Montag, 28. Oktober 2024

Heiliger Karl Borromäus, der Bischof der Gegenreformation


Es reicht nicht, Werke zu produzieren, die Fehler widerlegen, sondern man muss selbst die Personifizierung der veröffentlichten Werke sein, man muss das Symbol selbst sein, des menschlichen Typus, den man in den verfassten Werken eingefügt hat. Die Arbeit, die er als Bischof leistete, war für die Kirche wirkungsvoller als seine Schriften.


   Heute ist das Fest des Heiligen Karl Borromäus, Bischof und Bekenner, eines der wichtigsten Instrumente der Kirchenreform im 16. Jahrhundert. Seine Reliquie wird in unserer Kapelle verehrt.

   Der heilige Karl Borromäus interessiert uns als große Figur der Gegenreformation.

   Natürlich interessiert uns die Gegenreformation besonders, denn wenn die Pseudoreformation einer der großen Schritte der Revolution war, war die Gegenreformation offensichtlich einer der großen Schritte der Gegenrevolution.

   Die Figuren der Gegenreformation haben sehr dazu beigetragen, in der Kirche alle Wahrheiten zu definieren, die der Protestantismus leugnete. In diesem Sinne sind sie ein großartiges Beispiel für uns. Aber sie sind auch Beispiele in dem Sinne, dass sie das Gegenteil von leeren Theologen waren, die keinen polemischen Charakter hatten und die Probleme ihrer Zeit nicht im Blick hatten, sondern sich hier und da aus Neugier in den Gärten der Theologie nach Fragen wühlten, die mit der Zeit wenig zu tun hatten. Die echten Theologen hatten ihren Blick auf die wirklichen Probleme der Zeit gerichtet, auf das Böse, wie es damals erschien, und sie stellten sich gegen dieses Böse. Und auf diese Weise haben sie große Fortschritte für die katholische Lehre erreicht.

   Hier scheint es sich um eine Kategorie gegenrevolutionären Denkens zu handeln. Es geht dabei nicht um aus der Luft gegriffenen Studien, die in keinem Zusammenhang mit der Revolution und dem Aspekt stehen, den sie zu der Zeit darstellten. Sondern es waren Studien, die im Dienst der Kirche standen, die durchgeführt wurden, um Seelen zu retten, falsche Vorstellungen zu widerlegen und noch mehr, in denen der Saft des Denkens durch die Betrachtung des Irrtums gesteigert wird. Charakteristisch für unsere Positionen, charakteristisch für die kulturelle Bedeutung des Begriffs „Katholizismus“ ist, die Wahrheit auf zwei Arten zu erkennen: a) die noch nicht bekannten Wahrheiten aus den bereits bekannten Wahrheiten abzuleiten; b) und zweitens, zu sehen, was der Fehler sagt, und in der Widerlegung des Fehlers, das Negative zu erkennen. Nicht Teile der Wahrheit, die im Irrtum stecken, zu nutzen, sondern durch Ausschluss des gesamten Irrtums die Wahrheit erkennen, die man behaupten will.

   Für uns gibt es hier ein großes Beispiel dafür, warum uns diese Lehrer der Gegenreformation sehr am Herzen liegen müssen.

   Der heilige Karl Borromäus war nicht nur persönlich ein großer gegenreformatorischer Bischof, sondern in gewisser Hinsicht war er der Bischof der Gegenreformation. Das liegt nicht nur daran, dass er ein Mann mit großer Vorbereitung und großer Kultur war und dies zu seiner Zeit ausstrahlte, sondern auch daran, dass er den Typus des authentischen Bischofs verwirklichte. Die guten Bischöfe, die von der Gegenreformation bis heute lebten, viele, viele von ihnen hatten das Ideal, Bischöfe zu sein wie der heilige Karl Borromäus einer war. Und hier kommt ein weiteres großartiges Beispiel: Es hat keinen Sinn, Werke zu schreiben, die nur dieses oder jenes widerlegen, aber man muss die Personifikation der Werke sein, die man veröffentlicht hat, und man muss wissen, das Symbol, der menschliche Typ selbst zu sein, den man in die Werke, die man geschrieben, eingebracht hat. Die Arbeit, die er als Bischof der Gegenreformation und als Muster eines Bischof leistete, war für die Kirche eine wirkungsvollere Arbeit, die sicherlich größer war als die seiner eigenen Schriften. Ich möchte nicht sagen, dass das Beispiel immer mehr wert ist als das geschriebene Wort – das wäre übertrieben – aber ich sage, dass in diesem konkreten Fall das Beispiel mehr wert war als das geschriebene Wort.

   Um nicht weiter darauf einzugehen, möchte ich Ihnen eine Tatsache aus dem Leben dieses Heiligen erzählen, die für unseren gesamten Geist sehr typisch ist. Wie Sie wissen, war D. Hélder Camara zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren und die Kirche profitierte nicht von den „Lichtern“, die er in der gesamten Christenheit hervorsprudeln ließ… Und rückständige, obskurantistische Geister, die dem Kretinismus verfallen waren, waren damals der Meinung - wie auch wir heute meinen -, dass ein Kardinal sich in Prunk, Erhabenheit und Feierlichkeit kleiden müsse, um die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus vor den Menschen erstrahlen zu lassen. Dies gilt umso mehr, als er nicht nur Fürst der Kirche, sondern gewissermaßen auch weltlicher Herrscher von Mailand war.

   Darüber hinaus war er eine Zeit lang Kardinalstaatssekretär; und außerdem war er eine Persönlichkeit einer großen italienischen Familie. Aus all diesen Gründen hätte er sein öffentliches Leben mit großen Prunk führen sollen, und das tat er auch. Einmal fuhr er in einer prächtigen Kutsche mit Polsterung, in der alles sehr bestens ausgerichtet war usw., und er fuhr in voller Pracht durch die Straßen Roms oder auf einer Landstraße, ich erinnere mich nicht, als ein einfacher, armer Mönch zu Pferd in seiner Nähe vorbei kam... Grüße von einer Seite zur anderen und der Mönch sagte zu ihm: Eminenz, wie angenehm ist es doch, Kardinal zu sein. Wie man angenehmer reist als ein einfacher Mönch.

   Es war eine Zeit, in der die Mönche es wagten, so etwas einem Kardinal zu sagen, denn die heutigen Kardinäle sind sehr einfach, aber sie dulden eine solche Intimität nicht. Kardinal Borromäus wandte sich sehr freundlich an den Mönch und lud ihn ein, mit ihm zu reisen. Der Mönch stieg ein, setzte sich und fing an zu schreien: Unter dem Sitz lagen spitze Bußgegenstände, also fühlte sich jeder, der dort saß, sehr unwohl. Und der Kardinal reiste auf diesen Gegenständen, auf den Stößen einer Straße, in Seide, Kristallen und Purpur einer Kutsche, wahrscheinlich ganz aus Gold und sogar mit Federn und Lakaien. So ist es, wie es sein sollte...

 

 

Aus dem Portugiesischen eines Vortrags von Prof Plinio Corrêa de Oliveira über „Der hl. Karl Borromäus und die Gegenreformation“, vom 30. Oktober 1963

Diese deutsche Fassung erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com

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Nachtrag
Im Dienste sterbender Pestkranker
   
Es war im Jahre 1566. Erzbischof Karl Borromäus von Mailand hatte eben den Seelengottesdienst für den Bischof von Lodi gehalten. Da vernahm er, daß an zwei Stellen seiner Bischofsstadt die Pest ausgebrochen sei. Auf diese Nachricht hin kehrte der Heilige sofort zurück und dies um so eiliger, als er erfuhr, daß der Bürgermeister der Stadt und die Edelleute aus Furcht vor der Pest nach Genua geflüchtet waren und die Stadtbewohner ihrem Schrecken überließen. Als seine Freunde sahen, daß er entschlossen war, selbst den Pestkranken nachzugehen, setzten sie alle Hebel in Bewegung, um ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Sie rieten ihm, sich an einen sicheren Ort zurückzuziehen, um von dort aus seine Anweisungen zu geben. Aber Karl Borromäus liebte seine Schäflein zu sehr, als daß er sie in dieser schweren Drangsal hätte verlassen können. Deshalb konnte ihn nichts von seinem festen Entschluß abbringen. Er wollte lieber sein irdisches Leben nach dem Willen Gottes opfern, um de Sterbenden das Leben der Seele zu sichern. Unverzüglich rief er alle Pfarrer von Mailand zusammen und ermahnte sie dringend, um den Pestkranken willen, des eigenen Lebens nicht zu schonen, sondern sich für sie zu opfern. Er versprach ihnen, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Ja, er verhieß ihnen, sie nicht zu verlassen, wenn sie selber von der Krankheit ergriffen würden. Er wollte ihnen dann persönlich die heiligen Sakramente spenden, wie es dann auch wirklich geschah. Seine feurige Ansprache zündete. Die versammelten Pfarrer taten den Schwur, ihre priesterliche Pflicht treu zu erfüllen. Viele von ihnen erklärten sich bereit, selbst schon angesteckt, mit letzter Kraft noch den Sterbenden die heilige Ölung zu spenden.
   
Da vor der Stadt viele Hütten errichtet wurden und die Pfarrer für deren Betreuung nicht mehr genügten, versammelte der überaus besorgte Kardinal auch die Vorstehe der Klöster und die Ordensleute, welche imstande waren, die heiligen Sakramente zu spenden. Er richtete an sie einen rührenden Aufruf, der uns von Bischof Bescapè von Novara überliefert ist. 28 von ihnen erklärten sich sofort bereit, seiner Einladung zu folgen; viele ahmten deren edles Beispiel nach. Als zwei Barnabitenpatres von der Pest ergriffen wurden, nahm sich der Erzbischof persönlich um sie an. Er selber spendete ihnen die heilige Wegzehrung und die Krankensalbung. Er verrichtet die Sterbegebete an ihrer Seite und stand ihnen bei bis zum letzten Atemzug.

    Seine Sorge für die Seelen war so groß, daß er ohne Verzug die Häuser und Zimmer der Pestkranken aufsuchte, um alle Gefährdeten auf einen guten Tod vorzubereiten. In einigen Fällen, wo er die Haustüre nicht öffnen konnte, drang er sogar mit Hilfe einer Leiter durch das Fenster ins Innere, um den Sterbenden seelsorgerlich beizustehen. Er fürchtet allen Ernstes, es könnte durch mangelnde Opferbereitschaft seinerseits eine Seele verlorengehen. 

    In Soge darüber, es hatte einer der Pestkranken das heilige Sakrament der Firmung noch nicht empfangen, durchwanderte er die Straßen Maillands und ging in die Häuser, ja in alle Dörfer ringsum, in denen die Krankheit schon verbreitet war, um allen, den Gesunden und Kranken die heilige Firmung zu spenden.
Die Pest dauerte 10 lange Monate. Sie hat auf dem Lande 8000, in der Stadt 17 000 Menschenleben gefordert. Fast wie ein Wunder mutet es an, daß sowohl der Kardinal wie auch sei Gefolge von der Pest verschont blieben. So wollte Gott schon in dieser Welt die unerschütterliche Nächstenliebe seiner Dieners zu den armen Pestkranken belohnen.
Unvergessen bleibt der Seeleneifer dieses heiligen Bischofs für alle Zeiten. Nur um den Preis eines blutenden Herzens werden Seelen gerettet.

„Gott braucht Priester, dass sie Sein Herz verschenken und das ihrige dazu.“   (Claudel)

Quelle: „Und in der Stunde...“ (Seines Todes - unseres Todes), von Pfarrer A. M. Weigl, St. Grignionverlag, 84503 Altötting, 1997

Sonntag, 27. Oktober 2024

Die Rückkehr der Tradition und die Rolle von Plinio Corrêa de Oliveira bei der Schaffung der internationalen religiösen Rechten

 von Julio Loredo

Blog „Duc in Altum“ von Aldo Maria Valli, 30. September 2021

In der revolutionären Mythologie bewegt sich der historische Prozess ständig „vorwärts“, das heißt hin zu immer liberaleren, egalitäreren, toleranteren, weltlicheren, integrativeren, kurzum „moderneren“ Formen des Denkens, Fühlens und Lebens. Mit anderen Worten: Es geht immer nach links. Unerbittlich.

Von „Niedergeschlagenheit“ zur „Wiederbelebung“

An der Wende der 1960er und 1970er Jahre schien dies eine unumstößliche Wahrheit zu sein. Während im kulturellen Bereich die Gifte von 1968 die moralischen und psychologischen Grundlagen des Westens zerstörten, schritt der Kommunismus im gesellschaftspolitischen Bereich unbeirrt voran. Die Vereinigten Staaten, der faktische Führer der nichtkommunistischen Welt, war auf dem Rückzug, insbesondere nach der Vietnam-Katastrophe. Das amerikanische Volk verfiel psychologisch in das, was Analysten als „Malaise“ bezeichneten, das als Zeichen eines nicht allzu fernen Todes interpretiert wurde. Dieses „Niedergeschlagenheit“ breitete sich dann in der gesamten westlichen Welt aus.

Im kirchlichen Bereich siegten die Verfechter der sogenannten Hermeneutik des Bruchs und der Diskontinuität, die das Zweite Vatikanische Konzil als Geburt einer neuen Kirche interpretierten. In der Kirche herrschte die sogenannte „Euphorie des Dissens“ (Meinungsgegensätze). Die progressive Linie siegte überall. Der Traditionalismus wurde fast wörtlich auf vier Looser reduziert.

1979 begann sich jedoch alles zu ändern.

Im Mai gewann Margaret Thatcher die Wahlen in Großbritannien und leitete damit einen konservativen Aufschwung ein, der innerhalb weniger Jahre den sozialistischen Apparat demontierte, der das Land mehr als ein halbes Jahrhundert lang beherrscht hatte. Dann, im November 1980, gewann Ronald Reagan die amerikanischen Wahlen und führte die konservative Bewegung an die Macht. Und auch hier erlebte das Land eine kopernikanische Wende. „The Sixties are Over!“ „Die Sechziger sind weg!“, war einer der am häufigsten wiederholten Slogans. Es war der Beginn der konservativen Wiederbelebung, der konservativen Wiedergeburt, die sich dann über die ganze Welt ausbreitete und der Regierung in vielen Ländern ein neues Recht auf klare religiöse Inspiration einbrachte.

Im kirchlichen Bereich markierte das Pontifikat von Johannes Paul II., wenn auch mit Licht und Schatten, gleichermaßen einen Wendepunkt, wofür das Motu proprio Ecclesia Dei (1988) ein Beispiel war, das erneut die Türen zur tridentinischen Messe öffnete. Der Traditionalismus begann überall zu wachsen, insbesondere unter jungen Menschen. Es entstanden verschiedene religiöse und kirchliche Institute mit konservativer/traditionalistischer Ausrichtung. Die Auswüchse der progressiven Theologie wurden verurteilt. Dieser Wendepunkt wurde im Pontifikat von Benedikt XVI. noch verstärkt, beispielsweise mit dem Motu proprio Summorum Pontificum, was zu Situationen wie in Frankreich führte, wo fast die Hälfte der geweihten Priester dem traditionellen Ritus angehörten.

Die konservative Wiederbelebung wurde sowohl in ihren zeitlichen als auch in ihren religiösen Aspekten von vielen Intellektuellen eingehend und eingehend untersucht. Wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema gibt es in Hülle und Fülle. Dennoch gibt es einen Punkt, der noch nicht ausreichend erforscht ist: die Rolle Brasiliens und insbesondere von Professor Plinio Corrêa de Oliveira bei der Entstehung und Entwicklung dieser Reaktion. 

Um diese Lücke zu füllen, veröffentlichte Benjamin A. Cowan kürzlich das Buch „Moral Majorities across the Americas – Brazil, the United States and the Creation of the Religious Right“ (University of North Carolina Press, 2021, 294 S.). Professor Cowan ist Absolvent der Harvard-Universität und Professor für Geschichte an der University of California in San Diego.

Die Forschungsarbeit ist umfangreich. Nicht weniger als 824 Fußnoten zeugen von der Fülle an Referenzen, mit denen der Autor sein Werk bereichern wollte. Die meisten Quellen sind unveröffentlicht: das persönliche Archiv von Msgr. Geraldo von Proença Sigaud; Berichte der brasilianischen Geheimdienste; die Paul Weyrich Papers aus der Manuskriptabteilung der Library of Congress; die Diözesanarchive von São Paolo und Diamantina (Brasilien); das Archiv des brasilianischen Außenministeriums und so weiter.

Wie in jeder historischen Analyse sollten einige Unterscheidungen getroffen werden, insbesondere bei Personen wie mir, die an einigen der erzählten Ereignisse teilgenommen haben oder engen Kontakt zu denen hatten, die daran teilgenommen haben. Dennoch handelt es sich um ein umfangreiches Werk, das dazu bestimmt ist, die akademische Forschung zu diesem Thema zu beeinflussen. Es sei daran erinnert, dass Professor Cowan ein Liberaler ist und sich daher in einer ideologischen Position befindet, die der der untersuchten Realitäten entgegengesetzt ist. Weit davon entfernt, sich zu entschuldigen, ist es vielmehr eine Kritik, manchmal sogar bissig.

Das Zweite Vatikanische Konzil

Das erste Kapitel ist dem Zweiten Vatikanischen Konzil gewidmet.

Trotz der umfangreichen Bibliographie, die jetzt über das Konzil verfügbar ist, behauptet Cowan, dass Wissenschaftler dem „entschlossenen Handeln einer zusammenhängenden Gruppe von Brasilianern, die während und nach dem Konzil daran gearbeitet haben, die Reformwelle einzudämmen“, noch nicht die gebührende Bedeutung beigemessen haben. (…) Die zentrale Rolle der Brasilianer [in der Reaktion der Traditionalisten] liegt wie üblich im Schatten“ [1]. Beispielsweise wurden die Interventionen von Msgr. José Maurício da Rocha, Bischof von Bragança Paulista, „Monarchist, entschiedener antimodernist, antikommunist und antiliberal“ übersehen. Bekannter, aber immer noch nicht gut untersucht, ist die Aktion von Msgr. Geraldo de Proença Sigaud, Erzbischof von Diamantina, und Msgr. Antonio de Castro Mayer, Bischof von Campos.

Diese „zusammenhaltende Gruppe von Brasilianern“ bestand aus den beiden letztgenannten Konzilsvätern und wurde von den Mitgliedern der TFP, die zu diesem Anlass zwei Büros in der Ewigen Stadt eröffnet hatten, ermutigt und unterstützt. Der Inspirator und die treibende Kraft der Gruppe war zweifellos Professor Plinio Corrêa de Oliveira.

Obwohl diese Gruppe während und nach dem Konzil „eine wichtige und in gewissem Sinne Pionierrolle in der Politik des katholischen Traditionalismus auf nationaler und internationaler Ebene innehatte, werden Mayer, Sigaud und die sensationelle TFP in der Geschichtsschreibung über die Entstehung der erzkonservativen katholischen Reaktion in der Welt oft außer Acht gelassen.“ (…) Forscher haben diesen brasilianischen Beitrag weitgehend ignoriert. (…) In diesem ersten Kapitel möchte ich diesen Aktivismus konservativer Brasilianer während des Zweiten Vatikanischen Konzils als Element im Aufbau und in der Entwicklung des transnationalen katholischen Traditionalismus skizzieren. (…) Die Brasilianer waren in gewisser Hinsicht die wichtigste – und bisher vernachlässigte – Kraft hinter dem konservativen Widerstand im Zweiten Vatikanischen Konzil“ [2].

Offensichtlich behauptet Cowan nicht, dass dies die einzige Komponente der traditionalistischen Reaktion während des Konzils war. Er behauptet lediglich, dass dem bisher nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Die antiprogressistische Aktion von Plinio Corrêa de Oliveira begann laut Cowan in den 1930er Jahren mit der Gründung der um die Wochenzeitung „O Legionário“ Gruppe des Legionário und setzte sich in den 1940er Jahren mit seinem Widerstand gegen den Neomodernismus innerhalb der Katholischen Aktion und mit der Gründung der Bewegung um die Monatszeitung „Catolicismo“ in den Fünfziger fort. An der Wende der sechziger Jahre hatte Plinios antimodernistisches Werk „in Brasilien großen Widerhall [und hatte auch] erhebliche internationale Auswirkungen, die dazu beitrugen, die weltweite katholische Reaktion gegen Modernisierung und Säkularisierung zu bilden und aufrechtzuerhalten“ [3].

Als Doktor Plinio 1962 in Rom ankam, hatte er daher bereits sehr klare Vorstellungen und einen perfekt ausgearbeiteten Schlachtenplan, im Gegensatz zu vielen anderen Konservativen, die „von der progressiven Wende des Konzils überrascht wurden“ [4]. Tatsächlich, erklärt Cowan, „hat die TFP die Ausrichtung des Konzils vorweggenommen und begonnen, sich zu organisieren, bevor dieser begann“ [5]. Das Privatarchiv von Msgr. Sigaud enthält den Bericht über die Treffen mit Plinio Corrêa de Oliveira, um den Plan der Opposition gegen den fortschreitenden Angriff auf das Konzil vorzubereiten, bevor er in die Ewige Stadt eintraf.

Dieser Plan ist in dem Votum enthalten, das Msgr. Sigaud dem Konzil vorgelegt hat, das aber inspiriert und vielleicht teilweise geschrieben von Plinio Corrêa de Oliveira war: „Die Kirche muss den Kampf gegen die Revolution auf globaler Ebene organisieren“ [6]. Dr. Plinios realistisch besorgte Vision stand in deutlichem Kontrast zu dem „Jubel“, den viele Konservative über die Einberufung des Konzils empfanden und darin eine Chance für eine „konservative Erneuerung“ sahen, während Dr. Plinio befürchtete, dass es zu einem Debakel kommen würde [7].

Während des Konzils versammelten sich die Traditionalisten im Coetus Internationalis Patrum. Aus dem Archiv von Msgr. Sigauds wird die zentrale Rolle zur Entstehung des Coetus deutlich, dass dieser immer wieder durch Plinio Corrêa de Oliveira ermutigt wurde. Beispielsweise stammen die Manuskripte mit „den Plänen für die Struktur, Tagungen, Veröffentlichungen, Aktivitäten und Finanzierung“ des Coetus von ihm. In einem Brief an den brasilianischen Außenminister, in dem er ihn um finanzielle Unterstützung bittet, schreibt Msgr. Sigaud: „Ich finde [in Rom] keine selbstlosen und zuverlässigen Mitarbeiter. Im Gegensatz dazu arbeiten brasilianische Aktivisten einfach aus Hingabe an unsere Sache, mit großer Effektivität und Diskretion. (…) Sie sind Spezialisten, jeder in einem Aspekt des Konzils. (…) Das Rückgrat von Coetus war schon immer und muss auch weiterhin diesen brasilianischen Aktivisten anvertraut werden“ [8]. Cowan kommt zu dem Schluss: „Der Aktivismus der TFP erreichte eine zentrale Bedeutung bei der Mobilisierung des konservativen Blocks.“

Msgr. Marcel Lefèbvre selbst definierte die TFP als das „Verwaltungskomitée“ des Coetus [9]. Er teilte die Meinung des französischen Historikers Henri Fesquet. Abschließend stellt Cowan fest: „Wie wir gesehen haben, gehörten Marcel Lefèbvre und seine Anhänger zu denen, die die Brasilianer für die Hauptakteure, ja sogar Helden auf diesem Gebiet hielten“ [10].

Wir übergehen ein langes Kapitel mit dem Titel „Die Schönheit der Hierarchien“, in dem Cowan die Lehren erklärt, die der TFP zugrunde liegen. Es ist jedoch interessant festzustellen, wie die TFP laut Cowan aus ihrer katholischen Vision nicht nur eine antiprogressive Vision im religiösen Bereich, sondern auch eine traditionalistische Konzeption der weltlichen Gesellschaft ableitet, die eng mit der ersten verknüpft ist. Daher ihre Kämpfe auf politischem, sozialem, kulturellem, moralischem und religiösem Gebiet. Interessant ist auch Cowans Beharren auf der „ästhetischen Dimension“ der von der TFP gewünschten Gegegenrevolution.

Professor Cowan kommt zu dem Schluss: „Obwohl der katholische Traditionalismus das Feld ist, in dem diese [TFP-]Aktivisten die direkteste und anerkannteste Wirkung hatten, erstreckt sich ihr Einfluss auch auf das breitere Feld des modernen religiösen Konservativismus.“ Darauf werde ich in den nächsten Kapiteln eingehen. (…)  Der Aktivismus [der TFP] machte Brasilien zu einem wichtigen Ort für die Entwicklung dieser besonderen Art von religiösem Konservativismus, der später innerhalb und außerhalb Brasiliens Widerhall finden sollte“ [11].

Entstehung der „Transnationalen Neuen Rechten“

Im vierten Kapitel möchte Cowan „die Rolle Brasiliens als Hauptkern in dem Netzwerk nachzeichnen, das die transnationale Neue Rechte hervorgebracht hat“ [12]. Es muss sofort klargestellt werden, dass die „Neue Rechte“, auf die er sich bezieht, nichts mit der europäischen Nouvelle Droite neoheidnischen Ursprungs zu tun hat. Die Grundlagen dieser Neuen Rechten waren laut Cowan der Antikommunismus, die Verteidigung moralischer Werte und der westlichen Kultur. Gerade die allgemeine Abneigung gegen den Kommunismus – damals der schlimmste Feind der westlichen christlichen Zivilisation – veranlasste viele Gruppen und Bewegungen, ihre Kräfte zu bündeln. Cowan zeigt, dass die TFP dabei eine Hauptrolle spielte: „Brasilien wurde zu einem Eckpfeiler für die Entstehung und Akkreditierung [Ermächtigung] rechter Persönlichkeiten und Bewegungen, deren Bedeutung über nationale Grenzen hinausgehen würde“ [13].

Basierend auf größtenteils unveröffentlichten Dokumenten analysiert der Autor insbesondere die Beziehungen zwischen der TFP und der amerikanischen Neuen Rechten. Um sie zu verstehen, müssen wir einen Schritt zurücktreten.

Ende der 1940er Jahre nahm mit der Veröffentlichung von Burkes Politics [14] in den Vereinigten Staaten das Gestalt an, was später als Konservative Bewegung [15] bezeichnet wurde. Nach einer Zeit der doktrinären Ausarbeitung und einem verfrühten und daher gescheiterten Wahlversuch mit Barry Goldwater im Jahr 1964 landete diese Bewegung Ende der 1960er Jahre in Washington, wo sie Denkfabriken wie die Heritage Foundation und Strukturen für Aktionspolitik wie die Free Congress Foundation gründete. Die Seele dieser Initiativen war Paul Weyrich, ein Katholischen Traditionalist österreichischer Herkunft [16]. 1980 trug diese Neue Rechte dazu bei, dass Ronald Reagan, der erste „konservative“ Präsident wurde. Dann begann ein tiefgreifender und kraftvoller konservativer Aufschwung, der sich nicht nur auf die Politik, sondern auch auf die Kultur auswirkte [17].

