Unsere Liebe Frau von Miracolo
- 20. Januar -
Plinio
Corrêa de Oliveira
Im Jahre 1842 besuchte ein 28-jähriger französischer Jude
namens Alphonse Ratisbonne Rom. Er war der jüngste Sohn einer bedeutenden Bankiersfamilie
in Straßburg, die enge Beziehungen zu den Rothschilds hatte. Wie es oft bei europäischen
Juden geschieht, nimmt eine Familie den Namen einer Stadt an. Der französische Ratisbonne
stammte aus Ratisbona, dem lateinischen Namen von Regensburg, einer berühmten deutschen
Stadt in Bayern. Alphonse war ein Jude von Rasse und Religion, virulent anti-katholisch
und führte einen sittlich zügelloses Leben.
Er machte gerade eine Tour durch Europa und den Osten vor
der Vermählung mit seiner Cousine Flore und vor Beginn einer Partnerschaft bei der
Bank seines Onkels. Durch Zufall landete er in Rom statt in Palermo, wie er beabsichtigt
hatte. Er wurde vom dortigen Französischen diplomatischen Kreis freundlich empfangen.
Widerwillig machte er einen Anruf an Baron Theodore de Bussières, ein sehr eifriger
Katholik. Wenn auch Ratisbonne ziemlich weit entfernt von einer Bekehrung war, sah
der Baron, unbeirrt von dessen Sarkasmus und Gotteslästerungen, in ihm einen zukünftigen
Katholiken und ermutigte seine Besuche.
Eines Nachmittags, während eines lebhaften Gesprächs, in dem
Ratisbonne den Aberglauben der katholischen Religion lächerlich machte, forderte
der Baron ihn auf, sich einem einfachen Test zu unterwerfen und die Wundertätige
Medaille zu tragen. Erschrocken, aber um die Unwirksamkeit solchen religiösen Tands
zu beweisen, stimmte Ratisbonne zu und erlaubte der jungen Tochter des Barons, die
Medaille um seinen Hals zu legen. Baron de Bussières bestand auch darauf, dass Ratisbonne
jeden Tag einmal das Memorare beten sollte. Ratisbonne versprach es und sagte: „Wenn
es mir nicht gut tut, schaden wird es mir wenigstens auch nicht“.
Der Baron und ein enger Kreis der aristokratischen Freunde
vermehrten ihre Gebete für den skeptischen Juden. Bemerkenswert unter ihnen war
ein frommer Katholik, der ernsthaft krank war, Graf Laferronays, der sein Leben
für die Bekehrung des jungen Juden angeboten hat. Am selben Tag ging er in eine
Kirche und betete mehr als 20 Memorare für dieses Anliegen. Kurz darauf erlitt er
einen Herzinfarkt, bekam noch die letzten Sakramente und starb.
Am nächsten Tag war sein Freund Baron de Bussières auf dem
Weg, um die Beerdigung des Grafen in der Basilika St. Andrea delle Fratte zu vereinbaren,
als er Ratisbonne traf. Er bat ihn, ihn zu begleiten und in der Kirche zu warten,
bis er einige Sachen mit dem Priester in der Sakristei besprochen hatte.
Ratisbonne begleitete seinen Freund nicht in die Sakristei.
Er wandelte durch die Kirche und bewunderte den schönen Marmor und verschiedene
Kunstwerke. Als er vor einem Seitenaltar stand, der dem Heiligen Erzengel Michael
gewidmet war, erschien ihm plötzlich Unsere Liebe Frau. Es war der 20. Januar 1842.
Die Muttergottes erschien stehend über dem Altar, mit einer
Krone und einer einfachen, langen, weißen Tunika mit einem juwelenbesetzten Gürtel
um ihre Taille und einen blau-grünem Mantel, der über ihre linke Schulter drapiert
war. Sie sah ihn freundlich an. Aus ihren offen ausgebreiteten Händen strömten Gnadenstrahlen
herab. Ihre Haltung war sehr königlich, nicht nur wegen der Krone, die sie trug.
Vielmehr verlieh ihre Größe und Eleganz den Eindruck einer hohen Dame, die sich
ihrer eigenen Würde bewusst war. Sie strahlte zugleich Größe und Barmherzigkeit
aus in einer Atmosphäre von großem Frieden. Sie hatte einige der Eigenschaften der
Gnadenfrau der wundertätigen Medaille. Alphonse Ratisbonne sah diese Gestalt und
verstand, dass er vor einer Erscheinung der Muttergottes war. Er kniete sich vor
ihr nieder und bekehrte sich.
Als der Baron von der Sakristei zurückkehrte, war er überrascht,
den Juden vor dem Altar des Heiligen Erzengel Michaels inbrünstig betend auf den
Knien zu sehen. Er half seinem Freund aufstehen, und Ratisbonne bat sofort, um einen
Beichtvater, damit er die Taufe empfangen könnte. Elf Tage später, am 31. Januar,
erhielt er Taufe, Firmung und seine erste heilige Kommunion aus den Händen von Kardinal
Patrizi, dem Vikar des Papstes.
Seine Bekehrung hatte enorme Auswirkungen auf die ganze Christenheit.
Die gesamte katholische Welt nahm Kenntnis von ihr und war höchst beeindruckt. Später
wurde Ratisbonne Jesuitenpriester. Zehn Jahre später gründeten er und sein Bruder
Theodore, der sich auch aus dem Judentum bekehrt hatte, eine religiöse Gemeinde,
die „Kongregation von Sion“, die sich der Bekehrung der Juden widmete.
Alphonse Ratisbonne (r) und sein Bruder Theodore |
Die Bedeutung des Wunders
Kurz nach der Erscheinung, wurde ein Bild gemalt, das Unsere
Liebe Frau darstellte, so wie sie, nach der Beschreibung von Fr. Ratisbonne, ihm
damals in Sant 'Andrea delle Fratte erschienen war. Als das Bild fertig war, sah
er es an und sagte, dass es nur sehr vage die Schönheit der Erscheinung, die er
gesehen hatte, wiedergab. Das ist nicht schwer zu glauben, denn die eigentliche
Schönheit Unserer Lieben Frau übertrifft notwendigerweise weit jede menschliche
Darstellung. Das Bild wurde genau an der Stelle augestellt, wo sie ihm erschienen
war, und wurde bekannt als „Madonna del Miracolo“, Unserer Lieben Frau vom Wunder,
was sich auf das zweifache Wunder, ihre Erscheinung und die sofortige Bekehrung
von Alphonse Ratisbonne, bezog.
Natürlich war diese Erscheinung von großem Vorteil für die
Seele von Ratisbonne. Es war aber auch ein Vorteil für die katholische Kirche mit
der Gründung der Kongregation von Sion, mit seiner besonderen Aufgabe, für die Bekehrung
der Juden zu arbeiten. Dieser Orden drückt die Haltung der Kirche gegenüber den
Juden sehr gut aus. Ihre Position ist nicht, die Juden zu hassen, sondern sich gegen
ihre Angriffe zu verteidigen. In dem Maße wie sie die Kirche angreifen, verteidigt
sie sich. Vor allem aber wünscht sie ihre Bekehrung, die Auflösung des Judentums
als eine Religion und den Eintritt der Juden in die katholische Kirche, die die
wahre Fortsetzung des auserwählten Volkes ist.
Aber im doktrinären und psychologischen Kontext der damaligen
Zeit hatte das Ratisbonne-Wunder eine tiefere Bedeutung. Im 19. Jahrhundert förderte
die Revolution stark den Rationalismus, eine Denkschule, die heute veraltet erscheint.
Damit betonte die Revolution folgendes: Der rationale Mensch, der Mensch, der versucht,
alles nach der Vernunft zu bestimmen, kann nicht die notwendige Unterstützung in
der Vernunft finden, um zu glauben, dass Gott existiert, dass die katholische Kirche
die wahre Religion ist und dass sie von Jesus Christus gegründet wurde. Damit kam
die Revolution zu dem Schluss, dass die menschliche Vernunft das ganze Bauwerk der
katholischen Lehre nicht akzeptieren kann.
Diese revolutionären Behauptungen waren nur Mythen, wie die
römische Mythologie oder die Legenden der indigenen und afrikanischen Völker. Die
meisten der rationalistischen Argumente waren Schikanen oder Sophismen, die von
spitzfindigen Argumenten ausgingen. Weil aber die Revolution unermüdlich auf diesen
Punkten bestand und eine Flut von Einwänden gegen die katholische Lehre vorstellte,
verloren viele Menschen dieser Zeit ihren Glauben.
