Samstag, 20. Dezember 2025

Weihnachtsnovene 2025 – 5. Tag – 20. Dezember

 Freude und Trauer im Lichte von Weihnachten

 Heiliger des Tages 26.12.1965

 

Stellen wir uns vor, wir würden einen Mann mit solcher Weisheit kennen, dass die Sterne staunend innehielten, wenn er sich bewegte; von solcher Macht, dass sich die Blumen ihm zuwandten, die gefährlichen Tiere fliehen, die Pflanzen und Kräuter sich nach seinen Füßen ausstreckten, um wenigstens von ihm zertreten zu werden; der Wind ihm entgegenwehte, und das Wasser in das sich sein Blick spiegelte, vor Freude erbebte.

Stellen wir uns diesen Mann, diesen Erz-Menschen, vor, wie er in einer Krippe liegt, und wir erhalten eine blasse, unvollkommene, unheilbar blasse und unheilbar unvollkommene Vorstellung vom Gotteskind, geboren von der Jungfrau Maria, das in einer Krippe in Bethlehem weinte und lächelte.

Und warum? Weil in Wahrheit er all dies war, ja, er war all dies, und das Flehen der Kreuzfahrer und die Barmherzigkeit all der Heiligen, die im Laufe der Geschichte geistliche und weltliche Werke der Nächstenliebe predigten, all dies entsprang aus ihm, all dies war in seiner Seele auf eine Weise unvorstellbar, bevor es sich in den Seelen der Heiligen widerspiegelte, deren Namen uns beim Aussprechen mit Ehrfurcht und Respekt erfüllen – allein schon beim Aussprechen der Namen des heiligen Franz von Assisi, des heiligen Benedikt…

Denken wir an all dies, so bekommen wir eine vage Ahnung davon, was all dies unser Herr war: Es waren alles Funken unseres Herrn, Funken von so großer Schönheit, dass wir sie angesichts seines Antlitzes nicht einmal annähernd beschreiben können, Funken von so geringer Größe, dass sie unbedeutend erscheinen, und erst dann verstehen wir, was die Vollkommenheit unseres Herrn war.

Doch Gott wollte es – und darin liegt der Zauber von Weihnachten –, dass wir erkennen, in welchem Maße dieser Gottmensch alle möglichen Schönheiten des Menschen in sich vereinte. Gott wollte, dass die Weihnachtsbetrachtung eines jeden Menschen dort beginnt, wo dieser Erz-Mensch im Kleinen göttlich groß war. Und jenen, dessen Größe wir eben noch besungen haben, indem wir sagten, der Himmel sei zu klein, um ihn zu fassen, betrachten wir nun in einer Krippe, schwach, anvertraut dem Eifer der Menschen – Maria, Josef –, der Anbetung der Heiligen Drei Könige, der Anbetung der Hirten, dem Atem der Tiere, der ihn in jener kalten Winternacht wärmte. Das heißt: Er, der die Sonne erschaffen hat, wurde nicht von der Sonne selbst, sondern vom Atem der Tiere gewärmt.

Eine unvergessliche Lektion für uns: So klein, um die Größe all dessen zu zeigen, was klein ist, um zu zeigen, dass alles, was geboren wird, alles, was keimt, dass sich alles von einem bestimmten Punkt aus entwickelt, warum nicht die Größe historischer Epochen in dem Moment, in dem sie aus dem Kampf, aus dem heiligen Zorn, aus den unversöhnlichen Gegensätzen einer kleinen Gruppe von Menschen geboren werden. Darin liegt die Schönheit und Erhabenheit all dessen, was keimt.

Wir beten vor der Krippe, knien vor ihr und betrachten das Jesuskind, dass es uns unermessliche Ehrfurcht schenke, eine heilige Ehrfurcht, die von Zärtlichkeit und Mitgefühl begleitet wird. Diese Verschmelzung von Ehrfurcht und Mitgefühl – die auf den ersten Blick unvereinbar scheinen – durchdringt das Stille Nacht von Anfang bis Ende.

Wenn wir das Stille Nacht singen hören, haben wir den Eindruck, in das Weise und Unbefleckte Herz Mariens einzutreten und ihr eigenes Lied zu vernehmen: „Mein Sohn, mein Gott, so jung, so klein, so groß und so liebenswert! Wie ich dich anbete, wie ich dich bemitleide! Wie ich dich achte, dich beschütze! Wie ich dich liebe!“

 

Keine Kommentare: