Wenn Brasilien von dem Verhängnis der Landzerstückelung
verschont geblieben ist, so verdankt es dies dem Buch Agrarreform – Eine
Gewissensfrage
An dieser Stelle
sollen nun einige bedeutende gegenrevolutionäre Unternehmungen Erwähnung
finden, die von der TFP in den jeweiligen Ländern durchgeführt wurden.
1960 wütete in Brasilien die Agraragitation ... allerdings fast ausschließlich in den Städten! Eine schlauerweise in den Großstädten konzertierte Propaganda wollte glauben machen, dass wegen der Unzufriedenheit der Landarbeiterklasse unsere ganze Agrarwelt kurz vor einer Explosion stand. Es wurde behauptet, dass nur die Durchführung einer Agrarreform die Aufgebrachtheit der Massen auf dem Land besänftigen könne, es drohe sonst ein Blutbad. Im Grunde sollte die Staatsgewalt zu Spottpreisen unbebaute Latifundien enteignen und diese unter den Kleinbauern verteilen. Die Eigendynamik des egalitären Geistes der Agrarreformisten forderte jedoch bald die stufenweise Abschaffung aller größeren und mittleren Landgüter, denn unsere Agrarstruktur sollte in ein immenses Geflecht von kleinen Familienbetrieben verwandelt werden. In diesem Moment erschien das Buch Agrarreform – Eine Gewissensfrage. Das umfangreiche Werk hatte eine wahre Teamarbeit erfordert. So habe ich den ersten Teil des Buches, kaum niedergeschrieben, sogleich den Bischöfen Msgr. Antonio de Castro Mayer, damals Bischof von Campos, und Msgr. Geraldo de Proença Sigaud, damals noch Bischof von Jacarezinho und später Erzbischof von Diamantina, unterbreitet, damit sie den Text spezifisch unter theologischen Gesichtspunkten durchsehen konnten. Der zweite, technische Teil oblag dem Volkswirt Luis Mendonça de Freitas.(17)
Das Werk wurde
in Agrarkreisen sehr günstig aufgenommen und von Gouverneuren, Land- und Bundestagsabgeordneten,
Senatoren, Hunderten von Bürgermeistern, Gemeindekammern und Landwirtschafts-
bzw. Viehwirtschaftsgenossenschaften mit Beifall begrüßt
Die Verfasser
veröffentlichten 1964 dann die sog. „Erklärung von Morro Alto“, ein positives
Programm für eine gerechte Agrarreform.(18)
(17) Von „Agrarreform – Eine Gewissensfrage“ erschienen
insgesamt zehn Auflagen in folgenden Ländern: Brasilien (zwei Auflagen 1960,
eine weitere 1961 und noch eine 1962), Argentinien (1963), Spanien (1969) und
Kolumbien (3 Auflagen 1971 und eine weitere 1985), mit einer Gesamtauflage von
41.000 Exemplaren.
(18) Von der „Deklaration von Morro Alto“ erschienen zwei
Auflagen in portugiesischer Sprache. Einschließlich des Abdrucks in der
Zeitschrift “Catolicismo” erreichte sie eine Gesamtauflage von 32.500
Exemplaren.
Gemeinsam
stellten diese beiden Veröffentlichungen sowohl eine offene, energische
Verteidigung des Privateigentumsgrundsatzes dar, den der sozialistische,
konfiskatorische Agrarreformismus mehr oder weniger verschleiert bestritt, als
auch eine Bestätigung der gesellschaftlichen Funktion des genannten Grundsatzes
und der entsprechenden Korrektur von Missbräuchen und Fehlern auf dem Lande.
Agrarreform –
Eine Gewissensfrage rief eine Polemik hervor, die die Öffentlichkeit auf die
eigentlichen Absichten der damals von linksgerichteten Strömungen vertretenen
Strukturreformen aufmerksam machten; damit trug sie auch zur Bildung jenes
ideologischen und psychologischen Klimas bei, das schließlich die Errichtung
einer Gewerkschaftsrepublik vereiteln sollte, wie sie der damalige Präsident
João Goulart anstrebte.
Ohne Zweifel
verdankt unser Land die Tatsache, dass damals seine Agrarstruktur nicht in
zahllose Minifundyen von geringer Produktivität zerstückelt wurde, zu einem
großen Teil diesem Buch.
Abkommen mit dem kommunistischen Regime:
Hoffnung oder Selbstzerstörung der Kirche?
- Lobendes Schreiben einer Kongregation des Heiligen
Stuhls
Unter allen
meinen Werken sollte jedoch „Die Freiheit der Kirche im kommunistischen Staat“
die weitaus größte Verbreitung finden; die letzten Ausgaben dieses Werkes
erschienen unter dem Titel „Abkommen mit dem kommunistischen Regime: Hoffnung
oder Selbstzerstörung der Kirche?“ (19)
(19) Das 1963 zum ersten Mal veröffentlichte Essay
brachte es auf zehn Auflagen in portugiesischer Sprache: Brasilien (1963, 7
Auflagen 1965, 1967 und 1974); elf auf Spanisch: Brasilien (1963 und 2 Auflagen
1964), Chile (1964), Spanien (2 Auflagen 1970, 2 Auflagen 1971 und weitere 2
Auflagen 1973) und Mexiko (1965); fünf auf Französisch: Brasilien (1963, 1964,
1965) und Frankreich (1975 und 1977); eine auf Deutsch (1965), eine auf
Ungarisch (1967), vier auf Englisch (1963 und 3 Auflagen 1964), zwei auf
Italienisch (1963 und 1964) sowie zwei auf Polnisch. Die Ausgaben in den fünf
zuletzt genannten Sprachen kamen allesamt in Brasilien heraus. Insgesamt
erreichten die verschiedenen Auflagen die Zahl von 163.500 Exemplaren. Außerdem
wurde der vollständige Text in 40 Zeitschriften und Zeitungen in Brasilien,
Angola, Argentinien, Bolivien, Chile, Deutschland, Frankreich, Italien, Mexiko,
Kolumbien, Portugal, Spanien und USA abgedruckt
Die Schrift erhielt ein ehrenvolles Lobesschreiben der
Heiligen Kongregation für Seminare und Universitäten des Heiligen Stuhls, das das
Datum vom 2. Dezember 1964 trägt und von den Kardinälen Pizzardo und Staffa
unterschrieben ist.
Die Studie fand auch jenseits des Eisernen Vorhangs
Widerhall. Zwei polnische Presseorgane, das linksgerichtete katholische Wochenblatt
„Kierunky“ und die Monatsschrift „Zycie i Mysl“, griffen sie heftigst an.
Zbigniew Czaikowski, ein Mitarbeiter beider Veröffentlichungen, verfasste
ausführliche, aufgebrachte Artikel gegen mein Essay. Als ich ihm daraufhin im
„Catolicismo“ antwortete, kam es zu einer Polemik, in deren Verlauf sich die
Pariser Zeitschrift „L’Homme Nouveau“ in der Feder ihres Mitarbeiters Henri
Carton auf meine Seite schlug, während die stürmische
kommunistisch-fortschrittliche „Témoignage Chrétien“ den Standpunkt Czajkowskis
vertrat.
Wie das Werk „Agrarreform – Eine Gewissensfrage“ war auch
„Die Freiheit der Kirche im kommunistischen Staat“ aus einem konkreten Problem
heraus entstanden. Schon damals grassierte nämlich in katholischen Kreisen die
listig verbreitete Idee, dass allein der Widerstand des kommunistischen Regimes
gegen Kulthandlungen eine Verständigung verhinderte. Diese entschieden
unvollständige Behauptung erlaubte es den der Kirche gegenüber Respekt
heuchelnden Marxisten, die entschlossene Unterstützung gewisser Katholiken für
einen hypothetischen Kommunismus, der völlige Kultfreiheit zusagte, zu
gewinnen.
Dieses
propagandistische Manöver sollte dem Kommunismus unermessliche Vorteile bringen.
