Sonntag, 15. Oktober 2023

Glanz der hierarchischen und christlichen Lebensauffassung

 Plinio Corrêa de Oliveira

Die satanische Welle des Egalitarismus, die seit der protestantischen Revolution im 16. Jahrhundert bis zur kommunistischen Revolution unserer Tage alles, was Hierarchie ist oder symbolisiert, angreift, verleumdet, untergräbt und zum Absterben bringt, stellt jede Ungleichheit als Ungerechtigkeit dar. Es liegt in der Natur des Menschen – sagen Egalitaristen –, dass er sich herabgesetzt fühlt und sich schämt, sich vor einem Vorgesetzten zu neigen. Wenn er dies tut, dann deshalb, weil bestimmte Vorurteile oder die Herrschaft der wirtschaftlichen Verhältnisse ihn dazu zwingen. Aber diese Gewalt gegen die natürliche Ordnung der Dinge bleibt nicht ungestraft. Der Vorgesetzte verformt seine Seele durch Arroganz und Eitelkeit, die ihn dazu bringen, zu verlangen, dass sich jemand vor ihm verneigt. Der Untergebene verliert durch seine unterwürfige Geste etwas von der für einen freien und unabhängigen Menschen typischen Erhöhung der Persönlichkeit. Mit anderen Worten: Wann immer sich eine Person vor einer anderen verneigt, gibt es einen Gewinner und einen Verlierer, einen Despoten und einen Sklaven.

Die katholische Lehre sagt uns genau das Gegenteil. Gott hat das Universum nach einer hierarchischen Ordnung erschaffen. Und er verfügte, dass die Hierarchie das Wesen jeder wahrhaft menschlichen und katholischen Ordnung sei.

Im Kontakt mit dem Vorgesetzten kann und muss der Untergebene ihm allen Respekt erweisen, ohne die geringste Angst davor zu haben, sich selbst zu erniedrigen oder herabzusetzen. Der Vorgesetzte wiederum darf weder eitel noch arrogant sein. Seine Überlegenheit beruht nicht auf Stärke, sondern auf einer sehr heiligen Ordnung der Dinge, die vom Schöpfer gewollt wurde.

In der katholischen Kirche bringen die Bräuche diese Lehre mit bewundernswerter Treue zum Ausdruck. In keinem Umfeld verankern Riten und Höflichkeitsformeln das Prinzip der Hierarchie deutlicher. Und auch nirgendwo sieht man so deutlich, wie viel Adel im Gehorsam, wie viel Erhebung der Seele und wie viel Güte in der Ausübung von Autorität und Vorrang liegen kann.



In einer spanischen Kartause kniet ein Mönch vor seinem Vorgesetzten nieder und küsst dessen Skapulier. Es ist der Ausdruck vollkommenster Unterwerfung.

Betrachte man die Szene jedoch sorgfältig, und man wird sehen, wie viel Männlichkeit, wie viel Stärke der Persönlichkeit, wie viel Aufrichtigkeit der Überzeugung, wie viel Erhabenheit an Gründen der demütig kniende Mönch in seine Geste legt. Sie enthält etwas Heiliges und Ritterliches, Großes und Einfaches, das einen sofort an die „Legenda Aurea“, das „Chanson de Roland“ und die „Fioretti“ des Heiligen Franz von Assisi denken lässt.

Wie dieser demütige und unbekannte religiöse Mann beim Kniebeugen größer ist als der moderne Mensch, das prahlerische, unpersönliche, anonyme und ausdruckslose Molekül der großen amorphen Masse, zu der die heutige Gesellschaft geworden ist.

Betrachten wir nach der Demut des Mönchs die eines Edelmannes.


Graf Wladimir d’Ormesson war bis vor kurzem französischer Botschafter beim Heiligen Stuhl. Auf unserem Bild sehen wir ihn in der feierlichen Uniform eines Diplomaten anlässlich einer Audienz vor dem Heiligen Vater Pius XII. knien. Es wäre schwer, sich eine Haltung vorzustellen, die so vollständig und gleichzeitig ein hohes Bewusstsein der eigenen Würde und einen lebendigen Respekt vor der erhabenen und höchsten Autorität zum Ausdruck bringt, vor der der Botschafter die Ehre hat, sich zu einzufinden. Mit dem Knie zu Boden, aber mit aufgerichteten Oberkörper und Hals, die Vornehmheit und Ehrfurcht der Begrüßung, alles zeigt schließlich, wie viel Respekt und wie viel Würde in den traditionellen diplomatischen Stilen steckt, deren treuer Interpret der Graf sich hier erweist, und die in den goldenen Jahrhunderten der christlichen Zivilisation ausgearbeitet wurden.

Man betrachte andererseits den Abt. Es besteht so etwas wie ein Kontrast zwischen seiner großen weißen Figur, aufrecht, robust, stabil, die Autorität, Sicherheit und väterlichen Schutz ausdrückt, und dem Gesichtsausdruck, der neutral, teilnahmslos, gelassen, ein wenig distanziert wirkt. Die Figur drückt die offizielle Haltung des Abtes aus. Die Physiognomie spiegelt die Distanziertheit, die Einfachheit des Menschen wider. Denn der Tribut richtet sich nicht an den Mann als solchen, sondern an das Amt.

Und mit gebührendem Respekt betrachten wir die Position des Papstes. Er sitzt auf einem kleinen Thron und erhebt sich nicht, um die Huldigung des Botschafters entgegenzunehmen. Er neigt jedoch leicht seinen Oberkörper, um näher an den Grafen heranzukommen. Er hält dessen Hand in seine. Es verleiht dem gesamten Empfang eine sehr angenehme Note der Freundlichkeit. Und obwohl er ganz und gar Papst bleibt, zeigt er gegenüber dem Botschafter jedes Zeichen tiefster Güte und größter Wertschätzung.

Es sind vier Haltungen, die von einer sehr hierarchischen Sicht der Dinge inspiriert sind, alle edel, würdevoll, ehrenhaft, wenn auch jede auf ihre eigene Weise. Mit einem Wort, es ist der Glanz christlicher Demut und die Schönheit eines hierarchischen Lebens...

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google Übersetzer von „Esplendor da concepção hierárquica e cristã da vida“ in CATOLICISMO Nr. 70 –– Oktober 1956

Die deutsche Fassung dieses Artikels, „Glanz der hierarchischen und christlichen Lebensauffassung“ ist erstmals erschienen in www.p-c-o.blogspot.com

© Veröffentlichung dieser deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

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