Mittwoch, 28. November 2018

Brasilien – ein zur Größe berufenes Land



      
Als Stefan Zweig in den dreißiger Jahren Brasilien besuchte, war er von dem Land derart beeindruckt, daß er es dazu bestimmt sah, „einer der bedeutsamsten Faktoren der künftigen Entwicklung unserer Welt zu werden“ (7).
      Was einen an Brasilien zuallererst beeindruckt ist die Weite des Landes und der Horizonte. Die Ausdehnung dieses Landes mit seinen 8.511.965 Quadratkilometern Fläche entspricht mehr als der Hälfte ganz Südamerikas. Die unmittelbar zum Meer hin abfallenden hohen Gebirge, die üppigen Urwälder, der wasserreiche Amazonasstrom, der mit seinem über fünf Millionen Quadratkilometer großen Becken das ausgedehnteste Einzugsgebiet der Erde bildet, all das vermittelt uns das Bild von einem Land, das alles im Übermaß besitzt: Natur, Licht, Farben, sodaß man durchaus den Vergleich Rocha Pitas heranziehen und von einem wahren „irdischen Paradies“ sprechen kann.
      „In keiner anderen Region zeigt sich der Himmel so heiter, noch steigt schöner der Morgen herauf; in keinem anderen Erdteil strahlt die Sonne goldener, noch leuchtet ihr Widerschein kräftiger in der Nacht; die Sterne funkeln milder und zeigen sich immer fröhlich; der Horizont ist immer klar, einerlei ob die Sonne auf- oder untergeht; das reinste Wasser kann man sowohl aus den Quellen in Feld und Wiese trinken als auch aus den Zuleitungen in den Ortschaften; mit anderen Worten, Brasilien ist das entdeckte irdische Paradies.“ (8)
      Das riesige Land ist unaufhörlich in Licht getaucht und „glänzt wie ein Diamant im Schatten der Unendlichkeit. (...) Sein Abglanz lässt im Schweigen der Räume eine unerlöschliche, dunkelgelbe, glühende, sanfte oder blasse Verklärtheit aufscheinen. Immer ist alles Licht. Von der Sonne steigt es in leuchtenden, blendenden Wellen hernieder und hält die Erde in tiefer Stille. Das Licht durchdringt alles, schluckt alles“ (9).
      Dieses Licht, das eine unerlöschliche Klarheit ausstrahlt und die Erde in einer Stimmung zurückgezogener Stille zu halten scheint, taucht die großen Räume in eine geheimnisvolle geistige Dimension. Fast könnte man sagen, daß die leuchtende Ausdehnung der Horizonte die Seele für eine sublime Berufung empfänglich macht.
      Die Geburtsstunde Brasiliens schlug am 22. April 1500, als die Schiffe der portugiesischen Flotte mit ihren weißen Segeln, auf denen das Kreuz des Christusordens leuchtete, unter dem Kommando von Pedro Alvares Cabral vor der brasilianischen Küste Anker warfen. Als erstes pflanzten die Entdecker ein Kreuz am Strand auf und ließen das unblutige Kalvarienopfer im neuentdeckten Land feiern. Seit diesem
Tag ist Brasilien das Land des Heiligen Kreuzes (10). Das Kreuz des Südens schien die Szene, die sich für immer in die brasilianische Seele eingeprägt hat, am Himmel zu besiegeln. „Das Kreuz des Südens, Wappenzeichen des Vaterlandes, erinnert nachts mit seinem süßen Licht für immerwährende Zeiten an den Fortbestand dieses Bundes. Es richtet an die christliche Nation, die im Lande des Heiligen Kreuzes lebt, Worte unvergänglicher Hoffnung.“ (11) Seither, so bemerkte ein italienischer Diplomat, „hat sich der vom Christentum ausgehende Duft über alle Teile Brasiliens ausgebreitet, als ob es ein für allemal besprengt worden wäre“ (12).
     
Das Kreuz, erinnert P. Serafim Leite S.J., „war ein Wahrzeichen und eine Verheißung. Aber es war noch nicht das Saatkorn. Dieses sollte erst ein halbes Jahrhundert später, nämlich im Jahre 1549, mit der Einrichtung des Generalgouvernements und der Ankunft der Jesuiten fruchtbar und reichlich eintreffen“ (13). In dem genannten Jahr begleiteten sechs Missionare der gerade erst vom Heiligen Ignatius gegründeten Gesellschaft den Gouverneur Tomé de Souza, dem König Johann III. von Portugal die Missionierung des neuen Landes aufgetragen hatte (14). Nach Stefan Zweig brachten sie „das Kostbarste, was ein Volk und ein Land zu seiner Existenz benötigt: eine Idee und zwar die eigentlich schöpferische Idee Brasiliens“ (15).
      Die Jesuiten flößten dem potentiell äußerst – nicht nur an materiellen Gütern - reichen, bis zu diesem Zeitpunkt jedoch schlafenden Land eine Seele ein. „Dieses Land ist unsere Aufgabe “ (16), erklärte P. Manuel da Nóbrega (17), der zusammen mit P. José de Anchieta (18) als Gründer Brasiliens angesehen werden kann. Seit der Entdeckung bis in unsere Tage entwickelten die Missionare in brasilianischen Landen ein Werk der Christianisierung und gleichzeitig der Zivilisierung, das „in der Geschichte einzigartig dasteht“ (19).
P. Joseph Anchieta nimmt Indianer in Schutz
Die Jesuiten katechisierten die in Siedlungen zusammengeführten Ureinwohner, richteten die ersten Schulen ein, bauten Unterrichtsstätten, Kirchen, Straßen und Städte (20). Als die Hugenotten sich des neuen Landes bemächtigen wollten, waren es die Jesuitenpatres Nóbrega und Anchieta, die militärische Maßnahmen gegen die in der Guanabara-Bucht gelandeten französischen Protestanten veranlassten (21). Inmitten der  herrlichen 
Küste, von den Portugiesen zurückeroberten Bucht (22) wurde eine kleine Stadt gegründet, aus der später einmal die Hauptstadt des Landes hervorgehen sollte: Rio de Janeiro, die Stadt, die in einer unvergleichlichen Synthese die ganze Naturschönheit Brasiliens in sich vereinigt: Berge, Hügel, Wälder, Wasser, Inseln, Buchten (23). Die erste Hauptstadt der portugiesischen Besitzungen in Südamerika, São Salvador da Bahia, bildete zusammen mit São Paulo, São Sebastião do Rio de Janeiro und den Kapitanaten von Pernambuco und Maranhão eine der „Urzellen“ (24) Brasiliens.
      Das ungeheuer große Land wurde in zwölf Erbkapitanate aufgeteilt, von denen die meisten Bundesstaaten der heutigen brasilianischen Föderation ausgehen (25). Die mit weitgehenden Vorrechten und Gunstbezeigungen versehenen Lehensträger wurden vom König von Portugal unter den „besten Leuten, ehemaligen Seefahrern, Hofherren“ (26) ausgewählt. Brasilien blieb weiterhin Bestandteil des portugiesischen Reiches, auch während des Zeitraums, in dem die portugiesische Krone mit der spanischen vereint war (1580–1640).
      Das brasilianische Nationalbewusstsein begann sich schließlich im Kampf gegen die Holländer zu bilden, die sich in Bahia (1624–1625) und dauerhafter in Recife (1630–1654) festsetzen konnten (27). Als sich dieser letzte holländische Posten dem portugiesisch-brasilianischen Heer ergab, konnte man bereits von einem einigen Volk sprechen. „Die holländischen Kriege hatten den Vorzug, daß sie die unterschiedlichen Elemente der Kolonisierung auf eine bis dahin nicht gekannte Weise festigten.“ (28).
      Der erste aristokratische „Typus“ Brasiliens war der des Zuckermühlen-Herrn, des Zuckerrohranbauers, dessen Produktion während der ganzen Kolonialzeit im feudalen Rahmen der Kapitanate das typisch brasilianische Erzeugnis bildete. (29)
      Zuckerrohrpflanzungen und Mühlen – kleine, an Wasserläufen errichtete Raffinerien, die von Sklaven betrieben wurden – legten die Grundlagen der brasilianischen Landwirtschaft. Das angestammte Herrenhaus des Gutsbesitzers glich einer Festung (30). Um die Mühlenherren sammelten sich die Widerstandskräfte gegen die holländischen Invasoren, Feinde des Glaubens und des Königs (31). Es war bereits der Landadel gewesen, der die Verteidigung gegen die Franzosen und die Engländer organisiert hatte, als diese sich in der Vergangenheit in Brasilien festsetzen wollten.
      Anbau und Verarbeitung des Zuckerrohrs bildeten während der ersten zwei Jahrhunderte die wichtigste landwirtschaftliche und industrielle Tätigkeit des Landes. Im 18. Jahrhundert wurde dann das Gold, nach seiner unerwarteten Entdeckung in Minas Gerais, zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor des Landes.
      Die Bandeirantes-Expeditionäre (32), unmittelbare Nachkommen der Entdecker, lösten mit ihrem außerordentlichen Mut und Abenteuergeist das Zeitalter des Goldes und der Edelsteine aus.
      In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, nach Abschluss der sozialen und wirtschaftlichen Zyklen des Zuckers und des Goldes, nahm dann ein drittes Zeitalter seinen Anfang, das des Kaffees, der bis 1930 die Hauptquelle des Reichtums der brasilianischen Wirtschaft sein sollte.
Kaiser Pedro I. ruft die
Unabhängigkeit Brasiliens aus
      Im 19. Jahrhundert erreichte Brasilien seine Unabhängigkeit, aber auf eine andere Art und Weise als die übrigen südamerikanischen Nationen: Nicht mit Waffengewalt, sondern durch die Errichtung eines Kaiserreichs, dessen Thron Dom Pedro I. von Bragança, Sohn des Königs von Portugal, bestieg.
      Am 7. September 1822 proklamierte Dom Pedro in São Paulo die Unabhängigkeit Brasiliens, und zwei Jahre darauf erhielt das Land seine erste Verfassung. Der Nachfolger, Dom Pedro II. (33) war ein außerordentlich gebildeter und unternehmungslustiger Herrscher, dessen lange, friedvolle Regierungszeit mit der republikanischen Revolution gleich nach der Abschaffung der Sklaverei (34) endete. Das
Kaiser Pedro II. von Brasilien
Kaiserreich verlor die Unterstützung der Landaristokratie, für die die Sklavenbefreiung ein Fehler oder aber verfrüht war. Am 15. November 1889 wurde in Rio de Janeiro nach einem unblutigen Staatsstreich die Republik ausgerufen.
      „Die Brasilianer“, schrieb der italienische Historiker Guglielmo Ferrero, „sahen die Monarchie sanft fallen, ohne Blutvergießen, so wie die schönen Sommertage zu Ende gehen, ruhig und leuchtend“ (35).
      1891 wurde aus dem Kaiserreich Brasilien die Bundesrepublik der Vereinigten Staaten von Brasilien, auf deren neuer Flagge nun das positivistische Motto „Ordnung und Fortschritt“ zu lesen war (36). „Brasilien stand damals am Anfang einer Epoche, die den ‚Fortschritt‘ zum Gott und die ‚Wissenschaft‘ zu einer Göttin ihrer geistigen Eliten erheben sollte“ (37). Die Republik bestand aus einer Föderation autonomer Staaten, die alle ihr eigenes Parlament und eine eigene Regierung hatten. Es kam zur Trennung zwischen Staat und Kirche, die standesamtliche Trauung (Zivilehe) wurde eingeführt, die Wirtschaftspolitik wurde geändert. Die ersten Jahre des neuen Jahrhunderts zeichnen sich in Brasilien durch ein Klima der Euphorie und des Optimismus aus, was nicht zuletzt auf die Hoffnungen zurückzuführen war, die der institutionelle Wandel und der wirtschaftliche und soziale Fortschritt des Landes ausgelöst hatte (38). Es waren die „goldenen Jahre“ der 1. Republik (39).

Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland und DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel I, Abschnitt 2, SS 22-29.
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Fußnoten:
(7) Stefan ZWEIG, Brasilien,  ein Land der Zukunft, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1981, S. 8. Vgl. auch Ernani SILVA BUENO, História e Tradições da Cidade de São Paulo, Livraria José Olympio Editora, Rio de Janeiro 1954, 3 Bde.; Affonso DE FREITAS, Tradições e reminiscências paulistanas, Governo do Estado de São Paulo, São Paulo 1978 (3. Aufl.); Luiz GONZAGA CABRAL, S.J., Influência dos Jesuítas na colonização do Brasil, in Jesuítas no Brasil, Bd. III, Companhia Melhoramentos de S. Paulo, São Paulo 1925.
(8) Sebastião DA ROCHA PITA (1660 – 1783), História da América Portuguesa, in E. WERNECK, Antologia Brasileira, Livraria Francisco Alves, Rio de Janeiro 1939, S. 210.
(9) José PEREIRA DA GRAÇA ARANHA (1868 – 1931), A esthética da vida, Livraria Garnier, Rio de Janeiro – Paris 1921, S. 101.
(10) „Brasilien ist christlich geboren: ‚Insel des Wahren Kreuzes‘ nannte es sein erster Geschichtsschreiber, der gleichzeitig auch einer der Entdecker war“ (P. Serafim LEITE, S.J., Páginas de Història do Brasil, Companhia Editora Nacional, São Paulo 1937, S. 11). Der Chronist der Expedition, Pero Vaz de Caminha, richtet folgende Worte an den König: „Bis jetzt konnten wir noch nicht erfahren, ob es Gold oder Silber oder Metallsachen oder Eisen gibt; wir sahen nichts dergleichen. An und für sich ist das Land aber reich (...) Der größte Gewinn, den man indessen von ihm haben kann, ist meiner Meinung nach die Errettung der Seelen seiner Einwohner“ (nach Roger BASTIDE, Il Brasile, italien. Übersetzung, Garzanti, Mailand 1964, S. 13; der Text des Briefes des Pero Vaz de Caminha ist zu finden in Jaime CORTESÃO, A expedição de Pedro Álvares Cabral, Livrarias Ailland e Bertrand, Lissabon 1922, S. 233 – 256).
(11) Yves DE LA BRIÈRE, Le règne de Dieu sous la Croix de Sud, Desclée de Brouwer, Brügge – Paris 1929, S. 20.
(12) Roberto CANTALUPO, Basile euro-americano, Istituto per gli Studi di Politica Internazionale, Mailand 1941, S. 89.
(13) P. S. LEITE, S.J., Páginas de História do Brasil, a.a.O., S. 12 – 13. „Ohne andere Faktoren ausschließen zu wollen, kann man ohne weiteres folgende Behauptung aufstellen: Im 16. Jahrhundert deckt sich die Geschichte der Gesellschaft Jesu in Brasilien mit der Geschichte der Entwicklung des Landes selbst in seinen katechetischen, sittlichen, geistigen, erzieherischen und großenteils kolonialen Elementen. Der Beitrag anderer religiöser Faktoren ändert das Ergebnis nur unmerklich“ (S. 14).
(14) In der Verordnung vom 17. Dezember 1548, mit der der König von Portugal, Johannes III., seinem Gouverneur die Regeln vorschrieb, an die er sich in Brasilien halten sollte, steht geschrieben: „Der Hauptgrund, der mich veranlasst hat, dieses Land Brasilien besiedeln zu lassen, ist der, daß sich die Menschen, die dort leben, zu unserem katholischen Glauben bekehren“ (Regimento de Tomé de Souza, Nationalbibliothek Lissabon, Marinearchiv, Buch 1 der amtlichen Schreiben, 1597 – 1602). Vgl. auch P. Armando CARDOSO, S.J., O ano de 1549 na história do Brasil e da Companhia de Jesus, in Verbum, Nr. 6 (1949), S. 368-392.
(15) S. ZWEIG, a.a.O., S. 32. Vgl. Carlos SODRÉ LANNA, Gênese da Civilização Cristã no Brasil, in Catolicismo Nr. 519 (März 1994), S. 23 –24; Ders., A epopéia missionária na formação da Cristandade luso-brasileira, in Catolicismo Nr. 533 (Mai 1995), S. 22 – 23.
(16) Zitiert nach Antonio DE QUEIROZ FILHO, A vida heróica de José de Anchieta, Edições Loyola, São Paulo 1988, S. 43.
(17) P. Manuel da Nóbrega ist am 18. Oktober 1517 in Minho (Portugal) geboren und starb am 18. Oktober 1570 in Rio de Janeiro. Er hatte Kirchenrecht und Philosophie in Coimbra studiert, bevor er 1544 in die Gesellschaft Jesu eintrat und 1549 vom Heiligen Ignatius nach Brasilien entsandt wurde, wo er der erste Obere und Provinzial der Jesuitenmission werden sollte. Seine Missionsarbeit erstreckte sich über zwanzig Jahre bis zu seinem Tode.
(18) Der Selige José de Anchieta ist am 19. März 1534 in La Laguna (Kanarische Inseln) geboren und am 9. Juni 1597 in Reritiba (heute Anchieta) gestorben. Er trat 1551 in die Gesellschaft Jesu ein und fuhr zwei Jahre später mit einer Gruppe von Missionaren im Gefolge des portugiesischen Gouverneurs Duarte da Costa nach Brasilien. Als er 1566 zum Priester geweiht wurde, war er bereits an der Gründung der Stadt São Paulo (1554) beteiligt gewesen und sah auch Rio de Janeiro (1567) entstehen. 1578 wurde er Ordensprovinzial für Brasilien und entwickelte sein Apostolat so unermüdlich, daß ihm später der Titel „Apostel der Neuen Welt“ zuerkannt wurde. 1980 wurde er von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Vgl. ALVARES DO AMARAL, O Padre José Anchieta e a fundação de São Paulo, Conselho Estadual de Cultura, São Paulo 1971.
(19) S. LEITE, S.J., História da Companhia de Jesus no Brasil, Livraria Portugália, Lissabon 1938, Bd. I.
(20) Neben den Jesuiten gingen auch die Benediktiner (1582), die Karmeliter (1584), die Kapuziner (1612) und andere Orden ihrem Apostolat nach. Nachdem die Jesuiten 1760 durch Pombal vertrieben worden waren, kehrten sie erst 1842 wieder nach Brasilien zurück. Über die 40 Märtyrer aus den Reihen der Jesuiten s. Mauricio GOMES DOS SANTOS, S.J., Beatos Inácio de Azevedo e 39 companheiros mártires, in Didaskalia Nr. 8 (1978), S. 89 – 155; S. 331 – 366 (Übersetzung der Studie der Geschichtlichen Abteilung der Heiligenkongregation).
(21) Berater der Patres Nóbrega und Anchieta war ein italinischer Adliger namens Guiseppe Adorno aus der Genueser Dogenfamilien, der Leben und Vermögen in den Dienst seines neuen Vaterlandes Portugal gestellt hatte, nachdem er aus seiner Heimatstadt vertrieben worden war. Neben Adorno kamen im 16. Jahrhundert auch die Acciaiuoli (Accioly), die Doria, die Fregoso und die Cavalcanti (Cavalcanti d’Albuquerque) nach Brasilien.
(22) C. SODRÉ LANNA, A expulsão dos franceses do Rio de Janeiro, in Catolicismo Nr. 509 (Mai 1993), S. 22–24.
(23) „Vom Panorama her gesehen, kann man Rio de Janeiro als eine Synthese Brasiliens betrachten. Hier schlägt weiterhin das Herz Brasiliens, obwohl die Hauptstadt nun offiziell nach Brasilia verlegt wurde. Man stößt hier auf eine geheimnisvolle Synthese des Landes, eine Einladung für eine Zukunft voller geheimnisträchtiger Versprechen“ (Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Meditando sobre as grandezas do Brasil, in Catolicismo Nr. 454 (Oktober 1988).
(24) „Der hervorragende Kenner der brasilianischen Geschichte, João Ribeiro, bezeichnet mit energischer Genauigkeit die folgenden Punkte des Landes als Urzellen Brasiliens: Bahia, Pernambuco, São Paulo, Rio und Maranhão. Von den erwähnten fünf  Urzellen sind zwei (...) ausschließlich das Werk der Gesellschaft Jesu: São Paulo, das sie mit eigenen Händen geschaffen hat, und Rio de Janeiro, dessen Gründung sie gegen alles und gegen alle durchgesetzt hat. Die anderen drei – Bahia, Pernambuco, Maranhão – verdanken den Jesuiten ihre größte Ausdehnung.“ (L. G. CABRAL, S.J., Jesuítas no Brasil (século XVI), Companhia Melhoramentos de São Paulo, São Paulo 1925, S. 266).
(25) Homero BARRADAS, As capitanias hereditárias. Primeiro ensaio de um Brasil orgânico, in Catolicismo Nr. 131 (November 1961).
(26) Pedro CALMON, História do Brasil, Livraria José Olympio Editora, Rio de Janeiro 1959, Bd. I, S. 170.
(27) Vgl. Lúcio MENDES, Calvinistas holandeses invadem cristandade luso-americana, in Catolicismo Nr. 427 (Juli 1986), S. 2 – 3; Ders. Martírio e heroísmo na resistência ao herege invasor, in Catolicismo Nr. 429 (September 1986), S. 10–12; Diego LOPES SANTIAGO, História da Guerra de Pernambuco, Fundação do Patrimônio Histórico e Artístico de Pernambuco, Recife 1984. In diesem Zeitraum kämpften in Brasilien viele italienische, vor allem neapolitanische Offiziere (vgl. Gino DORIA, I soldati napoletani nelle guerre del Brasile contro gli olandesi (1625 – 1641), Riccardo Ricciardi Editore, Neapel 1932). Als 1624 die Ostindische Kompagnie Bahia besetzen ließ, schickte Philipp IV. eine Flotte, der auch ein neapolitanisches Kontingent unter der Führung von Carlo Andrea Caracciolo, Marquis von Torrecuso, angehörte. Ein weiterer neapolitanischer Führer war Gian Vincenzo Sanfelice, Graf von Bagnoli, der 1638 erfolgreich Bahia gegen die Invasion der holländischen Kalvinisten verteidigte, die in Südamerika einen protestantischen Staat gründen wollten. Zwischen Brasilien und dem Reich Neapel bestand stets ein fruchtbarer Austausch (vgl. z. B. Paolo SCARANO, Rapporti politici, economici e sociali tra il Regno delle Due Sicilie e il Brasile (1815 – 1860), Società Napoletana di Storia Patria, Neapel 1958).
(28) P. CALMON, Storia della Civiltà brasiliana, italien. Übersetzg. Industria Tipografica Italiana, Rio de Janeiro 1939, S. 52.
(29) Zuckerrohr, das ideale landwirtschaftliche Erzeugnis eines Landes, das am Anfang seiner Entwicklung steht, wurde seit Ende des 16. Jahrhunderts in Nord- und Südbrasilien angepflanzt. Das Hauptanbaugebiet war jedoch Pernambuco, dessen Hafenstadt Recife im 17. Jahrhundert zum größten Zuckerhandelsplatz der Welt wurde (P. CALMON, Storia della civiltà brasiliana, loc. cit., S. 85). Vgl. auch Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, No Brasil Colônia, no Brasil Império e no Brasil República: gênese, desenvolvimento e ocaso da Nobreza da terra, Anhang zur portugiesischen Ausgabe von Nobreza e elites tradicionais análogas nas alocuções de Pio XII ao Patriciado e à Nobreza Romana, Livraria Civilização Editora, Porto 1993, S. 159–201.
(30) Gilberto FREYRE, Casa Grande e Senzala, Editora José Olympio, São Paulo 1946 (5. Aufl.), Bd. I, S. 24.
(31) Die Eroberung der Ländereien ist vor allem kriegerischer Natur. „Jedes gerodete Stück Land, jeder ‚bevölkerte‘ Landstrich, jeder bebaute Raum, jede ‚fabrizierte‘ Zuckermühle setzt eine schwierige militärische Unternehmung voraus. Von Norden nach Süden werden landwirtschaftliche Gründungen und Viehzucht mit dem Schwert in der Hand durchgeführt“ (Francisco José de OLIVEIRA VIANA, O povo Brasileiro e sua Evolução, Ministério da Agricultura, Indústria e Comércio, Rio de Janeiro 1922, S. 19).
(32) Vgl. zum Thema Bandeirantes die imposante História Geral das Bandeiras Paulistas (São Paulo 1924 – 1950, 11 Bände) von Affonso DE TAUNAY, zusammengefasst in História das Bandeiras Paulistas, Edições Melhoramentos, São Paulo 1951, 2 Bde.; vgl. auch J. CORTESÃO, Raposo Tavares e a formação territorial do Brasil, Ministério da Educação e Cultura, Rio de Janeiro 1958; Ricardo ROMÁN BLANCO, Las Bandeiras, Universidade de Brasília, Brasília 1966.
(33) Dom Pedro II. (1825–1891) heiratete 1843 die Prinzessin Teresa Cristina, Schwester Ferdinando II., des Königs beider Sizilien. Seine älteste Tochter, Isabel (1846–1921) heiratete den Prinzen Gastão de Orléans, Graf d’Eu, dem sie drei Söhne schenkte: Pedro de Alcântara, Luís und Antônio. Da der Erstgeborene 1908 auf die Nachfolgerechte für sich und seine Nachkommen verzichtet hatte, ging das Thronfolgerecht auf dessen Bruder Dom Luís de Orléans und Bragança (1878–1920) über, der mit der Prinzessin Maria Pia de Bourbon-Sicilia verheiratet war (vg. Armando Alexandre DOS SANTOS, A Legitimidade Monárquica no Brasil, Artpress, São Paulo 1988). Zu Dom Pedro II. vgl. Heitor LYRA, História de dom Pedro II.: 1825–1891, Editora Nacional, São Paulo 1940. „Dom Pedro war ein großmütiger, gütiger und gerechter Herrscher, ein Vorbild der Vaterlandsliebe und Kultur, des Eifers und der Rechtschaffenheit, der Duldsamkeit und Einfachheit. Er war weise und menschenfreundlich. Als Mitglied des Institut de France und der wichtigsten wissenschaftlichen und literarischen Gesellschaften des Auslandes war er ein Förderer der Künste, der Wissenschaften und der Literatur. Er unterstützte mit materieller Hilfe viele berühmte Brasilianer; der große Mäzen verschloss ihnen nie den Beutel“ (S. RANGEL DE CASTRO, Quelques Aspects de la civilisation brésilienne, Les Presses Universitaires de France, Paris o. J., S. 29f). Vgl. auch Leopoldo B. XAVIER, Dom Pedro e a gratidão nacional, in Catolicismo Nr. 491 (Dezember 1991).
(34) Ein erstes Gesetz, das den Beinamen „Gesetz des freien Leibes“ erhielt, gewährte 1871 den von einer Sklavin geborenen Kindern im Alter von 21 Jahren die Freiheit. 1885 wurde dann das „Sechzigjährigen-Gesetz“ erlassen, das alle mehr als 65-jährigen Sklaven in die Freiheit entließ. Am 13. Mai 1888 sanktionierte die Gräfin d’Eu und kaiserliche Regentin, Prinzessin Isabel, unter dem konservativen Ministerium João Alfredo Corrêa de Oliveiras während der Abwesenheit ihres Vaters, de sich auf einer Europa-Reise befand, das Gesetz, mit dem die Sklaverei dann endgültig abgeschafft wurde. Auf die damalige Bevölkerung Brasiliens von 14 Millionen Mesnchen kamen 700.000 Sklaven; tatsächlich war die Einrichtung der Sklaverei bereits spontan am Erlöschen. Zur Abschaffung der Sklaverei vgl. PLINIO CORRÊA DE OLIVEIRA, A margem do 13 de maio, in Legionário Nr. 296 (15. Mai 1938). Vgl. auch Robert CONRAD, Os últimos anos da escravatura no Brasil, 1850–1888, Civilização Brasileira, Rio de Janeiro 1978 (2. Aufl.); Emilia VIOTTI DA COSTA, A abolição, Global, São Paulo 1982.
(35) Zitiert bei S. RANGEL DE CASTRO, Quelques aspects de la civilisation brésilienne, a.a.O., S. 29.
(36) Guglielmo Ferrero berichtet, daß er in Rio de Janeiro, in der Benjamin Constant-Straße, den „Menscheitstempel“ besucht und sich dort angenehm mit dem Hohen Priester, Herrn Teixeira Mendes, unterhalten habe (G. FERRERO, Fra i due mondi“, Fratelli Treves Editori, Mailand 1913, S. 187).
(37) G. FREYRE, Order and Progress. A Political History of Brazil, Westview Press, Boulder (Colorado) 1991.
(38) An der Spitze des Staates folgten aufeinander Prudente de Moraes (1894–1898), Campos Sales (1898–1902), Rodrigues Alves (1902–1906), Afonso Pena (1906–1909), Nilo Peçanha (1909–1910), Hermes da Fonseca (1910–1914), die brasilianische Außenpolitik aber verblieb während dieser ganzen Periode in den Händen des Barons von Rio Branco (1845–1912) .
(39) „Es waren die ‚goldenen Jahre‘ der Ersten Republik, wenn wir diesem Zeitabschnitt eine Bezeichnung geben wollen, wie sie bei den alten Historikern üblich war ...“ (Plinio DOYLE, Brasil 1900-1910, Biblioteca Nacional, Rio de Janeiro 1980, Bd. I, S. 14). Zu Anfang des Jahrhunderts lebten in Brasilien 17.318.556 Einwohner, 60% davon auf dem Land.

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