Dienstag, 30. Januar 2018

Die TFPs des amerikanischen Kontinents richten sich an den „Amerika-Gipfel“ 1994

Inserat in “Folha de S. Paulo”, am 9. Dezember 1994

An die in Miami versammelten Teilnehmer des „Amerika-Gipfels“ vom 9. bis 11. Dezember (1994)
Die (drei) Amerikas auf dem Weg ins 3. Jahrtausend:
Überzeugungen, Befürchtungen und Hoffnungen der TFPs für den Amerikanischen Kontinent
Zum Anlass des stattfindenden Amerika-Gipfels, auf dem sich die Staatsoberhäupter des amerikanischen Kontinents treffen – mit der berechtigten Ausnahme Kubas – erachten es die „Gesellschaften zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum“ (TFP) der drei Amerikas für angebracht eine gemeinsame Erklärung zu veröffentlichen, in der sie ihre Überzeugungen, Befürchtungen und Hoffnungen bezüglich der Gegenwart und der Zukunft dieses Kontinents kundtun.
Die TFPs bilden einen weltweiten Zusammenschluss von verbrüderten, selbständigen Vereinen in fünf Kontinenten der Erde. Ihre Gedanken und Tätigkeiten sind begründet auf die überlieferte Soziallehre der katholischen Kirche. Gründer der brasilianischen TFP und Anreger der TFPs in den anderen Ländern ist der brasilianische Denker und Mann der Tat Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, der in mehr als sechs Jahrzehnten seines unbeanstandenen öffentlichen Lebens die vielfachen Auswirkungen der antichristlichen Revolution in der heutigen Gesellschaft auf intellektueller Ebene bekämpft.
So haben diese Organisationen ihre Tätigkeiten ausgerichtet gegen den Kommunismus, die Linken in der Kirche, gegen die sozialistischen und konfiszierenden Strukturreformen und gegen die neuen Formen der post-kommunistischen Kulturrevolution, wie auch gegen die „Kerenskys“, das heißt, die Politiker der Mitte, die den Weg für eine antichristliche Revolution vorbereiten.
Die Wirksamkeit des ideologischen Kampfes der TFPs wird von Sympathisanten und Gegnern zugegeben. Mehr als 500 veröffentlichte Bücher auf der ganzen Welt – viele von renommierten geisteswissenschaftlerischen Autoren – dokumentieren die Pionierarbeit von Prof. de Oliveira in der Entlarvung des Progressismus in der Kirche seit den 1930er Jahren bis in unsere Tage, wie auch die entscheidende Rolle der TFPs wichtige latein-amerikanische Länder vor dem Fall in die Klauen des Kommunismus verhindert zu haben.
Die 26 TFP-Gesellschaften und Büros weltweit engagieren sich seit 1993 in der Verbreitung des jüngsten Werkes von Prof. de Oliveira „Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen von Papst Pius XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom“. Zur gleichen Zeit in fünf Sprachen (Portugiesisch, Spanisch, Englisch, Französisch und Italienisch) herausgegeben, erhielt dieses Buch Lobesbriefe von drei Kardinälen der römischen Kurie, sowie von weltberühmten Theologen und Historikern. In einem positiven Programm bietet der Autor die Mittel an, um den unzähligen Ursachen des Zerfalls und des Chaos der gegenwärtigen Gesellschaft entgegenzutreten; und richtet ein Appell an die traditionellen Eliten, sie mögen ihrer historischen Berufung nachkommen für die Wiederherstellung der christlichen Zivilisation.
Dieses authentische Kapital von Glaubwürdigkeit berechtigt die TFP-Gesellschaften Ihnen die folgende Agenda der kontinentalen Probleme vorzulegen, ohne deren angemessene Lösung die legitimen Wünsche nach Eintracht und Fortschritt aller Regierenden und Regierten dieses Kontinents Gefahr laufen, zu scheitern. Es würde bedeuten „ein Haus auf Sand bauen, ohne festen Grund“, von dem das Evangelium spricht, „als der Strom dagegen brandete, stürzte es sogleich ein, und der Zusammenbruch jenes Hauses war gewaltig.“ (Lk 6,49)
Die besagte Agenda aus der Feder von Prof. Plinio Correa de Oliveira, Präsident des Nationalrates der brasilianischen TFP, wurde unterzeichnet von der brasilianischen TFP und den TFP-Gesellschatften des amerikanischen Kontinents.
Paulo Corrêa de Brito Filho
Pressesprecher der Brasilianischen Gesellschaft zum Schutze von Tradition, Familie und Privateigentum – TFP
   
   
Agenda der Probleme des amerikanischen Kontinents
Die TFPs der drei Amerikas
I – bekunden ihre Sorge
    * über die rätselhafte Gleichgültigkeit, Trägheit und sogar um die Komplizenschaft gewisser politischer, intellektueller, kirchlicher und wirtschaftlicher Kreise des Kontinents gegenüber den gescheiterten kommunistischen Regime auf der ehemaligen „Perle der Antillen“ und ihres alten Anregers und Führers Fidel Castro;
    * über die ungehörige Zweierleimaß-Politik vieler Organismen und Regierungen der Region gegenüber den Regimes von Haiti und Kuba: Sie trafen diplomatische Maßnahmen von höchster Strenge gegen das erste, während sie gegenüber dem zweiten schon Jahrzehnte lang liberale und einschließlich schmeichlerische Konzessionen einräumen;
    * über der geschickt durchgeführten Metamorphose unzähliger Figuren der extremen Linke nach dem Fall der Berliner Mauer: ohne ihrer Vergangenheit und ihrer egalitären Ziele abzuschwören, aber lediglich das Etikett und Aktionsweise zu verändern, sind sie zu wichtigen politischen Positionen unter der neuen Situation aufgestiegen;
    * über den Gebrauch der politischen Macht dieser Figuren, um eine wahre Kulturrevolution voranzutreiben, die die gesunden Reaktionen in der öffentlichen Meinung lahmlegt und zugleich radikale Angriffe gegen die grundsätzlichen Prinzipien der christlichen Zivilisation vorzunehmen;
    * über das Zerstörungspotential und die Auslösekraft eines sozial-ökonomischen Chaos der Lateinamerikanischen mit internationalen Verbindungen ausgestatteten Terror- und Guerillagruppen;
    * über die andauernde Krise, die auf geistiger Ebene die heilige, katholische, apostolische, römische Kirche befällt – mit unvermeidlichen Folgen in der weltlichen Ordnung – und dem gleichzeitigen Fortschreiten der sogenannten „christlichen“ Sekten, animistischen Religionen und sogar satanischen Bewegungen;

