Freitag, 31. Mai 2024

Die Berufung des Deutschen Ordens

 


Paul Herzog von Oldenbourg

 Wir werden heute Nachmittag das Deutschordenmuseum im ehemaligen Sitz des Deutschmeisters des Deutschen Ordens, also des obersten Vertreters des Ordens im Reich nach dem Hochmeister, in Bad Mergentheim besuchen. Da der Orden eine Geschichte von 816 Jahren hat, die uns dort in knapp 90 Minuten präsentiert werden wird, jetzt eine kleine Einführung in die Geschichte bis zum markanten Jahr 1410 und einige Anmerkungen zum Selbstverständnis des Ordens bis dahin. Daraus läßt sich auch die Berufung dieses geistlichen Ritterordens ableiten, wenn ich auch in der wissenschaftlichen Aufarbeitung an keiner Stelle den Begriff Berufung gefunden habe. 

I. Staat und Kirche

Das große und herausragende Verdienst des Deutschen Ordens, um es gleich vorwegzunehmen, war der Aufbau einer christlichen Zivilisation, einer christlichen Gesellschaftsordnung in Preußen im Norden von Polen, im Nordosten des Deutschen Reiches gelegen, ein zuvor heidnisches Gebiete, zu dessen Missionierung und Befriedung der Orden herbeigerufen wurde, und dessen Ausbau zu einem der modernsten Staaten des Mittelalters. Das Wirken des Deutschen Ordens hat Auswirkungen bis heute. Großartige Burgen geben auch heute noch beeindruckendes Zeugnis vom Eifer, der Durchsetzungskraft und der Wehrhaftigkeit der Deutschordensritter in ihrem dreihundertjährigen Wirken zwischen Weichsel und Memel, in deren Schutz fast 100 Städte und über 1400 Dörfer gegründet wurden und das eine blühende Wirtschaft vorweisen konnte.

Wie kann das alles sein, fragt sich der aufgeklärte Mensch von heute. Da hat doch ausschließlich die Kirche regiert? Ja, der Orden war ein geistlicher Ritterorden und nur dem Papst verantwortlich. Ein schrecklicher Gedanke für ein Kind der Französischen Revolution...

Hören wir zu Beginn einige wenige Verlautbarungen des Heiligen Stuhls zur Einheit von Staat und Kirche aus neuerer Zeit, um zu zeigen, was schon immer die Lehre der Kirche hierzu war.

In der Enzyklika VEHEMENTER NOS vom hl. Pius X. aus dem Jahre 1906 anlässlich der Ereignisse des Vorjahres in Frankreich, als der brutale Bruch zwischen Kirche und Staat gesetzlich verankert wurde und der Kirche sämtliches Eigentum vom Staat geraubt wurde lesen wir:

„Daß der Staat von der Kirche getrennt sein muß, ist eine von Grund auf falsche These, ein höchst schädlicher Fehler. Gegründet auf das Prinzip, daß der Staat keinerlei religiösen Kult anzuerkennen hat, macht sie sich schuldig an einer Ungerechtigkeit gegenüber Gott, da der Schöpfer des Menschen ebenso der Gründer der menschlichen Gesellschaften ist, die Er beschützt wie Er auch uns selbst beschützt. Wir schulden Ihm deswegen nicht nur einen privaten Kult, sondern auch einen öffentlichen und gesellschaftlichen (?) Gottesdienst, zu Seiner höheren Ehre. Zudem ist diese These eine offensichtliche Verneinung der übernatürlichen Ordnung. Sie begrenzt das Wirken des Staates auf das Streben nach öffentlichen Wohlstand und das beschränkt nur auf dieses irdische Leben, das das ausschließliche kurzfristige Ziel von politischen Gesellschaften ist; und sie sorgt sich mit keinem Deut (unter dem Vorwand, daß ihr dies fremd sei) um ihr höchstes Ziel, die ewige Glückseligkeit des Menschen nachdem dieses kurze Leben sein Ende genommen haben wird. Da aber die gegenwärtige Ordnung weltlich und deswegen untergeordnet ist dem Erlangen der höchsten und absoluten Glückseligkeit des Menschen, darf die Staatsmacht dem nicht nur keine Hindernisse in den Weg stellen, sondern sie muss uns dabei helfend zur Seite stehen.“

Und weiter:

„Diese These fügt der Gesellschaft selbst großes Leid zu, da diese nicht gedeihen oder lange überleben kann, wenn in ihr der Religion kein Platz gelassen wird, die die höchste Regel und die souveräne Gebieterin ist für alle Fragen bezüglich der Rechte und Pflichten von Menschen.“

Papst Leo XIII. dazu:

„Menschliche Gesellschaften können nicht, ohne kriminell zu werden, handeln, als wenn Gott nicht existieren würde, oder sich weigern, sich mit Religion zu befassen, als wäre das etwas Fremdes oder von keinem Nutzen. Die Kirche, die Gott selbst als ihren Autor hat, vom aktiven Leben der Nation auszuschließen, von ihren Gesetzen, der Erziehung der Kinder, der Familie, heißt, einen großen und schädlichen Fehler zu begehen.“

Diese Anmerkungen stammen aus dem endenden 19. und beginnenden 20. Jh.

Im 12. und 13. Jh. ging die Kirche noch weiter. Innozenz III. (1198-1216) ist nicht nur Statthalter Petri, sondern Statthalter Christi (Vicarius Christi) von dem die weltlichen Herrscher ihre Reiche zu Lehen empfangen. Es wurde die bischöfliche Gewalt beseitigt, das Institut der Legaten wird errichtet und dadurch die Macht konzentriert auf Rom. Sizilien, England und Portugal werden lehnsabhängig. Innozenz IV. vollendet die päpstliche Universalkirche durch das Decretum Gratiani (Sammlung des kirchlichen Rechts). Dies bedeutet die Verselbständigung des päpstlichen Rechtes, das inklusive späterer Ergänzungen den „Corpus Iuris Canonici“ bildet.



II. Geschichte des Deutschen Ordens

Lassen Sie uns nun einen gerafften Blick auf die Geschichte des Ordens von seiner Gründung bis zum Beginn des 15. Jh. werfen.

Man schreibt das Jahr 1190. Wir befinden uns auf dem dritten Kreuzzug. Aus allen Ländern des Abendlandes sind Kreuzfahrerheere zu Wasser und zu Lande unterwegs, um sich Zugang zu den heiligen Stätten, die drei Jahre zuvor in islamische Hände gefallen sind, mit Waffengewalt zu erzwingen.

Schon fast 70 jährig setzt sich Friedrich I. Barbarossa, seiner universellen Stellung als  Kaiser, an die Spitze des gesamtabendländischen Unternehmens, legt das Kreuzfahrergelübde ab und  bricht mit seinem Heer von fast 16000 Mann Richtung Heiliges Land auf. Nach einem glänzenden Sieg bei Ikonion ertrinkt er am 10.6.1190, wahrscheinlich in Zusammenhang mit einem Herzversagen im Fluß Saleph in der Osttürkei. Unter der Leitung seines Sohnes, Herzog Friedrich von Schwaben, wird der Kreuzzug fortgesetzt, bis er sich in der Belagerung Akkons, einer Hafenstadt im Norden von Jerusalem, festbeißt.

Die zunehmende Zahl von Kranken und Verwundeten führt zur notdürftigen Errichtung eines Hospitals. Kaufleute aus Bremen und Lübeck, deren Schiffe vor der Küste ankern, stellen ihre Segel für Lazarettzelte zur Verfügung. Mit der Unterstützung des schwäbischen Herzogs wird so vor Akkon eine Hospitalbruderschaft gegründet, die an die Tradition eines älteren Hospitals der Deutschen in Jerusalem anknüpft. Dies betrachten wir heute als die Geburtsstunde des Deutschen Ordens. Seine Ausformung zum geistlichen Ritterorden erfolgte aber erst acht Jahre später auf Veranlassung des Bruders von Friedrich von Schwaben, Heinrich VI., Deutscher Kaiser und König, die 1199 mit der päpstlichen Anerkennung abgeschlossen wurde.

Die Ritter, die dem Orden beitraten, verpflichteten sich zu einem gemeinsamen Leben nach den Idealen klösterlicher Gemeinschaften unter Beachtung der Gebote von Armut, Keuschheit und Gehorsam. Doch nicht das kontemplative Leben sondern der bewaffnete Heidenkampf stand für den Ritterorden im Vordergrund.

Der Deutsche Orden war nur einer von zahlreichen Ritterorden, die unter dem Eindruck der zunehmenden äußeren Bedrohung des Abendlandes von Osten und den Kampf gegen die Moslems in Spanien und Süditalien entstanden waren.

Bereits zu Beginn des 12. Jh. wurden  die Orden der Johanniter, die ihre Hauptaufgabe in der Krankenpflege sahen, und der Templer, die besonders zum Pilgerschutz eingesetzt wurden, gegründet worden. Sie stellten gewissermaßen das stehende Heer im Königreich Jerusalem.

Der Deutsche Orden konnte sich also auf das Vorbild dieser beiden geistlichen Rittergemeinschaften berufen. So übernahm er auch Teile des Regelwerkes der beiden älteren Orden.

Die Entstehung der Ritterorden war keineswegs selbstverständlich. Die Verbindung der geistlichen Ideale mit dem Waffenhandwerk zu einer „militia Dei“, zu einem Gottesdienst mit bewehrter Hand, bedurfte einer geistigen Vorbereitung, an der der hl. Bernhard von Clairvaux maßgeblichen Anteil hatte. Mit seiner  Schrift  „De laude novae militiae“ („Vom Lobe der neuen Ritterschaft“) wurde er zum Wegbereiter des Templerordens. Er führt aus:

Wahrhaft unerschrocken und allseitig gesichert ist der Ritter, welcher so, wie er sich den Leib mit Eisen, den Geist mit dem Glauben panzert. Denn mit beiderlei Waffen gerüstet fürchtet er weder Dämon noch Mensch. Was soll auch im Leben und Sterben derjenige fürchten, dem Christus das Leben, und Sterben ein Gewinn bedeutet? Greift also unbesorgt an, ihr Ritter, und vertreibt furchtlosen Mutes die Feinde des Kreuzes Christi, in der Gewissheit, dass weder Tod noch Leben Euch von der Gnade Gottes scheiden können, die in Jesus Christus liegt.

Der hl. Bernhard war es auch, der zum zweiten Kreuzzug aufrief und darauf aufmerksam machte, daß Heiden nicht nur die heiligen Stätten Jerusalems bedrohten, sondern auch die Ostgrenzen der christlichen Länder. Nun war der Heidenkampf nicht mehr allein auf Palästina beschränkt.

So war es König Andreas von Ungarn, der dem Deutschen Orden schon im zweiten Jahr seines Bestehens ein solches Ziel zu. Ihn ärgerten an den Grenzen seines Reiches, im sogen. Burgenland, die heidnischen Kumanen. Sie zu bekämpfen und zu missionieren rief er den Deutschen Orden 1199 auf und dieser bewältigte seine Aufgabe glänzend.

Ausgehend von sechs schnell errichteten Burgen, die Grundlage für die spätere Bezeichnung Siebenbürgen, unterwarf der Orden innerhalb von 25 Jahren die Kumanen, siedelten dort Deutsche an und gliederte das Gebiet in den ungarischen Interessenbereich ein.

Doch daraufhin vertrieben 1225 aufgebrachte ungarische Fürsten den Orden mit Waffengewalt, da sie um ihre Macht fürchteten. Dies war dem Hochmeister, es war schon der nicht unumstrittene aber wichtigste von allen, Hermann von Salza, eine Lehre. Nie wieder wollte er den Orden zum Erfüllungsgehilfen für die territorialen Ansprüche eines Königs oder eines anderen Territorialherrn machen. Fortan versuchte insbesondere Hermann von Salza immer ein ausgewogenes Verhältnis zur Krone zu halten, was ihn aber nicht daran hinderte, sich dann doch eng mit ihr einzulassen, als deutlich wurde, dass die Macht des Ordens schon so groß war, dass der Kaiser auf sie angewiesen war und der Orden daraus Vorteil schlagen konnte. 

Schon seit 1212, als sich Friedrich II., Sohn von Heinrich VI. und Enkel von Barbarossa, anschickte die deutsche Königskrone zu erlangen, begann sich eine Symbiose zwischen dem Orden und dem Kaiser herauszubilden. Wie schon sein Vater Heinrich VI. es geplant hatte, sollte der Orden zur Sicherung seiner Macht auch über Deutschland hinaus beitragen. Dies wurde abgesichert durch reichliche Stiftungen im süddeutschen Raum.

Gleichzeitig betrieb Hermann von Salza die Gleichstellung des Ordens mit den beiden anderen großen und älteren Orden, denn hier gab es verschiedentlich Streit. Ein Punkt war das Tragen des weißen Ordensmantels mit dem schwarzen Kreuz, was die Templer, die das rote Kreuz trugen, nicht wollten. 1218 sprach Papst Honorius III. darüber ein Machtwort, erlaubte den Ordensmantel und stellte den Orden auch unter seine alleinige Jurisdiktion. In den Jahren darauf  folgte eine Privilegienwelle, die den Orden unter anderem von der Gerichtsbarkeit der Bischöfe ausnahm und das Almosensammeln regelte.

In Analogie zum Papst stellt Friedrich II. Bestätigungsdiplome für Schenkungen und Schutzprivilegien aus.

Auch wenn der 5. Kreuzzug gegen Ägypten für die Christen ein Misserfolg war, so waren es doch die Ritter des Deutschen Ordens, die durch ihre Tapferkeit die deutschen Teilnehmer beeindruckten. Allein am 29. August 1219 fielen bei der Belagerung Damiettes 30 Ritterbrüder.

Viele deutsche Herzöge, Markgrafen, Grafen und Edelfreie übertrugen daraufhin dem Orden in den folgenden Jahren reichlichen Besitz. Aber auch französische Teilnehmer des Zuges stifteten Besitz, der die Basis für die Ballei Frankreich wurde.

Noch im selben Jahr des Rauswurfes aus Ungarn, 1225, erhielt der Orden, unter der Führung von Hermann von Salza, ein Angebot vom polnischen Teilherrscher Herzog Konrad von Masowien, der an seiner Nordgrenze Probleme mit Übergriffen der heidnischen und schwer bis gar nicht bekehrbaren Pruzzen hatte. Der Orden sollte ihm bei der Befriedung und Missionierung dieses Volkes helfen, nachdem, und das soll gerade in Hinblick auf den immer wiederkehrenden Vorwurf der gewaltsamen Unterwerfung ganzer Völker besonders betont werden, in den Jahren und Jahrzehnten zuvor etliche Missionare in diesem Bestreben ihr Leben gelassen haben.

In der Goldenen Bulle von Rimini1226 bestätigte Kaiser Friedrich II. dem Deutschen Orden das Gebiet, das ihm Konrad von Masowien in Aussicht stellte, und jedes weitere von dort aus zu erobernde Land. An Preußen schloß sich Litauen und Livland, allesamt heidnisch, an. Der Hochmeister und seine Nachfolger sollte innerhalb dieses Gebietes Gerichtsbarkeit und Herrschergewalt ausüben wie ein Reichsfürst innerhalb der Grenzen des Heiligen Römischen Reiches.

Von 1230 stammt der Vertrag des Ordens mit Konrad von Masowien, der im Sinne der Goldbulle von Rimini dem Orden das Kulmerland und alle zukünftigen Eroberungen im Prussenland überließ und auf alle Rechte daran verzichtete.

Schließlich gab auch der Papst in seiner Bulle von Rieti 1234 sein Einverständnis zu Eroberung der Preußen.

Doch Herman von Salza wartete nicht auf die Antwort des Papstes sondern errichtete von 1231 an die Burgen Thorn, Kulm, Marienwerder, Rheden und Elbing, von wo aus der Orden in bewährter Form die Eroberung des Stammesgebietes der Preußen begann.

Nach hundert Jahren zähen Ringens auch mit der Unterstützung von Reichsfürsten und anderen Königen war die Eroberung Preußens 1330 abgeschlossen. Burgen wurden überall gebaut, fast 100 Städte und über 1400 Dörfer  waren gegründet, Deutsche Siedler aus dem Reichsgebiet sorgten für die innere Kolonisation und trugen zur Stärkung der wirtschaftlichen Grundlagen im Ordensgebiet bei.

Das wichtigste aber war: Der Deutsche Orden hatte etwas geschaffen, was es so in Europa noch nicht gab, ein flächendeckendes Staatsgebilde, in dem es außer des Herrschaft des Ordens keine fremden Rechte gab. Dies gestattete in ganz anderem Maß den Aufbau einer effektiven Verwaltung als dies in den landesherrlichen Territorien des Reichsgebietes möglich war. Insofern bietet das Deutsche Ordensland im 14. Jh. das Bild eines der modernsten Staaten dieser Zeit.

Ein weiteres Merkmal ließ das Ordensland als einen frühen modernen Staat erscheinen. Seit 1309, nach dem Fall von Akkon 1291, das eine der letzten verbleibenden Bastionen im Heiligen Land nach dem abermaligen Fall von Jerusalem 1244 war, und der vorübergehenden Residenz in Venedig, gab sich der Orden mit der Marienburg einen festen Hauptsitz. Dies war nicht so selbstverständlich wie es sich anhört. Da der Orden im ganzen Reichsgebiet und im Heiligen Land Besitzungen hatte, wäre eine Zentrale auch in Hessen, Thüringen oder Franken denkbar gewesen.

