An die in Miami versammelten Teilnehmer
des „Amerika-Gipfels“ vom 9. bis 11. Dezember (1994)
Die (drei) Amerikas auf dem Weg
ins 3. Jahrtausend:
Überzeugungen, Befürchtungen und
Hoffnungen der TFPs für den Amerikanischen Kontinent
Zum Anlass des stattfindenden
Amerika-Gipfels, auf dem sich die Staatsoberhäupter des amerikanischen Kontinents
treffen – mit der berechtigten Ausnahme Kubas – erachten es die „Gesellschaften
zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum“ (TFP) der drei Amerikas für
angebracht eine gemeinsame Erklärung zu veröffentlichen, in der sie ihre Überzeugungen,
Befürchtungen und Hoffnungen bezüglich der Gegenwart und der Zukunft dieses Kontinents
kundtun.
Die TFPs bilden einen weltweiten
Zusammenschluss von verbrüderten, selbständigen Vereinen in fünf Kontinenten der
Erde. Ihre Gedanken und Tätigkeiten sind begründet auf die überlieferte Soziallehre
der katholischen Kirche. Gründer der brasilianischen TFP und Anreger der TFPs in
den anderen Ländern ist der brasilianische Denker und Mann der Tat Prof. Plinio
Corrêa de Oliveira, der in mehr als sechs Jahrzehnten seines unbeanstandenen öffentlichen
Lebens die vielfachen Auswirkungen der antichristlichen Revolution in der heutigen
Gesellschaft auf intellektueller Ebene bekämpft.
So haben diese Organisationen
ihre Tätigkeiten ausgerichtet gegen den Kommunismus, die Linken in der Kirche, gegen
die sozialistischen und konfiszierenden Strukturreformen und gegen die neuen Formen
der post-kommunistischen Kulturrevolution, wie auch gegen die „Kerenskys“, das heißt,
die Politiker der Mitte, die den Weg für eine antichristliche Revolution vorbereiten.
Die Wirksamkeit des ideologischen
Kampfes der TFPs wird von Sympathisanten und Gegnern zugegeben. Mehr als 500 veröffentlichte
Bücher auf der ganzen Welt – viele von renommierten geisteswissenschaftlerischen
Autoren – dokumentieren die Pionierarbeit von Prof. de Oliveira in der Entlarvung
des Progressismus in der Kirche seit den 1930er Jahren bis in unsere Tage, wie auch
die entscheidende Rolle der TFPs wichtige latein-amerikanische Länder vor dem Fall
in die Klauen des Kommunismus verhindert zu haben.
Die 26 TFP-Gesellschaften und
Büros weltweit engagieren sich seit 1993 in der Verbreitung des jüngsten Werkes
von Prof. de Oliveira „Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten in
den Ansprachen von Papst Pius XII. an das Patriziat und an den Adel von Rom“. Zur
gleichen Zeit in fünf Sprachen (Portugiesisch, Spanisch, Englisch, Französisch und
Italienisch) herausgegeben, erhielt dieses Buch Lobesbriefe von drei Kardinälen
der römischen Kurie, sowie von weltberühmten Theologen und Historikern. In einem
positiven Programm bietet der Autor die Mittel an, um den unzähligen Ursachen des
Zerfalls und des Chaos der gegenwärtigen Gesellschaft entgegenzutreten; und richtet
ein Appell an die traditionellen Eliten, sie mögen ihrer historischen Berufung nachkommen
für die Wiederherstellung der christlichen Zivilisation.
Dieses authentische Kapital von
Glaubwürdigkeit berechtigt die TFP-Gesellschaften Ihnen die folgende Agenda der
kontinentalen Probleme vorzulegen, ohne deren angemessene Lösung die legitimen Wünsche
nach Eintracht und Fortschritt aller Regierenden und Regierten dieses Kontinents
Gefahr laufen, zu scheitern. Es würde bedeuten „ein Haus auf Sand bauen, ohne festen
Grund“, von dem das Evangelium spricht, „als der Strom dagegen brandete, stürzte
es sogleich ein, und der Zusammenbruch jenes Hauses war gewaltig.“ (Lk 6,49)
Die besagte Agenda aus der Feder
von Prof. Plinio Correa de Oliveira, Präsident des Nationalrates der brasilianischen
TFP, wurde unterzeichnet von der brasilianischen TFP und den TFP-Gesellschatften
des amerikanischen Kontinents.
Paulo Corrêa de Brito Filho
Pressesprecher der Brasilianischen
Gesellschaft zum Schutze von Tradition, Familie und Privateigentum – TFP
Agenda der Probleme des amerikanischen
Kontinents
Die TFPs der drei Amerikas
I – bekunden ihre Sorge
* über die rätselhafte Gleichgültigkeit, Trägheit
und sogar um die Komplizenschaft gewisser politischer, intellektueller, kirchlicher
und wirtschaftlicher Kreise des Kontinents gegenüber den gescheiterten kommunistischen
Regime auf der ehemaligen „Perle der Antillen“ und ihres alten Anregers und Führers
Fidel Castro;
* über die ungehörige Zweierleimaß-Politik vieler
Organismen und Regierungen der Region gegenüber den Regimes von Haiti und Kuba:
Sie trafen diplomatische Maßnahmen von höchster Strenge gegen das erste, während
sie gegenüber dem zweiten schon Jahrzehnte lang liberale und einschließlich schmeichlerische
Konzessionen einräumen;
* über der geschickt durchgeführten Metamorphose
unzähliger Figuren der extremen Linke nach dem Fall der Berliner Mauer: ohne ihrer
Vergangenheit und ihrer egalitären Ziele abzuschwören, aber lediglich das Etikett
und Aktionsweise zu verändern, sind sie zu wichtigen politischen Positionen unter
der neuen Situation aufgestiegen;
* über den Gebrauch der politischen Macht dieser
Figuren, um eine wahre Kulturrevolution voranzutreiben, die die gesunden Reaktionen
in der öffentlichen Meinung lahmlegt und zugleich radikale Angriffe gegen die grundsätzlichen
Prinzipien der christlichen Zivilisation vorzunehmen;
* über das Zerstörungspotential und die Auslösekraft
eines sozial-ökonomischen Chaos der Lateinamerikanischen mit internationalen Verbindungen
ausgestatteten Terror- und Guerillagruppen;
* über die andauernde Krise, die auf geistiger
Ebene die heilige, katholische, apostolische, römische Kirche befällt – mit unvermeidlichen
Folgen in der weltlichen Ordnung – und dem gleichzeitigen Fortschreiten der sogenannten
„christlichen“ Sekten, animistischen Religionen und sogar satanischen Bewegungen;
II – beklagen
* die Arroganz, mit der die homosexuellen Bewegungen
in etlichen amerikanischen Ländern ihre den Geboten Gottes und der natürlichen Ordnung
widrigen angeblichen Rechte beanspruchen;
* der unfassliche Druck einiger internationaler
Organismen und gesellschaftlicher Sektoren etlicher Länder des Kontinents für die
Legalisierung der Abtreibung und der Geburtenkontrolle (vgl. Kairoer-Konferenz),
der Ehescheidung, des Konkubinats, der Euthanasie und anderer Maßnahmen, die zur
Zerstörung der Familie führen;
* die wissenschaftlichen Versuche der genetischen
Manipulation, die menschliche Embryonen miteinbeziehen, im krassen Widerspruch zu
den elementarsten Prinzipien der Religion und der Ethik;
* die Zunahme des Handels und Konsums von Drogen
und die Versuche den Konsum straffrei zu machen;
* die ominöse Beteiligung wichtiger Medien in
der Verbreitung von Gegenwerten, die die christliche Zivilisation und Kultur bis
aus ihre Grundlagen zerstört.
III - bekunden scharfe Vorbehalte
* mit welcher Überstürzung einige politischen
Bereiche den Prozess der Länderintegration vorantreiben wollen mit Geschwindigkeiten
und Bedingungen, die in der Praxis die notwendigen nationalen Grenzen, die eigentümlichen
Eigenschaften der jeweiligen Länder und selbst ihre eigene Souveränität abnutzen,
wenn nicht auflösen werden;
* angesichts das diese Sektoren sehr fraglichen
Ergebnisse ähnlicher Erfahrungen nicht zur Kenntnis nehmen, wie der Vertrag von
Maastricht in Europa, der von Millionen von Europäern in Frage gestellt wird;
* zu den überzogenen Erwartungen und selbst
einer wahren Faszination, die von den Medien im Geist der Massen erweckt wird bezüglich
der wirtschaftlichen Entwicklung, die als ein Allheilmittel für alle Probleme unserer
Zeit dargestellt wird; dem gegenüber wird die tiefe geistige und moralische Krise,
die zunehmend das soziale Gefüge in ganz Amerika betrifft, in den Hintergrund gedrängt;
* zu den hektischen Hoffnungen, mit denen einige
die Entstehung einer kybernetischen pseudo-Zivilisation erwarten, ohne alle Risiken,
noch die gravierenden Nachteile psychologischer, moralischer und kultureller Veränderungen
zu bewerten, die sie mit sich bringen wird;
* angesichts des wachsenden Einflusses den
bestimmte Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) in politischen, sozialen und wirtschaftlichen
Angelegenheiten ausüben, von denen viele deutlich revolutionäre Programme (z.B.
Forderungen nach einer rückschrittlichen und der christlichen Kultur und Zivilisation
widrige naturvölkische Lebensweise) wie es bei der ECO-92 in Rio de Janeiro offen
gefordert wurde; und zur massiven internationalen Finanzierung, die solche NGOs
erhalten;
* zum Prozess der wirtschaftlichen Strangulation
und der Verschrottung der edlen Streitkräfte dieses Weltteils, auf der illusorischen
Grundlage von neuen nationalen und internationalen Realitäten;
* zu denen, die einige Streitkräfte beschuldigen,
die Menschenrechte von Guerilleros verletzt zu haben, während sie die begangenen
Verbrechen dieser Guerillas auf verdächtige Weise verschweigen, Verbrechen die auch
weiterhin in wichtigen Ländern wie Kolumbien und Peru, gegen städtische und ländliche
Bevölkerung begangen werden.
IV – appellieren
* an die Teilnehmer des Gipfels in Miami, dass
sie diese und andere heikle und dringenden Themen der interamerikanischen Wirklichkeit
tiefgründig, ohne Furcht vor Meinungsverschiedenheiten und fruchtbaren Diskussionen
angehen;
* an die Leiter des Miami Gipfels, dass sie
wirksame Lösungen für diese Probleme vorlegen, im Einklang mit den christlichen
Traditionen des Kontinents, um so die berechtigten Wünsche der öffentlichen Meinung
der drei Teile des Amerikanischen Kontinents zu interpretieren;
* an die Teilnehmer des Miami-Gipfels, dass
sie mit der erforderlichen Dringlichkeit, politische, wirtschaftliche und medienwirksame
Maßnahmen treffen, um die sofortige Normalisierung der Lage der kubanischen Bevölkerung
zu ermöglichen.
V – sehen mit Hoffnung
* die gesunde Ablehnung - vor allem an der Basis
der Bevölkerung - mehrerer Formen einer aufkommenden anti-christliche Revolution
in erheblichen Teilen der interamerikanischen öffentlichen Meinung;
* die berechtigten und wachsenden Verdächtigungen
dieser Teile der kontinentalen Meinung gegenüber die Vorgehensweise gewisser Medien
- vor allem des Fernsehens -, als Träger einer aggressiven Unmoral, die sich besonders
schädlich auf Kinder und Jugendliche auswirkt;
* das Scheitern der Wahl offensichtlicher linker
Präsidentschaftskandidaten in Ländern wie Brasilien, Mexiko, Kolumbien, Peru, Argentinien
und El Salvador;
* die totale Unglaubwürdigkeit, selbst in den
bescheidenen Bevölkerungsgruppen, gegenüber der sogenannten „Befreiungstheologie“
und der von dieser inspirierten kirchlichen Basisgemeinden (CEBs);
* die Abschwächung der egalitären ideologischen
Besessenheit, die die westliche Mentalität zugunsten des Sozialismus und Kommunismus
seit Jahrzehnten durchdrungen hat;
* die hervorragenden Perspektiven der Zusammenarbeit
von Lateinamerika mit den Vereinigten Staaten und Kanada auf feste christliche Grundlagen,
die sich mit den hier beschriebenen Phänomenen eröffnen.
Abschließend
Die TFPs des Amerikanischen Kontinents
* bekräftigen ihre tiefer Überzeugung, dass,
wenn die Menschen sich entschließen mit der Gnade Gottes mitzuwirken, erzeugt der
Verlauf der Geschichte Wunderwerke: das ist die Lektion, die uns das Europa des
frühen und des Hochmittelalters erteilt, das es von den herabgekommenen lateinischen
Völkern und den Horden der barbarischen Völkerwanderung einen unter allen Gesichtspunkten
nie dagewesenen religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Höhepunkt erreicht
hat;
* bekunden hier ihre Gewissheit, dass jenseits
der moralischen Stürmen, der materiellen Schwierigkeiten und Hinterhalte aller Art,
die auf diesem Kontinent von den Feinden der Kirche und der christlichen Zivilisation
vorbereitet werden, wird es in Nord- und Südamerika ein Aufstieg des Christentums
geben, im Sinne von dem, was Unsere Liebe Frau in Fatima im Jahr 1917 vorhergesagt
hat, als sie verkündete: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren!“
São Paulo, den 6. Dezember 1994
Plinio Corrêa de Oliveira
Präsident des Nationalrates der
Brasilianischen Gesellschaft zum
Schutze von Tradition, Familie und Privateigentum - TFP
Diese Erklärung wird auch
unterzeichnet von den Präsidenten der Gesellschaften zum Schutze von Tradition,
Familie und Privateigentum – TFPs von Argentinien, Bolivien, Chile, Costa Rica,
Ecuador, Kanada, Kolumbien, Paraguay, Peru, Uruguay, USA und Venezuela.
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