Denn eine Beeinflussung der katholischen Massen würde den Widerstand schwächen
oder gar ganz aufheben, den die weltweit 800 Millionen Katholiken dem
Kommunismus entgegensetzen könnten.
Mit meinem Essay
habe ich versucht, diese Absicht bereits 1963 zu vereiteln, indem ich dargelegt
habe, dass das kommunistische Regime von seinem Wesen her darauf aus ist, das
Recht auf Privateigentum abzuschaffen oder es doch schwer zu verstümmeln, was
wiederum in offenem Gegensatz zur Lehre der Kirche steht. Eine Kirche, die
ihrer Sendung treu bleibt, kann nie davon ablassen, ein solches Regime zu
bekämpfen, auch wenn dieses bereit sein sollte, ihr völlige Kultfreiheit zu
gewähren. Dieser Kampf würde wohl oder übel zu einem Konflikt zwischen den
Katholiken und jedem kommunistischen Staat führen.
Unbemerkte ideologische Umwandlung und Dialog
prangert das Manöver zur Schwächung des ideologischen
Widerstands der Katholiken an
(20) Nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1965 erschienen
weitere 13 Ausgaben, fünf in portugiesischer Sprache (4 Auflagen 1966 und eine
weitere 1974), eine in deutscher Sprache (1967 in Brasilien), sechs in
spanischer Sprache (eine 1966 in Argentinien, zwei 1966 und 1971 in Spanien,
1985 eine in Mexiko und zwei in Chile) und eine in italienischer Sprache
(1970). Der Text erschien auch in neun Zeitungen bzw. Zeitschriften in
Brasilien, Argentinien, Chile, Kolumbien, Portugal, Spanien und USA. Insgesamt
ergeben diese Auflagen und Abdrucke 136.500 Exemplare.
Dieses Essay
zeigt, wie sich die Kommunisten des Dialogs bedienen, um auf verstohlene Weise
den ideologischen Widerstand des Gegners, ganz besonders der Katholiken, zu
brechen.
Seine
Themenstellung ist zu subtil und umfassend, als dass man sie hier in diesem
Rahmen zusammenfassen könnte. Eine der wichtigsten Feststellungen praktischer
Natur dieser Studie ist die, dass die Kommunisten im Verlauf ihres unehrlichen
Dialogs nicht etwa erwarten, dass die Katholiken ausdrücklich ihrem Glauben
abschwören, sondern dass sie sich eine relativistische, evolutionistische
Auslegung der katholischen Lehre zu Eigen machen. Auf diese Weise wird der
Glaube korrumpiert, denn dieser verlangt seiner Natur nach eine Gewissheit, die
mit dem durch Relativismus und Evolutionismus bedingten Zustand des Zweifels
unvereinbar ist. Ist erst einmal dieses Ziel erreicht, fällt es der
kommunistischen Propaganda nicht schwer, die Katholiken dahin zu bringen, im
Dialog mit dem Kommunismus eine Synthese zu finden ... die durchaus im Kommunismus
selbst, nur eben in einem anderen Gewand, bestehen kann.
Die Kirche angesichts der Eskalation der kommunistischen
Bedrohung – Aufruf an die schweigenden Bischöfe
1976 habe ich
das Buch Die Kirche gegenüber der Eskalation der kommunistischen Bedrohung –
Aufruf an die schweigenden Bischöfe veröffentlicht. (21) Dieses Werk setzt sich
vor allem der Haltung auseinander, die damals auf dem Gebiet der Glaubenslehre
von der kirchlichen Hierarchie in Brasilien zugunsten des Kommunismus
eingenommen wurde. Dazu zählten etwa die unverblümt prokommunistischen
Predigten des Bischofs von São Felix do Araguaia, Pedro Casaldaliga.
(21) Es erschien im Juni 1976 und brachte es auf vier
Auflagen (zwei 1976 und weitere zwei 1977) mit insgesamt 51.000 Exemplaren, die
von den Mitgliedern und Mitarbeitern der TFP in 1.700 brasilianischen Städten
und Gemeinden vertrieben wurden.
