In der Zeit des
Säkularismus, in der wir leben, wird die historische Mission Portugals
gewöhnlich von einem rein weltlichen Standpunkt aus betrachtet. Der
Navigationszyklus wird größtenteils nur in seinen wirtschaftlichen und
politischen Ergebnissen geschätzt. Nichts oder fast nichts hat es gebracht,
dass Historiker höheren Karats etwas ganz anderes dargelegt haben. Es häufen
sich die Beweise, dass der Hauptgrund, der das portugiesische Gemüt zum
Abenteuer der Navigationen bewegte, ein apostolischer war: die Bezwinger der
Ozeane, die das winzige Portugal hinaus auf die weiten Meere sandte, taten es mit
dem Geist der Kreuzfahrer und nicht als Hausierer. Für die gegenwärtige, im
Sinn des Laizismus manipulierte und deformierte Geschichte, wird der Ruhm Portugals
der sakralen und heroischen Pracht der religiösen Ideale beraubt, und auf das
glanzlose Verdienst materieller Errungenschaften des bürgerlichen Lebens reduziert.
Das erste heilige Messopfer bei der Entdeckung Brasiliens |
Es wäre gut, wenn im Monat
der Missionen daran erinnert würde. Brasilien wurde geboren
als eine missionarische Errungenschaft Portugals.
* * *
Diese große missionarische
Tätigkeit Portugals, der Zyklus seiner religiösen Heldentaten war mit dem Ende
der Navigationen nicht aufgegeben. Vor kurzem hat die Göttliche Vorsehung den
Portugiesen eine weitere großartige Missionsarbeit anvertraut. Um sich an die
Welt zu richten, wählte die Gottesmutter für ihre Erscheinung einen kleinen
Flecken des portugiesischen Bodens. Sie erwählte drei portugiesische Kinder als
ihre Verkünder und fixierte in Fátima in Portugal eine unversiegbare Quelle von
Wundern und Gnaden, und zog damit die Hoffnungen aller Leidtragenden der Erde nach
Portugal. In Fatima offenbarte die Muttergottes eine Botschaft von universalem
Charakter. Sie hat nicht nur über Portugal gesprochen. Die ganze zeitgenössische
Krise und ihre tiefen Wurzeln in Bosheit und Sünde, die weltumspannenden
Kataklysmen, die aus ihr hervorkommen werden, alles weitere, was die gesamte
Menschheit betrifft in den derzeitigen schrecklichen Umwälzungen, all dies hat
die Muttergottes den drei portugiesischen Hirtenkindern anvertraut, damit die
stolze und niedergeschlagene Welt die schreckliche und wunderbare Botschaft von
den Lippen dieser Kleinen höre. Es ist unmöglich zu übersehen, dass die
Muttergottes dem ehemaligen missionarischen Land eine große historische Aufgabe
übertragen hat. Diejenigen, die die Vorboten Christi von gestern waren, haben nun
noch einen weiteren Titel: Herolde der Jungfrau. Portugal, die portugiesisch
sprechenden Nationen zusammen mit Portugal haben die Aufgabe, allen Völkern, die
große religiöse Tatsache des 20. Jahrhunderts, die Erscheinungen von Fatima, zu
verkünden.
In diesem Missionsmonat
(Oktober) feiern wir zwei große Marienfeste: Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz
und Unsere Liebe Frau von Fatima.
Die innige Andacht zur
allerseligsten Jungfrau Maria in Brasilien ist die Frucht einer intensiven
Missionsarbeit der Portugiesen. Das Fest von Fatima, das am kommenden 13. gefeiert
wird, hat eine ganz besondere Bedeutung für uns. Für Portugal bedeutete die
Erscheinung von Fatima, dass die glorreiche Fruchtbarkeit dieser missionarischen
Nation die Möglichkeiten ihres Handelns im Dienste der Kirche nicht erschöpft
wurden. Für Brasilien erinnern sie in besonderer Weise daran, dass die Zeit
gekommen ist, unsererseits für die Ausbreitung des Reiches Christi die Früchte
zu bringen, die die unzähligen Gnaden und Gaben, die uns in Fülle gegeben
wurden, uns verpflichten, sie der Welt weiterzugeben.
Brasilien ist dabei zur
ersten Ebene des internationalen Lebens aufzusteigen, gerade in einer Zeit, wo
missionarische Anstrengungen notwendiger denn je sind. Es geht nicht nur darum,
die Nationen des Ostens zur Herde Jesu Christi zu führen. Es ist im Westen,
gerade im Schoß der in Ruinen sich befindenden Christenheit, wo sich das tausendmal
schlimmere Heidentum als das alte eingenistet hat. Für das moderne Neu-Heidentum
gibt es nicht die so oft angewendete Ausrede, die für das östliche Heidentum
vielfach angebracht ist: die Unwissenheit. Im westlichen Heidentum brodelt der Abfall,
die Sünde gegen den Heiligen Geist, die vorsätzliche und satanische Liebe zum
Irrtum und zum Bösen. Es ist gegen die heutigen Ketzer, die ihren letzten Anstrich
von Christentum verloren haben, an denen die Missionsarbeit Brasiliens
notwendig wird.
In der ausgezeichneten
Abhandlung über die wahre Andacht zur allerseligen Jungfrau, des Sel. Grignion von
Montfort, wird dieses Flehen oft folgendermaßen ausgesprochen: „Damit zu uns
komme dein Reich, möge das Reich Mariens zu uns kommen.“
Brasilien muss im 20.
Jahrhundert der große Verkünder der Herrschaft Jesu Christi sein. Damit es
seine Mission erfüllen kann, muss es auch dem marianischen Appell von Fatima nachkommen
und ein unermüdlicher Prediger der Andacht zur Muttergottes werden. Der Weg zu Christus
wird vorbereitet indem man die Muttergottes predigt. Die Marianischen Andachten
sind die königlichen Wege, über die man zu unserem Herrn Jesus Christus gelangt.
In Fatima empfahl die
Muttergottes zwei Andachten auf ganz besondere Weise: Ihnen soll sich Brasilien
mit größtem Eifer widmen.
Eine ist das Unbefleckte
Herz Mariens. Die andere ist die des Heiligen Rosenkranzes.
Wenn Brasilien die große
Nation der Kreuzritter und Missionare des zwanzigsten Jahrhunderts sein will, wird
es diese Gnade nur durch eine glühende marianische Frömmigkeit erreichen. Und
wenn es diese Gnade will, wird es sie mit den Mitteln erbeten, die die Jungfrau
selbst angedeutet hat.
Also, in dieser Woche, die
zwischen den Festen von Fatima und dem Rosenkranz liegt, möge dies das
beständigste Objekt unserer Wünsche, unserer Bitten und unserer Meditationen
sein.
Freie Übersetzung des
Artikels “Fatima” von Plinio Corrêa de Oliveira in der Wochenzeitung “O Legionário“
Nr. 687, vom 7. Oktober 1945.
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