Mittwoch, 23. September 2015

Philosophisches Selbstbildnis VI - Gegenrevolutionäre Aktionen

Wenn Brasilien von dem Verhängnis der Landzerstückelung verschont geblieben ist, so verdankt es dies dem Buch Agrarreform – Eine Gewissensfrage

   An dieser Stelle sollen nun einige bedeutende gegenrevolutionäre Unternehmungen Erwähnung finden, die von der TFP in den jeweiligen Ländern durchgeführt wurden.
  
1960 wütete in Brasilien die Agraragitation ... allerdings fast ausschließlich in den Städten! Eine schlauerweise in den Großstädten konzertierte Propaganda wollte glauben machen, dass wegen der Unzufriedenheit der Landarbeiterklasse unsere ganze Agrarwelt kurz vor einer Explosion stand. Es wurde behauptet, dass nur die Durchführung einer Agrarreform die Aufgebrachtheit der Massen auf dem Land besänftigen könne, es drohe sonst ein Blutbad. Im Grunde sollte die Staatsgewalt zu Spottpreisen unbebaute Latifundien enteignen und diese unter den Kleinbauern verteilen. Die Eigendynamik des egalitären Geistes der Agrarreformisten forderte jedoch bald die stufenweise Abschaffung aller größeren und mittleren Landgüter, denn unsere Agrarstruktur sollte in ein immenses Geflecht von kleinen Familienbetrieben verwandelt werden. In diesem Moment erschien das Buch Agrarreform – Eine Gewissensfrage. Das umfangreiche Werk hatte eine wahre Teamarbeit erfordert. So habe ich den ersten Teil des Buches, kaum niedergeschrieben, sogleich den Bischöfen Msgr. Antonio de Castro Mayer, damals Bischof von Campos, und Msgr. Geraldo de Proença Sigaud, damals noch Bischof von Jacarezinho und später Erzbischof von Diamantina, unterbreitet, damit sie den Text spezifisch unter theologischen Gesichtspunkten durchsehen konnten. Der zweite, technische Teil oblag dem Volkswirt Luis Mendonça de Freitas.(17)
   Das Werk wurde in Agrarkreisen sehr günstig aufgenommen und von Gouverneuren, Land- und Bundestagsabgeordneten, Senatoren, Hunderten von Bürgermeistern, Gemeindekammern und Landwirtschafts- bzw. Viehwirtschaftsgenossenschaften mit Beifall begrüßt
   Die Verfasser veröffentlichten 1964 dann die sog. „Erklärung von Morro Alto“, ein positives Programm für eine gerechte Agrarreform.(18)

(17) Von „Agrarreform – Eine Gewissensfrage“ erschienen insgesamt zehn Auflagen in folgenden Ländern: Brasilien (zwei Auflagen 1960, eine weitere 1961 und noch eine 1962), Argentinien (1963), Spanien (1969) und Kolumbien (3 Auflagen 1971 und eine weitere 1985), mit einer Gesamtauflage von 41.000 Exemplaren.
(18) Von der „Deklaration von Morro Alto“ erschienen zwei Auflagen in portugiesischer Sprache. Einschließlich des Abdrucks in der Zeitschrift “Catolicismo” erreichte sie eine Gesamtauflage von 32.500 Exemplaren.

   Gemeinsam stellten diese beiden Veröffentlichungen sowohl eine offene, energische Verteidigung des Privateigentumsgrundsatzes dar, den der sozialistische, konfiskatorische Agrarreformismus mehr oder weniger verschleiert bestritt, als auch eine Bestätigung der gesellschaftlichen Funktion des genannten Grundsatzes und der entsprechenden Korrektur von Missbräuchen und Fehlern auf dem Lande.
   Agrarreform – Eine Gewissensfrage rief eine Polemik hervor, die die Öffentlichkeit auf die eigentlichen Absichten der damals von linksgerichteten Strömungen vertretenen Strukturreformen aufmerksam machten; damit trug sie auch zur Bildung jenes ideologischen und psychologischen Klimas bei, das schließlich die Errichtung einer Gewerkschaftsrepublik vereiteln sollte, wie sie der damalige Präsident João Goulart anstrebte.
   Ohne Zweifel verdankt unser Land die Tatsache, dass damals seine Agrarstruktur nicht in zahllose Minifundyen von geringer Produktivität zerstückelt wurde, zu einem großen Teil diesem Buch.
  
Abkommen mit dem kommunistischen Regime:
Hoffnung oder Selbstzerstörung der Kirche?
- Lobendes Schreiben einer Kongregation des Heiligen Stuhls

   Unter allen meinen Werken sollte jedoch „Die Freiheit der Kirche im kommunistischen Staat“ die weitaus größte Verbreitung finden; die letzten Ausgaben dieses Werkes erschienen unter dem Titel „Abkommen mit dem kommunistischen Regime: Hoffnung oder Selbstzerstörung der Kirche?“ (19)

(19) Das 1963 zum ersten Mal veröffentlichte Essay brachte es auf zehn Auflagen in portugiesischer Sprache: Brasilien (1963, 7 Auflagen 1965, 1967 und 1974); elf auf Spanisch: Brasilien (1963 und 2 Auflagen 1964), Chile (1964), Spanien (2 Auflagen 1970, 2 Auflagen 1971 und weitere 2 Auflagen 1973) und Mexiko (1965); fünf auf Französisch: Brasilien (1963, 1964, 1965) und Frankreich (1975 und 1977); eine auf Deutsch (1965), eine auf Ungarisch (1967), vier auf Englisch (1963 und 3 Auflagen 1964), zwei auf Italienisch (1963 und 1964) sowie zwei auf Polnisch. Die Ausgaben in den fünf zuletzt genannten Sprachen kamen allesamt in Brasilien heraus. Insgesamt erreichten die verschiedenen Auflagen die Zahl von 163.500 Exemplaren. Außerdem wurde der vollständige Text in 40 Zeitschriften und Zeitungen in Brasilien, Angola, Argentinien, Bolivien, Chile, Deutschland, Frankreich, Italien, Mexiko, Kolumbien, Portugal, Spanien und USA abgedruckt

   Die Schrift erhielt ein ehrenvolles Lobesschreiben der Heiligen Kongregation für Seminare und Universitäten des Heiligen Stuhls, das das Datum vom 2. Dezember 1964 trägt und von den Kardinälen Pizzardo und Staffa unterschrieben ist.
   Die Studie fand auch jenseits des Eisernen Vorhangs Widerhall. Zwei polnische Presseorgane, das linksgerichtete katholische Wochenblatt „Kierunky“ und die Monatsschrift „Zycie i Mysl“, griffen sie heftigst an. Zbigniew Czaikowski, ein Mitarbeiter beider Veröffentlichungen, verfasste ausführliche, aufgebrachte Artikel gegen mein Essay. Als ich ihm daraufhin im „Catolicismo“ antwortete, kam es zu einer Polemik, in deren Verlauf sich die Pariser Zeitschrift „L’Homme Nouveau“ in der Feder ihres Mitarbeiters Henri Carton auf meine Seite schlug, während die stürmische kommunistisch-fortschrittliche „Témoignage Chrétien“ den Standpunkt Czajkowskis vertrat.
   Wie das Werk „Agrarreform – Eine Gewissensfrage“ war auch „Die Freiheit der Kirche im kommunistischen Staat“ aus einem konkreten Problem heraus entstanden. Schon damals grassierte nämlich in katholischen Kreisen die listig verbreitete Idee, dass allein der Widerstand des kommunistischen Regimes gegen Kulthandlungen eine Verständigung verhinderte. Diese entschieden unvollständige Behauptung erlaubte es den der Kirche gegenüber Respekt heuchelnden Marxisten, die entschlossene Unterstützung gewisser Katholiken für einen hypothetischen Kommunismus, der völlige Kultfreiheit zusagte, zu gewinnen.
   Dieses propagandistische Manöver sollte dem Kommunismus unermessliche Vorteile bringen. Denn eine Beeinflussung der katholischen Massen würde den Widerstand schwächen oder gar ganz aufheben, den die weltweit 800 Millionen Katholiken dem Kommunismus entgegensetzen könnten.
   Mit meinem Essay habe ich versucht, diese Absicht bereits 1963 zu vereiteln, indem ich dargelegt habe, dass das kommunistische Regime von seinem Wesen her darauf aus ist, das Recht auf Privateigentum abzuschaffen oder es doch schwer zu verstümmeln, was wiederum in offenem Gegensatz zur Lehre der Kirche steht. Eine Kirche, die ihrer Sendung treu bleibt, kann nie davon ablassen, ein solches Regime zu bekämpfen, auch wenn dieses bereit sein sollte, ihr völlige Kultfreiheit zu gewähren. Dieser Kampf würde wohl oder übel zu einem Konflikt zwischen den Katholiken und jedem kommunistischen Staat führen.

Unbemerkte ideologische Umwandlung und Dialog
prangert das Manöver zur Schwächung des ideologischen Widerstands der Katholiken an

   Ein großes Echo fand auch die Schrift Unbemerkte ideologische Umwandlung und Dialog (20)

(20) Nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1965 erschienen weitere 13 Ausgaben, fünf in portugiesischer Sprache (4 Auflagen 1966 und eine weitere 1974), eine in deutscher Sprache (1967 in Brasilien), sechs in spanischer Sprache (eine 1966 in Argentinien, zwei 1966 und 1971 in Spanien, 1985 eine in Mexiko und zwei in Chile) und eine in italienischer Sprache (1970). Der Text erschien auch in neun Zeitungen bzw. Zeitschriften in Brasilien, Argentinien, Chile, Kolumbien, Portugal, Spanien und USA. Insgesamt ergeben diese Auflagen und Abdrucke 136.500 Exemplare.

   Dieses Essay zeigt, wie sich die Kommunisten des Dialogs bedienen, um auf verstohlene Weise den ideologischen Widerstand des Gegners, ganz besonders der Katholiken, zu brechen.
   Seine Themenstellung ist zu subtil und umfassend, als dass man sie hier in diesem Rahmen zusammenfassen könnte. Eine der wichtigsten Feststellungen praktischer Natur dieser Studie ist die, dass die Kommunisten im Verlauf ihres unehrlichen Dialogs nicht etwa erwarten, dass die Katholiken ausdrücklich ihrem Glauben abschwören, sondern dass sie sich eine relativistische, evolutionistische Auslegung der katholischen Lehre zu Eigen machen. Auf diese Weise wird der Glaube korrumpiert, denn dieser verlangt seiner Natur nach eine Gewissheit, die mit dem durch Relativismus und Evolutionismus bedingten Zustand des Zweifels unvereinbar ist. Ist erst einmal dieses Ziel erreicht, fällt es der kommunistischen Propaganda nicht schwer, die Katholiken dahin zu bringen, im Dialog mit dem Kommunismus eine Synthese zu finden ... die durchaus im Kommunismus selbst, nur eben in einem anderen Gewand, bestehen kann.

Die Kirche angesichts der Eskalation der kommunistischen Bedrohung – Aufruf an die schweigenden Bischöfe

   1976 habe ich das Buch Die Kirche gegenüber der Eskalation der kommunistischen Bedrohung – Aufruf an die schweigenden Bischöfe veröffentlicht. (21) Dieses Werk setzt sich vor allem der Haltung auseinander, die damals auf dem Gebiet der Glaubenslehre von der kirchlichen Hierarchie in Brasilien zugunsten des Kommunismus eingenommen wurde. Dazu zählten etwa die unverblümt prokommunistischen Predigten des Bischofs von São Felix do Araguaia, Pedro Casaldaliga.

(21) Es erschien im Juni 1976 und brachte es auf vier Auflagen (zwei 1976 und weitere zwei 1977) mit insgesamt 51.000 Exemplaren, die von den Mitgliedern und Mitarbeitern der TFP in 1.700 brasilianischen Städten und Gemeinden vertrieben wurden.

   In dem Buch gehe ich auf die ungeheuren Veränderungen ein, die sich im Schoß des brasilianischen Episkopats abspielten, der sich bis 1948 als ein entschiedener Gegner des Marxismus erwiesen hatte. Doch dann war es im Episkopat zu einem Linksschwenk gekommen, der sich 1952 mit der Bildung der CNBB (22) und der Wahl Helder Camaras zu ihrem ersten Generalsekretär noch verstärken sollte. Die Früchte dieser Kehrtwendung ließen nicht auf sich warten: Priester bei Demonstrationen, Ordensschwestern im Minirock und führende Linkskatholiken, die sich für die kommunistisch-janguistische (23) Agitation aussprachen.

(22) Brasilianische Bischofskonferenz.
(23) Anm. des Übers.: Der Begriff Janguismus bezieht sich auf die sozialistisch ausgerichtete Politik des Jango genannten Präsidenten João Goulart.

   Nach 1964 kam es zwar in zahlreichen brasilianischen Institutionen zu einer Säuberungsaktion von kommunistischen Elementen, die jedoch an katholischen Kreisen spurlos vorüberging. Die Folge davon war, dass linksgerichtete Bewegungen gerade hier ihren Unterschlupf fanden. Unter dem Schutz der Kirche gediehen sie so gut, dass mehr als ein Vertreter des brasilianischen Episkopats durch Handlungen oder Unterlassungen zu einer wertvollen Stütze derer wurde, die alles daran setzen, Brasilien kommunistisch zu machen.
   Ich habe die „schweigenden Bischöfe“ in dem Buch zu einer Stellungnahme aufgerufen. Sie waren zahlreich und, da sie über genügend Prestige verfügten, brauchten sie zur Rettung Brasiliens nur all die vielen päpstlichen Verlautbarungen zu diesem Thema unter den Gläubigen zur Verteilung zu bringen.
   Neben dieser traurigen Entwicklung des Episkopats wies ich auf den ganz auf Gesetz und Lehre gegründeten Kampf hin, den derweil eine Gruppe treuer Katholiken für die Kirche und die christliche Zivilisation führte, eine Gruppe, die sich anfangs um den „Legionário“ und etwas später um den „Catolicismo“ gesammelt hatte und die heute, sehr viel zahlreicher geworden, die Brasilianische Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum (TFP) bildet.
   Ich wollte diese Studie als Einführung zu einer Zusammenfassung von „Die Kirche des Schweigens in Chile – TFP verkündet die ganze Wahrheit“, einem hervorragenden, 1976 von der chilenischen TFP herausgegebenen Bestseller, veröffentlichen, da zwischen beiden Arbeiten eine enge Verwandtschaft besteht, die vor allem von der Ähnlichkeit des Vorgehens der kirchlichen Hierarchie in Brasilien und Chile herrührt, wenn sich auch dort der größte Teil des Episkopats (und nicht nur einige Bereiche wie in Brasilien) deutlicher für die Einführung des Kommunismus einsetzte, wie die reichlichen Unterlagen des chilenischen Buches beweisen. So konnte es zum Aufstieg Freis, des chilenischen Kerensky (24), und gleich darauf Allendes ins Präsidentenamt kommen. Diesem letzteren gewährten die Bischöfe während seiner Unheil bringenden Regierungszeit alle Unterstützung und bemühten sich sogar nach seinem Sturz noch um die Rückkehr dieses Bruderlandes in die Netze des Kommunismus.

(24) Zur kommunistenfreundlichen Regierung des früheren chilenischen Präsidenten Eduardo Frei und der chilenischen Christdemokraten vgl. „Frei, el Kerensky chileno“, von Fabio Vidigal Xavier da Silveira, das 1967 zuerst im „Catolicismo“ (Nr.178/179) erschien und weitere zehn Ausgaben erlebt hat, davon zwei in Portugiesisch, sieben in Spanisch (drei in Argentinien, eine in Kolumbien, eine in Ekuador und drei in Venezuela) und eine in Italienisch. Außerdem wurden noch zwei Auflagen im „Catolicismo“ (Brasilien) und drei in „Cruzada“ (Argentinien) gedruckt. Die Tageszeitung „La Verdad“ aus Caracas hat den Text im vollen Wortlaut abgedruckt und andere Zeitungen dieser Stadt haben Zusammenfassungen gebracht. Insgesamt erreichten diese Veröffentlichungen 128.000 Exemplare.

   Seit dem Amtsantritt Johannes Pauls II. im Jahre 1978 erfuhr dieser ganze Prozess wichtige Veränderungen, die im Falle einer Beschreibung des heutigen Bildes eine Reihe von nicht unbedeutenden Anpassungen notwendig machen.
  
Indianischer Tribalismus, missionarisch-kommunistisches Ideal für das Brasilien des 21. Jahrhunderts

   Für den Strukturalismus und dessen wichtigsten Vertreter, den Philosophen Lévy Strauss, kommt die Indianergesellschaft dadurch, dass sie „der Geschichte widerstanden“ hat, dem menschlichen Ideal am nächsten. Und zu ihrer vorsteinzeitlichen Lebensweise sollten wir auch nach dieser philosophischen Richtung zurückkehren.
   Wenn man sich schon darüber wundert, dass atheistische Philosophen so absurde Thesen vertreten, um wieviel mehr muss es uns erschüttern, dass katholische Missionare den Urwaldindianer als das vollkommene Menschheitsideal und das Stammesleben als das ideale menschliche Leben hinstellen.
   Und dennoch ist es so. Eine neue Missionsrichtung, die in kirchlichen Kreisen freien Umlauf hat, behauptet, dass die heutige Zivilisation untergehen müßten, um dem System des Stammeslebens Platz zu machen. Einrichtungen wie das Privateigentum, die monogame Familie und die unauflösliche Ehe hätten zu verschwinden. Die klassische Gestalt der evangelisierenden, zivilisierenden Missionare, wie es die Patres José de Anchieta (inzwischen heilig gesprochen) und Manual da Nóbrega waren, müssten aufgegeben werden. Da diese neue Missionsrichtung nicht zivilisieren will, will sie auch nicht katechisieren. Und da ihr nicht an der Katechese liegt, will sie auch nicht zivilisieren.
   Hinter dieser Art von Verhalten verbirgt sich eine taktische Frage. Würde die aktualisierte Missionslehre die in den kommunistischen Ländern eingeführte Gütergemeinschaft loben, würde sie sich unvermeidlich einer lästigen Kritik und Widerlegung aussetzen.
Um dieses gefährliche Thema zu umgehen, reden die neuen Missionare dem System des Stammeslebens das Wort: Sie preisen in ihm die Gütergemeinschaft an, das Nichtvorhandensein von Gewinn, Kapital, Löhnen und Gehältern, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, „Privilegierten“ und „Ausgeschlossenen“, „Bedrückern“ und „Unterdrückern“, wie sie das nennen. Und auf diese Weise nutzen sie die Gelegenheit, um das Privateigentum anzugreifen, das in den zivilisierten Ländern des Westens weiterhin in Kraft ist.
   Das konkrete Ergebnis dieser Taktik besteht darin, dass das überschwengliche Loblied der neuen Missionswissenschaft auf das in den Indianerstämmen geltende Gemeineigentum bei weitem nicht die Reaktion in unserer Mitte ausgelöst hat, die eine direkte Apologie der kommunistischen Gesellschaften hinter dem Eisernen Vorhang ohne Zweifel hervorrufen würde.
   Dennoch besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass es sich bei dieser idyllisch verbrämten Vision vom wilden Indianer, wie sie von der neuen Missionswissenschaft als das Ideal für den Menschen des 21. Jahrhunderts hingestellt wird, in Wahrheit um eine Gesellschaft kommunistischer Couleur handelt.
   Es gilt hier noch einmal zu betonen, dass das Hauptproblem dieser Wahnvorstellungen weder in den Missionaren selbst noch in den Indianern zu suchen ist, sondern in der Frage, wie sich dieses Denken ungestraft in die heilige katholische Kirche einschleichen und hier Seminare vergiften, Missionare verbilden und Missionen entstellen konnte. Und dies alles mit so großer kirchlicher Rückendeckung.
   Indianischer Tribalismus, missionarisch-kommunistisches Ideal für das Brasilien des 21. Jahrhunderts habe ich Ende 1977 mit dem Ziel veröffentlicht, den Brasilianern diese unerwartete Facette der innerkirchlichen Krise zur Kenntnis zu bringen.
   „Catolicismo“ veröffentlichte die Studie zuerst (Nr. 323/324, November-Dezember 1977) und dann erschien im Dezember die erste Buchausgabe im Verlag Vera Cruz; in kurzer Zeit sollten sechs weitere Auflagen mit einer Gesamtzahl von 76.000 Exemplaren folgen.
  
Ein Katholik kann und muss gegen die Agrarreform sein.
  
   Die CNBB (Brasilianische Bischofskonferenz) ist das offizielle Organ der brasilianischen Bischöfe. Das aber bedeutet, dass ihre Verlautbarungen von den Katholiken normalerweise als Ausdruck des Standpunkts der Kirche aufgenommen werden sollten.
   Die Veröffentlichung der Erklärung Die Kirche und das Landproblem zum Abschluss der 1980 auf dem bekannten Landgut Itaici abgehaltenen Vollversammlung dieser altehrwürdigen kirchlichen Einrichtung musste daher unter den Gläubigen eine große Bestürzung hervorrufen. Als ausgesprochen agrarreformistisches Manifest sollte dieses CNBB-Dokument eine allgemeine Offensive gegen den großen und mittleren Landbesitz auslösen. Außerdem schlug es den Regierungsstellen konkrete Maßnahmen zu einer umgehenden Aufteilung des Agrarlandes vor.
   Dieser Schritt stürzte nicht nur die Farmer, sondern auch alle Katholiken, die in der traditionellen Lehre der Kirche aufgewachsen waren, sowie die denkenden und handelnden Menschen des Landes in einen Gewissenskonflikt. Diese drei umfangreichen, gewichtigen Gruppen konnten sich nun zu Recht fragen, welche Gültigkeit den vielen neuen und einzigartigen Behauptungen der Verlautbarung als Lehrmeinung zukam, und welche Autorität hinter den Argumenten stand, um so barsche und brisante Aussagen zu treffen.
   Die TFP sah es als ihre Aufgabe an, das Schweigen zu brechen und auf diese Fragen eine Antwort zu geben. Sie tat es mit dem Buch Ich bin Katholik: Darf ich gegen die Agrarreform sein? (1981, 360 S., 4 Auflagen von insgesamt 29.000 Exemplaren), das ich zusammen mit Prof. Carlos Patricio del Campo, Master of Science in Agrarwirtschaft durch die Universität Berkeley (Kalifornien, USA) geschrieben habe.
   Das Buch zeigt, dass der Katholik vor allem treu zu den traditionellen Lehren des höchsten kirchlichen Lehramtes zu stehen hat. Nun führt aber eine aufmerksame Prüfung der genannten CNBB-Verlautbarung zu dem Schluss, dass keine Übereinstimmung zwischen diesen Lehren und der von der CNBB verteidigten Agrarreform gibt. Ein antiagrarreformistischer Katholik hat also nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, weiterhin gegen die Agrarreform zu sein.
   Im wirtschaftlichen Teil des Buches wird belegt, dass die CNBB-Verlautbarung schwerwiegende Mängel bei der Beschreibung der wirtschaftlichen Lage der brasilianischen Landwirtschaft und dem sich daraus ergebenden „Lösungsvorschlag“, nämlich der von ihr vertretenen Agrarreform, aufweist. Wenn also auch gegen die bischöfliche Verlautbarung unter dem strikten Gesichtspunkt der katholischen Glaubenslehre nichts einzuwenden wäre, wäre sie allein schon unter wirtschaftlichen Aspekten unhaltbar.

Der Selbstverwaltungssozialismus: Barriere gegen den Kommunismus oder sein Brückenkopf ?

  Unter diesem Titel erschien eine umfassende Darstellung und kritische Analyse des Selbstverwaltungsprogramms Mitterrands, der damals gerade zum Präsidenten der französischen Republik gewählt worden war. Diese von mir verfasste Arbeit wurde von den dreizehn damals bestehenden TFP-Vereinigungen in ihrem Namen wiedergegeben und verbreitet und von Dezember 1981 an in 45 der größten Tageszeitungen von 19 Ländern Amerikas, Europas und Ozeaniens in vollem Wortlaut abgedruckt. Eine Zusammenfassung der wesentlichsten Teile erschien auch in 49 Ländern aller fünf Kontinente in 13 Sprachen. Damit wurde dieses Dokument in Auflagen von insgesamt 33,5 Millionen Exemplaren verbreitet.
   Die ganze Bedeutung der genannten Studie wird erst deutlich, wenn man bedenkt, dass in der Zeit, die der ersten Wahl Mitterrands zum Präsidenten vorausging, der Ausdruck Selbstverwaltungssozialismus weltweit einer Art propagandistischem Frühling gleichkam, der damals in linken Kreisen in Mode kam.
   Alle Intellektuellen, die sich aggiornati, das heißt auf dem neuesten Stand zeigen wollten, verstanden sich als Vertreter des Selbstverwaltungssozialismus.
   Der Grund dafür lag darin, dass sich die Bezeichnungen „Sozialismus“ und „Sozialist“ in einem deutlichen Veralterungsprozess befanden, den es mit irgendeiner Tarnung aufzuhalten galt. So wie eine Frau, deren Haar langsam grau wird, versucht, dieses zu färben.
   So hat sich auch der viele Jahrzehnte alte Sozialismus mit seinem bereits silbergrauen Haar ein neues Gesicht zugelegt, indem er sich mit dem Begriff der Selbstverwaltung schmückte. Auf diese Weise gedachte er sich zu kräftigen und zu verjüngen.
   Die Anprangerung des Selbstverwaltungssozialismus hatte denn auch zur Folge, dass die mit Selbstverwaltung zusammenhängenden Begriffe aus der Mode kamen. Und der Sozialismus konnte nun in seinem Alterungsprozess nicht mehr zur Färbung der Haare greifen, obwohl ihm diese so gute Propagandaerfolge verschafft hatte.
Seither wurden seine Erfolge entsprechend seltener ...
   Schlimmer noch: Der Alterungsprozess ist heute tatsächlich so weit fortgeschritten, dass der Sozialismus von seinen eigenen Anführern und Parteigängern als altersschwach erklärt wird.
   Eine von mir selbst ausgearbeitete kurze Zusammenstellung der Ereignisse, die auf die Veröffentlichung jener Analyse folgten, belegt das eben Gesagte:
   1. Am 12. Dezember 1981 (d.h. drei Tage nach der Veröffentlichung des Dokuments) beschrieb die angesehene, in Paris von der „New York Times“ und von der „Washington Post“ herausgegebene und weltweit verbreitete Tageszeitung in englischer Sprache „International Herald Tribune“ folgendermaßen die Reaktion der sozialistischen Regierung Frankreichs auf die genannte Studie über das „Sozialistische Projekt für das Frankreich der 80er Jahre“: „In Paris ließen autorisierte Regierungsquellen verlauten, dass sie auf diese Veröffentlichung nicht vorbereitet waren, dass sie jedoch die Angelegenheit prüften. ‚Es gibt absolut keinen Grund zur Furcht, und wir sind vor allem daran interessiert zu erfahren, wer oder was hinter dieser Veröffentlichung steht‘, erklärte am Donnerstag ein Sprecher des Elysée-Palasts und fügte dann hinzu, dass ‚später‘ eine Reaktion erfolgen könnte.“ Eine solche Reaktion hätte man allerdings umsonst erwartet, denn sie erfolgte nie.
   2. Hier ist es angebracht, das „Sozialistische Projekt für das Frankreich der 80er Jahre“ in Erinnerung zu rufen: „Es kann kein sozialistisches Projekt allein für Frankreich geben. Das Dilemma ‚Freiheit oder Knechtschaft‘, ‚Sozialismus oder Barbarei‘ geht über die Grenzen unseres Landes hinaus (...) Seiner Natur und Berufung nach ist der Sozialismus international (...) Frankreich ist eine kollektive Bestrebung oder überhaupt nichts (..) Für ein Land wie das unsere gibt es immense Möglichkeiten (...),die universelle Botschaft des Sozialismus in Europa und in der ganzen Welt hochzuhalten und zu verbreiten“ (Vgl. Projet Socialiste pour la France des années 90. Club Socialiste du Livre, Paris, Mai 1981, S. 18, 108, 126, 164).
   Ebenso soll daran erinnert werden, dass sich die Sozialisten der alten Garde noch ihres kommunistischen Parteibuchs rühmten. So schrieb etwa der frühere Premierminister Pierre Mauroy: „Wir halten dem marxistischen Geist die Treue.“ (Vgl. Documentation Socialiste, Ergänzungsheft Nr. 2)
   3. Im Dezember 1991, nachdem die sozialistische Regierung also zehn Jahre lang vergebens versucht hatte, ihr „Projet“ umzusetzen, tauschte die PSF bei einem außerordentlichen Parteitag in der Défense das radikale Programm aus dem Jahre 1981 gegen das nichtssagende „Neue Horizonte“ aus.
   In diesem neuen Projekt kann man nun lesen: „In Wirklichkeit kam es nicht zu der von einer bestimmten marxistischen Analyse vorhergesehenen Verarmung der Arbeiterklassen. Zwischen 1950 und 1990 hat sich der Lebensstandard in Frankreich vervierfacht (...) Es geht heute nicht mehr darum, wie in der überholten Selbstverwaltung (sic!) die Unternehmer abzusetzen und sie durch vom Staat bestimmte oder von der Basis gewählte Leiter zu ersetzen (...) Die Vertreter der Arbeitnehmer sollen die Führungskräfte an der Unternehmensspitze nicht ersetzen (...) Die Macht des Marktes liegt darin, dass er unersetzlich ist (...) Alle Versuche, ihn zu ersetzen, haben fehlgeschlagen (...) Der Sozialismus fordert und wünscht eine andere Organisation des Planeten, diese soll sich jedoch im Kontext eines weltweiten Kapitalismus entwickeln.“ (Vgl. Michel Charzat, Un Nouvel Horizon, S. 96, 96 u. 97)
   4. Im Oktober 1992 erklärte die französische Wohnungsministerin Marie-Noëlle Lienemann: „Die Sozialistische Partei gibt es nicht mehr. Wir müssen eine neue Struktur, eine neue Partei schaffen.“ (Vgl. Folha de S. Paulo, 22.10.92)
   Diese Erklärungen kommen einer wahren Sterbeurkunde des Selbstverwaltungstraums der französischen Sozialisten gleich.(25)

(25) Anmerkung der Redaktion: Sollte der Leser daran interessiert sein, nähere Einzelheiten zu diesem nützlichen und wirksamen Dokument aus der Feder von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira – auf internationaler Ebene -kennen zu lernen, empfehlen wir die Lektüre des Buches Tradition, Familie und Privateigentum – Ein Ideal, ein Wahlspruch, eine Heldentat (S. 507 bis 517).

Die kirchlichen Basisgemeinden: Werkzeug der katholischen Linken zur „Reform Brasiliens“ in einem sozialisierenden Sinne

   Eine von den Theologen Gustavo Gutiérrez und Hugo Assmann angeführte und von der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz 1968 in Medellín geförderte theologische Strömung, die den Namen „Befreiungstheologie“ trägt, hat in theologischen Kreisen auf der ganzen Welt eine weite Verbreitung gefunden. Diese Strömung sucht in der Heiligen Schrift Grundlagen für Irrtümer, die zwar von unterschiedlichen Lehrrichtungen verbreitet werden, jedoch eng miteinander verbunden sind: Eine davon ist der Progressismus auf den Gebieten der Theologie, der Philosophie und der Moral, mit entsprechenden Auswirkungen auf das Studium des Kirchenrechts, der Kirchengeschichte usw. und die andere ist der Linksextremismus auf dem Gebieten der katholischen Soziologie, der sich auch auf das unter katholischem Einfluss durchgeführte Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Politik sowie auf Leben, Denken und Handeln der als christdemokratisch, christsozialistisch, sozialistisch-katholischen usw. bezeichneten politischen Bewegungen auswirkt.
   Verschiedene Aspekte der Lehren der Befreiungstheologie wurden von Johannes Paul II. in seiner Ansprache von Puebla (1979) verurteilt. Dennoch fanden sie weiterhin Verbreitung in ganz Brasilien.
Die durch den Progressismus hervorgerufenen oder geförderten Handlungspotentialitäten verlangen ihrer Natur nach eine Organisation, die dem Klerus und den Gläubigen, die auf eine „Reform Brasiliens“ mit sozialisierender Ausrichtung eingeschworen sind, einheitliche Ziele und Methoden auf konkreter Ebene gibt.
   Diese Organisation wird von den CEBs (kirchlichen Basisgemeinden) gebildet. (26)

(26) Anmerkung des Übersetzers: CEB (Comunidades Eclesiais de Base) ist die Abkürzung, unter der in Brasilien die kirchlichen Basisgemeinden bekannt sind.

   Um Brasilien vor dieser Gefahr zu warnen, haben die Brüder Gustavo Antonio Solimeo und Luiz Sergio Solimeo mit mir zusammen ein Buch unter dem Titel Die CEBs ..., von denen viel gesprochen wird, aber wenig bekannt ist – Die TFP beschreibt sie, wie sie sind verfasst.
   Im ersten Teil weise ich nach, dass die CEBs der katholischen Linken als Werkzeug dienen, mit dem sie Unzufriedenheit in der Bevölkerung (vor allem unter den Arbeitern) säen; die Unzufriedenheit wird dann in Agitation verwandelt, um schließlich unter Einsatz der Agitation der Staatsgewalt eine dreifache Reform aufzuzwingen: die Land-, Stadt- und Unternehmensreform. Dies alles geschieht wahrscheinlich in der Absicht, in Brasilien ein sozialistisches Selbstverwaltungssystem zu errichten.
   Der 2. Teil des Buches informiert die brasilianische Öffentlichkeit darüber, was die CEBs eigentlich sind, was für eine Lehre sie verbreiten, wie sie organisiert sind, welche Methoden sie anwenden, um neue Mitglieder anzuwerben und wie diese auf den Gesellschaftskörper als Ganzes einwirken. Darum haben die Verfasser dieses Teiles Daten eingebracht, die sie sozusagen aus dem Munde der Organisationen selbst vernommen haben, das heißt aus den Schriften, in denen sie sich selbst den Mitgliedern und der Öffentlichkeit gegenüber darstellen. Die so zusammengetragenen Informationen wurden durch Nachrichten aus Zeitungen und Zeitschriften ergänzt, denen man gewiss nicht nachsagen kann, sie verzerrten die Fakten zum Schaden der CEBs.

   Seit August 1982 setzen sich die Mitglieder und Mitarbeiter der TFP für die Verbreitung des Buches in ganz Brasilien ein; 1510 Städte und Gemeinden wurden von den verdienstvollen Werbe-Karawanen der TFP bereits besucht, was dazu führte, dass schon sechs Auflagen von insgesamt 72.000 Exemplaren des Buches vergriffen sind.

Fortsetzung folgt

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