Donnerstag, 10. Juli 2025

ANTIKOMMUNISMUS UND DAS KÖNIGREICH MARIENS

 



Plinio Corrêa de Oliveira
In Catolicismo von Februar 1956

Das eindrucksvolle und tiefgründige Gebet von Monsignore Joseph Gawlina im Namen der katholischen Priester hinter dem Eisernen Vorhang (s. Gebet für die inhaftierten Priester in https://r-gr.blogspot.com/2025/07/gebet-fur-die-inhaftierten-priester.html), das diese Zeitung („Catolicismo“) in ihrer Dezemberausgabe veröffentlichte, hat die Aufmerksamkeit unserer Leser stärker denn je auf die Pflicht zum Kampf gegen den Kommunismus gelenkt. Dies ist für uns eine willkommene Gelegenheit, dem Thema Antikommunismus einige Überlegungen zu widmen.

Der Hintergrund dieser Überlegungen ist einfach, komplex und dramatisch zugleich. Es gibt eine äußerst einfache Frage, die das gesamte Thema beherrscht. Da der Kommunismus weltweit von einer Minderheit getragen wird und Gold, Kanonen und Kultur in den Händen der gegnerischen Mehrheit liegen, wie lässt sich erklären, dass diese angesichts einer möglichen Niederlage erstaunt und sprachlos sind? Die passende Antwort auf diese Frage ist eine der komplexesten. Andererseits bringt dieser Zustand der Panik die dramatischsten Folgen mit sich, wie die Lähmung von Initiativen, die Hemmung von Reaktionen und die Zersplitterung von Bemühungen.

Man könnte dasselbe Problem auch mit der Frage betrachten, warum in einer Welt, in der es so viele Antikommunisten gibt, die Projekte, die angeblich die rote Bedrohung bekämpfen sollen, – zumindest relativ – so wenig Unterstützung finden.

Diesem Problem wollen wir uns widmen.

Zunächst müssen die Lehren und Denkgewohnheiten einer über hundert Jahre alten liberalen Strömung als Ursache für die Apathie so vieler Menschen gegenüber dem kommunistischen Problem genannt werden. Der Liberale hat Gewissheiten oder kann sie zumindest haben. Aber es sind schwache, schwankende Gewissheiten. Eine Gewissheit ist nur dann kraftvoll, wenn sie angesichts von Widersprüchen standhaft bleibt und sogar an Stärke gewinnt. Und diese Standhaftigkeit besteht nicht nur darin, die gegenteilige These abzulehnen, sondern sie als falsch zu brandmarken, sie zu denunzieren und zu verfolgen. Denn angesichts von Irrtum oder Bösem liegt Mut nicht einfach darin, die Zusammenarbeit zu verweigern, neutral zu bleiben und die Arme zu verschränken, sondern zu reagieren, anzuprangern und zu kämpfen. Dem widerstrebt dem liberalen Geist. Der Liberalismus hat nichts dagegen, wenn jemand eine der elementaren und grundlegenden Wahrheiten bekräftigt, die der Kommunismus brutal leugnet: das Recht eines jeden, sich zum katholischen Glauben zu bekennen und ihn zu verbreiten, das Recht, eine gesetzlich anerkannte und geschützte Familie zu gründen, das Recht auf Eigentum und die freie Verfügung über die eigene Arbeitskraft. Doch von hier bis hin zur Erklärung, dass gegensätzliche Positionen falsch, offensichtlich falsch, monströs falsch sind, liegt für den Liberalen ein Abgrund. Und die Bekämpfung der sowjetischen Propaganda mit Energie, Ausdauer und Einsicht führt in einen weiteren Abgrund. Der Liberale überwindet diese Abgründe nicht. Träge, lauwarm, selbstgefällig verschränkt er die Arme. Theoretisch befürwortet er eine Welt, die auf Religion, Familie und Eigentum basiert. In der Praxis wird es nichts daran ändern, dass die Welt – wenn man das überhaupt als „Aufbau“ bezeichnen kann – auf Atheismus, freier Liebe und Kollektivismus aufgebaut wird.

Natürlich ist eine solche abweichende Haltung nicht immer bewusst. Manchmal äußert sie sich in klangvollen, aber hohlen Formeln, die einen schrecklichen Wunsch offenbaren, nicht zu kämpfen.

* * *

Eine davon ist die Behauptung, der Kommunismus werde nicht mit Waffengewalt oder Polemik bekämpft, sondern ausschließlich mit Schulen, Hilfsprojekten und „Dialogen“.

Diese These enthält einige Wahrheitsfragmente, in denen jedoch zahlreiche Irrtümer, einige der eklatantesten, schlummern.

Es stimmt, dass die Desorganisation des irdischen Lebens, ob intellektuell oder materiell, eine Atmosphäre schafft, die dem Kommunismus förderlich ist. Theoretisch wirken daher diejenigen, die gute Bildung, soziale Fürsorge und Wohlstand fördern, dem Kommunismus entgegen.

Mehr noch. In dem Maße, wie die herrschenden Klassen ihre Pflicht vernachlässigen, die geistigen und materiellen Interessen des Volkes zu schützen, liefern sie kommunistischen Intrigen einige der notwendigen Vorwände, um Klassenkämpfe zu entfesseln.

Damit bestreitet niemand die Legitimität, die Notwendigkeit und die Dringlichkeit, den bedürftigen Klassen geistige und materielle Hilfe zukommen zu lassen.

All dies ist so klar, so offensichtlich, dass es banal wird. Wir stellen es kategorisch fest, nur um Missdeutungen zu vermeiden.

Doch lassen Sie uns nun die Irrtümer und Missverständnisse aufzählen, die in diesen Wahrheiten schlummern.

Vor allem ein Missverständnis: Man denke nicht, der Hauptgrund, warum wir den Armen Gutes tun sollten, sei die Angst vor dem Kommunismus. Der Hauptgrund ist die Liebe zum Nächsten aus Liebe zu Gott. Selbst wenn die kommunistische Gefahr nicht existierte, wären wir verpflichtet, den Armen mit Gerechtigkeit und Nächstenliebe zu begegnen.

Zweitens: Man denke nicht, die kommunistische Gefahr resultiere aus Unwissenheit und Armut, sodass der Kommunismus aufhören würde zu existieren, wenn diese beseitigt würden. Es besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen Ursache und günstigen Umständen.

So könnte beispielsweise das Fehlverhalten der Geistlichen in einem bestimmten Land einen Faktor darstellen, der den Antiklerikalismus begünstigt. Es wäre jedoch absurd daraus zu folgern, dass in diesem oder in jenem Land der Antiklerikalismus existiert aufgrund des Fehlverhaltens des Klerus. Erstens, weil der Antiklerikalismus an sich ein Phänomen der Ireligion ist, der viel tiefere ideologische und moralische Ursachen hat. Zweitens, da es sehr antiklerikalische Regionen mit einem guten Klerus gibt und schließlich auch Städte mit lauen Geistlichen oder sogar Skandalösen, in dem kein Ausbruch des Antiklerikalismus verzeichnet wurde.

In gleicher Weise begünstigte die Gleichgültigkeit so vieler Bürger gegenüber dem Elend des Volkes sicherlich die Verbreitung des Kommunismus. Aber es wäre lächerlich, dies als Hauptursache für diese Tatsache zu sehen. Dies resultiert aus einem ganzen spirituellen, kulturellen und moralischen Klima. Wenn der Kommunismus ein bloßes Produkt des Hungers wäre, könnte er in reichen Umgebungen nicht entstehen. Es ist aber es offensichtlich, dass er sich in bestimmten bürgerlichen Kreisen energisch entwickelt, in denen es keinen Hunger, Lehrer, Studenten, Schriftsteller gibt. Und noch mehr, in bestimmten „Ultrabürgerlichen“ Kreisen, in denen der Überfluss sein Höhepunkt erreicht: Menschen der Gesellschaft, hohe Finanziers, Politiker der großen Projektion usw.

Und deshalb ist es falsch, dass es mit Öffnung von Schulen und Hilfsinstitutionen, Gehälter zu verbessern usw. ausreicht um den Kommunismus zu beseitigen. Die antikommunistische Reaktion auf dieses verdienstvolle und friedliche Feld zu beschränken, ist offenkundig unzureichend, es ist fast genauso wie die Arme vor dem Gegner zu verschränken.

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Gleiches gilt mutatis mutandis auf internationaler Ebene. Es gibt unter uns die, die Einweihung eines internationalen Dating-Regimes erwarten, begleitet von Banketten, Toast, Lächeln und vielen Zugeständnissen an den Osten, würde hinter dem Eisernen- und Bambusvorhang eine psychische Entspannung, ein Klima der Lauheit, der Zuneigung, Gutmütigkeit und Herzlichkeit einführen, das den Frieden retten würde. Von wo aus der Kampf gegen den Kommunismus im Lächeln, Bankgeschäft und Geben bestehen würde.

Dass es nützlich für die Sache des Friedens sei, die Probleme mit dem Osten in einer polierten und sogar höflichen Umgebung zu behandeln, kann niemand leugnen. Dass einige kleine Zugeständnisse erforderlich sein können, um dieses Ambiente zu fördern, ist offensichtlich. Aber zu glauben, dass die Vorteile dieser Politik weiter gehen können und dass unser Lächeln die Gabe der Lyra des Orpheus hat, wodurch die Bestien besänftigen und mild gemacht werden können, und die kommunistischen Führer väterlich und sogar gutmütig gestimmt werden, kann nur durch extremster Naivität oder durch tiefsten Willen nicht zu kämpfen, erklärt werden.

Wir wollen niemanden verletzen. Aber um das vorliegende Thema ganz und ehrlich anzusprechen, müssen wir ehrlich sagen, das diese Ansicht total primär ist. Denn es zeigt die völlige Unkenntnis was das Böse ist, seine Faszination für die widerspenstigen Leidenschaften des gefallenen Menschen, die Macht des Irrtums und des Teufels usw. Nur so versteht man, dass man meint mit Lächeln, mit diplomatischen Banketten, mit kleinen Ballsaalannehmlichkeiten, die Festung des marxistischen Anti-Christen besiegen zu können.

Als die Muttergottes in Fatima zu den Hirtenkindern sprach, empfahl Sie andere, viel tiefere Mittel, unter anderen die moralische Bekehrung und die Buße. Und der Heilige Vater Pius XII., der übrigens so bewusst allen guten und schlechten Menschen, mit väterlichem Antlitz und offenem Herzen die Botschaft von Fatima wiederzugeben, und das Thema „sub speciae Aeternitatis“ behandelte, legte das Beste seiner Hoffnung, der Lösung des kommunistischen Problems, in der Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz Mariens

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So gibt es also keine Möglichkeit, den Kommunismus nur durch extra-militante Handlungen zu zerstören. Es ist notwendig, eindeutig eine Position gegen ihn einzunehmen. Der kommunistischen Propaganda ist es notwendig, mit einer eindeutig antikommunistischen Reaktion entgegenzutreten.

Aber der liberale Geist, der jedem Kampf feindlich ist, erhebt auch hier noch eine Schwierigkeit: „Ich bin absolut gegen eine antikommunistische Aktion“, sagte mir eine bestimmte Person. „Denn jede Aktion ANTI ist negativ. Und alle Ideale, die sich in negativer Form präsentieren werden, sind nichts als Verneinungen und daher sind sie falsche Ideale!"

Arme Ausrede, die scheint den natürlichen Grenzen der menschlichen Sprache nachzukommen, die aus dem ersten Sündenfall stammt, drückt Konzepte höchster und positivster Art aus, die es wert sind, Ideale des Lebens in negativer Form zu auszudrücken.

Das am wenigsten Negative ist die Unfehlbarkeit des Papstes. Man könnte den Zustand der Unabhängigkeit eines Volkes, die Unschuld einer Jungfrau, den unerschütterlichen Glauben eines Katholiken, die unbestreitbare Ehre einer Frau, den unveräußerlichen Ruhm eines Mannes, die Unerschütterlichkeit eines Meisters in seinem Stuhl, den unschätzbaren Wert eines Juwels, den unermesslichen Reichtum eines Finanziers, die unermessliche Güte eines Herzens, die unfehlbare Beständigkeit eines Freundes, den unverzichtbaren Dienst eines Mitarbeiters, das unbestreitbare Recht des Arbeiters auf seinen Lohn, das unauflösliche Band der Ehe, das unzweifelhafte Wort des guten Mannes, die unerschöpfliche Nachsicht einer Mutter, die unbeschreibliche Schönheit eines Panoramas, die unendliche Dauer des ewigen Glücks, das unsterbliche Leben der Seele, die makellose Weiße eines Gewandes, die unergründliche Weisheit eines Theologen, das unanfechtbare Urteil eines Richters, die unantastbare Festigkeit der Argumentation, die unerschütterliche Vertrauen in die Seele eines Missionars usw.

Daher ist es falsch zu behaupten, antikommunistisches Handeln sei negativ nur, weil es negativ formuliert ist.

Der positive Charakter eines solchen Handelns lässt sich jedoch, wenn es richtig verstanden wird, viel besser belegen, indem man es inhaltlich analysiert.

Dieser Aufgabe werden wir uns, Deo volente, in einem anderen Artikel widmen (siehe Catolicismo Nr. 66, Juni 1956).

 

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Von nun an können wir jedoch sagen, dass die positivste Arbeit auf Erden die Errichtung des Reiches Mariens ist. Antikommunistisches Handeln ist, sofern es darauf abzielt, die erbittertsten Gegner dieses Reiches zu vernichten, eine intrinsisch positive Handlung, selbst wenn ihr Aspekt lediglich negativ ist.

 

 

Aus dem portugiesischen von „Anticomunismo e o Reino de Maria“ in Catolicismo von Februar 1956

Die deutsche Fassung dieses Artikels „ANTIKOMMUNISMUS UND DAS KÖNIGREICH MARIENS“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com

© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

 

Mittwoch, 9. Juli 2025

DIE HEILIGE THERESE MIT 8 JAHREN

 Bewusste, meditative, durchdachte Kindheit

Plinio Corrêa de Oliveira

Dieses Foto der Heiligen Therese im Alter von 8 Jahren ist wahrhaftig großartig; es fehlt nur noch das Relief, um zu meinen, dass sie lebt.

Der erste Eindruck, den man beim Anblick hat, ist: Was für ein Mädchen! Sie ist noch ein kleines Mädchen, voller Leben, Frische, munter und mit der für ein Mädchen in der Kindheit typischen Extrovertiertheit. Darin liegt die Schönheit der Kinderseele, in der Zartheit, Zerbrechlichkeit und Schönheit der weiblichen Natur.

Hinter diesem Eindruck verbirgt sich ein weiterer: Während der Betrachter von der Unschuld, Lebhaftigkeit und Schönheit dieses Mädchens fasziniert ist, nimmt er gleichzeitig die Idee von Reinheit wahr. Reinheit zeigt sich vor allem darin: Man bemerkt in ihr im wahrsten Sinne des Wortes eine gute Spontaneität. Sie ist ein Mädchen, das nichts verbirgt, das die Gewohnheit hat, nichts zu verbergen, wohl wissend, dass sie nichts zu verbergen hat. Sie kennt weder Betrug noch Verstellung. Von ihr kann man sagen, was unser Herr über Nathanael sagte: „Seht, wahrhaft ein Israelit, an dem kein Falsch ist“ (Jo 1,47). Seht hier ist ein wahres, reines Mädchen, ein Kind einer katholischen Familie, die alle Reinheit, alle Arglosigkeit eines katholischen Familienlebens in sich trägt, jene jungfräuliche Zartheit, die gerade das katholische Familienleben einem Mädchen verleiht. Und dies, ohne jeglichen Falsch, sie hat nicht die Angewohnheit zu sündigen.

Man sieht, dass diese Spontaneität in ihr einer bestimmten Regel folgt, nach der sie nie tut, was sie nicht tun sollte.

Ihr Mund ist gerade, mit dünnen, sehr festen Lippen. Es ist eine Festigkeit, in der kein Tropfen Bitterkeit steckt. Im Gegenteil, da ist ein gewisses, undefinierbares Lächeln. Man spricht so viel über das Lächeln der Gioconda, aber das ist ein Lächeln! Sie lächelt gar nicht, aber auf ihren Lippen liegt ein undefinierbares Lächeln. Sie hat etwas Lächelndes an sich, ohne dass es wahr ist.

Ihre Nase ist leicht markant, ein wenig kämpferisch

Betrachtet man nun ihre Augen, bemerkt man, dass vor allem dort dieses Lächeln wohnt. Ihr Gesichtsausdruck, ihr Blick, zeigt etwas von dem, was die Franzosen „espiègle“ nennen – ein wenig Schlau und Anmut. Richtet man die Aufmerksamkeit auf die Augen, erkennt man schließlich, dass in diesem Blick ein Firmament liegt, eine Welt der Reflexionen, die sich eröffnet.

Wen blickt dieser Blick an? Er blickt nicht auf etwas Bestimmtes. Er blickt auf einen vagen, unbestimmten Punkt, aber mit einer Art Verzückung, Überlegung, hingerissener, liebevoller, respektvoller Betrachtung. Letztlich ist es der Blick eines kraftvoll kontemplativen Geistes. Der heilige Augustinus sagte in seinen Bekenntnissen über sich selbst während seiner Kindheit: „So ein kleiner Junge war ich und schon ein so großer Sünder.“ Von ihr könnte man sagen: „So ein kleines Mädchen und schon eine so große Heilige.“ Denn ihr Blick hat etwas, das ich nur schwer angemessen beschreiben kann: diese Ausrichtung der Seele auf Dinge, die völlig erhaben sind.

Als sie begann, aus Gehorsam ihre Autobiographischen Manuskripte zu schreiben, befasste sie sich hauptsächlich mit ihrer Kindheit und wenig mit ihrem Leben im Kloster. Erst später, auf Bitte ihrer Priorin, vertiefte sie sich tiefer in ihr Leben als Nonne. Die Kindheit war für sie alles. Warum? Weil es eine zutiefst bewusste, meditierte und durchdachte Kindheit war.

Hier ist die heilige Theresia vom Kinde Jesu mit all dem Schatz der Meditation, der in der Seele eines Kindes vorhanden sein kann und den sie bis zum Höhepunkt ihrer Reife bewahrte. Es ist wichtig zu verstehen: Sie lebte ihre Kindheit treu zu sich selbst und blieb bis ins hohe Alter sie selbst. Das ist großartig!

 

 

Aus dem portugiesischen von „Santa Teresinha aos 8 anos“ in Catolicismo von Oktober 1999

Die deutsche Fassung dieses Artikels „Die heilige Terese mit 8 Jahren“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com

© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

 

Dienstag, 8. Juli 2025

Fatima: Zentrum der Liebe und Schule der Verehrung des Heiligen Vaters



Pater Valentim Armas, C.M.F.
O Legionário vom 10. Januar 1944.

Die Verehrung der Heiligen Jungfrau Maria und des Papstes sind die beiden schönsten und kostbarsten Juwelen, die die Krone des Ruhms und der Größe der edelsten portugiesischen Nation zieren. Seine Heiligkeit Pius XII. bezog sich in der denkwürdigen Botschaft „Benedicite Deum coeli“ vom 31. Oktober 1942, die auf Portugiesisch an Portugal und die ganze Welt gerichtet war, mit folgenden lobenden Worten auf diese beiden Ruhmestitel des lusitanischen Volkes:

„Die heilige Jungfrau Maria und der Stellvertreter Christi auf Erden sind zwei zutiefst portugiesische Verehrungen, die seit Anbeginn der Nationalität in der Zuneigung eines treuen Portugals vereint waren, seit die ersten zurückeroberten Länder, der Kern der zukünftigen Nation, der Mutter Gottes als Land der Heiligen Maria geweiht und das Königreich nach seiner Errichtung unter die Schirmherrschaft des Heiligen Petrus gestellt wurden.“

Es ist bekannt, wie eng und tief der erhabene Name des derzeit amtierenden Papstes Pius XII. mit den wundersamen Ereignissen des heiligen Epos von Fatma verbunden ist. Als vor 27 Jahren Benedikt XV. in der Sixtinischen Kapelle die Bischofsweihe für Msgr. Eugène Pacelli abschloss und dieser vom Altar aus seinen ersten Hirtensegen erteilte, während die Glocken der Vatikanbasilika Mittag schlugen, erschien an jenem berühmten Tag in der Kirchengeschichte zur selben Stunde die Heiligste Jungfrau Maria im portugiesischen Fátima drei unschuldigen Hirten, „um ihnen in groben Zügen zu offenbaren, was später die Geschichte der Menschheit und der katholischen Kirche während der aufeinanderfolgenden Pontifikate von Pius XI. und Pius XII. sein sollte“ (Kardinal Ildefonso Schuster, Erzbischof von Mailand). Seit jenem denkwürdigen Tag wird sich die imposante Gestalt des erhabenen Stellvertreters Christi auf Erden, Pius XII., umgeben vom wunderbaren Licht von Fatima immer zu jener Sonne göttlicher Traditionen, Mysterien und Wunder hingezogen fühlen, die am 13. Mai 1917 in der Cova da Iria aufging. Fatima, dieses erstaunliche Gedicht, das von Unserer Lieben Frau geschrieben wurde, um in der ganzen Welt verbreitet und gelesen zu werden, enthält erhabene Strophen, die von Hingabe, Liebe und Verehrung für die erhabene Person Seiner Heiligkeit Pius XII. singen.

DIE SEHER, VORBILDER DER VEREHRUNG DES HEILIGEN VATERS

Einer der leuchtendsten, bezauberndsten und vor allem aktuellsten Aspekte, die uns die Geschichte der Erscheinungen von Fatima bietet, ist ohne Zweifel die Liebe und Hingabe der Seher für den Heiligen Vater. Alle drei, insbesondere Jacinta, können als Vorbilder in der Ausübung dieser schönen Tugend der Hingabe an den Papst dienen, dem Merkmal eines jeden guten Katholiken.

DER HEILIGE VATER UND DIE SEHER

Tatsächlich war eine der schönsten Andachten, die in den Herzen der Seher von Fatima unmittelbar nach den Erscheinungen erblühte, die Hingabe an den Heiligen Vater, „den süßen Christus auf Erden“, wie ihn die heilige Katharina von Siena nannte.

Eines Tages besuchten zwei fromme Priester die Seher und sprachen bei dieser Gelegenheit mit ihnen über den Heiligen Vater und empfahlen ihnen, für ihn zu beten. Von diesem Tag an empfanden die Seher, insbesondere Jacinta, eine solche Liebe und Hingabe für den Papst, dass sie, wenn sie Jesus ein Opfer darbrachten, nie vergaßen hinzuzufügen: „und für den Heiligen Vater“. Sie übernahmen auch den Brauch, am Ende des Rosenkranzes drei Ave-Maria für den Heiligen Vater zu beten. Aus dieser Liebe und Hingabe, die sie für den Stellvertreter Christi empfanden, erwuchs die Sehnsucht und der Wunsch, ihn zu sehen.

„Wenn wir doch nur den Heiligen Vater sehen könnten!“, riefen sie oft. „So viele Menschen kommen hierher, und der Heilige Vater kommt nie…“

In ihrer kindlichen Unschuld und Einfachheit glaubten sie, dass der Heilige Vater diese Reise wie andere Menschen auf sich nehmen könnte.

Als Jacinta hörte, dass Lucia wahrscheinlich nach Rom reisen müsste, um von Seiner Heiligkeit untersucht zu werden, sagte sie:

„Francisquinho und ich gehen nicht, aber wir bringen dieses Opfer für ihn dar.“

Oft kamen ihr solche Worte über die Lippen:

„Wir wollen für unseren Herrn leiden, zur Sühne für die Sünden, die gegen das Unbefleckte Herz Mariens begangen wurden, für den Heiligen Vater und für die Bekehrung der Sünder.“

DAS GEFÄNGNIS, DAS ZUM HEILIGTUM DER GEBETE FÜR DEN HEILIGEN VATER VERWANDELT WURDE

Am 13. August 1917 wurden die drei Seher auf Anordnung der Zivilbehörden inhaftiert und sogar im öffentlichen Gefängnis von Vila Nova de Ourém eingesperrt. Deshalb konnten sie nicht an dem dritten Gespräch teilnehmen, das die Erscheinung für den Mittag in der Cova da Iria anberaumt hatte.

Es ist unmöglich zu beschreiben, wie sehr diese Tortur die Seelen der gequälten Kinder traf. Dennoch beschlossen sie, diesen Tag und diese heilige Stunde so gut zu feiern, wie sie es für richtig hielten.

„Lasst uns dieses große Opfer für die Bekehrung der Sünder darbringen“, sagten sie zueinander.

Und Jacinta, mit Tränen in den Augen, die Händchen gefaltet und die Augen zum Himmel gerichtet, fügte hinzu:

„Und auch für den Heiligen Vater und zur Wiedergutmachung für die Sünden gegen das Unbefleckte Herz Mariens“!

In einem Anflug von Inspiration nahm Jacinta selbst eine Medaille ab, die sie um den Hals trug, und bat einen der Gefangenen, sie an einen Nagel in der Wand zu hängen. Und kniete vor diesem improvisierten Oratorium nieder und begann den Rosenkranz zu beten für den Heilige Vater, um dem Unbefleckten Herzen Mariens Sühne zu leisten und die Sünder zu bekehren.

Die Gefangenen, bewegt durch diese ergreifende Szene beiwohnten, knieten nieder und beteten mit ihnen.

Diese bewegende Episode aus dem Leben der Seher von Fátima schreit geradezu danach, von einem Künstler auf eine Leinwand verewigt zu werden.

Aus dem Gesagten geht hervor, dass Jacinta Marto, die jüngste der drei Seher, stets die Führung übernahm, wenn es darum ging, ihre Liebe und Hingabe zum Heiligen Vater zu zeigen. „Als wir im Gefängnis von Vila Nova de Ourém eingesperrt wurden“, erklärt Schwester Lúcia, „fiel es Jacinta am schwersten, von ihren Eltern verlassen zu werden, und sie sagte unter Tränen:

– Weder deine noch meine Eltern kamen, um uns zu besuchen. Sie kümmerten sich nicht mehr um uns.

– Weine nicht, sagte Francisco zu ihr, lass uns dies Jesus für die Sünder darbringen; und er erhob seine Augen und Händchen zum Himmel und brachte die Opfergabe dar: O MEIN Jesus, es ist FÜR DEINE LIEBE UND FÜR DIE BEKEHRUNG DER SÜNDER. Jacinta fügte hinzu: Und auch für den Heiligen Vater und zur Sühne für die Sünden, die gegen das Unbefleckte Herz Mariens begangen wurden.

– Als sie uns nach der Trennung wieder in einen Raum im Gefängnis brachten und sagten, sie würden bald zurückkommen, um uns zum Braten zu holen, ging Jacinta zu einem Fenster mit Blick auf den Viehmarkt. Zuerst dachte ich, sie sei von der Sicht des Marktes abgelenkt; aber es dauerte nicht lange, bis ich merkte, dass sie weinte. Ich holte sie und fragte sie, warum sie weinte.

- Weil wir sterben werden, ohne unsere Väter und unsere Mütter wiederzusehen.

- Du willst dieses Opfer also nicht für die Bekehrung der Sünder darbringen?

- Ich will es, ich will es.

Und mit Tränen im Gesicht, den Händen und den zum Himmel erhobenen Augen bringt sie das Opfer dar: O MEIN JESUS, es ist für DEINE LIEBE, FÜR DIE BEKEHRUNG DER SÜNDER, FÜR DEN HEILIGEN VATER UND ZUR SÜHNE FÜR DIE SÜNDEN, DIE GEGEN DAS UNBEFLECKTE HERZ MARIENS BEGANGEN WURDEN.

Wie Jacintas Leben nach den Erscheinungen war, lässt sich mit diesen Worten zusammenfassen, die Lúcia schrieb, als sie sie im Krankenhaus Santo Agostinho in Vila Nova de Ourém besuchte:

„Ich begegnete ihr mit derselben Freude, weil sie für die Liebe unseres guten Gottes, für das Unbefleckte Herz Mariens, für die Sünder und für den Heiligen Vater litt. Es war ihr Ideal, davon sprach sie.“

Zu jeder Zeit und in allen Lebenslagen, ob gesund oder krank, ob zu Hause oder unterwegs, auf der Straße oder in den Bergen, im Gefängnis oder im Krankenhaus, ja selbst beim Spielen, waren ihre Gedanken beim Heiligen Vater. Stets dachte sie an ihn, betete für ihn, opferte sich für ihn auf, erinnerte sich stets an ihn.

Vielleicht begünstigte der Himmel sie deshalb mit besonderen Lichtblicken und himmlischen Botschaften, durch die sie die Geheimnisse der Zukunft zu enthüllen schien...

Wir geben im Folgenden ohne Kommentar die außergewöhnlichen Begebenheiten wieder, die uns Schwester Maria Lúcia das Dores erzählt.

„ICH SAH DEN HEILIGEN VATER“

Eines Tages, erzählt uns Schwester Lúcia, verbrachten wir unsere Siesta am Brunnen meiner Eltern.

Jacinta saß auf den Steinplatten des Brunnens, Francisco begleitete mich, um im Brombeergestrüpp auf einer Klippe wilden Honig zu suchen. Kurze Zeit später rief mich Jacinta:


„Hast du den Heiligen Vater nicht gesehen?

Nein.

Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Ich sah den Heiligen Vater in einem großen Haus, wie er weinend vor einem Tisch kniete, die Hände vor dem Gesicht. Draußen waren viele Menschen, manche bewarfen ihn mit Steinen, andere beschimpften ihn und sprachen viele hässliche Worte.

Armer Heiliger Vater, wir müssen viel für ihn beten“.

Ein anderes Mal gingen wir zur Cabeço-Höhle. Dort warfen wir uns nieder, um das Gebet des Engels zu sprechen. Nach einer Weile stand Jacinta auf und rief mich.

Siehst du nicht so viele Straßen, so viele Wege und Felder voller Menschen, die vor Hunger weinen und nichts zu essen haben?

Und der Heilige Vater in einer Kirche vor dem Unbefleckten Herzen Mariens, wie er betet? Und so viele Menschen, die mit ihm beten? Ein paar Tage später fragte sie mich: Darf ich allen erzählen, dass ich den Heiligen Vater gesehen habe?

Nein. Siehst du nicht, dass das Teil des Geheimnisses ist? Dass es dadurch bald gelüftet wird?

Gut, dann sage ich nichts.“

Das war die berühmte Vision der kleinen Jacinta...

Wäre der Heilige Vater, den sie sah, nicht Pius XII., der Papst des Herzens Mariens, der Pontifex des Friedens und der Nächstenliebe?...

Wäre der Papst, den sie vor über 27 Jahren vorausgesehen hatte, nicht der aktuelle Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, der gemeinsame Vater der großen christlichen Familie, dessen Herz vor Schmerz blutet angesichts der Schrecken dieses apokalyptischen Krieges, der mit all seiner dunklen Kette von Verwüstungen und Katastrophen vor den Toren Roms und des Vatikans herannaht?...

OREMUS, PRO PONTIFICE

– In einem Brief, den Schwester Dorotea, Maria das Dores, im Juni 1938 an den Bischof von Leiria schrieb, berichtete sie ihm von Jacintas Verehrung zum Heiligen Vater:

„Jacinta war sehr beeindruckt von einigen der im Geheimnis offenbarten Dinge; und in ihrer großen Liebe zum Heiligen Vater und zu den Sündern sagte sie oft:

– „Armer Heiliger Vater! Die Sünder tun mir so leid.“ Und sie interpretierte Jacintas Gefühle und formulierte voller Inbrunst diesen sehnlichen Wunsch:

„Möge ihre Empfehlung, für den Heiligen Vater und die Priester zu beten, überall auf der Erde gehört und umgesetzt werden.“

„Unsere Liebe Frau von Fatima, segne den Heiligen Vater Pius XII.“

„Möge der Herr ihn am Leben und bei guter Gesundheit erhalten; erfülle ihn mit Segen auf Erden und lass ihn nicht in die Hände seiner Feinde fallen.“

 

 

Aus dem portugiesischen von „Fátima: Centro de amor e escola·de devoção ao Santo Padre

Die deutsche Fassung dieses Artikels „Fatima: Zentrum der Liebe und Schule der Verehrung des Heiligen Vaters“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com

© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Die französische Gegen-Revolution, die nicht stattfand


Wie verhielten sich König, Königin und Adel angesichts dieses bewaffneten Netzwerks und dieser Gerüchte, die sich nahezu bis ins Unendliche verbreiteten?

In völliger Leichtsinnigkeit und Frivolität. Wenn nicht gar in Komplizenschaft. Doch genau dieser Wind hatte sie schon lange vorbereitet und sie mit Optimismus und kriminellen Prinzipien wie denen Fénélons und Rousseaus erfüllt. Marie Antoinette sympathisierte mit Rousseau. Ludwig XVI. mit Fénélon. Der Adel im Allgemeinen war genauso. Die Folge: keine wirklich ernsthafte Analyse der Situation.

Keine intelligente Antwort. Keine entschlossene, entschiedene, kraftvolle Reaktion. Im Gegenteil, ein großer Fehler, vor allem seitens des Königs:

„Lasst uns nachgeben, nachgeben, nachgeben, und das Volk wird glücklich sein.“ Der Arme! Er war sich nicht bewusst, dass das sogenannte Volk unersättlich war, denn wie Cauchin, Gaxotte und viele andere zeitgenössische Historiker zeigen, wurde das Volk, der Volkswille, die Mehrheit, nur dann als solche angesehen, wenn sie als Manövriermasse eingesetzt wurde. Das Volk waren lenkbare Elemente! Und er erkannte nicht, dass das, was sie das „Volk von Paris“ nannten, in Wirklichkeit eine Gruppe gut organisierter Unruhestifter inmitten einer eher gleichgültigen Bevölkerung war. Gleichgültigkeit wurde übrigens auch provoziert. Denn Cauchin selbst sagt uns, dass es eine Kunst ist, Gleichgültigkeit zu erzeugen und sie gegen das spätere Opfer zu richten.

Aber was hätte der König tun sollen?

Als Erstes hätte er versuchen sollen, jemand anderes zu sein, wirklich König. Dann hätte er die ihm treu ergebenen Elemente um sich scharen und sich im Tageslicht mit hoch erhobenem Königsbanner präsentieren sollen, Banner gegen Banner, Standarte gegen Standarte.

Pierre Gaxotte kommentierte den Erfolg dieser Operation wie folgt:

„Hätte es damals (im Juli 1789, zur Zeit des Sturms auf die Bastille) eine Gruppe von Männern mit einem Herzen, einem Geist, einer Lehre gegeben, die sich allein durch die Bildung einer Gruppe inmitten der Unruhen organisiert und in ihrer Unentschlossenheit entschlossen hätten, so wäre ihre Macht, wenn auch nicht unbegrenzt, so doch der Mittelmäßigkeit ihres Personals und ihrer Mittel weit überlegen gewesen.“ (Gaxotte, Pierre, „La Revolution Francaise“, S. 99)

Leider verfügten die Revolutionäre über die Vereinsgruppen, doch auf der Seite der Guten gab es keine solche Gruppe!

Eine andere Lösung würde darin bestehen, sich an den Papst zu wenden, einen Bericht über die Verschwörung vorzulegen und um ein Eingreifen des französischen Episkopats und des Klerus im Allgemeinen zugunsten der bedrohten christlichen Institutionen zu bitten. Doch dafür müsste der König ein anderer sein, der Klerus müsste ein anderer, und leider müsste vielleicht auch Pius VI. ein anderer sein.

Pius VI.

Pius VI. war Papst zur Zeit der Französischen Revolution. Wenn es etwas gibt, das über jede Revolution, insbesondere die Französische Revolution, triumphieren kann, dann ist es das Papsttum. (Vgl. Crétineau-Joly J., L’Église Romaine en face de la Révolution, Bd. I, Paris, 1859) Folgendes wagte der protestantische Minister Englands, William Pitt, zu sagen, nachdem viel, schon viel Wasser geflossen war:

„In einer offiziösen Verhandlung“, sagt Crétineau-Joly, „wurde eine Verhandlung zwischen dem Kabinett von Saint-James, den Prälaten und den Emigranten unter der Leitung von Msgr. Arthur Dillon, Erzbischof von Narbonne, eröffnet. William Pitt wollte der Revolution das Bild des Papsttums entgegenstellen (...) Zu diesem Zweck wurde ein Briefwechsel ohne offiziellen Charakter zwischen Kardinal de Montmorency Laval und Bischof Arthur Dillon geführt. Später schrieb François de Conzié, Bischof von Arras, im Mai 1794 an Kardinal de Bernis:

„Nach meinen letzten Mitteilungen an Deutschland“, schrieb er an den ehemaligen Botschafter Ludwigs XV. und Ludwigs XVI. beim Heiligen Stuhl, „erhielt ich bei meiner Ankunft hier einen Zettel von Kardinal Zelada, Staatssekretär Seiner Heiligkeit, und habe ausführlich mit Pitt über deren Inhalt gesprochen. Der Minister zeigte mir seine aufrichtige und tiefe Bewunderung für die Tatkraft, die der römische Hof entfaltete. Doch sagte er mir freimütig, dass ohne aus einer großen monarchischen Koalition ein religiöses Problem machen zu wollen, er das Eingreifen des Papstes unter den gegenwärtigen Umständen für unabdingbar halte. Mit seinem außerordentlichen gesunden Menschenverstand nennt M. Pitt drei gute Gründe für die Entwicklung des Heiligen Vaters (er geht sehr gut auf die vom Heiligen Vater angeführten Gründe ein), doch er würde sich wünschen, dass der römische Hof dem gesamten Universum die Maßnahmen, die er zur Zeit der republikanischen Invasion des päpstlichen Territoriums ergriffen hat, anwendet. M. Pitt glaubt, dass man sich der revolutionären Flut nur entgegenstellen kann, indem man ganz Europa bewaffnet, wie einen Damm dagegen aufstellt.“

Seine Ansichten zu dieser Koalition sind folgende: „Ich verlange nicht, dass der Papst sich persönlich an die Spitze eines politischen Kreuzzugs stellt oder wie Urban II. predigt. Solche Zeiten sind vorbei. Und auch wenn ich sie als Anglikaner nicht bereue, empfinde ich in der gegenwärtigen Situation als Mann und Minister Großbritanniens, der den Auftrag hat, über den Erhalt eines erschütterten Europas zu wachen, möglicherweise nicht dasselbe. Die Koalitionen, in denen wir im Namen der Ordnung arbeiten, werden von diesen Personen bekämpft und aufgelöst. Mehr als einmal habe ich erlebt, wie die Gerichte des Kontinents angesichts der Meinungsverschiedenheiten und Glaubensverschiedenheiten, die sie trennen, zurückwichen. Ich glaube, dass uns alle ein gemeinsames Band vereinen sollte. Nur der Papst kann dieses Zentrum sein.“ (...)

„Zu meiner Bemerkung über das Alter des Papstes und seine Art, Ereignisse zu beurteilen, fügte M. Pitt hinzu, er verstehe und billige diese Zurückhaltung. Es sei falsch gewesen, das Papsttum isoliert zu halten. Es sei eine Macht, mit der man stets rechnen müsse. Und Regierungen sollten diese Undankbarkeit tadeln. Aber“, fuhr er fort, „in der gemeinsamen Gefahr ist keine Zeit für gegenseitige Beschuldigungen. Von den Regierungsvertretern im Ausland und von denen, die ich nach Rom geschickt habe, kenne ich die guten Absichten des Papstes und des Kardinalskollegiums. Seit Beginn der Unruhen in Frankreich hat der Papst keinen Augenblick gezögert. Er hat gesprochen, er hat entschieden gehandelt und vor allem gelobt. Der Katholizismus in Frankreich ist zerstört. Dort führen sie in allen Theatern die Mariage du Pape und die abscheulichsten Possen auf. Gleichzeitig schlagen sie im selben Konvent meine Ermordung vor. Mein Leben ist wenig wert, doch in England mangelt es nicht an Männern, die mich ersetzen könnten. Aber diesen Männern, die wie ich den konservativen Prinzipien menschlicher Gesellschaften verhaftet sind, fehlt ein mächtiger Hebel. Wir sind zu sehr durch persönliche Interessen oder politische Standpunkte gespalten. Nur Rom kann eine unparteiische Stimme erheben, die von jeglichen externen Belangen befreit ist. Rom sollte daher nach seinen persönlichen Pflichten sprechen, viel mehr als nach seinen Neigungen, an denen niemand zweifelt. Eine päpstliche Bulle würde die katholischen Gerichte „a latere“ präsentieren und durch die Ankündigung des Heiligen Krieges, des Krieges gegen die Anarchie, eine große und heilsame Wirkung erzielen. Sie würde Herrscher und Nationen bewaffnen. Sie würde ein unauflösliches Bündnis begründen, das einzige Mittel, dem wilden Enthusiasmus der Demagogie zu widerstehen. Ich habe lange Gespräche mit einigen Ihrer emigrierten Bischöfe geführt. Viele von ihnen sind noch in ihrer Reife und bereit, unsere Ansicht zu unterstützen, dass der Papst sich daran beteiligen sollte. Warum sollte ich sie nicht einsetzen? (...) Ich antwortete ihm, dass es notwendig sei, Rom die Initiative zu überlassen. „Genau das verstehe ich“, erwiderte der Minister, „wenn der Papst Legaten an die katholischen Gerichte zu entsenden, kenne ich mein Land gut genug, um im Voraus zu sagen, dass sie in Wien oder Madrid nicht mit mehr Respekt empfangen würden als in London.“ Religionsunterschiede lösen sich angesichts einer immensen gemeinsamen Gefahr auf. Wenn der Papst der Veröffentlichung der Koalitionsbulle zustimmt, wird eine englische Flotte die Küste Italiens befahren, um die römischen Staaten zu schützen, und diese Flotte wird gleichzeitig einen außerordentlichen Botschafter Seiner Majestät zum Heiligen Stuhl entsenden, um das sichtbare Oberhaupt dieses unverzichtbaren Bündnisses zu ehren“ (Crétineau-Joly, a. a. O., S. 189–192).

