhm...

von Plinio Correa de Oliveira

       „Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe“ (Johannes 10, 11).

       In diesen traurigen Tagen, die durch seine Absetzung aus dem Erzbistum Esztergom gekennzeichnet waren, hat Kardinal Mindszenty erneut bewiesen, dass er ein guter Hirte ist, ein echter und aufrichtiger Vertreter des guten Hirten par excellence. Im Kampf gegen den Kommunismus, der seine Schafe in geistiges und materielles Elend gebracht hat, hat der magyarische Kardinal gerade das letzte Opfer erlitten. Und vielleicht das schmerzhafteste.

      In diesem Jahr (1974) jährt sich seine Inhaftierung durch die Kommunisten zum 25. Mal. Berühmt wurde das Foto, das ihn mit erschrockenem, aber unerschütterlichem Blick auf der Anklagebank zeigt, um seine Pflicht bis zum Ende zu erfüllen. Die ganze Welt sah dieses Foto und schauderte vor Entsetzen und Staunen. Dann kam das schnelle Intermezzo des antikommunistischen Aufstands. Und damit fing für Msgr. Mindszenty die lange Gefangenschaft in der amerikanischen Botschaft an. Gefangenschaft, in der – oh Geheimnis! – er nicht einmal die Bewohner des Gebäudes kontaktieren durfte. Aber als einsame Säule inmitten der Trümmer seiner Heimat, blieb Msgr. Mindszenty aufrecht stehen, setzte in seinem Verhalten die religiöse und nationale Größe des Königreichs des hl. Stephan fort und bereitete durch sein Beispiel die Auferstehung seines Volkes vor.

      Den Kardinal tröstete wenigstens die mutige, feste und anhaltende Unterstützung durch Pius XII. Und wahrscheinlich wusste er, dass er das Ziel der ergreifenden Bewunderung der Christenheit war. Auf einem so festen Fundament hatte die hoch aufragende Säule im Laufe der Jahre die Stürme und die Sonnen unbeschadet überstanden.

      Das von der Vorsehung von ihm verlangte Maß an Leiden schien erfüllt. Seine Aufopferung würde in dieser tragischen Einsamkeit, in dieser universellen Bewunderung enden.

      Aber es war da noch etwas zu geben. Nun, der gute Hirte gibt alles. Es gibt sein eigenes Leben. Unser Herr, „wie er die Seinen liebte, liebte er sie bis ans Ende“ (Joh 13,1).

      Doch es geziemte sich, dass um die große Säule sich die Dämmerung der Bewunderung legte, und ihre eigene Basis den stärksten Schlag erleiden sollte.

      Nach dem Tod Pius’ XII. löschte in weiten katholischen Kreisen die Tendenz zur Zusammenarbeit mit dem Kommunismus die Bewunderung für den großen Kardinal aus. Schließlich wurde er vom Thron des heiligen Petrus gebeten, auf die großartige Isolation im zerstörten Ungarn zu verzichten und die Trivialität eines bequemen Exils zu akzeptieren. Der große Kardinal gehorchte. Nie erwies sich die Stimme Petri machtvoller, als sie den hoch aufragenden Mann in die Knie zwang, den der gemeinsame Druck von Moskau und Washington nicht zu beugen vermochte.

      Paul VI. schenkte ihm als Residenz einen strengen und einsamen Turm in den Vatikanischen Gärten.

      Welche Geheimnisse führten Msgr. Mindszenty allein aus seinem Turm zu entkommen und plötzlich in Wien aufzutauchen? Niemand weiß es. Tatsache ist, dass er sich wieder einmal als einsame Säule in der österreichischen Hauptstadt niederließ und seinen wohlwollenden Schatten über die Grenze der sehr nahen Heimat warf.

      O Stärke, o Größe! Sogar sein Schatten störte die abscheulichen Tyrannen, die Ungarn regierten. Die Säule musste niedergestürzt werden.

      Und dann stürmten die heiligsten Hände der Erde die Säule und warfen sie zerbrochen zu Boden. Msgr. Mindszenty ist schon nicht mehr Erzbischof von Esztergom…

      Das Opfer war vollbracht, der Hirte gab schließlich alles hin.

      Aber, oh wahnsinnige Illusion der Menschen! Wenn der Erzbischof fiel, als er seine Diözese verlor, so wuchs die moralische Figur des guten Hirten, der sein Leben für die Schafe gibt, bis zu den Sternen. Und in dieser großartigen Figur, schöpfen alle antikommunistischen Katholiken der Welt – alle echten Katholiken – Mut, Kraft, unbesiegbare Hoffnung. Und unser Jubel gilt dem großen Opfer: „Tu gloria Jerusalem, tu laetitia, Israel, tu honorificentia populi nostri“ (Jud. 15,10). Du bist der Stolz der Kirche, du die große Freude der Gläubigen, du der große Ruhm derer, die den heiligen Kampf fortsetzen.

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google Übersetzer in „Folha de S. Paulo“, 10 Februar 1974.

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

„Der Stolz, die Freude, der Ruhm...“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

 

Dienstag, 3. August 2021

Pro Maria fiant maxima



                                                 von Plinio Corrêa de Oliveira

      Es ist eine merkwürdige und zugleich erbauliche Tatsache im Leben der Kirche, da diese als Verwahrer der höchsten und komplexesten theologischen Wahrheiten bestellt ist, durchdringen sie die Masse der Gläubigen, die diese Wahrheiten lebt, auch wenn ihr kulturelles Niveau den Zugang zu jeglicher intellektuellen Aktivität höherer Ordnung ihr zu verwehren scheint.

      In allem, was mit der Verehrung Unserer Lieben Frau zusammenhängt, bestätigt sich diese Beobachtung deutlich. In zwei vorherigen Artikeln habe ich kurz und bündig die spirituelle Lehre des Seligen Grignion de Montfort über die wahre Andacht zur Muttergottes dargestellt, und habe versucht, den Lesern die ganze Kraft und Tiefgründigkeit der Argumente zu zeigen, auf die die Heilige Kirche ihre Marienlehre stützt. Wie die Leser sehen konnten, ist die Marienlehre und die Andacht zur Mutter Gottes ständig gewachsen, jedoch nicht in der Art von affektiver und nur literarischer Übertreibungen, die sich übereinander übertrumpfen, sondern sich aufbaut wie ein Turm von festen granitartigen Überlegungen, zu dem jede Generation von Theologen ein paar weitere Stockwerke aufsetzt, die fest auf fleißige Anstrengung gestützt, von der Vernunft entwickelt wurden, um die volle Bandbreite und den Umfang der offenbarten Wahrheiten zu entdecken. Es ist jedoch berührend zu beobachten, wie die Volksfrömmigkeit, die oft die Argumente der heiligen Theologie nicht kennt und sich weitgehend von der Feinheit ihrer eigenen Sensibilität leiten lässt, bis in den tiefen Kern der von der Kirche gelehrten theologischen Wahrheiten hinabsteigt und solche Wahrheiten mit einer Authentizität von Überzeugungen und Gefühlen zu leben weiß, die ohne das Wirken des Heiligen Geistes nicht erklärt werden könnten.

Der Sel. Grignion de Montfort zeigt, dass die großen Wahrheiten der übernatürlichen Mutterschaft Mariens in Bezug auf die Menschen und ihrer allgemeinen Vermittlung durch die Ausdehnung ihres Kultes in allen Regionen der Welt bestätigt werden. Tatsächlich gibt es kein einziges Volk, das behauptet, nicht von Unserer Lieben Frau besonders geliebt zu werden, und das ist völlig richtig, denn es gehört zum mütterlichen Herzen, egal wie zahlreich die Kinder sind, aus bestimmten Gründen jedem eine besondere Liebe zu widmen. Es gibt kein Volk, das nicht mindestens ein großes nationales Heiligtum zu Ehren der Heiligsten Jungfrau Maria errichtet hat, in dem die Königin des Himmels geistliche und zeitliche Gnaden auf die Menschen im Überfluss regnen lässt. Mehr noch, in jeder Region gibt es eine Kirche oder Kapelle, die von den Gläubigen besonders verehrt wird, und in jeder Kirche oder Kapelle gibt es mindestens ein Bild Unserer Lieben Frau. Und diese Regel gilt ausnahmslos für die unterschiedlichsten Nationen der Erde, von Polen bis in den afrikanischen Dschungel und von Brasilien bis China. Was ist der Grund für die absolute Universalität dieser Andacht, die sich zwar streng nach der Lehre der Kirche hält, sich aber durch die einzigartige Spontaneität der Manifestationen auszeichnet, durch die sie sich ausdrückt? Die Kirche befahl nie, das jedes Volk, ein besonders der Muttergottes geweihtes Heiligtum mit dem Sonderrecht eines nationalen Heiligtums zu errichten, noch dass in jeder Kirche die Muttergottes einen eigenen Altar haben sollte. Niemals hat eine kirchliche Autorität daran gedacht, die Gläubigen zu verpflichten, der Muttergottes jede einzelne der Frömmigkeitshandlungen zu erweisen, mit denen Sie verehrt wird. Die Kirche hat sich darauf beschränkt, die Marienwahrheiten zu definieren, und in den meisten Fällen hat sich die spontan begeisterte Frömmigkeit der Masse der Gläubigen so entwickelt, dass behauptet werden kann, dass fast alle Feste Unserer Lieben Frau und fast alle Formen der Frömmigkeit, mit denen sie verehrt wird, in der Masse der Gläubigen spontan oder durch Privatoffenbarungen geboren und später von der Kirche sanktioniert wurden. Warum das alles? Weil die Volksfrömmigkeit lebendig und tief spürt, dass die Muttergottes in Wirklichkeit die Mutter aller Menschen ist, insbesondere derer, die in der Herde der Kirche Gottes leben. Und sie fühlt auch, dass die Vermittlung Unserer Lieben Frau die sichere, direkte und rechte Tür ist, um Zugang zum Thron des Schöpfers zu haben.

* * *


Die alte Basilika von Aparecida

      Bei diesen Überlegungen erinnere ich mich unüberwindlich an Aparecida do Norte und an die tiefen Eindrücke, die ich gesammelt habe, wenn immer ich dorthin gehe, um zu Füßen der Muttergottes zu beten.

      Wo in ganz Brasilien gibt es ein Ort, auf den sich mit so unbesiegbarer Beständigkeit die Augen aller Brasilianer richten? Welches Wort hat unter uns die Gabe, Herzen leichter zu öffnen? Welche Anrufung spricht uns glühender als Aparecida an, von der ganzen brasilianischen Sensibilität, die in ihrem Verlauf berichtigt und in ihren übernatürlichen Zwecken veredelt wird? Kann, wer von Nossa Senhora Aparecida hört, sich nicht an die brennenden Bitten von Müttern erinnern, die für ihre kranken Kinder beten, von Familien, die in der Hilflosigkeit und dem Elend um verlorenes Wohlbefinden weinen und sich zum Thron der Königin der Güte wenden, von durch Untreue zerbrochenen Familien, von Herzen, die wegen Verlassenheit und Missverständnissen zerfressenen sind, von Seelen, die durch das Reich des Irrtums wandern, auf der Suche nach dem Halbglanz der Wahrheit, von Geistern, die auf den Pfaden des Lasters umherirren, die unter Tränen den Weg suchen, von toten Seelen nach dem Leben der Gnade, und in der Dunkelheit ihrer Hilflosigkeit die Quellen eines neuen Lebens finden wollen? Wo kann man die brennende Hitze durchdringender Flehen und die herrliche Freude triumphierender Danksagung am lebhaftesten spüren? Wo kann man genauer auf das brasilianische Herz hören, das weint, leidet, bettelt, durch Gebet gewinnt, sich freut und dankt, als in Aparecida? Und vor allem, wo ist Gottes Handeln in der ständigen Gnadenverteilung sichtbarer als in dem glücklichen Dorf, das die Vorsehung zum Lehen der Himmelskönigin machte?

      Nichts in der Umgebung von Aparecida beeindruckt die Fantasie aufgrund der Erhabenheit der architektonischen Linien oder des Reichtums der Verarbeitung. Aber die Luft ist so gesättigt von der Ausstrahlung des Gebets und dem Tau der Gnade, dass jeder genau spüren kann, dass Aparecida von der Vorsehung zur geistlichen Hauptstadt des Landes erklärt wurde.

* * *

       Dieser Hauptstadt fehlt jedoch vieles. Und diejenigen, die nach Aparecida gehen, fühlen unbedingt, dass eine große kollektive Sehnsucht über dem Ort schwebt, ein großes anonymes Streben nach einem Werk des Aufbaus und des Glaubens, das in der Ordnung der natürlichen und sensiblen Realitäten alle übernatürlichen und unsensiblen Realitäten ausdrückt und übersetzt von denen die Umgebung gesättigt ist.

       Die Mutterschaft Marias und die Allmacht Ihrer universellen Vermittlung müssen in Marmor und Bronze verkündet werden, nachdem sie in ganz Brasilien mit Tränen, Gebeten und Lächeln der Dankbarkeit verkündet wurden.

       Die künftige Basilika muss wie jene Bronzedokumente der Antike sein, in die bereits im Gedächtnis der Völker verewigte Tatsachen, Gesetze oder Namen für die Nachwelt eingraviert wurden. Affektive Weihe reicht nicht aus: Sie hat in ihrem Wesen eine Kraft, die sie dazu führt, sich in Denkmälern der Kunst und des Glaubens zu veräußern.

* * *

Es ist daher nicht schwer, die ungeheure Begeisterung der Bevölkerung zu beurteilen, die die von uns übermittelte Nachricht aus erster Hand erwecken wird, dass unser Hochwürdige Erzbischof, eine Kommission von Technikern eingesetzt hat, um die Pläne für die künftige Basilika zu studieren, was nur der Auftakt eines gigantischen Plans vorahnen lässt, den er in seinem Herzen hegt und nach dem Aparecida das imposanteste religiöse Zentrum der beiden Amerikas werden soll.

      Mit einer extrem breiten Palette von Konzepten wird Seine Exzellenz einen monumentalen Plan auf den Weg bringen, der durch die Majestät der Idee und den großen praktischen Geist, der bei der Festlegung der Details beeindruckend ist. Und im Dienste dieses Plans, der zu einem wahren Kreuzzug der Gebete und Großzügigkeit in ganz Brasilien aufruft, möchte der Erzbischof von São Paulo die sensibelsten Saiten des brasilianischen Herzens ansprechen.

      Die einfache Beschreibung der in zig Jahren durchzuführenden Arbeiten bedarf keines Kommentars. Ohne die jetzige Kirche zu berühren, die als Mutterkirche intakt bleiben wird, muss eine weitere Basilika gebaut werden, eine Reihe von sich ergänzenden Gebäuden wird eine Krone geistlicher Stützpfeiler bilden. Erstens, die Residenz der Priester, die für die Pfarrei verantwortlich sind. Dann ein besonderes Gebäude für die Versammlungen der Hochwürdigsten Bischöfe der Kirchenprovinz. Daneben eines für den frommen Rückzug der Mitglieder des Episkopats, die, entkräftet durch die Last der Jahre und Verdienste, eine gerechte Ruhe anstreben, die der Vorbereitung auf die ewige Ruhe im kommenden Leben förderlich ist. Schließlich werden ein großes Exerzitienhaus für Laien und eine Feuerschale mit unaufhörlichen Gebeten, bestehend aus einem Karmel und einem Sakramentensaal, das imposante Dock von Gebäuden, die das Lehen der Muttergottes bilden werden, glücklich vervollständigen. Seine Exzellenz erwägt auch den Bau des monumentalen Kalvarienbergs, ähnlich dem von Lourdes. Gebete, Werke, Versammlungen, Buße, all dies wird unter den Augen der Muttergottes geschehen, umso leichter die wohlwollenden Gnaden Gottes zu erlangen.

* * *

      Ich muss kein einziges Wort hinzufügen, um Begeisterung zu entfachen und Engagement zu mobilisieren. Von meinem Schreibtisch aus sehe ich die erstaunten Gesichter, die beim Lesen dieser sensationellen Offenbarung aufleuchten werden.

      Aber wenigstens ein Wort zu den ängstlichen Geistern, die von der Größe der Bemühungen leichter beeindruckt sind als von der Größe des Werkes.

      Schon der Umfang des vorgelegten Plans sollte darauf hindeuten, dass der Hochwürdige Erzbischof, der den Bau eines Denkmals dieser Größenordnung aufgreift, ein schönes Zeichen der Uneigennützigkeit setzt.

      Tatsächlich kann Seine Exzellenz nicht den Plan haben, die Ausführung eines so grandiosen Werkes schnell mit einem Zauberstab zu beenden. Die Würdenträger der Kirche, die Jahrhunderte vor sich haben, kann das Fieber der sofortigen Einweihungen nicht quälen, die kurzlebige Verwaltungszeiten kennzeichnen müssen. Die größten religiösen Denkmäler der Welt waren das Werk von vorhergehenden Generationen und Generationen. Keines von ihnen wurde gepflanzt, um die Freude zu genießen, die Früchte noch in dieser Welt zu ernten. Die Früchte werden im Himmel geerntet, von allen Säern des guten Samens. Wesentlich ist, dass die auf Erden ausgeführten Werke nicht das Zeichen der Unsicherheit und Knappheit von ausschließlich für Menschen geschaffenen Dingen tragen, wenn sie der Anbetung Gottes dienen.

      Dieses Denkmal wird gebaut, Deo volente, mit der festen und ruhigen Überzeugung, dass dies kein großes Werk ist, das aufgrund der Knappheit von Ressourcen und Zeit auf magere Weise ausgeführt werden muss, als Voraussetzung für den Erfolg. Die Jahre können vergehen und werden Zeuge der langsamen und umsichtigen Entwicklung der Arbeit sein. Nicht deshalb wird es jedoch kleiner oder gar nicht gemacht.

      Und wenn es die Grenzen der Existenz dieser Generation überschreitet, kann man zumindest eines sagen: dass Brasilien den Ruhm, eine ehrenvolle Ausnahme in einem leichtfertigen und unmittelbaren Jahrhundert hatte, mit dem Faktor der Zeit ein Denkmal zu vermauern, das gerade deshalb die Zeit nicht zerstören wird.


Die aktuelle neue Basilika

 

Aus dem Potugiesichen mit Hilfe von Google-Übersetzer des Artikels „Pro Maria fiant maxima“ in O “Legionário” Nr. 379, 17.Dezember 1939

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„Pro Maria fiant maxima“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com 

Montag, 2. August 2021

Treue zur Kirche und geistige Unabhängigkeit

Am 19. März 1937, drei Tage nach der Enzyklika Mit brennender Sorge, verurteilte Pius XI. mit der Enzyklika Divini Redemptoris auch feierlich den Kommunismus. Neben dem Nationalsozialismus stellte der Kommunismus den anderen großen Feind dar, der im Legionário ständig angeprangert wurde, vor allem nachdem er im spanischen Bürgerkrieg71 mit der „Flamme des Hasses“ und einer „grausamen Verfolgung“72 sein wahres Gesicht gezeigt hatte.

„In Spanien geht es darum, ob die Welt von Jesus Christus oder Karl Marx regiert werden soll. Die ganze katholische Zivilisation, alle Moralgrundsätze, alle Traditionen, alle Einrichtungen, die den Stolz des Westens ausmachen, werden unausweichlich verschwinden, wenn der Kommunismus siegen sollte.“73 „Es wird der Tag kommen, an dem wir auf den Trümmern des Hitlerismus, des Kommunismus, des mexikanischen Obregonismus triumphierend fragen werden: Calles, Hitler, Lenin, Stalin, Lunatscharskij, wo seid ihr? Und als Antwort werden wir nichts als das Schweigen der Gräber vernehmen.“74

Die Totalitarismuskritik Plinio Corrêa de Oliveiras unterschied sich völlig von der individualistischen, liberalen Haltung , die denselben Irrtümern anhing, die sie anprangern wollte. Der gewiss ebenfalls im Niedergang befindliche Liberalismus hätte nie eine wirkliche Alternative zum Nationalsozialismus und zum Kommunismus darstellen können.

„Sowohl der liberale Irrtum, der darin besteht, dem Guten wie dem Bösen gleichermaßen Freiheit zu gewähren, wie auch der totalitäre Irrtum, das Gute und das Böse gleichermaßen zu unterdrücken, sind schwere Fehler, die aus derselben Wurzel hervorgehen. Angesichts der Wahrheit, das heißt der Kirche, nehmen sowohl der liberale wie auch der totalitäre Staat die gleiche Haltung wie Pilatus ein, indem sie die Frage stellen: Quid est veritas? – Was ist das, die Wahrheit? Der Agnostizismus, der Indifferentismus gegenüber der Wahrheit und dem Irrtum, dem Guten und dem Bösen, ist stets eine Quelle der Ungerechtigkeit. Und ein Katholik darf weder mit dem einen noch mit dem anderen paktieren.“75

„Wer die Rolle des Staates überbewertet, ist wohl oder übel ein Sozialist, gleich hinter welchen Masken er sein Gesicht zu verbergen sucht. Und der Grund der sozialistischen Strömung ist der Kommunismus. Wer die Rechte des Einzelnen oder von Gruppen überbewertet, ist wohl oder übel ein Individualist, und der Grund dieser Strömung ist die Anarchie. Von der völligen Anarchie, das heißt vom Nihilismus, oder von der beständigen, organisierten Anarchie, das heißt vom Totalitarismus, müssen wir uns befreien, indem wir in unserem Innern ein starkes, kraftvolles katholisches Bewusstsein entwickeln, in dem es keinen Raum für Nachsichtigkeit gegenüber irgendeiner Art von Irrtum gibt.“76

„Die Katholiken haben antikommunistisch, antinationalsozialistisch, antiliberal, antisozialistisch, antifreimaurerisch usw. zu sein,... weil sie katholisch sind.“77

 In Brasilien hatte sich seit 1933 die von Plinio Salgado78 gegründete Integralisten-Bewegung mit ihren den Milizen des europäischen Faschismus nachempfundenen „Grünhemden“ entwickelt. Ihr Anführer, der von dem Grundsatz ausging, der Fortschritt des menschlichen Geistes vollziehe sich im Takt der Revolutionen, definierte seine Auffassung als eine „integrale Revolution“79 und schlug eine auf dem Modell eines sozialistisch-korporativen Staates Mussolinischer Machart beruhende Umstrukturierung Brasiliens vor.

Mit dem Liberalismus verband den brasilianischen Integralismus, der immerhin den Anspruch erhob, antikommunistisch und antiliberal zu sein, ein grundsätzlicher Agnostizismus.80 „Der Integralismus ist also weder katholisch noch antikatholisch. Von seiner theistischen Warte aus steht er allen Religionen angeblich neutral gegenüber.“81 Angesichts dieser ‚falschen Rechten“, wie er sie schon damals bezeichnete, bestand Plinio Corrêa de Oliveira darauf, dass als einzige Lösung der echte Katholizismus blieb.82

Ein ebenso negatives Urteil sprach Plinio Corrêa de Oliveira über den Faschismus aus, der damals in Brasilien auch unter den Katholiken und sogar im Klerus eine große Zahl von Anhängern und Sympathisanten verbuchen konnte. Wenn Pius XI. auch 1929 mit Mussolini die Lateranverträge unterzeichnet hatte, so kritisierte er doch in der Enzyklika Non abbiamo bisogno vom 29. Juni 193183 offen die totalitären Tendenzen des Regimes und erklärte den Treueschwur gegenüber dem Duce und der „faschistischen Revolution“ für null und nichtig. Die von Plinio Corrêa de Oliveira gegen die Staatsdoktrin des faschistischen Regimes vorbegrachten Kritiken deckten sich mit denen des Papstes.84 Allerdings wies er auch darauf hin, dass „Mussolini sich in der Praxis mehr als einmal von dieser Doktrin entfernt hat“85 und dass gerade in diesen Abweichungen, zu denen etwa die Unterzeichnung der Lateranverträge gehört, „einer seiner Verdienste“86 zu sehen sei.87

Seit 1937 beobachtete Plinio Corrêa de Oliveira mit wachsender Sorge die zunehmende Radikalisierung des Faschismus und sein Abgleiten in Richtung Nationalsozialismus88, was bis zu diesem Zeitpunkt die Gegenwart der Monarchie und vor allem des Papsttums verhindert hatte. Die kritischen Äußerungen Prof. Plinios riefen unter den in Brasilien ansässigen Katholiken italienischer Herkunft eine gewisse Befremdung hervor, da sie in diesen Beiträgen einen Angriff gegen ihr Land sahen.89 Ihnen gab er folgendes zu bedenken:

 „Der Legionário wird immer auf Seiten des Papstes stehen. Schon deshalb wird er nie gegen Italien sein. Denn die Sache des authentischen Italiens, des Italiens Dantes, des heiligen Franz von Assisi und des heiligen Thomas, ist untrennbar mit der Sache des Papsttums verbunden.“90

Es ist heute nicht leicht, die ganze Tragweite der geistigen Unabhängigkeit Plinio Corrêa de Oliveiras gegenüber dem Konformismus jener zu verstehen, die Jean-Louis Loubet del Bayle als „die Nonkonformisten der dreißiger Jahre“91 bezeichnet hat, in einem Augenblick, in dem die europäische Intelligenz sich vom roten Stern des Kremls oder dem „ungeheuren, roten Faschismus“92 hypnotisieren ließ, den Robert Brasillach besang. Auf der Linken feierten die Franzosen Romain Rolland, Louis Aragon, André Malraux, André Gide, die Deutschen Heinrich Mann und Bertold Brecht, die Engländer Aldous Huxley und E. M. Forster die Gedenktage des Sowjethumanismus.93 Andere bekannte Intellektuelle schlugen sich auf die Seite des Faschismus und des Nationalsozialismus, wie etwa Giovanni Gentile, Ezra Pound, Pierre Drieu-La Rochelle, Carl Schmitt, Martin Heidegger.



71 Zum spanischen Bürgerkrieg vgl. León DE PONCINS, Histoire secrète de la Révolution espagnole, G. Beauchesne, Paris 1938; José M. SANCHEZ, The Spanish ciivil war as a Religious tragedy, University of Notre Dame Press, Notre Dame (Indiana) 1987; Mario TEDESCHI (Hrsg.), Chiesa cattolica e guerra civile in Spagna, Guida, Neapel 1989; Javier TUSELL, Genoveva GARCIA QUEIPO DE LLANO, El Catolicismo mundial y la guerra de España, BAC, Madrid 1992.

72 Pius XII., Ansprache an die spanischen Flüchtlinge am 14. September 1936, in IP, Bd. V (1958), La pace internazionale, loc. cit., S. 223.

73 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Reflexões em torno da Revolução Hespanhola, in O Legionário Nr. 224 (27. Dezember 1936).

74 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, À margem dos factos,, in O Legionário Nr. 187 (22. Dezember 1935).

75 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, A liberdade da Igreja no dia de amanhã, in O Legionário Nr. 549 (14. Februar 1943).

76 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Comunismo, in O Legionário Nr. 552 (7. März 1943).

77 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Pela grandeza e liberdade da Ação Católica, in O Legionário Nr. 331 (13. Januar 1939).

78 Plinio Salgado (1895-1975) nahm, nachdem er sich in seiner Jugend für den historischen Materialismus und das Bismarck’sche Modell begeistert hatte, in den zwanziger Jahren an der „ästhetischen Revolution“ des Modernismus teil und machte sich als Romanschriftsteller und Literat mit nationalistischen Tendenzen einen Namen. 1928 wurde er Abgeordneter für São Paulo und unterstützte 1930 die Kandidatur Júlio Prestes‘ gegen Getúlio Vargas. Nach der Veröffentlichung eines Manifests der Revolutionären Legion (1931) gründete er Anfang 1932 die Gesellschaft für Politische Studien (SEP) und im Oktober desselben Jahres die integralistische Bewegung Brasiliens (AIB), deren „nationaler Chef“ er bis zu deren Auflösung durch Vargas im Dezember 1937 blieb. Von 1939 bis 1945 lebte er in Portugal em Exil. Nach seiner Rückkehr nahm er zwar wieder die politische Arbeit auf, konnte jedoch nicht die herausragende Rolle spielen, die er eigentlich anstrebte. Vgl. Paulo BRANDI und Leda SOARES, Salgado, in DHBB, Bd. IV, S. 3051-3061. Zum Integralismus vgl. auch Helgio TRINDADE, Integralismo. O fascismo brasileiro na década de 30, Difel, São Paulo 1979, 2. Aufl.; Id. La tentative Facist au Brésil dans les années trente, Editions de la Maison des Sciences de l’Homme, Paris 1988; Id. Integralismo, in DHBB, Bd. II, S. 1621-1628.

79 H. TRINDADE, Integralismo, loc. cit., S. 1624.

80 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, E porque não catolicismo?, in O Legionário Nr. 189 (19. Januar 1936); id. À margem de uma crítica, in O Legionário Nr. 153 (2. September 1934). „Im Gegensatz zum liberalen Staat bekennt sich der integralistische Staat ‚zum Geiste‘. Dennoch bringt er es nicht über sich, dem schlimmsten Vorurteil der Liberalen, dem offiziellen Agnostizismus, abzuschwören“ (ibid.). Vgl. auch Três rumos ..., in O Legionário Nr. 157 (28. Oktober 1934); Extremismus, in O Legionário Nr. 160 (9. Dezember 1934).

81 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Na expectativa, in O Legionário Nr. 206 (23. August 1936).

82 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, E porque não o Catolicismo?, loc. cit.

83 Pius XI, Enzyklika Non abbiamo bisogno vom 29. Juni 1931, in I. GIORDANI, Le encicliche sociali dei Papi, loc. cit., S. 353-374. Vgl. auch Pietro SCOPPOLA, La Chiesa e il fascismo. Documenti e interpretazioni, Laterza, Rom-Bari 1979.

84 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Mussolini, in O Legionário Nr. 241 (25. April 1937); Mussolini e o nazismo, in O Legionário Nr. 296 (15 Mai 1938).

85 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Mussolini, loc. cit. Der Unterschied, den Plinio Corrêa de Oliveira zwischen faschistischer Doktrin und Praxis sieht, scheint mir eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Unterschied zu haben, den der Historiker Renzo de Felice zwischen dem „Faschismus als Regime“ und dem „Faschismus als Bewegung“ ausmacht. „Der Faschismus als Regime suchte die Verständigung, während sich der Faschismus als Bewegung stets antiklerikal zeigte und in offenem Gegensatz zu den tieferen Werten des Christentums stand.“ (R. DE FELICE, Intervista sul fascismo, von Michael A. LEEDEN, Laterza, Rom-Bari 1975, S. 104). Von demselben Felice vgl. auch die monumentale Mussolini-Biographie, vor allem die „Il Mussolini, Duce“ gewidmeten Bände (Einaudi, Turin 1974-76).

86 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Mussolini, loc. cit.

87 Zu den Lateranverträgen vgl. Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Fides Intrepida, in O Legionário Nr. 50 (12. Januar 1930); Date a Cesare, Nr. 52 (9. Februar 1930); No décimo aniversário do Tratado do Latrão, in O Legionário Nr. 335 (12. Februar 1939). „Der Faschismus war ein sehr schlechtes Regime. Die Lateranverträge haben der Kirche und Italien unschätzbare Vorteile gebracht.“ (Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, A questão romana, in O Legionário Nr. 603 (27. Februar 1944).

88 Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, A Itália em via de ser nazificada?, in O Legionário Nr. 306 (24. Juli 1938); Ainda o fascismo, in O Legionário Nr. 330 (8. Januar 1939).

89 Am 27. Januar 1939 starb in São Paulo Graf Rodolfo Crespi, der im Schwarzhemd begraben sein wollte und Mussolini 500.000 Kreuzer vermachte.

90 Plinio CORRÊA DE OLIVEIA, O exemplo dos russos brancos, in O Legionário Nr. 322 (22. Januar 1939).

91 Jean-Louis LOUBET DEL BAYLE, Les non-conformistes des années 30, Editions du Seuil, Paris 1969. Vgl. auch R. RÉMOND, Les catholiques dans la France des années 30, Editions Cana, Paris 1979.

92 Bernard GEORGE, Brasillach, Editions Universitaires, Paris 1968, S. 99f.

93 Vgl. F. FURET, Le passée d’une illusion, loc. cit. S. 189-364.

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Aus „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Correa de Oliveira“ von Roberto de Mattei, TFP und DVCK e.V., Frankfurt, 2004. Kapitel II, 7. SS. 75-79.

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