II – beklagen
    * die Arroganz, mit der die homosexuellen Bewegungen in etlichen amerikanischen Ländern ihre den Geboten Gottes und der natürlichen Ordnung widrigen angeblichen Rechte beanspruchen;
    * der unfassliche Druck einiger internationaler Organismen und gesellschaftlicher Sektoren etlicher Länder des Kontinents für die Legalisierung der Abtreibung und der Geburtenkontrolle (vgl. Kairoer-Konferenz), der Ehescheidung, des Konkubinats, der Euthanasie und anderer Maßnahmen, die zur Zerstörung der Familie führen;
    * die wissenschaftlichen Versuche der genetischen Manipulation, die menschliche Embryonen miteinbeziehen, im krassen Widerspruch zu den elementarsten Prinzipien der Religion und der Ethik;
    * die Zunahme des Handels und Konsums von Drogen und die Versuche den Konsum straffrei zu machen;
    * die ominöse Beteiligung wichtiger Medien in der Verbreitung von Gegenwerten, die die christliche Zivilisation und Kultur bis aus ihre Grundlagen zerstört.

III - bekunden scharfe Vorbehalte
     * mit welcher Überstürzung einige politischen Bereiche den Prozess der Länderintegration vorantreiben wollen mit Geschwindigkeiten und Bedingungen, die in der Praxis die notwendigen nationalen Grenzen, die eigentümlichen Eigenschaften der jeweiligen Länder und selbst ihre eigene Souveränität abnutzen, wenn nicht auflösen werden;
     * angesichts das diese Sektoren sehr fraglichen Ergebnisse ähnlicher Erfahrungen nicht zur Kenntnis nehmen, wie der Vertrag von Maastricht in Europa, der von Millionen von Europäern in Frage gestellt wird;
     * zu den überzogenen Erwartungen und selbst einer wahren Faszination, die von den Medien im Geist der Massen erweckt wird bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung, die als ein Allheilmittel für alle Probleme unserer Zeit dargestellt wird; dem gegenüber wird die tiefe geistige und moralische Krise, die zunehmend das soziale Gefüge in ganz Amerika betrifft, in den Hintergrund gedrängt;
     * zu den hektischen Hoffnungen, mit denen einige die Entstehung einer kybernetischen pseudo-Zivilisation erwarten, ohne alle Risiken, noch die gravierenden Nachteile psychologischer, moralischer und kultureller Veränderungen zu bewerten, die sie mit sich bringen wird;
     * angesichts des wachsenden Einflusses den bestimmte Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) in politischen, sozialen und wirtschaftlichen Angelegenheiten ausüben, von denen viele deutlich revolutionäre Programme (z.B. Forderungen nach einer rückschrittlichen und der christlichen Kultur und Zivilisation widrige naturvölkische Lebensweise) wie es bei der ECO-92 in Rio de Janeiro offen gefordert wurde; und zur massiven internationalen Finanzierung, die solche NGOs erhalten;
     * zum Prozess der wirtschaftlichen Strangulation und der Verschrottung der edlen Streitkräfte dieses Weltteils, auf der illusorischen Grundlage von neuen nationalen und internationalen Realitäten;
     * zu denen, die einige Streitkräfte beschuldigen, die Menschenrechte von Guerilleros verletzt zu haben, während sie die begangenen Verbrechen dieser Guerillas auf verdächtige Weise verschweigen, Verbrechen die auch weiterhin in wichtigen Ländern wie Kolumbien und Peru, gegen städtische und ländliche Bevölkerung begangen werden.

IV – appellieren
    * an die Teilnehmer des Gipfels in Miami, dass sie diese und andere heikle und dringenden Themen der interamerikanischen Wirklichkeit tiefgründig, ohne Furcht vor Meinungsverschiedenheiten und fruchtbaren Diskussionen angehen;
    * an die Leiter des Miami Gipfels, dass sie wirksame Lösungen für diese Probleme vorlegen, im Einklang mit den christlichen Traditionen des Kontinents, um so die berechtigten Wünsche der öffentlichen Meinung der drei Teile des Amerikanischen Kontinents zu interpretieren;
    * an die Teilnehmer des Miami-Gipfels, dass sie mit der erforderlichen Dringlichkeit, politische, wirtschaftliche und medienwirksame Maßnahmen treffen, um die sofortige Normalisierung der Lage der kubanischen Bevölkerung zu ermöglichen.

V – sehen mit Hoffnung
    * die gesunde Ablehnung - vor allem an der Basis der Bevölkerung - mehrerer Formen einer aufkommenden anti-christliche Revolution in erheblichen Teilen der interamerikanischen öffentlichen Meinung;
    * die berechtigten und wachsenden Verdächtigungen dieser Teile der kontinentalen Meinung gegenüber die Vorgehensweise gewisser Medien - vor allem des Fernsehens -, als Träger einer aggressiven Unmoral, die sich besonders schädlich auf Kinder und Jugendliche auswirkt;
    * das Scheitern der Wahl offensichtlicher linker Präsidentschaftskandidaten in Ländern wie Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Peru, Argentinien und El Salvador;
    * die totale Unglaubwürdigkeit, selbst in den bescheidenen Bevölkerungsgruppen, gegenüber der sogenannten „Befreiungstheologie“ und der von dieser inspirierten kirchlichen Basisgemeinden (CEBs);
    * die Abschwächung der egalitären ideologischen Besessenheit, die die westliche Mentalität zugunsten des Sozialismus und Kommunismus seit Jahrzehnten durchdrungen hat;
    * die hervorragenden Perspektiven der Zusammenarbeit von Lateinamerika mit den Vereinigten Staaten und Kanada auf feste christliche Grundlagen, die sich mit den hier beschriebenen Phänomenen eröffnen.