„Auf diese Mitteilung“, fährt Crétineau-Joly fort, „dem es weder an Scharfsinn noch an Weitsicht mangelt, antwortete Kardinal de Bernis am 10.06.1794“:

… Der Heilige Vater wollte in der letzten Audienz, die er mir zu gewähren geruhte, Ihren letzten Brief persönlich vor dem Kardinalstaatssekretär laut vorlesen. Inmitten all der Qualen, die ihn überwältigten, war Seine Heiligkeit tief bewegt und zeigte sich sehr dankbar für die Gefühle, die Eure Majestät zum Ausdruck brachte. Der Papst möchte, dass Sie M. Pitt Ihre aufrichtigste Dankbarkeit bezeugen. Und er brachte dies mit einer solchen Beredsamkeit des Herzens und der Worte zum Ausdruck, dass ich meinen Eindruck nur offen wiedergeben kann. Der Heilige Vater schätzt alle Gefahren, die ihn umgeben, mit großer Weisheit ein. Er kennt sie. Er sieht sie längst voraus. Seine unerschütterliche Standhaftigkeit wird ihnen begegnen. Er hat das Martyrium der Pflicht zu ertragen. Er bereitet sich im Gebet darauf vor. M. Pitt war so freundlich, ihm im Bedarfsfall sicheres Asyl unter dem Schutz der britischen Flagge anzubieten. Seine Heiligkeit erklärt, dass er dieses ehrenvolle Asyl gerne annehmen würde und dass das Heilige Kollegium ihm mit vollem Vertrauen folgen würde. Der Papst ist jedoch der Ansicht, dass er das Grab der Heiligen Apostel nicht verlassen kann und sollte, es sei denn, er wird dazu gezwungen. Sein unwiderruflicher Entschluss ist, am Fuße des Kruzifixes auf den Feind zu warten, der im Namen der Revolution kommt.

Die päpstliche Regierung hat nach besten Kräften die ihr empfohlenen militärischen Vorkehrungen zum Schutz ihrer geliebten Untertanen getroffen. Es entspricht jedoch weder ihrer Politik noch ihren Bestrebungen, mehr oder weniger gerechte Kriege zu schüren. Mehr als jeder andere beklagt Seine Heiligkeit die unsäglichen Exzesse, denen sich das revolutionäre Frankreich hingibt. Doch es ist nicht die Aufgabe des souveränen Pontifex, der stets ein Vater ist, diese Exzesse mit weltlichen Waffen zu bestrafen. Und selbst wenn der Heilige Stuhl den Willen dazu hätte, so hat er nicht mehr die Macht dazu. Obwohl er die aktive Energie von M. Pitt bewundert, gibt sich der Papst dem Schauspiel des Bösen hin und erwartet, dessen Opfer zu werden (le Pape se resigne au espectacle du mal, et attendre être la victime).

„Die Koalition, an der die britische Regierung beteiligt ist, ist eine ernste und nützliche Angelegenheit. Die päpstliche Regierung ist uneingeschränkt bereit, ihr beizutreten und sie zu unterstützen. Es ist ihr Recht und ihre Pflicht. Doch Seine Heiligkeit möchte vorerst nicht darüber hinausgehen. Das Papsttum wurde für seine Einmischung in die Streitigkeiten von Königen und Völkern bereits genug kritisiert, sodass Seine Heiligkeit weiterhin Stoff für gedankenlose Beschuldigungen und schuldhafte Repressalien liefern kann. Das Papsttum kann keinen Krieg mehr befehlen oder predigen, nicht einmal einen gerechten. Es hat keine andere Wahl, als die Folgen zu tragen.

„Es herrscht weder genügend Einigkeit noch genügend Homogenität unter den Herrschern und insbesondere in ihren Räten, um zu erwarten, dass eine päpstliche Intervention die gewünschte Wirksamkeit hätte.“ „M. Pitt, der sich mit allen königlichen und ministeriellen Unsicherheiten auseinandersetzt, muss wie kein anderer das Gefühl der Würde verstehen, das den Heiligen Vater durchdringt“ (Crétineau-Joly, opi. cit., S. 195–196).

Diese Antworten erinnern an die Worte des Propheten Sacharja: „Et dixi, non pasçam vos; quod moritur, moriatur; et quod succiditur, succidatur; reliqui devorent unisquique carnem proximi sui“ (Zach. XI, 9). „Da sprach ich: Ich mag euch nicht mehr weiden. Was sterben will, das sterbe, was verkommen will, das verkomme, und von denen, die übrigbleiben fresse eines das Fleisch des anderen!“ (Zach. XI, 9).

 

 

Aus dem portugiesischen von „A Contrarevolução Francesa que não se fez“

Die deutsche Fassung dieses Vortages „Die Französische Gegenrevolution, die nicht stattfand“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com

© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

 

 

Freitag, 4. Juli 2025

Die Wunder von Lourdes und das Leiden


Plinio Correa de OLiveira
Vortrag am  6. Februar 1965

Heute sind wir in der die Novene Unserer Lieben Frau von Lourdes.

Die Ereignisse von Lourdes sind reich an Lehren für uns, und eine dieser Lehren betrifft das Leiden.

Wir haben in Lourdes zwei Haltungen der Vorsehung gegenüber menschlichem Leiden. Und diese beiden Haltungen haben ihre Daseinsberechtigung, in der Vollkommenheit der göttlichen Pläne, auch wenn sie uns widersprüchlich erscheinen mögen. Einerseits zieht die Muttergottes in Lourdes die meiste Aufmerksamkeit auf sich, indem sie Mitleid mit den Leidenden hat, ihre Gebete erhört und Wunder vollbringt, um sie von ihrem Schmerz zu befreien.

Andererseits hat die Muttergottes auch Mitleid mit den Seelen und wirkt Wunder, um die Wahrheit des katholischen Glaubens zu beweisen und Bekehrungen herbeizuführen.

Doch andererseits sehen wir in Lourdes noch einen weiteren Aspekt: ​​die unzähligen Kranken, die nach Lourdes gehen und ungeheilt zurückkehren. Warum heilt die Muttergottes einige und andere nicht? Was ist das Geheimnis? Denn es ist für uns leicht zu verstehen, dass manche geheilt werden. Doch was ist das Geheimnis, warum andere nicht geheilt werden?

Auch hierin erteilt uns die Muttergottes eine wichtige Lektion. Denn sie zeigt durch ihre Güte in Lourdes, dass sie unsere Mutter ist, dass sie Mitleid mit uns hat, dass sie Wunder für uns vollbringen will und kann – und sie tut sie auch. Und doch kehren die meisten Kranken, die dorthin gehen, ungeheilt zurück.

* In Lourdes lehrt die Vorsehung durch ihre Nichtheilung, dass für die große Mehrheit der Seelen Leiden zur Heiligung notwendig ist. ── Botschaft von Kardinal Segura an Pius XI.

Was ist also der Grund dafür? Was ist der tiefste Grund dafür?

Ich glaube, es ist eines der erstaunlichsten Wunder von Lourdes.

Wenn wir dieser Tatsache aufmerksam ansehen, geschieht Folgendes: Für die große Mehrheit der Seelen ist das Leiden zur Heiligung notwendig. Krankheiten sind notwendig für die Heiligung. Und tatsächlich durch Krankheit und spirituelle Prüfungen wird ein Mensch heilig. Wer die Rolle von Leiden und Schmerz bei der Erweckung von Loslösung, Liebe zu Gott und Erneuerung in den Seelen nicht versteht, versteht überhaupt nichts. Nur so werden Seelen heilig. Der heilige Franz von Salles sagte sogar, Leiden sei wahrlich das achte Sakrament. Das heißt: Es ist so unverzichtbar, dass es das achte Sakrament ist.

Papst Pius XI.
Kardinal Segura, den ich einmal traf, erzählte mir von einem Gespräch mit Pius XI.
Pius XI. prahlte ihm gegenüber, nie krank gewesen zu sein. Kardinal Segura lächelte ihn an und sagte: „Eure Heiligkeit trägt also nicht das Zeichen eines Auserwählten.“ Pius XI. war erschrocken und Kardinal Segura sagte: „Es gibt keinen Auserwählten, der nicht krank wird und zumindest in einer bestimmten Lebensphase schwer unter seiner Gesundheit leidet. Wenn Eure Heiligkeit nie gesundheitliche Probleme hatte, ist das kein Zeichen der Vorherbestimmung.“ Wenige Tage später erlitt Pius XI. einen schweren Herzinfarkt. Von seinem Bett aus schrieb er eine kleine Nachricht an Kardinal Segura, der sie aufbewahrte. Sie lautete: „Eure Eminenz, ich habe bereits das Zeichen der Auserwählen.“ Mitten in seiner Krankheit sandte er diese Nachricht an Kardinal Segura.
Kardinal Pedro Segura y Sáenz (1880-1957)
war Ersbischof von Toledo und
später Erzbischof von Seville

Und tatsächlich ist Krankheit, wie Leiden aller Art, moralisches Leiden usw., ein Zeichen der Vorherbestimmung. Unsere Liebe Frau würde dem Seelenheil zuwiderhandeln, wenn sie jeder Seele die Krankheit nehmen würde. Für manche Seelen, für bestimmte Zwecke, ist es in gewisser Weise angebracht, Leiden zu nehmen. Aber normalerweise ist es nicht angebracht. So gehen diese Menschen nach Lourdes und kehren ungeheilt zurück. Dies ist ein Beweis, dass die so barmherzige Gottesmutter Leiden dennoch für unverzichtbar für das Seelenheil hält.

* Das größte Wunder von Lourdes ist die Ergebung und das Annehmen des Leidens – das Karmeliterkloster von Lourdes, dessen Aufgabe es ist, für die Pilger zu sühnen.

Doch es gibt dort etwas sehr Schönes: In Lourdes zeigt sich, dass die Gottesmutter dem Kranken eine solche Übereinstimmung mit seiner Krankheit gibt, dass ich noch nie von jemandem gehört habe, der in Lourdes war und sich auflehnte, weil er nicht geheilt wurde. Im Gegenteil, die Menschen kehren tief resigniert zurück, zufrieden, Lourdes besucht und andere Geheilte gesehen zu haben. Und es gibt sogar zahlreiche Fälle von Menschen, die von weither kommen, aus Indien, aus Amerika, wer weiß woher, um Heilung zu finden, und die, wenn sie andere in der Nähe sehen, die der Heilung noch mehr bedürfen, die Gottesmutter darum bitten: dass ich nicht geheilt werde, wenn jedoch dieser und jener geheilt wird.

Mit anderen Worten: Wer Krankheit und Leiden akzeptiert – und die Krankheit, die jemanden nach Lourdes führt, kann nicht irgendeine Erkältung sein, sondern muss etwas Schweres, ein starker Schmerz sein –, akzeptiert dies zum Wohle anderer. Dies ist ein wahres Wunder der Nächstenliebe aus Liebe zu Gott, ein moralisches Wunder, losgelöst vom menschlichen Egoismus, ein Wunder, das erstaunlicher ist als eine Heilung an sich.

Aber es gibt etwas vielleicht noch Schöneres in Lourdes, und das ist das dortige Karmeliterkloster. In Lourdes gibt es ein Karmeliterkloster mit kontemplativen Nonnen, deren Ziel es ist, alle Krankheiten zu sühnen und zu ertragen, um Gnaden für Leib und Seele der Menschen zu erlangen, die dorthin gehen, um diese Gnaden zu erbitten. Sie bitten daher nie um ihre eigene Heilung und nehmen alle Krankheiten auf sich, von denen sie befallen werden, zum Wohle der Seelen, die zur Grotte von Lourdes gehen und um Heilung bitten. So erleiden sie Schreckliches, leben manchmal ein Leben voller Leiden und sterben manchmal einen vorzeitigen Tod mit dem besonderen Ziel, anderen Seelen Gutes zu tun.

* Die Absicht Unserer Lieben Frau in Lourdes ist es insbesondere, Wunder spiritueller Natur zu wirken, die Seelen in den Himmel führen, von der Annahme des Schmerzes und sogar der Niederlage

Wenn man die Augen für die Welt um sich herum öffnet und sich bewusst macht, wie sehr die menschliche Natur durch die Erbsünde gefallen ist, versteht man, dass diese Akte der Selbstverleugnung, die so weit von der menschlichen Natur entfernt sind und den menschlichen Egoismus so sehr entsetzen, ein größeres Wunder sind als alle anderen Heilungen, die in Lourdes vollbracht wurden.

Und das zeigt deutlich die Absicht Unserer Lieben Frau mit den Heilungen von Lourdes: Wunder spiritueller und moralischer Natur zu bewirken, die Seelen in den Himmel führen.

Denn was wäre Unsere Liebe Frau, wenn sie in Lourdes erschiene, um den vergänglichen Körpern Gutes zu tun, und nicht den unvergänglichen Seelen? Und was wäre ihre Liebe zu den Menschen, wenn nicht das Hauptziel, sie zur Liebe Gottes zu führen? Denn nichts Besseres kann man sich für die Menschen wünschen.

Und weil wir Gott mehr lieben müssen als die Menschen, verstehen wir die große Lehre von Lourdes gut. Die größte Lehre von Lourdes ist nicht die so große, so wichtige apologetische Lehre. Aber es ist diese Lehre, Schmerz zu akzeptieren, Leid zu akzeptieren, Niederlagen zu akzeptieren, Versagen zu akzeptieren, wenn nötig.

Ihr werdet sagen: „Aber es ist sehr schwer, das zu akzeptieren. Es ist sehr schwer, Schmerz auf diese Weise zu ertragen.“

Wir finden die Antwort im Leiden unseres Herrn Jesus Christus am Ölberg. Angesichts all des Leids, das vor ihm lag, sagte er: „Wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“

Jesu Todesangst im Garten (von José Dias Tavares)

       Und diese Haltung müssen wir angesichts unseres eigenen Leidens einnehmen. Wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.

Und es kam ein Engel, um unseren Herrn zu trösten. Die Gnade wird uns auch in den Leiden trösten, die Unsere Liebe Frau uns schickt. Deshalb: Mut, Entschlossenheit, Energie, Verständnis für die Bedeutung des Leidens und Freude am Leiden. Denn das Leiden, ist für die Auserwählten; es sind die Verworfenen, die nicht leiden.

 

 

Aus dem portugiesischen von „Os milagres de Lourdes e o sofrimento“, Vortrag am 6. Februar 1965.

Die deutsche Fassung dieses Vortages „Die Wunder von Lourdes und das Leiden“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com

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