Zusätzlich zu politischen und kulturellen Aktionen starteten die Katholiken der Neuen Rechten (tatsächlich die vorherrschende Stimme) eine Kampagne des Widerstands gegen den Progressivismus innerhalb der Kirche. Zu diesem Zweck gründeten sie das Katholische Zentrum, um „die linksgerichtete progressive Bewegung in der Kirche zu bekämpfen“ [18]. Aus dieser Schmiede kam es zum Beispiel 1986 zum ersten Mal, dass die Homosexuellen-Lobbys angeprangert wurde [19]. Ebenso wurden mehrere Studien gegen die sogenannte Befreiungstheologie veröffentlicht [20]. Es ist kein Zufall, dass es heute im Großraum Washington D.C. nicht weniger als fünfzehn Messen im alten römischen Ritus gibt. Es ist die lange Welle der konservativen Erneuerung.

Professor Plinio Corrêa de Oliveira war sich der Entwicklungen bewusst, die auf eine potenziell gegenrevolutionäre Reaktion hinweisen könnten, und legte großen Wert auf den Aufstieg dieser Neuen Rechten, sowohl wegen ihrer konkreten Wirkung als auch vor allem wegen dem, was sie als Veränderung im nordamerikanischen ideologischen Panorama der USA darstellte. Um die Beziehungen zu ihr zu stärken, verstärkte die amerikanische TFP ihre Präsenz in der Hauptstadt mit dem TFP Washington Bureau, dem Cowan beträchtlichen Raum einräumte.

Im Juni 1981 erhielt Plinio Corrêa de Oliveira in São Paulo Besuch von James Lucier, Berater des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des US-Senats, und Francis Bouchey, Vizepräsident des Interamerikanischen Sicherheitsrats, beide führende Vertreter der Neuen Rechten. Dann, im Jahr 1988, wurde er von Führern der Neuen Rechten besucht, darunter Paul Weyrich und Morton Blackwell. In seiner Rede vor den Mitgliedern und Mitarbeitern der brasilianischen TFP gestand Weyrich: „Die Gespräche, die ich mit Ihrem Präsidenten [Plinio Corrêa de Oliveira] geführt habe, waren die außergewöhnlichsten meiner gesamten politischen Karriere“ [21].

Cowan interessiert sich vor allem für die Internationalisierung dieser Neuen Rechten. Anschließend widmet er mehrere Seiten der Geschichte des International Policy Forum, einer Allianz konservativer Vereinigungen, die von Paul Weyrich ins Leben gerufen wurde und deren Vorsitzender Morton Blackwell ist. „Der Aufbau einer transnationalen Neuen Rechten – erklärt Cowan – erfolgte durch speziell zu diesem Zweck gegründete Organisationen. (…) Das International Policy Forum (IPF) war eine dieser Organisationen, vielleicht das paradigmatische Beispiel. (…) IPF hat relativ wenig akademische Aufmerksamkeit erhalten“ [22]. Das erste Treffen fand 1985 in Washington statt.

„Mehr als zwei Jahrhunderte lang hatten linke Intellektuelle und Aktivisten ihre internationalen Netzwerke aufgebaut, während die Konservativen ihre Kollegen in anderen Ländern überhaupt nicht kannten“, lesen wir in einem IPF-Dokument [23]. Der Verweis auf „mehr als zwei Jahrhunderte“ ist interessant und zeigt, dass IPF-Mitglieder nicht ausschließlich antikommunistisch waren, sondern eine umfassendere Vision des revolutionären Prozesses hatten.

Die Idee einer „konservativen Transnationalen“ war nicht neu. Tatsächlich bildeten die Gesellschaften zur Verteidigung von Tradition, Familien und Eigentum (TFP), die mittlerweile in zwanzig Ländern vertreten sind, bereits eine Art „Gegenrevolutionäre Internationale“. Genau auf Anregung von Plinio Corrêa de Oliveira und inspiriert vom Beispiel der TFP konzipierte Paul Weyrich die IPF und lud den brasilianischen TFP-Vorsitzenden daher ein, Mitglied des Gouverneursrats zu werden: „Weyrich baute eine enge und fruchtbare Beziehung auf mit der Brasilianischen Gesellschaft zum Schutze von Tradition, Familie und Eigentum (TFP), oder besser gesagt, mit dem transnationalen Netzwerk der TFP-Verbände“ [24]. Tatsächlich wurde der Führer der Neuen Rechten auf vielen seiner internationalen Reisen, um Kontakt mit konservativen/traditionalistischen Realitäten aufzunehmen, von Mitgliedern der TFP begleitet, die „Weyrich in das Netzwerk lokaler Freunde einführten“.

All diese Bemühungen, erklärt Cowan, „bauten internationale Koalitionen zur Verteidigung des traditionellen Christentums auf“ [25].

Cowan kommt oft auf die Idee der „Zentralrolle der TFP“ zurück: „TFP verbreitete sich geografisch und gründete Niederlassungen in der gesamten atlantischen Welt.“ Noch wichtiger ist, dass TFP Beziehungen zu den meisten Bewegungen der Neuen Rechten und Extremisten [sic] pflegte und sich so in den Mittelpunkt der Bemühungen stellte, internationale Bindungen der Zusammenarbeit zu schaffen“ [26].

Auf diese Weise nahm das Gestalt an, was Cowan eine „transnationale Neue Rechte“ nennt. Der kalifornische Professor erklärt: „Diese Vertreter der brasilianischen Rechten waren die Pioniere bei der Schaffung von Kooperationsnetzwerken mit ähnlichen Realitäten im Norden, eine Zusammenarbeit, die den Grundstein für die Konstitution einer transnationalen Neuen Rechten legte“ [27].

Anschließend zählt der Autor die Grundideen dieser Neuen Rechten auf: „Nostalgie für die Vergangenheit, vorzugsweise mittelalterlich; übernatürliche Vision; Antikommunismus; Antimodernismus; Moralismus; Antiökumenismus; Verteidigung von Hierarchien; Verteidigung des Privateigentums und der freien Initiative“ [28]. Laut dem Autor war „TFP der Hauptakteur bei der Entwicklung dieses neokonservativen Kreuzzugs auf dem Kontinent und auf der ganzen Welt.“

Es ist wichtig anzumerken, dass Cowan selbst zugibt, dass die TFP während dieser Verhandlungen stets ihre Identität als „militante Katholiken“ bewahrt hat, ohne jemals Kompromisse einzugehen und ohne jemals zu verbergen, dass ihr Ziel die Gegenrevolution war, d. h. die Wiederherstellung der christlichen Zivilisation in ihrer Integrität.

Zusätzlich zu diesen Bemühungen, die Galaxie der Neuen Rechten zu verbinden, beschreibt Cowan, wenn auch kurz, die Bemühungen, mit den europäischen Traditionalisten in Kontakt zu treten, wie Alleanza Cattolica in Italien und Lecture et Tradition in Frankreich.

Benjamin Cowan schließt mit der Hoffnung, dass die bedeutende Rolle von TFP und Prof. Plinio Corrêa de Oliveira für die Entstehung der antiprogressiven Reaktion in der Welt von Spezialisten besser untersucht werden könnte.

 

Fussnoten:

[1] Benjamin A. Cowan, Moral Majorities across the Americas. Brazil, the United States and the Creation of the Religious Right, University of North Carolina Press, 2021, pp. 16-17.

[2] Ibid., pp. 17-19.

[3] Ibid., p. 18.

[4] Ibid., p. 25.

[5] Ibid., p. 25

[6] Ibid., p. 230.

[7] Ibid., p. 234.

[8] Ibid., p. 23.

[9] Ibid., p. 24.

[10] Ibid., p. 59.

[11] Ibid., p. 59.

[12] Ibid., p. 137.

[13] Ibid., p. 137.

[14] Hoffman, Ross J. S., and Paul Levak (Eds.). Burke’s Politics: Selected Writings and Speeches of Edmund Burke on Reform, Revolution, and War. Pp. xxxvii, 536. New York: Alfred A. Knopf, 1949.

[15] La letteratura sul Conservative Movement è vastissima. Un riassunto si trova in Modern Age, vol. 26, n° 3-4, 1982.

[16] Cfr. Patriottismo, combattività e appetenza del soprannaturale. Intervista a Paul Weyrich, Tradizione Famiglia Proprietà, marzo 2002. https://www.atfp.it/rivista-tfp/2002/103-marzo-2002/733-intervista-a-paul-weyrich

[17] In realtà, la New Right si collocava assai più a destra di Reagan, a cui rinfacciava di fare troppo poco.

[18] Benjamin A. Cowan, Moral Majorities across the Americas, p. 146.

[19] Enrique T. Rueda, The Homosexual Network. Private Lives and Public Policy, Devin Adair, 1986.

[20] Enrique T. Rueda, The Marxist Character of Liberation Theology, The Catholic Center, 1986.

[21] Benjamin A. Cowan, Moral Majorities across the Americas, p. 151.

[22] Ibid., p. 144.

[23] Ibid., p. 146.

[24] Ibid., p. 151.

[25] Ibid., p. 152.

[26] Ibid., p. 153.

[27] Ibid., p. 60.

[28] Ibid., pp. 154-155.


Die Hervorhebungen sind von der Seite www.pliniocorreadeoliveira.info

Aus dem Italienischen Übersetzt in

https://www.pliniocorreadeoliveira.info/IT_20210930_destra_religiosa_internazionale.htm

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Diese deutsche Fassung „Die Rückkehr der Tradition...“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com

Samstag, 19. Oktober 2024

Adel und analoge traditionelle Eliten angesichts der IV. Revolution

 


 

Adel und analoge traditionelle Eliten kann als die ideelle Fortsetzung und Weiterentwicklung des Werkes Revolution und Gegenrevolution angesehen werden.

In einem Essay unter dem Titel Revolution und Gegenrevolution zwanzig Jahre später hat Plinio Corrêa de Oliveira nach der kommunistischen Revolution das Auftreten einer IV. Revolution beschrieben, die weniger ideologischer Natur ist, dafür aber eine Tendenz verfolgt, bei der es vor allem um die Abschaffung der alten Modelle des Reflektierens, Wollens und Fühlens geht, um auf diese Weise schneller zum endgültigen Ziel der Revolution zu gelangen, zur Schaffung einer auf den Trümmern der christlichen Zivilisation errichteten, dem Fürsten der Finsternis unterworfenen anarchischen „Stammes“-Gesellschaft.

Die Rückkehr zu dem von den „traditionellen Eliten“ dargestellten Menschenbild kann nach Meinung des brasilianischen Denkers zum wichtigsten Gegenmittel dieses extremen gesellschaftlichen Verfalls werden. Tatsächlich hat die Revolution von 1968 an der Sorbonne zu einer Explosion weltweiten Ausmaßes und zu einer Beschleunigung der Proletarisierung der Gesellschaft geführt. Der Drang zur stetigen Vervollkommnung, der das Mittelalter und die darauffolgenden Jahrhunderte auszeichnete, könnte heute wiedererstehen, wenn der Adel darin den Sinn seiner geschichtlichen Sendung entdecken würde.

„Wenn sich der Adlige im 20. Jahrhundert dieser seiner Sendung bewusst bleibt und, angespornt durch den Glauben und durch seine Liebe zu einer wohlverstandenen Tradition, alles daransetzt, um diese zu erfüllen, wird er einen Sieg davontragen, der keineswegs geringer ist als der seiner Vorfahren, die einst den Barbaren Einhalt geboten, den Islam übers Mittelmeer zurücktrieben und unter dem Kommando Gottfried von Bouillons die Tore Jerusalems erstürmten.“

In den abschließenden Überlegungen seines letzten Buches hat Plinio Corrêa de Oliveira die verderblichen Folgen des langwierigen Revolutionsprozesses wie folgt beschrieben:

„Trotz zahlloser Hindernisse stellt sich das unerbittliche Wesen seines siegreichen Vordringens – angefangen vom historischen Kreuzungspunkt des ausgehenden, sterbenden Mittelalters und der aufgehenden Renaissance mit ihren ersten, freudigen Triumphen, beginnt die religiöse Revolution des Protestantismus von langer Hand die Französische Revolution und noch weiter die Russische Revolution des Jahres 1917 vorzubereiten und zu fördern ... – so dar, dass man die Kraft als unbesiegbar bezeichnen kann, die diesen Prozess in Bewegung hielt und zu endgültigen Ergebnissen führte.

Tatsächlich scheinen diese Ergebnisse „endgültiger“ Natur, wenn man nicht den Charakter dieses Vorgangs einer genaueren Untersuchung unterzieht. Auf den ersten Blick scheint er äußerst konstruktiv zu sein, lässt er doch drei Gebäude hintereinander erstehen: die protestantische Pseudoreform, die demokratisch-liberale Republik und die sozialistische Sowjetrepublik.

Der wahre Charakter des genannten Prozesses ist jedoch grundlegend destruktiv. Er ist die Zerstörung. Er hat das taumelnde Mittelalter, das in Auflösung begriffene Ancien Regime, die apoplektische, frenetische und verworrene Welt des Bürgertums zu Grunde gerichtet; unter seinem Druck ist die frühere UdSSR zusammengestürzt, die nun finster, geheimnisvoll und faul am Boden liegt wie eine Frucht, die schon lange vom Ast gefallen ist.

Sind hic et nunc nicht Trümmerhaufen die eigentlichen Merkmale dieses Prozesses? Und was kann die Welt von diesen jüngsten Trümmern erwarten, wenn nicht die Ausdünstungen eines allgemeinen Durcheinanders, das jeden Augenblick die widersprüchlichsten Katastrophen heraufbeschwören kann, die sich wiederum in Luft auflösen, noch bevor sie über die Köpfe der Sterblichen hereingebrochen sind, und gleichzeitig bereits neue, noch drohendere und widersprüchlichere Katastrophen auslösen? Die sich vielleicht wieder verflüchtigen und ihrerseits neue Ungeheuer gebären oder sich in grausame Wirklichkeit verwandeln, wie etwa in einen Strom slawischer Horden, die von Osten nach Westen ziehen, oder muslimischer Horden, die von Süden nach Norden vordringen.

Wer weiß es? Wer kann sagen, ob es so kommt? Ob es nur (!) soweit kommt? Ob es vielleicht nicht noch schlimmer kommt?

Ein Bild wie dieses ist sicher entmutigend für alle, die keinen Glauben haben. Doch für diejenigen, die Glauben haben, erhebt sich vor diesem schmutzigen, undeutlichen Horizont eine Stimme, die Mut und Vertrauen weckt:

‚Am Ende wird mein unbeflecktes Herz triumphieren!“

 

Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland und DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel IV, Abschnitt 9, SS 174-176.



 

 

Freitag, 18. Oktober 2024

Im Hause des gemeinsamen Vaters

    In einer Zeit, in der die Enzyklika Mediator Dei (Pius XII. am 20.11.1947) Fragen von so tiefgreifender Auswirkung auf unser religiöses Leben lösen soll, werden dem Katholiken zwei Pflichten auferlegt: eine gegenüber der Wahrheit, die andere gegenüber der Nächstenliebe.

    Auf dem Weg zur Wahrheit: Über allem und vor allem müssen wir darauf achten, Irrtümer zu bekämpfen und eine gesunde Lehre zu verbreiten. Dieser Urpflicht muss alles geopfert werden. Aber die Wahrheit gewinnt, indem sie diejenigen anzieht, die Fehler gemacht haben. Und das geschieht aus Nächstenliebe. Daher ist es notwendig, die Wahrheit mit Nächstenliebe zu verbreiten. Und wenn es falsch wäre, die Nächstenliebe zu verschweigen oder die Wahrheit zu verschleiern, wäre es ebenso falsch, die Wahrheit im Geiste des Stolzes oder der Eitelkeit zu verbreiten.

    Wir sagen das, weil nichts in dieser Zeit unpassender erscheint, als die Katholiken in Lager von Gewinnern und Verlierern zu spalten. Beim Lesen der Enzyklika wird deutlich, dass der Heilige Vater alle unsere Befürchtungen gegenüber dem Liturgizismus sowie die Thesen, die wir gegen den Liturgizismus vertreten, weitgehend bestätigt hat. Wir haben das unbeschreibliche Glück zu sehen, dass wir immer an der Seite des Papstes waren, wir fühlen uns mit dem Papst verbunden, mit dem Papst denken wir immer über die Themen nach, die in der Enzyklika Mediator Dei angesprochen werden. Alle Katholiken, die sich in der gleichen Situation befinden, können nicht umhin, Freude zu empfinden, sonst wirken sie in ihrer Hingabe an den Stuhl des Heiligen Petrus als lauwarm. Und es ist nur gerecht, dass wir in dieser Freude unsere Leser einschließen und alle, die sich unserer Orientierung angeschlossen haben. Dennoch glauben wir uns nicht im Recht, gegenüber nichts und niemanden eine Haltung von Gewinnern einzunehmen. Wenn der Papst den Irrtum verurteilt und die Wahrheit lehrt, ist es das Papsttum, das gewinnt. Und das Papsttum ist zu groß, als dass sein Sieg der Sieg dieser oder jener Gruppe, dieses oder jenes Einzelnen sein könnte. Die Siege des Papsttums sind Siege der gesamten Kirche. Diejenigen also, die immer mit dem Papst gedacht und gefühlt haben, sollten den ganzen Glanz dieser Tage der rechtmäßigen Person zuschreiben, also dem Papst selbst. Es ist nur gerecht, dass diejenigen, die seit langem die Fehler erkannt und bekämpft haben, sich freuen. Sie müssen jedoch daran denken, dass Sie Gott, dem Urheber alles Guten, demütig die Klugheit und Beharrlichkeit zuschreiben müssen, die Sie bewiesen haben. Und deshalb sollen sie sich hüten wie vor der Pest vor jedem Gefühl persönlicher Eitelkeit. Sie sollten auch nicht aus indiskretem und missverstandenem Eifer denken, dass das eigene Interesse der Kirche verlangt, dass der Unterschied zwischen dem treuen Sohn und dem verlorenen Sohn in Form eines abscheulichen Unterschieds zwischen Sieger und Besiegter aufrechterhalten wird.

    Diese Unterscheidung besteht natürlich in der Kirche Gottes. Aber seine Form ist völlig anders. In der Kirche gibt es zwei völlig unterschiedliche Situationen: die der Unschuld und die der Buße. Aber wer würde es wagen, im Unschuldigen einen stolzen Sieger und im Reumütigen einen Besiegten voller Vorwürfe zu sehen? Ist Johannes vielleicht ein stolzer Sieger und Paulus ein elender Besiegter, Ambrosius ein arroganter Herrscher und Augustinus ein dummer und niedergeschlagener Krieger?

