Im wunderschönen Ambiente des
Palais Schönburg in Wien veranstaltete die TFP-Österreich eine Tagung zum
Gedenken an den 100. Todestag des seligen Kaisers Karl von Österreich-Ungarn. Wir
bringen hier den Vortrag von Herzog Paul von Oldenburg in originaler Fassung wieder.
Es waren
tragische Zeiten, die der junge Kaiser durchleben musste. Es sind tragische
Zeiten, die vor uns liegen, denn ein Krieg wütet mit fürchterlicher Brutalität
vor unserer Tür und eine Eskalation hin zu einem atomaren Weltkonflikt ist
nicht auszuschließen.
Aber die
Analogie hört hier nicht auf. Beiden Tragödien waren lange Jahrzehnte der
Euphorie und des Optimismus vorausgegangen: Anhäufung von Reichtum, ein Wirbelwind
von Partys und Reisen, die Unbekümmertheit vis-a-vis der unmittelbaren Zukunft.
Heute nur ohne den Glanz, die Eleganz und den französischen Charme der Belle
Époque, ohne die majestätische Pracht der Höfe der drei großen Kaiserreiche und
der anderen europäischen Monarchien, neben denen die Feierlichkeiten der
französischen und portugiesischen Republiken jener Zeit wie Begräbnisse
wirkten.
Selbst
unter dem Gesichtspunkt des religiösen Lebens lässt sich eine gewisse Analogie
zwischen den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts und des unsrigen feststellen.
Denn die modernistische Irrlehre - die heute in Seminaren, theologischen
Schulen, katholischen Zeitungen und in den Reihen des Klerus und des Episkopats
vorherrscht - war bereits ein Grund für große Debatten, denn diese Irrlehre
hatte ihr Haupt erhoben und war in viele katholische Kreise eingedrungen und
hatte den Geist der Welt in den Köpfen vieler Kleriker und Akademiker
verankert.

Der große
religiöse Unterschied zwischen der Zeit Kaiser Karls und der unseren ist, dass
der Thron Petri mit Pius X. von einem Heiligen besetzt war, der nicht zögerte,
den Modernismus mit äußerster Energie zu bekämpfen, während heute seine
Verbreitung und praktische Anwendung toleriert und sogar gefördert wird, ohne
dass irgendeine Maßnahme gegen jene Prälaten oder Episkopate ergriffen würden,
die mit ihren offen häretischen Vorschlägen die Einheit des Leibes Christi zu
zerbrechen drohen (siehe synodaler Weg in Deutschland), und zwar so sehr, dass
viele Autoren von einer Finsternis des päpstlichen Lehramtes sprechen.
Diese
Analogie der Situationen hilft uns, die „Zeichen der Zeit“, also die göttliche
Warnung erkennen zu können, sowie die Gewohnheit der göttlichen Vorsehung,
Berufungen von hoher Symbolik zu erwecken, die dazu berufen sind, genau die
Tugenden widerzuspiegeln, die den vorherrschenden Lastern einer bestimmten
Epoche entgegenstehen.
Der von
der Vorsehung bestimmte Charakter der Berufung Karls von Habsburg ist
unbestreitbar. Und ich beziehe mich nicht nur auf die geheimnisvolle Prophezeiung
des hl. Papstes Pius X. dem jungen Erzherzogspaar gegenüber, dass sie den
österreichisch-ungarischen Thron besteigen würden. Denn ohne eine Reihe von
Umständen, von denen einige so unerwartet wie dramatisch waren, wäre Erzherzog
Karl niemals Erbe seines Großonkels Franz Joseph geworden.
Die
Aufforderung der göttlichen Gnade, die Tugenden im Gegensatz zu den Lastern und
Irrtümern seiner Zeitgenossen zu praktizieren und widerzuspiegeln, ist in der
kurzen, aber reichhaltigen Biographie des Mannes auffällig, der als Karl I. von
Österreich, Karl IV. von Ungarn, Karl III. von Böhmen, Karl IV. von
Kroatien-Slawonien und König von Dalmatien, Galizien und Lodomerien etc.
regierte.
