Dienstag, 23. Dezember 2025

Weihnachten November 2025 – 8. Tag – 23. Dezember

 Eine Weihnachtsmeditation:

Die Größe des Augenblicks der Geburt unseres Herrn

Plinio Correa de Oliveira

Heiliger des Tages – 21. Dezember 1965

 


     Der Heilige Abend rückt immer näher; lasst uns hier das Weihnachtsfest selbst betrachten.

Wie war die geistige Stimmung der Muttergottes in Bezug auf Weihnachten? Was bedeutete Weihnachten für sie Neues? Schließlich hatte die Muttergottes unseren Herrn, den sie wie einen Tabernakel in sich trug, und verband mit ihm die größte Vertrautheit, die offenkundig eine Seelengemeinschaft war. Denn es ist gewiss, dass Unser Herr bereits im Mutterleib denken konnte. Er konnte denken vom ersten Augenblick seines Daseins an und hatte daher eine ständige Verbindung mit ihr, eine Verbindung nicht nur als Person der Heiligen Dreifaltigkeit, sondern auch als Gottmensch mit der Muttergottes als seiner Mutter.

Unter diesen Umständen sollten wir nicht meinen, die Geburt unseres Herrn sei für die Muttergottes ein Akt gewesen, durch den sie sich des Sohnes bewusst wurde. Sie besaß dieses Wissen bereits, und zwar innig und voller Inbrunst. Was also bedeutete Weihnachten für die Muttergottes auf neue Weise?

Zunächst einmal liegt natürlich der Gedanke nahe: Weihnachten war der Moment, als die Muttergottes Jesus der Welt schenkte. Der Herr verließ den Mutterleib, kam in die Welt durch ihre Arme Mariens. Und natürlich muss der Augenblick der Geburt des Herrn, als er auf geheimnisvolle Weise und ohne die Jungfräulichkeit der Muttergottes zu beeinträchtigen, ein überaus erhabener Moment gewesen sein. Es muss ein Augenblick tiefster Freude gewesen sein, ein Augenblick innigster Seelenverbindung zwischen Ihm und Ihr.

Und es muss ein Akt innigster Liebe gewesen sein, der Augenblick der Geburt des Herrn, als sie gewiss zu einer unbeschreiblich hohen Mystik geführt wurde und zugleich mit der Göttlichkeit des Herrn Kontakt aufnahm.

Dieser Akt, diese Geburtsszene, muss von den drei Personen der Heiligen Dreifaltigkeit und allen Engeln des Himmels mit Gesang und Feierlichkeiten begleitet und analysiert worden sein. Das heißt, der Augenblick der Geburt, das Geschehen der Geburt unseres Herrn, muss eines der größten Feste gewesen sein, die je im Himmel stattgefunden haben, und einer der größten Triumphe in der Geschichte der Menschheit. Und die Muttergottes verband dies mit einer Intimität und einer Vereinigung mit Gott, die wahrlich unvorstellbar ist!

Natürlich war dies für die Muttergottes von größter Bedeutung. Aber war das alles? Ich habe den Eindruck, dass da noch etwas anderes war: Die Muttergottes hatte das heilige Antlitz unseres Herrn noch nicht gesehen. Sie hatte weder das Antlitz noch den Leib unseres Herrn gesehen.

Und in der physischen Wirklichkeit, einem Symbol der spirituellen Wirklichkeit, die Gesichtszüge, besonders bei unserem Herrn, der vollkommen war und in dem es keinerlei Betrug, Täuschung, Unzulänglichkeit oder irgendetwas Unrechtes gab. Wenn bei den Menschen im Allgemeinen, wenn auch verworren, das Gesicht den Ausdruck der Seele trägt, können wir uns das heiligste Antlitz unseres Herrn und seinen ganzen Leib vorstellen, die den Ausdruck seiner Seele trugen!

So erlangte die Gottesmutter einen neuen Titel der Erkenntnis unseres Herrn, nämlich: Sie erkannte Unseren Herrn in seinem Antlitz, in seinem Blick, in jedem einzelnen Glied seines Leibes, die bereits seine ganze Mentalität, seine ganze Seele widerspiegelten. Und darin lag ein neuer Titel für die Liebe, ein neuer Titel für die Vereinigung, gewiss ein Ansporn für die unaussprechliche Anbetung, die die Gottesmutter unserem Herrn in der Weihnachtsnacht darbrachte.

Bedenken Sie, dass nicht nur jedes Merkmal des Gesichts Ausdruck einer Mentalität ist, sondern vor allem der Blick. Und dies drücken auf seine Weise auch verschiedene andere Körperteile aus: der Hals, die Schultern, die Hände, die Füße – verschiedene Teile davon zeugen von einer Mentalität, vor allem aber dies als Ganzes. Wir können uns dann vorstellen, wie die Muttergottes diesen offenkundigen Ausdruck der psychologischen und übernatürlichen Wirklichkeit Unseres Herrn betrachtet und ihn innig verehrt.

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Und aus all dem ist Weihnachten die erste Offenbarung, und in all dem mündete die Anbetung der Muttergottes. Die Anbetung der Muttergottes, die Anbetung des heiligen Josef, der ihr nahe war und als ihr Gemahl und Vater des Jesuskindes an diesem Akt der Anbetung teilnahm. Dass die Muttergottes in dieser Seelenvereinigung mit Unserem Herrn eine Beziehung hatte, die wir nicht einmal vollständig begreifen, ist offenkundig. Wir können uns die Zärtlichkeit, den Respekt, die Begeisterung, die Anbetung und die Ehrfurcht des heiligen Josef vorstellen, als er dieses Kind sah, von dem er wusste, dass es der Sohn des Heiligen Geistes und der Muttergottes war – rechtlich gesehen aber sein Sohn, der in seiner Person zum Teil zum Sohn Davids wurde und die Prophezeiungen erfüllte. Er blickte dieses Kind an und dachte, dass dieses Kind schließlich sein Gott und der Gott aller Menschen war; und zugleich sein Sohn, der Sohn seiner Frau. Was bedeutet das angesichts der Heiligkeit Unseres Herrn, die von der ganzen Krippe, ja vor allem von seiner ganzen Person ausstrahlte?

Diese Vorstellung von der Offenbarung des Menschen, des Leibes unseres Herrn Jesus Christus, an Weihnachten als Ausdruck seiner Seelenheiligkeit – einer Heiligkeit, die Ausdruck der mit der menschlichen Natur vereinten Würde ist – sollte uns, so mein Eindruck, tief berühren! Und genau darüber sollten wir in der Weihnachtsnacht besonders nachdenken.

Viele Heiligenbilder zeigen die Weihnachtsnacht, die Szene mit der hell erleuchteten Krippe des Jesuskindes und dem kleinen, liebenswerten Kind mit seinem süßen Gesichtchen. Das Licht lag nicht im Stroh, sondern im Kind selbst, vor allem in seinen Zügen, in seinem heiligsten Antlitz.

Dies scheint mir eine wertvolle Meditation für Weihnachten zu sein, die wir in diesen Tagen der Frömmigkeit widmen können. Bitten wir die Muttergottes und den heiligen Josef, uns dies tiefgründig zu verständlich zu machen und uns zu einem wahrhaft besinnlichen und frommen Weihnachtsfest in diesem durch diesen Gedanken geschaffenen Geheimnis zu ermutigen.

 

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