Freitag, 15. November 2019

Adel und analoge traditionelle Eliten angesichts der IV. Revolution





Adel und analoge traditionelle Eliten kann als die ideelle Fortsetzung und Weiterentwicklung des Werkes Revolution und Gegenrevolution angesehen werden.
In einem Essay unter dem Titel Revolution und Gegenrevolution zwanzig Jahre später hat Plinio Corrêa de Oliveira nach der kommunistischen Revolution das Auftreten einer IV. Revolution beschrieben, die weniger ideologischer Natur ist, dafür aber eine Tendenz verfolgt, bei der es vor allem um die Abschaffung der alten Modelle des Reflektierens, Wollens und Fühlens geht, um auf diese Weise schneller zum endgültigen Ziel der Revolution zu gelangen, zur Schaffung einer auf den Trümmern der christlichen Zivilisation errichteten, dem Fürsten der Finsternis unterworfenen anarchischen „Stammes“-Gesellschaft.
Die Rückkehr zu dem von den „traditionellen Eliten“ dargestellten Menschenbild kann nach Meinung des brasilianischen Denkers zum wichtigsten Gegenmittel dieses extremen gesellschaftlichen Verfalls werden. Tatsächlich hat die Revolution von 1968 an der Sorbonne zu einer Explosion weltweiten Ausmaßes und zu einer Beschleunigung der Proletarisierung der Gesellschaft geführt. Der Drang zur stetigen Vervollkommnung, der das Mittelalter und die darauf folgenden Jahrhunderte auszeichnete, könnte heute wiedererstehen, wenn der Adel darin den Sinn seiner geschichtlichen Sendung entdecken würde.
„Wenn sich der Adlige im 20. Jahrhundert dieser seiner Sendung bewusst bleibt und, angespornt durch den Glauben und durch seine Liebe zu einer wohlverstandenen Tradition, alles daransetzt, um diese zu erfüllen, wird er einen Sieg davontragen, der keineswegs geringer ist als der seiner Vorfahren, die einst den Barbaren Einhalt geboten, den Islam übers Mittelmeer zurücktrieben und unter dem Kommando Gottfried von Bouillons die Tore Jerusalems erstürmten.“
In den abschließenden Überlegungen seines letzten Buches hat Plinio Corrêa de Oliveira die verderblichen Folgen des langwierigen Revolutionsprozesses wie folgt beschrieben:
„Trotz zahlloser Hindernisse stellt sich das unerbittliche Wesen seines siegreichen Vordringens – angefangen vom historischen Kreuzungspunkt des ausgehenden, sterbenden Mittelalters und der aufgehenden Renaissance mit ihren ersten, freudigen Triumphen, beginnt die religiöse Revolution des Protestantismus von langer Hand die Französische Revolution und noch weiter die Russische Revolution des Jahres 1917 vorzubereiten und zu fördern ... – so dar, dass man die Kraft als unbesiegbar bezeichnen kann, die diesen Prozess in Bewegung hielt und zu endgültigen Ergebnissen führte.
Tatsächlich scheinen diese Ergebnisse „endgültiger“ Natur, wenn man nicht den Charakter dieses Vorgangs einer genaueren Untersuchung unterzieht. Auf den ersten Blick scheint er äußerst konstruktiv zu sein, lässt er doch drei Gebäude hintereinander erstehen: die protestantische Pseudoreform, die demokratisch-liberale Republik und die sozialistische Sowjetrepublik.
Der wahre Charakter des genannten Prozesses ist jedoch grundlegend destruktiv. Er ist die Zerstörung. Er hat das taumelnde Mittelalter, das in Auflösung begriffene Ancien Regime, die apoplektische, frenetische und verworrene Welt des Bürgertums zu Grunde gerichtet; unter seinem Druck ist die frühere UdSSR zusammengestürzt, die nun finster, geheimnisvoll und faul am Boden liegt wie eine Frucht, die schon lange vom Ast gefallen ist.
Sind hic et nunc nicht Trümmerhaufen die eigentlichen Merkmale dieses Prozesses? Und was kann die Welt von diesen jüngsten Trümmern erwarten, wenn nicht die Ausdünstungen eines allgemeinen Durcheinanders, das jeden Augenblick die widersprüchlichsten Katastrophen heraufbeschwören kann, die sich wiederum in Luft auflösen, noch bevor sie über die Köpfe der Sterblichen hereingebrochen sind, und gleichzeitig bereits neue, noch drohendere und widersprüchlichere Katastrophen auslösen? Die sich vielleicht wieder verflüchtigen und ihrerseits neue Ungeheuer gebären oder sich in grausame Wirklichkeit verwandeln, wie etwa in einen Strom slawischer Horden, die von Osten nach Westen ziehen, oder muslimischer Horden, die von Süden nach Norden vordringen.
Wer weiß es? Wer kann sagen, ob es so kommt? Ob es nur (!) soweit kommt? Ob es vielleicht nicht noch schlimmer kommt?
Ein Bild wie dieses ist sicher entmutigend für alle, die keinen Glauben haben. Doch für diejenigen, die Glauben haben, erhebt sich vor diesem schmutzigen, undeutlichen Horizont eine Stimme, die Mut und Vertrauen weckt:
„Am Ende wird mein unbeflecktes Herz triumphieren!“

Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland und DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel IV, Abschnitt 9, SS 174-176.


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