Fatima, die Welt und die Sünde
Die
Botschaft von Fatima wirft eine Frage auf, mit der man sich, wenn man die
Botschaft wahrhaftig verstehen möchte, tiefer auseinandersetzen sollte. Man
könnte sie gewissermaßen folgend formulieren: Gibt es in der Botschaft eine
Lehre, die die Muttergottes der Welt darreichen wollte? Wenn ja, welche sind
deren Hauptmerkmale?
Wer
die Botschaft von Fatima aufmerksam liest, der kann unmittelbar die Motive der
Haltung Unserer Lieben Frau gegenüber der Welt feststellen: a) daß die
religiöse und sittliche Lage der Welt katastrophal ist; b) daß die Menschheit
sich von der Sünde entfernen, Buße tun und beten muß; c) daß, wenn die Menschen
sich nicht bekehren, werden sie gestraft werden durch Kirchenverfolgungen und
Kriege.
Dies
bedenkend und um den Ernst der Lage hervorzuheben, zögerte Maria sogar nicht
davor, den Hirtenkindern die Hölle zu zeigen und zu betonen: „Ihr habt die
Hölle gesehen, wohin die Seelen der armen Sünder gehen.“
Im
Gegensatz zu der Muttergottes versucht heutzutage eine große Anzahl von
Religionslehrern die Sünde und das Bestehen der Hölle zu verschleiern und sogar zu bestreiten. Das
ist nicht die Lehre, die uns die Muttergottes erteilte. Ganz im Gegenteil. Sie
sprach von Sünde, von menschlicher Bosheit, sie zeigte Kindern im Alter von
nur 7, 9 und 10 Jahren die ewigen Qualen
der Hölle.
Wie ist die Sünde der heutigen Welt näher zu
beschreiben? Ist sie dermaßen schwerwiegend, daß sie nur durch Strafen gesühnt
werden kann? (*)
Die
Antwort auf diese Frage gab Prof. Dr. Plinio Correa de Oliveira in einem in der
Monatszeitschrift „Catolicismo“ veröffentlichten
Artikel.
Wer
sich näher mit diesem Thema befassen möchte, sollte den lehrreichen Bestseller
von Prof. Correa de Oliveira, „Revolution
und Gegenrevolution“ (DVCK e.V., Frankfurt, 1995 und 2013), lesen.
A.
Faoro
Ein Jahrhundert des Krieges,
des Todes und der Sünde
Plinio Correa de Oliveira
Papst
Leo XIII. lehrt uns in seinem Rundschreiben „Annum ingressi sumus“ (1902), daß die heutige Welt mit ihrem Fortschritt, ihren Krisen, ihrem
Reichtum und ihrer Schwachheit eine Frucht von zwei nicht nur verschiedenen,
sondern sogar entgegengesetzten Einflüssen ist. Zu einem besteht die von der
Kirche erbaute christliche Zivilisation auf dem Fundament des Glaubens, der
Keuschheit, der Disziplin und des Heroismus, die die Missionare des
Frühmittelalters in die rauhen Seelen der Barbaren eingepflanzt haben. Zum
anderen findet man die skeptische, sinnliche, egoistische und stets zur
Aufwiegelung bereite Welt, die, durch
die Häresie von Luther entstanden ist, in der Französischen Revolution sich
behauptete, und heute durch den Triumph des Kommunismus eine Ordnung der Dinge
einführen will, die ganz im Einklang mit ihrer geistigen Gesinnung steht.
Dieser
tiefe Gedanke von Leo XIII., der eigentlich das Leitmotiv beim Unterricht der
mittelalterlichen, modernen und zeitgenössischen Geschichte in den katholischen
Schulen und Universitäten sein sollte, erklärt das Wesentliche der großen Krise
unserer Zeit.
Die christliche
Auffassung
von Gott und Schöpfung
Beginnen
wir mit der Festlegung einiger Merkmale der katholischen Lehre und der
christlichen Zivilisation, wie sie im Mittelalter stattfanden. Zunächst stellen
wir fest, dass die katholische Auffassung von Gott und Schöpfung wesentlich und
tief hierarchisch ist:
1.
