Dienstag, 7. September 2021

Gebet zum einhundertfünfzigjährigen Jubiläum

 

von Plinio Corrêa de Oliveira

Anm. d. Ü.: Am 7. September des Jahres 1972, feierte Brasilien 150 Jahre Unabhängigkeit von Portugal. Zu diesem Anlass verfasste Prof. Plinio Corrêa de Oliveira ein Gebet zum Dank, zur Vergebung und der Bitte an die von der Heiligen Kirche dem Land zugesprochene Königin, Unsere Liebe Frau von Aparecida.
Zum 7. September dieses Jahres 2021 wiederholte das Institut Plinio Corrêa de Oliveira die Veröffentlichung dieses Gebets, um den besonderen Schutz der Patronin Brasiliens in der gegenwärtigen turbulenten Zeit der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen zu erflehen.

 

O Liebe Frau von Aparecida.

Mit dem Näherrücken des Datums, an dem wir anderthalb Jahrhunderte Unabhängigkeit unsers Landes feiern, erheben sich unsere Seelen zu dir, Königin und Mutter Brasiliens.

Einhundertfünfzig Lebensjahre sind für ein Volk gleichbedeutend mit fünfzehn für einen Menschen: das heißt, der Übergang vom Kindesalter mit seiner Vitalität, seinen Unsicherheiten und seinen Hoffnungen zur Jugendzeit mit seinem Idealismus, seiner Kühnheit und seiner Leistungsfähigkeit.

An dieser Schwelle zwischen zwei historischen Epochen überschreiten wir auch einen weiteren Meilenstein. Denn wir treten in die Liste der Nationen ein, die aufgrund ihrer Bedeutung den Lauf der Gegenwart bestimmen und die Fäden in der Hand haben, mit denen die Zukunft der Völker gewoben wird.

Danksagung

In diesem hoffnungs- und ruhmreichen Moment kommen wir, oh Herrin, um Dir für die Wohltaten zu danken, die Du, immer hörende Mittlerin, uns vom allmächtigen Gott erhalten hast.

Wir danken Dir für das Land von kontinentaler Größe und für die Reichtümer, die Du darin angelegt hast.

Wir danken Dir für die Einheit des Volkes, dessen unterschiedliche Rassenzusammensetzung sich so gut [in diesem] großen ethnischen Strom portugiesischen Ursprungs einfügte – und dessen kulturelles Umfeld, inspiriert vom lateinischen Genie, die Beiträge der Bewohner aller Breitengrade so gut aufgenommen hat.

Wir danken Dir für den katholischen Glauben, mit dem wir seit dem gesegneten Moment der Ersten Heiligen Messe ausgezeichnet wurden.

Wir danken Dir für unsere Geschichte, die so heiter und harmonisch verlief, und aus viel mehr Kultur, Gebete und Arbeit bestand, als Meinungsverschiedenheiten und Kriege.

Wir danken Dir für unsere gerechten Kriege, die immer vom Nimbus des Sieges umstrahlt waren.

Wir danken Dir für unsere Gegenwärtige Zeit, die so voller Errungenschaften und Hoffnungen auf Größe ist.

Wir danken Dir für die Völker dieses Kontinents, die Du uns zu Nachbarn gegeben hast, die mit uns im Glauben und ethnisch, in der Tradition und in der Hoffnung in die Zukunft Seite an Seite mit uns in immer engerer Freundschaft den gleichen Weg des Aufstiegs und des Erfolgs gehen.

Wir danken Dir für unser friedliches und desinteressiertes Wesen, das uns dazu neigt zu verstehen, dass die erste Mission der Großen darin besteht, zu dienen, und dass unsere Größe, die sich herausbildet, uns nicht nur zu unserem eigenen sondern zum Wohle aller gegeben wurde.

Wir danken Dir, dass Du uns auf diese Stufe unserer Geschichte hast kommen lassen, in einer Zeit, in der Stürme um die Welt wehen, sich Probleme anhäufen und schreckliche Optionen auf Schritt und Tritt über Einzelpersonen und Völker lauern. Denn dies ist für uns die Zeit, der Welt zu dienen, indem wir die christliche Mission der jungen Nationen dieser Hemisphäre erfüllen, die berufen sind, in den Augen der Welt das wahre Licht erstrahlen zu lassen, das die Finsternis niemals auslöschen wird.

