„Opus
justitiae pax“: Gerechtigkeit schafft Frieden.
Zum Frieden gibt es zwei grundverschiedene Haltungen, die leider immer
wieder verwechselt werden:
1. Die Haltung der Kirche, die den Frieden für ein unschätzbares Gut hält,
den Krieg aber in gewissen Fällen als ein Recht und in anderen bestimmten
Fällen sogar als eine heilige Pflicht ansieht;
2. Die Haltung der radikalen Pazifisten, die den Krieg für ein
unerträgliches Übel halten und deshalb den Frieden für ein Gut ansehen, das um
jeden Preis erhalten bleiben muss.
(…)
Über die Rechtmäßigkeit des Krieges führten wir zwei klassische Beispiele
an: das eine ist, das der legitimen Verteidigung; das andere, das des heiligen
Krieges. Im Fall der rechtmäßigen Verteidigung ist der Krieg ein
unbestreitbares Recht. Im Fall des heiligen Krieges besteht nicht nur ein
Recht, sondern eine Pflicht ihn zu führen.
Dies sind die Grundsätze der katholischen Lehre. Sie entstammen einem
Gedanken des hl. Augustinus. So sagt der große Kirchenlehrer, dass, im
Gegensatz zur allgemeinen Meinung seiner Zeit, die größten Übel des Krieges
nicht in der Verstümmelung oder in der Zerstörung vergänglicher Leiber, die
über kurz oder lang eines Tages im Schoße der Erde, im bescheidenen Schatten
eines Grabes verwesen werden. Das große Übel des Krieges, das größte aller
Übel, besteht in der durch ihn hervorgerufenen Beleidigung Gottes. Denn man
kann sich keine Auseinandersetzung vorstellen, in der beide Seiten unschuldig
sind. Eine Seite wird zumindest schuldig sein. Die Beleidigung, die durch die
Ungerechtigkeit des Aggressors Gott zugefügt wird, ist im Grunde ein größeres
Übel, das ein Krieg hervorrufen kann.
Wenn also die Gottesbeleidigung durch eine ungerechte Aggression groß ist,
was soll man von dem Affront sagen, die er durch den Sieg des Angreifers
erleidet und die Umwandlung der Ungerechtigkeit in eine beständige und
dauerhafte Ordnung der Dinge, die eine bleibende Schmähung der göttlichen
Majestät darstellt? Ein Friede, der zur Folge hätte, den Krieg zu verhindern
und eine friedliche und unblutige Vollendung der Ungerechtigkeit zu erlauben,
wenn diese jedoch durch Waffengewalt hätte verhindert werden können, dieser
Friede wäre eine überaus große Ungerechtigkeit in den Augen Gottes und die
Überlebenden des besiegten Volkes, die sich nicht mit dem elendlichen Unglück
abfinden können, würden mit dem gleichen ungestümen Pathos um Rache schreien
wie das Blut des unschuldigen Abel.
Anzunehmen also, dass ein Krieg um jeden Preis verhindert werden muss, wenn
auch der so erreichte Frieden die Auflösung ganzer Völker bedeuten würde und
die Ungerechtigkeit als das oberste Prinzip der internationalen Ordnung das
Feld beherrscht, ist nichts anderes als die katholische Lehre in
ausdrücklichster Weise zu widersprechen.
(…)
Niemand hat Schwierigkeiten zu verstehen, dass die Kirche etliche Kreuzzüge
gegen den Islam gepredigt hat, als dieser das Grab Unseres Herrn Jesus Christus
und die freie Ausübung der Religion der dort lebenden christlichen Bevölkerung
bedrohte.
Quelle: Auszüge aus "A posição do Vaticano" (Die Stellung des Vatikan), in Legionário, Nr. 368 vom 1.10.1939, Freie Übersetzung.
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