    Abschließend
    Die TFPs des Amerikanischen Kontinents
    * bekräftigen ihre tiefer Überzeugung, dass, wenn die Menschen sich entschließen mit der Gnade Gottes mitzuwirken, erzeugt der Verlauf der Geschichte Wunderwerke: das ist die Lektion, die uns das Europa des frühen und des Hochmittelalters erteilt, das es von den herabgekommenen lateinischen Völkern und den Horden der barbarischen Völkerwanderung einen unter allen Gesichtspunkten nie dagewesenen religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Höhepunkt erreicht hat;
    * bekunden hier ihre Gewissheit, dass jenseits der moralischen Stürmen, der materiellen Schwierigkeiten und Hinterhalte aller Art, die auf diesem Kontinent von den Feinden der Kirche und der christlichen Zivilisation vorbereitet werden, wird es in Nord- und Südamerika ein Aufstieg des Christentums geben, im Sinne von dem, was Unsere Liebe Frau in Fatima im Jahr 1917 vorhergesagt hat, als sie verkündete: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren!“
São Paulo, den 6. Dezember 1994
Plinio Corrêa de Oliveira
Präsident des Nationalrates der
Brasilianischen Gesellschaft zum Schutze von Tradition, Familie und Privateigentum - TFP


Diese Erklärung wird auch unterzeichnet von den Präsidenten der Gesellschaften zum Schutze von Tradition, Familie und Privateigentum – TFPs von Argentinien, Bolivien, Chile, Costa Rica, Ecuador, Kanada, Kolumbien, Paraguay, Peru, Uruguay, USA und Venezuela.

Samstag, 27. Januar 2018

„Credo in unam sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam“

Zum Anlass der ersten Kommunion

„Credo in unam sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.“
Es waren bestimmt diese Worte des Credos, die im Herzen von Plinio Corrêa de Oliveira im Laufe des 20. Jahrhunderts, das er fast von Anfang bis Ende durchlebt hat, den stärksten Widerhall weckten. Er selbst erinnert sich, dass es stets die Liebe zur Kirche und zum Papsttum war, die ihm in seinem Kampf zur Verteidigung der christlichen Zivilisation als Inspiration diente und die seit den fernen Jahren seiner Kindheit nie aufgehört hat zu wachsen.
„Ich erinnere mich noch sehr gut an den Katechismusunterrichten, in denen mir das Papsttum erklärt wurde, seine göttliche Einsetzung, seine Macht, seine Aufgabe. Bewunderung, Andacht und Begeisterung erfüllten mein kindliches Herz (ich war damals neun Jahre alt): Hier hatte ich mein Ideal gefunden, dem ich mich ein Leben lang widmen wollte. Seither ist dieses Ideal nur noch größer und größer geworden. Und ich bitte die heilige Jungfrau, es bis zu meinem letzten Atemzug immer noch weiter in mir wachsen zu lassen. Meine letzter Liebesakt soll eine Liebesakt für das Papsttum sein. So werde ich im Frieden der Erwählten sterben, vereint mit Maria, meiner Mutter, und durch sie mit Jesus, meinem Gott, meinem König und herzensguten Erlöser.“(1)
In unserer durch eine weit verbreitete Kälte und Lieblosigkeit gegenüber den kirchlichen Institutionen geprägten Zeit, fällt es schwer, den tiefen Sinn dieser Worte zu verstehen. Sie wurden zu Beginn der 70er Jahre geschrieben, als die Krise der Kirche ihrem Höhepunkt zuzustreben schien.
Im Nachwort zu „Revolution und Gegenrevolution“ stellte der Verfasser fest, dass zur Zeit des Erscheinens der ersten Auflage dieses Werkes im Jahre 1959 die Kirche noch als eine große geistige Kraft im Kampf gegen den Kommunismus angesehen wurde. In den darauf folgenden Jahren würde Plinio Corrêa de Oliveira nach dem Konzil schreiben, hat sich der entscheidende Mittelpunkt des Kampfes zwischen Revolution und Gegenrevolution dann von der zeitlichen in den Schoß der geistlichen Gesellschaft verlagert und „nun standen sich in der heiligen Kirche auf der einen Seite Progressisten, Kryptokommunisten und Prokommunisten und auf der anderen Seite Antiprogressisten und Antikommunisten entgegen.“(2)
Denen, die wissen wollten, warum denn ausgerechnet die unter den Gläubigen kursierenden Irrtümer zu bekämpfen seien, wo es doch außerhalb der katholischen Kreise so viele andere gibt, antwortete Plinio Corrêa de Oliveira bereits in den 50er Jahren:
„Wenn der Feind gegen die Mauern der Festung anstürmt, müssen alle zusammenhalten. Wenn er aber bereits in die Festung eingedrungen ist, reicht es nicht extra muros zu kämpfen. Der Kampf muss dann auch intra muros ausgetragen werden.“(3)

(1) Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, „A perfeita alegria“, in Folha de S. Paulo, 12. Juli 1970.
(2) Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Revolução e Contra-Revolução, a.a.O., S. 68.
(3) Plinio Corrêa de Oliveira, „Razôes e contra-razões em torno de um tema efervescente“, in Catolicismo Nr. 71 (November 1956); ders., „Indulgentes para com o erro, severos para com a Igreja“, in Catolicismo Nr. 72 (Dezember 1956); ders., „Não trabalha pela concórdia senão quem luta contra o erro“, in Catolicismo Nr. 73 (Januar 1957); Cunha ALVARENGA (José de AZEREDO SANTOS), „Infiltrações comunistas em ambientes católicos“, in Catolicismo Nr. 61 (Januar 1956). In diesem Sinne sind auch drei Artikel über den Modernismus zu lesen, die in den Nrn. 81, 82, 83 (Sept.-Okt.-Dez. 1957) unter den Titeln „O cinqüentenário da Pascendi“; „Por orgulho repelem toda sujeição“ und „Revivem nos modernistas o espírito e os métodos do Jansenismo“ veröffentlicht wurden.
  
Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland und DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel VI, Abschnitt 1, SS 229-230.

Dienstag, 9. Januar 2018

„Du bist ein Martyrer! Du musst mich zuerst segnen!“


 Vorwort zur brasilianischen Ausgabe der Biographie des litauischen Erzbischofs Teofilius Matulionis
 Plinio Corrêa de Oliveira
Als ich die spannende Biographie des litauischen Bischofs Teofilius Matulionis erhielt, die durch die eifrige Initiative meines Freundes, Pater Francisco Gavenas, ins Portugiesisch übersetzt wurde, ging ich auf eine andere Art und Weise vor, als ich es normalerweise bei einem neuen Buch mache.
In der Tat — außer für ganz besondere Umstände — schien es mir immer ein wenig ungeordnet zu sein, zuerst die Fotos eines Buches anzusehen, und erst dann es zu lesen. Und doch war es genau das, was ich tat, als ich das Buch „El hombre de Dios“ (Der Mann Gottes) von P. Pranas Gaida, dem Postulator des Seligsprechungsprozess von Bischof Matulionis, bekommen hatte. Als ich den Einband betrachtete, war dort ein Bild des großen litauischen Bischofs. Sein Gesichtsausdruck verursachte sofort einen so tiefen Eindruck auf mich, dass ich das Buch auf der Suche nach anderen Fotos von ihm durchblätterte. Da ich sie reichlich vorgefunden habe, und jedes eindrucksvoller als das andere war, habe ich jedes einzelne analysiert. Was bedeutet, dass ich aufeinanderfolgende Eindrücke des Respekts gesammelt und, ich wage zu sagen, eine tiefe Sympathie empfunden habe, bis ich schließlich das letzte Bild eingehend betrachtete.
Wahrhaftig habe ich im Laufe meines Lebens selten so tiefe und so geistesklare Physiognomien gefunden, die zugleich von einer Güte geprägt waren, wie die des verstorbenen Bischofs von Kaisiadorys in Litauen. Sofort begann ich mit der Lektüre der kurz gehaltenen, dichten und anziehenden Beschreibung seines Lebens.
Gleich zu Beginn dieser Lektüre kamen mir zwei Empfindungen auf, die mich teilten. Eine war der Wunsch wenigsten die wichtigsten Ereignisse des Lebens von Bischof Matulionis kennenzulernen, bei denen es ihm gegeben war, seine edle und entschlossene Persönlichkeit zu bilden. Die andere, die man bei einem lebenserfahrenen Menschen wie mir verstehen kann, war die Befürchtung im Buch auf einiges zu stoßen, dass, wenn auch geringfügig, den Glanz dieser hervorragenden Persönlichkeit trüben könnte. Doch bevor ich zum Schluss der Beschreibung seines harten und heldenhaften Lebens kam, hatte ich schon keine Bedenken mehr, irgendetwas Enttäuschendes vorzufinden. Es dauerte nicht lange, um mich zu überzeugen, dass die Seele des großen Bischofs und Martyrers aus einem Stück geformt war. So würde sie sich aufrecht halten inmitten der Getöse aller Kämpfe, oder, sollte sie wanken und das Gleichgewicht verlieren, würde sie wie ein Block zu Boden fallen. Bei jedem Schritt, den ich beim Lesen weiterkam, wurde es mir immer deutlicher, dass Msgr. Matulionis seine Seele unversehrt und rein bewahren würde, bis zum glorreichen Tag, an dem er dem Ruf seines Schöpfers folgend, sich von dieser Erde zum Himmel aufschwingen würde.
Dieser Martyrerbischof erinnert mich an den bekannten Spruch, der das Heilige Kreuz rühmt, an das der Sohn Gottes durch sein erlösendes Opfer den Menschen die Tore des Himmels geöffnet hat: „Stat crux dum volvitur orbis“ (das Kreuz steht fest, während der Erdball [die Welt] sich weiterdreht).
Dieser Spruch erinnert an das Leben des echten Hirten, des Msgr. Matulionis. Während um ihn und seinem Wirken, seiner lieben Diözese und seines Vaterlandes, in den Ereignissen des internationalen politischen Hintergrunds, der Nazismus und der Kommunismus unaufhörlich ihre verbrecherische und makabre Farándola tanzten, verhielt sich Msgr. Matulionis heldenhaft, immer treu der Kirche Christi, dessen heiliges Kreuz er in seine Rechte hielt und hoch empor hob, von den ersten bis zu den letzten seiner Lebensschritten. Als Seminarist, dann als Pfarrer und zuletzt als Bischof, sei es unter dem Zarenregime, dann unter der grausamen Fuchtel des kommunistischen Regimes, das ihn unaufhörlich und ohne Erbarmen verfolgte, ihn etliche Male in den Kerker schleppte, sei es in der Pracht der Kirchen und der katholischen Liturgie, letztlich in den Prunkvollen Räumlichkeiten des apostolischen Hofes in Rom, in denen er den regierenden Papst Pius XI. besuchte, Msgr. Matulionis blieb immer derselbe. Genauso wie er nun in den himmlischen Gefilden zu Füßen der Muttergottes und ihres göttlichen Sohnes für seine in Litauen und über die Welt verstreuten Landsleute betet.
Am Schluss der Lektüre dieser so markanten Biographie prägte sich in mein Herz die ergreifende Szene in der Privataudienz mit Pius XI., dem Papst der zwei großen Enzykliken, „Divini Redemptoris“ gegen de Kommunismus und „Mit brennender Sorge“ gegen den Nationalsozialismus. Als er sich dem Stellvertreter Christi näherte, kniete Msgr. Matulionis nieder. Der Heilige Vater erhob ihn und kniete selbst vor dem Bischof nieder und sagte: „Du bist ein Martyrer! Du musst mich zuerst segnen!“ Es fiel Matulionis nicht leicht, dieser unerwarteten Bitte nachzukommen, aber er gehorchte, legte seine zitternden Hände auf das Haupt des Heiligen Vaters und sprach mit aufgeregter Stimme die Segenworte. Erst dann durfte sich Bischof Teofilius zum Ringkuss hinknien.
Sicherlich werden die Bewunderer von Bischof Matulionis es beklagen, dass sie in dieser Biographie die ausführliche Beschreibung seiner vielen Heldentaten gegenüber dem Kommunismus, die ihm eine Ehrung des Heiligen Vaters veranlasste, die vielleicht nie ein Papst einem sterblichen erwiesen hat. Alle würden wir gerne alle Einzelheiten nicht nur einiger sondern aller Gegenüberstellungen mit den kommunistischen „Richtern“ und Folterern kennen lernen. Wir wollten uns an seiner Standhaftigkeit erbauen unter den täglichen Peitschenhiebe der Henker und der Demütigungen der Gefängniswärter. Genau wie wir ähnliches kennen aus dem Leben des großen Kardinal Mindszenty, Fürst-Erzbiscof von Esztergom in Ungarn, oder des unsterblichen Kardinal Stepinac, Erzbischof von Zagreb, Jugoslawien.
Doch die Erklärung für diese Einschränkung, die sich der Autor auferlegt hat, scheint einfach. Als P. Pranas Gaida diese Biographie schrieb, war weder der Eiserne Vorhang gefallen, noch wehte in Sowjetrussland die leichte Brise der Freiheit und die Veränderung der sogenannten UdSSR hatten noch nicht die spätere lockere Konföderation fast unabhängiger Staaten hervorgebracht und – vor allem – hatte Litauen noch nicht seine glorreiche Unabhängigkeit erlangt, die heute von nahezu 60 Staaten anerkannt wird.
