Kapitel I
Das katholische traditionelle Verständnis von
Missionen
Das Ziel, evangelisieren.
Durch die Evangelisierung, zivilisieren.
Durch Zivilisierung, das Gute tun.
Durch die Evangelisierung, zivilisieren.
Durch Zivilisierung, das Gute tun.
Wenn der Leser diagonal die Texte von Kapitel III durchliest — die zum
großen Teil aus „aktualisierten“ Missionarischen Quellen stammen —, wird er hier
und da Konzepte bemerken, die ihn schockieren werden. Dies wäre sicherlich
nicht geschehen, wenn er vor Jahren Gelegenheit gehabt hätte, mit Nicht-„Aktualisierter“-Missionsliteratur
Kontakt aufzunehmen. Der Kontrast ergibt sich aus einer radikalen Änderung der
Missionslehre der Kirche. Eine solche Modifikation wird von Zeit zu Zeit im
brasilianischen Missionsumfeld weit verbreitet, wo sie sich mit der Diskretion
und Geschwindigkeit eines Ölfleckens ausbreitet.
Wie man sehen wird, interessiert diese Veränderung nicht nur Experten,
sondern wirkt sich auch tiefgreifend auf die Zukunft der Kirche und des
Heimatlandes aus. Deshalb sollten alle Brasilianer hierauf ihr Augenmerk richten.
Denn sie zielt darauf ab, einen gefährlichen Wellenschlag in die Welt der
unkultivierten Urwälder zu übertragen. Und noch mehr, diesen Wellenschlag mit
einem noch größeren verbinden, der in der Welt der Landwirtschaft und Städte
stattfinden soll.
Unkultivierter Urwald, kultivierte Felder, Städte in voller Ausdehnung: so
gut wie das ganze Brasilien wird damit betroffen sein...
1. Der Begriff von Mission
In der missiologischen Lehre der Kirche, die etwa zwanzig Jahrhunderte alt
ist, ist der Begriff der katholischen Mission, mit ihren Ziele und Methoden perfekt
definiert. Und sie stimmt mit der Art und Weise überein, wie ein
durchschnittlicher brasilianischer Leser es sieht und fühlt.
Aus diesem Grund kann man im Voraus sicher sein, dass die nächsten Absätze
niemanden schockieren werden. Im Gegenteil, sie werden nichts als Normal erscheinen.
Mission kommt vom lateinischen Wort „missio“, von „mitto“, das heißt „ich
sende“. Der Missionar ist daher ein Gesandter (Bischof, Priester — und im
weiteren Sinne auch ein Ordensmann/frau oder ein Laie).
Gesandt wird der Missionar durch die Kirche im Namen Jesu Christi, den er bei
den nicht-katholischen Völkern vertritt, um sie zum wahren Glauben zu bringen.
2. Das höchste Ziel der Mission: im Wesentlichen religiös — die
Herrlichkeit Gottes und die ewige Glückseligkeit
Die Kirche lehrt, dass der normale Weg zur Rettung des Menschen darin
besteht, getauft zu werden, zu glauben und die Lehre und das Gesetz Jesu
Christi zu bekennen.
Menschen zur Kirche zu bringen, heißt daher, ihnen die Tore des Himmels zu
öffnen und sie zu retten. Dies ist das Ziel der Mission.
Dieses Heil hat als oberstes Ziel die äußere Herrlichkeit Gottes. Die
Seele, die es durch die Einhaltung des Gesetzes in den Kämpfen dieses Lebens
geschafft hat, ihm ähnlich zu werden, ist gerettet. Und so wird sie Ihm Ehre
für alle Ewigkeit geben.
Jede Ähnlichkeit ist an sich ein Faktor der Vereinigung. Die so mit Gott
verbundene Seele erlangt die Fülle des Glücks.
3. Auswirkungen der Mission auf das zeitliche Leben
a) Die Ordnung
Die Herrlichkeit Gottes und das ewige Glück der Menschen sind
missionarische Ziele höchster Transzendenz. Dies hindert die Mission nicht
daran, auch höchste irdische Auswirkungen zu haben.
Tatsächlich schuf Gott das Universum in einer erhabenen und
unveränderlichen Ordnung. Und da der Mensch der König des Universums ist, ist
eine solche Ordnung in Bezug auf ihn besonders bewundernswert.
Die Gebote der natürlichen Ordnung werden in den Zehn Geboten des Gesetzes
Gottes ausgedrückt (vgl. Hl. THOMAS, Summa Theologica, 1a, 1a, 1o, 3 und
11), die von Unserem Herrn Jesus Christus bestätigt („Ich bin nicht gekommen,
um das Gesetz aufzulösen, aber um es zu erfüllen“ - Mt 5,17) und von Ihm
vervollkommnet wurden (Mt 5,17-48, Joh 13,34).
Die Einhaltung der Ordnung in jeder Sphäre des Universums ist nicht nur die
Voraussetzung für deren Erhaltung, sondern auch für ihren Fortschritt, was besonders für Lebewesen und ganz besonders für den Menschen gilt.
b) Die Größe und das Wohlergehen der Völker
Daraus folgt, dass das Gesetz Gottes die Grundlage für die Größe und das
Wohlergehen aller Völker ist (vgl. hl. Augustinus, Epist 138, Ad Marcellinum,
Kapitel II, Nr. 15)
Christianisierung und Zivilisierung sind daher aufeinander bezogene
Begriffe. Es ist unmöglich, ernsthaft zu christianisieren, ohne zu
zivilisieren. Wie es umgekehrt unmöglich ist, zu entchristlichen, ohne Unordnung
zu stiften, Brutalisieren und Zurückdrängen in Richtung Barbarei.
Fortsezung folgt
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