Heute feiern wir das Fest der heiligen unschuldigen
Kinder.
Darüber schreibt Dom Guéranger folgenden Kommentar:
„Beim hl. Stephan haben wir das Werk und den Willen des
Martyrers. Beim hl. Johannes sehen wir nur den Willen des Martyrers. Bei den
hhll. Unschuldigen Kindern nur das Werk des Martyrers.“
Der Gedanke ist ein wenig komplex, aber doch gut zu
verstehen.
Der hl. Stephan wollte das Martyrium und erhielt es. Der
hl. Johannes wollte Martyrer sein, wurde es aber nicht, Die hhll. Unschuldigen
Kinder – die von Herodes ermordeten Kinder in Bethlehem, in der Hoffnung damit
auch den Erlöser zu treffen – wollten das Martyrium nicht und erhielten es
doch. Diese hatten in der Tat keinen Willen und keinen Verstand, wurden aber
Martyrer, ohne es zu wollen.
Dom Guéranger wirft dann das Problem auf, ob es einen
Grund gebe, diese Kinder als Martyrer anzuerkennen. Er sagt folgendes:
„Wer aber zweifelt an die von diesen Kindern erhaltene
Krone? Ihr werdet fragen: Wo sind die Verdienste für diese Krone? Wird die Güte
Christi der Grausamkeit des Herodes obliegen? Dieser schlechter König kann
unschuldige Kinder ermorden und Christus könnte diejenige nicht krönen, die
seinetwegen gestorben sind?“
Dies ist sehr gut und meisterlich argumentiert.
„Stephan war Martyrer vor den Augen der Menschen, sie
waren Zeugen seines freiwillig durchgestandenen Leidens bis zum Äußersten,
indem er für seine Peiniger betete. Er zeigte sich empfindsamer gegen die
Untat, die sie begangen, als gegen seinen eigenen Verwundungen.
Johannes war dann ein Martyrer vor den Augen der Engel,
die, als geistige Wesen, seine Seelenbereitschaft sahen.
„Sicherlich waren jene Kinder Deine Martyrer, o Gott, bei
denen weder Menschen noch Engel wahrlich Verdienste ausmachen konnten, die aber
durch die sonderbare Gunst Deiner Gnade bereichert wurden. Auch in göttlicher
Weise?“
Dies besagt folgendes: Dass die Menschen das Martyrium
des hl. Stephan sahen; sie sahen aber nicht das des hl. Johannes, weil es aus
einer inneren Gesinnung entstand und so nur von den Engeln wahrgenommen wurde.
Worin aber das Verdienst der Unschuldigen Kinder bestand, haben selbst die
Engel nicht gesehen, weil es tatsächlich kein Verdienst gab. Die Engel können
nicht wahrnehmen, was nicht existiert. Es ist also ein reiner Akt der Güte
Gottes, die ihnen den Rang der Martyrer verleiht, aufgrund der Tatsache, dass
sie für Gott gestorben sind. Es ist also ein Akt, der einzig auf die unendliche
Güte Gottes begründet. Das wird von Dom Guéranger in eine etwas poetischen aber
doch treffende und schöne Art dargelegt.
„Du findest gefallen aus dem Munde der Neugeborenen und
der Kinder Dein Lob entspringen zu lassen, sagt die Heilige Schrift. Welches
Lob ist es? Die Engel sangen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden
den Menschen, die guten Willens sind. Dies ist sicher das erhabenste Lob. Es
wird aber nur dann vollständig sein, wenn der, der kommen soll, sagen wird:
,Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn das Himmelreich ist derer, die ihnen
gleich sind‘. Friede den Menschen selbst denen, die von ihrem guten Willen kein
Gebrauch machen konnten. So tief ist das Geheimnis meiner Barmherzigkeit.“
Dies ist auch ein sehr schöner Gedanke: „Friede denen,
die guten Willens sind, nicht wahr? Doch Friede den Menschen guten Willens ist
etwas, was selbst den Menschen gegeben werden soll, die keinen Willen hatten.
Dies kommt aus dem Reichtum der Barmherzigkeit Gottes. Und deshalb sind sie
heilige.
So haben wir eine Legion unschuldiger im Himmel, die
ständig für uns beten.
Hier versteht man besser, wie die Welt dem Heilsplan
Gottes nachkommt. Wenn man bedenkt wie viele getaufte Kinder täglich schuldlos
sterben und sofort in den Himmel kommen; in einer Großstadt, in der so viele
schlechte und unbußfertige Menschen sterben, gibt es auch täglich viele Seelen,
die getauft und unschuldig in den Himmel kommen und deshalb Heilige sind und es
werden mit dem Wachsen der Bevölkerung immer mehr.
So werden die Throne der gefallenen Engel, die sie leer
zurückgelassen haben, allmählich wieder von den Gerechten, die in den Himmel
kommen, besetzt.
Außerdem sollten wir uns noch an folgendes erinnern: Wenn
jemand in seiner Familie einen kanonisierten Heiligen hätte, wäre er sicher ein
großer Verehrer dieses Heiligen. Es ist aber durchaus möglich, dass fast jede
Familie Heilige im Himmel hat. Denn in fast jeder Familie oder in der
Verwandtschaft gibt es Kinder, die früh gestorben und vor dem Tod noch getauft
wurden und deshalb in den Himmel gekommen sind. Diese Kinder haben im Himmel
den klaren Verstand einer geretteten Seele, die in der Anschauung Gottes lebt
und deshalb sollten wir sie auch als unsere Fürsprecher bei Gott anrufen.
Wenn wir also in Schwierigkeit sind, sollten wir uns an
diese Kinder aus unserer Familie erinnern, denn sie sind die natürlichen
Patrone und Beschützer unserer Familie.
Santo do Dia – 28.12.1965
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen