Dienstag, 19. Juli 2016

Der große Wert des Leidens

Plinio Corrêa de Oliveira
Wir haben einige Gedanken, einige Aussagen von Heiligen gesammelt, über die Vortrefflichkeit des Leidens aus Liebe zu Gott.
Beim hl. Petrus finden wir folgende Aussage: „Seid selig, wenn ihr wegen des Namens Christi geschmäht werdet; denn was Ehre, Herrlichkeit und Kraft Gottes in euch ist, wohnt und ruht in euch mit seinem Geist.“
Das ist etwas sehr schönes für diejenigen, die die Aufgabe haben, ständig gegen die Feinde des Glaubens zu kämpfen. Der Gedanke hier ist: Gegen die Feinde des Glaubens zu kämpfen um sie zu besiegen; aus dem Kampf ehrenhaft herausgehen und von allen mit Beifall bedacht werden, ist eine verdienstvolle Sache, doch das Verdienst ist größer, unter einem gewissen Gesichtspunkt, wenn man im Kampf von allen verspottet, kritisiert und gehasst wird, denn der, der von Gott auserwählt wurde, diese Verachtung zu erleiden, wird von Ihm mit besonderem Wohlgefallen betrachtet.
Um diesen Gedanken zu verstehen, müssen wir in Betracht ziehen, dass kein Haar von unsrem Haupt fällt, kein Vogel von einem Baum fällt, ohne das es Gottes Wille ist und in seinen Plänen steht. Immer wurde es so verstanden, dass das Leiden aus Liebe zum Glauben eine Ehre sei und es denen bereitet ist, die von Gott sehr geliebt werden, auch wenn es willkürlich geschieht und Er von diesen einen einzigartigen Liebesbeweis verlangt.
Also, verspottet, belächelt, gehasst, verleumdet werden zu Ehren des Glaubens, bedeutet eine wahre Verherrlichung, denn Gott erwählte besonders diesen aus, um aus Liebe zum Glauben verfolgt zu werden. Dies ist eine Art des Martyriums, wenn auch eines unblutigen Martyriums; es ist ein Palmenzweig, den man trägt, der jedoch nicht durch vergossenes Blut errungen wurde, aber doch ein sehr glorreicher Palmenzweig ist.
Über diese Helden sagt der hl. Petrus: Wer aus Liebe zu Christus beleidigt oder verachtet wird, ist zunächst einmal ein Seliger, ein Glücklicher. Ein Glückspilz ist nicht einer, der im Lotto gewonnen hat, der ein großes Geschäft gemacht hat, sondern der, der aus Liebe zu Christus verfolgt wird. Und der hl. Petrus begründet das auch: „Weil die Ehre, die Herrlichkeit und die Kraft Gottes in seinem Geiste ruhen.“
Ehre, Herrlichkeit und Kraft! Welchen Unterschied gibt es zwischen Ehre und Herrlichkeit? Ehre ist die Art der Achtung, die man gegenüber einer tugendhaften Person hat. Herrlichkeit ist die Art der Berühmtheit, jener Glanz, der eine Person umgibt, die eine hervorragende, hohe Leistung erbracht hat. So wird Gott auf unendlicher Weise geehrt. Gott ist unendlich glorreich, die Ehre Gottes ruht auf jemandem, der aus Liebe zu Ihm verfolgt wird. Die Herrlichkeit Gottes ruht auf dem Menschen, der es hinnimmt, aus Liebe zu Ihm verfolgt zu werden.
Dann sagt der hl. Petrus: „Die Kraft Gottes ruht in diesem Menschen“. Die unerschrockene Seele, die allen Verfolgungen widersteht und trotz aller Verachtung die Treue zu Unserem Herrn bewahrt, in dieser Seele pulsiert die Kraft Gottes selbst und sie offenbart sich in ihr. Gott behauptet sich als unbesiegbar in den Geschöpfen, die er unbesiegbar macht. Welch ein prachtvoller Gedanke.
Und nun noch etwas schöneres: „All diese Dinge — die Ehre, die Herrlichkeit, die Kraft — wohnen in denen, die verfolgt werden und ruhen mit dem Geist dessen, der verfolgt wird“. Gott erschuf die Welt und am siebten Tag ruhte Er in der Betrachtung dessen, was Er getan hatte. Gott erschafft den verfolgten Menschen und erfüllt ihn mit Gnaden, um die Verfolgung zu bestehen; macht aus ihm nicht einen passiven Kämpfer, sondern einen Kämpfer, der die Kraft Gottes in sich hat, also das Beste der Kraft, — die Kraft des Angriffs für eine gerechte Sache — macht aus ihm einen Krieger Gottes und Gott ruht über ihn, betrachtet ihn, weil er eine Schönheit des Universums ist.
Ein Treuer Mensch an dem kein Falsch ist, der von Gott geliebt wurde, der von Maria geliebt wurde, und der in der Stunde der Verfolgung kein Verräter wurde, der es annahm und sich der Prüfung, die die Muttergottes ihm auferlegt hatte, stellte. Dies ist etwas Herrliches.
Auf Erden wird der wegen der Herrlichkeit Gottes verfolgte Mensch, verspottet, getreten, verschmäht, doch er beugt sich nicht, sein Kampfesgeist lässt niemals nach, sein Unternehmungsgeist im Kampf wankt niemals. Er mag von der ganzen Welt mit Füßen getreten werden, doch von den höchsten Himmelshöhen schaut Gott auf ihn, Er beugt sich über ihn und betrachtet ihn wie ein Meisterwerk Seiner Liebe. Er sieht in ihm die Verwirklichung Seiner Ehre und Seiner Herrlichkeit, ein Ausdruck Seiner Kraft und Er ruht auf ihn, wie er geruht hat in der Betrachtung der Schönheit des Universums, das Er erschaffen hatte.
Dies ist auch eure Ehre, meine lieben Unterschriftensammler! *) Wenn ihr Menschen begegnet, die euch beleidigen, wenn andere vorübergehen und euch nicht verstehen, wenn sie den Blick von euch abwenden, wenn sie euch mit Geringschätzung anblicken, wenn jemand vorbeikommt und euch bei der Arbeit sieht und doch verwegen schreit: „Du Taugenichts, geh arbeiten!“, dann denkt an folgendes: ich muss mit Standhaftigkeit, Männlichkeit und Festigkeit widerstehen und mutig weitermachen. Wenn ihr so denkt, dann werden vom Himmel hoch Gott, Unser Herr Jesus Christus, die Muttergottes, die Engel und Heiligen auf einen jeden von euch mit Freude herabschauen. Dies ist die übernatürliche und strahlende Wirklichkeit des Kampfes, den ihr auf den Straßen unserer Städte führt, um die Werte der Christenheit zu verteidigen.
(Aus einem Vortrag am 26. Juli 1968)

*) In jener Zeit veranstaltete die TFP in Brasilien eine landesweite Unterschriftensammlung gegen die kommunistische Unterwanderung katholischer Kreise. Die Unterschriftenaktion für  die „Ergebene Bitte an Papst Paul VI.“, Maßnahmen zu unternehmen um diese Unterwanderung zu stoppen, wurde am 10. Juli 1964 gestartet und am darauffolgenden 12. September abgeschlossen. In dieser Zeitspanne haben TFP-Anhänger in den Straßen von 158 Städten insgesamt 1.600.368 Unterschriften zusammengetragen, zu denen auch die von neunzehn Bischöfen und Erzbischöfen, von mehreren Ministern, zahlreichen Abgeordneten und weiteren Politikern zählten. Die Petition wurde am 7. November 1969 offiziell im Vatikan eingereicht; der Heilige Stuhl äußerte sich zwar nicht dazu, doch der Progressismus wurde für einige Zeit gestoppt und Pater Joseph Comblin, der den Anlass zu dieser Kampagne lieferte, musste das Land verlassen.

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