Plinio Correa de Oliveira
Santo do Dia – 24.6.64
Heute ist das Fest der Geburt des Heiligen Johannes des Täufers.
Es wäre interessant, in seinem Leben nach Merkmalen zu suchen, die ihn
als perfekten Apostel der Endzeit des Heiligen Ludwig Grignion von Montfort
auszeichnen. Nicht weil es die Endzeit war, sondern weil es die Endzeit einer
bestimmten Ära war.
Der Heilige Johannes der Täufer war der von Gott gesandte Mensch, um
die Wege des Herrn zu ebnen, das Kommen Jesu Christi vorzubereiten und in der
Endzeit zu wirken, die dem Kommen des Messias vorausging. Auch die Apostel der
Endzeit müssen das Kommen des Herrn vorbereiten; sie müssen auch kämpfen, um
das Kommen des Messias vorzubereiten. Es besteht eine Parallele zwischen dem
Heiligen Johannes dem Täufer und ihnen, so wie es eine Parallele zwischen dem
ersten und dem zweiten Kommen des Messias gibt.
Dieser Parallelismus wird im Evangelium deutlich, wenn unser Herr von
den zwei Fällen Jerusalems spricht: Zuerst spricht er vom Untergang des Tempels
von Jerusalem, als dem Untergang des materiellen Tempels von Jerusalem, dann
aber bezeichnet er den Untergang des Tempels als das Ende der Welt, dessen
Vorzeichen der Tempel von Jerusalem ist. Es gibt zwei Fälle Jerusalems, zwei
Kommen Jesu Christi, zwei Gesandte, die kommen, um den Weg für Jesus Christus
zu bereiten. Das erste Mal war es Johannes der Täufer, das zweite Mal wird es
der Prophet Elias sein, der nahe Vorläufer Jesu Christi. So wie Elias der
Prototyp des Apostels der Endzeit ist, der herausragendste, der glorreichste
von allen, er ist ihr Paradigma, so ist auch Johannes der Täufer dasselbe. Der
Prototyp des Apostels der Endzeit.
Wenn wir das Flammengebet des heiligen Ludwig Grignion betrachten, in
dem er die Apostel der Endzeit beschreibt, verstehen wir die Psychologie des
heiligen Johannes des Täufers besser. Wenn er von jemandem spricht, der
hinausgeht und sagt: „Seid vorsichtig, sie brennen das Haus meines Bruders
nieder, sie bringen meinen Vater um, Feuer, Feuer überall, usw., usw.“, ist
dies eine sehr realistische Sicht auf die Situation ihrer Zeit, die die Lauen
als pessimistisch bezeichnen würden, der Apostel der Endzeit.
Dasselbe finden wir bei Johannes dem Täufer. Ein Prophet, der auftritt
und die moralische Situation seiner Zeit mit all dem Schlechten schildert. Er
scheut sich nicht, den Pharisäern und Schriftgelehrten die Wahrheit zu sagen;
er scheut sich nicht, das jüdische Volk für die Erniedrigung zu tadeln, in die
es gefallen ist; er scheut sich nicht, Herodes selbst das Böse zu sagen, dass
er getan hat, und stirbt deshalb als sein Opfer. Er ist ein Mann, der seine
Pflicht erfüllt – ganz anders als die Mittelmäßigen –, die Wahrheit
vollständig, lückenlos und mit aller Furchtlosigkeit zu sagen, und der in
diesem Dienst stirbt.
Auf der anderen Seite steht der polemische Charakter seiner Mission.
Aus der Beschreibung des Flammengebets geht hervor, dass die Apostel der
Endzeit kämpferische, umstrittene Männer sein werden. Und der heilige Johannes
der Täufer war sein Leben lang ein umstrittener und kämpferischer Mann. Sein
Leben war nichts anderes als eine lange Kontroverse, um unserem Herrn den Weg
zu bereiten. Ich hatte Gelegenheit, diese Passage aus dem Evangelium zu lesen,
in der er die Botschaft des heiligen Johannes des Täufers an die Menschen
kommentiert und zeigt, dass Johannes der Täufer, als er sagte: Tut Buße! Das
griechische Wort dafür war Metanoia, also
Mentalitätsänderung: Ändert eure Mentalität, sonst werdet ihr nicht gerettet.
Was er wollte, war eine Veränderung des Geistes. Und genau das will der
Apostel der Endzeit. Diese tiefgreifende Metanoia, diese tiefgreifende Transformation,
bei der es nicht nur darum geht, für diese oder jene Kleinigkeit Buße zu tun
oder diese oder jene Kleinigkeit zu verbessern, sondern darum, den Kern der
Mentalität zu erfassen und ihn von Grund auf zu verändern, und genau darum bat
der heilige Johannes der Täufer. Und das ist es, was die Apostel der Endzeit
von den Menschen verlangen werden, und deshalb werden sie abgelehnt und
verfolgt, aber ihre Qualen werden verkürzt. Daneben sehen wir Demut. Der
heilige Johannes der Täufer erkannte die Fehler der Menschen so, wie sie
wirklich waren. Er hatte eine umfassende Vorstellung von der Schwere der
Erbsünde. Nichts von diesem faden Optimismus in Bezug auf die menschliche
Natur, der den [unverständlich] und den Schwächen der Mittemäßigen innewohnt,
war vorhanden. Er nannte die Dinge beim Namen, weil er sah, was sie waren. Und
wir glauben, wir sehen den heiligen Johannes den Täufer, wenn wir den heiligen
Louis Grignion de Montfort sagen hören, die Menschen seien eitler als Frösche,
wilder als Tiger, falscher als Schlangen usw. und er beschreibt vollständig,
was der Mensch durch die Erbsünde ist. Wir glauben, wir hören den heiligen
Johannes den Täufer.
Sie werde vielleicht fragen: Wo ist der marianische
Ton bei Johannes dem Täufer? Wo ist die Gegenwart der Muttergottes in seinen
Predigten?
Die Muttergottes sollte sich der Kirche erst später
offenbaren. Sie begann sich bereits zu Lebzeiten unseres Herrn zu offenbaren,
doch frommen Autoren zufolge wurde ihr Wirken in der Kirche intensiver und
spürbarer, als unser Herr in den Himmel auffuhr, und dann blieb sie, um den Aposteln
beizustehen Geschicke der Kirche zu lenken.
Es war nicht Johannes dem Täufer vorbehalten, die
Muttergottes in seinen Predigten direkt zu offenbaren. Doch etwas sehr
Wichtiges von der Muttergottes war in ihr: Als die Muttergottes die heilige
Elisabeth besuchte, hatte er das Glück, die Stimme der Muttergottes zu hören, bei
dieser Gelegenheit von der Erbsünde gereinigt zu werden. Als die Heilige
Elisabeth sie begrüßt, sagte sie: „Mein Sohn bewegte sich in meinem Leib vor
Freude.“
Er ist eine so glühende Marienseele, dass er mit den
Worten der Muttergottes noch im Mutterleib einen Akt tiefer Verehrung für die
Muttergottes vollbrachte. Und Ihre Stimme, als Vorläufer der Stimme des Lammes
Gottes, das er verkünden sollte, ließ ihn vor Freude erzittern. Daher ist es
der Apostel, der treue Jünger, ein vollkommener Verehrer Unserer Lieben Frau,
der die Stimme Unserer Lieben Frau hört, darin das erste Echo der Stimme
Unseres Herrn erkennt und vor Freude bei Ihrer Stimme erzittert.
Sie verstehen, dass die Freude, die er empfand, ihn
sein ganzes Leben lang
begleitet haben muss; dieser geistliche Trost, den er
durch das Hören der Stimme Unserer Lieben Frau erfahren hat. Und da er mit
Unserer Lieben Frau verwandt war, ist es wahrscheinlich, dass er als Junge
Kontakt zu Unserer Lieben Frau hatte, Sie kannte und dass er jedes Mal, wenn er
Ihre Stimme hörte, vor Freude erzitterte, was die Fortsetzung der Freude war,
die er empfand, wenn er Ihre Stimme hörte.
Wir müssen daher den heiligen Johannes den Täufer
verehren, das Vorbild all unserer Ideale: das Vorbild des wahren und
vollkommenen Verehrers Unserer Lieben Frau, des wahren und vollkommenen
Verehrers Unseres Herrn. Demütig gegenüber unserem Herrn, wie es sich gehört,
so sehr, dass er sagte, er sei nicht würdig, die Sandalen unseres Herrn zu
lösen.
Und dieser großartige Ausdruck in seiner Beziehung
zu unserem Herrn, ein reiner Ausdruck, das Gegenteil von Größenwahn: „Es liegt
an ihm, zu wachsen, und an mir, Johannes dem Täufer, abzunehmen“. Denn er wurde
nur geschaffen, um den kommenden Messias zu verkünden. Und als das Lamm Gottes
gekommen war und der Messias den Menschen predigte, erfüllte sich seine
Prophezeiung, und er ging ins Martyrium, während unser Herr auferstehen und
seine Mission in der Geschichte erfüllen würde. Seht die bewundernswerte Demut
all dessen, die Unauffälligkeit, das Nicht-Erscheinen-Wollen, das
Nicht-Dasein-Wollen in den Stunden des Triumphs. Er geht den ganzen Weg bis zum
Martyrium, doch sein Name steigt in gewaltiger Herrlichkeit zum Himmel auf, und
seine Seele wird dann von der gesamten Christenheit bis ans Ende der Zeiten
verehrt.
Bitten wir den heiligen Johannes den Täufer, uns all
diese Haltungen zu schenken. Mach uns zu vollkommenen Verehrern Unserer Lieben
Frau. Vor allem aber: Mögen wir ein inneres Ohr in unserer Seele haben, durch
das wir, wenn wir die Stimme Unserer Lieben Frau hören, vor Freude erzittern.
Möge eine Bitte Unserer Lieben Frau uns nie widerwillig, traurig, verärgert und
mit dem Wunsch, ihr nicht zu antworten, treffen. Vielmehr möge jedes Wort, das
Sie durch Gnade in unserer Seele zu uns spricht, ein Wort sein, das uns vor
Freude erzittern lässt, selbst wenn es ein strenges Wort ist, selbst wenn es
ein Wort der Entsagung, des Opfers und des Leidens ist. Mit der Freude, die
Unser Herr am Ölberg in seiner Seele bewahrte, damit wir immer „Ja“ zu Unserer
Lieben Frau sagen können. Dies ist die wesentliche Gnade, um die wir Johannes
den Täufer heute bitten müssen.
Aus dem portugiesischen von „São João Batista“, Heiliger
des Tages 24. Juni 1964
Die deutsche Fassung dieses Vortages „Der Heilige
Johannes, der Täufer“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com
© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit
Quellenangabe dieses Blogs gestattet.
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