— Nach katholischer Lehre ist Gott ein persönliches, transzendentales Wesen, das Wesen schlechthin, das alles Leben
und alle Vollkommenheit in sich birgt. Alle anderen Wesen wurden aus dem Nichts
von Gott erschaffen und würden zum Nichts zurückkehren, wenn Gott ihr Bestehen
nicht ununterbrochen erhalten würde. Ihre Eigenschaften sind nicht mehr als
eine Spiegelbild der Vollkommenheiten Gottes. Ihr einziger Zweck besteht darin,
Gott zu dienen und ihn zu verherrlichen. Zwischen Gott und den Geschöpfen
besteht also die größte Ungleichheit, die man sich vorstellen kann.
2.
— Die Kreaturen wiederum sind einander ungleich. Die Engel sind reine Geister.
Unter ihnen sind die Menschen, die zugleich geistig als auch materiell sind.
Dann kommen in absteigender Rangordnung die Tiere, die Pflanzen und die Mineralien.
In jeder dieser Kategorien gibt es noch zahlreiche Hierarchien. Um nur von
intelligenten Wesen zu sprechen, die Engel sind in neun übereinander stehende ungleiche
Chöre unterteilt. Die in der Kirche versammelten Menschen wurden von Gott für
verschiedene Grade der Heiligkeit geschaffen und nehmen gemäß ihrer Entsprechung
zu diesem göttlichen Plan ungleiche Positionen in den Augen Gottes ein, in den
Reihen der glorreichen, leidenden oder streitenden Kirche. Diese Ungleichheiten
kommen in einem Kult zum Ausdruck. Der Mensch erweist Gott den Kult der „Latrie“
der Anbetung), den Engel und Heiligen der „Dulie“ (der Verehrung).
3.
— Innerhalb dieser Ungleichheiten kann die göttliche und menschliche Person
unseres Herrn Jesus Christus nicht unerwähnt bleiben. Als nicht erschaffenes Wort —
„Deum de Deo, Lumen de Lumine“ — ist Er allen Kreaturen unendlich überlegen aber
in seiner Menschlichkeit von der Natur her ist Er den Engeln unterlegen. Er verdient
aber von den Engeln nicht nur in Seiner Gottheit, sondern auch in Seiner Menschlichkeit
angebetet zu werden. Und Unsere Liebe Frau, die als Mutter des Gottmenschen
Jesus, obwohl sie Gott unendlich unterlegen und von Natur aus den Engeln
unterlegen ist, ist Sie aber in den Augen Gottes diesen als Mutter und als
Heilige unermesslich überlegen ist und verdient es, von den Engeln als Königin
gedient zu werden!
4.
— Ihrerseits wie viele Ungleichheiten gibt es in der Struktur der streitenden Kirche!
Die Kirche ist in zwei radikal unterschiedliche Klassen unterteilt: die
Hierarchische, der das Lehren, Regieren und Heiligen zusteht, und dem Volke, dem
regiert, gelehrt und geheiligt werden zusteht. So klar diese Ungleichheit auch
ist, sie lässt dennoch Raum für ein weiteres Element der Verschiedenartigkeit und
Abstufung. Zwischen der Hierarchie und den Gläubigen „mischt sich der Zustand
des religiösen Lebens ein, der seinen Ursprung in der Kirche selbst hat und
seine Existenzberechtigung und seinen Wert in engem Zusammenhalt mit dem Zweck der
Kirche hat, das darin besteht, alle Menschen zur Heiligkeit zu führen” (Pius
XII., Ansprache vom 8.12.1950 an die Mitglieder des I Internationalen Kongresses
der Ordensleute).
5.
— Als ob diese Ungleichheiten in der Struktur der Kirche nicht genug wären, wie
viele Ebenenunterschiede gibt es im Herzen der Hierarchie selbst, sowohl vom
Standpunkt der Befugnis als auch der Ehre: vom einfachen Minoristen (der nur
die niederen Weihen erhalten hat) bis zum Diakon und von diesem zum Priester,
den Kanoniker, den Monsignore, den Bischof, den Erzbischof, den Patriarchen,
den Kardinal. Gehen wir weiter ohne weitere Hinweise auf die Unterschiede
zwischen dem Ehren- und dem Universitätskanonikern, den verschiedenen Formen der
Monsignoren, der Titular-, Weih- Hilfs-, Diözesanbischöfe, Bischöfe,
Erzbischöfe, und Metropoliten, die Kardinalbischöfe, bis hinauf zum Papst, der
die Fülle der Regierung, der Lehre, des Priestertums und der Ehre innehat. Wie
viele Grade, wie viele Schattierungen, was für ein unerschöpflicher Reichtum an
Ungleichheiten!
