Plinio Corrêa de Oliveira
Mir
wurde hier ein Text vorgelegt mit Bitte ihn zu kommentieren. Es handelt sich um
einen Auszug von „Die mystische Stadt Gottes – ein Wunder seiner Allmacht, ein
Abgrund seiner Gnaden – göttliche Geschichte und Leben der Mutter Gottes,
unsere Königin und Frau: die heiligste Maria, … und Mittlerin der Gnade“, so
der spanische Originaltitel. Nun kommt noch der Untertitel: „In diesen letzten
Jahrhunderten von derselben Jungfrau geoffenbart ihrer Sklavin Sr. Maria von
Jesus, Äbtissin des Klosters der Unbefleckten Empfängnis zu Agreda, vom Orden
des hl. Franziskus“.
„Das
göttliche Kind auf den Armen, erwartete die heiligste Mutter die frommen
Könige. Unaussprechlich waren ihre Sittsamkeit und Anmut. Bei all ihrer Demut
und Armut strahlte sie eine mehr als menschliche Majestät aus und ihr Antlitz
leuchtete. Das göttliche Kind verbreitete einen solchen Lichtglanz, dass die
ganze Höhle in einen Himmel umgewandelt wurde.
Als
die morgenländischen Könige eintraten, waren sie beim ersten Anblick des Kindes
und der Mutter eine geraume Zeit hindurch von Bewunderung hingerissen. Sie
warfen sich zur Erde nieder und beteten in dieser Haltung das Kind mit
Ehrfurcht an, indem sie es als wahren Gott und wahren Menschen und als den
Erlöser des Menschengeschlechtes anerkannten. Durch den Anblick und die
Gegenwart des süßen Jesuskindes wurden sie aufs Neue innerlich erleuchtet.“
Das
Treffen ist sehr schön. Sie kommen in die Höhle und sie merkten, dass Unsere
Liebe Frau sie erwartete. Die erste Reaktion ist so überwältigend, dass sie
erstarren. Nachdem sie sich von der Überraschung erholt haben, fallen sie vor
der Süße und Majestät des Jesuskindes und Marias auf die Knie und beugen sich zu
Boden, um ihre Anbetung auszudrücken. Nachdem sie ihre Anbetung vollzogen
haben, spüren sie, beim betrachten des Antlitzes des Jesuskindes, innere
Bewegungen der Gnade. Und sie erkannten dann, dass es das Gotteskind war, der
Erlöser der Menschheit.
„Sie
schauten die Menge der himmlischen Geister, die als Diener des Königs der
Könige, des Herrn der Herren mit Ehrfurcht und Zittern zugegen waren.“
Sie
haben sicherlich eine unzählige Menge von Engeln wahrgenommen, die um die
Krippe versammelt waren.
„Dann
richteten sie sich auf und brachten Maria ihre Glückwünsche dar, dass sie die
Mutter des Sohnes des ewigen Vaters geworden sei. Sie bezeigten ihr auch ihre
Ehrfurcht, indem sie die Knie beugten.
Auch
wollten sie ihr die Hand küssen, wie dis in ihrem Reiche Königinnen gegenüber
Sitte war, aber die weiseste Herrin zog ihre Hand zurück und bot ihnen die des
Erlösers der Welt an mit den Worten: ‚Mein Geist frohlocket in dem Herrn, und
meine Seele lobpreist ihn, weil er unter allen Nationen euch auserwählt und
berufen hat, mit euren Augen den zu sehen, den viele Könige und Propheten
vergebens zu sehen verlangten, den menschgewordenen, ewigen Sohn Gottes. Lasset
uns seinen Namen loben und preisen wegen der geheimnisvollen Erbarmungen, die
er seinem Volk erwiesen hat. Lasset uns die Erde küssen, die er durch seine
königliche Gegenwart geheiligt hat!‘“
Dies
waren die Worte Marias an die Könige. Die Erklärung ist sehr schön und endet
mit der Aufforderung die Erde zu küssen, da nun einmal das Jesuskind zur Erde
gekommen ist, verwandelte sich diese in einen heiligen Altar. Und deshalb
dürfen die Menschen die Erde (den Boden) küssen, wie man einen Altar küsst,
gerade wegen der Gegenwart Unseres Herrn Jesus Christus. Es reicht, das Er hier
ist, damit alles geweiht und geheiligt ist.
In
einigen katholisch-orientalischen Riten, zum Beispiel bei den Kopten in
Abissinien, gibt es den Brauch, wenn man eine Kirche betritt, kniet man
zunächst nieder und küsst den heiligen Boden der Kirche zum Zeichen der
Verehrung dieses heiligen Ortes, wo Gott gegenwärtig ist.
Die
Weisen küssen den Boden, küssen die Erde, weil es der Boden der Höhle ist, auf
dem unser Herr Jesus Christus geboren wurde. Indem die Muttergottes das
Jesuskind auf ihrem Schoß hält und sie mit ihren Füssen die Erde berührt, wird
die ganze Erde geheiligt. Dies ist wegen des sakralen Charakters alles Heiligen.
Und dieses Gefühl des Sakralen ist das Verstehen, wie alle Dinge durch die
Wirkung der Religion, durch den Kontakt mit der Religion geheiligt werden. Wir
müssen uns im Geist der Verehrung, gegenüber allem verhalten, was mit der Religion
nah oder fern, oder mit Gott in Verbindung steht, weil sie dadurch geheiligt
sind.
„Auf
diese Worte der heiligsten Jungfrau warfen sich die Könige nochmals nieder,
beteten das Jesuskind an und dankten für die große Wohltat, dass ihnen die
Sonne der Gerechtigkeit so frühzeitig erschienen war, um ihre Finsternis zu
erleuchten. Darauf sprechen sie mit dem heiligen Joseph und priesen ihn
glücklich, dass er der Bräutigam der Muttergottes sei.“
Wir
merken hier den Sinn für Hierarchie. In dieser Familie ergab sich eine
umgekehrte Hierarchie: der heilige Joseph, der am wenigsten von allen war, war
das Oberhaupt der Familie; Unsere Liebe Frau, die mehr war, als er, war ihm
untertan; und das Jesuskind, dass das Höchste war, war beiden unterworfen. Nun,
die Weisen schauen zuerst auf das Jesuskind und Unsere Liebe Frau, die sie auf
den ersten Blick erkennen und verehren beide zugleich. Dann erst richten sie
sich an den hl. Joseph und preisen ihn glücklich, dass er der Bräutigam der
Mutter des Sohnes Gottes sei.
„Sie
waren voll Staunen und zugleich voll Mitleid wegen der großen Armut, in der die
größten Geheimnisse des Himmels verborgen waren. Nachdem sie drei Stunden
zugebracht…“ – wie viel mehr hat sich dort zugetragen, als was hier beschrieben
wird – „Nachdem sie drei Stunden zugebracht, baten sie die heiligste Jungfrau
um Erlaubnis, sich in der Stadt ein Obdach zu suchen“, da in der Höhle kein
Platz zum verweilen war. Doch bevor bitten sie der heiligsten Jungfrau, der
Königin, um Erlaubnis zu gehen.
Die
Könige „hatten einiges Gefolge; allein das Licht und die Gnade waren nur in den
Königen wirksam. Die anderen hatten nur Acht auf das Äußere, sahen den geringen
armen Stand der Mutter und ihres Bräutigams, und obwohl sie etwas verwundert
waren über dieses ungewöhnliche Schauspiel, erkannten sie doch das Geheimnis
nicht.“
Die
Könige verabschiedeten sich und gingen fort. „Als Maria und Joseph mit dem
Kinde wieder allein waren, priesen sie den Herrn mit neuen Lobgesängen, weil
nun zum ersten Male sein Name von den Heiden erkannt und angebetet worden war.“
Wir
können uns die Schönheit der Szene vorstellen: Die Könige gehen von der Höhle,
und als sie schon etwas weiter entfernt sind, erheben sich die reinen und
harmonischen Stimmen Unserer Lieben Frau und des Heiligen Joseph und singen, um
Gott zu danken, für diese erste Verherrlichung des Jesuskindes. Die Könige
kamen aus dem Morgenland und beteten das Kind an. Die ganze Menschheit,
vertreten durch diese Könige, fiel vor dem Kinde nieder. Also eine große Freude
und ein großer Gesang der Engel.
Der
Gesang gehört zu den Bräuchen des Ostens. Anlässlich des Besuchs Marias bei der
hl. Elisabeth, haben beide sich begrüßt mit einem Gesang. Elisabeth sang zu
Unserer Lieben Frau und diese erwiderte mit dem Lied des Magnificat. Es war
also ganz natürlich, dass Maria und der Joseph eine schöne Hymne komponierten;
und wir könnten uns sogar diesen Gesang vorstellen, das heißt die zwei
Stimmklänge, wenn sie sich abwechseln; wenn es nicht ein den Umständen
angemessener alttestamentlicher Psalm war, der für den Moment gewählt wurde.
Aber was für eine unbeschreibliche Sache und wie die Engel, die sie sahen, von
der Szene absolut begeistert waren. Vor allem das Jesuskind dort zu sehen, das
Gegenstand des Dankes und der Anbetung war.
„Am
anderen Tage kehrten die Könige früh morgens zur Grotte zurück, um dem König
des Himmels ihre Geschenke anzubieten. Zur Erde niedergeworfen beteten sie den
Sohn Gottes mit tiefster Demut an. Sie öffneten, wie das Evangelium sagt, ihre
Schätze und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen dar. Sie legten auch der
Mutter mancherlei Fragen vor über die Geheimnisse des Glaubens, über den
Zustand ihres Gewissens und über die Regierung ihrer Staaten.“
Welche
Schönheit dieser Szene: sie befragen Maria über die Regierung ihrer Staaten,
und die Königin der Könige, die Sie anleitet: Machen Sie es so oder so. Die Königin
der Seelen, erleuchtet diese Seelen, dann unterwies sie sie als Königin der
Könige, im regieren ihrer Staaten.
„Sie
wollten nicht zurückkehren, ohne vollständig über alles unterrichtet zu sein,
was zu einem heiligen Leben gehört. Maria hörte sie mit Wohlwollen an. Während
sie zu ihr redeten, beriet sie sich innerlich mit dem göttlichen Kind über die
Antworten und Belehrungen, die sie diesen neuen Söhnen seines heiligen Gesetzes
geben sollte.“
Das
heißt, sie betete, sie sprach innerlich mit dem Jesuskind. Man stelle sich also
das Jesuskind vor, in der Krippe liegend, wie ein Kind, das sich der Außenwelt
nicht bewusst ist. Es war Gott, und doch wie ein Kind, das sich der Außenwelt
nicht bewusst ist. Unsere Liebe Frau sprach mystisch mit ihm, sie fragte ihn,
was sie antworten sollte, und er sprach mit ihr. Und er, der anscheinend
unintelligent und stimmlos war, wusste und sprach innerlich mit ihr. Man kann
sich die Erhabenheit dieses Gesprächs vorstellen. Dann geht es weiter:
„Als
Organ der göttlichen Weisheit antwortete sie dann auf alle vorgelegten Zweifel,
und ihre Antworten waren so weise, so belehrend und heiligend, dass die Könige,
von Bewunderung der Weisheit und Güte der Himmelskönigin hingerissen, sich
nicht von ihr trennen konnten. Darum musste ein Engel des Herrn ihnen
ankündigen, es sei der Wille Gottes und unumgänglich notwendig, dass sie in
ihre Heimat zurückkehrten.“
Merkwürdig
ist folgendes: Unsere Liebe Frau hat es nicht gesagt. Sie war Königin, sie hätte
sagen können, meine Lieben, jetzt ist es Zeit zurückzugehen; meine Kinder,
kehrt in eure Heimat zurück. Aber ihre Feinfühligkeit war so groß, dass sie einen
Engel sandte, um die Könige aufzufordern eilends zu gehen. Hier sehen wir die äußerste
Höflichkeit und Zartheit der Seele und die Haltung Unserer Lieben Frau.
„Es
ist nicht zu verwundern, dass die heiligen Könige so erstaunt waren; denn bei
den Worten Mariens wurden sie vom Heiligen Geist erleuchtet und nicht nur über
das, worüber sie fragten, sondern auch über viele andere Dinge mit himmlischen
Lichte erfüllt.“
„Nach
der Abreise der Könige brachten die Himmelskönigin und Joseph dem Allerhöchsten
neue Loblieder für seine Wunderwerke dar. Sie verglichen sie mit der Heiligen
Schrift und mit den Weissagungen der Patriarchen und sahen, wie alles an dem
Jesuskinde in Erfüllung ging. Die weiseste Mutter, die in diese erhabenen
Geheimnisse tief eindrang, bewahrte und erwog sie alle in ihrem Herzen. Die
heiligen Engel, die bei diesen Geheimnissen zugegen waren, wünschten ihrer
Königin Glück, dass ihr Sohn von den Menschen erkannt und angebetet wurde. Sie
priesen ihn durch neue Loblieder wegen der Erbarmungen, die er den Menschen
erzeigte.“
Und
damit ist es zu Ende. Es macht einen ein wenig traurig, von diesen großen
Dingen wegzukommen und an die alltäglichen Dinge dieser Ära der Revolution zu denken,
in der wir uns befinden.
Übersetzung
aus dem Portugiesischen der Abschrift eines Vortrages von Plinio Corrêa de
Oliveira am 12. Januar 1967.
Der
deutsche Text von Sr. Mari von Agreda ist entnommen aus: Maria von Agreda, „Leben
der Jungfrau und Gottesmutter Maria”, Verlag Albertus-Magnus-Verein,
Gosheim/Wttbg, 1981, 2. Band, S. 404ff
© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe gestattet.
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