Daß der Sitz ins Ordensland selbst verlegt wurde, geschah auch deswegen, da die Deutschordensherren in diesen Jahren mitansehen mussten, wie ihren Brüdern vom Templerorden in einer Absprache zwischen dem König von Frankreich und dem von diesem eingesetzten Papst Klemens V., dem ersten der französischen Päpste, der Garaus gemacht wurde. Der Templerorden war in Frankreich zu einer bedeutenden politischen und wirtschaftlichen Macht geworden. Jetzt wurden in erniedrigenden Ketzerprozessen seine führenden Männer des Teufelspaktes angeklagt, gefoltert und hingerichtet. 1312 wurde der Orden der Templer endgültig aufgehoben, sein Vermögen zwischen dem Papst und dem König aufgeteilt. Es war also sicherlich von großem Vorteil, ein eigenständiges Staatsgebiet, frei von der Oberaufsicht des Königs zu besitzen.

Die Machtfülle des Deutschen Ordens wäre nicht vollständig beschrieben, wenn wir nicht ihre wirtschaftlichen Grundlagen zumindest andeuten. Der überall in Europa gerühmte Glanz und Reichtum des Landes resultierte aus den weitverzweigten Handelsbeziehungen, die der Orden als Mitglied der Hanse bis Schottland und Flandern, auf der anderen Seite bis in die Ebenen der Ukraine und nach Nowgorod unterhielt. Säulen des Reichtums waren die reichen Getreideernten, die via Marienburg das Ordensland verließen, und der Bernsteinhandel, der über Königsberg die flandrischen Paternoster- und Rosenkranzmacher mit Rohware versorgte. Das Bernsteinmonopol war eine der Goldgruben des Deutschen Ordens.

Die größte Ausdehnung erreicht das Ordensland im Jahre 1404.

Als einen tiefen Einschnitt muß die Schlacht von Tannenberg 1410 gesehen werden, die der Orden gegen seine christlichen Brüder aus Polen und Litauen führte. Sie steht am Ende eines langen Prozesses und markiert den Wendepunkt in der Geschichte des Ordens.

Die Litauer waren das letzte heidnische Volk im Nordosten. Im Westen Polen und der Orden, im Osten die orthodoxen Russen. Da sich der Deutsche Orden dem Heidenkampf verschrieben hatte, sah er es auch als seine Aufgabe an, mitzuhelfen, die Litauer zu bekehren, zumal es immer wieder Streitigkeiten um den litauischen Meerszugang einerseits und der Landverbindung zwischen Preußen und Livland, das ja ebenfalls vom Deutschen Orden beherrscht wurde, andererseits.

Aber die Litauer waren noch zäher als die Preußen und so blieben alle Bemühungen, die Bekehrung auch mit Waffengewalt zu unterstützen, ohne Erfolg.

1386 jedoch bekehrte sich der litauische Fürst Jagiello und heiratete die Tochter des polnischen Königs und bildet die Union mit Polen. Der Orden gerät in die Umklammerung und verliert seine Missionsaufgabe, anerkennt aber nicht die Bekehrung Jagiellos und stürzt sich in die Schlacht, die letztendlich im 2. Frieden von Thorn praktisch zur Unterwerfung des Ordenslandes unter die polnische Krone führt.

III. Zum Selbstverständnis des Ordens

Kommen wir nun zum Selbstverständnis des Ordens, wie und als was hat er sich selbst gesehen?

Der Deutsche Orden war der jüngste der großen Ritterorden und übernahm neben der Regel der Johanniter vor allem die der Templer. Er musste sich also nicht erst neu definieren, die Idee des geistlichen Ritterordens gab es schon und der schloß er sich an.

Noch im 10. und Anfang des 11. Jh. gab es die Idee einer Verbindung von adlig-ritterlicher und monastischer Vorstellungen noch nicht.

Es gab das Rittertum. Um 1090 stellt Bonizo von Sutri deren Ideale im Kodex Liber de vita christiana (...) auf: Ergebenheit gegenüber dem Herrn, Verzicht auf Beute, Hingabe des Lebens für den Herrn, Kampf für das Wohl der res publica (öffentliche Sache, Gemeinwohl), Kampf gegen die Ketzer, Schutz der Armen, Witwen und Waisen, Einhaltung der dem Herrn gelobten Treue.

Wie kann aber Mönchtum und Kriegertum, Kontemplation im Kloster und Heidenkampf miteinander verbunden werden? Wer in ein Kloster eintreten wollte, konnte kein Krieger sein. Nur aus den besonderen Bedingungen des Heiligen Landes ist es zu erklären, dass dort Mönche doch zum Schwert griffen. Dort lag dieser Gedanke gewissermaßen in der Luft und so waren die Kanoniker anfangs in die Verteidigung Jerusalems aktiv mit einbezogen. Aus ihnen entstand aber noch kein Ritterorden.

Schließlich, unter der Mitwirkung des hl. Bernhard von Clairvaux  entstand der erste vom Papst unterstützte und genehmigte Ritterorden: Die Templer.

Der hl. Bernhard sprach von einer nova militia, einem novum militiae genus und erklärte sie zur Speerspitze des Heils im Hause Davids. Die militia bekämpft körperlich die Feinde Christi und spirituell die Dämonen und vereinigt so beides, nämlich Rittertum und Mönchtum. Die nova militia unterscheidet sich von der gewöhnlichen militia, denn der miles christi tötet Heiden und dient damit Christus. Wird er selbst erschlagen, so ist ihm das ewige Leben gewiß. Der neue miles schützt Jerusalem, die civitas Domini, und bewahrt den Christen den Zugang zu den heiligen Stätten. Die nova militia unterscheidet sich von den weltlichen Rittern auch in der Lebensform. Ihre Mitglieder leben in Zucht und Gehorsam, ohne Eigentum und in Keuschheit, erfüllen also damit die Gelübde des Mönchtums. Der hl. Bernhard schilderte die milites als Mönchsritter und verglich sie mit den Machabäern des alten Testaments.

Die Makkbäer, wir erinnern uns: 165 v. Chr. Führte Judas mit dem Beinamen Makkabäus (von aramäisch Makkaba, der Hammer) einen Aufstand gegen die seleukidische Herrschaft über Judäa an. Nach seinem militärischen Sieg zog er in Jerusalem ein, ließ den entweihten Tempel reinigen und einen neuen Altar errichten und weihen. Judäa war dann 100 Jahre frei, bis Pompeius 65 v. Chr. Jerusalem einnahm.

Die Makkabäer, wir erinnern uns: 165 v. Chr. führte Judas mit dem Beinamen Makkabäus (von aramäisch Makkaba, der Hammer) einen Aufstand gegen die seleukidische Herrschaft über Judäa an. Nach seinem militärischen Sieg zog er in Jerusalem ein, ließ den entweihten Tempel reinigen und einen neuen Altar errichten und weihen. Judäa war dann 100 Jahre frei, bis Pompeius 65 v. Chr. Jerusalem einnahm.

Über die Regel der Templer und der Johanniter ist dieses auch zum Selbstverständnis der Deutschordensritter geworden. Und seit der Teilnahme am 5. Kreuzzug nach Ägypten, wo sie besondere Tapferkeit bewiesen haben, wurden sie in zunehmenden Maße als adlethae Christi und novi Machabei bezeichnet..

Dies wurde dann auch in den Prolog zu den Regeln aufgenommen, womit sich der Orden in die Reihe der Kämpfer gegen die Feinde des Glaubens sah, besonders eben der Machabäer.

Wer waren diese neue Machabäer? Der Hochmeister konnte nur eine militaris et religiosa persona sein, also ein ritterbürtiges, ein adeliges Ordensmitglied, was dann beschränkt wurde, so daß kein Priesterbruder dieses Amt übernehmen konnte, die auch, wenn auch weniger häufig, aus adeligem Hause kamen. Der ideale Ordensbruder war, wie in den Statuten nachzulesen, jung, gesund, waffengewandt und möglichst von Adel, zu dem auch das städtische Patriziat zählte.

Das Selbstverständnis des Adels war, daß er zum Kampf mit Waffen und zur Herrschaftsausübung geboren  war. Solche Männer, die sich wie selbstverständlich zutrauten, Herrschaft auszuüben, benötigte der Orden natürlich zur Verwaltung der Länder besonders im Baltikum, aber auch in Palästina und im begrenztem Maße auch in den Balleien, in denen sich die einzelnen Komturen zu eigenständigen kleineren Territorien entwickelten.

Den Priesterbrüdern war ihres Amtes wegen besondere Ehre zu erweisen und sie waren bevorzugt mit allem Nötigen zu versorgen.

Der Prolog weist die Priesterbrüder an, die Ritterbrüder zur Einhaltung der Regeln, zur Feier der Gottesdienste und zum Empfang der Sakramente anzuhalten und im Falle des Krieges zu tapferen Kriegern zu ermahnen. Es wird zwar nicht direkt von einem Mönchsrittertum gesprochen, doch sind die mönchischen und ritterlichen  Ideale fester Bestandteile der Statuten.

So hatte jeder, die Ritterbrüder wie auch jedes andere Mitglied des Ordens die drei Mönchsgelübde Keuschheit, Armut und Gehorsam zu geloben. Sie hatten die klösterliche Stundengebete zu verrichten und waren verpflichtet zum Kampf gegen die Heiden, Ungläubige und überhaupt gegen alle Feinde des wahren Glaubens, so auch die Schismatiker in  Rußland.

Hinzu kam der Spitaldienst, die Sorge für Kranke und Bedürftige. Diese Tradition hat der Orden nie verleugnet, obwohl diese Aufgabe im Laufe der Zeit immer mehr in den Hintergrund getreten ist.

Durch Lesungen während der Mahlzeiten bekam der Bruder eine Vorstellung von der Bedeutung seines Ordens, seiner besonderen Stellung in der Christenheit und seiner Aufgabe in der Welt. Hier bekam er auch Anschluß an die Tradition des Ordens. Es war ja nicht nur die besondere Tracht, das gemeinsame Wohnen, die Ehelosigkeit, die den Ritter von den weltlichen Standesgenossen unterschied, sondern auch das durch die Statuten, Chroniken und andere Werke vermittelte Bewusstsein seiner Sonderstellung und seiner Aufgabe, nämlich des Heidenkampfes als miles Christi oder novus Machabaeus, natürlich auch des Spitaldienstes, der aber in Preußen und auch im heiligen Land in den Hindergrund getreten war.

Es ist zu betonen, dass der normale Ritterbruder diese Vorlesungen passiv verfolgte, nicht wie der Mönch, der sich literarisch bildete. Anstelle des eigenen Lesens traten das Kriegshandwerk und dessen Vorbereitung und der Spitaldienst.

Diese beiden Säulen der Aktivität spiegeln sich auch wieder in der Wahl der Patrone des Ordens. Der hl. Georg und die hl. Elisabeth von Thüringen, Tochter von König Andreas von Ungarn, der den Deutschen Orden noch wenige Jahre zuvor aus dem Land hat werfen lassen.

In den Balleien gab es mehrere Elisabeth-Spitäler und Elisabeth Kirchen. Hochmeister Konrad von Thüringen hatte großen Anteil an der Heiligsprechung seiner Schwägerin, die sich, nachdem ihr Gatte auf dem Weg ins heilige Land starb, ganz den Armen zuwand und ein Hospital in Marburg gründete. Nach ihrem Tod baute der Deutsche Orden ihr zu Ehren die erste gotische Kirche in Deutschland, die auch Vorbild für den Kölner Dom war. Heute ist sie leider protestantisch und das Grab der Heiligen ist leer.

Der hl. Georg, der Schlachtenhelfer, wurde vorzüglich in Preußen verehrt, was auf die andauernden kämpferischen Aktivitäten zurückzuführen ist, während in den Balleien eher der Spitaldienst und damit die hl. Elisabeth im Vordergrund stand.

In Livland genoß zudem der hl. Mauritius, der Anführer der Thebäischen Legion, eine besondere Verehrung.

Allen voran aber stand der Orden natürlich unter dem Schutz der Mutter Gottes, unter deren Schutz sich nicht nur alle Ritterorden sondern auch schon die Benediktiner, die Zisterzienser, Prämonstratenser und die nachfolgenden Bettelorden stellten. Es ist zu beobachten, dass die  Marienverehrung im Adel während der Kreuzzüge zugenommen hat und deutet auch auf den kämpferischen Charakter, der der Muttergottes zugesprochen wurde. Dies zeigt sich dann auch in der Benennung dreier wichtiger Burgen nach der Namenspatronin, nämlich der Marienburgen in Preußen, Livland und Siebenbürgen. Die preußische Marienburg verfügte über eine acht Meter hohe Marienstatue in der westlichen Außenmauer der Kirche. Der Legende nach erblindete der polnische Kanonier, der versuchte, während der Belagerung der Burg nach der Niederlage bei Tannenberg 1410, die Muttergottes ins Visier zu nehmen. Den zweiten Weltkrieg hat die Statue nicht mehr überstanden.

Der Chronist Peter von Dusburg berichtet im 14. Jh. davon, daß die Muttergottes wankelmütigen Brüdern im Traum erschien und ihnen den rechten Weg wies, sie sagte Verwundeten und Sterbenden als Preis für ihren Einsatz im Kampf das ewige Leben zu, sie heilte Wunden, half in der Schlacht und überzeugte heidnische Preußen, daß sie sich bekehrten. Von Siegfried von Feuchtwangen (Hochmeister von 1303-1311) ist überleifert, daß er in schwieriger Zeit den Orden verpflichtete, zusätzliche Ave Marias und Salve Reginas zu beten, damit Unheil vom Orden abgewendet würde.

In der livländischen Reimchronik kann man dann auch deutlich nachlesen, daß sich der Orden als Werkzeug Gottes in der Verbreitung und der Sicherung des Glaubens unter dem sicheren Schutz der Mutter Gottes gesehen hat.

Viele Siegel im gesamten Orden trugen das Bild der Muttergottes, die Ritterbrüder in Livland führten in der Schlacht ein Banner, das Maria mit dem Christuskind auf dem Arm zeigte. Auch der preußische Ordenszweig hatte ein Marienbanner, es war der Banner einer übergeordneten Einheit.

Schon von Anfang an, also von 1192, noch vor der Erhebung zum Ritterorden, stellte sich die Spitalbrüderschaft unter den Schutz der Himmelskönigin und nannte sich das Hospitale novum sanctae Mariae.

Die Gottesmutter war also stets spiritueller Bezugspunkt der Ordensangehörigen  und wichtiger Ansatzpunkt zur Identifikation des gesamten Ordens.

Man kann sagen, daß der Deutsche Orden immer ein Marienorden gewesen ist.

Daneben findet sich im Titel des Ordens ein weiteres Identifikationsmerkmal von hoher Bedeutung. Nämlich Jerusalem!.

Der Orden nannte sich hospitalis sanctae Mariae Teutonicorum in Jerusalem oder ordo fratrum hospitalis sanctae Mariae Theutonicorum Jerosolimitanorum. Jerusalem gehörte immer zum vollen Titel und ist auch nach dem Verlust des Heiligen Landes niemals aufgegeben worden.

Die Wissenschaft streitet sich darüber, warum Jerusalem, wenn doch die Gründung in Akkon war. Doch Jerusalem war keine Stadt wie jede andere. Sie ist die heilige Stadt schlechthin, das irdische Abbild des himmlischen Jerusalem, also der Kirche. In und beim historischen Jerusalem hatte Christus mit seiner Mutter gelebt und gelitten, hier hat Christus sein Leben für uns gegeben zu unserer Rettung. Jerusalem war das Ziel der ersten Pilgerscharen und auch der ersten Kreuzzüge in den Orient, auch noch des 3. Kreuzzuges, während dessen die Anfänge des Ordens vor Akkon gelegt worden waren.

Schon durch die Namensgebung wird das Ziel der Berufung deutlich: Jerusalem, die heilige Stadt, das Heilige Grab, die von den Ungläubigen zurückzuerobern, zu verteidigen und zu schützen es letztendlich galt, denn dafür waren sie ja gegründet worden, dafür sind die Ritter eingetreten, dafür haben sie der Welt entsagt und sämtlichen Annehmlichkeiten eines höfischen Lebens den Rücken gekehrt.

Auch die beiden anderen großen Orden, die Johanniter und die Templer, führten Jerusalem im Namen. Sie hatten Häuser in der Stadt und dort auch ihre Hauptniederlassungen. Sie führten Jerusalem auch nach der Einnahme der Stadt durch Saladin weiter im Namen. Der Anspruch wurde auch hier nicht einfach aufgegeben. 

Zum Schluß soll herausgestellt werden, daß der Deutsche Orden in erster Linie ein Ritterorden, in zweiter Linie ein Spitalorden gewesen ist. Den Anspruch eines Missionsordens hatte der Deutsche Orden nie. Die erste Aufgabe war es im Kampf den Muslimen die heiligen Stätten wieder zu entreißen. Dazu war er berufen. Dies war seine Berufung. Wie die anderen Kreuzzugteilnehmer widmete der Orden sich auch der Eroberung und der Sicherung der heiligen Stätten. Erst in zweiter Linie bekämpfte er die Heiden an der Ostgrenze des Abendlandes, was ja auch zwischen 1230 und 1291 parallel geschah, um dort die Mission zu ermöglichen und abzusichern. Die Mission selbst überließ der Orden den Dominikanern und den Franziskanern.

Sie werden häufig den Einwand hören, daß die Symbiose von Mönch und Ritter, so wie es dem hl. Bernhard von Clairvaux vorschwebte, nicht funktioniert habe. Die Ritter wären nie richtige Mönche gewesen, das Mönchsrittertum sei von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

Natürlich konnten die Ritter nicht Kanoniker sein, natürlich verbrachten sie ihre Zeit nicht mit Studium und Meditation, aber das sollten sie doch auch gar nicht. Ihre Aufgabe war der gottgeweihte Heidenkampf unter Entsagung der Welt, der gleichen Entsagung, die ein Mönch eingeht, wenn er sich für ein klösterliches Leben berufen fühlt.

