Heute wird der Chor, stets im
Bewusstsein des sühnenden Charakters der Freitagsgebete, das Stabat Mater singen, dessen Text sehr
bekannt ist.
Christi Mutter stand mit Schmerzen
Bei dem Kreuz und weint von Herzen,
Als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
Seufzend unter Todesschauer,
Jetzt das Schwert des Leidens ging.
Gib, o Mutter, Born der Liebe,
Dass ich mich mit dir betrübe,
Dass ich fühl die Schmerzen dein.
Dass mein Herz von Lieb entbrenne,
Dass ich nur noch Jesus kenne,
Dass ich liebe Gott allein
Heil’ge Mutter drück die Wunden,
Die dein Sohn am Kreuz empfunden,
Tief in meine Seele ein.
Amen.
Hier muss man aufmerksam sein und sich bewusstmachen,
dass in diesem Gesang die Musik in jeder Note dem Wort einen feinfühligen
Akzent verleiht. Es ist, als besänge sie die Bedeutung des verkündeten Wortes.
Wenn wir also der Musik mit dem
lateinischen Text folgen, verstehen wir das Lied besser, denn die Noten und die
Musikalität sind der Ausdruck dessen, was das Wort sagt. Sie vermitteln das
Gefühl, das der Mensch beim Lesen dieser Worte empfinden sollte.
Es ist daher eine Beschreibung der
frommen Seele, die in Demut um diese Dinge bittet.
Hier sehen wir außerdem ein
interessantes Beispiel für die Entstellung, die die „weiße Häresie“ in die
Frömmigkeit gebracht hat. Hören wir uns das Stabat
Mater an, so finden wir absolut nichts von „weißer Häresie“. Es ist eine zarte, ehrwürdige Frömmigkeit, voller
Ehrfurcht, bewegt von der erhabenen Offenheit der Königin des Himmels und der
Erde, der flehenden Allmacht.
Mehr noch, von jener erhabenen, jener
göttlichen, jener überaus würdigen Mutter eines Gottes, der sich von einem
Verbrecher töten ließ.
So ist die Seele übervoll von
Verzückung, Ehrfurcht und Zärtlichkeit vor solch erhabenen Personen – man kann
nicht von Gott sprechen, er ist eine Person, natürlich, die drei Personen der
Heiligen Dreifaltigkeit, kurz gesagt, alle Worte versagen und alle Begriffe
werden unzureichend, wenn man von ihm spricht – aber dennoch. Von einem Gott,
der einwilligte…
Ich erinnere mich an diesen großartigen
Ausdruck Bossuets, der unseren Herrn Jesus Christus entweder am Kreuz oder auf
dem Grabtuch… kommentierte. Er sagt: „Un
Dieu brisé, rompu, anéanti“; ein Gott, zerbrochen, zerschmettert,
vernichtet.
Vor diesem Geheimnis eines Gottes, der
diese Schwäche, diese himmlische Schwäche, die allmächtige Königin in dieser
Notlage der Notlagen und in dieser Demütigung der Demütigungen zulassen wollte,
empfindet die Seele einen Respekt, den sie auf diese überschwängliche Weise
ausdrückt.
Gleichzeitig singt sie, aber sie singt
leise. Und wir würden sagen, dass sie aus Respekt flüstert, was gleichzeitig
die Schiffe einer gotischen Kathedrale erfüllt. Das Schöne am Stabat Mater ist gerade, dass es etwas
stilles, etwas leises, etwas verborgenes ist.
So versucht der Gesang selbst die Stimme
des Betenden und Meditierenden nachzuahmen: Stabat
Mater dolorosa, bei dem Kreuz, tränenreich: Die Mutter, voller Schmerzen,
voller Tränen, voller Kummer, stand am Kreuz. Dann kommt... und so geht es
weiter.
Sie sehen, im Portugiesischen wird das
Ganze ein wenig süßlicher. Was da so süßlich geworden ist, werden wir ins
Portugiesische übersetzen... Etwas dringt ein, das dem Stabat Mater das Wesentliche nimmt; es nimmt ihm eine erhabene
Majestät und eine tiefe Intimität.
Die Vereinigung von
höchster Erhabenheit mit zärtlichster Intimität
Man hat den Eindruck von etwas so
Majestätischem, dass man nur kniend betrachten kann. Man hat den Wunsch, es
nicht kniend zu betrachten, sondern einen Krater in die Erde zu graben und zum
Grund des Kraters hinabzusteigen... Im Folgenden geht es um die Erhabenheit
dieser Szene, deren Zeugenschaft wir in keiner Weise verdienen.
Andererseits spürt man eine solche Nähe,
dass man sich an den Schoß der Muttergottes lehnen möchte und sich dazu fähig
fühlen, um den Herrn besser zu betrachten.
Das heißt, Sie verstehen die Verbindung
dieser beiden Gefühle. Wie großartig, wie bewundernswert das ist! Versuchen Sie
nun, es mit diesem kleinen Vers, diesem Reim und dieser Süße, zu übersetzen:
„Neben dem Kreuz stand die trauernde Mutter, tränenüberströmt, und sah ihren
Sohn dort hängen …“ (Christi Mutter stand mit Schmerzen bei dem Sohn und weint
von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing)
Ich weiß nicht … mir fehlen die Worte,
aber es geht ungefähr so weiter: „dessen heftige,
reuige und schmerzerfüllte Seele vom Schwert durchbohrt wurde.“ Dies sind nicht
die starken Schmerzen der Muttergottes. Es ist die Muttergottes, die steht,
aber es ist die Muttergottes, die unerschrocken ihren eigenen Schmerz erträgt.
Tatsächlich ist das Stabat Mater, das Sie betrachten, wie ich es gesagt habe… Es ist
etwas, das meine Seele berührt. Wenn Sie es lesen würden … Sie blätterten die
Seite um, und das war’s … das also tun, die Seite umblättern, aber dann
versuchen Sie, die Musik zu deuten.
Ich möchte, dass Sie alle das Stabat Mater in Händen halten und diesem
Ausdruck des erneuerten Gefühls folgen. Es ist das Lied des Gebets, das
gesungene Gebet, das ein wahres Wunder ist. Es geht darum, zu wissen, wie man
diesen sanften Gesang und diese Mischung aus Intimität und grenzenloser
Verehrung deutet, die die gläubige Seele empfindet, wenn sie vor einem Gott
steht, der zerbrochen, zerschmettert, vernichtet. ist… vollständig
Anmerkung: „Weiße Häresie“ bezeichnete
der Autor eine romantische, sentimentale, „süßliche“ Interpretationen von
kirchlichen Lieder, wie auch gewisse Abbildungen von Heiligen auf Heiligenbildchen.

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