Freitag, 31. Januar 2020

Pazifismus



Ich denke, es hat nie eine bessere Gelegenheit gegeben für eine Ausflucht über den Pazifismus als in diesen Kriegstagen, die wir durchlaufen. Denn in Wirklichkeit scheint der Pazifismus noch nie so viel dazu beigetragen zu haben, das Gewissen abzulenken, den Willen zu verweichlichen und die gerechtesten und notwendigsten Widerstände zu entwaffnen. Und vor allem hat er nie versucht, sich so eindringlich wie heute unter das Fell des Lammes zu verstecken, und sich damit auch noch sehr katholisch darzustellen.
Ich denke daher, dass den Lesern des „Legionário“ zum Vorteil sein wird, wenn sie ein wenig über das Thema nachdenken könnten.
Eines der charakteristischen Merkmale der katholischen Moral ist, dass sie nicht nur die Liebe zum Guten empfiehlt, sondern lehrt, dass jede Tugend im Konkreten, in gewissen Grenzen geliebt werden muss, da sie ansonsten zu einem Fehler wird. Welche sind diese Grenzen? Es sind die, die von anderen höheren Tugenden auferlegt werden. Solange unsere Liebe zu einer bestimmten Tugend nicht durch sehr wahre und sehr reine Gründe motiviert ist, verkommt sie leicht zur Leidenschaft und wird damit zu einem Fehler. Daher die Entstehung so vieler Tugenden, die nichts anderes als eine Karikatur der wahren Tugend sind, und sie schädigen in der Masse des Volkes zutiefst die genaue Vorstellung von authentischer moralischer Vollkommenheit.
*   *   *
Es ist besser, dies mit einem Beispiel zu veranschaulichen. Die Kirche hat den Patriotismus immer als eine heilige Pflicht gepredigt. Die Bande, die die Natur zwischen Menschen eines Landes knüpft, wie eine Gemeinschaft von Blut, Sprache, Natur, Traditionen, Bräuchen, Fähigkeiten usw., schaffen besondere affektive Bindungen, die uns zu einer besonderen Nächstenliebe zu unseren Landsleuten verpflichten. Hinzu kommt noch eine Reihe von Verpflichtungen, die wir dem Staat schulden, als zwingende Folge der Vorteile, die wir von ihm erhalten. Im Allgemeinen verpflichten uns diese Umstände, die untrennbar von der menschlichen Natur sind und daher von Gott, dem Urheber der Natur, gewollt sind, zu besonderer Solidarität mit unserem Land.
Doch sobald diese natürlichen Gefühle verzerrt und nur noch Ausdruck von Selbstsucht und Leidenschaft werden, verdirbt sich der Patriotismus in einen kriminellen Imperialismus oder in eine vollkommen heidnische Statolatrie (anbetende Verehrung des Staates).
Wie oft und wie oft wurden die ungeheuerlichsten Angriffe auf das Völkerrecht als heldenhafte Ausbrüche des Patriotismus einer aggressiven Nation erklärt! Wie viel und wie viel andererseits wurden die heiligsten Rechte von Einzelpersonen, Familien oder Unternehmen mit Füßen getreten, unter dem Vorwand, dass die Interessen des Vaterlandes dies verlangten!
Gehen wir die Geschichte durch, und sie wird uns zeigen, dass im Namen des authentischen Patriotismus die heldenhaftesten Taten ausgeführt, aber dass unter dem Vorwand des falschen Patriotismus auch die widerlichsten Verbrechen begangen wurden.
Warum ist das so? Kann man sagen, dass die Täter solcher Verbrechen die Tugend des Patriotismus übertrieben haben? Nein. Wortwörtlich betrachtet, kann im Grunde eine Tugend niemals übertrieben werden, denn so intensiv sie auch sein mag, sie ist immer eine Tugend, die in ihrem Zenit den heroischen Grad erreicht, der der Heiligkeit eigen ist. Eine Tugend kann nicht übertrieben werden, so wie es nicht möglich ist, die Gesundheit zu übertreiben. Tugend ist die Gesundheit der Seele, und je gesünder die Seele, desto besser und vollkommener ist die Tugend. Aber die Tugend kann entstellt, missverstanden und falsch angewendet werden. Es handelt sich nicht um eine Steigerung der Intensität, sondern eine Verformung. Es ist nicht die höchste Intensität der Tugend des Patriotismus, die einen kriegerischen und kriminellen Imperialismus hervorbringt. Es ist die Verzerrung des Patriotismus, die zu einem solchen Ergebnis führt. Die Perfektion des Patriotismus bildet Helden. Seine Verformung bringt Banditen hervor.
Genau das Gleiche kann man von der Güte sagen. Es gibt keine missverstandenere Tugend als diese. Im Allgemeinen wird geglaubt, dass der Mensch eine Art Trottel sein muss, der nicht in der Lage ist, die Handlungen anderer gewissenhaft wahrzunehmen und sich gegen sie zu behaupten, energisch Irrtum und Sucht anzufechten oder für die Verteidigung seiner Rechte männlich zu kämpfen. Daher gewisse gängig gebrauchte Sätze: Armer Kerl! Es war so gut, dass er mit den Seinen im Elend endete. Dies ist im Allgemeinen keine Güte, sondern eine Karikatur der Güte. Der Katholik - sagte Unser Herr - muss die Klugheit der Schlange mit der Unschuld der Taube verbinden. Im Allgemeinen kommen das Scheitern, die Täuschungen, die lächerlichen Auftritte, der sich viele als „sehr gut“ geltende Menschen aussetzen, nicht von der Unschuld der Taube, sondern vom Fehlen der List der Schlange.
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Genau das ist beim Pazifismus der Fall. Niemand außer der Kirche bedauert Kriege und versucht, sie zu vermeiden. Aber die Kirche ist weit davon entfernt zu verstehen, dass Krieg deshalb die größte aller Katastrophen ist. Die Kirche schätzt das menschliche Leben sehr, und damit so viel wie möglich Kriege zu bedauern und zu vermeiden. Sie versteht jedoch gut, dass es Dinge gibt, die weitaus wertvoller sind als das irdische Leben. In dieser Hinsicht macht der heilige Augustinus eine ernsthafte Bemerkung. Der große Kirchenlehrer zeigt, dass das größte Übel des Krieges nicht in der Zerstörung von Menschenleben liegt, die auf dieser Erde früher oder später vom Tod eingeholt werden, noch in der Verstümmelung von Körpern, die früher oder später die Zersetzung im Grab ihrerseits verstümmelt werden. Das größte Übel des Krieges ist das Vergehen gegen Gott wegen der Sünde des Angreifers, denn ein Vergehen gegen Gott ist viel mehr zu bedauern als das Verschwinden von Hunderten oder Tausenden von Leben.
Wenn die Sühne der Sünden der Menschen den Preis des Leben des Gottmenschen gekostet hat, wie könnte man dann nicht die Schwere einer Sünde und die Lehre des großen Bischofs von Hippo zugeben?
Welche Werte setzen sich über das irdische Leben hinweg? Vor allem das ewige Leben. Was ist es für den Menschen, fragt der hl. Paulus, die ganze Welt für sich zu gewinnen, wenn er seine eigene Seele verlieren würde? Was nützt es ihm so auch, mehr als ein Jahrhundert auf dieser Welt zu leben, wenn danach die Hölle ihn für alle Ewigkeit aufnimmt? Deshalb müssen wir, gestellt zwischen Abfall vom Glauben und Tod, diesen vorziehen.
Dies ist der Sinn des heldenhaften Widerstands der Märtyrer und der heiligen Kriege, den das Christentum in der Vergangenheit entwickelt hat, in dem sie jeden krankhaften Pazifismus mit Füßen getreten hat, um sich vor den maurischen, albigensischen und protestantischen Angriffen zu schützen. Dies ist auch die Bedeutung derer, die sich in unserem Jahrhundert mit Waffen in der Hand gegen die Verbreitung von Lehren wenden, die den Lehren Unseres Herrn Jesus Christus feindlich gegenüberstehen, Lehren die sich in Ketzern verkörpern, die die Macht erobert haben und über die immensen militärischen Ressourcen ganzer Nationen verfügen. Als zweites kommt territoriale Würde und Integrität.
Der eingeschränkte Rahmen eines Zeitungsartikels erlaubt es uns nicht, die vom hl. Thomas von Aquin anerkannten vielfachen Hypothesen der rechtmäßigen Kriegsführung zu untersuchen. In diesem Zusammenhang genügt es jedoch zu betonen, dass es Fälle gibt, in denen er den Krieg für eine Pflicht hält. Und das ist genug, um zu beweisen, dass Frieden um jeden Preis kein Programm sein kann, das dem katholischen Geist würdig ist.
Dies war im Übrigen, was Pius XII. in unleugbarer Klarheit in seinem jüngsten Brief an Präsident Roosevelt sagte. Der Heilige Vater schrieb, dass er die immer deutlicher die wachsende Schwierigkeit bemerkt, die internationale Kreise gegen einen „gerechten und gesunden Frieden“ anstellen. Und er fügt auf formelle Weise hinzu, sich einen authentischen Frieden zu wünschen, im Einklang mit der internationalen Gerechtigkeit und nicht im Einklang mit flüchtigen diplomatischen Kombinationen, die früher oder später den „auf Sand gebauten Frieden“ zum Erliegen bringen würden.
Dieser Frieden, fügt der Papst hinzu, kann nur von Staatsmännern gewährleistet werden, die „ein hinreichend klares Verständnis für die Bedürfnisse der Menschheit und einen tiefen Respekt vor den Geboten des Evangeliums haben, da nur sie auf dem richtigen und gerechten Weg sind. Nur sie werden die Macht haben, einen Frieden zu schaffen, der die gigantischen Opfer dieses Krieges entschädigen und die Mittel erleichtern, mit denen ein ausgewogeneres, aber sichereres und fruchtbareres Verständnis unter den Nationen gefunden werden kann. “
Es scheint unmöglich, klarer zu sagen, dass Friedensversuche mit einem Staatsoberhaupt, das für die antikatholische Zivilisation aufgestellt wurde, wie Kartenschlösser zusammenbrechen werden.
Wie also um jeden Preis pazifistisch sein?

Übersetzt aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer: „Pacifismo“ aus “Legionário” Nr. 385, vom 28. Januar 1940.
© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.

Dienstag, 28. Januar 2020

Das Dogma der Unbefleckten Empfängnis

Die Verkündung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis



Plinio Corrêa de Oliveira
Mir liegt folgende Karteikarte zum Kommentar vor: Ein Auszug aus den Abenteuern des Dom Bosco über das Königtum Pius IX. von Hugo Wast:

„Was für eine Erstarrung der gottlosen Welt, was für ein Hohn für den Papst, da in dem Moment, indem sich vor seinen Schritten als weltlicher König der Abgrund öffnete, widmete er sich den Fragen der reinen Theologie. Aber ein Papst ist eher ein Theologe als ein König, und als er jene denkwürdigen Worte der Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis aussprach, die die Kuppel von Sankt Peter erfüllten, erhellte ein Sonnenstrahl, der durch ein offenes Fenster hereinströmte, das strahlende Antlitz des Papstes, wie das des Moses auf dem Berge Sinai. Wie in besten Zeiten, dröhnte die Kanone der Burg Sant’Angelo; die unzähligen Glockentürme Roms verkündeten die Nachricht, und Rom erleuchtete sich in dieser Nacht und tausende Städte auf der ganzen Welt ahmten es nach, und Millionen Seelen feierten die Herrlichkeit Mariens, in der Gott die Fülle aller Güter eingab, wie aus den zarten Worten des heiligen Bernhard hervorgeht. Und auf solche Weise, dass, wenn in uns irgendeine Hoffnung besteht, auf ein Gefallen, eine Erlösung, müssen wir wissen, dass uns alles von Maria kommt, denn das ist der Wille [Gottes]. Er wollte, dass wir alles durch Maria erhalten.“
Diese Passage von Hugo Wast bezieht sich auf eine der kulminierenden Tatsachen des Pontifikats von Pius IX.
Pius IX. hatte ein extrem langes Pontifikat, und wenn ich mich nicht irre, war sein Pontifikat länger als das des hl. Petrus. Es war ein Pontifikat, das in zwei sehr unterschiedliche Teile geteilt war. Im ersten Teil - es war in den ersten Monaten seines Pontifikats – da er eine liberale Ausbildung hatte, begünstigte er den Liberalismus in den Kirchenstaaten, die sich aus einigen mittelalterlichen Lehen zusammensetzte, deren Hauptstadt Rom war, wo der Papst auch als weltlicher König herrschte.
Kurze Zeit später gab es eine Revolution, die dem Papst die Augen öffnete. Er musste aus den Päpstlichen Staaten fliehen, flüchtete in das Gebiet des alten Königreichs Neapel, das ihm damals treu blieb und den südlichen Teil der italienischen Halbinsel bildete. Als er dort über die Revolution nachdachte, änderte er seine Orientierung und wurde einer der gegenrevolutionärsten Päpste der Geschichte.
Und zwei seiner besonders gegenrevolutionäre Handlungen waren: die Definition des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis und später die Definition des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit. In dieser Passage von Hugo Wast geht es nur um die Definition des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis.
Der anti-egalitäre Aspekt des Dogmas

Die Definition dieses Dogmas enthielt zwei besonders gegenrevolutionäre Punkte. Es lehrt, dass Unsere Liebe Frau ohne Erbsünde empfangen wurde, also vom ersten Moment ihres Seins an. Das heißt in anderen Worten: Sie hatte zu keinem Zeitpunkt den Makel der Erbsünde. Das kompromisslose Gesetz, nach dem alle Nachkommen Adams und Evas bis zum Ende der Welt mit der Erbsünde geboren werden, wurde in Bezug auf Unsere Liebe Frau und natürlich auf die heiligste Menschheit Unseres Herrn Jesus Christus aufgehoben.
Unsere Liebe Frau war also nicht dem Elend unterworfen, dem die Menschen ausgesetzt sind. Unsere Liebe Frau war nicht den schlechten Impulsen, den schlechten Neigungen, den schlechten Tendenzen der Menschen ausgesetzt. Alles in ihr floss harmonisch für die Wahrheit und für das Gute; alles in ihr war Bewegung in Richtung Gott. Unsere Liebe Frau war das perfekte Vorbild für Freiheit, in dem Sinne des Wortes, dass sie, was auch immer die durch den Glauben erleuchtete Vernunft für sie bedeutete, wollte sie vollständig und es gab in ihrem Inneren kein Hindernis für dieses Wollen.
Die Gnade hingegen sammelte sich an, sie war voll der Gnade. Der Antrieb, mit dem sich ihr ganzes Sein allem, was wahr ist, allem, was gut ist, zuwendete, ist wirklich unbeschreiblich.
Zu lehren, dass ein bloßes menschliches Geschöpf wie Unsere Liebe Frau - Unser Herr Jesus Christus war kein bloßes menschliches Geschöpf, die menschliche Natur war mit der göttlichen Natur verbunden, die eine Person bildete -, dass ein bloßes menschliches Geschöpf wie Unsere Liebe Frau dieses außergewöhnliche Privileg besitze, das war grundsätzlich anti-egalitär. Und dieses Dogma zu definieren, bedeutete, eine solche Ungleichheit im Werk Gottes, eine solche Überlegenheit Unserer Lieben Frau gegenüber allen anderen Wesen zu definieren, dass alle egalitären Geister offensichtlich vor Hass schäumen würden.

Die unversehrte Reinheit der heiligen Jungfrau

Aber es gab einen noch tieferen Grund, warum die Revolution dieses Dogma hasste, und der Grund war folgender: Der Revolutionär liebt das Böse, er ist ein Sympathisant des Bösen, er freut sich, wenn er in jemandem eine Spur des Bösen findet; im Gegenteil bedauert er sehr, wenn er eine Person sieht, in der er keine Spur des Bösen wahrnimmt. Weil er schlecht ist, fühlt er Sympathie und Harmonie mit dem, was schlecht ist, und er sucht das Böse in allem zu finden. Nun würde die Vorstellung, dass ein Wesen von Anfang an so außerordentlich gut und so außerordentlich heilig sein könnte, natürlich einen revolutionären Hass hervorrufen, weil er total ohnmächtig ist gegenüber ein solches Wesen.
Stellen wir uns eine Situation so vor: eine Person, die in Unreinheit versunken ist. Er fühlt die unreinen Neigungen, die ihn überall hin tragen, und natürlich fühlt er die Schande, die Depression, die ihn diese unreinen Neigungen verursachen, vor allem weil sie seine Zustimmung haben, er hat sich ihnen ergeben. Offensichtlich fühlt er sich von dem Zugeständnis, das er gemacht hat, völlig verdorben.
Stellen wir uns nun einen solchen Mann vor, der über Unsere Liebe Frau nachdenkt, die kein Verlangen nach Unreinheit hatte und die ganz aus der transzendentesten Reinheit gemacht wurde: Offensichtlich empfindet er einen Hass, eine Antipathie, weil er in seinem Hochmut von derer makellosen Reinheit überwältigt fühlt, über die er gerade nachdenkt.
Eine solche Abwesenheit von Hochmut, eine solche Abwesenheit von Sinnlichkeit, eine solche Abwesenheit jeglichen Ausschlags von Revolution in diesem privilegierten Wesen zu definieren, bedeutete zu bestätigen, dass die Revolution das Ziel einer solchen Ablehnung seitens Unserer Lieben Frau war, was wir wirklich verstehen, dass es wehtun muss und dass es den Hass der Revolutionäre auslösen muss.
Innerhalb der Kirche gab es also immer zwei Strömungen. Ein Strom, der die Unbefleckte Empfängnis bekämpfte, und ein anderer, der die Unbefleckte Empfängnis bevorzugte. Natürlich wäre es übertrieben zu sagen, dass jeder, der gegen die Unbefleckte Empfängnis kämpfte, für revolutionäre Ausschläge eintrat; aber es ist eine Tatsache, dass jeder, der für revolutionäre Ausschläge arbeitete, auf der einen Seite gegen die Unbefleckte Empfängnis kämpfte. Andererseits ist es wahr, dass all jene, die für die Unbefleckte Empfängnis kämpften und die Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis forderten, in diesem Punkt eine gegenrevolutionäre Mentalität zeigten.
In gewisser Weise war der Kampf der Revolution und der Gegenrevolution ein Kampf zwischen diesen beiden theologischen Strömungen. Und auf diese Weise können wir verstehen, dass es zu einer Zeit, als die Revolution bereits Flammen auf der ganzen Welt geworfen hat, Menschen gab, die über die Definition des Dogmas empört waren.

Die Anwendung der päpstlichen Unfehlbarkeit

Aber es gab noch einen anderen Grund, der die Definition dieses Dogmas für Liberale hassenswert machte. Da das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit noch nicht definiert worden war und es in der Kirche eine Strömung gab, die besagte, dass der Papst selbst nicht unfehlbar war, sondern nur wenn er ein vom Konzil unterstütztes Dogma definierte. Und Pius IX. hat, bevor er das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit definierte, einfach eine Reihe von Theologen konsultiert, dann alle Bischöfe der Welt konsultiert und dann mit eigener Autorität und unter Anwendung der päpstlichen Unfehlbarkeit das Dogma der Unbefleckten Empfängnis definiert.
Was für einen liberalen Theologen eine Art grundsätzlicher Kurzschluss war, denn wenn nicht definiert ist, was er definieren kann, wie definiert er dann. Und im Gegensatz, wenn er definiert, behauptet er, dass er die päpstliche Unfehlbarkeit besitzt.
Das heißt, all dies war ein Ausbruch der Empörung in der revolutionären Welt. Es war auch eine große Begeisterung in der gegenrevolutionären Welt. Und überall tauchten Mädchen auf, die auf dem Namen Conceição getauft wurden, genau zum Lob des neuen Dogmas. Daher eine Reihe von „Conceições“, die sich im Laufe der Zeit vermehrt haben, und die besagten, dass die Eltern dieses Mädchen der Unbefleckten Empfängnis Unserer Lieben Frau geweiht haben.

Pius IX. führt den Kampf im Feindeslager

Pius IX. ging so weit, dass er während seines Pontifikats Folgendes tat: Die Hauptstadt des europäischen Protestantismus war die Stadt Genf in der Schweiz. Es war der Ausstrahlungspunkt des Protestantismus in seiner radikalsten Form, des Kalvinismus.
Aufgrund von Gesetzesänderungen in der Schweiz wurde genehmigt, dass zur Zeit von Pius IX. in der Stadt Genf eine katholische Kathedrale gebaut wurde. Als Pius IX. das hörte, sagte er, er würde ein Bild als Geschenk schicken, und das Bild sei eine Statue der Unbefleckten Empfängnis, die im Zentrum von Genf aufgestellt werden solle, um dieses Dogma der Calvinisten, Lutheraner und Protestanten zu verkünden. So führte Pius IX. den Kampf gegen die Revolution in seiner Zeit und in seinem Pontifikat.
Hier ist eine sehr schöne Tatsache, die genau das ist: Pius IX. befand sich in einer schrecklichen politischen Situation: die Armeen Garibaldis bedrohten zunehmend die Päpstlichen Staaten; als König war er ein König, dessen zeitliche Macht von seinen Feinden untergraben wurde. Und dann machten sich die Liberalen über ihn lustig: Was für ein Papst-König ist das, was für ein törichter Papst, der sein Land verliert und sich darum sorgt, Dogmen zu definieren. Pius IX. machte sich keine Sorgen, er definierte das Dogma, und ein Ausbruch weltweiter Begeisterung folgte der Definition des Dogmas.
Aber er ging noch weiter, 1870, als die Päpstlichen Staaten in Gefahr waren zu fallen, berief er das 1. Vatikanische Konzil ein und während dieses definierte er das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit.
Es wird gesagt, dass es eine wahre Schönheit war: Als er sich erhob, um das Dogma zu definieren, traf ein Gewitter die Peterskirche, es kam zu Blitzen und Donnern, und man würde sagen, dass alle Elemente des Hasses aus der Hölle entfesselt und erschüttert waren. Wir können uns diesen Papst vorstellen, von dem viele sagen, er sei ein Heiliger - und ich gebe es zu -, dieser Papst, der in Mitten donnernden Blitzen steht und die Unfehlbarkeit des Papsttums definiert.
Was ist passiert? Tage nach der Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit zogen sich die französischen Truppen aus Rom zurück - die Truppen, die den Papst beschützten - und Garibaldis Truppen marschierten in Rom ein, und der Papst wurde ein Gefangener im Vatikan. Aber das Prestige, das die päpstliche Unfehlbarkeit dem Papst einräumte, war so groß und so groß seine Autorität, die sie ihm über die gesamte Kirche gab, so dass Historiker sagten, dass selbst die Päpste des Mittelalters keine größere Macht hatten als Pius IX.
Wir haben dann zwischen Pius IX. und Gregor VII. eine Analogie. Der heilige Gregor VII. zwang einen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, sich vor ihm zu verneigen und um Vergebung zu bitten. Pius IX. tat meines Erachtens eine härtere und außergewöhnlichere Sache: Er zwang die Revolution, sich vor ihm zu verneigen, ohne um Vergebung zu bitten, weil die Revolution nicht um Vergebung bittet, sondern vor Hass sabbert, gedemütigt und niedergeschlagen, ohne um Vergebung zu bitten. Was noch schöner ist, als einen Kaiser dazu zu führen, um Vergebung zu bitten.
In dieser Atmosphäre des Sieges schenkte der große Papst Pius IX., ein Gefangener, aber mehr Herr als alle seine Vorgänger, mehr Herr des Christentums und der Weltkirche, seine schöne Seele Gott.

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer von der Abschrift einer Tonaufnahme eines Vortrages von Prof. Plinio Correa de Oliveira am 15.6.1973

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.

Mittwoch, 22. Januar 2020

Zitate von Plinio Correa de Oliveira

*        In diesem Leben muss sich der Mensch in jedem Alter der Anstrengung widmen, sich zu bilden und weiterzubilden, um sich auf den Himmel vorzubereiten, denn nur dort endet unser Weg zur Vollkommenheit. Daher kann und muss der Katholik von den Ambienten, in denen er sich befindet, verlangen, dass sie ein wirksames Instrument für seine moralische Bildung seien.

(in https://p-c-o.blogspot.com/2020/11/seidklug-wie-die-schlangen-und-arglos.html)




Angesichts von Äußerungen der Italienischen Kommunistischen Partei zu ihren freundlichen Beziehungen zur Katholischen Kirche im Juni 1984, die vom Vatikan nicht entsprechend widersprochen wurden.




KAMPF, IST DER VORABEND DES TAGES DER GLORIE




In diesem Tale der Tränen ist Freude der Vorabend des Tages, an dem wir in den Kampf ziehen, und der Kampf ist der Vorabend des Tages der Herrlichkeit, der Glorie.





Die Sorglosigkeit löst keine Probleme noch schafft sie sie ab, im Gegenteil, sie wird sie meistens noch ernsthaft verschlimmern, denn sie ist die große Einschläferin der Wächter.










Freitag, 10. Januar 2020

Plinio Corrêa de Oliveira: „Mein öffentliches Leben“ - I


Wie bildete ich meine Mentalität
A) Temperament und Gedankenbildung; die familiäre Umgebung
1.- Mit zwanzig Jahren war meine ultramontane Mentalität vollständig gebildet
Als ich der Marianischen Kongregation der Pfarrei Santa Cecília beitrat (1928) und begann, an der katholischen Bewegung teilzunehmen, kann ich sagen, dass ich bereits ein Ultramontane (*) war und fast mein ganzes Gedankengut, was ich heute habe (1954), hatte ich in radice schon damals. Was die damalige Welt betrifft, kann ich sagen, dass ich mit 20 Jahren schon alles gesehen, gezählt, gemessen und gewogen hatte. Seitdem gab es eine Fülle von Verdeutlichungen bezüglich der aufeinander folgenden Fakten der Weltgeschichte, doch nichts mehr als Verdeutlichungen.
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(*) Ultramontan war die Bezeichnung, die im 19. Jahrhundert der Strömung französischer Katholiken gegeben wurde, die das Päpstliche Primat verteidigten und militant gegen den liberalen Katholizismus vorgingen. Da Rom jenseits der Alpen lag, hieß es damals, es handele sich um Ultra-Montane (jenseits der Berge). Der Begriff wurde später auf andere Nationen ausgedehnt, immer um antiliberale Katholiken zu bezeichnen.
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Welche waren diese meine Gedanken?
Ich war ein überzeugter Anhänger einer radikalen Katholizität und der Überzeugung, dass ein Halbkatholizismus absolut nichts bringen würde.
Ich war auch überzeugt, dass man nur katholisch ist, wenn man dem Papsttum absolut treu ist, und dass in dieser absoluten Treue zum Papsttum die Substanz des Katholizismus liegt.
Auch war ich tief davon überzeugt, dass die Kirche die eigentliche Säule der Welt, der weltlichen Ordnung, der bürgerlichen Ordnung und der moralischen Ordnung ist. Und dass deshalb nur aus der Kirche und aus der Doktrin der Kirche, ihren Geboten und ihren Lehren eine wirksame Lösung der Krise der Welt hervorgehen kann.
Ich war auch davon überzeugt, dass die gesamte politisch-soziale Organisation, die sich aus dem Protestantismus und alles was sich in der Folge daraus ergab, bis hin zum Kommunismus, die Zerstörung der Zivilisation bedeutete.
Überzeugt auch, dass wir uns weit fortgeschritten in diesem Phänomen des Verfalls befanden, und dass eine große Krise ausbrechen würde, die das Ende der modernen Zivilisation bedeuten würde.
Vor allem war ich von der Wichtigkeit der Verehrung Unserer Lieben Frau überzeugt, obwohl ich die Abhandlung der wahren Andacht zur Heiligen Jungfrau vom hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort noch nicht kannte, die mir den endgültigen Ausdruck des Themas der Verehrung Unserer Lieben Frau gab. Aber ich verstand sehr gut, dass die Verehrung Unserer Lieben Frau die herausragende Seite der katholischen Lehre in Fragen der Frömmigkeit und meines geistlichen Lebens war.
Schließlich – und hier ist eigentlich das charakteristische Merkmal der Denkweise, die ich, Gott sei Dank, schon damals erworben hatte – hatte ich eine sehr lebendige Vorstellung vom Unterschied zwischen Gut und Böse, vom Kampf des Guten gegen das Böse in der Geschichte, obwohl ich den Einfluss des Satanismus in diesem Kampf zu dieser Zeit nur dürftig kannte. Ich hatte nur eine gewisse intuitive Vorstellung von der Rolle des Satanismus in diesem Kampf.
Wie sind diese Ideen in mir entstanden? Wie kann man erklären, dass ein Brasilianer, der 1908 in einer Stadt wie São Paulo geboren wurde und vollständig in der brasilianischen Umwelt lebte, sie bereits schon im Alter von 20 Jahren diese Mentalität erworben hatte?
Für einen Nicht-Brasilianer, insbesondere den Europäer, haben diese Fragen meiner Meinung nach eine interessante Seite, um ihnen zu helfen, die eigentümliche Art und Weise zu verstehen, wie die Ideen im Kopf eines Brasilianers entstehen.
Dies wird auch zum Verständnis beitragen, was man von einem Land wie Brasilien mit seinem Ultramontanen Potenzial erwarten kann.
2. Meine Ideen entstanden nicht aus Büchern, sondern aus der Beobachtung der Realität.
Alle diese Ideen bildeten sich in meinem Kopf, nicht eigentlich indem ich die Doktrin in einem Buch las und auf die Tatsachen anwendete, sondern dass ich eher aus einer instinktiven Haltung gegenüber den Tatsachen und sozusagen die in den Tatsachen enthaltene Lehre erriet.
Daher stammte dieses Wissen nicht aus Ableitungen, Folgerungen, sondern aus einer ersten Intuition, die bereits alles enthielt, was ich später erläutern würde.
Es war also kein deduktiver Prozess, sondern ein intuitiver Prozess, bei dem man auf den ersten Blick alles sieht und das dann wie ein Baum aus dem Samen heraus aufwuchs. Aber auf den ersten Blick war schon alles enthalten. So funktioniert ein brasilianischer Kopf.
Das bedeutete für mich natürlich keine Verachtung für das Buch. Aber ich hielt es für einen bloßen Fehler, Kultur als bloßes Ergebnis der Anzahl der gelesenen Bücher zu betrachten. Das Lesen ist nützlich weniger dank der Quantität als der Qualität der gelesenen Bücher, insbesondere auf die Qualität des Lesers und die Art und Weise, wie man liest.
Ich bin der Meinung, dass eine sehr gut belesene, gut gebildete Person, die über viele Fakten oder Vorstellungen von wissenschaftlichem, historischem oder künstlerischem Interesse informiert ist, weitaus weniger gebildet sein kann als eine Person, dessen Informationsvermögen geringer ist.
Der Unterricht stärkt den Geist nur dann in ausreichendem Maße, wenn ihm eine tiefgreifende Assimilation folgt, die sich aus sorgfältigem Nachdenken (Reflexion) ergibt. Deshalb sind diejenigen, die wenig lesen, aber viel assimilieren, gebildeter als diejenigen, die viel gelesen aber wenig assimiliert haben.
Reflexion (Nachdenken, Betrachten) ist das erste Mittel dieser positiven Handlung. Der Kulturmensch soll mehr als eine lebendige Ansammlung von Fakten und Daten, Namen und Texten sein. Er muss ein Denker sein. Und für den Denker ist das Hauptbuch die Realität, die er vor Augen hat, der am häufigsten konsultierte Autor ist er selbst, und die anderen Autoren und Bücher sind wertvolle, aber ausgesprochen untergeordnete Elemente.
Doch bloßes Nachdenken reicht nicht aus. Der Mensch ist kein reiner Geist. Die kulturelle Anstrengung ist nur dann vollständig, wenn der Mensch sein ganzes Wesen mit den Werten tränkt, die seine Intelligenz erwogen hat.
3. Mein angeborenes Temperament, ruhig und liebevoll
Aus natürlicher Veranlagung bin ich von Geburt an sehr liebevoll, sehr geneigt, Menschen zu mögen. In meiner kindischen Einfalt meinte ich, dass alle Menschen sehr gut sind. Mir wurde schnell klar, dass dies eine Täuschung war.
Mein ursprüngliches Ziel war es, ein herzliches Leben mit anderen zu führen. Zu Hause, mit meinen Cousins, mit meinen Verwandten, habe ich mich bestens verstanden.
Ich habe nicht die Absicht, hier mein Geständnis abzulegen, geschweige denn in Eigenlob verfallen. Aber vielleicht doch eine Indiskretion machen. Nach allem, was hier gesagt wurde, sollte der Hintergrund der Erzählung mit der Beschreibung meines Temperaments beginnen. Wohlgemerkt: ich spreche zunächst nicht von Ideen, sondern von Temperament, was bereits ein sehr brasilianisches Merkmal ist.
Mein Temperament würde ich von Haus aus als sehr ruhig einstufen, fast träge; sehr ausgeglichen, ausgeglichen bis zum Unglaublichen und Unfassbaren; aber zugleich sehr hart in einer Sache: auf alles, was mir passt, lege ich mein ganzes Gewicht.
Auf der anderen Seite ist es ein Temperament, das sehr zur Trägheit neigt, zu einer Abscheu von Kampf, Zank und ähnliches. Aber auch ein Temperament, das für einen in Erbsünde empfangenen Menschen und mit allen damit verbundenen Vorbehalten, grundsätzlich gemäßigt war.
Schließlich hatte ich von klein an, eine sehr logische Denkweise, ich mochte sehr die Logik.
wird fortgesetzt

Übersetzt aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google Übersetzer in „Minha vida pública – relatos autbiográficos de Plinio Corrêa de Oliveira“ („Mein öffentliches Leben - autobiographische Berichte von Plinio Corrêa de Oliveira“), Herausgeber Instituo Plinio Corrêa de Oliveira, São Paulo, Brasilien, 2015, Verlag Artpress.

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.


Jesus Christus wollte aus königlichem Geschlecht geboren werden



Aus der Ansprache Papst Leos XIII. an das Patriziat und den römischen Adel vom 24. Januar 1903:


„Jesus Christus wollte Sein privates Leben in der Verborgenheit eines bescheidenen Heimes verbringen und als Sohn eines Handwerkers bekannt sein. In Seinem öffentlichen Leben jedoch gefiel es Ihm, unter dem Volk zu leben und ihm in jeder Form Gutes zu tun. Trotzdem wollte Er aus königlichem Geschlecht geboren werden, wählte als Mutter Maria und Josef als seinen Pflegevater, beide erwählte Kinder aus dem Stamme Davids. Gestern, am Feste ihrer Verlöbnis, konnten wir mit der Kirche die schöne Worte wiederholen: ,Regali ex progenie Maria exorta refulget‘ [Maria offenbart sich uns strahlend, geboren aus königlichem Geschlecht]“. [1]

[1] Leonis XIII Pontificis Maximii Acta, Ex Typographia Vaticana,Romae,1903, Band. XXII, S. 368

Quelle: „Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in den Ansprachen Pius’ XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom“ von Plinio Corrêa de Oliveira, Dokumente IV, N. 4, S. 330.


Sonntag, 5. Januar 2020

Maria empfängt die Hl. Drei Könige im Stall zu Bethlehem



Plinio Corrêa de Oliveira
Mir wurde hier ein Text vorgelegt mit Bitte ihn zu kommentieren. Es handelt sich um einen Auszug von „Die mystische Stadt Gottes – ein Wunder seiner Allmacht, ein Abgrund seiner Gnaden – göttliche Geschichte und Leben der Mutter Gottes, unsere Königin und Frau: die heiligste Maria, … und Mittlerin der Gnade“, so der spanische Originaltitel. Nun kommt noch der Untertitel: „In diesen letzten Jahrhunderten von derselben Jungfrau geoffenbart ihrer Sklavin Sr. Maria von Jesus, Äbtissin des Klosters der Unbefleckten Empfängnis zu Agreda, vom Orden des hl. Franziskus“.
„Das göttliche Kind auf den Armen, erwartete die heiligste Mutter die frommen Könige. Unaussprechlich waren ihre Sittsamkeit und Anmut. Bei all ihrer Demut und Armut strahlte sie eine mehr als menschliche Majestät aus und ihr Antlitz leuchtete. Das göttliche Kind verbreitete einen solchen Lichtglanz, dass die ganze Höhle in einen Himmel umgewandelt wurde.
Als die morgenländischen Könige eintraten, waren sie beim ersten Anblick des Kindes und der Mutter eine geraume Zeit hindurch von Bewunderung hingerissen. Sie warfen sich zur Erde nieder und beteten in dieser Haltung das Kind mit Ehrfurcht an, indem sie es als wahren Gott und wahren Menschen und als den Erlöser des Menschengeschlechtes anerkannten. Durch den Anblick und die Gegenwart des süßen Jesuskindes wurden sie aufs Neue innerlich erleuchtet.“
Das Treffen ist sehr schön. Sie kommen in die Höhle und sie merkten, dass Unsere Liebe Frau sie erwartete. Die erste Reaktion ist so überwältigend, dass sie erstarren. Nachdem sie sich von der Überraschung erholt haben, fallen sie vor der Süße und Majestät des Jesuskindes und Marias auf die Knie und beugen sich zu Boden, um ihre Anbetung auszudrücken. Nachdem sie ihre Anbetung vollzogen haben, spüren sie, beim betrachten des Antlitzes des Jesuskindes, innere Bewegungen der Gnade. Und sie erkannten dann, dass es das Gotteskind war, der Erlöser der Menschheit.
„Sie schauten die Menge der himmlischen Geister, die als Diener des Königs der Könige, des Herrn der Herren mit Ehrfurcht und Zittern zugegen waren.“
Sie haben sicherlich eine unzählige Menge von Engeln wahrgenommen, die um die Krippe versammelt waren.
„Dann richteten sie sich auf und brachten Maria ihre Glückwünsche dar, dass sie die Mutter des Sohnes des ewigen Vaters geworden sei. Sie bezeigten ihr auch ihre Ehrfurcht, indem sie die Knie beugten.
Auch wollten sie ihr die Hand küssen, wie dis in ihrem Reiche Königinnen gegenüber Sitte war, aber die weiseste Herrin zog ihre Hand zurück und bot ihnen die des Erlösers der Welt an mit den Worten: ‚Mein Geist frohlocket in dem Herrn, und meine Seele lobpreist ihn, weil er unter allen Nationen euch auserwählt und berufen hat, mit euren Augen den zu sehen, den viele Könige und Propheten vergebens zu sehen verlangten, den menschgewordenen, ewigen Sohn Gottes. Lasset uns seinen Namen loben und preisen wegen der geheimnisvollen Erbarmungen, die er seinem Volk erwiesen hat. Lasset uns die Erde küssen, die er durch seine königliche Gegenwart geheiligt hat!‘“
Dies waren die Worte Marias an die Könige. Die Erklärung ist sehr schön und endet mit der Aufforderung die Erde zu küssen, da nun einmal das Jesuskind zur Erde gekommen ist, verwandelte sich diese in einen heiligen Altar. Und deshalb dürfen die Menschen die Erde (den Boden) küssen, wie man einen Altar küsst, gerade wegen der Gegenwart Unseres Herrn Jesus Christus. Es reicht, das Er hier ist, damit alles geweiht und geheiligt ist.
In einigen katholisch-orientalischen Riten, zum Beispiel bei den Kopten in Abissinien, gibt es den Brauch, wenn man eine Kirche betritt, kniet man zunächst nieder und küsst den heiligen Boden der Kirche zum Zeichen der Verehrung dieses heiligen Ortes, wo Gott gegenwärtig ist.
Die Weisen küssen den Boden, küssen die Erde, weil es der Boden der Höhle ist, auf dem unser Herr Jesus Christus geboren wurde. Indem die Muttergottes das Jesuskind auf ihrem Schoß hält und sie mit ihren Füssen die Erde berührt, wird die ganze Erde geheiligt. Dies ist wegen des sakralen Charakters alles Heiligen. Und dieses Gefühl des Sakralen ist das Verstehen, wie alle Dinge durch die Wirkung der Religion, durch den Kontakt mit der Religion geheiligt werden. Wir müssen uns im Geist der Verehrung, gegenüber allem verhalten, was mit der Religion nah oder fern, oder mit Gott in Verbindung steht, weil sie dadurch geheiligt sind.
„Auf diese Worte der heiligsten Jungfrau warfen sich die Könige nochmals nieder, beteten das Jesuskind an und dankten für die große Wohltat, dass ihnen die Sonne der Gerechtigkeit so frühzeitig erschienen war, um ihre Finsternis zu erleuchten. Darauf sprechen sie mit dem heiligen Joseph und priesen ihn glücklich, dass er der Bräutigam der Muttergottes sei.“
Wir merken hier den Sinn für Hierarchie. In dieser Familie ergab sich eine umgekehrte Hierarchie: der heilige Joseph, der am wenigsten von allen war, war das Oberhaupt der Familie; Unsere Liebe Frau, die mehr war, als er, war ihm untertan; und das Jesuskind, dass das Höchste war, war beiden unterworfen. Nun, die Weisen schauen zuerst auf das Jesuskind und Unsere Liebe Frau, die sie auf den ersten Blick erkennen und verehren beide zugleich. Dann erst richten sie sich an den hl. Joseph und preisen ihn glücklich, dass er der Bräutigam der Mutter des Sohnes Gottes sei.
„Sie waren voll Staunen und zugleich voll Mitleid wegen der großen Armut, in der die größten Geheimnisse des Himmels verborgen waren. Nachdem sie drei Stunden zugebracht…“ – wie viel mehr hat sich dort zugetragen, als was hier beschrieben wird – „Nachdem sie drei Stunden zugebracht, baten sie die heiligste Jungfrau um Erlaubnis, sich in der Stadt ein Obdach zu suchen“, da in der Höhle kein Platz zum verweilen war. Doch bevor bitten sie der heiligsten Jungfrau, der Königin, um Erlaubnis zu gehen.
Die Könige „hatten einiges Gefolge; allein das Licht und die Gnade waren nur in den Königen wirksam. Die anderen hatten nur Acht auf das Äußere, sahen den geringen armen Stand der Mutter und ihres Bräutigams, und obwohl sie etwas verwundert waren über dieses ungewöhnliche Schauspiel, erkannten sie doch das Geheimnis nicht.“
Die Könige verabschiedeten sich und gingen fort. „Als Maria und Joseph mit dem Kinde wieder allein waren, priesen sie den Herrn mit neuen Lobgesängen, weil nun zum ersten Male sein Name von den Heiden erkannt und angebetet worden war.“
Wir können uns die Schönheit der Szene vorstellen: Die Könige gehen von der Höhle, und als sie schon etwas weiter entfernt sind, erheben sich die reinen und harmonischen Stimmen Unserer Lieben Frau und des Heiligen Joseph und singen, um Gott zu danken, für diese erste Verherrlichung des Jesuskindes. Die Könige kamen aus dem Morgenland und beteten das Kind an. Die ganze Menschheit, vertreten durch diese Könige, fiel vor dem Kinde nieder. Also eine große Freude und ein großer Gesang der Engel.
Der Gesang gehört zu den Bräuchen des Ostens. Anlässlich des Besuchs Marias bei der hl. Elisabeth, haben beide sich begrüßt mit einem Gesang. Elisabeth sang zu Unserer Lieben Frau und diese erwiderte mit dem Lied des Magnificat. Es war also ganz natürlich, dass Maria und der Joseph eine schöne Hymne komponierten; und wir könnten uns sogar diesen Gesang vorstellen, das heißt die zwei Stimmklänge, wenn sie sich abwechseln; wenn es nicht ein den Umständen angemessener alttestamentlicher Psalm war, der für den Moment gewählt wurde. Aber was für eine unbeschreibliche Sache und wie die Engel, die sie sahen, von der Szene absolut begeistert waren. Vor allem das Jesuskind dort zu sehen, das Gegenstand des Dankes und der Anbetung war.
„Am anderen Tage kehrten die Könige früh morgens zur Grotte zurück, um dem König des Himmels ihre Geschenke anzubieten. Zur Erde niedergeworfen beteten sie den Sohn Gottes mit tiefster Demut an. Sie öffneten, wie das Evangelium sagt, ihre Schätze und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen dar. Sie legten auch der Mutter mancherlei Fragen vor über die Geheimnisse des Glaubens, über den Zustand ihres Gewissens und über die Regierung ihrer Staaten.“
Welche Schönheit dieser Szene: sie befragen Maria über die Regierung ihrer Staaten, und die Königin der Könige, die Sie anleitet: Machen Sie es so oder so. Die Königin der Seelen, erleuchtet diese Seelen, dann unterwies sie sie als Königin der Könige, im regieren ihrer Staaten.
„Sie wollten nicht zurückkehren, ohne vollständig über alles unterrichtet zu sein, was zu einem heiligen Leben gehört. Maria hörte sie mit Wohlwollen an. Während sie zu ihr redeten, beriet sie sich innerlich mit dem göttlichen Kind über die Antworten und Belehrungen, die sie diesen neuen Söhnen seines heiligen Gesetzes geben sollte.“
Das heißt, sie betete, sie sprach innerlich mit dem Jesuskind. Man stelle sich also das Jesuskind vor, in der Krippe liegend, wie ein Kind, das sich der Außenwelt nicht bewusst ist. Es war Gott, und doch wie ein Kind, das sich der Außenwelt nicht bewusst ist. Unsere Liebe Frau sprach mystisch mit ihm, sie fragte ihn, was sie antworten sollte, und er sprach mit ihr. Und er, der anscheinend unintelligent und stimmlos war, wusste und sprach innerlich mit ihr. Man kann sich die Erhabenheit dieses Gesprächs vorstellen. Dann geht es weiter:
„Als Organ der göttlichen Weisheit antwortete sie dann auf alle vorgelegten Zweifel, und ihre Antworten waren so weise, so belehrend und heiligend, dass die Könige, von Bewunderung der Weisheit und Güte der Himmelskönigin hingerissen, sich nicht von ihr trennen konnten. Darum musste ein Engel des Herrn ihnen ankündigen, es sei der Wille Gottes und unumgänglich notwendig, dass sie in ihre Heimat zurückkehrten.“
Merkwürdig ist folgendes: Unsere Liebe Frau hat es nicht gesagt. Sie war Königin, sie hätte sagen können, meine Lieben, jetzt ist es Zeit zurückzugehen; meine Kinder, kehrt in eure Heimat zurück. Aber ihre Feinfühligkeit war so groß, dass sie einen Engel sandte, um die Könige aufzufordern eilends zu gehen. Hier sehen wir die äußerste Höflichkeit und Zartheit der Seele und die Haltung Unserer Lieben Frau.
„Es ist nicht zu verwundern, dass die heiligen Könige so erstaunt waren; denn bei den Worten Mariens wurden sie vom Heiligen Geist erleuchtet und nicht nur über das, worüber sie fragten, sondern auch über viele andere Dinge mit himmlischen Lichte erfüllt.“
„Nach der Abreise der Könige brachten die Himmelskönigin und Joseph dem Allerhöchsten neue Loblieder für seine Wunderwerke dar. Sie verglichen sie mit der Heiligen Schrift und mit den Weissagungen der Patriarchen und sahen, wie alles an dem Jesuskinde in Erfüllung ging. Die weiseste Mutter, die in diese erhabenen Geheimnisse tief eindrang, bewahrte und erwog sie alle in ihrem Herzen. Die heiligen Engel, die bei diesen Geheimnissen zugegen waren, wünschten ihrer Königin Glück, dass ihr Sohn von den Menschen erkannt und angebetet wurde. Sie priesen ihn durch neue Loblieder wegen der Erbarmungen, die er den Menschen erzeigte.“
Und damit ist es zu Ende. Es macht einen ein wenig traurig, von diesen großen Dingen wegzukommen und an die alltäglichen Dinge dieser Ära der Revolution zu denken, in der wir uns befinden.

Übersetzung aus dem Portugiesischen der Abschrift eines Vortrages von Plinio Corrêa de Oliveira am 12. Januar 1967.
Der deutsche Text von Sr. Mari von Agreda ist entnommen aus: Maria von Agreda, „Leben der Jungfrau und Gottesmutter Maria”, Verlag Albertus-Magnus-Verein, Gosheim/Wttbg, 1981, 2. Band, S. 404ff
© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.