Die Schlagkraft und Unerschrockenheit der Ritterorden wird vielfach von ihren Feinden selbst bezeugt. Hundertschaften von Sarazenen flohen, wenn sie ein Grüppchen Ritter erspähten, da sie wussten, daß sie im Kampf nicht weichen würden. Sie waren fest verwurzelt im Glauben, Angst schien ihnen fremd, denn ihr Vertrauen war mächtig, gestärkt durch das klösterliche Leben und die Sakramente.

Wiederholen wir nochmals den hl. Bernhard und fühlen wir uns angesprochen und aufgerufen zur Verteidigung und Schutz christlichen Zivilisation heute, hier und jetzt, da die Revolution unsere Gesellschaften in unbändiger Wut auf alles Heilige und Gute in das Verderben werfen will und selbst die Kirche im Innersten bedroht wird:

Wahrhaft unerschrocken und allseitig gesichert ist der Ritter, welcher so, wie er sich den Leib mit Eisen, den Geist mit dem Glauben panzert. Denn mit beiderlei Waffen gerüstet fürchtet er weder Dämon noch Mensch. Was soll auch im Leben und Sterben derjenige fürchten, dem Christus das Leben, und Sterben ein Gewinn bedeutet? Greift also unbesorgt an, ihr Ritter, und vertreibt furchtlosen Mutes die Feinde des Kreuzes Christi, in der Gewißheit, daß weder Tod noch Leben Euch von der Gnade Gottes scheiden können, die in Jesus Christus liegt.“

IV - Warum ist der Deutsche Orden gefallen?

Prof. Plinio Corrêa de Oliveira erklärt in „Revolution und Gegenrevolution“: „Im vierzehnten Jahrhundert können wir im christlichen Europa einen Mentalitätswandel beobachten, der im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts immer deutlicher wird. Der Wunsch nach irdischen Freuden verwandelt sich in Verlangen. Die Vergnügungen werden immer häufiger und üppiger. Die Menschen kümmern sich immer mehr darum. In Kleidung, Manieren, Sprache, Literatur und Kunst führt die wachsende Sehnsucht nach einem Leben voller Freuden der Fantasie und der Sinne zu fortschreitenden Manifestationen von Sinnlichkeit und Sanftheit. Der Ernst und die Strenge der Antike schwinden langsam. Alles tendiert zum Fröhlichen, Anmutigen, Frivolen. Die Herzen lösen sich allmählich von der Liebe zum Opfer, von der wahren Hingabe an das Kreuz und vom Streben nach Heiligkeit und ewigem Leben. Die Kavallerie, zu anderen Zeiten einer der höchsten Ausdrucksformen christlicher Sparmaßnahmen, wird verliebt und sentimental, die Liebesliteratur dringt in alle Länder ein, die Exzesse des Luxus und die daraus resultierende Profitgier erstrecken sich auf alle sozialen Schichten.

 Im 14. Jahrhundert zeichnete sich im christlichen Europa eine Mentalitätsänderung ab, die dann im Verlauf des 15. Jahrhunderts immer deutlichere Züge annahm. Das Streben nach irdischen Freuden wuchs zu einer wahren Gier. Die Vergnügungsveranstaltungen wurden immer häufiger und prunkvoller, und die Menschen schenkten ihnen immer mehr Aufmerksamkeit. Der wachsende Hang zu einem lust- und phantasievollen Leben des Genusses führte in Kleidung, Sitten, Sprache, Literatur und Kunst zu immer deutlicheren Anzeichen von Sinnlichkeit und Verweichlichung. Ernst und Strenge früherer Zeiten verschwanden zusehends. Alles gewann einen ausgelassenen, verspielten und festlichen Charakter. Die Herzen wendeten sich nach und nach von der Opferfreudigkeit, von der wahren Kreuzesverehrung und dem Streben nach Heiligkeit und nach dem ewigen Leben ab. Das Rittertum – einst Höhepunkt christlicher Zucht – neigte zu Amouren und Gefühlsduselei. Die Minnedichtung eroberte die Länder, übertriebener Luxus und eine damit einhergehende Gewinnsucht waren in allen Schichten der Gesellschaft zu finden.

Dieser weltliche Geist drang leider auch in den Deutschen Orden ein. Es bildeten sich zwei Fraktionen heraus: Während die eine ihre Mission fortsetzen und immer weiter nach Osten vordringen wollte, um weitere Gebiete für die Kirche zu erobern, wollte die andere das preußische „Paradies“ genießen, verführt von dem immensen Reichtum, den der Orden angehäuft hatte. Leider setzte sich diese zweite Fraktion mit der Zeit durch. Daher kam es zu einer ganzen Reihe politischer Schritte zur Festigung seiner Macht, die zwangsläufig dazu führten, dass der Orden mit dem litauisch-polnischen Königreich zusammenstieß. Während die gutmütigen Germanen die Vereinigung von Preußen, Litauern und Polen befürworteten, um das schismatische Russland wieder in die Hand zu nehmen, provozierte die politisch-weltliche Fraktion einen Krieg zwischen christlichen Ländern. Und hier ist die Katastrophe von Tannenberg von 1410, die von vielen als göttliche Strafe interpretiert wurde, die jedoch nicht zur Bekehrung führte. Im Jahr 1525 kam es dann zum endgültigen Abfall vom Glauben.

Ich schließe mit der Feststellung, dass das „klösterliche-Krieger-Ideal“ nicht tot ist. Heute wird der Kampf gegen die Revolution nicht mit den damaligen Kriegsmitteln geführt. Aber das Ideal ist dasselbe. Wir müssen das Christentum heute so verteidigen, wie es die Jerusalemer, Templer und Deutschen Ritter im Mittelalter verteidigten. Gott, unser Herr und unsere Liebe Frau, werden uns helfen.


(Leicht gekürzter Vortrag von Herzog Paul von Oldenburg an der TFP-Sommerakademie in Kleinheubach, Deutschland, 28. Juli 2006.)

Foto 1: Herzog Paul Oldendenburg bei der Präsentation des Buches über den Adel von Plinio Correa de Oliveira in Wien am 30. November 2010

Foto 2: Deutschordensmuseum, Foto Besserer, Lauda-Königshofen

Mittwoch, 29. Mai 2024

Wie die Homohäresie in die Kirche eindrang



 Robert E. Ritchie

28.05.2024

Warum gibt es so viele homosexuelle Priester in der Kirche?

Die vollständige Antwort finden Sie in diesem neuen Buch, The Breached Dam: The Fiducia Supplicans Surrender to the Homosexual Movement

Wie infiltrierte die Homohäresie die Kirche?

Sie begann in den USA in den 1970er Jahren, vorangetrieben von dem Jesuitenpater John McNeill, Pater Charles Curran und einer theologischen „fünften Kolonne“. Sie arbeiteten schrittweise daran, die traditionelle Lehre zu untergraben.

Mit einer radikalen Neufassung der Heiligen Schrift versuchten diese Förderer der Sünde sogar, die Gläubigen dazu zu bringen, Homosexualität als Teil von Gottes Plan zu betrachten!

Dieses neue Buch, The Breached Dam, entlarvt homosexuelle Interessengruppen wie Dignity und New Ways Ministry, die fordern, dass die Kirche den LGBT-Lebensstil und homosexuelle Partnerschaften vollständig akzeptiert.

Gruppen wie die Rainbow Sash Movement greifen sogar bei liturgischen Feiern zu störenden Aktionen.

Sie und ich müssen jedoch für Gott und seine heiligen Lehren eintreten:

Leider hat der Heilige Stuhl während des Pontifikats von Papst Franziskus seine Unterstützung für Persönlichkeiten wie Sr. Jeannine Gramick zum Ausdruck gebracht, die in früheren Pontifikaten verurteilt worden war.

Der Vatikan hat auch prominente Förderer der Homosexualität gelobt, wie etwa Pater James Martin, den aktuellen Regenbogen-Jesuiten.

In jüngerer Zeit haben die von Fiducia Supplicans autorisierten „Pastoralen Segnungen“ eine gewaltige Bresche in die einst undurchdringliche Mauer der doktrinellen Eindämmung der katholischen Kirche geschlagen. Sie bereiten den Boden für die Akzeptanz sakramentaler „Hochzeits“-Zeremonien für Homosexuelle, die bereits von „fortgeschrittenen“ Theologen gefordert werden.

Wenn Sie The Breached Dam lesen, werden Sie sehen, dass der „Pastorale Segen“ für homosexuelle Paare die Kapitulation des Heiligen Stuhls vor homosexuellen Interessengruppen außerhalb und innerhalb der Kirche darstellt. Dieses neue Buch (für Sie kostenlos herunterladen - Englisch) wird Ihnen helfen, die aktuelle Krise zu verstehen:

Sie und ich müssen die wahren und ewigen Lehren der Heiligen Mutter Kirche verteidigen.

Der Konflikt zwischen Homohäresie und traditioneller katholischer Lehre könnte zu einem Schisma führen, das, um es mit den prophetischen Worten von Plinio Corrêa de Oliveira auszudrücken, „einen der größten Umwälzungen der Geschichte“ herbeiführen würde.

Wer ist für diesen großen Konflikt zwischen Wahrheit und Irrtum verantwortlich?

Es sind diejenigen, die die Homohäresie innerhalb der Kirche verbreiten, die Verwirrung und Sünde säen, und nicht diejenigen, die ihr widerstehen, indem sie den Geboten der Offenbarung und dem Naturgesetz treu bleiben.

Und schließlich werden Sie in „Der gebrochene Damm“ lesen, wie breite Teile der Bischöfe der Welt sich gegen Fiducia Supplicans und Homohäresie wehren.

So sagte beispielsweise Gerhard Kardinal Müller, ehemaliger Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre: „Eine Realität [ein gleichgeschlechtliches Pseudopaar] zu segnen, die der Schöpfung widerspricht, ist nicht nur unmöglich, es ist Gotteslästerung.“

Dieses neue Buch ist ein Muss für jeden gläubigen und informierten Katholiken!

Es wurde von José Antonio Ureta und Julio Loredo fachmännisch recherchiert und verfasst, die für ihr früheres Werk „Der Synodale Prozess ist eine Büchse der Pandora: 100 Fragen und Antworten“ berühmt sind.

José Antonio Ureta ist leitender Forscher der französischen Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Eigentum, ranghohes Mitglied des Instituts Plinio Corrêa de Oliveira in São Paulo, Brasilien, und Autor von Papst Franziskus‘ „Paradigmenwechsel“: Kontinuität oder Bruch in der Mission der Kirche? Eine Einschätzung der ersten fünf Jahre seines Pontifikats. Er ist auch Mitglied der Johannes Paul II. Akademie für menschliches Leben und Familie.

Julio Loredo ist Gründungsmitglied von Tradicion y Acción por un Perú Mayor in Peru. Heute ist er Präsident von Tradizione Famiglia Proprietà in Italien. Er ist auch Autor von „Befreiungstheologie: Wie Marxismus die katholische Kirche Infiltrierte.

Da wir Zeugen einer so schweren Glaubenskrise innerhalb der Kirche sind, müssen wir mit Maria am Fuße des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus stehen und voller Mut und Zuversicht sein Versprechen verkünden:

„Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen!“

Ich verbleibe Ihr Freund,

In Jesus und Maria,

Robert E. Ritchie

Direktor, America Needs Fatima

 

 

Aus dem Englischen mit Hilfe von Google Übersetzer von „Why are there so many homosexual priests in the Church?“ aus einer Email von Tradition Family Property - www.tfp.org

Diese deutsche Fassung „Wie die Homohäresie in die Kirche eindrang“ erschien erstmals in
www.p-c-o.blogspot.com

© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

Link zum herunterladen der englischen Version:

https://store.tfp.org/the-breached-dam-ebook/?PKG=TFPE3335

Die deutsche Version ist noch in Arbeit

Freitag, 24. Mai 2024

Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, ein Überblick seines Kampfes für die Katholische Kirche

Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, ergebener Sohn der Heiligen Kirche,
totale Hingabe für die Wiederherstellung des Christentums

Zum gedenken an den zweiten Jahrestag des am 1. Oktober 1995 gestorbenen Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, brachte die Zeitschrift CATOLICISMO (Brasilien) im Oktober 1997 (Bild) folgenden Artikel, den wir hier in deutscher Übersetzung wiedergeben.

Alfredo MacHale

Überblick auf die umfangreiche und tiefgehende Action

Zur Verteidigung eines ganzheitlichen und tadellosen Glaubens

Anlässlich des zweiten Todestages von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira ist es angebracht, sich besonders auf seine fruchtbaren Leistungen auf religiöser Ebene zu konzentrieren und die wichtige Rolle hervorzuheben, die er als tapferer Verteidiger der katholischen Orthodoxie und der christlichen Zivilisation spielte.

Sein Werk und das Beispiel seines Lebens dienen uns als Leitfaden für die Bewältigung der Krise unserer Zeit, in dem Zeitpunkt, in dem sie eine Schwere erreicht, die vor einigen Jahren nur wenige hätten vorhersagen können.

Sein Leben war eine andauernde und hervorragende Erfüllung der vom hl. Paulus ausgesprochenen und mit den notwendigen Anpassungen für Katholiken aller Zeiten anwendbaren Vorschrift: „nolite conformari huic saeculo“ – „Macht euch nicht die Art dieser Welt zu eigen“ – (Röm 12, 2). Das heißt, lassen euch nicht von den Fehlern, Sünden und Neigungen mitreißen, die in jeder Epoche sozusagen den Punkt darstellen, durch den der Teufel die Menschen besonders anzieht und sie von Gottes Absichten abhält.

Prof. Plinio Corrêa de Oliveira hat diesen Grundsatz in einer Weise erfüllt, die umso bewundernswerter ist, je stärker die in katholischen Kreisen unserer Zeit zu beobachtende Tendenz zur gierigen und wahllosen Anpassung an die moderne Welt ist. So tief verwurzelt erweist sich diese Neigung, dass man sagen kann, dass es von allen Verirrungen, die es heute gibt, keine, die nicht in katholischen Kreisen eine etwas abgeschwächte Version findet und unter den Gläubigen immensen Schaden anrichtet.

Sein 1959 veröffentlichtes Hauptwerk „Revolution und Gegenrevolution“ überträgt im Grunde diesen Grundsatz des Apostels der Nationen auf die zeitgenössische Realität: Es erklärt den historischen Prozess der letzten Jahrhunderte und legt die zu beachtenden Normen fest um zu verhindern, dass der Geist der Welt die Kirche und die Seelen so ansteckt, so dass er letztendlich die christliche Zivilisation zerstört – die einzige in der Geschichte, die ihre Vollkommenheit erreicht hat.

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als Prof. Plinio Corrêa de Oliveira begann seinen Kampf für die Kirche und das Christentum, griff die Gottlosigkeit die Katholiken heftig an, als Folge des Liberalismus und Säkularismus, der seit der Französischen Revolution weite Teile der Welt verseuchten. Die Menschheit hatte mehr als ein Jahrhundert hinter sich, das von fast unaufhörlichen Stürmen heimgesucht wurde. Dies würde bald zu einer Explosion des Hasses – des Kommunismus – gegen die christliche Zivilisation führen; aber auch zu einer feurigen und unerschrockenen katholischen Reaktion.

Diese wütenden Angriffe hatten viele Gläubige erschreckt, die sich von Schüchternheit und Menschenfurcht beherrschen ließen, wenn sie nicht vor den Fehlern und Lastern der Welt kapitulierten. Auf diese Weise passten sich solche Katholiken manchmal teilweise, manchmal vollständig dem Geist der Welt an, der die Kirche zum Ziel ständiger Angriffe machte und viele Seelen von ihr entfremdete.

Allerdings, den Lehren und dem Beispiel des hl. Papstes Pius X. – der Devise seine Wappenschildes folgend „Alles in Jesus Christus erneuern“ – begann eine starke Reaktion der Katholiken. Diese verstanden, dass der göttliche Erlöser und die Kirche nicht nur die begeisterte Zustimmung der Seelen, sondern auch der Gesellschaft verdienen. Dafür ist es wichtig, dass die unvergleichliche Gnade des Glaubens von denen, die sie empfangen, mit Stolz verkündet wird, denn nur so können die Feinde der Kirche zurückgedrängt werden.

Diese kämpferische Bereitschaft äußerte sich in Prof. Plinio Corrêa de Oliveira seit den ersten Jahren seines öffentlichen Lebens, als er zum exponentiellen Anführer der schwungvollen Bewegung der Marianischen Kongregationen wurde. Die von dieser Bewegung erreichte Dynamik trug entscheidend zur Gründung des Katholischen Wählerbundes bei, einem Ereignis von großer Bedeutung für die Geschicke des Vaterlandes in dieser historischen Periode.

So schien die Kirche nach mehr als einem Jahrhundert systematischer antikatholischer Offensive in den Augen der öffentlichen Meinung ungeschlagen zu sein: und ihre Feinde waren erschöpft.