6.
— Wir sind hier am Prüfstein dieses Teils unserer Darstellung angekommen. Es
gibt eine Tugend, durch die der Mensch die unendliche Überlegenheit Gottes und
die eingeschränkt Überlegenheit der Geschöpfe liebt, die Gott über ihm als
Talent, Schönheit, Macht, Reichtum oder Tugend konstituiert hat: Es ist die Demut.
Diese Tugend gibt, dass wir Freude empfinden für das, was andere mehr haben als
wir. In einer Welt, in der es Demut gibt, ist nichts liebevoller und
verständlicher als Hierarchie. Sobald es keine Demut mehr gibt, ist nichts
unvermeidlicher als der Hass auf Hierarchie, der Durst nach Nivellierung und
folglich die Revolution. Demut und Hierarchie; Hochmut und Revolution sind
daher verwandte Begriffe. Daher die Tatsache, dass die erste Revolution das „Non
serviam“ (ich Diene nicht) des ersten, des großen, des ewigen Hochmütigen war.
7.
— Was hat der Protestantismus mit seiner Explosion im Schoß einer hierarchischen
Kirche in all ihren Vorstellungen, in all ihren Lehren, in ihrem ganzen Wesen
verursacht? Das Werk des Hochmuts und der Revolte: Er ebnete alle Sekten ein,
indem er die freie Auslegung der Schrift einführte. Er hat das Lehramt der
Kirche verleugnet und jeden Menschen zum eigenen Papst erklärt. Aufgrund ihrer
Ansichten über das Messopfer und das Priestertum reduzierten sie den
Geistlichen auf einen bloßen Delegierten der Gläubigen und machte jeden Gläubigen
zu seinem eigenen Priester. Zum Schein gibt es unter den Protestanten weiterhin
Geistliche und Laien. Dies ist jedoch nur ein zufälliger Unterschied und nicht
der Unterschied, der in der katholischen Kirche den gesalbten des Herrn vom
Rest der Gläubigen trennt. In diesem in ihrem Wesen so verminderten Klerus
übten die Protestanten noch die Verwüstung ihrer Nivellierungsaktion aus. Nach
der Abschaffung des Papstums gab es Sekten, die die Bischöfe abschafften, und
andere gingen so weit, auf Priester zu verzichten. Ordensgemeinschaften wurden
ausgelöscht. Selbst in den Beziehungen zwischen der Triumphierenden Kirche und
der streitenden Kirche trat der egalitäre Wut ein, der Kult der Engel und
Heiligen wurde geleugnet, so wie das Königtum Mariens über die gesamte
Schöpfung.
8.
— Die bürgerliche Gesellschaft war im Mittelalter sichtbar ähnlich organisiert wie
die Kirche. An der Spitze ein höchstes Oberhaupt, der deutsche römische Kaiser.
Unter ihm waren die Könige und nacheinander die verschiedenen Stufen der
feudalen Aristokratie und die Bürger selbst in verschiedene soziale und
wirtschaftliche Ebenen unterteilt, sogar der Knecht in der Landwirtschaft oder
in der Industrie, der Lehrling in den Innungen.
Da
dem Protestantismus staatliches Existenzrecht in Europa verliehen wurde und
daher der Geist der Revolte und der Nivellierung, wäre es vorhersehbar, dass er
auf weltlicher Ebene eine Art Organisation unangetastet ließe, die er gerade im
kirchlichen Bereich gestürzt hatte?
Die
tiefste Ursache der Französischen Revolution liegt darin. Das „Dogma“ der
freien Auslegung der Schrift würde früher oder später das „Dogma“ der
Volkssouveränität hervorrufen. Der Untergang des Heiligen Römischen Reiches,
die Verallgemeinerung des republikanischen Systems in Europa, die Aufhebung der
Privilegien der Aristokratie und des Adels, die Einführung der absoluten Gleichheit
im politischen Bereich durch das allgemeine Wahlrecht: all dies geschah unter
dem Hauch eines egalitären politischen Mystizismus, der offensichtlich eine
Brut der protestantischen egalitären religiösen Mystik ist.
9.
— Die einzige Ungleichheit, die nach der Französischen Revolution bestehen
blieb, war die finanzielle. Welcher Erbe der Revolution hat die Nivellierung
auf diese Sphäre ausgedehnt? Der Kommunismus. An dem Tag, an dem dieser gewinnen
würde, hätte Luthers Nivellierungsarbeit auf der ganzen Linie gesiegt. Es würde
auf der Welt keine Geistlichen, keine Adligen und keine Arbeitgeber geben. Gott
schuf das hierarchische Universum. Der Teufel hätte die Hierarchie in der
menschlichen Gesellschaft abgeschafft.
Der Glaube und die Revolution
Der
Glaube, ein weiteres wesentliches Merkmal der mittelalterlichen Seele, auch er ist
in gewisser Weise ein Akt der Demut. Der Mensch akzeptiert die Wahrheiten, die
Gott ihm offenbart, nicht weil er sie durch die bloßen Kräfte seiner Vernunft
oder seiner Sinne entdeckt hat, sondern einfach weil Gott sie offenbart hat.
Natürlich
würde sich der Hochmut gegen die Offenbarung auflehnen. Daher die
protestantische Weigerung, an die reale Gegenwart Christi im Altarsakrament zu
glauben, die die Sinne nicht wahrnehmen. Daher auch die Weigerung, im Lehramt
des Papstes eine Unfehlbarkeit zuzugeben, vor der sich die Vernunft verneigen
muss. Daher auch die Bildung einer zunehmend rationalistischen biblischen
Exegese, die letztendlich die Göttlichkeit unseres Herrn Jesus Christus und die
Existenz eines persönlichen Gottes leugnete. Der Protestantismus ist zum Deismus
verkommen, der Deismus zum Pantheismus. Und was ist der Pantheismus, wenn nicht
die Behauptung, dass alles Gott ist, d.h. der Triumph der Gleichheit im Kosmos?
Denn wenn alles vom Wesen her, von Natur aus göttlich ist, ist alles wesentlich,
natürlich, gleich unter sich ist, ist alles wesentlich und natürlich gleich
Gott.
Es
ist zum Mare magnum (großen Gewässer)
des Pantheismus wohin auch alle Strömungen der modernen Philosophie fließen,
die direkt oder indirekt aus dem protestantischen Rationalismus und Skeptizismus
stammen und in diesem Sinne parallel zu dem reformistischen Denken verlaufen,
aus dem die moderne Welt geboren wurde.
Reinheit und Revolution
Um
dieses Bild zu vervollständigen, muss nur noch ein Wort über Keuschheit gesagt
werden.
Nach
katholischer Lehre sind die Beziehungen zwischen den Geschlechtern nur in der
Ehe rechtmäßig. Diese ist wiederum monogam und unauflöslich. Der Zustand der
vollkommenen Keuschheit wird von Geistlichen und Ordensleuten gefordert und ist
für Laien sehr lobenswert. Diese Lehre ist der Triumph der Disziplin der Sinne.
Der
im Wesentlichen revolutionäre Protestantismus und damit ein Feind aller gezügelten
Einschränkungen schaffte den priesterlichen und religiösen Zölibat ab und führte
Ehescheidung ein. Luther erlaubte sogar der Polygamie, wenn es sich um Fürsten
handelte. Die Französische Revolution begann mit der Bestrebung, die Ehescheidung
in die Zivilgesetzgebung der katholischen Länder einzuführen. Nur ein Schritt
fehlte noch, und den tat Marx entschlossen: die Ehe selbst abzuschaffen. Es ist
der Höhepunkt der Auflehnung der Sinne gegen jede Autorität, jeden Zügel, jedes
Gesetz.
