Mittwoch, 30. Mai 2018

Die homosexuelle Revolution


Bereits Mitte der 1980er Jahre nahm er Stellung zum Phänomen eines immer frecher auftretenden Homosexualismus und skizzierte darin mit erstaunlicher Klarsicht die weitere Entwicklung dieser „homosexuellen Revolution“ in und für die Katholische Kirche. Gehalten wurde der Vortrag vor Mitgliedern der amerikanischen TFP-Vereinigung.


von Plinio Corrêa de Oliveira
Wenn die revolutionäre Bewegung zugunsten der Homosexualität so weit kommt, eine ausreichende Zahl an Anhängern zu haben, um wirkliches Gewicht auf die öffentliche Meinung zu erlangen; wenn die Masse jener über ein bestimmtes Maß anwachsen wird, die sich zwar nicht an die Seite der Homosexuellen stellen, aber nicht über die Begünstigung der Homosexualität empören, und aufgrund von liberalen Vorurteilen nicht wollen, daß diese unterdrückt wird, könnten die Promotoren der homosexuellen Revolution versuchen, den Papst Schach Matt zu setzen, indem sie sagen:
„Der Block aus Homosexuellen und Toleranten hat inzwischen in den USA eine Stärke gewonnen: Hätten Sie, Heiliger Vater, den Mut, die Homosexualität zu verurteilen, wohl wissend, daß dieser Block Ihnen nicht folgen und sich daher von der Kirche lösen könnte? Wie viele würden in diesem Fall treu bleiben? Und zudem, Heiliger Vater, wissen Sie, daß es inzwischen organisierte homosexuelle Bewegungen auf der ganzen Welt gibt und daß die Zahl der Toleranten überall wächst. Was wären die Auswirkungen dieses Schismas auf die Katholiken in anderen Ländern?“
Kirche an Schweigen zum Thema Homosexualität gewöhnen
Es tritt noch eine andere Frage auf: Wie viele werden unter jenen, die gegen die Homosexualität und gegen die Toleranz sind, also jene, die in dieser Frage eine aufrechte Gesinnung haben, den Mut haben, sich dem organisierten Angriff gegen die Kirche entgegenzustellen? Werden sie standhalten? Oder werden sie „Klugheit“ und Schweigen empfehlen, in der Hoffnung auf bessere Zeiten, um dann eine energischere Haltung einzunehmen?
Meines Erachtens werden jene, die den zweiten Weg wählen, faktisch die Homosexualität fördern, weil sie durch das Lähmen des Widerstandes auf unbestimmte Zeit die Türen der Kirche für eine sich immer weiter ausbreitende Mentalität öffnen, die nicht mehr gegen das widernatürliche Laster, sondern freizügig und tolerant ist. Wenn nicht eine doktrinelle Toleranz, so aber zumindest eine effektive Toleranz. Eines schönen Tages werden wir feststellen, daß die Homosexualität in der Heiligen Apostolischen Römisch-Katholischen Kirche Heimatrecht erworben hat.
Das ist die Strategie, die die homosexuelle Revolution zu verfolgen beabsichtigt.
Offensichtlich zielt das darauf ab, die Kirche daran zu gewöhnen, zu so zentralen Themen zu schweigen, daß man meinen könnte, es gebe sie gar nicht mehr. Die Kirche wird nicht verschwinden, dem steht die göttliche Verheißung entgegen, aber sie wird so sein, als wäre sie im modernen Panorama verdampft.
Dazu kommt noch ein anderer, schrecklicher Aspekt: Die Einführung des freien Gewissens als Letztinstanz in der Kirche. Damit wird deutlich, daß der Stellvertreter Christi, der Papst, einen gewissen Standpunkt hat, und eine nicht absehbare Zahl von Katholiken einen entgegengesetzten. Das heißt, die Autorität des Papstes leugnet.
Wie sind wir in diese Situation gelangt?
Das freie Gewissen als Letztinstanz ist in die Kirche eingedrungen
