Freitag, 20. Juni 2014

Die Stunde der Barmherzigkeit wird kommen


Das Fest der hl. Margareta Maria Alacoque, das die Weltkirche heute (16. Oktober) feiert, brachte mir ein vergangenes Ereignis in Erinnerung, das nicht so uninteressant ist für die heutigen Tage.
Als die demütige Nonne in Frankreich lebte und ihr das Heiligste Herz Jesu erschien und so milde vertrauliche Botschaften übertrug, herrschte König Ludwig XIV., dem die weltweite Bewunderung den Titel eines Sonnenkönigs verlieh. Dieser Beiname entsprach der Wirklichkeit. Mazarin, der mit ihm eng befreundet war, sagte, dass Ludwig das Talent für fünf Könige hatte. Vom physischen wie vom moralischen Standpunkt aus verkörperte er die klassische Figur der Märchenkönige, die die Phantasie der Kinder begeistern. Seine männliche und majestätische Schönheit hervorgehoben durch perfekte adelige Haltung und Gesten und einer hervorragenden Auswahl der Kleidung, erhob ihn zum höchsten Vorbild des Edelmannes seiner Zeit. Die Eigenschaften der Intelligenz und des Charakters entsprachen dem physischen Aspekt seiner Person. Seine Intelligenz hell, umfassend, methodisch und vorbildlich ausgewogen. Sein Wille hatte eine gebieterischen Kraft, der jedes Hindernis nachgab. Er besaß eine souveräne Selbstbeherrschung, dass er sich keine extremen Äußerungen von Zorn, Freude oder Schmerz erlaubte. Im Gegenteil, alle Ereignisse trafen ihn wie immer gleich gelassen, gleich mächtig und gleich überlegen. Dermaßen hatte sich sein Wesen mit den Pflichten seines Metiers als König abgefunden, dass das Protokoll für ihn seiner Natur entsprach und selbst in seinen niedrigsten Obliegenheiten zeigte sich das hohe Bewusstsein seiner Würde und seiner Pflichten.
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Wenn Gott jemanden außerordentliche natürliche Eigenschaften schenkt, welcher Natur auch immer, bürdet er ihm auch schwere Verantwortung auf.
Es wird erzählt, dass Voltaire bei den Jesuiten seine Ausbildung erhielt. Diese waren hoch beeindruckt von der Intelligenz des Jungen, so dass sie meinten, daraus würde einmal ein Heiliger oder ein Teufel werden.
Ludwig XIV. war eine dieser privilegierten Seelen, die Gott zu großen Unternehmungen berufen hat. Solche Berufenen sind deshalb immer in Gefahr, in die tiefsten Abgründe zu fallen, wenn sie von der Berufung abweichen. Wenn Ludwig ein neuer Heiliger wie Ludwig IX. hätte sein wollen, wäre wahrscheinlich die Französische Revolution nicht ausgebrochen, hätten die Folgen der Reformation unheilbaren Schaden erlitten und der Lauf der Geschichte, statt die Abgründe zu durchschreiten, in denen wir uns befinden, wäre in eine ganz andere Richtung gegangen.
Doch Ludwig XIV. wollte kein neuer hl. Ludwig sein. Sinnlich, lustgierig, ehrgeizig und äußerst eitel, opferte er seiner Unzucht und dem, was er meinte sein Ruhm zu sein, Zeit, Mittel und Ruf auf, die Gott ihm für einen ganz anderen Zweck gegeben hatte. Durch sein schlechtes Beispiel stürzte er sein Reich ins Verderbnis, verursachte Kriege, um seine Länder zu vergrößern, spaltete die katholischen Mächte, die gegen die Ausbreitung des Protestantismus zu kämpfen hatten, traf in ein Bündnis mit dem Islam gegen das Heilige Römische Reich. Durch all dies verstieß er gegen die elementarsten Pflichten eines Königs und erhielt den verdiente den Tadel der aller echt katholischen Franzosen seiner Zeit, selbst derer, die ihm treu ergeben waren.
Der Gerechtigkeit Willen muss jedoch hinzugefügt werden, dass das Leben dieses großen Königs Höhen und Tiefen zeigte. Wenn in gewisser Hinsicht er ernsthaft seinen Verpflichtungen gegenüber der Kirche nicht nachgekommen ist, so hat er doch andererseits ihr auch gute Dienste geleistet, unter denen die weise Aufhebung des Edikt von Nantes (...).
Doch Alles in Allem, wahr ist, dass der König nicht seiner Aufgabe nachgekommen ist, zu der er von der göttlichen Vorsehung berufen worden war.
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Nun kommt die demütige Nonne aus Paray-le-Monial dazwischen. In einer Offenbarung teilte ihr der göttliche Erlöser mit, sie solle dem König sagen, er solle sich und sein Reich dem Heiligsten Herzen weihen. De Mitteilung wurde in Befehlston gesprochen und ließ deutlich vormerken, dass eine Ablehnung von Seiten des Königs, ihm und Frankreich die strengsten Leiden aufbürden würde.
Es ist eindeutig, dass das Heiligste Herz Jesu nicht nur eine Weihe „pro forma“ wollte, sondern eine echte Weihe, die eine Entsagung aller Sünden und Irrtümer des Monarchen voraussetzte.
Die hl. Margareta Maria schickte dem König die Botschaft über einen Adeligen, mit dem sie in Verbindung stand, der sie ihm überreichte. Doch Ludwig gab ihr keine Achtung, hielt sie für nicht wichtig. So wurde die Weihe nicht vollzogen.
Mit der Ablehnung dieser von der Vorsehung gesandten Gnadenquelle, schlitterte das Reich in die Abgründe der Gottlosigkeit und der Freigeisterei, bis das der Überlauf dieser Übel, die Französische Revolution, den Thron der Bourbonen zu Boden stürzte und über die ganze Welt die diabolische und zündende Fackel des Geistes der Aufruhr verbreitete.
Ludwig XVI im Gefängnis
Man weiß jedoch nicht, ob die Erinnerung an die Mitteilung der hl. Margareta in der Familie der Bourbonen sich erhalten hat oder ob folgende Handlung Ludwig XVI. eine spontane fromme Bewegung war. Es wurde nämlich unter den Papieren, die der König im Gefängnis des Tempels hinterlassen hat, ein Schriftstück gefunden, in dem er Gott versprach, falls er die Revolution lebend überstehen würde, sich und Frankreich feierlich dem Heiligsten Herzen Jesu weihen, und dass er sofort im Gefängnis diese Weihe privat vollziehen würde. So glaubte er hoffen zu können, dass das Heiligste Herz Jesu Frankreich aus den Gräueln der Revolution herausziehen würde.
Der fromme und unglückliche Monarch vollzog also im Gefängnis den Weiheakt, den sein Vorfahre sich geweigert hatte in der Pracht und Herrlichkeit des Schlosses von Versailles durchzuführen. Es scheint aber, dass die Stunde der Barmherzigkeit schon abgelaufen und es schon zu spät war, den Lauf der göttlichen Gerechtigkeit aufzuhalten.
Persönlich wurde Ludwig XVI. mit der Gnade belohnt, auf erbaulicher Weise zu sterben. Einige meinen er sei den Tod eines Märtyrers gestorben. Als er zum Schafott hinaufstieg, erzählt man, wollte der Henker seine Hände mit Stricken fesseln, was er mit aller Entschiedenheit verweigerte, so dass es zu einem kurzen Handgemenge kam. Der König wandte sich dann zu seinem Beichtvater, der ihn begleitete, und fragte, was er davon hielte. Sofort antwortete der Priester: „Wenn Eure Majestät sich fesseln lassen, wird ihr Tod ein weiteres Merkmal der Ähnlichkeit mit dem Tod unseres Erlösers haben“. Ohne zu zögern gab der König den Widerstand auf. Kurz darauf fiel sein Kopf unter der Klinge des Fallbeils. Der Priester, der ihn begleitete, rief aus: „Sohn des hl. Ludwig, steige zum Himmel hinauf“!
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Es ist möglich, dass die Stunde die Barmherzigkeit vergangen war. Doch nicht endgültig. In Frankreich gab es von dieser Zeit an zu viele Heilige, dass man sagen könnte, die Stunde der Barmherzigkeit Gottes wäre vorbei. Selbst heute, wenn Frankreich in tiefer Trauer liegt und eine Hälfte der Bevölkerung die andere nicht mehr anerkennt, kann man behaupten, dass es Heilige gibt. Wirkliche Heilige, authentische Heilige, die im Halbdunkel des Landes leben und durch ihre Buße, Gebete und Arbeit das große Frankreich von Morgen vorbereiten, das weder das liberale Frankreich von Gestern sein wird noch das totalitäre Frankreich von Vichy, aber das katholische Frankreich Unseres Herrn Jesus Christus.
Während in Europa die Gesetzgeber eine Reform der Institutionen, das Militär eine Reform der Grenzen, die Banken eine Reform der Wirtschaft ganz nach dem Geschmack der modernen Häresien durchführen, führen im Halbdunkel die Heiligen eine Reform der Seelen durch. Durch eine echte Reform der Seelen werden sie die falschen Reformen der Institutionen und der Wirtschaft zerstören.
Therese Neumann
Keinen anderen Sinn hat das Werk der großen und heiligen Therese Neumann, die die Vorsehung wie eine Blume der Hoffnung und des Trostes in Deutschland gepflanzt hat, das von einem grauen Mantel bedrückender Traurigkeit bedeckt ist. Es sind Seelen wie Therese Neumann, die die großen Siege erreichen über Menschen wie Hitler. Mit Sicherheit ist Therese Neumann nicht die einzige Sühneseele in Deutschland und es fehlen in Frankreich bestimmt nicht ähnliche wie sie...

(Legionário Nr. 423, 20. Oktober 1940 - freie Übersetzung)

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