Der Epilog
Pantheismus,
absoluter politischer, sozialer und wirtschaftlicher Egalitarismus, freie
Liebe: Dies ist das dreifache Ende, zu dem uns eine alte Bewegung von mehr als
vier Jahrhunderten führt.
Welche
genaue Rolle spielt unser Zeitalter in dieser tragischen Kette von Ereignissen?
Was
diese vierhundert Jahre alte Revolution auszeichnet, ist der überaus
schrittweise Entwicklungsprozess. Im 16., 17. und 18. Jahrhundert war sie
überwiegend religiös: Die politischen Institutionen blieben mehr oder weniger
intakt. Von 1789 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war sie im Wesentlichen
politisch. Von da an drang sie in die Wirtschaft ein, das einzige Feld des
sozialen Lebens, das noch zu erschüttern war. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
ging man Parallel dazu vom Christentum zum Deismus über. Das 19. Jahrhundert
markierte den Höhepunkt des Atheismus. Das 19. Jahrhundert ist durchaus das
Jahrhundert des Pantheismus. Vom Ende des 16. bis zum 19. Jahrhundert war die
Ära der Ausweitung des Ideals der Ehescheidung. Das 20. Jahrhundert ist das
große Jahrhundert für die Ausbreitung der freien Liebe.
Diese
große Revolution macht keine Sprünge. Es brauchte vierhundert Jahre, um bis
dort hinzukommen, wo sie nun ist. Und man muss unbedingt erkennen, dass sie
jetzt ihrem Ziel sehr nahe zu sein scheint.
Der große Kampf
Dies
ist der Punkt, der beachtet werden muss, wenn wir eine genaue Vorstellung von
den Tagen haben wollen, in denen wir leben. Alle Nivellierungs- und
Revolutionstrends der letzten Jahrhunderte haben heute den Höhepunkt ihrer Erbitterung
erreicht. In der Linie des Hochmuts und der Revolution kann man nicht radikaler
sein, als die Gleichheit zwischen Gott und den Menschen und die totale
Gleichheit der Menschen im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich
zu verkünden. Man kann die Zügellosigkeit nicht weiter bringen, als die freie Liebe
einzuführen.
Es
stimmt, dass diese Trends ihren vollständigen Triumph noch nicht erreicht
haben. Um mit den Nebensächlichen oder sogar den äußerst Nebensächlichen zu
beginnen, stellen wir zunächst fest, dass selbst außerhalb der Kirche nicht
alles Pantheismus, Egalitarismus und freie Liebe ist. Und vor allem sei
angemerkt, dass die Heilige Kirche in gewisser Weise üppiger denn je ist, in
der Pracht ihrer Heiligkeit, ihrer Einheit, ihrer Katholizität. Vier
Jahrhunderte eines zyklopischen Angriffs hinderten sie nicht daran, sich
inmitten unermesslicher Rückschläge und Schmerzen weiterhin auszubreiten.
Ein
Konflikt zwischen der Revolution, die kein Halt machen, sich nicht zurückziehen
kann, und der Kirche, die sie dennoch nicht überwinden konnte, schein in
unseren Tagen unvermeidbar zu sein. In der Vergangenheit gab es in
verschiedenen Phasen der Revolution schwere Zusammenstöße zwischen der Kirche
und der Revolution. Da aber das revolutionäre Virus nicht den Höhepunkt seines
Anfalls erreicht hatte, war es möglich, Anpassungen, Rückzüge und Vereinbarungen
zu erreichen, ohne die Prinzipien tatsächlich zu verletzen. Heute ist dies
unmöglich, weil die revolutionäre Erbitterung die Dinge so weit gebracht hat,
dass es keine andere Möglichkeit gibt als den Kampf um die Ausrottung. Es braucht
nicht viel Einsicht, um eine Beziehung zwischen diesem Titankonflikt und der
großen Ära der Kriege und Umwälzungen zu erkennen, die sich uns zu nähern
scheinen? Die Heerscharen des roten Antichristen decken das gesamte Gebiet von
Indochina bis zur Elbe ab. Zahlreiche und organisierte kommunistische Parteien
rühren sich in den Eingeweiden der westlichen Welt. Mehr noch: die
Institutionen westlicher Länder entwickeln sich zum Sozialismus, der nichts anderes
als ein getarnter Kommunismus ist. Die westliche Philosophie und Kultur
tendiert zum Pantheismus.
