Zwei
sehr unterschiedliche Nachrichten, deren Natur den Themen der Frömmigkeit sehr
fremd ist, werden als Ausgangspunkt für unseren Artikel über die Karwoche
dienen. Die erste betrifft „Rock and Roll“ in Schweden. Und die andere handelt
von einem kollektiven Hirtenbrief des Schweizer Episkopats, der mit dem hohen Grad
des Wohlstands zusammenhängt, den die Schweizer Republik erreicht hat.
* * *
Die
französische Zeitschrift „La Vie Catholique Illustrée“ veröffentlichte in ihrer
Ausgabe vom vergangenen 20. Januar (1957), folgende Meldung unter dem Titel „Jugend
in Lederblouson“: „Schweden - eine Oase des Wohlbefindens und der Behaglichkeit
- ist beunruhigt. Die Jugend gibt ihm Anlass zur Sorge. Eine Jugend in Lederjacke,
bis zu Delirium begeistert von „Rock and Roll“, ist bereit für billige Aufruhr,
Zerstörung und Grausamkeit. Worüber beklagt sich diese Jugend? Was fehlt ihr? In
materieller Hinsicht fehlt ihr nichts. Aber gerade aus diesem Grund hat sie
keine Erwartungen, keine Hoffnungen, letztendlich nichts weiter, wofür sie
kämpfen sollte.
Aber
vor allem auf der geistigen Ebene besteht ein riesiges Vakuum: Es gibt keinen
Glauben mehr, keine Hoffnung. Es betrifft vor allem die Seele der schwedischen
Jugend.“
Diese
Meldung macht uns nachdenklich. Viele Soziologen versuchen die religiöse und
moralische Krise unserer Zeit durch Elend, Unsicherheit, tiefgreifende
psychische Auswirkungen dieser chaotischen Situation, durch ein Übermaß an
Arbeit, verarmte Persönlichkeiten und unterwühlt von Leiden aller Art zu
erklären.
Jetzt
kommt uns die bestürzende Nachricht, dass die moralische Krise der schwedischen
Jugend - die sich in keiner Weise von der anderer Länder in unserer normierten,
standardisierten, homogenisierten Welt unterscheidet - nicht auf Armut, sondern
auf Überfluss zurückzuführen ist. Wo sind wir eigentlich?
* * *
In
unserer letzten Ausgabe kommentierten wir einen Hirtenbrief des Schweizer
Episkopats, anlässlich des Erntedankfests der am 16. September herauskam und in
der renommierten französischen Zeitschrift „Marchons“ der priesterlichen Christ
König Pfarrkooperatoren veröffentlicht wurde (Oktober 1956). Über dieses sehr
wichtige Dokument möchten auch wir einige Kommentare abgeben.
Da
das „Erntedankfest“ Gott unseren Dank für alle erhaltenen Wohltaten ausdrücken
soll, ist es verständlich, dass es unsere Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die
günstigen Aspekte der Situation lenkt, in der wir uns befinden.
Das
Schweizer Episkopat zeigte eine erbauliche Ernsthaftigkeit des Geistes und beschränkte
sich nicht nur darauf der Vorsehung für die vielen Gefälligkeiten zu danken,
mit denen Sie diese Nation beschenkt hatte, sondern ging auch mit seltenem Mut
auf die Gefahren ein, die derselbe Wohlstand für ihre Gläubigen schon jetzt mit
sich bringt und bringen wird.
Und
nichts ist logischer. Der authentische Ausdruck unserer Anerkennung Gottes
besteht genau darin, Seine Gaben richtig zu nutzen. Ihm für seine Wohltaten zu
danken, ohne diese zu Seiner größeren Ehre zu gebrauchen, wäre typisches und
ausgeprägtes Pharisäertum!
Die
blühende Situation in der Schweiz wird von den Prälaten folgendermaßen
beschrieben: „In unserem Land läuft alles gut zum Besten; der Wohlstand
entwickelt sich dank der hohen Konjunktur, die, wie es scheint, sich dauerhaft
unter uns niedergelassen hat; überall herrscht Ordnung, und wir sind nicht weit
davon zu glauben, dass unser Staat einer der weisesten und am besten regierten
der Welt ist. Die Feierlichkeiten und die Demonstrationen der Freude, die fast
ununterbrochen stattfinden, spiegeln ein mehr oder weniger allgemeines
Wohlergehen wider und sind ein zweifelloser Hinweis eines relativ hohen
Lebensstandards.“ Das ist sicherlich ein Bild, das keiner von uns sich wagen
würde zu sagen, dass es auch für die brasilianische Realität gilt!