Reaktion gegen Glaubensgegner und laue Katholiken

Im Jahr 1944 beschrieb Prof. Plinio Corrêa de Oliveira im „Legionário“ das Umfeld, das er vorgefunden hat, und das Ideal, das ihn durch den Heldenkampf leitete, um die Kampfbereitschaft und Unnachgiebigkeit gegenüber die Irrtümer in der katholischen Jugend Brasiliens wiederherzustellen: „Wir befanden uns in der endgültigen Liquidierung des liberalen Regimes. Überdrüssig von Skeptizismus, Latitudinarismus, Materialismus, deformiert durch die niedrige und deprimiert durch Sprache der Presse, durch den ausschweifenden Geist von Theater und Kino, durch die Umgebung der krassen Trivialität, in der sich die Jugend entwickelte, strebten wir alle nach einem höheren Ideal. An diesem Ideal hatten wir keinen Zweifel. Es war der Katholizismus, die Fülle aller wahren und edlen Ideale. In der Atmosphäre, die wir atmeten, führten uns zwei Umstände von diesem Ideal ab. Auf der einen Seite die erklärten Feinde der Religion: Freimaurer, Spiritisten, Protestanten, Atheisten. Auf der anderen Seite die Verbilligerer des christlichen Geistes: Halbkatholiken, Vielbeter und... Vielsünder; Menschen, die glaubten, aber nicht praktizierten; Menschen, die an dieses Dogma glaubten, aber nicht an jenes; Menschen, die mit christlichem Etikett alle Symptome der Bequemlichkeit, Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit des Geistes der Welt bewahrt haben. Katholiken schließlich, für die die Kirche eine Last waren, die sie ohne Begeisterung trugen, ein Ideal, das sie zu verdrehen versuchten, ein Geist, den sie auf jede erdenkliche Weise mit dem der Zeit in Einklang zu bringen versuchten, um auch ihren großzügigen und bequemen Anteil zu haben, an Baltazars großem Festschmaus, der die letzten Jahre der liberalen Demokratie waren. ...“

„In der Reaktion, die den Horizont beleuchtete, gab es zwei implizite Reaktionen: Erstens gegen die Gegner des Glaubens, die aus der Härte der Schläge lernen sollten, dass ihnen das Feld, ihrer Unverschämtheit, ihrer Kühnheit, ihrer zynischen Verachtung des Katholizismus nicht mehr ohne Vorbehalte offen stand. Ein anderer, gegen die halbherzige Katholiken gerichteter Begriff der „Milch-Kaffee-Katholiken“, der mit dem Skandal ihrer Lauheit überall die Vorstellung verbreiteten, der Katholizismus würde durch Leblosigkeit sterben“ (Legionário Nº 616, 28.5.1944, „17 Jahre“)

In Voraussicht einer Niederlage bevorzugen die Feinde der Kirche die Taktik der Infiltration

Der Kampf gegen die Feinde der Kirche war jedoch noch weit entfernt von einem Sieg, denn da sie im offenen Kampf eine Niederlage vorhersahen, starteten sie eine doppelte Verschwörungsoffensive: Einerseits förderten sie die Bewegungen, die dem Nazi-Faschismus ähnelten, um die kämpferischen Katholiken abzulenken, sie anzulocken und andererseits die Katholische Aktion zu zerstören mit Ideen, Initiativen und Tendenzen, die eine Erweiterung der modernistischen Irrtümer darstellten, die der hl. Pius X. verurteilt hatte, wobei dieser Papst den Modernismus als „Synthese aller Häresien“ bezeichnete.

Gegen beide Abweichungen führte sich Prof. Plinio Corrêa de Oliveira einen unaufhörlichen Kampf, sei es über den Seiten des „Legionário“ oder durch das direkte Apostolat, indem er prominente Leute aufklärte oder mit ihren erklärten Anhängern polemisierte.

Sein 1943 veröffentlichtes Buch „In Verteidigung der Katholischen Aktion“ 
(Bild rechts) zielte darauf ab, die Fehler anzuprangern, die leider in diese apostolische Vereinigung eingedrungen waren, und zu verhindern, dass sie zu einem Instrument der Entchristianisierung würden. Das Werk war ein unerschrockener Weckruf, von dessen Auswirkungen sich der Progressismus bis heute nicht erholt hat. Dies, weil die von dem Buch hervorgehobenen Irrtümer kein Phänomen mehr waren, das den Katholizismus als ganzes zu beeinträchtigen drohte, um sich fast nur noch in ein Problem der Sakristeien zu verwandeln.

Die Urheber dieser Erosion der katholischen Bewegung rächten sich für den Schlag, den sie erlitten hatten, indem sie eine Diffamierungs- und Isolationskampagne gegen Prof. Plinio Corrêa de Oliveira ausriefen, die über Jahrzehnte anhielt. Selbst der Lobesbrief von Msgr. Montini im Namen Pius XII. in dem die er das Werk lobte, änderte im Wesentlichen nichts an der Unerbittlichkeit der Kampagne

Nach dem Zweiten Weltkrieg, neue Feinde in Sicht

Die Versuchung, mit den Feinden der Kirche zu paktieren, ließ bei den Katholiken nicht lange auf sich warten. Diesmal in Bezug auf andere Fehler – Sozialismus und Kommunismus – die seit dem Ende des Weltkonflikts eine beispiellose Stärke erlangt haben.

Die Verurteilungen der Päpste gegen die oben genannten Irrtümer gerieten zunehmend in Vergessenheit und wurden zunehmend umgangen.

Viele Kirchenhirten wollten in ihnen lobenswerte Anliegen für soziale Gerechtigkeit und das Wohlergehen der Menschen sehen. Einige Bischöfe gingen so weit, sich im Kampf gegen Eigentumsrechte, angemessene und gerechte soziale Ungleichheit und andere Grundprinzipien der traditionellen katholischen Soziallehre mit der Roten Sekte zusammenzuschließen.

Im Jahr 1968, unter der Leitung von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, führte die TFP eine monumentale Unterschriftensammlung in ganz Brasilien durch, mit der Bitte an Papst Paul VI., Maßnahmen gegen die Unterwanderung katholischer Kreise durch die Linke zu ergreifen. Bei dieser Gelegenheit unterzeichneten 1.600 Brasilianer die Petition in nur 58 Tagen.

Im folgenden Jahr ging es um die Verbreitung einer Sonderausgabe von Catolicismo, in der die sogenannten prophetischen Gruppen und das IDO-C angeprangert wurden, Organisationen, die sich in der Kirche eingenistet hatten, um sie von innen heraus zu zersetzen und sie dann in die Subversion zu stürzen.

Neunzehn Karawanen junger TFP-Propagandisten bereisten in 70 Tagen 514 Städte (in 30 Bundesstaaten) in Brasilien. Unter der Leitung des Gründers der TFP war diese Kampagne äußerst erfolgreich: 165.000 Exemplare dieser Ausgabe des Catolicismo wurden verkauft.

Ende 1972 und Anfang 1973 förderte die TFP, ebenfalls unter der Leitung ihres angesehenen katholischen tatkräftigen Leiters, eine landesweite Kampagne zur Verbreitung des mutigen und zeitgemäßen Hirtenbriefs über Cursillos de Cristiandad von D. Antonio de Castro Mayer , damals Bischof von Campos, 10 Jahre vor dem Ausscheiden dieses Prälaten aus der oben genannten Bewegung. In seinem Werk prangerte der Autor gefährliche Lehrirrtümer an, darunter die Öffnung zum Marxismus, die zahlreiche Bereiche der Cursillos befallen hatten. Dreizehn Karawanen mit 120 Propagandisten reisten 1328 vom Norden bis Süden Brasiliens und verkauften 93.000 Exemplare des Hirtenbriefes.

Der Heilige Stuhl wiederum hatte zu dieser Zeit eine Politik der Entspannung mit kommunistischen Regimen verfolgt, die neben den Eisernen und Bambusvorhängen in bestimmten Fällen verhinderte, dass die berechtigten Verurteilungen des Kollektivismus und der religiösen Verfolgung der roten Henker wirksam wurden. Man hoffte, dass sie mit einer solchen Politik den Zugeständnissen des Vatikans entsprechen und dessen Angriffe auf die Kirche abmildern würden. Es wurde als die vatikanische Ostpolitik genannt, die den Katholiken nahe legte, den Kampf gegen die kommunistische Sekte einzustellen.

Als solche Bewegungen im Jahr 1974 eine Kontinuität und Ausbreitung erlangten, die auf eine Norm hindeuteten, veröffentlichte Prof. Plinio Corrêa de Oliveira gemeinsam mit den TFPs und ähnlichen Bewegungen aus anderen Ländern die „Erklärung des Widerstands“ (2). Dieses Dokument zeigte, dass nach der traditionellen katholischen Lehre die Gläubigen das Recht hatten, dem Beispiel des heiligen Paulus zu folgen, als dieser „gegen den heiligen Petrus Widerstand leistete“ , vor der Ostpolitik des Vatikans respektvoll ihre Ratlosigkeit zum Ausdruck zu bringen. Und ebenfalls den antikommunistischen Kampf fortzusetzen.

Der Zusammenbruch des Sowjetregimes anderthalb Jahrzehnte später zeigte, wie schwach dieses war, wie berechtigt die heftigen Proteste der vom Kommunismus unterworfenen Bevölkerung waren und wie paradox es war, dass unter diesen Bedingungen bestimmte Kirchenobrigkeiten die Rote Sekte unterstützten.

Wieder einmal wurde die Notwendigkeit erkannt, die oben erwähnte sehr weise Norm des hl. Paulus auf das heutige Leben anzuwenden.