Ein Bittgebet

Unser Gebet, Liebe Frau, ist jedoch nicht das des stolzen und unredlichen Pharisäers, der an seine guten Eigenschaften erinnert, aber seine Fehler nicht wahrnimmt.

Wir haben gesündigt. In vielerlei Hinsicht ist unser heutiges Brasilien nicht das zutiefst christliche Land, von dem Nóbrega und Anchieta* geträumt haben. Im öffentlichen wie im Privaten Leben machen sich schreckliche Verwesungskeime bemerkbar, die alle klaren und wachsamen Geister in Sorge versetzen.

Für all dies, o Mutter, bitten wir um Verzeihung.

Und zusätzlich bitten wir Dich um Kraft. Denn ohne Deine Hilfe können weder die Schwachen ihre Schwächen überwinden, noch die Guten die Gewalt und die Intrigen der Bösen aufhalten.

Mit der Vergebung, o Mutter, bitten wir auch um Deinen Segen.

Wie sehr vertrauen wir ihm!

Wir wissen, dass der Segen der Mutter eine kostbare Bedingung dafür ist, dass das Gebet des Kindes erhört wird, seine Seele stark und großzügig, seine Arbeit ehrlich und fruchtbar, sein Zuhause rein und glücklich, seine Kämpfe edel und verdienstvoll, seine Schicksale ehrvoll machen und die Heimsuchungen würdig verlaufen.

Wie reich an diesen und allen anderen erdenklichen Gaben ist dein Segen, o Maria, Mutter der Mütter, Mutter aller Menschen, jungfräuliche Mutter des Gottmenschen!

Ja, o Maria, segne uns, erfülle uns mit Gnaden und gewähre uns vor allem die Gnade der Gnaden. Oh Mutter, vereinige dein Brasilien innig mit dir.

Liebe es immer mehr.

Mache, dass der großzügige Schutz, den Du uns gewährt hast, immer mütterlicher werde.

Gib, dass die Vergebung, die du uns immer gewährt hast, immer breiter und barmherziger werde.

Erweitere deine Freigebigkeit, was die Güter der Erde betrifft, aber vor allem erhöhe unsere Seele in der Sehnsucht nach den Gütern des Himmels.

Mache uns immer friedliebender und immer stärker im Kampf für den Friedensfürsten Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Herrn.

Damit, immer bereit, alles zu verlassen, um ihm treu zu sein, die göttliche Verheißung des Hundertfachen auf dieser Erde und der ewigen Seligkeit in uns erfüllt wird.

*   *   *

O liebe Frau von Aparecida, Königin von Brasilien! Mit welchen Worten des Lobes und der Zuneigung darf ich Dich am Ende dieses Dank- und Bittgebets begrüßen? Wo sind sie zu finden, wenn nicht in den Heiligen Büchern selbst, da Du jedem menschlichen Lobpreis überlegen bist?

Von Dir rief das auserwählte Volk prophetisch Worte aus, die wir hier liebevoll wiederholen:

„Tu gloria Jerusalem,
     tu laeticia Israel,
     tu honorificentia populi nostro“.

Du bist der Ruhm Jerusalems, Du bist die Freude Israels, Du bist die Ehre dieses Volkes, das Dich liebt.

*   *   *

Die Aussicht auf das hundertfünfzigjährige Jubiläum hat dieses Gebet in mein brasilianisches Herz gelegt. Ich beschloss, die Veröffentlichung nicht zu verschieben.

 

Anm.: * Die Patres Manoel da Nóbrega SJ und José de Anchieta SJ waren die ersten großen portugiesischen Missionare, die die Urvölker Brasiliens zum katholischen Glauben führten und die Grundlage für die größte katholische Nation der Welt legten.

 

Aus dem Portugiesischen mit Hilfe von Google-Übersetzer in “Folha de S. Paulo” vom 16. Januar 1972: “Prece do sesquicentenário”.

© Nachdruck der deutschen Fassung ist mit Quellenangabe dieses Blogs gestattet.

„Gebet zum einhundertfünfzigjährigen Jubiläum“ erschien erstmals in deutscher Sprache in www.p-c-o.blogspot.com