In dem Buch gehe
ich auf die ungeheuren Veränderungen ein, die sich im Schoß des brasilianischen
Episkopats abspielten, der sich bis 1948 als ein entschiedener Gegner des
Marxismus erwiesen hatte. Doch dann war es im Episkopat zu einem Linksschwenk
gekommen, der sich 1952 mit der Bildung der CNBB (22) und der Wahl Helder
Camaras zu ihrem ersten Generalsekretär noch verstärken sollte. Die Früchte
dieser Kehrtwendung ließen nicht auf sich warten: Priester bei Demonstrationen,
Ordensschwestern im Minirock und führende Linkskatholiken, die sich für die
kommunistisch-janguistische (23) Agitation aussprachen.
(22) Brasilianische Bischofskonferenz.
(23) Anm. des Übers.: Der Begriff Janguismus bezieht sich
auf die sozialistisch ausgerichtete Politik des Jango genannten Präsidenten
João Goulart.
Nach 1964 kam es
zwar in zahlreichen brasilianischen Institutionen zu einer Säuberungsaktion von
kommunistischen Elementen, die jedoch an katholischen Kreisen spurlos
vorüberging. Die Folge davon war, dass linksgerichtete Bewegungen gerade hier
ihren Unterschlupf fanden. Unter dem Schutz der Kirche gediehen sie so gut,
dass mehr als ein Vertreter des brasilianischen Episkopats durch Handlungen
oder Unterlassungen zu einer wertvollen Stütze derer wurde, die alles daran
setzen, Brasilien kommunistisch zu machen.
Ich habe die
„schweigenden Bischöfe“ in dem Buch zu einer Stellungnahme aufgerufen. Sie
waren zahlreich und, da sie über genügend Prestige verfügten, brauchten sie zur
Rettung Brasiliens nur all die vielen päpstlichen Verlautbarungen zu diesem
Thema unter den Gläubigen zur Verteilung zu bringen.
Neben dieser traurigen Entwicklung des Episkopats wies
ich auf den ganz auf Gesetz und Lehre gegründeten Kampf hin, den derweil eine
Gruppe treuer Katholiken für die Kirche und die christliche Zivilisation
führte, eine Gruppe, die sich anfangs um den „Legionário“ und etwas später um
den „Catolicismo“ gesammelt hatte und die heute, sehr viel zahlreicher
geworden, die Brasilianische Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition,
Familie und Privateigentum (TFP) bildet.
Ich wollte diese
Studie als Einführung zu einer Zusammenfassung von „Die Kirche des Schweigens
in Chile – TFP verkündet die ganze Wahrheit“, einem hervorragenden, 1976 von
der chilenischen TFP herausgegebenen Bestseller, veröffentlichen, da zwischen
beiden Arbeiten eine enge Verwandtschaft besteht, die vor allem von der
Ähnlichkeit des Vorgehens der kirchlichen Hierarchie in Brasilien und Chile
herrührt, wenn sich auch dort der größte Teil des Episkopats (und nicht nur
einige Bereiche wie in Brasilien) deutlicher für die Einführung des Kommunismus
einsetzte, wie die reichlichen Unterlagen des chilenischen Buches beweisen. So
konnte es zum Aufstieg Freis, des chilenischen Kerensky (24), und gleich darauf
Allendes ins Präsidentenamt kommen. Diesem letzteren gewährten die Bischöfe
während seiner Unheil bringenden Regierungszeit alle Unterstützung und bemühten
sich sogar nach seinem Sturz noch um die Rückkehr dieses Bruderlandes in die
Netze des Kommunismus.
(24) Zur kommunistenfreundlichen Regierung des früheren
chilenischen Präsidenten Eduardo Frei und der chilenischen Christdemokraten
vgl. „Frei, el Kerensky chileno“, von Fabio Vidigal Xavier da Silveira, das
1967 zuerst im „Catolicismo“ (Nr.178/179) erschien und weitere zehn Ausgaben
erlebt hat, davon zwei in Portugiesisch, sieben in Spanisch (drei in
Argentinien, eine in Kolumbien, eine in Ekuador und drei in Venezuela) und eine
in Italienisch. Außerdem wurden noch zwei Auflagen im „Catolicismo“ (Brasilien)
und drei in „Cruzada“ (Argentinien) gedruckt. Die Tageszeitung „La Verdad“ aus
Caracas hat den Text im vollen Wortlaut abgedruckt und andere Zeitungen dieser
Stadt haben Zusammenfassungen gebracht. Insgesamt erreichten diese
Veröffentlichungen 128.000 Exemplare.
Seit dem
Amtsantritt Johannes Pauls II. im Jahre 1978 erfuhr dieser ganze Prozess wichtige Veränderungen, die im Falle einer Beschreibung des heutigen Bildes
eine Reihe von nicht unbedeutenden Anpassungen notwendig machen.
Indianischer Tribalismus, missionarisch-kommunistisches
Ideal für das Brasilien des 21. Jahrhunderts
Für den
Strukturalismus und dessen wichtigsten Vertreter, den Philosophen Lévy Strauss,
kommt die Indianergesellschaft dadurch, dass sie „der Geschichte widerstanden“
hat, dem menschlichen Ideal am nächsten. Und zu ihrer vorsteinzeitlichen
Lebensweise sollten wir auch nach dieser philosophischen Richtung zurückkehren.
Wenn man sich
schon darüber wundert, dass atheistische Philosophen so absurde Thesen
vertreten, um wieviel mehr muss es uns erschüttern, dass katholische Missionare
den Urwaldindianer als das vollkommene Menschheitsideal und das Stammesleben
als das ideale menschliche Leben hinstellen.
Und dennoch ist
es so. Eine neue Missionsrichtung, die in kirchlichen Kreisen freien Umlauf
hat, behauptet, dass die heutige Zivilisation untergehen müßten, um dem System
des Stammeslebens Platz zu machen. Einrichtungen wie das Privateigentum, die
monogame Familie und die unauflösliche Ehe hätten zu verschwinden. Die
klassische Gestalt der evangelisierenden, zivilisierenden Missionare, wie es
die Patres José de Anchieta (inzwischen heilig gesprochen) und Manual da Nóbrega
waren, müssten aufgegeben werden. Da diese neue Missionsrichtung nicht
zivilisieren will, will sie auch nicht katechisieren. Und da ihr nicht an der
Katechese liegt, will sie auch nicht zivilisieren.
Hinter dieser
Art von Verhalten verbirgt sich eine taktische Frage. Würde die aktualisierte
Missionslehre die in den kommunistischen Ländern eingeführte Gütergemeinschaft
loben, würde sie sich unvermeidlich einer lästigen Kritik und Widerlegung
aussetzen.
Um dieses gefährliche Thema zu umgehen, reden die neuen
Missionare dem System des Stammeslebens das Wort: Sie preisen in ihm die
Gütergemeinschaft an, das Nichtvorhandensein von Gewinn, Kapital, Löhnen und
Gehältern, Arbeitgebern und Arbeitnehmern, „Privilegierten“ und „Ausgeschlossenen“,
„Bedrückern“ und „Unterdrückern“, wie sie das nennen. Und auf diese Weise
nutzen sie die Gelegenheit, um das Privateigentum anzugreifen, das in den
zivilisierten Ländern des Westens weiterhin in Kraft ist.
Das konkrete
Ergebnis dieser Taktik besteht darin, dass das überschwengliche Loblied der
neuen Missionswissenschaft auf das in den Indianerstämmen geltende
Gemeineigentum bei weitem nicht die Reaktion in unserer Mitte ausgelöst hat,
die eine direkte Apologie der kommunistischen Gesellschaften hinter dem
Eisernen Vorhang ohne Zweifel hervorrufen würde.
Dennoch besteht
nicht der geringste Zweifel daran, dass es sich bei dieser idyllisch verbrämten
Vision vom wilden Indianer, wie sie von der neuen Missionswissenschaft als das
Ideal für den Menschen des 21. Jahrhunderts hingestellt wird, in Wahrheit um
eine Gesellschaft kommunistischer Couleur handelt.