Die
dekadenten Bräuche des Westens tendieren zur freien Liebe. Und — was noch
trauriger ist — innerhalb der katholischen Reihen selbst sind die Infiltrationen
dieses Geistes so tiefgreifend, dass sie forderten, dass Pius XII. eine Reihe
von Maßnahmen ergriff, um die Gläubigen vor diesem schrecklichen Übel zu
bewahren.
Es
wäre daher sehr naiv, sich vorzustellen, dass alles, was antikatholisch ist,
jenseits der Elbe liegt.
Sicher
ist jedoch, dass der Sieg der Roten heute eine Katastrophe für den Westen sein
würde, ebenso wie für den Sieg Mao-Tse-Tung über Chang-Kai-Chec für den Osten.
Religionskrieg
Krieg,
Tod und Sünde kündigen sich an um die Welt wieder zu verwüsten, diesmal in
größerem Ausmaß als je zuvor. 1513 stellte Dürers unvergleichliches Talent sie
in Form eines Ritters dar (Bild oben), der in voller Rüstung in den Krieg zieht und von Tod
und Sünde begleitet wird, wobei letztere durch einen Einhorn dargestellt wird. Damals
bewegte sich Europa, das bereits in die Umwälzungen vor der Reformation
eingetaucht war, in Richtung der tragischen Ära religiöser, politischer und
sozialer Kriege, die der Protestantismus ausgelöst hatte.
Der
nächste Krieg, ohne explizit und direkt ein Religionskrieg zu sein, wird die
heiligsten Interessen der Kirche so beeinflussen, dass ein wahrer Katholik in
ihm insbesondere den religiösen Aspekt nicht übersehen kann. Und das Gemetzel,
das sich entfesseln wird, wird sicherlich unvergleichlich verheerender sein als
in den vergangenen Jahrhunderten.
Wer
wird siegen? Die Kirche?
Die
Wolken, die wir vor uns haben, sind nicht rosig. Aber eine unbesiegbare
Gewissheit ermutigt uns, dass nicht nur die Kirche — wie es angesichts der
göttlichen Verheißung offensichtlich ist — nicht untergehen wird, sondern dass
sie in unseren Tagen einen größeren Triumph als den von Lepanto im 16.
Jahrhundert erzielen wird.
Wie?
Wann? Die Zukunft gehört Gott. Es gibt viel Grund zur Trauer und Besorgnis, sogar
wenn wir einige Brüder im Glauben betrachten. In der Hitze des Kampfes ist es
möglich und sogar wahrscheinlich, dass wir schreckliche Enttäuschungen haben
werden. Aber es ist sicher, dass der Heilige Geist in der Kirche weiterhin
bewundernswerte und unbezwingbare geistige Energien des Glaubens, der Reinheit,
des Gehorsams und der Hingabe hervorrufen wird, die im richtigen Moment den
christlichen Namen wieder mit Ruhm bedecken werden.
Das
21. Jahrhundert wird nicht nur das Jahrhundert des großen Kampfes sein, sondern
vor allem das Jahrhundert des immensen Triumphs.
Anmerkung
(*)
Jetzt werden sogar die letzten Schranken beseitigt, die die Menschen von den
schlimmsten Sünden trennten. Durch die Abtreibung, die Euthanasie und das Klonen
maßt sich der Mensch das Gott einzig und allein gehörende Recht auf Verfügung
über das Leben an. Durch die Legalisierung der Homosexualität vergewaltigt er
die Ordnung der Natur, der alle Menschen folgen müssen. Und durch die
esoterischen und satanischen Rituale, die sich rasant bei unserer Jugend verbreiten,
beginnt er damit, den Teufel anstelle Gottes anzubeten.
Übersetzung
entnommen aus dem Mitteilungsblatt „Allianz
mit Maria“ Nr. 1/2000 der Aktion „Deutschland
braucht Mariens Hilfe“ der DVCK e.V.
Das
Original Portugiesisch erschien in der Zeitschrift Catolicismo Nr. 2 – Februar 1951
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen