von Plinio Corrêa de Oliveira
Neunte Betrachtung
»Als sie an den Ort kamen, der „Schädelstätte“ genannt
wird, kreuzigten sie ihn dort« (Lk 23,33)
Vor der Kreuzigung können wir uns die unendliche
Schönheit unseres Herrn, die Schönheit seines Körpers und die Helligkeit seines
heiligen Antlitzes vorstellen, wo die ästhetischen Prinzipien des Universums
innewohnten. Die Anmut Seiner Gesten, die Eleganz seiner Haltung, die
Nüchternheit seiner Sitten und Güte müssen eine starke Anziehungskraft ausgeübt
haben. Als er sprach, wer könnte sich den Ton seiner Stimme, seine Modulation
und die einzigartige Ausdruckskraft vorstellen?
Als er aber ans Kreuz genagelt wurde, war er entstellt,
ohne Schönheit und eine einzige, große, blutige Wunde. Er war das große
unschuldige Opfer selbst. Er hatte nie gesündigt. Er war die Personifizierung
der Tugend. Er hatte nie die Notwendigkeit, sich für etwas zu entschuldigen, aber
trotzdem tat er dies ohne Maßen.
Warum? Wegen der Schwere unserer Sünden. Wir sollten
tiefe Traurigkeit und Bedauern über seinen Anblick, den Unschuldigen, fühlen,
der die Sünden mit dem Sünder trug. Er, der der reinste war, der heiligste,
trug sie für mich! Das sollte uns zu einem großen Vertrauen führen. Jemand, der
zu einem solchen Preis erlöst wurde, braucht nur um die notwendige Gnade zu
bitten, um die Tugend zu praktizieren und das Gute zu tun, was ihn zum Himmel
führen wird.
Heute werden die Schmerzen unseres Herrn durch die
Lästerungen und die Verachtung gegen die Katholische Kirche sowie die
Götzendienerei einer heidnischen Gesellschaft verursacht: Egalitarismus,
Sinnlichkeit, Aufstand, Unreinheit, Mord, Diebstahl, Ehebruch. Welches der
Gebote Gottes wird heute nicht übertreten? Was ist meine Haltung angesichts
dieser Situation?
Angesichts meiner Sünden und der Unzulänglichkeit meiner
Sühne, muss ich mich niederknien, an meine Brust schlagen und mich fest
entschließen, nicht mehr zu sündigen.
Zehnte Betrachtung
»Als nun Jesus seine Mutter sah und neben ihr stehend den
Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: „Frau, siehe, dein Sohn!“ Darauf
sagte er zum Jünger: „Siehe, deine Mutter!“ Un von jener Stunde an nahm sie der
Jünger zu sich. « (Joh 19,26-27)
Johannes, der Evangelist, war am Fuß des Kreuzes auch
eine Art von Gipfel. Seine Liebe hatte einen Höhepunkt erreicht. Er war der Jünger, den Jesus lieb hatte.
Am heiligen Donnerstag hatte er seinen Haupt an der Brust
unseres Herrn ausgeruht und hörte die Klopfen des heiligen Herzens Jesu, das da
in Liebe für die ganze Menschheit schlug. Später in dieser selben Nacht, so wie
die anderen Apostel, hatte er geschlafen und ist geflohen. Allerdings war er
der jungfräuliche Apostel, der geliebte Apostel, aber jungfräuliche Seelen,
finden auch in bedauernswerten Situationen die Mittel und Kraft, um ihre
Pflicht zu erfüllen.
Das heißt, Gott schützt jungfräuliche Seelen. Gott zieht
die Reinen an sich. So hat Johannes nicht nur die Ehre, der Jünger der Liebe zu
sein, sondern auch gegenwärtig zu sein auf diesem Gipfel der Liebe, als unser
Herr am Kreuz gestorben ist. Auf diese Weise vertrat er alle Apostel und
rettete das Apostolische Kollegium vor völliger Schande.
Darüber hinaus erhielt er auf diesem Gipfel der Liebe den
höchst erdenklichen Lohn, denn es kann kein größeres Geschenk geben für eine
Person, als Unsere Liebe Frau als Geschenk zu empfangen. Als
Betrachtung über das Leiden - Einleitende Anmerkungen
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