Zum Fest der Kreuzauffindung
Heute feiern wir das Fest der Kreuzauffindung. Da es sich
um das Heilige Kreuz handelt, von dem wir schon so viele Male gesprochen haben,
möchte ich diesmal nicht die Traurigkeit des Kreuzes behandeln, sondern über
seine Verherrlichung sprechen, um so zu einem Punkt zu kommen, den ich
besonders im Blick habe.
Wenn wir das Leben Unseres Herrn Jesus Christus
betrachten, sehen wir, dass es ein sehr bescheidenes, sehr asketisches Leben
war. Er lebte zurückgezogen, hielt sich eher unter den Armen auf und war eine
Art Volksprediger, wenn man diesen Ausdruck in seinem Fall benutzen darf.
Zugleich können wir feststellen, dass alle Ereignisse
seines Lebens von einer Art Ruhm und sogar von triumphalem Ruhm umgeben sind.
Wenn wir die Zeitspanne von seiner Geburt bis zum Beginn seines öffentlichen
Lebens betrachten, bemerken wir, dass es einen Kontrast zwischen dem Kreuz und
all den Ereignissen seines Lebens gibt. Die Engel verkünden den Hirten seine Geburt,
die Heiligen Drei Könige kommen ihn anzubeten; danach herrscht eine große Stille
über ihn; bis zum Beginn seines öffentlichen Lebens hört man nichts mehr über ihn.
Sein öffentliches Leben wird gleich zu Beginn durch große
Wunder gekennzeichnet. Und von Wunder zu Wunder, von Predigt zu Predigt, tritt
eine Art von Ruhm in sein Leben ein, der sich zu einem Triumph zu nähern
scheint. Dann aber, als nach dem ersten Jahr des öffentlichen Lebens dieser
Triumph unmittelbar bevorzustehen scheint, und ihn als wahren Triumphator
darstellt, weisen die Kommentatoren darauf hin, dass es eine Art Rückfall gab,
der dem zu erwartenden Triumph widerspricht.
Die Popularität weicht von ihm und von den Mengen, die er
angezogen hat und ihm gefolgt sind, nur die Jünger hielten noch zu ihm, von
denen einige eifriger werden, andere jedoch ihn verlassen. So wird der Kern,
der bei ihm bleibt, eifriger, jedoch zahlenmäßig kleiner.
Am Ende führt die Herrlichkeit Unseres Herrn zu einer
wahren Katastrophe; selbst die Jünger fliehen, und er geht alleine dem Kreuz
entgegen. Er stirbt am Kreuz und das Kreuz wird zum Symbol seiner Schande. Wir
wissen, dass das Kreuz zu jener Zeit das übliche Werkzeug war, um Kriminelle
zum Tode zu führen. Wir haben also sein Kreuz als Symbol einer Katastrophe.
Genagelt am Kreuz, stirbt er. Doch er steht auf vom Tod
und kehrt wieder zu großem Ruhm zurück: Zur Herrlichkeit der Auferstehung, zur Herrlichkeit
der Himmelfahrt. Und er wird von allen Scharen zum König der Herrlichkeit
ausgerufen. Es ist diese Herrlichkeit, die mit der Himmelfahrt beginnt und sich
zu Pfingsten bestätigt. Am Firmament der Kirche wird Unser Herr Jesus Christus
definitiv zum König der Herrlichkeit.
Seit dieser Zeit, trotz aller Kämpfe gegen ihn, kann man,
menschlich gesehen, die Reihe der von ihm bewirkten Triumphen folgendermaßen
begreifen: Letztendlich hat es nie einen Menschen gegeben – um es nur auf menschliche
Ebene zu bleiben –, der einen Ruhm erreichte, der bei weitem seinem Ruhm
gleichkäme.
