Sonntag, 5. Januar 2020

Maria empfängt die Hl. Drei Könige im Stall zu Bethlehem



Plinio Corrêa de Oliveira
Mir wurde hier ein Text vorgelegt mit Bitte ihn zu kommentieren. Es handelt sich um einen Auszug von „Die mystische Stadt Gottes – ein Wunder seiner Allmacht, ein Abgrund seiner Gnaden – göttliche Geschichte und Leben der Mutter Gottes, unsere Königin und Frau: die heiligste Maria, … und Mittlerin der Gnade“, so der spanische Originaltitel. Nun kommt noch der Untertitel: „In diesen letzten Jahrhunderten von derselben Jungfrau geoffenbart ihrer Sklavin Sr. Maria von Jesus, Äbtissin des Klosters der Unbefleckten Empfängnis zu Agreda, vom Orden des hl. Franziskus“.
„Das göttliche Kind auf den Armen, erwartete die heiligste Mutter die frommen Könige. Unaussprechlich waren ihre Sittsamkeit und Anmut. Bei all ihrer Demut und Armut strahlte sie eine mehr als menschliche Majestät aus und ihr Antlitz leuchtete. Das göttliche Kind verbreitete einen solchen Lichtglanz, dass die ganze Höhle in einen Himmel umgewandelt wurde.
Als die morgenländischen Könige eintraten, waren sie beim ersten Anblick des Kindes und der Mutter eine geraume Zeit hindurch von Bewunderung hingerissen. Sie warfen sich zur Erde nieder und beteten in dieser Haltung das Kind mit Ehrfurcht an, indem sie es als wahren Gott und wahren Menschen und als den Erlöser des Menschengeschlechtes anerkannten. Durch den Anblick und die Gegenwart des süßen Jesuskindes wurden sie aufs Neue innerlich erleuchtet.“
Das Treffen ist sehr schön. Sie kommen in die Höhle und sie merkten, dass Unsere Liebe Frau sie erwartete. Die erste Reaktion ist so überwältigend, dass sie erstarren. Nachdem sie sich von der Überraschung erholt haben, fallen sie vor der Süße und Majestät des Jesuskindes und Marias auf die Knie und beugen sich zu Boden, um ihre Anbetung auszudrücken. Nachdem sie ihre Anbetung vollzogen haben, spüren sie, beim betrachten des Antlitzes des Jesuskindes, innere Bewegungen der Gnade. Und sie erkannten dann, dass es das Gotteskind war, der Erlöser der Menschheit.
„Sie schauten die Menge der himmlischen Geister, die als Diener des Königs der Könige, des Herrn der Herren mit Ehrfurcht und Zittern zugegen waren.“
Sie haben sicherlich eine unzählige Menge von Engeln wahrgenommen, die um die Krippe versammelt waren.
„Dann richteten sie sich auf und brachten Maria ihre Glückwünsche dar, dass sie die Mutter des Sohnes des ewigen Vaters geworden sei. Sie bezeigten ihr auch ihre Ehrfurcht, indem sie die Knie beugten.
Auch wollten sie ihr die Hand küssen, wie dis in ihrem Reiche Königinnen gegenüber Sitte war, aber die weiseste Herrin zog ihre Hand zurück und bot ihnen die des Erlösers der Welt an mit den Worten: ‚Mein Geist frohlocket in dem Herrn, und meine Seele lobpreist ihn, weil er unter allen Nationen euch auserwählt und berufen hat, mit euren Augen den zu sehen, den viele Könige und Propheten vergebens zu sehen verlangten, den menschgewordenen, ewigen Sohn Gottes. Lasset uns seinen Namen loben und preisen wegen der geheimnisvollen Erbarmungen, die er seinem Volk erwiesen hat. Lasset uns die Erde küssen, die er durch seine königliche Gegenwart geheiligt hat!‘“
Dies waren die Worte Marias an die Könige. Die Erklärung ist sehr schön und endet mit der Aufforderung die Erde zu küssen, da nun einmal das Jesuskind zur Erde gekommen ist, verwandelte sich diese in einen heiligen Altar. Und deshalb dürfen die Menschen die Erde (den Boden) küssen, wie man einen Altar küsst, gerade wegen der Gegenwart Unseres Herrn Jesus Christus. Es reicht, das Er hier ist, damit alles geweiht und geheiligt ist.
In einigen katholisch-orientalischen Riten, zum Beispiel bei den Kopten in Abissinien, gibt es den Brauch, wenn man eine Kirche betritt, kniet man zunächst nieder und küsst den heiligen Boden der Kirche zum Zeichen der Verehrung dieses heiligen Ortes, wo Gott gegenwärtig ist.
Die Weisen küssen den Boden, küssen die Erde, weil es der Boden der Höhle ist, auf dem unser Herr Jesus Christus geboren wurde. Indem die Muttergottes das Jesuskind auf ihrem Schoß hält und sie mit ihren Füssen die Erde berührt, wird die ganze Erde geheiligt. Dies ist wegen des sakralen Charakters alles Heiligen. Und dieses Gefühl des Sakralen ist das Verstehen, wie alle Dinge durch die Wirkung der Religion, durch den Kontakt mit der Religion geheiligt werden. Wir müssen uns im Geist der Verehrung, gegenüber allem verhalten, was mit der Religion nah oder fern, oder mit Gott in Verbindung steht, weil sie dadurch geheiligt sind.
„Auf diese Worte der heiligsten Jungfrau warfen sich die Könige nochmals nieder, beteten das Jesuskind an und dankten für die große Wohltat, dass ihnen die Sonne der Gerechtigkeit so frühzeitig erschienen war, um ihre Finsternis zu erleuchten. Darauf sprechen sie mit dem heiligen Joseph und priesen ihn glücklich, dass er der Bräutigam der Muttergottes sei.“
Wir merken hier den Sinn für Hierarchie. In dieser Familie ergab sich eine umgekehrte Hierarchie: der heilige Joseph, der am wenigsten von allen war, war das Oberhaupt der Familie; Unsere Liebe Frau, die mehr war, als er, war ihm untertan; und das Jesuskind, dass das Höchste war, war beiden unterworfen. Nun, die Weisen schauen zuerst auf das Jesuskind und Unsere Liebe Frau, die sie auf den ersten Blick erkennen und verehren beide zugleich. Dann erst richten sie sich an den hl. Joseph und preisen ihn glücklich, dass er der Bräutigam der Mutter des Sohnes Gottes sei.
„Sie waren voll Staunen und zugleich voll Mitleid wegen der großen Armut, in der die größten Geheimnisse des Himmels verborgen waren. Nachdem sie drei Stunden zugebracht…“ – wie viel mehr hat sich dort zugetragen, als was hier beschrieben wird – „Nachdem sie drei Stunden zugebracht, baten sie die heiligste Jungfrau um Erlaubnis, sich in der Stadt ein Obdach zu suchen“, da in der Höhle kein Platz zum verweilen war. Doch bevor bitten sie der heiligsten Jungfrau, der Königin, um Erlaubnis zu gehen.
Die Könige „hatten einiges Gefolge; allein das Licht und die Gnade waren nur in den Königen wirksam. Die anderen hatten nur Acht auf das Äußere, sahen den geringen armen Stand der Mutter und ihres Bräutigams, und obwohl sie etwas verwundert waren über dieses ungewöhnliche Schauspiel, erkannten sie doch das Geheimnis nicht.“
Die Könige verabschiedeten sich und gingen fort. „Als Maria und Joseph mit dem Kinde wieder allein waren, priesen sie den Herrn mit neuen Lobgesängen, weil nun zum ersten Male sein Name von den Heiden erkannt und angebetet worden war.“
Wir können uns die Schönheit der Szene vorstellen: Die Könige gehen von der Höhle, und als sie schon etwas weiter entfernt sind, erheben sich die reinen und harmonischen Stimmen Unserer Lieben Frau und des Heiligen Joseph und singen, um Gott zu danken, für diese erste Verherrlichung des Jesuskindes. Die Könige kamen aus dem Morgenland und beteten das Kind an. Die ganze Menschheit, vertreten durch diese Könige, fiel vor dem Kinde nieder. Also eine große Freude und ein großer Gesang der Engel.
Der Gesang gehört zu den Bräuchen des Ostens. Anlässlich des Besuchs Marias bei der hl. Elisabeth, haben beide sich begrüßt mit einem Gesang. Elisabeth sang zu Unserer Lieben Frau und diese erwiderte mit dem Lied des Magnificat. Es war also ganz natürlich, dass Maria und der Joseph eine schöne Hymne komponierten; und wir könnten uns sogar diesen Gesang vorstellen, das heißt die zwei Stimmklänge, wenn sie sich abwechseln; wenn es nicht ein den Umständen angemessener alttestamentlicher Psalm war, der für den Moment gewählt wurde. Aber was für eine unbeschreibliche Sache und wie die Engel, die sie sahen, von der Szene absolut begeistert waren. Vor allem das Jesuskind dort zu sehen, das Gegenstand des Dankes und der Anbetung war.
