von Plinio Corrêa de Oliveira
Siebte Betrachtung
»Da übergab er ihnen Jesus zur Kreuzigung, und sie
übernahmen ihn und führten in fort« (Joh 19,16)
In früheren Zeiten war das Kreuz eine demütigende,
schmerzliche Art, Kriminelle hinzurichten. So bedeutete das Wort „Kreuz“ das
Gleiche wie „Schande“, genau wie das Wort „Handschellen“ uns heute an
Gefängnis, Verurteilung und rebellische Gefangene erinnert. In jenen Tagen
dachten die Menschen beim Wort Kreuz an einen Verbrecher, der so böse und
verdorben war, dass nur durch den Tod durch die Kreuzigung sein Verbrechen
wirklich vergolten werden konnte.
Das Kreuz war also ein Symbol der Qual und Schande. Indem
Unser Herrn Jesus Christus an das Kreuz genagelt wurde, war die Absicht derer,
die ihn zum Tode verurteilten, nicht nur, ihn zu töten, sondern ihn in der
schändlichsten und unehrenhaftesten Weise zu töten, um seinen Ruf und seine
Herrlichkeit völlig zu zerstören.
Was für ein Kontrast: Er, der Verurteilte, war in der Tat
der Richter dieser schwersten Strafe. Obwohl scheinbar geschlagen, war Jesus
der einzige Sieger. Das Kreuz ist das Holz der Niederlage, Schande und
Schmerzen, aber es wurde zum Holz der Herrlichkeit. Wer durch das Kreuz
zermürbt wird, der ist Sieger. Wer ohne das Kreuz siegt, ist der Verlierer.
Achte Betrachtung
»Er trug selber sein Kreuz und ging hinaus zu dem Ort,
den man Schädelstätte (Kalvaria) nennt, auf hebräisch aber Golgota« (Joh 19,17)
Jeder von uns hat ein Kreuz zu tragen. Jeder von uns
möchte etwas sein, was er nicht ist, etwas haben, was er nicht hat, um etwas
erreichen zu können, was er nicht kann. Wir müssen aufhören zu sein, was wir
nicht sind, zu haben, was wir nicht haben sollen, und das zu erreichen, was wir
nicht erreichen können und dürfen. Das ist der Weg für uns alle.
Möge Unser Herr uns eine Liebe zu unserem Kreuz geben, so
wie er es sein Kreuz liebte. Anstatt das Heilige Holz mit Widerwillen zu
tragen, umarmte und küsste unser Erlöser es, weil er durch das Kreuz seine
Sendung auf Erden erfüllte. Unser Kreuz besteht darin, unsere Mission zu
erfüllen. Lasst uns es tränenreich umarmen, aber liebevoll. Und sagen wir, „ich
werde niemals aufhören, um Kraft zu bitten, so werde ich in der Lage sein, mein
Kreuz auf die Höhe meines Kalvarienbergs tragen!“.
Unser Herr ertrug jeden Schmerz, wie ein König, der auf
den Weg zu seiner Krönung ist. Er tat dies mit Würde, mit Gelassenheit, standhaft
und ohne zu zögern. Nichts wurde ihm, ob körperlich oder geistig, verschont. Er
trat in die Tiefe des Leidens mit der Entschlossenheit eines Helden und erschien
somit vor der Gerechtigkeit des Ewigen Vaters, umstrahlt vom Glanz seiner
Schmerzen. So hat er die Menschheit gerettet: bei jedem Schritt ist das
Schlimmste mit ihm geschehen, aber er hat alles vollständig angenommen, ohne
jegliche Erleichterung zu verlangen. Er hat niemals jemanden gebeten, ihn zu
bemitleiden. Das Leiden war dermaßen groß, dass manchmal seine Stärke ihn
verlassen hat, aber er stand sofort wieder auf und ging weiter.
Dieser Gedanke hilft mir, meine Schwäche zu überwinden!
Wenn ich Unseren Herrn Jesus Christus in seiner erhabenen Schönheit und
Heiligkeit begegnen möchte, muss ich auch mein eigenes Kreuz umarmen.
Betrachtung über das Leiden - Einleitende Anmerkungen
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