Wer ist diese Person, nach der die Geschichte der
Menschheit in zwei Teile getrennt wird: vor und nach ihm? Wo ist die Person zu
deren Ehre so viele Denkmäler errichtet worden sind, über die so viele Bücher
geschrieben wurden, aus Liebe zu der so viele Menschen mit Begeisterung oder
mit fabelhafter Ausdauer trotz aller Arten von Ängsten und Angriffen des Instinkts
der Selbsterhaltung ihr Leben hingegeben haben? Welche Person, für die so viele andere gearbeitet
haben?
Schließlich, wenn wir den Ruhm der größten Männer in der
Geschichte in Betracht ziehen, zum Beispiel, Napoleons, Cäsars, Alexanders,
Karls des Großen, Konstantins, des hl. Ludwig IX., usw., welcher von ihnen hat
bei weitem einen ähnlichen Ruhm wie Unser Herr Jesus Christus? Wir sehen, dass Unser
Herr bereits in den Augen der Menschen und sogar in den Augen
seiner Gegner als König der Herrlichkeit festgelegt ist und dass diese
Verherrlichung nur ein Spiegel der endgültigen Glorifizierung ist, die er im
Himmel findet.
Dann werden uns bestimmte etwas zögerliche und verwirrte
Eindrücke, die uns bei der Lektüre der Evangelien kommen, bewusst. Indem wir
diesen Anfang der Herrlichkeit im Leben Unseres Herrn Jesus Christus sehen,
verstehen wir, dass hier nicht nur eine Herrlichkeit für diesen Anfang gegeben worden
ist, sondern dass es eine Herrlichkeit, die so immens ist, dass sie das
Versprechen einer größeren Herrlichkeit, einer Herrlichkeit für alle Zeiten,
ist. Es sind Tropfen von Herrlichkeit, die eine größere Herrlichkeit versprechen,
die aber in jedem Moment vom Leiden abgefangen werden. In jedem Moment scheint
es, dass es gelingen wird, doch sie fällt und scheitert. Engelsgesänge
verkünden seinen Ruhm, dann dreißig Jahre Schweigen; später drei Jahre
öffentlichen Lebens, schließlich Kreuz und Tod. Aber danach Auferstehung und endgültige
und ewige Herrlichkeit.
Welche Lehre können wir daraus ziehen?
Alle Bewegungen, die tatsächlich von der Gnade eingegeben
wurden und dazu bestimmt sind, großes in der Geschichte der Menschheit zu
vollbringen, sind von dieser Art von Licht und Schatten, von Kreuz und
Herrlichkeit, von Herrlichkeit und Kreuz umhüllt, die viele Teilnehmer dieser
Bewegungen täuscht und sie veranlasst, die Dinge nicht richtig zu verstehen, und
dadurch den Halt zu verlieren. In dieser Hinsicht wäre es interessant, etwas darüber
zu sagen.
Unser Apostolat um die Zeitschrift „Catolicismo“ ist eine
Mischung aus Kreuz und Ruhm; eine Mischung aus Misserfolgen, Niederlagen und
Siegen, die sich nacheinander abwechseln, was dazu führt, dass man in mancher
Hinsicht sagen kann, nichts ist mehr verletzt, mehr beschmutzt und beschämt als
unsere „Catolicismo“-Bewegung. Wenn wir jedoch die gleiche Realität unter
anderen Aspekten betrachten, können wir sagen, dass es hier und heute nichts
Ruhmreicheres, Herrlicheres gibt als dieses Apostolat.
Und diese Verflechtung von Scham, Beleidigungen,
Verfolgung, Verleumdung und zugleich von Herrlichkeiten, die sich abwechseln, begleitet
unser ganzes Leben und bringt eine Art ständige Vermischung von Verheißung einer
großen Herrlichkeit und Verheißung eines großen Kreuzes. Dies ist
architektonisch, weil es sich genau so abspielt wie im Leben Unseres Herrn
Jesus Christus.
