Plinio Corrêa de Oliveira
Wir haben einen Bericht über Mariä Himmelfahrt, wie es
die sel. Seherin Anna Katharina Emmerick beschrieben hat.
„In der Nacht nach der Beisetzung Marias geschah die
Himmelfahrt der Jungfrau mit ihrem Leib. Ich sah mehrere Apostel und heilige
Frauen in dem Gärtchen vor dem Grabfelsen beten und singen. Es senkte sich aber
eine breite Lichtbahn vom Himmel zu dem Felsen, und ich sah in ihr eine Glorie
von drei Kreisen. Von Engeln und Geistern sich niederbewegen, welche die
Erscheinung unseres Herren und der leuchtenden Seele Marias umgaben. So wie bei
Unserem Herrn war auch ihre Seele drei Tage vom Leibe getrennt.“
Sie sehen, dass ihre Seele einige Zeit vom Leib getrennt
war. Dann kam sie zum Leib zurück geführt von Engeln und Geistern.
„Die Erscheinung Jesu Christi mit hellstrahlenden
Wundmalen schwebte vor ihr her“.
Das heißt die zweite Person der Dreifaltigkeit wollte
persönlich hernieder kommen um der Auferstehung Marias vorzustehen.
„Im innersten Kreis der Glorie wo die Seele Marias war,
sah man drei Engelchöre.“
Die drei Chöre der Engel bildeten einen Strahlenkranz, in
dessen Mitte die heiligste Seele der Muttergottes war.
„Um die Seele Marias sah ich im innersten Kreis der
Glorie nur kleine Kindergestalten, im zweiten Kreis erschienen sie wir von
sechsjährigen Kindern und im äußersten gleich erwachsenen Jünglingen.“
Wahrscheinlich um die sich folgenden Grade der
Spiritualität zu symbolisieren. Kinder sind das Bild der Reinheit und so wies
die Erscheinung auf die höchste und edelste Form von Spiritualität hin.
„Nur die Angesichter erkannte ich deutlich, alles Übrige
sah ich nur wie schimmernde Lichtgestalten. Als diese Erscheinung, immer
deutlicher werdend, sich bis auf den Felsen ergossen hatte, sah ich von ihr bis
hinauf in das himmlische Jerusalem eine leuchtende Bahneröffnet. Nun aber sah
ich die Seele der heiligen Jungfrau, welche der Erscheinug Jesu folgte, bei
dieser vorüber durch den Felsen in das Grab niederschweben und bald darauf, mit
ihrem verklärten leib vereinigt. Viel deutlicher und leuchtender aus demselben
heraussteigen und mit dem Herrn und der ganzen Glorie in das himmlische
Jerusalem hinaufziehen, worauf aller Glanz wieder einsank und der stille
Sternenhimmel die Gegend bedeckte.“
„Vier Tage später sah ich die Apostel am Abend noch im
Gebet und Trauer in ihrem Raume. Da sah ich den Apostel Thomas mit einem
Begleiter vor dem Tor des Hofes anlangen und pochen.“
…
„Nun aber verlangte Thomas und der Begleiter nach dem
Grabe der heiligen Jungfrau. Bei dem Grabe angekommen, warfen sie sich auf die
Knie nieder. Thomas aber eilte zuerst nach dem Eingang der Höhle. Johannes
folgte ihm. — Dann nahte sich Johannes dem leichten Korbsarge, löste die drei
großen Binden auf, welche den Deckel umschlossen, und stellte diesen zur Seite,
nun leuchteten sie in den Sarg uns sagen mit tiefer Erschütterung die
Grabtücher des heiligen Leibes in der ganzen Form der Einhüllung leer vor sich
liegen. Über dem Angesicht und der Brust waren sie auseinandergeschlagen, die
Umwindungen der Arme lagen leicht aufgelöst, doch noch in gewickelter Form, wie
sie gelegen, aber der verklärte Leib Marias war nicht mehr auf der Erde. Sie
blickten mit aufgehobenen Armen staunend empor, als sei der heilige Leib ihnen
jetzt erst entschwunden und Johannes rief zu der Höhle hinaus: Kommt und
staunt, sie ist nicht mehr hier!“
Es ist interessant die Ordnung zu bemerken, in der die
Grabtücher gelegen waren. Warum kann man diese Einzelheit für wichtig halten?
Gott liebt nämlich dermaßen das Gute, er liebt die Welt, die er erschaffen hat,
und er will, dass die gute Ordnung über alle Dinge herrscht. Alles, was von ihm
oder durch die Eingabe seiner Gnade gemacht wurde, ordnet sich auf eine
richtige und angebrachte Weise an. Es gibt eine Art Bündnis des Metaphysischen mit
dem Übernatürlichen. Das Übernatürliche vervollständigt was metaphysisch gut
zusammengeführt, metaphysisch gut aufgestellt ist, und deshalb stellen alle
Einflüsse der Gnade die Ordnung in der Natur her. Es ist das Gegenteil der Auswirkungen
des Teufels.
Immer wenn es dem Teufel gestattet wird zu erscheinen
oder die Seelen zu beeinflussen, kennzeichnet sich dieser Einfluss durch
fürchterliche Verwirrungen, Aufwühlungen; wenn er eine Person heimsucht äußert
er sich durch Zuckungen und groteske Gesten; in einer Wohnung verursacht er
Geräusche und Radau, verschiebt Möbel, sorgt nur für Unordnung.