Es ist anzunehmen, dass der Autor der Biographie (die erstmals in Rom 1981 herausgegeben wurde) befürchtete, dass mit einer detaillierten Schilderung der Fakten das antikommunistische Gefühl in den litauischen Kreisen Roms, die KGB veranlassen könnte, ihren Druck zu erhöhen und die Spannungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Moskau nur verschärfen würde. Was wiederum der hinterhältigen Ostpolitik, die der Kreml unter allen Umständen mit dem Vatikan unterhalten wollte, Hindernisse in den Weg gestellt würde. Der Autor hatte es dann wohl vorgezogen, alles, was die kommunistische Zensur nicht tolerieren würde, auszulassen: Ein harter zu zahlender Preis, damit diese so zusammengeschrumpfte Biographie von Hand zu Hand unter die unterdrückte Bevölkerung Litauens in Umlauf gebrachte werden konnte, um ihr den geistlichen Trost des Wohlgeruchs wenigstens einiger Aspekte des Lebens des Bischofs zu bringen, vor dem Pius XI. seine Knie beugte.
Auf jeden Fall bleibt hier der Ausdruck unseres heißen Wunsches, dass die nächste Ausgabe dieses Werkes mit all dem angereichert wird, was durch die kommunistische Tyrannei zu Verschweigen gezwungen wurde.
Dieser Text wurde geschrieben einige Tage nach dem Brasilien die glorreich erkämpfte Unabhängigkeit Litauens anerkannt hatte. Nachdem ich in der Eigenschaft des Präsidenten der Brasilianischen Gesellschaft zum Schutze von Tradition, Familie und Privateigentum – TFP und in meinem eigenen Namen den Präsidenten Litauens, Vytautas Landsbergis, für den kompletten und endgültigen Sieg der litauischen Nation über den unheimlichen sowjetischen Moloch gratuliere, möchte ich meine Freude zum Ausdruck bringen für die Tatsache, dass die weltweit 15 TFP-Gesellschaften aus fünf Kontinenten sowie weitere fünf TFP-Vertretungsbüros in fünf Ländern ihren begeisterten Einsatz für die Unabhängigkeit Litauens, das Land Mariens, geleistet haben, und zwar in einer Zeit als die mutige Nation von allen Regierungen des Westen fallen gelassen wurde und von den großen und mächtigen Medien der Freien Welt mit Kälte ignoriert wurde.
Um diese moralische Eiszeit zu brechen und dem Litauischen Volk ausdrucksvolle Ermutigung zukommen zu lassen, hat das große TFP-Netzwerk eine internationale Unterschriftensammlung organisiert — die zu einer der größten der Geschichte sein würde —, die die stolze Zahl von 5.212.580 Unterschriften erreichte. Die Mikrofilme der Unterschriftenlisten wurden von einer internationalen TFP-Abordnung dem Präsidenten Landsbergis im Regierungspalast in Vilnius überreicht.
Anschließend kam die TFP-Delegation der Einladung etlicher Persönlichkeiten des Landes nach. Am 8. Dezember 1990 reisten die TFP Vertreter vom Heiligtum der „Pforte der Morgenröte“ in Vilnius nach Kelme, zum Marienheiligtum in Siluva und zum „Hügel der Kreuze“ in der Nähe von Siulay. Die Kommission wurde von vielen Pfarreien auf dem Weg empfangen. Eine besondere Ehre war die Audienz mit dem Kardinal-Erzbischof von Kaunas und Primas von Litauen Vincentas Sladkevicius, der die TFP-Vertreter zu „Bürger Litauens“ erklärte.
Zum Schluss soll noch erwähnt werden, dass der Weg nach Litauen über Moskau führte, wo die Delegation liebenswürdigerweise in der Litauischen Botschaft untergebracht wurde, durch Vermittlung des litauischen Abgeordneten, Mitglied der Kommission für Auslandsbeziehung im Parlament und Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung Antanas Raças. Er war der von der Regierung ernannte offizielle Begleiter der TFP-Gruppe. Von Moskau nach Vilnius begleitete Bischof Juosas Zemaitis die TFP-Gruppe, der sich sehr bedankte was TFP für Litauen getan hatte.
Sowohl Präsident Landsbergis wie auch Mitglieder des litauischen Parlaments drängten, die Kommission sollte dem russischen Präsidenten Gorbatschow ein Brief mit dem Bericht der Aktion der TFP und das Ergebnis der Unterschriftensammlung überreichen. Dies geschah dann auch im Büro des Präsidenten bei einer zweiten Reise nach Moskau. Auf Wunsch des litauischen Präsidenten und des Parlaments enthielt der Brief auch einen energischen Protest gegen die ungerechte und grausame Behandlung des Kremls gegenüber Litauen. Wie zu erwarten, wurde die Delegation von Gorbatschow nicht empfangen. Der Brief wurde dann mit einem entsprechenden Protokoll einer Beamtin des Kreml zur Weiterleitung ausgehändigt.
Bei dem vorherigen Aufenthalt in Moskau hatten sich die Mitglieder der TFP-Abordnung, in einer unerschrockenen Handlung, auf den Roten Platz aufgestellt, angetan mit den Symbolen der TFP (roten Umhängen und roten Standarten mit dem goldenen Löwen) und wiederholten den Ruf, der in der ganzen Welt während der Kampagne gehört wurde: „Für Maria! Tradition, Familie, Eigentum; Litauen, Litauen, Litauen“. Zugleich erhoben sich aus ihren Herzen Bitten zur Heiligsten Jungfrau für die baldige Befreiung Litauens und aller noch versklavten Länder Russlands.
Kurz nach der Rückkehr der TFP-Abordnung aus Litauen habe ich die Freude gehabt, als Präsident des Nationalrats der brasilianischen TFP und im Namen aller TFP-Gesellschaften ein offizielles Schreiben an alle Staatsoberhäupter der Freien Welt zu senden, mit der Bitte die Unabhängigkeit Litauens so schnell wie möglich anzuerkennen.
* * *
Es ist mir eine Freude diese Ereignisse in Erinnerung zu rufen, bei denen die die Herzen von Katholiken aus den fünf Kontinenten einstimmig mit den Herzen der Litauer schlugen, sowohl, die im eigenen Land wohnten wie auch die im Exil weit weg von der Heimat weilten, wo sie sich mit christlicher Ergebenheit niederließen und fleißig erfolgreich arbeiteten und das Gastland als eine zweite Heimat betrachteten.
Indem ich dies schreibe, denke ich besonders an die geschätzten litauischen Einwanderer, die sich über unser so großes Land (Brasilien) verbreitet und sich hier in einem brüderlichen Zusammenleben schon seit fünfzig Jahren niedergelassen haben. Denke besonders an die sympathischen litauischen Einwanderer des Stadtteils Vila Zelina in São Paulo, rund um ihre fromme und andächtige Pfarrkirche. Ich denke an die so geschäftigen und würdigen litauischen Familien, die dort wohnen; und denke mit Respekt und besonderer Sympathie an den Klerus dieser Pfarrei, besonders an meinen ausgezeichneten Freund Pater Gavenas.
Vereinigen wir uns alle in einem Gebet an die Allerheiligste Jungfrau, damit Litauen nach der wiedererkämpften Freiheit weiterhin — und immer mehr — „Terra Mariae“, das Land Mariens sei. Damit in den kalten und schönen Weiten, in denen die Vorsehung dieses Land gesetzt hat, es weiterhin mit heiligem Stolz und apostolischen Eifer die Standarte seines katholischen Glaubens hochhalte, um so die protestantischen und orthodoxen Länder die es umringen, zur heiligen katholischen Kirche anziehe.
*    *    *