Wir müssen aber gut verstehen, um welche Herrlichkeit und
um welches Kreuz es sich handelt. In der Berufung eines jeden von uns gibt es
einen Faktor, den zu vertuschen nutzlos oder gar kriminell wäre, einen Faktor,
der in einen jedem von uns die Hoffnung nährt, dass wir nicht nur irgendetwas Gutes
für den Ruhm Unserer Lieben Frau tun — was schon eine großartige Sache wäre — sondern, dass wir arbeiten und mitwirken, um für den Ruhm der Gottesmutter
etwas Kolossales, etwas Unermessliches zustande zu bringen, was tatsächlich das
Leben der kommenden Jahrhunderte bestimmt und den Kampf der Gegenrevolution
gegen die Revolution auf eine wirklich außergewöhnliche Weise kennzeichnet.
Wenn ich mich nicht irre, behauptete der hl. Ignatius von
Loyola folgendes: Falls es ihm gegeben wäre, alle Anstrengungen seines Lebens zu
verwenden, um zu verhindern, dass ein Mensch eine Todsünde begehe und dadurch
nicht in die Hölle komme, hielte er sein Leben für gerechtfertigt und würde sich
glücklich fühlen. Warum? Weil schon eine Todsünde eine unermessliche
Beleidigung Gottes darstellt. Sollte unser Apostolat also durch unseren Eifer
zur Liebe Gottes verhindern würde, dass nur eine einzige Seele nicht in eine
Todsünde falle, könnten wir uns darüber, streng genommen und nach der Lehre der
katholischen Kirche, als außerordentlich glücklich betrachten.
Wenn wir aber sagen würden, dass unsere Berufung sich nur
auf das beschränkt, würden wir weiterhin das tun, was wir tun, aber wir würden
den Eindruck haben, dass etwas fehlt, denn wir hegen eine Hoffnung nach etwas Höherem,
eine Hoffnung, die sich auf einem übernatürlichen Grund stützt. Diese Hoffnung
ist es, Himmel und Erde zu bewegen, Berge zu versetzen, an einer großen
Herrlichkeit teilzuhaben, nicht zu unserem persönlichen Vorteil, sondern zur
Ehre Unserer Lieben Frau, einer Herrlichkeit, eines Karls des Großen und seiner
Paare, einer Herrlichkeit eines hl. Königs Ludwig und der Kreuzritter oder der
Helden der Reconquista, oder der Chouans in der Vendée, oder der
Karlistenhelden Spaniens. Es ist eine Herrlichkeit, die über jeder menschlichen
Herrlichkeit steht.
Wir müssen erkennen, dass dies ein großes Versprechen der
Herrlichkeit bedeutet, wie sie uns tatsächlich gegeben ist, aber es ist ein
Versprechen von Herrlichkeit auf der Spur unserer Berufung. Es handelt sich
nicht um ein Versprechen der Herrlichkeit außerhalb dieser Spur, denn dann würde
sie uns zum Fluch.
Wichtig sein, Ämter oder Positionen ersteigen, reich
werden, Einfluss haben, herrschen und groß sein zu wollen im Sinne und für die
Anliegen der Welt, ist die abscheulichste Weise dem Ruf zur Herrlichkeit
unserer Berufung zu folgen. Den Weg der Welt einzuschlagen, dieser Weg, den wir
berufen wurden zu verlassen, bedeutet eine Herrlichkeit zu suchen, die uns
nicht versprochen wurde, in der wir letztendlich verloren gehen.
Es gibt einen anderen Weg, der aber ist der wahre Weg der
Herrlichkeit der Berufung, indem wir in der Berufung alles tun, was sie von uns
verlangt, ausgenommen von jedem Bestreben nach Wichtigkeit und Bedeutung außerhalb
und innerhalb der Bewegung...
Dieser
Text ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor Plinio Corrêa
de Oliveira, den er am 3. Mai 1965 hielt. Er wurde frei aus dem Portugiesischen übersetzt und angepasst
für die Veröffentlichung ohne Überarbeitung von Seiten des Autors.
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