Während
sein eigener Vater - wie so viele am Wiener Hof und im glitzernden gesellschaftlichen
Leben der Belle Époque - ein skandalöses Leben führte, profitierte Karl von der
Nähe zweier Frauen von hoher Tugendhaftigkeit und einem großen katholischen
Geist, der von der ernsten und kategorischen Religiosität Portugals geprägt
war, einer Religiosität, die in den tiefen, dunklen Augen von Jacinta und
Francisco, den beiden Hirtenkindern von Fatima, zu sehen ist.
Einerseits
war seine Mutter, Prinzessin Maria-José von Sachsen, die Tochter der Infantin
Maria-Ana von Portugal und hatte die Art der Frömmigkeit und Resignation der
Frauen von Portugal, dem Land, in dem „Schwarz eine Farbe ist“, wie die Werbung
für einen Portwein sagt.
Andererseits
stand der Junge Karl der Prinzessin Maria-Teresa von Bragança, der dritten Frau
seines Großvaters sehr nahe, die nur zehn Jahre älter war als seine Mutter. Sie
war die Tochter von Miguel I., dem legitimen Anwärter auf den portugiesischen
Thron, einem überzeugten Traditionalisten und Katholiken, der im Exil Adelaide
zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, aus dem katholischen Zweig der Löwensteiner,
geheiratet hatte, und die, nachdem sie ihren Sohn und ihre sechs Töchter sehr
gut verheiratet hatte, ihr Leben in der Klostergemeinschaft von Solesmes
beendete und deren Bruder der berühmte Fürst zu Löwenstein war, der, nachdem er
viele Kinder hatte und verwitwet war, Dominikaner wurde.
Vor diesem
Hintergrund kann man sich die Tiefe der katholischen Überzeugungen und das
Vorbild der Frömmigkeit vorstellen, das Prinzessin Maria-Teresa von Bragança
dem Kind Karl vermittelte. Die Nähe zwischen ihnen war so groß, dass die
Prinzessin später nicht zögerte, dem Kaiser in sein Exil auf Madeira zu folgen
und ihn während seiner letzten Krankheit zu pflegen, da sie ein Diplom als
Krankenschwester hatte.
Als Karl
1898 in Wien zur Erstkommunion ging, war er so gut vorbereitet, dass einer der
Assistenten bemerkte: „Wenn man nicht wüsste, wie man beten soll, würde man es
von diesem jungen Mann lernen“. Später, nach der Verlobungsmesse, sagte Karl zu
seiner zukünftigen Frau: „Jetzt müssen wir uns gegenseitig helfen, den Himmel
zu gewinnen!“ Tatsächlich weihte er die Familie am Tag der Erstkommunion seines
Sohnes Otto dem Heiligsten Herzen Jesu. Selbst als Kaiser zögerte er nicht,
täglich die Heilige Messe zu besuchen und dort die Heilige Kommunion zu
empfangen, regelmäßig den Rosenkranz zu beten und, wann immer möglich, die der
Heiligen Jungfrau geweihten Heiligtümer zu besuchen. Außerdem ließ er gleich zu
Beginn des Krieges 1914 die Anrufung Mariens auf seinen Offizierssäbel
eingravieren: „Sub tuum praesidium
confugimus, Sancta Dei genitrix“ (Unter deinen Schutz und Schirm fliehen
wir, o heilige Gottesmutter).

Diese
tiefe Frömmigkeit sowie sein ernster und zurückhaltender, aber offener und
wohltätiger Charakter waren die Antipoden des Modells des positivistischen,
irreligiösen, frivolen und frauenliebenden Mannes im Paris jener Zeit, der
weitgehend freimaurerisch und antiklerikal war und dessen Metastasen sich in
aristokratischen Kreisen im Walzertakt in ganz Europa ausbreiteten.