Um dieser unerbittlichen Welle der Angriffe gegen den katholischen
Glauben entgegenzuwirken, erschien die Gottesmutter an mehreren Orten und bestätigte
ihre Erscheinungen durch eklatante Wunder.
Das Wunder der Bekehrung Ratisbonne‘s in Rom, erschütterte
die ganze Christenheit. In jenen Zeiten gab es nicht diesen verheerenden Ökumenismus,
den wir heute erleben. Damals war die Trennung der Religionen viel gründlicher und
dementsprechend war auch die Schlucht tiefer, die die Wahrheit vom Irrtum und das
Gute vom Bösen trennte. Ein reicher und einflussreicher Jude, der absolut kein Grund
hatte, die katholische Kirche zu begünstigen, bekehrte sich plötzlich, weil er die
Muttergottes gesehen hatte. Er bezeugte seine Aufrichtigkeit, indem er seine Positionen
in der Welt und sein vorteilhaftes Engagement aufgab. Er umarmte das religiöse Leben
und gründete eine religiöse Gemeinde, um andere Juden zu bekehren und das Judentum
zu bekämpfen. Es ist unmöglich, sich einen objektiveren Beweis für die Wahrhaftigkeit
der Erscheinung vorzustellen. Diese Episode hatte enorme Auswirkungen in Italien
und Frankreich und in der ganzen katholischen Welt.
Es war offensichtlich ein Wunder, ein Wunder, das vom Himmel
fiel, wie ein Tropfen Wasser auf einer ausgedörrten Menschheit, die unter dem Einfluss
der rationalistischen Mythen der Revolution stand.
Die göttliche Vorsehung hatte schon 1830 etwas Ähnliches mit
den Erscheinungen in der Rue du Bac (Paris) an die hl. Katharina Labouré gemacht.
Dort hat unter anderem die Gottesmutter der Welt die wundertätige Medaille gegeben
und einen Strom von Gnaden und Wundern der Menschheit eröffnet. Die Muttergottes
erschien auch 1858 in der Grotte von Lourdes, und bald darauf gab es Berichte über
viele Heilungswunder für diejenigen, die im dortigen Quellwasser ein Bad nahmen.
Die Wunder von Lourdes bilden die längste Reihe von Wundern, die jemals in der Geschichte
der Kirche aufgetreten ist. In diese Folge von Erscheinungen reiht sich auch die
der „Madonna del Miracolo“ an Alphonse Ratisbonne in Rom ein.
Diese Reihe von Erscheinungen und Wundern war der Schlag zu
dem sich Unserer Lieben Frau entschied, der Revolution in dieser Zeit zu geben.
Es war ein geschickter strategischer und gut berechneter Gegenangriff. Es war ihr
Weg, den Kopf der Schlange zu zertreten. Der Kopf des Judentums wurde von dem öffentlichen
Zeugnis eines bedeutenden Juden zerschlagen, der nun behauptete, die katholische
Kirche ist die wahre Kirche.
Wir sollten also die Wunder analysieren, die die göttliche
Vorsehung uns schickt, auf der Suche nach höheren Regeln, mit denen sie regiert.
Wunder werden in den Zeiten häufiger, in denen sie notwendiger sind.
Das Wunder, das wir heute brauchen
Heute haben wir die Situation erreicht, wo die Aktion des
Teufels mit jedem Tag deutlicher wird. Ich spreche nicht über UFOs und die Hippie-Revolution.
Meiner Meinung nach ist es klar, dass diese Phänomene mit einem außernatürlichen
Einfluss verbunden sind.
Ich beziehe mich aber auf das Aussterben der Vernunft in der
öffentlichen Meinung. Dass die Menschen effektiv aufgehört haben, ihre Vernunft
zu benutzen — wie in den 80er und 90er Jahren — und nur noch durch temperamentale
Impulse handeln, ist etwas, was man nicht erklären kann, außer durch eine besondere
Aktion des Teufels. Er macht eine enorme Anstrengung, die Revolution in Gang zu
halten, ungeachtet ihres Versagens, die öffentliche Meinung zu überzeugen. Da wir
diese außernatürliche Handlung nicht erklären können, ist es auch schwierig, sie
effizient zu bekämpfen. Sie wächst weiter und erreicht ein Ausmaß, wonach es mir
scheint, dass ein außerordentliches Wunder Not tut.
Was für ein Wunder soll es sein? Welches Wunder könnte den
zeitgenössischen Menschen bewegen, um zum katholischen Glauben zurückzukehren? Die
geheimnisvollen Absichten Gottes sind jenseits der Erkenntnis des Menschen. Aber
das hindert uns nicht daran, nachzudenken, was Er in der Vergangenheit getan hat.
Der zeitgenössische Mensch ist dermaßen hartherzig, dass er
nicht einmal mehr von Wundern berührt wird, wie es Ratisbonne erlebt hat, oder von
den spektakulären Wundern von Lourdes.
Der Altar auf dem die Muttergottes erschien Vorne rechts und links die Marmorbüsten der beiden Brüder Ratisbonne |
Meiner Meinung nach sind zwei Wunder notwendig:
Als erstes brauchen wir ein Wunder, das die guten Katholiken
dazu bewegen würde, nicht mit der vorherrschenden Meinung des revolutionären Milieus
einverstanden zu sein. Sie sollten dieser Meinung gleichgültig gegenüberstehen.
Außerdem sollten sie die Offensive gegen das revolutionäre Gedankengut ergreifen. Dies ist der erste Teil dessen, was
notwendig ist. Es ist, was zu Pfingsten geschehen ist: Feuerzungen erschienen über
den Aposteln, und sie verließen das Zönakel mit dem Mut, allen entgegenzutreten.
Vorher waren sie ängstlich, nun aber wurden sie unbesiegbare Kämpfer.
War es etwas Innerliches oder Äußerliches, was dort stattfand?
Ich weiß es nicht. Die ganze Stadt Jerusalem hörte ein gewaltiges Brausen, das aus
dem Zönakel kam. Es scheint also, dass es nicht nur ein inneres Geschehen in ihren
Seelen war, sondern dass ein äußeres Wunder dem entweder vorausging oder folgte.
Was wirklich passiert ist, wissen wir nicht. Aber da wir heute der „Madonna del
Miracolo“ gedenken, sollten wir die Muttergottes bitten, in uns ein ähnliches Wunder
zu wirken, um uns in die Apostel der Endzeit zu verwandeln, wie sie vom hl. Ludwig
Grignon von Montfort vorhergesagt wurden.
Zweitens. könnte dieses göttliche Eingreifen eine Strafe für
die Welt sein, wegen der Annahme der Revolution und aller Zugeständnisse an sie
und vor allem für die in der katholischen Kirche begangenen Sünden. Um klarer zu
sein, für die Akzeptanz des Progressismus innerhalb der Kirche sogar in ihren höchsten
Gipfeln.
Ich beziehe mich auf die Züchtigung, die die Muttergottes
in Fatima vorausgesagt hat, in der viele Nationen verschwinden werden. Das Sonnenwunder,
bei dem sie ihre Umlaufbahn verlassen und auf die Erde zu fallen schien, scheint
eine kosmische Züchtigung vorauszusagen, in der das Gleichgewicht der Sonne auf
Geheiß der Gottesmutter verändert werden kann. Was wäre die Konsequenz in unserem
Sonnensystem, wenn die Sonne tatsächlich wanken und ihren Kurs für eine kurze Zeit
ändern würde? Ein solches kosmisches Ungleichgewicht könnte alle Arten von meteorologischen
Katastrophen auf der Erde hervorbringen und unzählige Dinge und Menschen zerstören.
Selbst danach werden viele der Menschen, die diese Katastrophen
überleben, noch das Wunder einer Bekehrung wie die, die Ratisbonne erlebt hat, nötig
haben.
Beide Perspektiven deuten auf grandiose Wunder hin, die notwendig
sind, um die gegenwärtige Menschheit auf den richtigen Weg zu bringen und die Herrschaft
Marias zu ermöglichen, wie sie sie in Fatima voraussagt hat.
Um auf solche Wunder vorbereitet zu sein, würde ich raten,
das Memorare zu beten, das Gebet, das Ratisbonne vor seiner Bekehrung betete. Wir
sollten es oft beten und die „Madonna del Miracolo“ bitten, uns diese beiden Wunder
und den Sieg der Heiligen Kirche über die Revolution zu geben.
Freie Übersetzung aus dem Englischen bei TIA
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