1975 rückte die Ehescheidungsbewegung, die bereits 1966 durch eine erfolgreiche Unterschriftenkampagne der TFP – 1.042.359 gegen die Legalisierung der Ehescheidung in 50 Tagen – besiegt worden war, durch ein Verfassungsänderungsgesuch wieder in den Vordergrund. Unter der Leitung ihres Gründers ging die TFP ebenfalls auf die Straße, um den Hirtenbrief des Bischofs von Campos, Für die Unauflöslichkeit Ehe, zu verbreiten. In etwas mehr als einem Monat wurden 100.000 Exemplare des Hirtenbriefs vertrieben, was die Annhame des genannten Gesuchs verhinderte.

Schweigen war die Antwort...
der schweigenden Bischöfe

Unterdessen ging der Prozess des Eindringens kommunistischer Irrtümer in die Reihen der Kirche weiter. Vor diesem Hintergrund wurde einige Jahre später, 1976, ein Buch von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira herausgebracht: „Die Kirche angesichts der Eskalation der kommunistischen Bedrohung – Appell an die schweigenden Bischöfe“, sich ihnen zu stellen und die Prälaten zum Kampf zu ermutigen.

Das Werk legt den immensen Wandel offen, der innerhalb des brasilianischen Episkopats stattfand, das bis 1948 ein entschiedener Gegner des Marxismus war. Von da an begann die Wendung nach links, die 1952 mit der Gründung der Nationalen Konferenz der Bischöfe Brasiliens einen großen Aufschwung erhielt die Bischöfe Brasiliens (CNBB) und die Wahl von D. Helder Câmara zum Generalsekretär dieses Gremiums.

Nach 1964 – hebt das Werk hervor – kam es in zahlreichen Institutionen Brasiliens zu einer Säuberung der Kommunisten. Da jedoch katholische Kreise – insbesondere die Hierarchie – von diesem Prozess verschont blieben, suchten die linken Ideen und die Menschen, die für sie kämpften, in jener Zuflucht. Und dort gedieh sie so weit, dass zahlreiche Persönlichkeiten des nationalen Episkopats eine wertvolle Unterstützung für die Kommunistisierungsarbeit des Landes darstellten.

Im selben Buch, parallel zu dieser Entwicklung des Episkopats, beschreibt Prof. Plinio Corrêa de Oliveira die Bildung einer Gruppe gläubiger Katholiken – zunächst versammelt um die Wochenzeitung „Legionário“, dann rund um die Zeitschrift „Catolicismo“ –, die unter Hinzuführung jüngerer Elemente unter seiner Leitung die Brasilianische Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition. Familie und Eigentum – TFP gründete.

Als er diesen historischen Rückblick präsentierte, richtete der angesehene katholische Führer einen vehementen Appell an die schweigenden brasilianischen Bischöfe, sich für die Verteidigung der traditionellen Lehre und gegen den Kommunismus einzusetzen, da sie zahlreich seien und über genügend Ansehen verfügten, um Brasilien vor der roten Gefahr zu retten.

Leider war die Antwort der schweigenden Hirten auf diesen kindlichen und dringenden Appell…  wieder einmal das Schweigen.

Ideal der neuen Missiologie: der indigene Tribalismus

Diejenigen, die die Verbreitung kollektivistischer Irrtümer in katholischen Kreisen förderten, suchten jedoch nach anderen Wegen, um ihr Ziel zu erreichen, was den Gründer der TFP zu neuen Anzeigen veranlasste.

1977 veröffentlichte er das Buch „Indianischer Tribalismus, ein kommunistisch-missionarisches Ideal für Brasilien im 21. Jahrhundert“, das die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf eine Verunstaltung des missionarischen Geistes lenkte, der sich ungestraft in kirchlichen Kreisen eingeschlichen hatte, Priesterseminare vergiftete und die Missionen denaturiert und dazu neigte die indigene Bevölkerung zu einem ewigen Primitivismus zu verurteilen.

Tatsächlich sollte dieser neuen missionarischen Strömung zufolge die gegenwärtige Zivilisation verschwinden und dem System des Stammeslebens der Indianer Platz machen; Institutionen wie das Privateigentum, die monogame Familie und die unauflösliche Ehe sollten abgeschafft werden, damit die heutige Gesellschaft, weit davon entfernt, die Indianer zu zivilisieren und zu katechisieren, in ein Lebensregime führen würde, das dem der unglücklichen Indianer ähnelte.

Gegen die kollektivistische und amoralische Gesellschaft, die sich in dieser idyllischen Vision des wilden Indianers manifestierte, die von der Missiologie als Ideal für den Menschen des 21. Jahrhunderts dargestellt wurde, erhob sich der berühmte katholische Denker also genau zu dem Zeitpunkt, als dieselben Irrtümer von Strukturalisten und Tribalisten der revolutionären Anthropologie gefördert wurden.

CEBs: Instrument der „katholischen“ Linken für die Umsetzung sozialisierender Reformen

Neue doktrinäre Kämpfe zur Verteidigung der Kirche stellten sich ein gegen das Eindringen der Linken in ihre Mitte.

1982 erschien das Buch „Die CEBs..., über die viel gesprochen wird, über die aber wenig bekannt ist – die TFP beschreibt, was sie sind“, in dessen erstem Teil Prof. Plinio Corrêa de Oliveira zeigt, dass die Kirchlichern Basisgemeinden (CEBs) das Instrument der „katholischen“ Linken sind, um Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu säen, diese Unzufriedenheit dann in Agitation umzuwandeln und dadurch den öffentlichen Gewalten die dreifache Reform aufzuzwingen: Agrar-, Stadt- und Wirtschaftsreform. All dies wahrscheinlich, um in Brasilien ein sozialistisches Regime der Selbstverwaltung zu errichten.

Im zweiten Teil dieser Arbeit, der von den Herren Gustavo Antonio Solimeo und Luiz Sérgio Solimeo verfasst wurde, wird die Öffentlichkeit über die Realität der CEBs informiert: die von ihnen verbreitete Lehre, ihre Organisation, ihre Methoden zur Rekrutierung ihrer Mitglieder und deren Vorgehensweise auf den gesamten sozialen Körper einzuwirken.

Aufgrund dieser Arbeit von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira und die dadurch erreichte starke Verbreitung begann der Niedergang der CEBs, wie sich auf dem 9. Internationalen Treffen dieser Verbände zeigte, das vom 15. bis 19. Juli d.J. in São Luis (MA) stattfand, wie in unserer letzten Ausgabe berichtet, in der wir in einem umfangreichen Artikel vorgestellt haben, der den offensichtlichen Prozess der Entleerung der CEBs analysierte.

Fazit: Sieg, der Lohn der Treue

Zum Abschluss dieser Würdigung ist es angebracht, die erhabenen Worte zu wiederholen, die Prof. Plinio Corrêa de Oliveira vor mehr als einem halben Jahrhundert schrieb, als wie heute fast nur Stimmen zu hören waren, die zu Anpassung und Kompromissen aufriefen:

„Als unser Herr Jesus Christus starb, versiegelten die Juden sein Grab, besetzten es mit Soldaten und dachten, es sei alles erledigt.

„In ihrer Ungläubigkeit leugneten sie, dass unser Herr der Sohn Gottes war, dass er in der Lage war, das Grabgefängnis, in dem er lag, zu zerstören, und vor allem, dass er vom Tod zum Leben übergehen konnte. Nun ist dies alles geschehen. Unser Herr erhob sich ohne menschliche Hilfe, und unter seiner Herrschaft bewegte sich der schwere Stein des Grabes leicht und schnell, wie eine Wolke. Und er ist auferstanden.

„So kann auch die unsterbliche Kirche scheinbar aufgegeben, beiseite geschoben, verfolgt werden. Sie kann unter der Last der schwersten Prüfungen wie besiegt daliegen. Sie hat aber in sich selbst eine innere und übernatürliche Kraft, die ihr von Gott kommt und die ihr einen umso großartigeren, unerwarteten und vollständigen Sieg sichert.“ (Legionário, Nr. 660, 1º-IV-1945, „Ostern“) .

Wenn dies geschieht, wenn die Katholiken die Gnade haben, den Sieg Unserer Lieben Frau mitzuerleben, werden sie sich mit Begeisterung an diejenigen erinnern, die im Laufe dieser Jahrzehnten, in denen so viele Wahrheiten aufgegeben und vergessen wurden, diesem Prozess des Zerfalls fern blieben und ihr Leben hingaben, um dagegen anzukämpfen, in völliger Treue zur Heiligen Kirche. Und in diesem bewundernswerten Ganzen wird Prof. Plinio Corrêa de Oliveira zweifellos eine herausragende Stellung einnehmen und ein Beispiel für zukünftige Jahrhunderte sein.

 

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer von „O Prof. Plinio Corrêa de Oliveira, filho devotado da Santa Igreja, dedicação total à restauração da Cristandade“ in „Catolicismo” Nr. 562, Oktober 1997 https://catolicismo.com.br/Acervo/Num/0562/P01.html

Diese deutsche Fassung „17 Jahre“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com

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