Donnerstag, 29. Juli 2021

Kirche und Gegenrevolution - II



2. Die Kirche hat das größte Interesse an der Vernichtung der Revolution

Wenn es die Revolution gibt und wenn sie das ist, was sie ist, dann gehört es zur Sendung der Kirche, dann liegt es im Interesse der Rettung der Seelen und ist für die größere Ehre Gottes von höchster Bedeutung, dass die Revolution vernichtet wird.

3. Die Kirche ist demnach eine zutiefst gegenrevolutionäre Kraft

Wenn wir Revolution so verstehen, wie wir sie definiert haben, dann ist die offensichtliche Schlussfolgerung, dass die Kirche eine zutiefst gegenrevolutionäre Kraft ist. Zu behaupten, dass die Kirche keine gegenrevolutionäre Kraft ist, würde bedeuten, dass die Kirche ihrem Auftrag nicht nachkommt.

4. Die Kirche ist die stärkste aller gegenrevolutionären Kräfte

Die Vorrangstellung der Kirche unter den gegenrevolutionären Kräften ist unbestreitbar. Man braucht ja nur an die große Zahl der Katholiken, an ihre Geschlossenheit und ihren weltweiten Einfluss zu erinnern. Die durchaus gerechtfertigte Berücksichtigung dieser natürlichen Gegebenheiten ist jedoch lediglich von zweitrangiger Bedeutung. Die erstrangige und wahre Kraft der Kirche besteht darin, dass sie der Mystische Leib Unseres Herrn Jesus Christus ist.

5. Die Kirche ist die Seele der Gegenrevolution

Wenn es Aufgabe der Gegenrevolution ist, die Revolution zu vernichten und eine neue, im Glanze des Glaubens, in demütigem hierarchischem Geist und in fleckenloser Reinheit strahlende Christenheit zu errichten, dann muss dies vor allem im Zuge einer tiefgreifenden Einwirkung auf die Seelen geschehen.

Diese tiefgreifende Einwirkung auf die Seelen ist daher die eigentliche Aufgabe der Kirche, indem sie den katholischen Glauben lehrt und dafür Sorge trägt, dass dieser geliebt und gelebt wird. Die Kirche ist also die eigentliche Seele der Gegenrevolution.

6. Das Ideal der Gegenrevolution ist die Erhöhung der Kirche

Diese Behauptung versteht sich von selbst. Wenn nämlich die Revolution das Gegenteil von der Kirche ist, kann man die Revolution (als Ganzes gesehen und nicht nur in irgendeinem einzelnen Aspekt) nicht hassen und bekämpfen, ohne gleichzeitig dem Ideal der Erhöhung der Kirche anzuhängen.

7. Die Gegenrevolution reicht gewissermaßen über den kirchlichen Bereich hinaus

Wir haben gesehen, dass das Vorgehen der Gegenrevolution zu einer Reorganisation der ganzen weltlichen Gesellschaft führt. Angesichts des, durch die Revolution mit Trümmern bedeckten Erdballes, sagte Papst Pius XII.: „Es gilt, eine ganze Welt von Grund auf wieder aufzubauen [...].“23

Diese Aufgabe einer grundlegenden gegenrevolutionären Reorganisation der weltlichen Gesellschaft wird einerseits von der kirchlichen Lehre inspiriert, umfasst aber andererseits auch unzählige konkrete Aspekte praktischer Natur, die eigentlich in den Zuständigkeitsbereich ziviler Institutionen fallen. In dieser Hinsicht reicht die Gegenrevolution deshalb über den kirchlichen Bereich hinaus, bleibt aber dennoch stets in allem, was das Lehramt der Kirche und ihre mittelbare Gewalt angeht, aufs engste mit ihr verbunden.

 

Quelle: Plinio Corrêa de Oliveira: „Revolution und Gegenrevolution“ TFP Deutschland. Frankfurt am Main, 2013. S. 136ff.

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.



23 Radiobotschaft an die Gläubigen von Rom. 10.2.1952, Utz-Groner, S. 296

Mittwoch, 28. Juli 2021

Die Gläubigen haben das volle Recht, sich gegen liturgische Aggressionen zu verteidigen
– auch wenn sie vom Papst kommen.


von José Antonio Ureta

Mit einem Federstrich unternahm Papst Franziskus konkrete Schritte, um den lateinischen Ritus der Heiligen Messe abzuschaffen, der in seiner Wesensform seit dem hl. Damasus Ende des 4. – mit Hinzufügungen des hl. Gregorius dem Großen Ende des 6. Jahrhunderts — bis zur Verkündigung des Missale von 1962 durch Johannes XXIII. in Kraft war. Die Absicht, die Anwendung dieses uralten Ritus bis zu seiner Auslöschung schrittweise einzuschränken, geht aus dem Begleitbrief des Motu proprio Traditionis Custodes hervor, in dem der amtierende Papst die Bischöfe der ganzen Welt auffordert, „darauf hinzuarbeiten, dass man zu einer einheitlichen Zelebrationsform zurückkehrt“ mit den Messbüchern von Paul VI. und Johannes Paul II., die „die einzige Ausdrucksform der lex orandi des römischen Ritus“ sind. Die praktische Konsequenz ist, dass Priester des lateinischen Ritus nicht mehr das Recht haben, die traditionelle Messe zu feiern. Dies können sie nur mit Erlaubnis des Bischofs – und die Neugeweihten nur mit Erlaubnis des Heiligen Stuhls!

Die offensichtliche Frage, die sich angesichts dieser drastischen Maßnahme stellt, lautet: Hat ein Papst die Befugnis, einen Ritus aufzuheben, der in der Kirche seit 1400 Jahren in Kraft ist und dessen wesentliche Elemente aus apostolischer Zeit stammen? Denn wenn der Stellvertreter Christi einerseits die plena et suprema potestas in Angelegenheiten hat, die die „in der ganzen Welt verbreitete Disziplin und Leitung der Kirche“ betreffen[1], wie es das I. Vatikanische Konzil lehrt, muss er andererseits die universellen Bräuche der Kirche in liturgischen Angelegenheiten respektieren.

Die entscheidende Antwort findet sich im Paragraph 1125 des Katechismus der Katholischen Kirche, der von Johannes Paul II. veröffentlicht wurde: „Darum darf kein sakramentaler Ritus nach dem Belieben des Amtsträgers oder der Gemeinde abgeändert oder manipuliert werden. Selbst die höchste Autorität der Kirche kann die Liturgie nicht nach Belieben ändern, sondern nur im Glaubensgehorsam und in Ehrfurcht vor dem Mysterium der Liturgie“.[2]

In seinem Kommentar zu diesem Text schrieb der damalige Kardinal Joseph Ratzinger: „Es scheint mir sehr wichtig, dass der Katechismus, indem er die Grenzen der Macht der obersten Autorität der Kirche in Bezug auf die Reform erwähnt, auf das Wesen des Primats aufmerksam macht, wie von den Vatikanischen Konzilen I und II betont: Der Papst ist kein absoluter Monarch, dessen Wille Gesetz ist, sondern der Hüter der authentischen Tradition und daher der erste, der den Gehorsam garantiert. Er kann nicht tun, was er will, und gerade deshalb kann er sich denen widersetzen, die tun und lassen wollen, was sie wollen. Das Gesetz, an das er sich halten muss, ist kein Handeln ad libitum, sondern Glaubensgehorsam. Daher hat er vor der Liturgie die Rolle eines Gärtners und nicht eines Technikers, der neue Maschinen baut und die alten wegwirft. Der „Ritus“, d. h. die im Glauben und Leben der Kirche reifende Form der Feier und des Gebets, ist eine verdichtete Form der lebendigen Tradition, in der die Sphäre des Ritus den ganzen Glauben und das Gebet zum Ausdruck bringt. Auf diese Weise wird zugleich die Gemeinschaft zwischen den Generationen und die Gemeinschaft mit denen, die vor und nach uns beten, erlebbar. Somit ist der Ritus wie ein Geschenk an die Kirche, eine lebendige Form der parádosis.“[3] [Griechischer Begriff, der 13 Mal in der Bibel verwendet wird und mit Tradition, Belehrung, Überlieferung übersetzt werden kann.]

In seinem ausgezeichneten Werk Die Reform der römischen Liturgie entwickelt Msgr. Klaus Gamber, der von Kardinal Joseph Ratzinger als einer der größten Liturgiker des 20. Jahrhunderts betrachtet wird, diesen Gedanken. Er geht von der Beobachtung aus, dass die Riten der katholischen Kirche, als Ausdruck im Sinne von obligatorischen Gottesdiensten verstanden, definitiv auf Unseren Herrn Jesus Christus zurückgehen, sich aber allmählich ab dem allgemeinen Gebrauch entwickelt und differenziert haben und später durch die kirchliche Autorität bestätigt worden sind.

Aus dieser Realität zieht der angesehene deutsche Liturge folgende Schlussfolgerungen:

1. „Wenn der Ritus aus allgemeinem Brauch entstanden ist – und darüber besteht kein Zweifel für jeden, der mit der Geschichte der Liturgie vertraut ist – kann er nicht in seiner Gesamtheit neugeschaffen werden“. Dies geschah noch nicht einmal zu Beginn der Kirche, da „sich auch die liturgischen Formen der jungen christlichen Gemeinden nach und nach vom jüdischen Ritus trennten“.

2. „Da sich der Ritus im Laufe der Zeit entwickelt hat, wird er auch in Zukunft dasselbe tun können. Aber diese Entwicklung muss die Zeitlosigkeit jedes Ritus berücksichtigen und auf organische Weise (…) ohne Bruch mit der Tradition und ohne direktives Eingreifen der kirchlichen Autorität durchgeführt werden. Diese Autoritäten hatten in den Plenar- oder Provinzräten kein anderes Anliegen, als Unregelmäßigkeiten bei der Ausübung des Ritus zu vermeiden“.

3. „In der Kirche gibt es mehrere eigenständige Riten. Im Westen gibt es neben dem römischen Ritus den (schon verschwundenen) gallikanischen, ambrosianischen und mozarabischen Ritus; im Osten unter anderem die byzantinischen, armenischen, syrischen und koptischen Riten. Jeder dieser Riten durchlief eine autonome Entwicklung, in deren Verlauf sich ihre spezifischen Besonderheiten herausgebildet haben. Deshalb kann man nicht einfach Elemente dieser verschiedenen Riten untereinader austauschen.“

4. „Jeder Ritus bildet eine homogene Einheit. Also bedeutet die Änderung einer seiner wesentlichen Bestandteile die Zerstörung des gesamten Ritus. Genau dies geschah zum ersten Mal in der Reformationszeit, als Martin Luther den Messkanon verschwinden ließ und verband den Bericht der Einsetzung (der Eucharistie) direkt mit der Austeilung der Kommunion“.

5. „Die Rückkehr zu primitiven Formen bedeutet in Einzelfällen nicht, dass der Ritus geändert wurde, und tatsächlich ist diese Rückkehr in gewissen Grenzen möglich. Auf diese Weise gab es keinen Bruch mit dem traditionellen römischen Ritus, als der heilige Papst Pius X. den gregorianischen Gesang in seiner ursprünglichen Form wieder herstellte“.[4]

Der angesehene Gründer des Theologischen Instituts Regensburg fährt fort: „Während die Revision von 1965 den traditionellen Ritus intakt ließ (…), wurde mit dem ‚Ordo‘ von 1969 ein neuer Ritus geschaffen“[5], den er ritus modernus nennt, da „es nicht ausreicht, von einer Kontinuität des römischen Ritus zu sprechen, wenn im neuen Missale gewisse Teile des vorherigen erhalten blieben“.[6]

Um dies von einem streng liturgischen Standpunkt aus zu beweisen[7] – da schwerwiegende theologische Fehler, wie die Abwertung des Opfer- und Sühnecharakters der Messe, einen gesonderten Artikel verdienen würden – genügt es, das zu zitieren, was Prof. Roberto de Mattei zusammengefasst über diese wahre liturgische Verwüstung schreibt:

„Während der (jüngsten) Reform wurden nach und nach eine ganze Reihe von Neuerungen und Varianten eingeführt, von denen einige weder vom Konzil noch von der Konstitution Missale Romanum von Paul VI. vorgesehen waren. Das quid novum kann sich nicht darauf beschränken, Latein durch die Landessprachen zu ersetzen. Es besteht auch in dem Wunsch, den Altar als „Tisch“ zu begreifen, um den Aspekt des Mahles statt des Opfers zu betonen; in der celebratio versus populum, die die celebratio versus Deum ersetzt, mit der Folge, die Feier in Richtung Osten zu verdrängen, d.h. zu Christus, der durch die aufgehende Sonne symbolisiert wird; in Abwesenheit von Stille und Meditation während der Zeremonie und in der Theatralik der Feier, oft begleitet von Gesängen, die dazu neigen, eine Messe zu entweihen, in der der Priester oft auf die Rolle des „Vorsitzenden der Versammlung“ reduziert wird; in der Hypertrophie der Liturgie des Wortes in Bezug auf die eucharistische Liturgie; im „Zeichen“ des Friedens, das die Kniebeugen des Priesters und der Gläubigen ersetzt, als symbolische Aktion des Übergangs von der vertikalen zur horizontalen Dimension der liturgischen Handlung; in der Heiligen Kommunion, die von den Gläubigen stehend und in der Hand empfangen wird; beim Zugang der Frauen zum Altar; in der Konzelebration, die zur „Kollektivierung“ des Ritus neigt. Es besteht vor allem und zuletzt in der Änderung und Ersetzung der Gebete des Offertoriums und des Kanons. Insbesondere die Streichung der Worte mysterium fidei aus der Wandlungsformel kann, wie Kardinal Stickler bemerkt, als Symbol der Entmystifizierung und damit der Humanisierung des zentralen Kerns der Heiligen Messe angesehen werden“.[8]

Die größte liturgische Revolution fand tatsächlich im Offertorium und im Kanon statt. Das traditionelle Offertorium, das das unblutige Opfer der Wandlung vorbereitete und vorwegnahm, wurde durch das Beràkhôth des Kiddusch, d.h. durch die Segnungen des Passahmahls der Juden, ersetzt. Pater Pierre Jounel vom Pastoralen Liturgiezentrum und dem Höheren Liturgieinstitut in Paris, einer der Spezialisten des Consilium, das die liturgische Reform vorbereitet hat, beschrieb in der Zeitung La Croix die grundlegenden Elemente der Reform der Eucharistischen Liturgie: „Die Schaffung von drei neuen Eucharistischen Hochgebeten, als es bis dahin nur eines gab, das Eucharistische Hochgebet I, das seit dem 4. Jahrhundert im römischen Kanon verankert ist. Das zweite stammt aus dem Eucharistischen Hochgebet des Hl. Hippolyt (3. Jh.), wie es Ende des 19. Jh. in einer äthiopischen Fassung entdeckt wurde. Das Dritte wurde vom Schema der östlichen Liturgien inspiriert. Das Vierte wurde in einer Nacht von einem kleinen Team um P. Gelineau erarbeitet“.[9]

Der bereits erwähnte P. Joseph Gelineau S.J. täuschte sich nicht, als er die Reform enthusiastisch begrüßte und erklärte: „In der Tat, es ist eine andere Liturgie der Messe. Es muss unverblümt gesagt werden: Der römische Ritus, wie wir ihn kannten, existiert nicht mehr, er wurde zerstört“.[10]

Wie will dann Papst Franziskus in seinem jüngsten Brief an die Bischöfe bekräftigen, dass „wer mit Andacht nach der vorherigen Form der Liturgie zelebrieren möchte, wird keine Schwierigkeiten haben, im gemäß der Absicht des Zweiten Vatikanischen Konzils erneuerten Römischen Messbuch alle Elemente des Römischen Ritus zu finden, besonders den Römischen Kanon, der eines der charakteristischsten Elemente darstellt“? Es scheint eine Ironie zu sein, die so bitter klingt wie der Titel des Motu Proprio, Wächter der Tradition

Wenn der Novus Ordo Missae keine bloße Reform ist und einen solchen Bruch mit dem traditionellen Ritus bedeutet, kann die Feier dieses Ritus nicht verboten werden, wie Msgr. Klaus Gamber wiederholt: „Es gibt kein einziges Dokument, nicht einmal der Codex Iuris Canonici, das ausdrücklich besagt, dass der Papst als oberster Hirte der Kirche das Recht hat, den traditionellen Ritus abzuschaffen. Es wird auch nirgendwo erwähnt, dass er das Recht hat, eigenständige liturgische Bräuche zu ändern. Im vorliegenden Fall ist dieses Schweigen von großer Bedeutung. Die Grenzen der plena et suprema potestas des Papstes sind klar festgelegt. Es ist unbestreitbar, dass der Papst in dogmatischen Fragen an der Tradition der Universalkirche festhalten muss und damit, so Vinzenz von Lérins, an dem, was immer, überall und von allen geglaubt wurde (quod semper, quod ubique, quod ab omnibus). Mehrere Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass es daher nicht im Ermessen des Papstes liegt, den traditionellen Ritus abzuschaffen“.[11]

Außerdem, wenn er es doch tun würde, würde er Gefahr laufen, sich von der Kirche zu trennen. Msgr. Gamber schreibt in der Tat, dass „der berühmte Theologe Suarez (+ 1617) unter Bezugnahme auf ältere Autoren wie Caetano (+ 1534) denkt, der Papst wäre schismatisch, wenn er nicht, wie es seine Pflicht ist, die Einheit und die Verbindung mit dem ganzen Leib der Kirche zu wahren, wenn er zum Beispiel, die ganze Kirche exkommunizieren würde oder wenn er alle von der apostolischen Tradition bestätigten Riten ändern wollte“.[12]

Um wahrscheinlich dieses Risiko zu vermeiden, erklärten acht der neun Kardinäle – in der von Johannes Paul II. 1986 ernannten Kommission zur Prüfung der Anwendung des Indults von 1984 –, dass Paul VI. die alte Messe tatsächlich nicht verboten hatte. Mehr noch, auf die Frage: „Kann ein Bischof heute einem Priester in einer regulären Situation verbieten, eine Tridentinische Messe zu feiern?“[13] stellte Kardinal Stickler fest, dass „die neun Kardinäle einstimmig sagten, dass kein Bischof das Recht habe, einem katholischen Priester zu verbieten die Tridentinische Messe zu feiern. Es gibt kein offizielles Verbot, und ich glaube nicht, dass der Papst ein offizielles Verbot erlassen wird.“[14]

Papst Franziskus hat jedoch im motu proprio Traditionis Custodes die Bischöfe ermächtigt, diese Feier zu verbieten. So, dass die Bischofskonferenz von Costa Rica sich beeilte, kollektiv zu dekretieren, dass „die Verwendung des Missale Romanum von 1962 oder einer der Liturgieausdrücke vor 1970 nicht gestattet ist“, so dass „kein Priester berechtigt ist, nach der alten Liturgie weiterhin Messen zu feiern“.[15]

Für alle oben genannten Punkte stimmen wir voll und ganz den Schlussfolgerungen von P. Francisco José Delgado zu: „Ich denke, es ist jetzt am klügsten, die Wahrheit über perverse Gesetze mit Ruhe zu verteidigen. Der Papst kann die Tradition nicht per Dekret ändern oder sagen, dass die Liturgie nach dem Zweiten Vatikanum der einzige Ausdruck der lex orandi im römischen Ritus ist. Da dies falsch ist, ist die Gesetzgebung, die sich aus diesem Grundsatz ergibt, ungültig und sollte nach der katholischen Moral nicht eingehalten werden, was keinen Ungehorsam bedeutet“.[16]

Um zu verstehen, dass die päpstliche Autorität und Unfehlbarkeit Grenzen haben und die Gehorsamspflicht nicht absolut ist, ist es nicht erforderlich, über besondere Kenntnisse der Ekklesiologie zu verfügen. Zahlreiche Gelehrte der besten Art erkennen ausdrücklich die Legitimität des öffentlichen Widerstands gegen falsche Entscheidungen oder Lehren von Pastoren, einschließlich des Papstes, an. Sie wurden häufig in der Studie von Arnaldo Xavier da Silveira mit dem Titel „Öffentlicher Widerstand gegen Entscheidungen der kirchlichen Autorität“[17] zitiert, die im August 1969 von der Zeitschrift Catolicismo veröffentlicht wurde.

Im vorliegenden Fall ist es zulässig, das Motu proprio von Papst Franziskus nicht nur „nicht zu beachten“, sondern nach dem Vorbild des hl. Paulus sogar seiner Anwendung zu widerstehen (Gal 2, 11). Es geht nicht darum, die päpstliche Autorität in Frage zu stellen, zu der unsere Liebe und Verehrung immer wachsen muss. Es ist die Liebe zum Papsttum selbst, die uns dazu bringen muss, Traditionis Custodes zu enthüllen, weil es versucht, den ältesten und ehrwürdigsten Ritus des katholischen Gottesdienstes, bei dem alle Gläubigen das Recht haben, sich zu tränken, diktatorisch zu beseitigen.

Der berühmte Theologe Francisco de Vitoria (1483-1486) bemerkt: „Von Natur aus ist es rechtmäßig, Gewalt durch Gewalt abzuwehren“. Nun wendet der Papst mit solchen Anordnungen und Dispensen Gewalt an, weil er, wie oben bewiesen, gegen das Gesetz handelt. Daher ist es erlaubt, ihm zu widerstehen. Wie Caetano bemerkt, „bejahen wir all dies nicht in dem Sinne, dass es jemandem obliegt, Richter des Papstes zu sein oder Autorität über ihn zu haben, sondern in dem Sinne, dass es erlaubt ist, sich zu verteidigen. Tatsächlich hat jeder das Recht, einer ungerechten Handlung zu widerstehen, zu versuchen, sie zu verhindern und sich zu verteidigen.“[18]

Das Beispiel des entschlossenen Widerstands, jedoch durchdrungen von Verehrung und Respekt für den Papst, durch das die Katholiken nun ihre eigene Reaktion ableiten können, ist die Widerstandserklärung an Papst Paul VI. von Plinio Corrêa de Oliveira mit dem Titel „Die Entspannungspolitik des Vatikans gegenüber kommunistischen Regierungen – Für die TFP: sich enthalten? oder widerstehen?“. In ihrem entscheidenden Absatz heißt es:

„Das Band des Gehorsams gegenüber dem Nachfolger Petri, das wir niemals zerreißen werden, das wir aus tiefster Seele lieben, dem wir unsere beste Liebe widmen, dieses Band küssen wir im Augenblick selbst, in dem wir, durch den Schmerz zermalmt, unsere Stellung bekräftigen. Und kniend, den Blick mit Verehrung auf das Bild Seiner Heiligkeit Papst Pauls VI. geheftet, bringen wir ihm unsere vollkommene Treue zum Ausdruck.

In diesem kindlichen Akt sagen wir dem Hirten der Hirten: Unsere Seele gehört Euch, unser Leben gehört Euch. Befehlt uns, was Ihr wollt! Befehlt uns nur nicht, dass wir die Arme verschränken vor dem roten Wolf, der uns angreift! Dem widersetzt sich unser Gewissen.“[19]



1 Siehe Denz.-Rahner 1827.

2 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1125,

3 Joseph Ratzinger, “The Organic Development of the Liturgy,” 30 Days (2004) no. 12

4 Klaus Gamber, Die Reform der Römischen Liturgie: ihre Probleme und Hintergrund

5 Ebda

6 Ebda

7 Ernste theologische Irrtümer im ritus modernus wie die Herabstufung des Opfer- und Versöhnungscharakters der Messe in einem gesonderten Artikel.

8 Roberto de Mattei, “Considérations sur la réforme liturgique,” (Text vorgetragen auf dem Liturgischen Kongress in Fontgombault, 22-24 Juli 2001, in Anwesenheit von Joseph Kardinal Ratzinger.)

9 Siehe La Croix, 28. April 1999, 19

10 Joseph Gelineau, Demain la liturgie: Essai sur l’évolution des assemblées chrétiennes (Paris: Éditions du Cerf, 1977), zitiert in Cristophe Geoffroy et Philippe Maxence, “Enquête sur la messe traditionnelle,” La Nef hors série no. 6:51–52

11 Gamber, Die Reform der Römischen Liturgie, 35

12 Ebda

13 John Vennari, “Traditional Mass Never Forbidden: Cardinal Stickler Confirms,” Catholic Family News (Feb. 1998)

14 Kardinal Sticklers Stelungnahme wurde zuerst veröffentlicht in The Latin Mass und were wiedergegeben vom französischen Magazin La Nef, Nr. 53, September 1995

15 Conferencia Episcopal de Costa Rica, “ Mensaje de los Obispos de la Conferencia Episcopal de Costa Rica con relación al Motu Proprio del Papa Francisco sobre la liturgia anterior a la Reforma de 1970” (19 Juli  2021) Nr. 3 a.–b

16 Walter Sánchez Silva, “Sacerdotes se pronuncian tras restricciones del Papa a Misa tradicional en latín,” ACI Prensa, July 17

17 Siehe Arnaldo Vidigal Xavier da Silveira, “Resistência Pública a Decisões da Autoridade Eclesiástica,” Catolicismo, no. 244 (Aug. 1969),

18 Werke von Francisco de Vitoria, 486–7, zitiert in Xavier da Silveira, Can Documents of the Magisterium, 134.

19 Plinio Corrêa de Oliveira, “A política de distensão do Vaticano com os governos comunistas—Para a TFP: omitir-se? ou resistir? (Folha de S. Paulo, Apr. 10, 1974)

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Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer in

https://fratresinunum.com/2021/07/23/os-fieis-tem-pleno-direito-de-se-defender-de-uma-agressao-liturgica-mesmo-quando-esta-provem-do-papa/

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

„Die Gläubigen haben das Recht…“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

Freitag, 23. Juli 2021

Zum Fest Christus König!




Plinio Corrêa de Oliveira

An diesem Sonntag, an dem die heilige Kirche Gottes das Königtum unseres Herrn Jesus Christus feiert, werden sich die katholischen Kirchen in der ganzen Welt mit einer andächtigen Menge füllen, die ihre Bitten und Gebete zu Füßen der Altäre niederlegen wird. Während ich im Geist diese riesige Menschenmenge aus jeder Rasse und jedem Teil der Welt betrachte, so zahlreich, dass, nach den Worten der Apokalypse, „niemand sie zählen kann“, ergreift mich ein Gedanke. Gleichzeitig verspüre ich den dringenden Wunsch, ihn meinen Lesern zu vermitteln.

Es wäre zweifellos viel angenehmer und einfacher für mich, ausschließlich auf allgemeine Betrachtungen über das Königtum unseres Herrn Jesus Christus eizugehen. Ich bin mir aber sicher, dass viele andere solche Überlegungen anstellen werden. Kann ich aber sicher sein, dass der Gedanke, auf den ich gekommen bin, andere ihn auch haben, und ihn äußern werden? Eine schmerzliche Verneinung gibt mir die Antwort auf diese Frage. Aus diesem Grund überlasse ich anderen die unbestreitbar unentbehrliche und grundlegende Aufgabe das Königtum Christi im Allgemeinen zu betrachten, und übernehme die undankbarste, dunkelste, unangenehmste, aber notwendigste Aufgabe: und zwar an diesem großen Festtag eine harte und schmerzhafte Wahrheit zu sagen. Gute Gedanken haben die Eigenschaft, dass sie, wenn wir sie nutzen, als Heilmittel dienen, sowohl für uns selbst als auch für unseren Nächsten. Wenn wir sie aber in unserem inneren Leben zurückhalten oder in den Beziehungen zu unserem Nächsten verschweigen, werden sie nach den Worten des heiligen Paulus zu glühenden Kohlen, die unsere Seelen ätzen und verbrennen. Wehe denen, die empfangen haben und aus Egoismus oder Feigheit den guten Rat nicht beherzigt haben! Wehe auch denen, die aus Feigheit oder Egoismus den guten Rat, den sie hätten geben können, verschwiegen haben! Dieser heilsame Rat, den sie nicht nach außen getragen haben, wird sie selbst von innen heraus wie Glut verbrennen. Und am Tag des Jüngsten Gerichts werden sie als vergeudete Talente angerechnet werden.

Hier also meine Überlegungen...

*    *    *

Als der damalige Kardinal Pacelli, vom Heiligen Geist bereits vorherbestimmt, die Kirche Gottes in Zukunft zu leiten, seine ausgezeichnete Ansprache in Lisieux hielt, erhob er eine bittere Klage, an die wir uns heute erinnern müssen. Er sagte, dass es unter den vielen Menschen, die heute den Worten der Päpste nicht gehorchen, eine Kategorie gibt, die dem Papst besonderen Schmerz bereitet. Es sind nicht diejenigen, die keinen Glauben haben, und auch nicht diejenigen, die, da sie einen toten und unwirksamen Glauben haben, nicht versuchen, auf das zu hören, was der Papst ihnen sagt. Diejenigen, die den Papst am meisten verletzen – und das ist der Punkt, der uns interessiert –, sind diejenigen, die am Fuße der Kanzel, in einer korrekten und ehrfürchtigen äußeren Haltung, das Wort des Stellvertreters Christi hören, das von der kirchlichen Hierarchie mitgeteilt wird ... aber es nicht verstehen; wenn sie es verstehen, lieben sie es nicht, und wenn sie es platonisch lieben, führen sie es nicht aus!

Wie viele Katholiken, die durch die Taufe in die Würde von Bürgern des Reiches Gottes erhoben wurden, halten heute nicht einmal die Sonntagspflicht ein! Wie viele Katholiken werden noch in die Kirche gehen und sich eine Predigt über das Königtum Jesu Christi anhören, ohne jedoch die Bedeutung dieses klaren und liturgischen Festes zu kennen und zu erforschen! Wie viele Katholiken schließlich, die sogar den Text der Heiligen Liturgie selbst folgen, lesen die wunderbaren Lektionen, die sie über das Königtum Jesu Christi enthält, und verstehen sie nicht! Wie viele Katholiken versuchen, das Reich Christi in der ganzen Welt einzurichten, vergessen aber oder wissen nicht, dass sie zunächst damit beginnen müssen, es in sich selbst einzurichten! Und wie viele andere nehmen an, dass sie das Reich Christi wirklich in sich selbst einrichten können, ohne ein glühendes und verzehrendes Verlangen zu verspüren, es in der ganzen Welt einzurichten! Mit anderen Worten, sind diese Katholiken nicht von demselben Charakter wie diejenigen, die zwar richtig ... aber nur mit den Ohren des Leibes und nicht mit denen der Seele hören, was die Kirche ihnen durch die Stimme der Päpste sagt?

Die Lehre vom Königtum Jesu Christi ist eng verbunden mit der schönsten und frommsten Praxis, der Thronerhebung des Heiligsten Herzen Jesu in den Häusern. Wenn das Bild des Heiligsten Herzens Jesu im reichsten und edelsten Teil des Hauses thront, dann gerade deshalb, weil man erkennt, dass er König ist. Aber wie viele Häuser gibt es, in denen das Bild im Wohnzimmer, aber Christus nicht in den Herzen thront!

Natürlich will ich die ohnehin schon große Traurigkeit dieses Bildes nicht übertreiben, indem ich die Ungerechtigkeit begehe, das Schöne und Gute trotz dieser Mängel zu verachten. Jeder Akt der Frömmigkeit, jede Haltung der Ehrfurcht gegenüber der Kirche Gottes, wie oberflächlich und unbedeutend sie auch sein mag, sollte von uns Katholiken mit einem ungeheuren Eifer geschätzt, geliebt und gefördert werden, als ein direkter Widerschein unserer Liebe zu Gott. Es liegt uns also fern, pessimistisch zu sein, mit einem pharisäischen Beigeschmack, der uns veranlassen würde, diesen Praktiken der Frömmigkeit jeden Wert abzusprechen, vorausgesetzt, sie sind aufrichtig, wie kalt oder unwissend sie auch sein mögen, und wie sehr ihr übernatürlicher Glanz durch Kälte oder Unwissenheit verdunkelt sein mag.

Aber mit diesem Vorbehalt ist die Wahrheit da: Die Klage des Heiligen Johannes ist auch heute noch oft berechtigt: „in propria venit et sui eum non receperunt“.... (Er kam in sein Eigentum; doch die Seinigen nahmen ihn  nicht auf)

*    *    *

Es wäre übrigens nicht schwer, die Lehre der Kirche über das Königtum Jesu Christi zu kennen.

In seiner unendlichen Barmherzigkeit hat Gott sich herabgelassen, die unendliche Liebe, mit der er uns liebt, mit der Liebe, die unsere Eltern zu uns haben, zu vergleichen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Er die unergründlichen Dimensionen Seiner Liebe in diesem Vergleich verkleinert hat, um sie auf die kleinen Proportionen der Zuneigung zu reduzieren, zu denen Menschen fähig sind. Im Gegenteil, wenn Er sich dieses Vergleichs der väterlichen Liebe bedient hat, dann nur, um uns aus der Ferne verständlich zu machen, wie sehr Er uns liebt. Wenn wir dem Wort „Vater“ die Bedeutung geben, die es in der natürlichen Ordnung hat, ist Gott nicht nur unser Vater, sondern viel mehr als das, denn er ist unser Schöpfer. Aber da die Funktion eines Vaters in der Natur nur darin besteht, Gott beim Schöpfungswerk zu unterstützen, wenn jemand wirklich den Namen Vater verdient, ist es Gott. Und unser Vater ist der Natur nach nichts anderes als der Verwahrer eines Teils der Vaterschaft, die Gott über uns hat.

Das Gleiche gilt für das Königtum Unseres Herrn Jesus Christus. Um uns die absolute Autorität zu verdeutlichen, die er als Gott über uns hat, hat sich Jesus Christus herabgelassen, sich mit einem König zu vergleichen. Da aber durch Ihn die Könige regieren, und die Autorität von Königen nur deshalb authentisch ist, weil sie von Ihm kommt, ist in Wirklichkeit Er der einzige König, der König schlechthin. Und die Könige oder Staatsoberhäupter sind nur seine demütigen Gefolgsleute, die er für das Werk der Leitung der Welt zu gebrauchen beliebt. Christus ist König, weil er Gott ist. Indem wir Ihn König nennen, wollen wir einfach die göttliche Allmacht bekräftigen und unsere Verpflichtung, Ihm zu gehorchen.

*    *    *


Gehorsam! Dies ist eines der Konzepte, die im Wesentlichen in dem Konzept des Königtums unseres Herrn Jesus Christus enthalten sind. Christus ist König, und einem König ist Gehorsam zu leisten. Das Königtum unseres Herrn Jesus Christus zu feiern, bedeutet, seine Macht über uns zu feiern. Und implizit auch unseren Gehorsam ihm gegenüber.

Wie gehorcht man einem König? Die Antwort ist einfach: indem man seinen Willen kennt und diesen mit liebevoller und detaillierter Exaktheit ausführt.

Der einzige Weg also, Christus dem König zu gehorchen, ist, Seinen Willen zu kennen und diesem zu folgen.

Aus dieser Vorstellung, die so klar, so einfach, so leuchtend ist, folgt ein Lebensprogramm, das ebenfalls klar, leuchtend und einfach ist.

Um den Willen von Christus dem König zu kennen, müssen wir den Katechismus kennen. Denn dort, durch das Studium der Gebote, ein Studium, das erst mit dem Studium der gesamten katholischen Lehre vollständig sein wird, erkennen wir den Willen Gottes. Und um diesem Willen zu folgen, müssen wir durch das Gebet, durch die Praxis der Sakramente und durch unsere guten Werke um die Gnade Gottes bitten. Schließlich werden wir durch das innere Leben, das heißt durch geistliche Lektüre, Meditation und ein Leben, das ausschließlich im Licht des Katechismus gelebt wird, dem Willen Gottes folgen.

Unser Herr sagte, dass das Reich Gottes in uns ist. Dieses kleine Reich nun, klein im Umfang, aber unendlich im Wert, weil es das Blut Christi gekostet hat, muss jeder von uns für unseren Herrn erobern, indem alles in uns zerstört wird, was sich der Erfüllung Seines Gesetzes entgegenstellt.

Schließlich gelten die Gesetze Christi nicht nur für einen bestimmten Menschen, sondern für Völker und Nationen. Mögen die Völker die Enzykliken, die Ausdruck des eigenen Willens Gottes sind, kennen und in ihrer häuslichen, sozialen und politischen Organisation praktizieren, und so wird Jesus Christus König sein.

Mit anderen Worten, lasst uns gute Katholiken sein; wenn wir das sind, werden wir notwendigerweise Apostel sein; und wenn wir Apostel sind, werden wir notwendigerweise Soldaten Christi des Königs sein und uns für sein Reich einsetzen.

 

 

Aus dem Portugiesischen übersetzt mit Hilfe von DeepL Übersetzer (kostenlose Version) in “Legionário” Nr. 372, vom 29. Oktober  1939

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

„Christus König“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

Dienstag, 13. Juli 2021

Sie bekehrten sich nicht, sie schritten weiter voran


Plinio Corrêa de Oliveira

Im kommenden Juni (1976) finden in Italien Parlamentswahlen statt, bei denen die Anwärter, mit bisher fast gleichen Erfolgsaussichten, die Christdemokratische Partei und die Kommunistische Partei sein werden.

Das bedeutet, dass es trotz der Erklärungen von Kardinal Pomma, dem Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz (CNBI), der CNBI selbst und sogar von Paul VI. möglich ist, dass eine politische Gruppierung, an der die Kommunisten beteiligt sind, Zugang zur italienischen Regierung haben wird. Und da es äußerst schwierig und riskant ist, kommunistische Machthaber ohne Gewaltanwendung von der Macht zu entfernen - die jüngsten Ereignisse in Portugal sind ein Beispiel dafür -, ist die Konsequenz, dass Italien, wenn es nicht akzeptiert, sich dem Kommunismus endgültig zu unterwerfen, sich in einiger Zeit der Möglichkeit eines Bürgerkriegs auf ideologischer Basis gegenüber sehen könnte: Kommunisten auf der einen Seite, Antikommunisten auf der anderen.

Von den beiden Perspektiven ist dies nicht die schlechteste. Denn es wäre noch schrecklicher, wenn die Kommunisten die italienische Regierung ein für allemal übernehmen würden, ohne dass sie auch nur mit Gewalt vertrieben werden könnten.

In dieser letzten Hypothese werden wir den Niedergang Italiens haben, mit allem, was dies in den Augen der Menschen bedeutet, für die Glaube, Kultur und Zivilisation keine leeren Worte sind.

Bevor ich in die Analyse des Bildes einsteige, das sich so vor unseren Augen auftut, kann ich nicht umhin, ein Wort zu den Äußerungen der hohen kirchlichen Autoritäten hinzuzufügen, auf die ich gerade hingewiesen habe.

Ich glaube nicht, dass es in der ganzen Geschichte des Kommunismus keine einzige Haltung des kirchlichen Lehramtes gegeben hat, die so kategorisch schwach und unwirksam gegenüber diesem höchsten Feind der Kirche gewesen wäre. Wenn also der Kommunismus in den bevorstehenden italienischen Wahlen besiegt wird, wird dies ein Beweis für das Ansehen der Kirche sein. Aber in diesem Fall muss man sagen, dass die Niederlage nur deshalb nicht viel größer gewesen sein wird, weil der Vatikan und der italienische Episkopat von diesem Prestige erstaunlich sparsam Gebrauch gemacht haben werden. Und wenn der Kommunismus siegreich ist, kann man auf dieselbe erstaunliche Sparsamkeit als die Ursache für den Sieg der Roten hinweisen.

* * *

Wie konnte die glorreiche Halbinsel in einen solchen Zustand fallen?

Die Frage ist von mehr als nur historischem Interesse. Für alle Länder, die sich in einer ebensolchen Situation befinden, stellt sich die andere Frage: Was sollten wir tun und was sollten wir vermeiden, um nicht in eine solch tragische Situation zu geraten?

Das Thema ist umfangreich. Und vor allem: es ist komplex. Ich werde versuchen, in allgemeinen Zügen es zu skizzieren.

* * *

Die aktivste und tiefgreifendste Ursache dieses Übels ist die Christdemokratie, die als Brennpunkt eines bestimmten Geistes, als Verteidigerin eines bestimmten Programms und als Verfechterin bestimmter Techniken gegenüber ihrem Gegner angesehen wird.

Dieser Gegner ist eben der Kommunismus. Nazi-Deutschland und das faschistische Italien hatten Repressionen gegen ihn organisiert, die vor allem im ersteren Fall einen wahrhaft verwerflichen Höhepunkt erreicht hatten. Nachdem die Achsenmächte besiegt waren, stand Westeuropa vor einem Problem: Wie sollte man die kommunistischen Parteien bekämpfen, die durch den immensen Vormarsch Russlands in Osteuropa dreister denn je waren, ohne in solche Exzesse zu verfallen?

Die Meinungen teilten sich. Und während die einen es für notwendig hielten, Drohung gegen Drohung und eventuell Gewalt gegen Gewalt zu setzen, tendierten die anderen zu einer Lösung, die sie für originell, klug und menschlich hielten. So wurde die Christdemokratie geboren.

Die grundlegendste Annahme des christlich-demokratischen Geistes ist, dass nur die Nazis und die Faschisten in Erbsünde gezeugt wurden. Deshalb ist nur gegen sie der Einsatz aller Härtegrade, wenn nicht gar aller Gewalt, gerechtfertigt.

Der Rest der Menschheit scheint für sie ohne Erbsünde gezeugt worden zu sein. Einschließlich der Kommunisten.

Vor diesem Hintergrund stellte sich in der Nachkriegszeit eine Frage:

- Wie konnte letztere so despotisch, so grausam, so aggressiv sein?

Auf diese Frage sprang die Antwort der aufkeimenden Christdemokratie schnell und ungehemmt. Es war, dass die Kommunisten von den Nationen des Westens schlecht behandelt worden waren. Verärgert, aufgeschreckt, bereiteten sie sich auf Rache vor.

Um den Weltfrieden aufrechtzuerhalten, war die primäre Bedingung, ohne die keine andere wirklich wirksam wäre, die psychologische Demobilisierung der Russen und der Chinesen, durch Beweise von Mut, Großzügigkeit und sogar Vertrauen.

Diese Maxime entfaltete Konsequenzen, sowohl auf dem Gebiet der internationalen Politik als auch auf dem der Beziehungen zu den kommunistischen Parteien, die legal oder im Untergrund in den kapitalistischen Ländern existierten.

Wie man sieht, war die christdemokratische Gesinnung grundsätzlich pazifistisch, ihr Programm war es, den Gegner durch Zugeständnisse zu gewinnen. Ihre übliche Politik bestand darin, ein Zugeständnis auf das andere zu stapeln, bis der Moment kam, in dem sich die Kommunisten, ergriffen und zerknirscht, in einer großen Umarmung des Friedens in die Arme der Nicht-Kommunisten werfen würden.

In der Innenpolitik der nicht-kommunistischen Nationen musste der militante Antikommunismus vollständig beseitigt werden. Kommunisten und Nicht-Kommunisten würden dann in einem Regime der friedlichen Koexistenz leben, im Zeichen der „politique de la main tendue“ (Politik der ausgestreckten Hand). Die Differenzen in der Lehre zwischen dem einen und dem anderen würden nicht mehr in Begriffen der Polemik, sondern des Dialogs behandelt werden. Um die Kommunisten nicht in ihren alten kämpferischen Positionen zu verhärten, war es notwendig, ihnen alle rechtlichen Freiheiten zu geben. Der kommunistische Drang, der durch diese herzliche Behandlung weniger wütend würde, würde unter dem Einfluss des in der Nachkriegszeit erreichten wirtschaftlichen Fortschritts allmählich absterben. Denn es schien dem christlich-demokratischen Optimismus unbestreitbar, dass der Kommunismus lediglich eine Folge der Armut war. Sobald die Armut beseitigt wäre, würde er mangels eines günstigen Umfelds versiegen.

* * *

Es ist bemerkenswert, wie sehr der Optimismus alle diese Vorstellungen dominiert.

Aber die christlich-demokratische Mentalität bestand nicht nur aus Optimismus. Sie hatte paradoxerweise auch einen zutiefst pessimistischen Aspekt, der sich in Bezug auf die Gefahr eines thermonuklearen Krieges zeigte.

Die Christdemokraten sahen die atomare Gefahr nur in ihren unheimlichsten, wenn auch nicht neuartigen Farben. Die atomare Tragödie schien ihnen in jedem Moment unmittelbar bevorzustehen. Und jeder Widerstand gegen die Kommunisten, eine direkte Ursache des Weltkrieges.

* * *

Wie man sieht, könnte nichts vorteilhafter für die Kommunisten sein. Denn sobald die Christdemokraten an der Macht waren, stünde ihnen nichts mehr im Weg. Jeder Vorteil würde ihnen mit einem freundlichen Lächeln angeboten. Und schließlich würden alle Instrumente des Fortschritts absolut in ihrer Reichweite belassen.

- Was würden die Kommunisten angesichts der christlich-demokratischen Strategie tun? Würden sie sich gerührt zu einer Bekehrung bewegen lassen, oder würden sie zynisch zur Macht vordringen?

Nach dreißig Jahren der Vertrauensbeweise, Freundlichkeiten und demo-christlichen Zugeständnissen, sind hier die italienischen Kommunisten bereit, den direkten Angriff zur Eroberung der Regierungsposten zu beginnen.

Mit anderen Worten: Sie haben sich nicht bekehrt. Sie sind vorangeschritten.

* * *

Auch im internationalen Bereich haben sie das getan. Heute sind sie in Asien die große dominierende Kraft. Wir sagen „die große Kraft“ und nicht „die großen Kräfte“, weil wir uns kategorisch weigern, an die Echtheit der Fehde zwischen Moskau und Peking zu glauben. Ganz Ozeanien zittert angesichts der weit zurückliegenden kommunistischen Bedrohung von 1945, und der so nah bevorstehenden von 1976. Afrika wird fast vollständig von den Kommunisten beherrscht. Und derzeit wird in Portugal, Frankreich und Italien heftig um die Macht gerungen. Die anderen Nationen könnten bald an der Reihe sein.

In Lateinamerika haben die Kommunisten fast überall versucht, sich zu etablieren und dabei in Chile, Bolivien und Peru beeindruckende Erfolge erzielt.

Die katholische Kirche haben die Kommunisten auf eine verallgemeinerte Weise unterwandert. Von den anderen Kirchen, gar nicht zu sprechen.

Letztendlich antworteten die Kommunisten auf das christdemokratische Programm der Zugeständnisse mit Drohungen, Aggressionen, Vorstößen und Eroberungen in weltweitem Ausmaß.

* * *

Wie soll man an dieser Stelle die Christliche Demokratie beurteilen? War es die größte Dummheit der Geschichte? Oder der größte Verrat? - Die Beantwortung einer solch schwerwiegenden Frage würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Der Leser soll entscheiden.

 

 

Aus der Portugiesischen Originalversion Übersetzt mit DeepL.com/Translator (kostenlose Version) veröffentlicht in “Diário Las Américas”, vom 22. Mai 1976.

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Sie bekehrten sich nicht, sie schritten weiter voran erschien erstmals in deutscher Sprache in
  www.p-c-o.blogspot.com

Bild des Abzeichens der DC Italiens: Wikipedia.

Donnerstag, 8. Juli 2021

Gnosis: der Pol der egalitären Verschwörung des Teufels - Teil II

 


von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira

Link zu Teil I

Die vernünftige Reaktion angesichts des Unglücks

Die vernünftige Reaktion ist erstens, dass dieser Mensch nur in dem Maße auf seine Befreiung hoffen kann, wie die konkreten Umstände eine solche Hoffnung zulassen. Wenn es unter den gegebenen Umständen Grund zur Hoffnung gibt, wird er hoffen. Wenn nicht, wird er keine Hoffnung nähren, die größer ist, als es die Umstände erlauben. Diese Haltung ermöglicht es ihm, sich auf die neue Situation einzustellen, in der er sich befindet:

„Dies ist mir widerfahren. Obwohl ich unschuldig bin, muss ich als Sträfling leben. Da es äußerst unwahrscheinlich ist, dass ich hier herauskomme, muss ich mich dieser Situation anpassen und mich wie ein Mensch verhalten. Im Gefängnis werde ich einige Zeit damit verbringen, darüber nachzudenken, was ich tun sollte, um herauszukommen. Wenn etwas Vernünftiges getan werden kann, werde ich es tun. Wenn nicht, werde ich verstehen, dass es keinen Ausweg aus meiner Situation gibt und werde das Beste daraus machen. Ich bin zu Unrecht verurteilt worden, aber ich akzeptiere diese Realität und passe mich ihr an, ich nehme diese Rolle an und werde nicht auf meinem Zellenbett liegen und über irgendeine ideale, aber unwahrscheinliche Situation fantasieren.“

Sel. Erzbischof Teofilius Matulionis, Litauen,
1933 inhaftiert und während der
sowjetisch-kommunistischen Besatzung gefoltert.

Tagträumerei bedeutet Nichtübereinstimmung mit der Realität

Stellen wir uns nun die umgekehrte Situation vor: »Ich höre, wie sich die Türen des Zellenblocks öffnen, und der Gefängnisdirektor kommt zu mir und sagt: „Ah, tausendmal Verzeihung! Ich bin hier im Namen des Justizministeriums, um Ihnen die Medaille für große Verdienste zu verleihen. Ihre Familie ist hier, Ihre Ehre wurde anerkannt, und Sie werden hiermit entlassen. Sie gehen nach Hause an einen Tisch, der mit allerlei Süßigkeiten gedeckt ist, Ihre Freunde werden um Sie herum sein, und Ihre Geschichte wird in den Zeitungen erscheinen.“ Und ich antworte bescheiden: „Nein, ich habe nur meine Pflicht getan usw.“«

Verstehen wir das Elend solcher Phantasien? Nehmen wir an, ich träume das alles, und dann klingelt es und es ist Zeit für mich, die Böden zu schrubben. Niemand hat sich gemeldet, niemand hat mir Gerechtigkeit widerfahren lassen. Die Jahre vergehen, meine Tagträume wachsen und werden mit immer mehr träumerischen Details angereichert, und tief im Innern finde ich mich nicht mit dem Leben im Gefängnis ab und verbringe meine Zeit damit, irgendwelche Dummheiten zu fantasieren, zutiefst unglücklich darüber, verurteilt worden zu sein. Es ist meine Art, mich aufzulehnen und meine Situation abzulehnen.



Kardinal Josef Mindszenty, Fürst-Erzbischof von Esztergom und
Regent-Primas von Ungarn, Diener Gottes, 1892 - 1975.
Kardinal Mindszenty wurde von der pro-nazistischen Pfeilkreuzlerpartei
inhaftiert. Nach dem Krieg stellte er sich gegen den Kommunismus
und dessen Verfolgung in Ungarn. Infolgedessen wurde er gefoltert
und in einem Schauprozess 1949 zu lebenslanger Haft verurteilt,
was weltweite Verurteilung zur Folge hatte (hier abgebildet).
Nach acht Jahren im Gefängnis wurde er in der ungarischen Revolution
von 1956 befreit und erhielt politisches Asyl in der US-Botschaft
in Budapest, wo er die nächsten fünfzehn Jahre lebte.
1971 durfte er schließlich das Land verlassen.
Er starb 1975 im Exil in Wien, Österreich.


Die Reaktion eines Menschen, der die Schande, die ihm widerfahren ist, nicht fühlt

Bisher habe ich zwei Haltungen aufgezeigt, eine des gesunden Realismus und eine der Tagträumerei. Es gibt noch eine dritte Haltung, die von Menschen mit einer Art kurzsichtigem und unmittelbarem Realismus eingenommen wird. Der gesunde Realismus mit hohen Horizonten ist der, den ich anfangs beschrieben habe: „Ich werde meinem Leben einen höheren Sinn geben. Ich werde leiden, wie ein unschuldiger Mensch leidet, aber dieses Leben wird großartig sein.“ Der zweite Fall zeigt eine Unmittelbarkeit der Verzweiflung. Und ein Mensch in der Mitte ist weder das eine noch das andere. Er betritt das Gefängnis wie ein Tier und denkt nicht darüber nach, was mit ihm geschieht. Er spürt kaum die Schande, die ihm widerfahren ist.

Diese drei Geisteshaltungen koexistieren im modernen Menschen

Im Allgemeinen sind dies die drei Haltungen, mit denen der moderne Mensch dem Leben gegenübertritt. Meiner Meinung nach nehmen die meisten Menschen keine dieser Haltungen vollständig an. Die Unausgeglichenen nehmen eine Haltung der Unwirklichkeit ein; diejenigen, die die Haltung der heilsamen Akzeptanz einnehmen, sind sehr selten. Die meisten Menschen haben einen Teil der Zeit eine heilsame Akzeptanz, dann eine gute Zeit, in der sie ihre Situation ohne viel Nachdenken akzeptieren, und dann eine gute Dosis von Tagträumerei und Unwirklichkeit. Ich erlaube mir zu sagen, dass ein Großteil der modernen Unausgeglichenheit und Verrücktheit genau daher kommt, dass in unzähligen Köpfen eine Art Tagtraumzone existiert.

Der Fallstrick des Tagträumerei und Fantasierens

Ich glaube, dass es für das geistliche Leben nichts Wichtigeres gibt, als jede Art von Fantasie aus dem eigenen Geist zu verbannen. Machen wir uns keine Illusionen: Solange ein Mensch Phantasien in seinem Geist hat, ist sein spirituelles Leben nicht ernsthaft. Alle Tagträumereien müssen eliminiert werden, als ob sie der Teufel selbst wären. Wir müssen die Dinge sowohl realistisch als auch mit einem erhabenen Blick auf die konkreten Umstände, in denen wir uns befinden, betrachten.

(...)

Auf jeden Fall können wir sagen, dass das Unglück die erste Phase des Tagtraumprozesses ist. In der zweiten Phase wird die Phantasie als Heilmittel für dieses Unglück gebildet. Und in der dritten Phase, der schwierigsten, beginnt die Phantasie, sich zu verwirklichen. Dies ist die Phase der Narrheit.

Zum Beispiel phantasiert jemand über Geschäftsabschlüsse oder stellt sich vor, er sei der Präsident einer Aktiengesellschaft. In seiner Fantasie ist das erste, was er tut, nicht diese Firma zu gründen, sondern ihren Präsident zu spielen, indem er Kleidung und Möbel kauft und die Allüren eines CEOs annimmt. Dann beginnt er, die Firma zu gründen, sucht sich ein lukratives Geschäft aus und wählt Partner aus, die die Rolle des Vorstands spielen. Die Sorge um den Profit kommt zuletzt. Das Ergebnis: Da er nur eine Rolle spielt und die anderen dazu da sind, ihn zu schröpfen, erleidet er schwere Verluste und geht bankrott.



Eine andere Reihenfolge der Phantasien würde von jemandem kommen, der eine lustige Person kennt und beschließt, dass auch er lustig sein wird, weil er es vorteilhaft findet. Im ersten Moment bewundert er sie. Im zweiten beneidet er sie, im dritten beginnt er, davon zu träumen, und schließlich setzt er die Fantasie in Gang. Dadurch entsteht ein Vakuum um ihn herum, und er ist derjenige, der anderen hinterherläuft. Dies ist darauf zurückzuführen, dass er versucht hat, seine Fantasie zu verwirklichen.

Damit die Tagträume eines Menschen eine gewisse Vitalität haben, müssen sie eine gewisse Möglichkeit haben, wahr zu werden. Man träumt nie von völlig unmöglichen Dingen. Sie müssen zumindest metaphorisch möglich sein.

Warum träumt ein Mensch? Er tut es aus einer Bewegung heraus, die tief aus seinem Inneren kommt, wenn er die Situation, in der er sich befindet, nicht akzeptieren will. Um jenes Glück zu verwirklichen, nach dem er auf jede erdenkliche Weise strebt, bereitet er eine Art Phantasie vor, ein Schloss, eine Illusion, in der er sich sicher fühlt.

Der unmögliche Traum des Teufels

Die Schande des Teufels ist so tief, dass er nicht einmal das haben kann. Der Teufel ist ein höchst lichtvoller Engelsgeist und weiß ganz genau, dass er es nicht schaffen kann, sich über seine eigenen Verhältnisse - die er selbst geschaffen hat - hinwegzutäuschen. Aber in gewisser Weise ist auch er in der Lage, seine eigene Phantasie zu haben. Das geschieht, wenn er merkt, dass es ihm gelingt, durch seine List und Lüge viele Menschen an das glauben zu lassen, was er gerne hätte, dass das Universum so sei, wie er es gerne hätte, und so viele Menschen für ihn im Hinblick auf seiner umfassenden Fantasie, die er geschaffen hat, leben zu sehen. Dies wäre in gewisser Weise die Verwirklichung dessen, wonach er strebt.



Kommunistische Jugend bei einer Demonstration in Berlin.

Wenn die Revolutionären (*) in der Lage wären, alle Menschen in einem bestimmten Land dazu zu bringen, die gleiche Art von Kleidung zu tragen, um keine Hierarchie zu etablieren, würden sie dies tun, um so viel wie möglich Einheitlichkeit zu erreichen. Und die gnostische Lehre gibt zu, dass diese Einheitlichkeit im nächsten Leben erreicht wird, indem alles auf die primitive Einheit, den Abgrund usw. reduziert wird.

(*) Diejenigen, die die Revolution vorantreiben (im Sinn von „Revolution und Gegenrevolution“ des Autors)

 

Aus dem Englischen Übersetzt mit DeepL.com/Translator (kostenlose Version) in
https://nobility.org/2018/07/19/gnosis-the-pole-of-the-devils-egalitarian-conspiracy-part-ii/
Vom 19. Juli 2018

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Gnosis: der Pol der egalitären Verschwörung des Teufels - Teil II erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

Bilder: aus dem englischen Artikel übernommen.

Mittwoch, 7. Juli 2021

Gnosis: der Pol der egalitären Verschwörung des Teufels - Teil I

 


Von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira

Wir sollten die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, dass, obwohl Gott das Universum und alle Wesen regiert, wollte Er, dass die Menschen frei sind, und gab auch den Engeln einen Intellekt und einen [freien] Willen. Obwohl der Teufel in die Hölle geworfen wurde und dazu verdammt ist, ewig zu leiden, hat er immer noch seine engelhafte Intelligenz und ist mit einem Willen ausgestattet. Es gilt also, mit den intellektuellen Daten, die wir haben, zu fragen, warum er eine solche Verschwörung [der Gleichmacherei] machen will. Erstens, was sieht er und zweitens, was will er; was motiviert ihn, diese ganze Verschwörung zu betreiben.


Die Engel dienen und huldigen ihren Schöpfer

Die Untersuchung dieser Frage ist für uns sehr wichtig. Zunächst einmal können wir feststellen, dass der Teufel die treibende Kraft (der Motor) dieser Verschwörung ist, und es ist von entscheidender Bedeutung, zu wissen, wohin dieser Motor steuert, um herauszufinden, wohin diese Verschwörung führen wird.

Vor allem ist es wichtig, dass wir gründlich verstehen, dass die Gnosis, in dem Sinne wie sie verstanden werden sollte, sozusagen der notwendige Pol ist, zu dem die Verschwörung des Teufels hin tendiert. In der Tat, aufgrund der logischen und unausweichlichen Umstände, in denen er sich befindet, muss der Teufel eine gnostische Menschheit wollen. Er ist nicht so sehr daran interessiert, dass die Menschheit in irgendeine Irrlehre fällt, sondern dass die Menschheit in die gnostische Irrlehre fällt.

Der Teufel, der ewige Verlierer

Um dies gut zu verstehen, müssen wir uns natürlich vor eine Vorüberlegung stellen: der Teufel ist ein böser, besiegter Engel, der sich in einer völlig selbstwidersprüchlichen Situation befindet. Er ist Widerspruch, Schwäche und Niederlage; er ist der Zerschlagene. Gott hat ihn von der Höhe seines Throns in den Abgrund der Hölle geworfen. Obwohl er weiter existiert, besteht sein erster Widerspruch darin, dass er weiß, dass Gott Gott ist, würdig aller Huldigung und Anbetung, aber bewegt von einer ungeordneten Eigenliebe, weigert sich der Teufel, Gott zu huldigen. Der Teufel würde Gott nicht anbeten wollen, selbst wenn Gott es ihm erlauben würde. Gott erlaubt es nicht, und auch der Teufel will Gott nicht anbeten. Er ist in der Hölle aus seinem eigenen freien und spontanen Willen her, weil er sich weigerte, eine Realität zu akzeptieren, die, anthropomorphisch (menschlich) gesprochen, durch seine Poren eindringt.

Nun ist ein Wesen, das sich in einer solchen Position befindet, sozusagen ein verkehrtes Wesen, von seinem richtigen und wahren Ziel abgewandt und auf etwas ausgerichtet, von dem es weiß, dass es nicht sein Ziel ist. Er weiß, dass dies nicht richtig ist, dass er die Selbstverehrung nicht verdient, aber er will sie, weil er sie will. Wir sehen also, dass im Teufel ein gewaltiger Widerspruch existiert.

St. Michael, der den Satan besiegt
— Messbuch und Stundenbuch, Lombardei um 1385-1390

Es ist im Hinblick auf dieser widersprüchlichen Situation, dass wir eine Erklärung für den Plan des Teufels für die ganze [egalitäre] verschwörerische Bewegung im Universum suchen müssen. Warum sollte ein Wesen, das sich in einer so widersprüchlichen Situation befindet, diese [gnostische] Irrlehre verbreiten wollen, und wie können wir seinen Wunsch verstehen, seinen gesamten Plan auszuführen, wenn wir den tiefen Widerspruch sehen, in dem er sich befindet?

Um dies besser zu verstehen, müssen wir uns zunächst daran erinnern, dass der Teufel genau weiß, dass alles, was er tut, letztendlich zur Ehre Gottes beiträgt; und dass er in seinem ständigen Kampf gegen Gott der ewig Besiegte ist.

Er ist unfähig, irgendeine Handlung zu denken, zu wollen oder auszuführen, deren direkte oder indirekte Wirkung nicht zur Ehre Gottes zurückfließt. Es ist also zu fragen: Wenn der Teufel von Hass auf Gott getrieben ist (und er unfähig ist, irgendetwas anderes zu tun als aus diesem Hass heraus), würde er dann nicht intelligenter handeln, indem er sich ewig untätig, ewig unbeweglich hält? Wäre diese „perpetuum immobile“ (ewige Unbeweglichkeit) nicht ein effektiveres Mittel, um die Herrlichkeit Gottes zu schmälern? Wie ist es zu erklären, dass er meint, mit diesem konspirativen Plan gegen die Herrlichkeit Gottes zu arbeiten?

Tagträumerei

Für unser Verständnis dieses ganzen Plans des Teufels hielt ich es für interessant, eine Theorie zu entwickeln, die sehr viel mit dem Wettbewerb zu tun hat, wie er sich in den Köpfen der Menschen abspielt. Sie wird die Tagtraum-Theorie genannt.

Als er auf dem Sterbebett lag und seine mit Goldmünzen gefüllten Säcke brachte,
rief er aus, indem er sie mit seinen Händen streichelte:
„Ach, ich muss euch verlassen, meine lieben Lämmer“.

Es handelt sich nicht um eine Erklärung des Träumens im Schlaf. Hier beziehen wir uns auf „Traum“ nur in seinem analogen Sinn, d.h. auf Tagträumerei, diese Manie, die manche Menschen haben, mit offenen Augen zu phantasieren, Menschen zu „treffen“, die sie nie getroffen haben, zu denken, dass sie ein Leben leben, das sie in Wahrheit nicht leben, Dinge zu tun, die sie nicht tun, oder sich Menschen vorzustellen, die sie kennen, als das, was sie nicht sind.

Tagträumer stellen sich selbst in Situationen vor, die imaginär sind, und agieren in einer nicht realen Welt.

Es gibt eine Reihe von Situationen, die dies hervorrufen können. Zum Beispiel eine Person, die die Tatsache anerkennt, dass sie arm ist, oder dass sie unintelligent ist, oder dass es ihr an sozialen Umgangsformen mangelt, usw., die sich aber einbildet, dass sie ein Genie ist, höchst originell, höchst interessant, aber umgeben von unbedeutenden Menschen, Narren, die ihr nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken. Sie ist also eine Art Genie, das von allen ignoriert wird und unter „Rüben“ und „Zwiebeln“ lebt, und doch phantasiert sie mit dem Kopf in den Wolken, dass sie sich in einer Welt befindet, in der sie geschätzt wird, usw. An diesem Punkt tritt eine vollwertige „Seelenschwester“ ein, ein perfekter Freund, ein perfekter Ehepartner, usw. Und er denkt bei sich: „Wenn doch nur mein Vater und meine Mutter anders wären! Wenn nur meine Brüder und Freunde anders wären! Und vor allem, wenn ich nur eine junge Dame finden könnte, die mich versteht und ganz eins mit mir wird, usw.“

Ein träumender Junge, der Seifenblasen pustet.

Oder diese Person könnte eine Marotte für Geld haben. So stellt sie sich vor, wie sie an der Börse große Geschäfte macht, Millionen verdient, umgeben von Männern, die ihn sehr bewundern. Ein Supergenie! Wenn nicht das, dann ist sie ein großer Redner, dem Publikum und Galerien applaudieren! Oder dann ist sie die feinste, die eleganteste, die edelste; mit einem einzigen Blick fallen ihr die Menschen Scharen zu Füßen.

Es gibt alle Arten von Marotten. Solche Wahnvorstellungen gibt es auf der ganzen Linie. Und so kommt es, dass dieser Mensch anfängt zu phantasieren, mit offenen Augen zu träumen von einem Leben, das nicht das wirkliche Leben ist und nicht sein kann.

Tagträumerei ist ein Mittel, um dem Unglück zu entfliehen

Wie kommt es zu diesen Phantasien? Im Allgemeinen beginnen sie mit einem schweren und dauerhaften Unglück. Kleine Missgeschicke erzeugen keine Phantasien. Im Allgemeinen wird die Tagträumerei durch ein schweres Unglück verursacht, auch wenn es unwirklich ist. Und es muss ein dauerhaftes Unglück sein, denn wenn der Mensch merkt, dass es bald vorübergehen wird, phantasiert er nicht darüber, sondern denkt an die Realität. Wenn er aber in einer schlechten Situation feststeckt und sieht, dass sie andauern wird, ist für ihn (und für viele) der Ausweg das Phantasieren.

Fantasien von William Savage Cooper.


Ein Mann, der auf diese Weise zum Phantasieren angeregt wird, kann diese Phantasien auf verschiedene Weise ausleben. Zum Beispiel kann ein Mensch beginnen, mit sehr definierten, artikulierten Dingen zu phantasieren, oder er kann über Musik phantasieren; es gibt nichts Artikuliertes an seiner Musik, dennoch komponiert er etwas, von dem er träumt, als ein Mittel, um einer gegebenen Situation zu entkommen, die er nicht akzeptieren will. Er schafft eine Fantasie, in der er lebt.

Stellen Sie sich eine Situation wie diese vor: Ein Laie geht in der Nähe eines Beichtstuhls vorbei und hört versehentlich einen Teil der Beichte von jemandem. Dadurch wird er durch das sakramentale Siegel des Beichtgeheimnis gebunden. Nun wird er aufgrund eines bestimmten Umstandes in eine Situation verwickelt, in der dieses Siegel ihn daran hindert, den Urheber eines Verbrechens zu offenbaren, dessen er beschuldigt wird. Und am Ende kommt er ins Gefängnis.

Diesem Mann droht also ein sehr ernstes Übel: Er wird verurteilt, verliert seine Freiheit, wird in ein Zuchthaus geschickt und hat seine Ehre in den Augen aller verloren. Alles an seiner Situation ist höchst unangenehm.

Was ist die gesunde Reaktion, und was sind die unheilsamen Reaktionen, die ein Mensch in einem solchen Fall haben kann?

Fortsetzung folgt HIER

 

 

Aus dem Englischen Übersetzt mit DeepL.com/Translator (kostenlose Version) in
https://nobility.org/2018/07/12/gnosis-the-pole-of-the-devils-egalitarian-conspiracy/
Vom 12. Juli 2018

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Gnosis: der Pol der egalitären Verschwörung des Teufels - Teil I erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

Bilder: aus dem englischen Artikel übernommen.