„Rom“, so schrieb zu Anfang des Jahrhunderts einer der
Anführer des Modernismus, „ist nicht an einem einzigen Tag zu zerstören,
dennoch aber ist dafür Sorge zu tragen, dass es schrittweise und gefahrlos in
Staub und Asche zerfällt; dann werden wir eine neue Religion und neue
Gebotstafeln haben.“[1] Wie sollte man in all dem,
was danach geschehen ist, nicht den Versuch sehen, diese finstere „Weissagung“
Wirklichkeit werden zu lassen?
Plinio Corrêa de
Oliveira hat diesen Zerstörungsprozess in der Kirche wahrgenommen, hat schwer
an ihm gelitten und all seine Kräfte darangesetzt, ihn zu bekämpfen, dabei war
er jedoch immer fest davon überzeugt, dass es außerhalb der Einheit mit dem
Papsttum keine Rettung geben kann. „Äußerste Empfindsamkeit, feinfühlige und
lebendige Vibrierfähigkeit der Gläubigen für alles, was die Sicherheit, den
Glanz und die Ruhe des römischen Papstes angeht, sind ein Zeichen von und eine
Bedingung für geistige Kraft. Nach der Gottesliebe ist dies die höchste Liebe,
die uns die Religion lehrt. (...) Ubi
Petrus, ibi Ecclesia – wo der heilige Petrus ist, da ist die Kirche. So eng
ist die katholische Kirche an den Stuhl Petri gebunden, dass es da, wo die
Zustimmung des Papstes fehlt, keinen Katholizismus gibt. Der wahre Gläubige
weiß, dass der Papst die ganze katholische Kirche in sich zusammenfasst und
enthält, und zwar auf so reelle und unauflösliche Weise, dass selbst unter der
absurden Annahme, alle Bischöfe der Erde, alle Priester und alle Gläubigen
würden dem Papst den Rücken kehren, die wahren Katholiken sich doch um ihn
scharen würden. Denn alles, was es in der Kirche an Heiligkeit, Autorität,
übernatürlicher Tugend gibt, all dies, aber wirklich alles ohne Ausnahme oder
Bedingung, ohne Einschränkung, ist dem Stuhl Petri untergeordnet, von ihm
bedingt, abhängig von der Einheit mit ihm. Die heiligsten Traditionen, die
vortrefflichsten Menschen, alles schließlich, was am echtesten und besten den
Katholizismus ausdrücken und die Kirche schmücken kann, all das wird null und
nichtig, verflucht, unfruchtbar, des ewigen Feuers und des Zornes Gottes
würdig, wenn es sich vom Papst in Rom trennt.“[2]
Plinio Corrêa de Oliveira wird bis zum Ende stets diese
Liebe zum Papsttum hoch halten:
„Heute stehe ich nicht mit der Begeisterung meiner
Jugendzeit vor dem Heiligen Stuhl. Noch viel, viel größer ist heute meine
Begeisterung. Denn in dem Maße, in dem ich lebe, denke, Erfahrung sammle,
verstehe und liebe ich mehr den Papst und das Papsttum.“[3]
Die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist die fortschreitende
Aufdeckung einer Tragödie. Im Mittelpunkt des Dramas befindet sich die heilige
katholische Kirche, scheinbar überspült von den Wogen eines schrecklichen
Sturmes, und dennoch wundersam erhalten durch das unfehlbare Versprechen ihres
göttlichen Gründers. In dieser Tragödie sah Plinio Corrêa de Oliveira das
Leiden der Kirche, einen Widerschein des Leidens unseres Herrn Jesus Christus
in der Geschichte.
„Wie viele leben in der Einheit der Kirche diesen Moment,
der so tragisch ist, wie das Leiden des Herrn tragisch war, diesen
entscheidenden Moment de Geschichte, in dem die ganze Menschheit angehalten
ist, sich für Christus oder gegen Christus zu entscheiden.“
Der Kirche hatte er sein Leben gewidmet[4] und ihr hat er sich mit
dem Großmut einer Veronika zur Verfügung gestellt.
„Im Schweißtuch erscheint die Darstellung des göttlichen Antlitzes
wie auf einem Bild. In der heiligen, katholischen, apostolischen, römischen
Kirche erscheint es wie in einem Spiegel.
In ihren Einrichtungen, in ihrer Lehre, in ihren Gesetzen,
in ihrer Einheit, in ihrer Universalität, in ihrer unübertrefflichen Katholizität
ist die Kirche wahrhaft ein Spiegel, in dem sich unser göttlicher Heiland
reflektiert. Mehr noch, sie ist der mystische Leib Christi selbst.
Und wir, wir alle,
besitzen die Gnade, zur Kirche zu gehören, lebendige Steine der Kirche zu sein!
Wie dankbar müssen wir für diesen Gefallen sein! Vergessen
wir aber nie, dass noblesse oblige. Zur
Kirche zu gehören ist etwas sehr Hohes und Beschwerliches. Wir müssen denken,
wie dir Kirche denkt, handeln, wie die Kirche will, dass wir in allen Umständen unseres Lebens vorgehen.
Das aber setzt einen wirklich katholischen Sinn voraus, eine authentische
Reinheit der Sitten, eine tiefe und ehrliche Frömmigkeit. Es gibt Zeiten, in
der es das Opfer einer ganzen Existenz verlangt.
Und welches ist der Preis? Christianus alter Christus. Ich will auf vortreffliche Weise eine Nachbildung
von Christus selbst sein. Die Ähnlichkeit mit Christus wird sich meiner eigenen
Seele lebendig und heilig einprägen.“[5]
[1] George TYRREL, Lettres à Henri Brémond, Aubier, Paris 1971, S. 287.
[2] Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, „A guerra e o Corpo Místico“, in O Legionário Nr. 610 (16. April 1944).
[3] Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, „A perfeita alegria“, in Folha de S. Paulo, 12. Juli 1970.
[4] In der Nacht des 1. Februar
1975 bot Plinio Corrêa de Oliveira bei einer Besprechung mit Mitgliedern der
Vereinigung heldenmütig Unserer Lieben Frau das Opfer an, für die TFP im
Dienste der Kirche zu leiden. Nur 36 Stunden später erlitt er einen schweren
Verkehrsunfall auf der Straße nach Jundiaí. Die schwerwiegdenden Folgen dieses
Unfalls haben ihn bis zu seinem Lebensende begleitet. Zwanzig Jahre lang hat er
dieses Kreuz männlich und tapfer getragen.
[5] Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Via Sacra, II, a.a.O., IV. Station.
Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20.
Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland und
DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel VI, Abschnitt 14, SS 272-274.
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