von Plinio Corrêa de Oliveira
„Schließlich kam der Tag der Ungesäuerten Brote,
in dem das Paschalamm zu schlachten war, und er schickte Petrus und Johannes
weg und sprach: „Geht und bereitet uns das Pascha, damit wir es essen.“ Sie
fragten ihn: „Wo sollen wir es bereiten?“ Er sagte zu ihnen: „Seht, wenn ihr
hineinkommt in die Stadt, wird euch einer begegnen, der einen Wasserkrug trägt;
folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, und sagt zu dem Herrn des Hauses:
Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge, in der ich mit meinen Jüngern
das Pascha essen kann? Er wird euch ein großes Obergemach zeigen, versehen mit
Polstern; dort bereitet es uns vor!“
Es ist erstaunlich, wie
die Apostel äußerst vergesslich waren, was die Worte Jesu betrifft - und dies
erscheint vor allem in der Haltung des hl. Petrus während der Passion. Jesus warnte
den hl. Petrus, dass er Ihn dreimal verraten werde, bevor der Hahn krähen wird,
und trotzdem erinnerte er sich daran, erst als er den Hahn krähen hörte. Das
heißt, eine Art Blasiertheit (eitel und dabei innerlich Hohl) der
Apostel gegenüber Ihm, wo er die Wunder tun konnte, die er tat, oder sagen
konnte, was er sagte, sie haben sich nicht darum gekümmert, weil es nicht in
ihre Seele eindrang.
Wir sehen in
unzähligen solcher Abschnitte, in denen Jesus seine göttliche Kraft und sein Wissen
behauptet, wie hier zum Beispiel, dass es nicht eine Abmachung war, sondern
dass er bereits die Gemütslage dieses Mannes kannte; Er wusste, Er verstand
bereits, was daraus werden würde und sandte ihn trotzdem ... Im Nachhinein
bestätigte sich alles, was Jesus gesagt hatte: Sie fanden den Mann mit dem
Wasserkrug, er war bereit ihnen das Gemach zu zeigen - wie unser Herr gesagt
hatte.
Trotzdem beeindruckten
diese Dinge die Apostel nicht. In der letzten Phase des Lebens Jesu - wenn es
keinen Widerspruch im Ausdruck wäre - schienen sie in einer Art Delirium von Apathie
gefallen zu sein. Das heißt, sie gehen vom Wunder zu Wunder, sehen zunehmend
großartige Äußerungen und Taten… Aber bewegen sich nicht mit dem was sie
erfahren und sehen, sie kümmern sich nicht darum und verharren bis zum Ende in
ihrer Apathie. Sie befinden sich wie auf einer Art Rampe der Müßigkeit, auf der
sie in die letzte Katastrophe gleiten, wegen der Haltung, die sie während der Passion
Jesu eingenommen haben.
Hier fragen sie
unseren Herrn was und wie sie es machen sollen und er sagt alles voraus, wie es
ablaufen wird; Sie gehen und alles läuft ab, wie Jesus es vorausgesagt hat.
Aber sie befinden sich in einem dieser Zustände von Schläfrigkeit, in der sie
unseren Herrn betrachteten und zu sagten: Na ja, das tut Er, Er Prophezeit, Er
tut auch Wunder, Er heilt, solche Dinge macht Er gern... Wunder, tut Er außergewöhnliche:
Er hat sogar Menschen vom Tode auferweckt. Dazu ist Er fähig ... Er kann
wunderbare Dinge tun, Er ist ein Wundertäter! Dann, ein Gähnen und es ist Schluss.
Wir werden sehen, dass dies der Geisteszustand ist bis zum Schluss.
„Die Jünger gingen hin, fanden alles, wie er
ihnen gesagt hatte und bereiteten das Pascha.“
„Und als die Stunde kam, ließ er sich zu Tisch
nieder und die Apostel mit ihm. Er sagte zu ihnen: „Sehnlichst habe ich danach
verlangt, dieses Pascha mit euch zu essen, bevor ich leide. Denn ich sage euch,
ich werde nicht mehr davon essen, bis es seine Erfüllung findet im Reiche
Gottes. Und er nahm einen Kelch, sprach das Dankgebet und sagte: „Nehmt teilt
ihn unter euch! Denn ich sage euch: Ich werde nicht mehr trinken von der Frucht
des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.“
Ich bin kein Exeget. Ich spreche neben einem
Meister in Israel*; Und ich hatte nie Zeit, Kommentare des Evangeliums zu
lesen; Aber um die Dinge zu nehmen, wie sie einem Laien erscheinen, überrascht
mich dies. Denn als Jesus den Aposteln sagte, „einer von euch wird mich
verraten“, fragten die Apostel alle: „Bin ich es?“, „Bin ich es?“ Weil es
das Persönchen eines jeden betraf. Aber als Jesus, über sich selbst, die
bestürzteste Prophezeiung machte, gibt es keine Angabe, dass sie irgendwie
reagiert haben. Jesus sagte etwas, das bedeutet „Ich werde sterben“, Er
sagt etwas sehr Liebevolles: „Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses
Pascha mit euch zu essen, bevor ich leide.“ Es wäre ja normal gewesen, dass
sie etwas erwidert hätten: „Unsere Liebe ist auch groß zu Dir“; „Was für eine
Güte, dass du dieses Pascha mit uns zu essen gewünscht hast!“, etwas, was ihre
Liebe durchschimmern ließe.
Doch es herrscht stets
eine Grabesstille, die ihre Gestalten wie ein Schatten durch diese Szenen
begleitet. Jesus bringt seine Zuneigung zum Ausdruck und betont damit die
Wichtigkeit der Tat, die er vollziehen wollte.
Dann sagt er, dass er
sterben werde, „denn ich werde nicht mehr trinken von der Frucht des
Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.“ Das bedeutet: Ich werde sterben. Auf
der Seite der Apostel, schweigen. Man hat den Eindruck eines verdutzten
Schweigens, eines müden Schweigens, eines schwindelerregenden und schläfrigen Schweigens.
Solange es sie selbst nicht berührte, macht es ihnen nichts aus. Während dieser
gesamten Zeit zeigen sich bei den Aposteln drei Reaktionen auf: Während des
Abendmahls diese Haltungen, die sich nicht widersprechen; dann, auf dem Ölberg,
die Schläfrigkeit; dritte Haltung: die Flucht.
Es sind drei Haltungen:
Schweigen, schläfrige Müdigkeit und Flucht. Und sie sind so kohärent
miteinander, dass wir einen Geisteszustand vermuten, der sich in den
verschiedenen Szenen kohärent entfaltet. Und dann verstehen wir, die Einsamkeit
und die Größe unseres Herrn und den Grund seiner Traurigkeit. Er sehnte sich
danach, mit ihnen das Mahl zu essen; Denen, die mit Ihm das Mahl essen, beeindruckte
das nicht besonders. Eine enorme Ausgießung seiner Liebe, aber diese Liebe fiel
zu Boden; es war niemand da, der sie aufheben würde.
Wir werden an die Idee
der Heiligen Therese (vom Kinde Jesu) erinnert, die sich selbst als Opfer der
barmherzigen Liebe darbot. Es ist genau, diese Liebe, die liebt, die verlangt,
die die Menschen begehrt, die die Menschen aber zurückweisen. Also muss jemand
diese Liebe in sich selbst empfangen; jemand der dieser Liebe entspricht, der
niemand entspricht; der diese Liebe in sich empfängt, bis er sozusagen vor
Liebe zerbirst oder stirbt.
Angesichts dieser
Szenen verstehen wir die Apostel. Ist das nicht sehr ähnlich der Lage der
Gläubigen heute während der Karwoche? Und gehen wir ein wenig höher, es ist
auch nicht sehr ähnlich der Schläfrigkeit der Karwoche ... Die Karwoche ist zu
einer Abfolge von drei Tagen der Schläfrigkeit geworden. Wenn es nicht gerade
drei Tage der Untreue sind: Wenn die Leute aufs Land gehen, ins Schwimmbad, an
den Strand usw. usw. Es sind drei Tage der Schläfrigkeit in der Stadt. Und wenn
man die Kirchen besucht, findet man meist eine Atmosphäre der Schläfrigkeit.
Eine Schläfrigkeit, die manchmal – wenn D. Mayer uns erlaubt, den Blick kühn
zum Presbyterium zu erheben – den Zelebranten selbst befällt. Es ist unser
Herr, der die Menschen intensiv liebt, aber die Menschen nehmen eine Haltung
der Gleichgültigkeit ein, die wir hier in dieser Szene sehen.
„Er sagt: Nehmt und teilt ihn unter euch! Denn
ich sage euch: Ich werde nicht mehr trinken von der Frucht des Weinstocks, bis
das Reich Gottes kommt.“
Hätte man nicht fragen
können: Wann wird das Königreich Gottes kommen? Kommt es bald? Wird es noch
länger dauern? Wie wird das sein? Es kann sein, dass sie gefragt haben und der
Evangelist es nicht aufgezeichnet hat; aber es sieht nicht danach aus. Die
ganze Szene vermittelt den Eindruck, dass es keine Neugier gab, die Lehre kennen
zu wollen.
Er pflegte zu belehren.
Es sind die Dinge, die er tut. Manchmal handelt es sich um etwas mysteriöse
Lehren. Wir verstehen das nicht gut. Wir haben dass alles satt. Die Stadt
Jerusalem, wie interessant, da draußen; all diese Feiern, die stattfinden
werden. Kurz gesagt: tausendfacher weltlicher Geist und Gleichgültigkeit
gegenüber unserem Herrn.
„Vor dem Tag des Passahfestes wusste Jesus, dass
seine Stunde gekommen war, aus dieser Welt zum Vater zu gehen; und da er die
Seinen, die in der Welt waren, liebte, liebte er sie bis zur Vollendung.“
Eine weitere
Beteuerung - Angesichts dieser Gleichgültigkeit - der Liebe unseres Herrn. Trotz
ihrer Gleichgültigkeit, liebte unser Herr sie bis zum Ende. Sehr schön ist der
Ausdruck: „Da er die Seinen liebte, so liebte er sie bis zum Ende.“ Das heißt,
er liebte sie bis zum Opfer des Kreuzes, bis zu allen Leiden, bis zu allen
Formen der Barmherzigkeit, bis zu allen Formen der Vergebung; eine Liebe, die
in sich selbst stimmig ist und so weit geht, wie sie gehen sollte. Zu dieser
höchsten Logik der Liebe lädt uns unser Herr ein.
Er lädt uns ein, auch
so zu sein und zu ihm sagen: „So wie wir Dich lieben, werden wir Dich bis zum
Ende lieben.“ Deshalb sind wir bereit, Dir alles zu geben, wir sind bereit, für
Dich auf alles zu verzichten, wir sind zu allen Opfern und Aufopferungen
bereit, weil wir etwas zurückgeben möchten.
Wir sehen jedoch, dass
diese Erwiderung seitens der Apostel in der gesamten Erzählung nicht erwähnt
wird.
„Nach dem Abendmahl war es, als der Teufel dem Judas
Iskariot, dem Sohn Simons, es bereits ins Herz geworfen hatte, ihn zu verraten
-, er aber wusste, dass ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatte und dass
er von Gott ausgegangen sei und zu Gott zurückkehre -, da stand er auf vom Mahl,
legte sein Obergewand ab, nahm ein Linnen und umgürtete sich. Dann goss er
Wasser in das Becken und begann, die Füße der Jünger zu waschen und sie mit dem
Linnen zu trocknen, mit dem er umgürtet war.“
Wir sehen hier die
erste Äußerung der Liebe. Jesus hatte alle Macht bekommen; Er wollte damit
beginnen, ihnen die Füße zu waschen und ihnen ihre Sünden zu vergeben. Und wir
sehen gleichzeitig die Bestätigung des Werks des Teufels. Judas, ein Apostel,
öffnete dem Teufel seine Seele und der Teufel drang in seine Seele ein. Und
daher die Ruchlosigkeit dieser furchterregenden Absicht, unseren Herrn zu
verraten. Das heißt, er wollte vom Teufel besessen sein; er öffnete seine
Seele, der Teufel drang in ihn ein und er verrichtete das Werk eines Teufels.
Unser Herr versuchte jedoch bis zum Schluss, Judas zu bewegen, Er versuchte, den
teuflischen Einfluss auf Judas zu beenden, durch einen Akt der Großzügigkeit,
den Judas sicherlich nicht annehmen wollte. Dann sehen wir etwas Bewegendes:
Unser Herr kniet als letzte Geste, um Judas zu rühren, vor ihm nieder und
wäscht ihm die Füße. Es wird gesagt, dass Jesus beim Waschen seiner Füße noch
liebevoll seine Beine umarmt und damit eine besondere Zuneigung zum Ausdruck brachte.
Aber er lehnte es ab. Er lehnte es ab.
*) Bei diesem Gespräch war Anwesend Bischof Antonio
de Castro Meyer.
Aus dem portugiesischen von „Os apóstolos na
última ceia“, Vortrag
am 31. März 1969.
Die deutsche Fassung dieses Artikels „Der Seelenzustand der Apostel beim
letzten Abendmahl“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com
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