Es ist eine graduelle, intelligente Vorbereitung erfolgt, um eine wachsende Zahl von Katholiken daran zu gewöhnen, das Problem der Homosexualität als persönliche Meinung zu betrachten: „Der Papst denkt zwar so, sicher, aber dieser Erzbischof, jener Bischof oder diese Bischofskonferenz denkt anders“. Die Katholiken sehen, daß viele Prälaten, Priester und Theologen offen vom Heiligen Stuhl abweichen, aber nicht bestraft werden. Sie sehen, daß die Kirche nicht bestraft, wer sich gegen sie auflehnt. Im Gegenteil, sie erlaubt es, daß diese Personen, die sich durch ihr rebellisches Verhalten selbst aus der Kirche ausgeschlossen haben und sich daher im Zustand der Todsünde befinden, weiterhin die Heilige Messe zelebrieren, die Sakramente verwalten und ihr Lehramt ausüben.
Wenn diese Situation sich in diesem Sinn fortsetzt, werden wir eine zum Schweigen gebrachte Kirche haben. Ein Schweigen, das zum Teil der Weichheit, zum Teil der Panik geschuldet ist, einem starken und verschlagenen Feind entgegentreten zu müssen.
Mangel an heiliger Empörung gegen die Sünde
Vor allem aber wird es Schweigen aus Mangel an heiligem Eifer gegen die Sünde sein, jener heiligen Empörung, aus der heraus ein Papst allem und allen gegenübertritt mit der Feststellung: Das Lehramt der Kirche bleibt trotz allem aufrecht! Veritas Domini manet in aeternum! Die Welt mag sich drehen, wie sie will, doch der Fels Petri steht fest!
Leider müssen wir feststellen, daß in vielen katholischen Kreisen es zwar kein stillschweigendes doktrinelles Einverständnis mit der Homosexualität gibt, aber einen Mangel an Empörung gegen die Sünde. Ein Mangel, der das Ergebnis einer gewissen pazifistischen Sentimentalität ist, die sich vor der Gefahr, statt Heldenmut zu beweisen, sich von Weichheit, Nachgiebigkeit und der im übrigen völlig unbegründeten Hoffnung leiten läßt, das Böse werde sich schon von alleine bessern.
Garantierte Straflosigkeit fördert die Frechheit der Sünde
Auf diese Weise rückt die homosexuelle Offensive frech vor, weil sie weiß, daß ihr nichts geschehen wird. Die Promotoren dieser Revolution wissen, daß sie auf ein Klima der Straflosigkeit zählen können, die eine Tochter der Angst und der Nachgiebigkeit ist, die inzwischen zu viele katholische Kreise beherrscht. Ich sage nicht, daß diese katholischen Kreise direkt in die Förderung der Homosexualität verwickelt sind. Ich sage etwas anderes. Da sie diese sentimentale und nachgiebige Mentalität gut kennen, erarbeiten die Anführer der homosexuellen Verschwörung ihre Pläne, indem sie in Rechnung stellen, daß sie von dieser Seite nichts zu befürchten haben.
Wir haben so, auf der einen Seite, die sich ausbreitende Sünde wider die Natur. Und wir haben auf der anderen Seite die, meines Erachtens, noch schwerwiegendere Sünde unzähliger Katholiken, die den Heiligen Stuhl, entweder weil sie mit der Homosexualität gemeinsame Sache machen oder weil sie Angst davor haben, sich ihr entgegenzustellen, zwingen wollen, zu diesem Punkt zu schweigen, das heißt, vor der Sünde zurückzuweichen, indem sie ihren Auftrag aufgibt.
Nachgiebigkeit katholischer Kreise noch größere Sünde
Meines Erachtens entspricht diese zweite Sünde einem Sakrileg, da es ein stillschweigendes Einverständnis mit dem Wunsch ist, die Kirche zu zerstören. Und das ist weit schwerwiegender. Wenn diese Situation weiter andauert und, mehr noch, sich verschärft, sollte man sich fragen, ob wir nicht am Ende des revolutionären Prozesses angelangt sind. Es ist der Ausfluß einer Sünde, die seit 500 Jahren andauert. Es ist eine solche Anhäufung von Sünden, daß sie im Angesicht Gottes nach Rache schreit. Dann können wir keine Zweifel haben: Es ist die Stunde, in der die Vorsehung eingreift, die Stunde, in der die Gottesmutter eingreift!

Quelle: TFP-Italien
katholisches.info 4. Juni 2014
Einleitung/Übersetzung Giuseppe Nardi

Den Originaltext auf Italienisch können Sie hier lesen.

Samstag, 26. Mai 2018

Die Pflicht der Familieneltern


Dieser Artikel gib uns einen Einblick in die Gesellschaft der brasilianischen Großstadt São Paulo, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch sehr katholisch geprägt war. Man legte großen Wert auf die Feier der jährlichen Osterkommunion der verschiedenen Stände und Berufsgruppen gemeinschaftlich zu begehen, wie es das dritte Kirchengebot für jeden Katholiken verordnet.

Die Eltern haben die Pflicht, materiell und geistig für ihre Familie zu sorgen. Eine elementare und allgemein bekannte Behauptung… Doch wir Katholiken haben die Pflicht, ein Stück weiter zu gehen.
Weiß der Leser zum Beispiel, dass die Hausangestellten ein der Familie zugehöriger Bestandteil sind? Ja, die Diener, die Köchin oder die in Holzschuhen am Nachmittag den Garten bewässernde Portugiesin sind nicht nur Teil, sondern gehören wesentlich zu Ihrer Familie.
Diese Idee ist nicht neu. Im Gegenteil, sie stammt aus der ältesten Antike. Es sind die modernen Zeiten, die an Spontaneität verloren haben, eben auch diese spontane Intuition der einfachen und natürlichen Dinge. Deshalb ist es notwendig, ihnen alltägliche Wahrheiten, die der Natur der Dinge innewohnen, als verblüffende Neuheiten vorzulegen.
Schon Aristoteles sagte, als er von Familie sprach, dass sie eine Gesellschaft ist, die sich aus drei Gesellschaften zusammenstellt: der ehelichen, der elterlichen und der angestellten.
In der Tat ist der Begriff Angestellter modern. Das traditionelle Wort in der portugiesischen Sprache ist „aufgezogene“ (criado, criada), das heißt, jemand, der von einem anderen aufgezogen und erzogen wurde.
Die Familieneltern sind also nicht nur verantwortlich für ihre Kinder, sondern auch für die Dienerschaft; und was noch wichtiger ist, sie sind vor Gott verantwortlich für das Heil der Seelen der einen wie der anderen.
All diese Überlegungen kamen in uns hervor durch die Einladung, die Frau Ondina Pereira dos Santos mit großer Mühe an alle Hausfrauen unserer Stadt schickte. Diese Einladung lautet wie folgt:
„Die Töchter Mariens *) der Sankt Josef Schule bitten einmal wieder um Ihre großzügige Mitwirkung bei der Freistellung Ihrer Dienstmädchen und die Ihrer verwandten und bekannten Familien, damit diese teilnehmen können an ihre General-Osterkommunion, die am 27. April in der Abteikirche der Benediktiner stattfinden wird. Unserem Herrn wird es nicht an Großzügigkeit mangeln, angesichts der Opfer, die Sie leisten werden, dadurch, dass Sie Ihre Haushälterinnen für einige Stunden von der Arbeit freistellen.“
Benediktinerabtei St. Benedikt in São Paulo 1920
Diese Einladung verpflichtet aus Gewissensgründen alle Familienmütter. Denn, wenn sie sich um die sittliche und religiöse Bildung ihrer Dienerschaft kümmern, kümmern sie sich letztendlich um die ihrer eigenen Kinder. Denn es ist allzu bekannt, welchen schädlichen Einfluss unmoralische Diener auf die Erziehung von Kindern haben.

*) In Brasilien nannten sich die Mitglieder der Marianischen Frauenkongregationen offiziell „Töchter Mariens“ (Filhas de Maria).

Vom Verfasser nicht revidierte freie Übersetzung aus dem portugiesischen Original in „O Legionário“ Nr. 293, 24.4.1938.

Samstag, 12. Mai 2018

Der Engel des Herrn – Das Angelusgebet




Das Gebet des „Angelus“ ist eine sehr kurz gehaltene, ausgesprochen logische und sehr gut aufgebaute Meditation über die Verkündigung. Wie es bei allen Lehren der Kirche geschieht, wird über die logische und folgerichtige Struktur, in der unerwartete Vollkommenheiten zum Vorschein kommen, eine Welt von guten Wirkungen geschaffen, die eine wahre Schönheit und mit dieser Struktur ein Ganzes bildet.