Samstag, 6. Januar 2018

Die Anbetung der Könige

Übernatürliche Ruhe und Gebet vor dem Gotteskind


Plinio Corrêa de Oliveira

(Bild:Fresco von Giotto die Bondone, gemahlt zwischen 1302 und 1306, in der Kapelle der Scrovegni, Padua.)


Die Weisen Könige kamen, nach der Tradition, aus dem Morgenlande und brachten ihre Geschenke dem Jesuskind.
Auf diesem Fresco des berühmten italienischen Malers Giotto erscheint die Muttergottes fürstlich gekleidet, mit ihrem göttlichen Kind auf dem Schoß, auf einem kleinen Thron sitzend. Ein reicher Teppich überzieht das Podium worauf er steht. Für den Empfang der Könige versteht sich die Pracht der Szene.
Links neben der Muttergottes steht ein Engel, rechts der hl. Josef, Heilige und andere, die der Künstler darstellen wollte. Oder es sind Menschen, die eines Tages, in der Zukunft, diese Szene geistig und im Gebet betrachten würden.
Folgendes fällt besonders auf: Einer der Könige betet gerade das Jesuskind an und küsst ihm die Füße. Die beiden anderen Könige verweilen ruhig, im Gebet vor der Gottesmutter und dem göttlichen Kind, und finden Gefallen an der Anbetungsgeste ihres königlichen Mitbruders. Sie sind zufrieden und vergnügt mit allem was geschieht und warten bis sie an der Reihe sind, das Kind zu huldigen. Doch ohne Ungeduld, mit der Ruhe und Gelassenheit, die im Mittelalter sehr gut die Anwesenheit Gottes, den göttlichen Geist und die göttliche Gnade in der Seele dieser Personen ausdrückte.
Gleich hinter den Königen sehen wir einen Mann, der anscheinend ein Kamel bändigt, damit es keine Unruhe gibt. Dieser Diener ist ein „animalis homo“, ohne jegliches Übernatürliche, strahlt keine Ruhe und Gelassenheit aus. Er ist aufgeregt, wirsch und beobachtet alles, spitze Nase, hervorspringende Augen und herrisch. Er macht den Eindruck, als ob er nichts anderes sein kann, als Kamelhirte.

Auszug aus einem Vortrag von Plinio Corrêa de Oliveira für Mitglieder der TFP am 30.11.1988.