Da verstehen
wir, dass alle Bereiche der Ordnung und alle Aspekte der Ordnung unter sich
solidarisch sind, sie gehören untrennbar zusammen. Aber auch alle Bereiche und
Aspekte der Unordnung sind zusammengehörig unter sich. So verstehen wir die
Einheit der Revolution und die Einheit der Gegenrevolution.
Die Revolution kann nicht als eine nur politische
Bewegung oder als eine nur religiöse oder nur kulturelle Bewegung angesehen
werden, sie ist die Tendenz zur Subversion und zur Unordnung in allem. So auch
die Gegenrevolution: Sie ist nicht nur eine politische, religiöse oder
kulturelle Bewegung. Um vollständig zu sein, muss sie einen Geist besitzen, sie
muss von einer Gnade belebt werden, die alles in Ordnung versetzen will. Hier
sehen wir wie eine kleine Einzelheit uns Gelegenheit gibt über das
Zusammenwirken aller Formen der Ordnung, wie auch der Unordnung nachzudenken.
Weiter der Text von Anna Katharina Emmerick.
„Da traten sie
alle paarweise in die Höhle und sahen mit staunen die leeren Grabtücher vor
sich liegen, und hinausgetreten, knieten alle zur Erde, sahen die Arme gen
Himmel hebend empor, weinten und beteten, priesen den Herrn und seine liebe
verklärte Mutter. — Da erinnerten sie sich wohl und gedachten jener Lichtwolke,
welch sie gleich nach der Begrabung auf dem Heimweg aus der Ferne gesehen, wie
sie auf den Grabhügel niedergesunken und dann wieder emporgeschwebt war.“
„Johannes aber nahm die Grabtücher der heiligen Jungfrau
mit großer Ehrfurcht aus dem Sargkorbe, faltete und rollte sie ordentlich
zusammen und nahm sie zu sich. Betend und Psalmen singend, wandelten sie auf
dem Kreuzwege zu dem Hause. Hier gingen alle in den Wohnraum Mariä. Johannes legte
hier die Grabtücher ehrerbietig auf das Tischchen vor dem Betwinkel der
heiligen Jungfrau. Thomas und die anderen beteten noch auf der Stelle, wo sie
gestorben. — Petrus zog sich abgesondert zurück; vielleicht bereitete er sich
vor, um einen feierlichen Gottesdienst
zu halten.“
Er ist der Fürst der Apostel, so dass es ihm zukam die
erste Messe der Aufnahme Mariens in den Himmel zu zelebrieren.
„Hierauf sah ich den Altar vor dem Betort Mariä, wo deren
Kreuz stand, aufrichten…“
Das Kreuz, vor dem die Muttergottes gewöhnlich betete.
„... und Petrus einen feierlichen Gottesdienst hier
halten. Die übrigen Apostel standen reihenweise hinter ihm und beteten und
sangen wechselseitig. Die heiligen Frauen standen mehr zurück an de Türen und
an der Rückseite der Feuerstelle. Der einfältige Knecht des Thomas war ihm aus dem fernen Lande, wo
er zuletzt gewesen war gefolgt. Er hatte ein ganz fremdes Aussehen. Er hatte
kleine Augen, eine eingedrückte Stirne und Nase und hohe Backenknochen. Seine
Farbe war bräunlicher als hierzulande. Er war getauft und außerdem aber ganz
wie ein unerfahrenes, gehorsames Kind. Er tat alles, was man ihm befahl, er
blieb stehen, wo man ihn hinstellte, sah hin, wo man es gebot, und lachte
jedermann an. Als er Thomas weinen sah, weinte auch er bitterlich. Dieser
Mansch ist immer bei Thomas geblieben, er konnte große Lasten tragen, und ich
habe ihn ganz gewaltige Steine heranschleppen sehen, als Thomas eine Kapelle
baute.“
Sehr schön ist dieser Treuerweis eines Knechtes, der
alles tut, was sein Herr im aufträgt und auch fühlt wie sein Herr fühlte und
so ganz eins mit ihm ist. Eine Vorstellung, die die Welt heute vollständig
verloren hat, dieses edlen Begriffs der Treue, nach dem zwei Personen
unterschiedlichen Standes sich nicht hassen, sondern sich gegenseitig schätzen.
Nicht nur schätzen sie sich, aber sie verschmelzen wie zu einem Ganzen, so dass
man sich fast gar nicht mehr den einen ohne den anderen vorstellen kann. Ritter
und Knappe im Mittelalter befanden sich in diesem Verhältnis.
Es gibt unzählige Beispiele eines solchen Zustandes. Das
schönste, was mir gerade in den Sinn kommt, war das eines Märtyrers, dessen
Namen ich leider vergessen habe, der Messdiener eine Papstes war – auch dessen
Namen ist mir entgangen. Als dieser Papst zum Martyrium geführt wurde, näherte
sich der Messdiener und sagte: „Heiliger Vater, sie schreiten zum Martyrium und
werden mich allein lassen. Kann es sein, dass sie mich in der Stunde ihres
letzten Opferganges verlassen, der ich doch täglich ihnen bei der heiligen
Messe diente?“ Und beide empfingen nun die Palme des Martyriums.
Welcher Adel und Schönheit von Gedanken beinhaltet solch
eine Beziehung. Es zeigt uns, wie die Treue zu einer wirklichen Teilnahme an
dem gleichen Ruhm führen kann, und wie die Welt heute dies alles vergessen hat.
So haben wir zwei Betrachtungen zur Aufnahme Mariens in
den Himmel.
Vortrag am 14. August 1963
(Dieser Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag
von Professor Plinio Corrêa de Oliveira. Er wurde frei übersetzt und angepasst
für die Veröffentlichung ohne eine Überarbeitung des Autors.)
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