Freitag, 20. November 2020

„Alles spiegelt sich in den Augen wider: Zorn, Angst, Zuneigung oder Freude“

Plinio Corrêa de Oliveira

Dieser Thementeil unserer Zeitung hat sich häufig mit Umgebungen befasst, die durch Gebäude, Möbel, Landschaften usw. geschaffen wurden. Es wäre interessant zu betonen, dass das Hauptelement jeder Umgebung der Mensch selbst ist. Dies ist eine offensichtliche Wahrheit in Bezug auf Ideen, die der Mensch äußert, und seine Handlungen, und weniger offensichtlich vielleicht in dem, was wir als Unwägbarkeiten menschlicher Präsenz bezeichnen könnten: der Haltung, der Gesinnung, dem Blick.

Verweilen wir ein wenig in der Analyse des menschlichen Blickes.

Unser erstes Bild zeigt uns eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der französischen ultramontanen Bewegung im 19. Jahrhundert, Abt Prosper Guéranger, O.S.B., Gründer und Abt des berühmten Klosters Solesmes, Neubegründer der katholischen Liturgie, ein ausgezeichneter Schriftsteller und ein großer Freund von Louis Veuillot.

Die breite Stirn, die scharfen und kräftigen Züge zeigen Intelligenz und Stärke der Persönlichkeit an. Aber alles, was diese Merkmale bedeuten können, wird in den Augen zusammengefasst, verdichtet und zu seiner höchsten Ausdruckskraft gebracht. Große, helle Augen, voller Licht, in denen sich keine Schwäche oder menschliche Niedergeschlagenheit jemals gespiegelt zu haben scheint. Große Augen, die für die ausschließliche Betrachtung des Transzendentalen in diesem Leben und für die unermesslichen Horizonte des Himmels gemacht zu sein scheinen. Gleichzeitig der Blick einer unbesiegbaren durchdringenden Kraft in Bezug auf die Dinge der Erde, geeignet alle Anscheinungen, alle Sophismen, alle Künsteleien der Menschen zu überschreiten, und in die tiefsten Winkel von Ereignissen und Herzen einzutauchen. Seine Seele ist die des gerechten und kontemplativen Mannes, die hoch sieht und tief, weil sie versunken in der Klarheit des logischen Denkens lebt, beleuchtet von einem tadellos rechten Glauben.

Wie kann man Angesichts eines solchen Blicks nicht an die schönen Worte des Heiligen Vaters Pius XII. in seiner Ansprache vom letzten 12. Juni (1954) an die Mitglieder des 1. Lateinischen Kongresses für Augenheilkunde denken: „Alles spiegelt sich in den Augen wider: nicht nur die sichtbare Welt, sondern auch die Leidenschaften der Seele. Selbst ein oberflächlicher Beobachter entdeckt in ihnen die unterschiedlichsten Gefühle: Zorn, Angst, Hass, Zuneigung, Freude, Vertrauen oder Gelassenheit. Das Spiel der verschiedenen Muskeln des Gesichts ist in den Augen irgendwie konzentriert und zusammengefasst, wie in einem Spiegel“.

Von den großen Augen, die Dom Guéranger so offen hielt für den Himmel und für dieses Leben, gehen wir über zum bewundernswerten Ausdruck der Augen, die der Tod geschlossen hat und die sich erst „in novissimo die“ (am letzten Tag) wieder öffnen werden, um die schreckliche Pracht des Weltgerichts zu betrachten.

Es ist die bewundernswerte Totenmaske des hl. Philipp Néri, dem berühmten Apostel Roms im 16. Jahrhundert. Die Kraft seiner Persönlichkeit war dermaßen groß, dass seine Totenmaske sozusagen immer noch glänzt in der Feinheit, Stärke und einer leichten und sanften Ironie, die die Lippen in ein unmerkliches Lächeln zu öffnen scheint; aber der „Blick“ ist immer noch die ausdrucksstärkste Note, mit einer Fixiertheit, einer Klarheit, einer Kraft, die nicht nur die Augenlider, sondern auch die Schleier des Todes und der Zeit durchdringt und die Kohärenz, die Robustheit, die geistige Gesundheit seiner Seele, die schon nicht mehr da ist, zeigt. Stärke, Harmonie, Logik eines Heiligen, der es verdient hat, das durchsichtige Licht Gottes im Himmel zu sehen.

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer in

CATOLICISMO Nº 45, September 1954 - AMBIENTES, COSTUMES, CIVILIZAÇÕES 

Verwendung dieser deutschen Übersetzung ist nur mit Quellenangabe dieses Blogs erlaubt.

Auf Deutsch ist dieser Artikel erstmals erschienen in https://p-c-o.blogspot.com/ 

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