Obwohl Karl
am Lyzeum der schottischen Benediktiner erzogen worden war und vielleicht auch
wegen des iberischen Einflusses seiner Mutter und seiner Großtante,
praktizierte Karl tatsächlich das „agere
contra“ des heiligen Ignatius von Loyola, nicht nur in seinem individuellen
Aspekt, das Gegenteil des ersten Impulses zu tun, sondern auch in seinem
kollektiven Aspekt, das Gegenteil von „sozial korrekt“ oder „politisch korrekt“
zu tun.
Ein
unwiderlegbares Beispiel für dieses agere
contra ist die Tatsache, dass er seiner Frau in nur zehn Ehejahren acht
Kinder schenkte. Damit stellte er sich gegen den gesellschaftlichen Druck
zugunsten der Geburtenkontrolle, der in den wohlhabenden Schichten bereits wie
ein Sturm zu wehen begann und Papst Pius XI. dazu veranlasste, einige Jahre
später die Enzyklika Casti connubi zu
veröffentlichen, in der er die traditionelle Lehre bekräftigte, dass der
Hauptzweck der Ehe die Fortpflanzung und die Erziehung von Kindern ist.
Karl hatte
so viel Mitgefühl mit kinderreichen Familien, dass er während des Krieges
anordnete, dass Soldaten, in deren Familien bereits zwei Gefallene zu beklagen
waren, und insbesondere Väter von Familien mit mehr als sechs Kindern, nicht
auf gefährliche Posten berufen werden sollten.
Eine
weitere Dimension, in der deutlich zu beobachten ist, dass die Vorsehung mit
Karls Thronbesteigung den revolutionären Vorurteilen der Zeit entgegenwirken
wollte, ist der Ton der Strenge, der Austerity, den er seiner Regierung geben
wollte, und sein Eifer bei der Erfüllung seiner dynastischen Verpflichtungen.
Die
revolutionäre Mythologie schuf Ende des 18. und im 19. Jahrhundert eine
Karikatur des Adels und des Königtums, die als psychologische Rechtfertigung
für den Sturz der Monarchien diente. Nach dieser Karikatur waren die Adligen und
erst recht die Könige zwar eine schöne Zierde der Gesellschaft, aber sehr
kostspielig für das Volk, das sie mit seinen Steuern unterhalten musste - im
Gegensatz zum Industrie- und Handelsbürgertum, das mit seinen Unternehmen
Reichtum schuf und einen großen Beitrag zur Staatskasse leistete. Doch der
Karikatur zufolge waren die Bürgerlichen ernsthafte, fleißige und bescheidene
Menschen, während die Adligen arrogant und Spötter des Lebens waren, die ihre
Zeit bei Hofe mit Intrigen verschwendeten und sich ernsthaft mit frivolen
Dingen und frivol mit ernsten Dingen beschäftigten, wie Erasmus sagte.
Offensichtlich
war diese Karikatur falsch, zumindest in der germanischen Welt und in der
österreichisch-ungarischen Monarchie, wo der Adel das Skelett der Armee und der
öffentlichen Verwaltung bildete und deren Ländereien mit den besten technischen
Errungenschaften bearbeitet wurden. Aber die revolutionäre Propaganda hatte in
der Vorstellung des Volkes diesen Sieg errungen, ähnlich wie heute in Bezug auf
den Klerus, der sogar von Papst Franziskus der Arroganz und des Klerikalismus
beschuldigt wird, obwohl die Kleriker, die diesen Vorwurf verdienen könnten,
eine winzige Minderheit sind.
Zum Untergang
der großen Monarchien brachte die Vorsehung einen jungen Mann auf den
glorreichsten Thron Europas, der eben diese Karikatur des frivolen Herrschers
und Spötters des Lebens radikal ablehnte und der seine ernste Verantwortung mit
hohem Pflichtbewusstsein übernahm.
Als er im
Dezember 1916 in Budapest die Stephanskrone aufsetzte, sagte er: „König zu sein
bedeutet nicht, einen Ehrgeiz zu befriedigen, sondern sich für das Wohl des
ganzen Volkes zu opfern“.
Um dieses
Motto in die Tat umzusetzen, ließ er sich wegen des andauernden Krieges in der
Burg Laxenburg nieder, schränkte den Lebenswandel des Hofes ein und stattete
sich mit modernen Regierungsmitteln aus. Er nutzte Telefon und Telegraf in
großem Umfang und vervielfachte seine Zugreisen, um Verbindungen zur Armee und
zur Bevölkerung zu knüpfen. Er unternahm nicht weniger als 82 Reisen und legte
in seinem Herrschaftsbereich in nur 24 Monaten 80.000 Kilometer zurück. Er
verwandelte den kaiserlichen Zug in das Zentrum einer reisenden Macht, indem er
Audienzen und Arbeitstreffen im Salonwagen vervielfachte.
Die
wichtigste Dimension, und darin zeigt sich das Werk der Vorsehung in Bezug auf
seine Person und Herrschaft, da sie sich gegen den Hauptvorstoß der Revolution
zu jener Zeit richtete, ist jedoch die Art und Weise, in der Kaiser Karl sich
dem Antiklerikalismus und dem freimaurerischen Säkularismus des frühen 20
Jahrhunderts entgegenstellte.
Ein
Jahrzehnt, nachdem die Französische Republik der katholischen Kirche 1905 alle
Privilegien entzogen und damit die doktrinäre und rechtliche Grundlage für den
scheinheiligen Laizismus geschaffen hatte, der heute in praktisch allen
Mitgliedstaaten der Europäischen Union herrscht, zog es Kaiser Karl vor, seinen
Thron zu verlieren, bevor er die Besitztümer des Reiches in vorgeblich
laizistische und in Wirklichkeit atheistische Territorien verwandelte.
Bekanntlich
träumten die europäischen Freimaurerlogen seit dem 18. Jahrhundert von einer
transnationalen und transkonfessionellen Gesellschaft innerhalb einer
Föderation der Vereinigten Staaten von Europa. Das größte Hindernis für diese
Agenda waren der Kirchenstaat und die Doppelmonarchie, die zutiefst von der
österreichischen Pietas der
kaiserlichen Familie und den schönen Ausdrucksformen der Einheit zwischen
Kirche und Staat geprägt war, wie etwa die Teilnahme des Kaisers, des gesamten
Hofes und der öffentlichen Einrichtungen an der Fronleichnamsprozession durch
die Straßen Wiens.
Der
Kirchenstaat war im Zuge des französisch-preußischen Krieges usurpiert worden;
jetzt musste noch die österreichisch-ungarische Monarchie gestürzt werden. Der
ungarisch-jüdische Historiker François Fejtö räumt in seinem Buch Requiem für ein verstorbenes Imperium
ein, dass das freimaurerische Projekt der Vereinigten Staaten von Europa und
der Universellen Republik die Zerstörung der katholischen Monarchie
Österreich-Ungarns beinhaltete und dass die Freimaurer und die Freimaurerei,
insbesondere der Grand Orient von Frankreich, bei diesem Unterfangen eine große
Rolle spielten.
Tatsächlich
veröffentlichte das Freimaurer-Magazin des Großorientes von Italien vom 1.
Januar 1914 die Übersetzung eines Artikels aus The American Freemason, in dem ein anonymer Diplomat und Freimaurer
seine Hoffnung auf den Sturz der Monarchien, einschließlich der Habsburger,
erklärte. Bereits 1889 hatten die österreichischen Katholiken auf dem Katholikentag
die Freimaurer beschuldigt, die Zerstörung des katholischen Österreichs zu
planen: Delenda est Austria.
