Plinio Corrêa de
Oliveira
Santo do Dia – 25.8.1965
Heute
ist das Fest des heiligen Ludwig, König von Frankreich, eines vorbildlichen
katholischen Staatsmannes, der an zwei Kreuzzügen teilnahm. Seine Reliquie wird
in unserer Kapelle verehrt.
D.
Guéranger, der berühmte Abt von Solesmes, hat einen hervorragenden Kommentar
über ihn verfasst. Aus der Feder dieses großen katholischen Schriftstellers,
eines der bedeutendsten Geistlichen seiner Zeit, finden wir eine Reihe von
Überlegungen, die ganz im Sinne unserer Zeitschrift „Catolicismo“ stehen. Zur
Bestätigung unserer Einschätzungen über den heiligen Ludwig – nicht nur, um zu
wissen, ob er so ist oder war, sondern auch, um zu bedenken, dass man einen
Heiligen unter den Gesichtspunkten des „Catolicismo“ betrachten kann – finden
wir hier diesen Kommentar von D. Guéranger.
D.
Guéranger befasst sich mit einem ersten Problem: Ein Heiliger muss demütig
sein. Wie kann ein König, der an der Spitze einer politischen Macht, an der
Spitze der sozialen Hierarchie steht, demütig sein? Besteht nicht ein
Widerspruch zwischen dem einen und dem anderen? Sollte ein demütiger Mann nicht
die Allüren eines kubanischen Präsidenten annehmen? Wie lassen sich diese
beiden Bedingungen vereinbaren? Die eines Heiligen und die eines demütigen
Menschen? Dann sagt er Folgendes:
„Die Demut heiliger Könige erklärt nicht die Größe ihrer Rolle im Namen
Gottes. Ihre Selbstverleugnung kann nicht im Verzicht auf Rechte bestehen, die
zugleich Pflichten sind. Und Nächstenliebe unterdrückt nicht die Gerechtigkeit,
und die Liebe zum Frieden schadet nicht den Tugenden des Krieges.“
Wie
Sie sehen, ist dies eine Offensive, die Dom Guéranger gegen eine fehlerhafte Vision
eines heiligen Königs führt. Dieser Vision zufolge wäre der König von
unwürdiger Demut. Er wäre von einer Barmherzigkeit, die ihn daran hindern
würde, Gerechtigkeit zu üben, und er wäre ein friedlicher Mensch, der ihn
unfähig zum Krieg machen würde. Dom Guéranger sagt dann, dass ein heiliger
König das Gegenteil sei. Der König ist demütig, aber von großer Größe. Er ist
wohltätig, aber von großer Gerechtigkeit. Andererseits liebt er den Frieden,
besitzt aber auch authentische Kriegertugenden. Das ist das Gegenteil dessen,
was eine falsche Lehre lehren würde. Dann erklärt er seine Aussage:
„Ludwig der Heilige und sein Heer versäumten es nie, den Höhepunkt ihrer
Taufe mit den siegreichen Ungläubigen zu behaupten.“
Das
ist ein schöner Ausdruck, den Höhepunkt seiner Taufe zu behaupten. Man muss
Franzose sein, um so etwas sagen zu können, nicht wahr? Tatsächlich ist der
Ausdruck noch schöner, er lautet: Er versäumte es nie, den Höhepunkt seiner
Taufe bei den siegreichen Ungläubigen zu behaupten. Genau das ist der Ausdruck:
Mit anderen Worten: Die Ungläubigen besiegten ihn, er wurde ihr Gefangener,
aber er begegnete ihnen stets mit der Würde von jemanden, der weiß, das er getauft
ist.
Sie
sehen den ungeheuer antiökumenischen Ausdruck, nicht wahr? „Vom Höhepunkt
seiner eigenen Taufe“ – ein wunderschöner Ausdruck.
„Tatsächlich erkannte der Westen schon sehr früh und zunehmend das
Ausmaß der Heiligkeit dieses Königs, der seine Nächte im Gebet zu Gott
verbrachte.“
Weil
er viele Stunden der Nacht im Gebet verbrachte,
„… die Tage dieses Königs verliefen im Dienst an den Armen; dennoch gab
er die Vorrechte der Krone, die er von seinen Eltern erhalten hatte, in keiner
Weise auf.“
Das
heißt: Wer Mitleid mit den Armen hat, versteht zu beten, ist aber ein
kämpferischer Mann, der seine Vorrechte verteidigt.
„Es gibt nur einen König von Frankreich“, sagte einmal über ihn und
tadelte damit das Urteil seines Bruders Karl von Anjou. Die Barone von Schloss
Beléme und die Engländer in Taimburg lernten dies schon sehr früh.“
Es
war die Episode seiner Energie, die berühmt wurde. Friedrich II., der die
Kirche zu zerschlagen drohte, war Kaiser des Heiligen Reiches, aber ein schlechter
Kaiser, er war ein Ketzer und suchte Komplizen in Frankreich und erhielt
folgende Antwort: „Das Königreich Frankreich ist keineswegs so geschwächt, dass
es sich an die Sporen eines Kaisers des Heiligen Reiches berufen lassen würde.“
Von einem Kaiser, der selbst ein Kaiser-Ketzer war. Sie sehen also eine sehr
stolze Antwort, die eines Heiligen sehr würdig ist. Das ist interessant, denn
wir müssen uns stets gegen die Tendenz wehren, Heilige mit einer schwächlichen Frömmigkeit
zu betrachten.
Aus
dem portugiesischen von „São Luiz não era orgulhoso de ser Rei“, Vortrag am 25. August 1965.
Die deutsche Fassung dieses Vortages „Der heilige Ludwig war nicht stolz darauf,
König zu sein“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com
© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit
Quellenangabe dieses Blogs gestattet.
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