Lassen
wir aber Brasilien beiseite und behalten die Schweiz im Auge.
In
demselben Hirtenbrief sagt das Ehrwürdige Helvetische Episkopat: „Es gibt einen
Gedanken, der in den Reden und Schriften des Heiligen Vaters häufig vorkommt:
die tragische Situation der modernen Welt! Erst kürzlich, Anfang Juli, als er
zu 25.000 Pilgern im Petersdom sprach, bekräftigte er energisch: Wir haben die
Welt wiederholt gewarnt, sich am Rande des Abgrunds aufzuhalten. Diese Gefahr
muss besonders ernst sein, wenn sich der Heilige Vater so stark ausdrückt. Es
ist uns nicht erlaubt in diesem Warnruf eine banale Figur der Rhetorik zu
erkennen“.
Diese
Worte des erhabenen Stellvertreters Christi mit der Lage in der Schweiz
konfrontierend, fragen die Bischöfe: „Wäre der Heilige Vater mit seinen ernsten
Mahnungen vielleicht nicht ein Spaßverderber in der Schweizer Gemeinschaft?“
Dies
ist ein Problem, das hier mit Kraft und Mut direkt angesprochen werden soll...
* * *
Die
vorgeschlagene Lösung ist ebenfalls deutlich und stark. Die Schweizer Bischöfe
erkennen zunächst an, dass die Situation in ihrer Heimat außerordentlich gut
ist, und sehen darin ein Geschenk Gottes, da materieller Wohlstand an sich und
notwendigerweise keine Teufelsfalle ist. Sie erinnern jedoch daran, dass einige
Vorbehalte zu machen wären, insbesondere im Hinblick auf die Konzentration des
Reichtums. Dieses Thema, in das sich so viele vertiefen, verlieren und
wahnsinnig werden, trübt jedoch nicht ihre Vision von „etwas viel Wichtigerem“.
Und es ist dies: „Bringt uns der Wohlstand näher zu Gott?“
Von
einem Thema zum anderen kommen wir also zum Mittelpunkt der Angelegenheit.
* * *
Wir
können die Schweizer Hierarchie leider nicht in all der großartigen
Entwicklung, die sie dem Thema gibt, begleiten. Legen wir jedoch einige der Fakten und Prinzipien
fest, die sie anführt:
1)
– „Während ein gewisser Überfluss uns helfen sollte, tugendhaft zu leben, führt
uns der Wohlstand, den wir genießen, in Wirklichkeit direkt zum Materialismus.
Dies ist die Gefahr! Das nicht zu erkennen, würde für uns bedeuten in einer
falschen Sicherheit einzuschlafen, und so in den Abgrund zu rennen.“
2)
– „Unter uns würde niemand es wagen, Gott offen zu leugnen und die Existenz der
Materie als die einzige Realität zu behaupten.“ Doch „ist der Glaube an einen
vergütenden Gott, der Richter über die Lebenden und die Toten ist, die
Grundlage unseres Lebens, die treibende Kraft unserer Tätigkeit?“ Inspiriert
die Furcht Gottes „immer noch unser öffentliches und privates Leben?“ Das
Episkopat bringt das mit offensichtlichem Bedauern in Zweifel.
3)
– „Der höchste Gedanke des modernen Menschen besteht darin, sich so bequem wie
möglich in seinem irdischen Zuhause niederzulassen; er würde wünschen, dass es nicht
nur mit dem Notwendigen, sondern auch mit dem Überflüssigen versorgt wäre, von
allem was den Charme und das Vergnügen des Lebens ausmacht.“
4)
– „Diese moderne, eindeutig materialistische Tendenz, die den Menschen dazu
bringt, irdische Güter unter Ausschluss ewiger Güter zu suchen, ist energisch
zu verurteilen. Dieser Trend ist die Wurzel der tiefgreifenden Unordnung, unter
der unsere orientierungslose und unglückliche Generation leidet.“
5)
- Mit diesen Worten denkt das Episkopat „besonders an das dem Geld hinterher rennen,
das für viele zum höchsten Ziel des Lebens geworden ist, dem Götzen, dem alles
geopfert wird und der von sich aus, alles rechtfertigt.“
6)
– Die Bischöfe beziehen sich auch auf „das hecheln nach Vergnügen und Freuden,
das buchstäblich so viele Unglückliche blind macht“, „auf so viele
Übertretungen der Gebote Gottes“, so zahlreich, „dass man manchmal versucht
wäre, dass trotz des äußeren Glanzes, das christliche Leben in Bälde nur noch eine
reine Fassade darstellt.“
Wir
wiederholen, dass wir Leider nicht das gesamte großartige Dokument hier
wiedergeben können und nicht einmal den großartigen Teil, in dem es die Geistlichen
Übungen und andere Mittel vorschlägt, um das Problem zu lösen.
Gehen
wir auf das Bild ein, das uns die Schweizer Bischöfe vorgestellt haben. Eine
moralische Krise, die genau aus einem Wohlstand heraus entstand, den die
Menschen missbrauchten, in dem sie den Blick auf die Erde richteten und
folglich eine schreckliche Leere in der Seele verursachten. In Schweden ist das
durchaus der Fall... und in Brasilien ist dies zunehmend der Fall.
Denn
unser armes Land, voller Elend, Übel und Krisen, leidet geistig unter dem Übel
des Wohlhabenden! Wir sind nicht reich, aber unsere moralische Gefahr ist genau
die der Schweiz und Schwedens. Wir haben — es gibt seltene, ehrenwerte
Ausnahmen — das Geld zu unsrem Gott gemacht. Wir kümmern uns nur um Vergnügungen
und Freuden. Wir leben, als wäre die Erde unser einziges Zuhause. Und deshalb
sind wir bereit für „Rock and Roll“ und all die psychischen oder moralischen
Störungen, von dem er ein Symbol ist. Oder, andererseits ist „Rock and Roll“
für uns schon etwas zurückgebliebenes. Deshalb fand er in Brasilien nicht
einmal die Explosion der Begeisterung von tausend perversen ausgebrochenen Instinkten,
die in anderen Ländern ausgelöst wurde. Denn ihm sind hier der Frevo, der Candomblé,
die Macumba vorausgegangen.
* * *
Was
hat das mit der Karwoche zu tun? Alles! Gehen wir zur konkreten Tatsache. Der
zeitgenössische Mensch sieht sich dem Bild einer materiellen Zivilisation
gegenüber, die ihn betört. Die Wolkenkratzer, die großen asphaltierten Alleen,
die funkelnden leuchtenden Werbeschilder, die Schaufenster, die großen Kinos,
die Ballsäle, die Nachtclubs, die Autos, die Flugzeuge, alles fasziniert ihn,
zieht ihn an und erfüllt vollständig seine Begierden.
Natürlich
gibt es in all dieser Pracht unzählige Leiden, es kochen Verzweiflungen, es schäumen
Aufstände. All dies bleibt jedoch im Bereich der sogenannten Marginalien. Es gibt
zwar zahlreiche Ausnahmesituationen, die jedoch in keiner Weise die mentale
Einstellung der Mehrheit widerspiegeln. Schlecht ernährt, schlecht geschlafen,
schlecht gekleidet, unvollkommen medizinisch versorgt, bestehen die Bewohner
großer Städte darauf, in ihnen zu verbleiben, um in der alltäglichen Pracht
ihrer glänzenden Existenz zu leben. Der Beweis dafür ist der Unwille, ins Landesinnere
zu ziehen, wo doch der Lebensrhythmus so viel friedlicher und gesünder ist. Auf
der anderen Seite bedauern diejenigen vom Land meist ihre Situation und
beneiden diejenigen der Großstadt. Und die Landbewohner ziehen in großen Mengen
in die Städte.
Mit
einem Wort, die materielle Pracht unserer Zivilisation weckt im modernen
Menschen den Wunsch, das Leben zu genießen; jede Anstrengung, sich von dieser
Haltung zu lösen, erscheint vergeblich.
Es
geht aber genau darum: sich loszulösen. Und das nicht nur, weil diese Art von
irdischem Glück für die große Mehrheit der Völker unerreichbar ist, sondern
weil es, wenn sie erreicht wird, Barbaren hervorbringt. Schmerz ist im mentalen
Panorama des Menschen notwendig, und dies unter allen Aspekten: Moralischer
Schmerz, physischer Schmerz, Unsicherheit, Armut, Tod, alles, was den Menschen
zum Stöhnen oder Weinen bringt. Es ist nicht so, dass wir denken, das Leben sei
nur Schmerz. Aber ohne Schmerz ist das Leben kein Leben. Es ist Vulgarität, es
ist Egoismus, es ist Niedrigkeit der Seele, es ist Schande.
Es
liegt daher nicht in der Organisation einer Gesellschaft, ausschließlich gütige
und erträgliche Existenzbedingungen zu schaffen. Es geht hauptsächlich darum, den
Menschen erkennen zu lassen, dass der Schmerz trotz allem bestehen wird. Dass er
eine zentrale Rolle in unserem Leben spielt. Und dass unser Leben nicht so viel
wert ist, wegen das, was wir genossen haben, sondern wegen des vielen, das wir
gelitten haben. Wegen des hohen moralischen Inhalts, der der Art und Weise
innewohnt, wie wir gelitten haben.
* * *
Nach
all dem gesagten, wenn wir einerseits der Überzeugung sind, Dinge von größter
Bedeutung gesagt zu haben, können wir andererseits uns nicht dem Gefühl
entziehen, dass alles hohle Worte sind, eine Ansammlung gemeinsamer Orte mehr
als allgemein bekannt, die aber nicht mitreißen, nicht überzeugen, nutzlos sind.
Und
so ist es ziemlich genau. Niemals wird die Menschheit von sich aus diese
Wahrheiten annehmen. Und die Menschen unserer Zeit noch weniger als jeder
anderen.
Da
unsere Generation ohne diese Wahrheit verloren geht und sogar auf der
zeitlichen Ebene verloren geht, sieht man für sie kein Heilmittel und keine
Rettung. Der Eisenring ist geschlossen. Die Zivilisation erzeugt den Wunsch
nach Genuss, ist er befriedigt, erzeugt er die Barbarei. Also, oder bleibt der
Mensch in der Barbarei oder er verlässt sie. Wenn er sie verlässt, ist es, um
sich zu zivilisieren. Und wenn er zivilisiert ist, kehrt er zur Barbarei
zurück. Und was für eine Barbarei! Des „Rock and Roll“ und der
Wasserstoffbombe!
Wie
kann man dem entkommen?
* * *
Herr
Jesus Christus, all diese Überlegungen führen mich zu den Füßen Deines Kreuzes.
Mann der Schmerzen, in Deiner Seele und an Deinem Leib hast Du alles gelitten,
was einem Menschen möglich ist, zu leiden.
Ich
betrachte Deinen Leichnam, der vom Kreuz herabgenommen wurde, Deine
Menschlichkeit wie vernichtet und Dein unendlich kostbares Blut, das während Deines
Leidenswegs vergossen wurde.
Solange
die Welt Welt ist, wirst Du den Schmerz am Horizont unserer Seelen darstellen.
Schmerz, mit allem, was er an Adel, an Stärke, an Ernst, an Süße und an Erhabenes
hat. Der Schmerz, erhoben aus dem einfachen Umfang philosophischer Überlegungen
zum unendlichen Firmament des Glaubens. Der Schmerz, verstanden in seiner
theologischen Bedeutung als notwendiges Sühneopfer und als unverzichtbares
Mittel zur Heiligung.
Durch
die unendlichen Verdienste Deines kostbaren Blutes gib unserem Geist die
notwendige Klarheit, um die Rolle des Schmerzes zu verstehen, und unserem
Willen die erforderliche Kraft, um ihn von ganzem Herzen zu lieben.
Nur
durch das Verstehen der Rolle des Schmerzes und des Geheimnisses des Kreuzes,
kann die Menschheit sich aus der enormen Krise retten, in der sie versinkt, und
vor der ewigen Pein, die auf diejenigen wartet, die bis zum letzten Moment Deiner
Einladung verschlossen blieben, mit Dir den Weg der Schmerzen zu gehen.
Heiligste
Maria, Mutter der Schmerzen, vermehre auf Erden die Seelen, die das Kreuz
lieben.
Dies
ist die unbezahlbare Gnade, um die wir in der Abenddämmerung unserer
Zivilisation in dieser Karwoche Dich bitten.
Aus
dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer in
„Catolicismo“,
Nr. 76, April 1957
© Nachdruck oder Veröffentlichung ist mit
Quellenangabe dieses Blogs gestattet.
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