„Am anderen Tage kehrten die Könige früh morgens zur Grotte zurück, um dem König des Himmels ihre Geschenke anzubieten. Zur Erde niedergeworfen beteten sie den Sohn Gottes mit tiefster Demut an. Sie öffneten, wie das Evangelium sagt, ihre Schätze und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen dar. Sie legten auch der Mutter mancherlei Fragen vor über die Geheimnisse des Glaubens, über den Zustand ihres Gewissens und über die Regierung ihrer Staaten.“
Welche Schönheit dieser Szene: sie befragen Maria über die Regierung ihrer Staaten, und die Königin der Könige, die Sie anleitet: Machen Sie es so oder so. Die Königin der Seelen, erleuchtet diese Seelen, dann unterwies sie sie als Königin der Könige, im regieren ihrer Staaten.
„Sie wollten nicht zurückkehren, ohne vollständig über alles unterrichtet zu sein, was zu einem heiligen Leben gehört. Maria hörte sie mit Wohlwollen an. Während sie zu ihr redeten, beriet sie sich innerlich mit dem göttlichen Kind über die Antworten und Belehrungen, die sie diesen neuen Söhnen seines heiligen Gesetzes geben sollte.“
Das heißt, sie betete, sie sprach innerlich mit dem Jesuskind. Man stelle sich also das Jesuskind vor, in der Krippe liegend, wie ein Kind, das sich der Außenwelt nicht bewusst ist. Es war Gott, und doch wie ein Kind, das sich der Außenwelt nicht bewusst ist. Unsere Liebe Frau sprach mystisch mit ihm, sie fragte ihn, was sie antworten sollte, und er sprach mit ihr. Und er, der anscheinend unintelligent und stimmlos war, wusste und sprach innerlich mit ihr. Man kann sich die Erhabenheit dieses Gesprächs vorstellen. Dann geht es weiter:
„Als Organ der göttlichen Weisheit antwortete sie dann auf alle vorgelegten Zweifel, und ihre Antworten waren so weise, so belehrend und heiligend, dass die Könige, von Bewunderung der Weisheit und Güte der Himmelskönigin hingerissen, sich nicht von ihr trennen konnten. Darum musste ein Engel des Herrn ihnen ankündigen, es sei der Wille Gottes und unumgänglich notwendig, dass sie in ihre Heimat zurückkehrten.“
Merkwürdig ist folgendes: Unsere Liebe Frau hat es nicht gesagt. Sie war Königin, sie hätte sagen können, meine Lieben, jetzt ist es Zeit zurückzugehen; meine Kinder, kehrt in eure Heimat zurück. Aber ihre Feinfühligkeit war so groß, dass sie einen Engel sandte, um die Könige aufzufordern eilends zu gehen. Hier sehen wir die äußerste Höflichkeit und Zartheit der Seele und die Haltung Unserer Lieben Frau.
„Es ist nicht zu verwundern, dass die heiligen Könige so erstaunt waren; denn bei den Worten Mariens wurden sie vom Heiligen Geist erleuchtet und nicht nur über das, worüber sie fragten, sondern auch über viele andere Dinge mit himmlischen Lichte erfüllt.“
„Nach der Abreise der Könige brachten die Himmelskönigin und Joseph dem Allerhöchsten neue Loblieder für seine Wunderwerke dar. Sie verglichen sie mit der Heiligen Schrift und mit den Weissagungen der Patriarchen und sahen, wie alles an dem Jesuskinde in Erfüllung ging. Die weiseste Mutter, die in diese erhabenen Geheimnisse tief eindrang, bewahrte und erwog sie alle in ihrem Herzen. Die heiligen Engel, die bei diesen Geheimnissen zugegen waren, wünschten ihrer Königin Glück, dass ihr Sohn von den Menschen erkannt und angebetet wurde. Sie priesen ihn durch neue Loblieder wegen der Erbarmungen, die er den Menschen erzeigte.“
Und damit ist es zu Ende. Es macht einen ein wenig traurig, von diesen großen Dingen wegzukommen und an die alltäglichen Dinge dieser Ära der Revolution zu denken, in der wir uns befinden.

Übersetzung aus dem Portugiesischen der Abschrift eines Vortrages von Plinio Corrêa de Oliveira am 12. Januar 1967.
Der deutsche Text von Sr. Mari von Agreda ist entnommen aus: Maria von Agreda, „Leben der Jungfrau und Gottesmutter Maria”, Verlag Albertus-Magnus-Verein, Gosheim/Wttbg, 1981, 2. Band, S. 404ff
© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.

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