Es ist
nicht uninteressant, dass ausgerechnet in Wien, nach dem Fall des Kaiserreichs,
Graf Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi in die Freimaurerei eingeweiht wurde
und die Paneuropa-Bewegung gründete. In einer seiner Schriften vergleicht er
den „Geist Europas“ sogar mit dem Geist Luzifers: „In der jüdischen Mythologie
entspricht der europäische Geist Luzifer - in der griechischen Prometheus: dem
Lichtbringer, der den göttlichen Funken zur Erde trägt, [...] der Vater des
Kampfes, der Technik, der Aufklärung und des Fortschrittes“.
Aber für
die internationale Freimaurerei wäre es vorteilhafter gewesen, statt Österreich
zu zerstören, das Prestige der Doppelmonarchie in den Dienst ihrer Ideale zu
stellen, so wie Stalin die russisch-orthodoxe Kirche in den Dienst der
Sowjetunion stellte und damit viel bessere Ergebnisse erzielte als mit Lenins
religiöser Verfolgung.
Es war
diese Unterwerfung des österreichischen Throns unter die Pläne der Freimaurer,
die Kaiser Karl ablehnte, was ihn den Thron kostete und seinen Tod auf einer
verlorenen Insel im Atlantik bedeutete. Diese historische Wahrheit ist in den
zwei Bänden der Positio super virtutibus
der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse dokumentiert, die
als Grundlage für seine Seligsprechung diente.
In ihrer
eidesstattlichen Erklärung für den Prozess erklärt Kaiserin Zita, dass sich die
Aktivitäten der Freimaurer gegen Kaiser Karl in drei aufeinander folgenden
Phasen entwickelten:
- die
Vereitelung von Friedensversuchen und die Revolution vom November 1918;
- drei
Angebote im Jahr 1919, um den abgesetzten Kaiser persönlich zu gewinnen, als
seine Rückkehr auf den Thron besonders unwahrscheinlich schien;
- ein
letzter Versuch im Jahr 1922, als er sich bereits im Exil befand und von der
ganzen Welt ausgestoßen war.
Kaiserin
Zita erklärt im Protokoll feierlich, dass „der endgültige Beschluss der
Freimaurerei, die österreichisch-ungarische Monarchie zu liquidieren,
anlässlich des Eucharistischen Kongresses von Wien im Jahr 1912 gefasst wurde“,
wovon der damalige Erzherzog Karl ein paar Tage später erfuhr. Sie fügt hinzu,
dass eine Resolution der Großloge von Frankreich vom 28. Mai 1915, die der Positio beigefügt war, die britische und
die französische Regierung darüber informierte, dass die Freimaurerei den Ruin
des Hauses Habsburg wolle, wie es den Bourbonen in Frankreich widerfahren sei.
Die Positio super virtutibus enthält auch
übereinstimmende Erklärungen der Erzherzogin Isabella Carlotta, Tochter von
Karl und Zita, und vor allem des Bruders der Kaiserin, Prinz Xavier von
Borbón-Parma, die alle detailliert über die drei Anlässe berichten, bei denen
der Kaiser von Agenten der Freimaurerei aufgesucht wurde, zweimal in der
Schweiz und einmal auf der Insel Madeira.
Der erste
Vorschlag war, dass er der Freimaurerei beitritt, verbunden mit dem
Versprechen, wieder auf den Thron gesetzt zu werden. In einem zweiten Versuch
schlugen sie ihm eine Rückkehr nach Wien und die politische und wirtschaftliche
Wiederherstellung Österreich-Ungarns vor, wenn er sich bereit erklärte, die
Freimaurerei anzuerkennen und zu unterstützen und den säkularen Einfluss in den
Schulen und in Bezug auf die Institution der Ehe zu akzeptieren, die Scheidung
zuzulassen. Dieser Vorschlag wurde später reduziert auf eine Duldung der
Freimaurerei.
Kaiser
Karl lehnte alle diese Versuche ab und sagte zu Prinz Xavier: „Menschlich
gesehen hätte ich alle Garantien, um meine Staaten wiederzuerlangen, und von
allen Seiten wurde ein starker Druck auf mich ausgeübt, diese letzte
Gelegenheit nicht auszuschlagen. Aber vor Gott kann ich nicht rechtfertigen,
dass ich das Gute mit Hilfe des Bösen erreiche. Dafür gäbe es keinen Segen.“
Mit
anderen Worten: Kaiser Karl war sich bewusst, dass ein Staat nur dann Gottes
Segen erhält, wenn er Ihn, Gott, in seiner Gesetzgebung anerkennt und mit der
einen wahren Kirche des einen wahren Gottes verbunden bleibt; dass er lieber
eine Tragödie für seine Familie und sogar den Sturz der Doppelmonarchie in Kauf
nahm, als zuzulassen, dass das Ansehen der Krone als moralische Garantie und
Deckmantel für die größten Verbrechen und Entgleisungen dient, wie es heute in
Ländern mit einem monarchischen Regime geschieht, in denen Abtreibung,
Euthanasie und homosexuelle Pseudo-Ehe eingeführt wurden und in denen
Katholiken, die versuchen, sich diesen Verbrechen und ungerechten Gesetzen zu
widersetzen, beginnen verfolgt zu werden.
Mit dieser
Ablehnung der von der Freimaurerei ausgestreckten Hand zugunsten des Laizismus
des Staates gab Kaiser Karl ein beispielloses Zeugnis der Treue zur
traditionellen Lehre der Kirche, vierzig Jahre bevor dieselbe Lehre in einem
Konzilsdokument verdunkelt wurde, das im Namen der Religionsfreiheit implizit
das Regime der bloßen Toleranz gegenüber falschen Religionen verurteilte,
welches in den habsburgischen Ländern in Kraft war. Seine Ablehnung jedes
Kompromisses mit dem Säkularismus war in diesem Sinne nicht nur providentiell,
im Sinne von agere contra, sondern
sogar prophetisch.
Das
Gleiche gilt für seine Weigerung, auf den Thron zu verzichten, eine Geste, die
zeigt, dass er jenseits politischer Schachereien eine auf dem katholischen
Glauben basierende Hoffnung hatte, dass der Tag kommen würde, an dem der
österreichisch-ungarische Thron (und warum nicht der Thron eines aus seiner
Asche auferstandenen Heiligen Römisch-Deutschen Reiches?) wieder von einem
seiner Nachfahren besetzt werden würde. Für Atheisten ist diese Aussicht eine
Schimäre, aber für Menschen des Glaubens ist alles möglich für diejenigen, die
Gott tröstet, wie der heilige Paulus im Philipperbrief lehrt.
Bekanntlich
konnte Karl nach den aufeinanderfolgenden militärischen Niederlagen, den
Revolutionen, die in den Gebieten des Deutschen und des Österreichischen
Reiches ausbrachen, und der Vernachlässigung durch die militärische Führung und
die zivilen Behörden in den ersten Novembertagen 1918 nur noch die Auflösung
seiner Autorität zur Kenntnis nehmen und unterzeichnete im Schloss Schönbrunn
am Tag des Waffenstillstands nicht seine Abdankung, sondern einen Verzicht auf
die „Beteiligung an der österreichischen Regierung“. Zwei Tage später
verzichtete er ebenfalls auf jede „Beteiligung an den Angelegenheiten des
ungarischen Staates“. Der Kaiser war jedoch so überzeugt von seiner
Legitimität, dass er mit Unterstützung von Papst Benedikt XV. zweimal
versuchte, den ungarischen Thron zurückzuerobern, aber verraten wurde.
Ein noch
deutlicheres Zeichen für seine Hoffnung auf eine künftige Wiederherstellung des
Throns ist die Tatsache, dass der englische Konsul auf Madeira zweimal
vorstellig wurde, um ihn um seine Abdankung im Gegenzug für große materielle
Vorteile für sich und seine Familie zu bitten, was er ablehnte. Beim ersten Mal
teilte ihm der Konsul im Namen der Botschafterkonferenz mit, dass er im Falle
einer Abdankung sein gesamtes Vermögen zurückerhalten und seine Familie von
England materiell unterstützt würde. Weigerte er sich so würde er nichts
zurückerhalten und sogar die Übersendung von Geld für seinen Unterhalt würde
man unterbinden.
Laut dem
Bericht von Kaiserin Zita in der Positio
super virtutibus antwortete Kaiser Karl dem Konsul, dass seine Krone nicht
verkäuflich sei.
Beim
zweiten Mal kam derselbe Mann und drohte Kaiser Karl im Namen der Siegermächte
des Großen Krieges, dass er, sollte er verdächtigt werden, einen neuen Versuch
zur Wiederherstellung der Monarchie zu planen, an einen anderen Ort versetzt
und von seiner Frau und seinen Kindern getrennt werden würde. Aber er blieb unnachgiebig
und sagte der Kaiserin: „Wir müssen auf Gott vertrauen; das Heiligste Herz Jesu
wird alles so lenken, dass der göttliche Wille, was auch immer es sein mag,
erfüllt wird.“
Mit dem
Auftreten der Krankheit, die ihn in die Arme Gottes führen wird, wächst in
Kaiser Karl die Überzeugung, dass Gott ihn bitten wird, sein Leben für die
Rettung seines Volkes zu opfern. Diesen Gedanken vertraute er Zita an und fügte
hinzu: „Und ich werde es tun!“, ein letzter Hinweis darauf, dass er über die
Tragödie hinaus das Licht der Hoffnung in seinem Herzen bewahrte, dass eine
geistige Auferstehung Österreich-Ungarns in der Zukunft stattfinden würde.
Es ist
diese Hoffnung, die uns heute Abend um sein Andenken vereint.
Es ist
eine Hoffnung, die nicht nur Österreich und die alten Besitzungen der
Doppelmonarchie, sondern alle christlichen Nationen des Abendlandes umfasst.
Den Skeptikern entgegnen wir mit den Worten von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira
aus dem Kapitel von Revolution und
Gegenrevolution, das sich mit der Unbesiegbarkeit
der Gegenrevolution beschäftigt, wo er schreibt:
„Omnia
possum in eo qui me confortat“ (Ich vermag alles in dem, der mich
stärkt, Phil. 4,3). Wenn die Menschen
sich entschließen, mit der Gnade Gottes zusammenzuarbeiten, werden die Wunder
der Geschichte gewirkt: die Bekehrung des Römischen Reiches; die Entstehung des
Mittelalters; die Rückeroberung Spaniens, ausgehend von Covadonga; all die
Ereignisse, die aus den großen Auferstehungen der Seele resultieren, zu denen
auch die Völker fähig sind. Diese Auferstehungen sind unbesiegbar, denn nichts
kann ein Volk besiegen, das tugendhaft ist und Gott wirklich liebt“.
Diese
Hoffnung auf eine Wiederauferstehung der christlichen Seele des Westens legen
wir zu Füßen des Statue Unserer Lieben Frau von Fatima, in der Gewissheit, dass
sie durch eine immense Gnade nicht nur Russland bekehren und den Frieden in der
Welt wiederherstellen wird, sondern auch das, was die Größe der Doppelmonarchie
in den letzten Jahrhunderten ausgemacht hat, in all seiner Pracht wieder
auferstehen lassen wird.
Darum
bitten wir die Heilige Jungfrau im Vertrauen auf ihre Verheißung in Fatima,
dass ihr Unbeflecktes Herz nach Kriegen, Katastrophen und Verfolgungen der
Kirche schließlich triumphieren wird.
Übernahme des Manuskripts des
Referenten.
Dieses Dokument im Original „Der
Sel. Kaiser Karl und der katholische Geist als Quelle der Hoffnung in
tragischen Zeiten“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com
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