Bitte an die hl. Jeanne d'Arc für Frankreich





Plinio Correa de Oliveira

Die nach dem Krieg 1914 wieder aufgebaute historische Kathedrale von Reims, ist das Heiligtum, in dem die Könige der Sippe des hl. Ludwig von der Kirche gekrönt  und mit dem Öl gesalbt wurden, das ein Engel vom Himmel für die Salbung von Chlodwig, des ersten Königs der Franken herantrug.
Vor dieser Symbolkathedrale Frankreichs, die immer wieder christlich aus ihren eigenen Ruinen aufersteht, wurde ein Denkmal für die hl. Jeanne d’Arc errichtet, die heroische Jungfrau von Orléans, dessen Gedenktag am 6. Januar gefeiert wird.
Möge die hl. Johanna die Flamme einer kämpferischen und kompromisslosen Katholizität unter den Franzosen aufrecht erhalten, für die vollständige Erhöhung der Heiligen Mutter Kirche und zur endgültigen Demütigung ihrer Feinde.


Freie Übersetzung aus Legionário, 7. Januar 1945.

Bild: 

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Donnerstag, 4. Januar 2018

Hervorragender Apostel, feuriger und unerschrockener Polemiker

Plinio Corrêa de Oliveira,
hervorragender Apostel, feuriger und 
unerschrockener Polemiker

von Kardinal Bernardino Echeverría Ruiz, OFM * (Ecuador)
in „El Universo“, Guayaquil (Ecuador), 12. November 1995

Die unerwartete Nachricht vom Tod von Plinio Corrêa de Oliveira veranlasste uns über einigen Kapiteln seines Lebens nachzudenken, und führte uns zu der Überlegung, dass je größer die Übel einer Epoche sind, desto strenger sind die Gestalten, die die göttliche Vorsehung dazu aufruft, ihnen entgegenzutreten, was eine Folge seines Planes ist, die Krisen mit feurigen Seelen zu bekämpfen. Es kommt aber auch hinzu, dass diese Seelen Gegenstand von leidenschaftlichsten und unbegründeten Angriffen sind, durch die man sie zum Schweigen bringen will, was ein Zeichen der Hartnäckigkeit ist, die oft den Geist bestimmter menschlicher Kategorien eindringt.
Wenn aber die Persönlichkeiten wirklich groß sind, können ihre Gegner sie weder niederschlagen noch zum Schweigen bringen, weil die ungerechten Angriffe die Eigenschaften jener auserwählten Seelen eher hervorheben, wenn ihre Autoren dies auch nicht wollen. So war es mit dem göttlichen Erlöser: Von seinen Henkern angegriffen, geschmäht und gemartert, wird sein Licht bis zum Ende der Zeiten in seiner Kirche unauslöschbar scheinen, trotz der Bemühungen so vieler, es auszulöschen.
„Christianus alter Christus“ - Der Christ ist ein anderer Christus: Ähnliches geschah mit Plínio Corrêa de Oliveira jahrzehntelang bis zu seinem kürzlich beklagenswerten Tod. In Wahrheit war es kaum möglich, seinen Namen in letzter Zeit auf unserem Kontinent und sogar im größten Teil des Westens zu erwähnen, ohne gleichzeitig Applaus und Bewunderung einerseits und andererseits wahre leidenschaftliche und grundlose verbale Stürme gegen ihn zu entfesseln.
Tatsächlich kam es häufig vor, dass die Wut der Angriffe, die er erlitt, kaum von Argumenten begleitet wurde, so dass seine ruhige, unveränderlich höfliche und einschneidend reiche, klare und energische Darstellung die Einwände zerstreute, die Dinge an ihren Platz stellte, eigentlich von seinen Gegnern Dankbarkeit verdiente, weil sie den Ton der Kontroverse erhob, jedoch oft Hass, Groll und Trotz hervorbrachten.
In den 1940er Jahren, als der Nazi-Faschismus eine Modeerscheinung war, vor der so viele Menschen in Europa und Amerika sich ergaben, verurteilte die Feder von Plínio Corrêa de Oliveira tapfer die neo-heidnischen, sozialistischen und gnostischen Betrügereien, die diese Verirrung anregten, und somit viele katholische Kreise vor diesem ruchlosen Einfluss bewahrte.
Heute, wo es üblich ist, den Nazi-Faschismus anzugreifen - unter anderen Gründen, weil es leicht ist, Schmähreden gegen Irrtümer zu führen, die nur sehr wenige Anhänger haben -, ist es nicht ungewöhnlich, unter den vermeintlichen Feinden des Nazi-Faschismus dessen Komplizen von gestern zu finden, die aber über Plinio Corrêa de Oliveira schweigen oder gegen ihn murren, da er mit Klarheit und Mut diesen Schwindel kritisierte, als er kurz davor stand, die Welt zu beherrschen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wendete sich die Geschichte und viele der alten Nazi-Faschisten wandten sich gegen diesen und tendierten sich mit dem Todfeind zu arrangieren, indem sie gemeinsame Sache mit dem Marxismus machten, der damit sehr bemerkenswerte Fortschritte in der ganzen Welt erreichte, auf Kosten von Millionen von Opfern. Wieder einmal verharrte Plínio Corrêa de Oliveira unerschrocken in dem Schanzgraben der Polemik, in dem er jetzt gegen den Kommunismus, den Sozialismus und seine Kollaborateure Jahrzehnte lang kämpfte, weil die Revolution darauf verharrte, diesen neuen Irrtum in allen Ländern der Welt zu fördern.
Leider sind auch katholische Kreise, die nicht immun gegen die Nazi-Faschistische Infiltration gewesen waren, dem Marxismus nicht entgangen, und es gab viele Beispiele sehr ernster Willfährigkeit gegenüber diesem Irrtum, der eine wütende Härte gegen diejenigen hervorrief, die ihn verurteilten.
Natürlich war die Position von Plínio Corrêa de Oliveira nicht nur antinazistisch oder antikommunistisch. Beide Haltungen waren die Folge einer völlig kohärenten und bemerkenswert feurigen katholischen Haltung zur Verteidigung aller Grundsätze der Kirche, besonders derjenigen, die von ihren bösartigsten Feinden verletzt wurden, weil seine Hauptaufgabe im Apostolat die Apologetik war, denn er wollte, dass sie von der Logik und Lehre mit all ihrer Kraft bedient werden sollte.
Schon in seiner Jugend, vor mehr als einem halben Jahrhundert, veröffentlichte er ein Werk, das bis jetzt die Gewissen der Menschen bewegt, „Zur Verteidigung der katholischen Aktion“, für das er ein herzliches Grußwort von Pius XII. erhielt, gesandt vom Stellvertreter des Staatssekretariats, Bischof Giovanni Batista Montini, der Jahrzehnte später unter dem Namen Paul VI. zum päpstlichen Thron erhoben wurde.
Das Werk hat bei einigen Begeisterung ausgelöst und bei anderen Anstoß erregt, weil es die in katholischen Kreisen aufgetretenen Irrtümer anprangerte, denen manche mit Nachsicht und andere Gleichgültig gegenüber traten; in denen Plínio Corrêa de Oliveira jedoch — wie es die Geschichte bestätigte — Keime einer großen Zukunftskrise in der Heiligen Kirche sah. Betrachtet man rückblickend die jüngste Geschichte, und sich an diese klare Warnung und die echte Katastrophe erinnert, die die Kirche in den letzten Jahrzehnten erschütterte und die immer noch nicht beendet ist, können wir nur rufen: Ah, wenn diese Stimme gehört worden wäre ...!
In Wahrheit braucht man nicht viel Weisheit oder großen Eifer, um die Gefahr zu erkennen, die von den mächtigen und manifesten Übeln kommt, aber beide Eigenschaften sind doch unentbehrlich, um das Risiko zu erkennen, das sie schon bei ihrem Aufkommen zeigten. Nun, Plínio Corrêa de Oliveira wusste aus der Ferne die Gefahren zu erkennen und anzuprangern, wobei er sich besonders darum bemühte, die Verborgensten zu offenbaren, auch wenn ihm dies Erbitterung einbrachte, weil dieses Vorgehen oft die Pläne der Feinde der Kirche zunichte machte.
Sein Wunsch war es, dass die Lehren Unseres Herrn Jesus Christus die heutige Gesellschaft nach dem Motto des hl. Pius X., „Omnia instaurare in Christo“, das die katholische Welt zu Beginn dieses Jahrhunderts so sehr bewegte und seither das Handeln der besten Apostel inspirierte.
Sein 1959 veröffentlichtes Werk „Revolution und Gegenrevolution“ analysiert die Geschichte der letzten Jahrhunderte und die Situation der heutigen Welt und zeigt, dass ein Prozess das Christentum zersetzt und darum kämpft, seine Überreste zu zerstören, um ein Regime in komplettem Gegensatz zu den Geboten Gottes einzurichten.
Angesichts dieses Prozesses kann der authentische Katholik — wie Paulus betont — mit dem gegenwärtigen Jahrhundert nicht zufrieden sein (Röm 12,2), das heißt, er kann keinen modus vivendi zwischen der Kirche und den Tendenzen, die die Welt beherrschen, haben wollen, sondern muss für Sie und für die christliche Zivilisation eine volle Daseinsberechtigung und eine noch größere Helligkeit als in ihren besten Tagen in der Geschichte anstreben.
Deshalb muss der Katholik das weise und strenge Urteil Unseres Herrn voll und ganz anwenden, „Niemand kann zwei Herren dienen“, und so widmete Plínio Corrêa de Oliveira all seine Energien während seines langen und fruchtbaren Lebens dem unerschrockenen Kampf gegen diesen Prozess, um die weltliche Ordnung zu re-christianisieren in Richtung des Reiches Christi, des Reiches Mariens.
Sein letztes Buch, „Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten, in den Ansprachen von Papst Pius XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom“, — das wir schon Gelegenheit hatten zu loben —, erschien einige Jahrzehnte nach den letzten Reden des verewigten Papstes, die sie vor einer tiefen Vergessenheit retteten und um zu zeigen, wie viel Gutes es der heutigen Welt angetan hätte, wenn geistliche und weltliche Persönlichkeiten sich hätten von ihnen inspirieren lassen.
Sein Lebenswerk verbreitete sich in 27 Ländern — einschließlich in unserem — wo der kämpferische Eifer des Meisters bei seinen Jüngern idealistischen Enthusiasmus hervorrief, ihre Frömmigkeit anregte, ihr Studium und Handeln leitete, zu einer Zeit, in der Lehrirrtümer, religiöse Gleichgültigkeit, die Eigeninteressen und die Besessenheit sich den schlimmsten Situationen anzupassen, jeden Tag häufiger werden.
Es bleibt also, dass wir die Heilige Jungfrau bitten, dass sie, nachdem sie ihn, der ihr sein Leben gewidmet hat, zu sich gerufen hat, die Fortsetzung seiner Arbeit weiterhin segne, umso mehr, als die gegenwärtigen Ereignisse mehr Krisen und Konflikte ankündigen, ihre mütterliche Hilfe unerlässlich ist, um sie beizulegen und zu überwinden, wie es das Leben von Plinio Corrêa de Oliveira zeigt.

Quito, den 8. November 1995.


(*) Kardinal Bernardino Echeverria Ruiz, Ecuador, aus dem Orden der Minderen Brüder, Franziskaner, promovierte in Philosophie am Päpstlichen Universität Antonianum in Rom. 1949 Bischof von Ambato ernannt, war Sekretär, Vize-Vorsitzender und Vorsitzender der Bischofskonferenz von Ecuador, später Ehrenvorsitzender derselben. Gründungsmitglied des CELAM, auch Assistent am Päpstlichen Thron. Er war Erzbischof von Guayaquil von 1969 bis 1989 und entwickelte ein intensives Apostolat von nationaler Bedeutung. Im kanonischen Alter verzichtete er auf die Leitung des Erzbistums, Papst Johannes Paul II. ernannte ihn zum Apostolischen Administrator der Diözese von Ibarra und erhob ihn zum Kardinal im Konsistorium von 1994.