Schauen wir uns einmal den Vorgang der Verkündigung an:
1. Punkt: Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft und sie empfing vom Heiligen Geist;
2. Punkt: Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort;
3. Punkt: Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.
Das sind die drei Aspekte der Verkündigung: Sie verherrlichen die Tatsache, dass es eine Engelsbotschaft gab, dass die Haltung Unserer Lieben Frau eines vollkommenen Gehorsams gegenüber dieser Botschaft war, dass das Wort nicht nur fleischgeworden ist, sondern unter uns gewohnt hat. In diesen drei Punkten verdichtet sich die gesamte Verkündigungsgeschichte. Und auf eine so synthetische und so kurze, so logische und so dichte Weise, dass nichts hinzugefügt werden braucht. Jedem Punkt folgt das Gebet eines Ave-Maria, das eine Verherrlichung der Muttergottes ist, für jede Wahrheit, die der Engel verkündete.
Und da dies das größte Ereignis der Geschichte der Menschheit ist und die größte Ehre des menschlichen Geschlechts genau darin besteht, dass das Wort unter uns Fleisch geworden ist und Wohnung genommen hat, wurde es in der katholischen Frömmigkeit zur Gewohnheit im Morgengrauen, Mittags und in der Abenddämmerung immer den „Engel des Herrn“ zu beten. So wiederholt man in den drei Hauptteilen des Tages diese Wahrheiten und lobt die Muttergottes für diese Wahrheiten und bittet sie um Gnaden durch diese Wahrheiten.
Dieses Gebet ist so logisch, so kohärent, dass es nach einem festen Glauben ruft, der sich von der Vernunft und Gedankenfolgerungen nährt.
Und wie schön ist der „Angelus“ am Morgen, dann am Ende des Tagewerkes gebetet. Aber um 6 Uhr nachmittags (wenn der Tag sich neigt) und seine Farbtöne sich ändern, ändert sich auch der „Angelus“ in Nuancen: Wie verschieden ist der zur Mittagszeit gebetete Angelus, wenn der Rhythmus der Arbeit noch intensiv ist, und der Angelus der Abenddämmerung, wenn alles von einer Sanftheit, einer Art geistiger Andacht umhüllt wird.
Wir sehen hier, wie die Kirche dieses Juwel, das der „Angelus“ ist, nimmt und es in den verschiedenen Stunden des Tages widerspiegeln lässt, um aus ihm alle Schönheiten glänzen zu lassen. Da versteht man, wie in allem was katholisch und auf dem Glauben gebaut ist, mit einem vom Heiligen Geist gegebenen Instinkt alle Dinge gut und schön zu machen. Dann findet man eine Welt der Harmonie vor, wie hier zum Beispiel die bewundernswerte Harmonie zwischen der größten Milde, der größten Einfachheit, der größten Tiefe der Begriffe und einer Art undefinierbarer Schönheit: einer Schönheit mit poetischen, literarischen Ornamenten, die aber mit dieser Tiefe nicht kollidiert, sondern eine Art Ergänzung dazu herstellt.
Stellen wir uns vor, dass den Text dieses Gebet, anstatt von der christlichen Frömmigkeit im Laufe der Jahrhunderte entstanden worden zu sein, einem Menschen von heute anvertraut worden wäre: Er müsste ein Gebet schreiben, das jeden Tag am Morgen, am Mittag und am Nachmittag, im Laufe aller Jahre und Jahrhunderte rezitiert werden sollte. Das Ergebnis würde sicher ein kleines Blitzgebet mit irgendeinem nichtssagenden Unsinn, oder ein leeres, trockenes Gebet sein. Es könnte alles sein, nur nicht ein „Angelus“.
Dem Menschen von heute und der ganzen katholischen Umgebung fehlt jene Art von Geistesfülle, wo sich Dinge gleichzeitig in der Linie der Logik, der Kohärenz, der Schönheit so natürlich ordnen, dass man nicht einmal wahrnimmt, was dahinter an Wohlgedachtem, Wohlmeinendem, gut Gebetetem und vor allem an Gutgeglaubtem steht. Eine Welt von Jahrhunderten bedeutet dies.
So sehe ich, wie wir den Geist der katholischen Kirche in all diesen Dingen des täglichen Lebens in der Kirche und aus ihren guten Zeiten suchen sollen. In der Tradition der Kirche müssen wir uns ihr geöffnet sein, wir müssen sie auch zerlegen und analysieren. Wenn man solche Dinge einer rationalen Analyse unterwirft, kommen Sonnen aus ihrem Inneren heraus. Dies ist der unerschöpfliche Reichtum des katholischen Geistes. Irgendetwas Einfaches, was man aufgreift, birgt Wunderbares.
Das bedeutet keineswegs ein unbegrenztes Lob dem „Angelus“ von Millet, dem man bestimmt etwas Gutes und Schönes zusprechen kann, trotz einer gewissen romantischen Note. Es ist also keine Bewunderung der romantischen Note des Bildes von Millet.
Es gibt etwas Unsagbares, was mit der Schönheit der christlichen Frömmigkeit verbunden ist: den „Angelus“, gebetet von einem Bauer, von dem Priester, der sein Studium am Abend beendet, den „Angelus“, gebetet von einem Kreuzritter, den „Angelus“, gebetet von einem Krieger der Reconquista Spaniens, den „Angelus“, gebetet von einem Trappistenmönch in der Ruhe seiner Zelle. Dies alles sind die tausend Farben eines bunten Glasfensters. Das Angelusgebet ist so einfach, so leicht in seiner Zusammensetzung, alles so normal, dass es eben aus diesem Grund ein echtes Juwel ist. Dies sollte uns dazu führen, mehr und mehr Verehrer des „Angelus“ zu sein, ihn bei keiner Gelegenheit auslassen, sich an ihn erinnern in unserem Morgengebet und an alles, was er beinhaltet. Wir müssen uns daran erinnern, was der hl. Ludwig Grignion sagte: der „Angelus“ war eine gewohnheitsmäßige Andacht des Rittertums.


Dieser Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor Plinio Corrêa de Oliveira, den er am 1. März 1965 hielt. Er wurde frei aus dem Portugiesischen übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne Überarbeitung von Seiten des Autors.

Anm.: Der Angelus wurde 1571 von Papst Pius V. als Gebet zur Abwehr der drohenden Türkengefahr und Islamisierung Europas eingeführt. (kathweb.de)

Dienstag, 1. Mai 2018

Mutter vom Guten Rat von Genazzano - Eine Erklärung




Aus der Zeitschrift „Madre del Buon Consiglio“ (Mutter vom Guten Rat) 
der Augustiner-Patres von Genazzano (Italien), Juli-August 1985, S. 28

Seit einiger Zeit waren wir überrascht und erstaunt, oft junge Ausländer zu sehen, die in der Kapelle Unserer Lieben Frau in tiefem Gebet versammelt waren. Eines schönen Tages wollten wir sie kennenlernen und fragten, warum sie so oft und so eifrig in unser Heiligtum kamen. Sie sagten uns, sie fühlten sich sehr angezogen von dem schönen Bild Unserer Lieben Frau vom Guten Rat, das dem Gründer ihres Vereins, Plinio Corrêa de Oliveira, eine besondere Gnade erwiesen hatte. Wir äußerten den Wunsch, einen Tatsachenbericht zu erhalten. Daraufhin sandte uns Herr Plinio aus Brasilien freundlicherweise folgende „Erklärung“:
Im Dezember 1967, ich war 59 Jahre alt, wurde ich von einer heftigen Diabetes-Krise befallen. Dies führte zu einem Wundbrand an meinem rechten Fuß, was den für meinen Fall zuständigen Chirurgen dazu brachte, die vier kleineren Zehen zu amputieren.
Der Arzt führte diese Maßnahme nicht ohne Zögern durch, denn er fürchtete, dass sich der Wundbrand über den ganzen Fuß ausbreiten könnte und damit die Notwendigkeit einer viel breiteren Amputation.
Wäre es in diesem Fall nicht angebracht, den größeren Eingriff gleich vorzunehmen?
Ich sollte also im Krankenhaus unter ärztlicher Beobachtung verbleiben.
Nun war es so, dass ich einige Zeit vor diesen Begebenheiten das Buch „La Vierge Mère du Bon Conseil“ (Die Jungfrau Mutter vom Guten Rat) von Mons. Georges F. Dillon (Desclée de Brouwer, Brügge, 1885) gelesen hatte. Beim Lesen des Buches erlebte ich in meiner Seele einen deutlich gefühlten Trost.
Vor meiner Diagnose war ein Freund, Dr. Vicente Ferreira, nach Italien gereist und freundlicherweise brachte er mir aus Genazzano ein Bild des ehrwürdigen Gemäldes Unserer Lieben Frau vom Guten Rat. Dieses Bild wurde mir überreicht, als ich mich in einer geistlichen Prüfung befand, die mir viel mehr Leiden verursachte denn die körperliche Krankheit.
Seit 1960 war ich Präsident des Nationalrates der Brasilianischen Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Eigentum. Umstände, die hier nicht erwähnt zu werden brauchen, gaben mir die Gewissheit, dass es in den Fügungen der Vorsehung war, dass diese Bewegung eine große Tätigkeit in Brasilien, in ganz Südamerika und in anderen Kontinenten zugunsten der Christenheit durchführen sollte.
Auf der anderen Seite war ich mir sicher, dass mein Hinscheiden zu diesem Zeitpunkt dazu führen würde, die Frucht aller Anstrengungen, die zu gedeihen begann, zunichte zu machen. Und ich wünschte, das Werk zur Vollendung zu bringen zum größeren Ruhm der Muttergottes, bevor ich sterben sollte. Daher verfiel ich in einen Zustand echter Angst vor den Unsicherheiten meiner klinischen und chirurgischen Situation.
Am 16. Dezember übergab mir ein anderer Freund, Dr. Martim Afonso Xavier da Silveira im Auftrag von Dr. Vicente Ferreira, besagtes Bild. (Ich befand mich noch im Krankenhaus.)


Als ich es anblickte, bekam ich den unerwarteten Eindruck, dass es ohne sich im geringsten zu verändern, mir eine unaussprechliche und mütterliche Süße ausdrückte, dass die Muttergottes mich tröstete und meiner Seele - ich weiß nicht, wie - die Überzeugung gab, ich hatte ihr Versprechen, dass ich nicht sterben würde, ohne das gewünschte Werk zu Ende gebracht zu haben. Was meine Seele mit einer großen Linderung erfüllte.
Bis heute behalte ich diese Überzeugung unversehrt. Und dank der Muttergottes hat sich dieses Werk bewundernswürdig entwickelt und die Hoffnung bestärkt, dass es sein Ziel erreichen wird.
Als ich mit dem versprechenden Lächeln der Muttergottes von Genazzano geehrt wurde, erzählte ich den Umstehenden nichts. Erst später sprach ich darüber mit Freunden. Zwei von ihnen, die mich im Krankenhaus begleiteten, als mir das Bild überreicht wurde, hörten meine Erzählung und sagten sofort, sie hätten bemerkt, dass das Bild der Mutter vom Guten Rat mich mit großem Gefallen angeblickt hatte, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie hätten jedoch das von mir erwähnte Versprechenslächeln nicht wahrgenommen.
Beide unterschreiben mit mir diese gegenwärtige Erklärung.
Ebenfalls dank der Muttergottes hat sich meine Gesundheit ganz zum Erstaunen und Überraschung des OP-Arztes wieder hergestellt. Eine zweite vorgesehene Operation war nicht mehr nötig.
Mit meinem von Liebe und Dankbarkeit zur Mutter vom Guten Rat überfließenden Herzen schreibe ich diese gegenwärtige Erklärung.

Plinio Corrêa de Oliveira

São Paulo, den 10. Mai 1985

Zum Dank für die erhaltene Gnade wurde ein Foto von Plinio Correa de Oliveira in der
„ex-Voto“-Kapelle des Heiligtums in Genazzano angebracht.