    Die Kirche gewährt dem reuelosen Sünder keine Gnade. Aber es genügt ihm, seinen Irrtum zu erkennen, den Skandal demütig wiedergutzumachen, vor den Augen aller zu verbrennen, was er anbetete, und anzubeten, was er verbrannt hat, damit ihm die Türen seines Vaterhauses weit offenstehen.

    Es ist wahr, dass niemand die Autorität hat, zu erlassen, was Gott nicht erlässt, und den Büßer mit dem Unbußfertigen zu verwechseln. Wir wissen gut, dass die Kirche ihre reuigen Kinder zu sehr liebt, um sie mit dieser Verwirrung zu beleidigen. Wir wissen das gut, aber wir wissen auch, dass die Kirche den reuigen Sünder im offenen Konflikt mit seinen vergangenen Fehlern mit der Tiefe einer Mutter liebt: Wehe jedem, der ihn wegen dem belästigt, was Gott vergeben hat!

    Hier müssen wir in der Tat einen heiligen Radikalismus an den Tag legen. Nach den Normen der Welt besteht die Art und Weise, wie eine Umgebung diejenigen, die Fehler machen, beruhigt, darin, ihre Fehler unter der Decke des Schweigens zu verbergen. Die Welt weiß nicht, dass es möglich ist, Flecken zu beseitigen, und deshalb drängt sie sie in den Schatten, wenn sie sie tolerieren oder vergeben will. Die Kirche hingegen verhält sich gegenüber ihren Heiligen nicht so.

    Sie berücksichtigt, dass Buße den Makel wegnimmt. Und aus diesem Grund verheimlicht sie die Fehler der von ihr heiliggesprochenen Büßer nicht, sondern erzählt sie ausführlich und detailliert, um der Buße noch mehr Glanz zu verleihen. Würde man eine Biographie des Heiligen Augustinus verstehen, die ihn als den Heiligen Ludwig von Gonzaga darstellt?

    Daher geht es im vorliegenden Fall nicht um menschliche Besonnenheit, warme Tücher und „barmherziges“ Schweigen, die von dem niedrigen naturalistischen Gefühl der Welt inspiriert sind. Es gibt keinen Grund, warum diejenigen, die Fehler gemacht haben, sich verpflichtet fühlen sollten, schamhaft über ihre eigenen Fehler zu schweigen. Im Gegenteil, sie werden sich mit Ruhm bedecken, indem sie sie erwähnen und widerlegen. Wir sollten diese Fehler auch nicht mit einem „barmherzigen“ Schweigen behandeln, das im Wesentlichen verächtlich ist, weil es auf grausame und heimtückische Weise unterstellt, dass der Makel fortbesteht. Die Solidarität zwischen dem Mann, der einen Fehler begangen hat, und seinen Fehlern in der Vergangenheit wird durch die Buße völlig gelöscht. Es ist also möglich, Fehler anzugreifen und keine Namen zu nennen, es ist möglich, Fehler anzugreifen und diejenigen zu lieben, die Fehler gemacht haben.

    Unser Radikalismus geht noch weiter. Wir glauben, dass es neben denen, die nie einen Fehler gemacht haben, in einer nicht weniger ehrenhaften oder weniger guten Situation, auch diejenigen gibt, die noch gestern den Fehler vielleicht verteidigt haben.

    Wir sagen dies mit dieser Offenheit, denn einerseits gezwungen, den Fehler anzugreifen, wollen wir andererseits für diejenigen, die Fehler gemacht haben, ein Umfeld des vollkommenen Wohlbefindens schaffen. Beide Dinge sind alles andere als unvereinbar.

    Die Kirche verlangt von denen, die irren, nur, dass sie tun, was das Kamel tun musste, um die niedrigen Tore der Städte zu durchqueren, die im Osten „Nadelöhren“ genannt wurden: die Last ihrer Fehler ablegen und sich aus Demut klein machen. Wenn die Vergebung der Kirche sie aufrichtet, wird man sehen, dass sie zu Riesen geworden sind, denn nichts macht größer als die wahre Buße.

    Den Aposteln, die das Judentum angriffen, ging es nicht darum, den ehemaligen Eiferer Paulus von Tarsus sich unbehaglich fühlen zu lassen. Im Gegenteil, niemand hat die Synagoge stärker angegriffen als der Heidenapostel.

    Niemand hat daher das Recht zu glauben, dass Angriffe auf den Irrtum diejenigen demütigen können, die den Irrtum widerrufen haben.

    Im Kampf für die Wahrheit und im leidenschaftlichen Kampf gegen den Irrtum laden wir alle als Brüder in das heilige und erhabene Haus des gemeinsamen Vaters ein.

 

 

 

Aus dem Portugiesischen übersetzt mit Hilfe Google-Übersetzer von „Na casa do Pai comum“ in O “Legionário” 14. Dezember 1947.

Diese deutsche Fassung „Im Hause des gemeinsamen Vaters“ erschien erstmals in www.p-c-o.blogspot.com

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Sozialismus und Religion


Sozialisten und Kommunisten erklären immer wieder, dass sie keine Feinde der Religion sind und dass die Ausübung der Religion unter dem sozialistischen Regime keine Schwierigkeiten haben wird. Nur das Priestertum kann nicht bestehen bleiben, denn es sei, so heißt es, die organisierte Ausbeutung des Volkes. Dies ist die Aussage, die vor Kurzem eine mit Moskau sympathisierende Zeitung dieser Hauptstadt (São Paulo) auf ihrer Titelseite machte. Zum ersten Teil sind einige Überlegungen anzustellen, da der zweite Teil sehr klar und deutlich ist, kann man völlig darauf verzichten.

Ein Argument, das vorgebracht wird, um christliche Arbeiter davon zu überzeugen, sich dem marxistischen Internationalismus anzuschließen, zeigt zunächst die Schwäche des letzteren, der so seine Ideale des Materialismus und Atheismus zu leugnen scheint, um denjenigen, die an Gott glauben, den Beitritt in seinen Reihen zu ermöglichen. Diese haben jedoch das Recht, die von sowjetischen Predigern aufgezeigte Sophistik abzulehnen. Wie können wir glauben, dass die Religionsausübung frei ist, wenn es ihr nicht gestattet ist, Geistliche zu haben? Ist Religion also etwas rein Individuelles, Inneres, das jeder nach eigenem Ermessen praktiziert, ohne Riten, ohne Zeremonien und ohne Lehre? Wem wird die Wahrung der Reinheit der Lehre anvertraut? Der Lehrvermittlung von Mensch zu Mensch, eine Vermittlung von so großen Wahrheiten durch eine so kleine Intelligenz wie es die menschliche ist?

Alle diese Fragen sind unlösbar ohne die Existenz des Priestertums. Es gibt keine Religion ohne Geistlichkeit, genauso wenig wie es, da wir nun mit Sozialisten argumentieren, keinen Sozialismus ohne Indoktrinierer und Führer gibt. Die gesamte Doktrin des Sozialismus wird dank Intellektuellen, Soziologen und Indoktrinierern aufrechterhalten, die zweifelhafte Fragen klären, Verhaltensregeln festlegen, sie verkünden und verbreiten. In der Religion gilt das Gleiche: Priester sind die Lehrer der Doktrin, sie sind die geistlichen Leiter, sie sind die Prediger; ohne sie gibt es keine Religion, denn nach und nach werden ihre großen Wahrheiten in dieser rein mündlichen Überlieferung und in der Tradition verformt, was dem lebendigen Lehramt des Priestertums nicht hilft.

Wir nehmen auch an, dass der Sozialismus das Glück der Menschen anstrebt und dass das Regime nicht die Absicht hat, ein Volk von Sklaven zu regieren. Wenn also Menschen, die ihre Religion frei ausüben können, zur Befriedigung ihres Gewissens die Existenz des Klerus fordern, inwieweit werden sozialistische oder kommunistische Herrscher dieser Bitte nachkommen? Die Logik würde es erfordern, dass solch einer Bitte voll und ganz nachgekommen wird, denn es ist erwiesen, dass es ohne Priester keine Religion gibt. Werden Sozialisten so denken und bereit sein, das Priesterverbot in der Praxis zu leugnen? Entweder ist der Mensch frei, seine Religion auszuüben, und dann ist auch das Priestertum frei, oder der Mensch ist nicht frei, weil ihm das notwendige Priestertum nicht gestattet wird, und das Regime daher eine Lüge ist.

Und was zeigen uns die Fakten bisher? Gab es dort, wo das sozialistische Regime errichtet wurde, die Freiheit, Religion auszuüben? Wir können sagen, dass das Regime auf sozialistischer Art und Weise sein Wort gehalten hat! Kampagne gegen jede Religion, Tod den Christen, zerstörte oder in Clubs umgewandelte Kirchen, in Hauptquartiere antireligiöser Gesellschaften, „Los –von-Gott“-Kampagnen und vieles mehr in Russland. In Mexiko, wo es das schreckliche Übel einer sozialistischen Armee gibt, die auch unser Land bedroht, ist die Aussicht nicht weniger düster als im alten russischen Reich; es ist ein alltägliches, langsames Martyrium, ertragen jedoch mit christlicher Standhaftigkeit dieses Jahrhundertealten religiösen Volkes. Und Spanien, wo die sozialistische Republik vom April 1931 die Vertreibung aller religiöser Orden, das Niederbrennen und Plünderungen von Kirchen mit sich brachte, und in die kommunistische Revolution von Oktober 1934 gipfelte. Und wenn dies die Fakten von heute sind, wie viele sind es der Vergangenheit in allen Ländern Europas, in denen die Lüge vom Sozialismus stets versprochenen und nie gewährten Religionsfreiheit aufzeigen. Der Sozialismus besteht in der praktischen Umsetzung immer im Widerspruch zu seinen Versprechen.

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google Übersetzer von „Socialismo e Religião“ in Legionário vom 17. März 1935

„Sozialismus und Religion“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com

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Mittwoch, 16. Oktober 2024

Heiligstes Herz Jesu – Nicht entmutigen!


 

Heute ist das Fest der heilige Maria Margarete von Alacoque, Jungfrau. Sie empfing Offenbarungen vom Heiligen Herzen Jesu und verbreitete dessen Andacht. Ihre Reliquie wird in unserer Kapelle verehrt. 17. Jahrhundert.

Was die Offenbarungen des Heiligen Herzens an die heilige Margarete Maria betrifft, gäbe es vielleicht ein kleines Detail zu erzählen, das Teil dessen ist, was wir schmerzlicherweise die Nachgeschichte dieser Offenbarungen nennen könnten, und das die Geschichte dieser Offenbarungen in unseren Tagen ist.

Wir wissen, dass das Heilige Herz Jesu der heiligen Margarete Maria in einer Zeit erschien, in der der revolutionäre Prozess bereits weit vorangeschritten war und in gewisser Hinsicht es sich um einen unumkehrbaren Prozess handelte, das heißt, das Mittelalter war bereits ausgestorben, der Zusammenbruch hatte bereits begonnen, obwohl viele großartige Aspekte erhalten blieben und gewisse Aspekte des alten mittelalterlichen Körpers sogar auf dem Vormarsch waren.

Allerdings ist es auch wahr, dass der Verfall der Sitten und Bräuche überall eingedrungen war und mit diesem der Beginn der Sophistischen Revolution begann, und Sie können sich eine gute Vorstellung davon machen, wenn Sie sich die „Abhandlung über die wahre Andacht“ vom hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort ansehen, auf den Seiten, in denen er insbesondere der Beschreibung des Abfalls vom Glauben seiner Zeit widmet. Es ist ein wirklich tragisches Bild und ein Vorläufer der Revolution.

In diesem historischen Moment erscheint das Heiligste Herz Jesu, indem er sich dieser Nonne des Ordens der Heimsuchung, der heiligen Margarete Maria Alacoque, offenbarte und ihr erklärte, dass er eine neue Quelle der Gnade für die Seelen eröffnet habe und diese Quelle der Gnade die Andacht zum Seinem Heiligsten Herzen sei und dass jeder, der diese Andacht praktiziere, größere, reichere und großzügigere Gnaden erhalten würde als in der Vergangenheit und damit zog Er die gesamte Menschheit zur Bekehrung an.

Diese Andacht hatte in ihrer Ausbreitung Höhen und Tiefen, aber schließlich kann man sagen, dass sie ihren Höhepunkt in der Heiligen Katholischen Kirche im 19. Jahrhundert erreichte und in der Zeit, die ungefähr bis etwa 1925, also bis mehr oder weniger zur Mitte des Pontifikats von Pius XI.

Tatsächlich wurde diese Andacht viel studiert, es gab große Kirchenlehrer, darunter den heiligen Johannes Eudes, mit dessen Leben unser Prof. Furquim sich intensiv auch mit dem Leben von Mutter Maria De Vallés beschäftigt. Es waren großartige Lehrer, deren Studien von den Päpsten gut aufgenommen wurden. Leo XIII. weihte die Welt dem Heiligen Herzen Jesu und man sieht es überall ein wenig, in den Städten, die am Ende des letzten Jahrhunderts oder zu Beginn dieses Jahrhunderts Kirchen gebaut wurden, beispielsweise in Brasilien, die dem Heiligen Herzen Jesu geweiht sind. Es war eine Andacht, die sehr im Blick stand und den Seelen wirklich viel Gutes tat.

Diese Andacht begann Gegenstand einer doppelten Kampagne zu sein, von dem Moment an, in dem der vom hl. Pius X. verurteilte Modernismus in Lethargie verfiel. Nach dem Tod Pius X. 1914, in der Zeit bis in den ersten Jahren des Pontifikats Pius XI., 1921 bis 1925, erschien der Modernismus unter einem neuen Etikett: Katholische Aktion und Liturgische Bewegung. Unter Pius XI. und weiter bis einschließlich im Pontifikat Pius XII. tat der Modernismus nichts anderes als sich heimlich in der Kirche zu verbreiten und die Andacht zum Heiligsten Herzen Jesu zu bekämpfen.

Sie begannen dagegen auf zwei Arten zu kämpfen: Eine giftige, aber nicht sehr wirksame Methode, bestand darin, in den Kreisen der Katholischen Aktion, in den Kreisen der Liturgie kräftig zu flüstern, dass dies eine sentimentale Andacht sei, eine weibliche Andacht, a Andacht ohne theologischen Inhalt, und dass nur ein spirituell schlecht gebildeter Typ sie ausüben würde. Wenn jemand einwenden würde: „Aber die Kirche hat diese Offenbarungen als wahr anerkannt, die Kirche hat diese Lehre als wahr anerkannt, sie hat den heiligen Johannes Eudes heiliggesprochen, sie hat die heilige Margarete Maria heiliggesprochen, wo bleibt dann die Unfehlbarkeit der Kirche?“ Antwort? Ganz einfach: Wer so denkt, wird aus den Reihen der Katholischen Aktion bzw. der Liturgischen Bewegung ausgeschlossen und verliert die Gunst der kirchlichen Autoritäten, die mit diesem Irrtum unterwandert sind, und wird in der Katholischen Bewegung beiseite geschoben.

Aber dazu, was also eine Art Mafia gegen das Heiligste Herz Jesu war, gab es ein gefährlicheres Manöver: das Schweigen. Diese Andacht wurde nicht mehr in großem Umfang gefördert. Man hörte auf, über sie zu sprechen. Es wurden keine Kirchen mehr zum Lob des Heiligen Herzens Jesu gebaut. Auch der Monat Juni, der zu Ehren des Heiligen Herzens Jesu eingesetzt wurde und in dem Er in fast allen Pfarrkirchen geehrt wurde, wurde nicht mehr dem Heiligen Herzen Jesu geweiht. Dies wurde ignoriert und andere neue Andachten mit verdächtigem theologischem Inhalt begannen in Umlauf zu kommen...

Damit verschwand diese Frömmigkeit fast vollständig, und heute kann man in der Kirche sagen, dass diese Frömmigkeit, wie so viele andere, beiseitegelegt wurde, und sie sind Schätze, die niemanden interessieren, sie sind Quellen der Gnaden, die die Vorsehung geöffnet, um die Welt zu retten, und die verlassen und bereits ausgetrocknet sind, denn wenn die Menschen nicht dorthin gehen, um diese Gnaden zu suchen, ist die Folge, dass sie sie auch nicht empfangen.

Ich habe eine letzte Nachwirkung des Falles, die letzte Frucht des Falles in Frankreich erlebt. Ich besuchte Parais-le-Monial, den Ort, an dem das Heiligste Herz Jesu der Heiligen Margarete Maria erschien. In der Vergangenheit war es ein sehr gut besuchtes Pilgerzentrum: Jetzt war es leer, verlassen, in der Kirche fast niemand, und dass zu einer sehr guten Jahreszeit. Vor einer katholischen Buchhandlung in der Nähe sah ich von weitem einige gedruckte Karten, die aus der Ferne sehr niedlich aussahen, mit Vignetten, mittelalterlichen Motive der Buchmalerei usw., und da es sich um eine katholische Buchhandlung handelte und meine Mutter sich sehr für das Heilige Herz Jesu interessierte, kam mir der Gedanke, ein Souvenir zu kaufen, um ihr zu schreiben, und dass sie gerne wissen würde, dass wir dort gewesen waren und dass wir für sie gebetet hatten.

Ich komme zum Schaufenster und was lese ich auf den Karten? Die gerahmten Karten mit Heiligen, mit Sätzen von Rousseau und sogar Voltaire, den großen Feinden der Kirche, und anderen Denkern aus anderen Ländern, zum Verkauf in der katholischen Buchhandlung für die Öffentlichkeit, die noch den Wallfahrtsort des Heiligsten Herzen Jesu besichtigen wollte!

Ich erinnere mich, dass ich von der ganzen Sache schockiert war, denn das waren weniger unglückliche Zeiten als unsere, als diese Dinge noch schockierend waren. Also kaufte ich mehrere, um sie meinen Freunden zu zeigen, wenn ich zurück nach Brasilien kam. Dies ging später unter meinen Sachen verloren, aber es machte einen tiefen Eindruck auf mich zu sehen, wie das Banner der Gottlosigkeit an einem von unserem Herrn für die Erlösung der Seelen errichteten Fokus der Frömmigkeit aufgestellt wurde.


Das heißt, die Undankbarkeit hatte diesen Punkt erreicht, und natürlich erinnerte mich diese Tatsache an die Ausrufung aus der Litanei des Heiligen Herzens Jesu: Cor Jesu, lancea perforatum, miserere nobis (Herz Jesu, von einer Lanze durchbohrt, erbarme dich unser). Es ist das Herz voller Güte, Barmherzigkeit, Vergebung, es ist das Gefäß aller möglichen und vorstellbaren Vollkommenheiten, die den Menschen offenstehen und die die Menschheit mit einer Lanze durchbohrt.

Diese Verweigerung der Andacht an das Herz Jesu ist eine viel schuldigere Verweigerung als die des Hauptmanns, der den Leib unseres Herrn durchbohrte, aus dem noch Wasser und Blut flossen, und der mit der Spitze seines Speers auf das Herz traf – das Symbol der Liebe Gottes zu den Menschen – das von diesem Wilden brutal durchbohrt wurde. Es wird gesagt, dass er fast blind war und dass, als er das Herz traf, Wasser und Blut, teilweise auf ihn fielen und ihn von seiner Blindheit heilten und dass er sich dadurch bekehrte.

Eine ähnliche Sünde wird von der heutigen Welt begangen, indem sie die Verehrung des Heiligen Herzens Jesu unter den Katholiken verweigert und auslöscht, aber es kam kein erlösendes Blut daraus. Von diesem Verbrechen kam kein Wasser, um Blindheit zu heilen, kein Blut, um Blindheit zu heilen. Die Welt wird immer blinder und rollt immer mehr auf den Abgrund zu, den wir kennen.

 

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google Übersetzer des Vortrages von Plinio Corrêa de Oliveira am 17. Oktober 1970, „O Sagrado Coração de Jesus – não desanimar“.

„Das Heiligste Herz Jesu – nicht entmutigen“ erschien erstmals auf Deutsch in www.p-c-o.blogspot.com

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Montag, 14. Oktober 2024

An die Schutzpatronin: Gebet in Bedrängnis

 

Brasilien begeht jährlich am 12. Oktober das Fest der Muttergottes von Aparecida, als Königin Brasiliens. Leider hat der Übersetzer erst zwei Tage später folgendes Gebet an Sie im Archiv entdeckt, das 1983 Plinio Corrêa de Oliveira in der Tageszeitung „Última Hora“ veröffentlicht hat. Der Anlass „zum vierten Mal“ ist nicht bekannt.

 

Mutter Gottes von Aparecida mit der von Papst Leo XIII ausgezeichneten
Goldenen Rose

Oh Jungfrau von Aparecida! Zum vierten Mal hält das katholische Brasilien – also das brasilianische Brasilien – inne, um Dich zu verehren. Betrachte die edle Kniebeuge dieser großen Nation und richte deinen mütterlichen Blick auf sie.

Die Zeit ist voller Not, liebe Frau, Du weißt es besser als jeder Brasilianer, die Du ja die Mutter aller bist. Sozioökonomische Krise, moralische Krise, schlimmer als alle, die religiöse Krise! Was bleibt in einem Land von der Krise verschont, wenn sie sich auf alle diese Bereiche ausgeweitet hat?

Trotz all dieser Krisen überschreiten wir glorreich einen historischen Meilenstein. Denn wir betreten die Liste der Nationen, die aufgrund ihrer Bedeutung den Verlauf der aktuellen Ereignisse bestimmen und in ihren Händen die Fäden halten, mit denen die Zukunft der Völker geknüpft wird.

In diesem Moment der Besorgnis und der Hoffnung auf Herrlichkeit, o Frau, möchten wir Dir für die Wohltaten danken, die Du, immer erhörte Mittlerin, für uns vom allmächtigen Gott erhalten hast.

Wir danken Dir für dieses Land von kontinentalen Ausmaßen und die Reichtümer, die darin angelegt haben. Wir danken Dir für die Einheit des Volkes, dessen vielfältige Rassenzusammensetzung sich so gut zu einem großen ethnischen Strom portugiesischer Herkunft verschmolz und dessen kulturelles Umfeld, inspiriert vom lateinischen Genius, die Beiträge der Bewohner aller Breitengrade so gut aufnahm.

Wir danken Dir für den katholischen Glauben, mit dem wir vom gesegneten Moment der ersten Messe an belohnt wurden.

Wir danken Dir für unsere ruhige und harmonische Geschichte, so viel voller Kultur, Gebete und Arbeit als Meinungsverschiedenheiten und Kriege. Wir danken Dir für unsere gerechten Kriege, die immer vom Heiligenschein des Sieges erleuchtet sind. Wir danken Die für die die Gegenwart, die so voller Hoffnung ist, trotz der Krisen, die uns heimsuchen.

Wir danken Die für die Nationen dieses Kontinents, die uns Nachbarn geschenkt wurden und die, vereint mit uns im Glauben und in der Rasse, in der Tradition und in den Hoffnungen auf die Zukunft, in einem immer innigeren Zusammenleben mit uns den gleichen Weg gehen der Befürchtungen und des Aufstiegs.

Wir danken Dir für unser friedvolles und uneigennütziges Wesen, die uns zu verstehen bringt, dass die erste Aufgabe großer Menschen darin besteht, zu dienen, und dass unsere Größe, die uns gegeben wurde, uns nicht nur zu unserem Wohl, sondern zum Wohl aller geschenkt wurde.

Wir danken Dir dafür, dass Du uns zu dieser Phase unserer Geschichte gebracht haben, in einer Zeit, in der Stürme über die ganze Welt toben, sich die Probleme anhäufen und auf Schritt und Tritt schreckliche Optionen auf Einzelpersonen und Völker warten. Denn dies ist die Zeit für uns, der Welt zu dienen und die christliche Mission der jungen Nationen dieser Hemisphäre zu erfüllen, die berufen sind, in den Augen der Welt das wahre Licht erstrahlen zu lassen, das die Finsternis niemals auslöschen kann.

Unser Gebet, Herrin, ist jedoch nicht das des stolzen und unlauteren Pharisäers, der sich an seine Qualitäten erinnert, aber seine Fehler vergisst.

Wir haben gesündigt. In vielerlei Hinsicht ist unser heutiges Brasilien nicht das zutiefst christliche Land, von dem Nóbrega und Anchieta träumten. Im öffentlichen Leben und im Leben einzelner Menschen sind schreckliche Keime des Verfalls erkennbar, die alle klaren und wachsamen Geister in Schrecken versetzen. Für all das, liebe Frau, bitten wir um Verzeihung.

Und zusätzlich zur Vergebung bitten wir um Stärke. Denn ohne die Hilfe, die von Dir kommt, können weder die Schwachen ihre Schwächen überwinden, noch können die Guten die Gewalt und die Intrigen der Bösen eindämmen. Mit Vergebung, o Mutter, bitten wir auch um deinen Segen. Wie sehr vertrauen wir ihn! Wir wissen, dass der Segen der Mutter eine wertvolle Voraussetzung dafür ist, dass das Gebet des Kindes erhört wird, seine Seele stark und großzügig wird, seine Arbeit ehrlich und fruchtbar sei, sein Zuhause rein und glücklich ist, seine Kämpfe edel und verdienstvoll seien, sein Schicksal ehrenhaft sei und seine Unglücke würdig verlaufen.

Wie reich ist dein Segen in diesen und allen anderen erdenklichen Gaben, o Maria, die du die Mutter der Mütter, die Mutter aller Menschen, die jungfräuliche Mutter des Gottmenschen bist!

Ja, o Maria, segne uns, erfülle uns mit Gnaden und schenke uns vor allem die Gnade der Gnaden. O Mutter, verbinde dieses Dein Brasilien innig mit Dir. Beschütze es mehr und mehr. Mache die großmütige Schirmherrschaft, die Du uns geschenkt hast, stets mütterlicher. Mache die Vergebung, die Du uns stets gewährt hast, immer umfassender und barmherziger. Vergrößere deine Freigebigkeit im Hinblick auf die Güter der Erde, aber erhöhe vor allem in unseren Seelen das Verlangen nach den Gütern des Himmels. Mache uns immer stärker im Kampf für Christus, den König, Dein Sohn und unser Herr. Damit wir immer bereit seien, alles aufzugeben, um Ihm treu zu sein, und in uns die göttliche Verheißung der hundertfachen Belohnung auf dieser Erde und die ewige Glückseligkeit erfüllt werden.

O Liebe Frau von Aparecida, Königin von Brasilien!! Mit welchen Worten des Lobes und der Zuneigung sollten wir Dich am Ende dieses Gebet des Dankes und der inständigen Bitte begrüßen? Wo kann man sie finden, wenn nicht in den Heiligen Büchern selbst, da Du doch jedem menschlichen Lob überlegen bist? Das auserwählte Volk rief prophetisch über Dich Worte aus, die wir hier liebevoll wiederholen:

„Tu gloria Jerusalem, tu laetitia Israel, tu honorificentia populi nostro“ Du rühmst Jerusalem, du laetitia Israel, du honorificentia populi nostro“. Du bist der Ruhm, Du die Freude, Du der Stolz dieses Volkes, das Dich liebt!

 


 

Aus dem portugiesischen „À Padroeira: prece na aflição“ in „Última Hora“ am 12. Oktober 1983

Deutsch „An die Schutzpatronin: Gebet in Bedrängnis“ erstmals in
www.p-c-o.blogspot.com

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