Es gilt hier
noch einmal zu betonen, dass das Hauptproblem dieser Wahnvorstellungen weder in
den Missionaren selbst noch in den Indianern zu suchen ist, sondern in der
Frage, wie sich dieses Denken ungestraft in die heilige katholische Kirche
einschleichen und hier Seminare vergiften, Missionare verbilden und Missionen
entstellen konnte. Und dies alles mit so großer kirchlicher Rückendeckung.
Indianischer
Tribalismus, missionarisch-kommunistisches Ideal für das Brasilien des 21.
Jahrhunderts habe ich Ende 1977 mit dem Ziel veröffentlicht, den Brasilianern
diese unerwartete Facette der innerkirchlichen Krise zur Kenntnis zu bringen.
„Catolicismo“
veröffentlichte die Studie zuerst (Nr. 323/324, November-Dezember 1977) und
dann erschien im Dezember die erste Buchausgabe im Verlag Vera Cruz; in kurzer
Zeit sollten sechs weitere Auflagen mit einer Gesamtzahl von 76.000 Exemplaren
folgen.
Ein Katholik kann und muss gegen die Agrarreform sein.
Die CNBB
(Brasilianische Bischofskonferenz) ist das offizielle Organ der brasilianischen
Bischöfe. Das aber bedeutet, dass ihre Verlautbarungen von den Katholiken
normalerweise als Ausdruck des Standpunkts der Kirche aufgenommen werden
sollten.
Die
Veröffentlichung der Erklärung Die Kirche und das Landproblem zum Abschluss der
1980 auf dem bekannten Landgut Itaici abgehaltenen Vollversammlung dieser
altehrwürdigen kirchlichen Einrichtung musste daher unter den Gläubigen eine
große Bestürzung hervorrufen. Als ausgesprochen agrarreformistisches Manifest
sollte dieses CNBB-Dokument eine allgemeine Offensive gegen den großen und
mittleren Landbesitz auslösen. Außerdem schlug es den Regierungsstellen
konkrete Maßnahmen zu einer umgehenden Aufteilung des Agrarlandes vor.
Dieser Schritt
stürzte nicht nur die Farmer, sondern auch alle Katholiken, die in der
traditionellen Lehre der Kirche aufgewachsen waren, sowie die denkenden und
handelnden Menschen des Landes in einen Gewissenskonflikt. Diese drei
umfangreichen, gewichtigen Gruppen konnten sich nun zu Recht fragen, welche
Gültigkeit den vielen neuen und einzigartigen Behauptungen der Verlautbarung
als Lehrmeinung zukam, und welche Autorität hinter den Argumenten stand, um so
barsche und brisante Aussagen zu treffen.
Die TFP sah es
als ihre Aufgabe an, das Schweigen zu brechen und auf diese Fragen eine Antwort
zu geben. Sie tat es mit dem Buch Ich bin Katholik: Darf ich gegen die Agrarreform
sein? (1981, 360 S., 4 Auflagen von insgesamt 29.000 Exemplaren), das ich
zusammen mit Prof. Carlos Patricio del Campo, Master of Science in
Agrarwirtschaft durch die Universität Berkeley (Kalifornien, USA) geschrieben
habe.
Das Buch zeigt, dass
der Katholik vor allem treu zu den traditionellen Lehren des höchsten
kirchlichen Lehramtes zu stehen hat. Nun führt aber eine aufmerksame Prüfung
der genannten CNBB-Verlautbarung zu dem Schluss, dass keine Übereinstimmung
zwischen diesen Lehren und der von der CNBB verteidigten Agrarreform gibt. Ein
antiagrarreformistischer Katholik hat also nicht nur das Recht, sondern auch
die Pflicht, weiterhin gegen die Agrarreform zu sein.
Im
wirtschaftlichen Teil des Buches wird belegt, dass die CNBB-Verlautbarung
schwerwiegende Mängel bei der Beschreibung der wirtschaftlichen Lage der
brasilianischen Landwirtschaft und dem sich daraus ergebenden
„Lösungsvorschlag“, nämlich der von ihr vertretenen Agrarreform, aufweist. Wenn
also auch gegen die bischöfliche Verlautbarung unter dem strikten Gesichtspunkt
der katholischen Glaubenslehre nichts einzuwenden wäre, wäre sie allein schon
unter wirtschaftlichen Aspekten unhaltbar.
Der Selbstverwaltungssozialismus: Barriere gegen den
Kommunismus oder sein Brückenkopf ?
Unter diesem Titel erschien eine umfassende Darstellung und kritische Analyse des Selbstverwaltungsprogramms Mitterrands, der damals gerade zum Präsidenten der französischen Republik gewählt worden war. Diese von mir verfasste Arbeit wurde von den dreizehn damals bestehenden TFP-Vereinigungen in ihrem Namen wiedergegeben und verbreitet und von Dezember 1981 an in 45 der größten Tageszeitungen von 19 Ländern Amerikas, Europas und Ozeaniens in vollem Wortlaut abgedruckt. Eine Zusammenfassung der wesentlichsten Teile erschien auch in 49 Ländern aller fünf Kontinente in 13 Sprachen. Damit wurde dieses Dokument in Auflagen von insgesamt 33,5 Millionen Exemplaren verbreitet.
Die ganze
Bedeutung der genannten Studie wird erst deutlich, wenn man bedenkt, dass in
der Zeit, die der ersten Wahl Mitterrands zum Präsidenten vorausging, der
Ausdruck Selbstverwaltungssozialismus weltweit einer Art propagandistischem
Frühling gleichkam, der damals in linken Kreisen in Mode kam.
Alle
Intellektuellen, die sich aggiornati, das heißt auf dem neuesten Stand zeigen
wollten, verstanden sich als Vertreter des Selbstverwaltungssozialismus.
Der Grund dafür
lag darin, dass sich die Bezeichnungen „Sozialismus“ und „Sozialist“ in einem
deutlichen Veralterungsprozess befanden, den es mit irgendeiner Tarnung
aufzuhalten galt. So wie eine Frau, deren Haar langsam grau wird, versucht,
dieses zu färben.
So hat sich auch
der viele Jahrzehnte alte Sozialismus mit seinem bereits silbergrauen Haar ein
neues Gesicht zugelegt, indem er sich mit dem Begriff der Selbstverwaltung
schmückte. Auf diese Weise gedachte er sich zu kräftigen und zu verjüngen.
Die Anprangerung
des Selbstverwaltungssozialismus hatte denn auch zur Folge, dass die mit
Selbstverwaltung zusammenhängenden Begriffe aus der Mode kamen. Und der
Sozialismus konnte nun in seinem Alterungsprozess nicht mehr zur Färbung der
Haare greifen, obwohl ihm diese so gute Propagandaerfolge verschafft hatte.
Seither wurden seine Erfolge entsprechend seltener ...
Schlimmer noch:
Der Alterungsprozess ist heute tatsächlich so weit fortgeschritten, dass der
Sozialismus von seinen eigenen Anführern und Parteigängern als altersschwach
erklärt wird.
Eine von mir selbst ausgearbeitete kurze Zusammenstellung
der Ereignisse, die auf die Veröffentlichung jener Analyse folgten, belegt das
eben Gesagte:
1. Am 12.
Dezember 1981 (d.h. drei Tage nach der Veröffentlichung des Dokuments)
beschrieb die angesehene, in Paris von der „New York Times“ und von der
„Washington Post“ herausgegebene und weltweit verbreitete Tageszeitung in
englischer Sprache „International Herald Tribune“ folgendermaßen die Reaktion
der sozialistischen Regierung Frankreichs auf die genannte Studie über das
„Sozialistische Projekt für das Frankreich der 80er Jahre“: „In Paris ließen
autorisierte Regierungsquellen verlauten, dass sie auf diese Veröffentlichung
nicht vorbereitet waren, dass sie jedoch die Angelegenheit prüften. ‚Es gibt
absolut keinen Grund zur Furcht, und wir sind vor allem daran interessiert zu
erfahren, wer oder was hinter dieser Veröffentlichung steht‘, erklärte am
Donnerstag ein Sprecher des Elysée-Palasts und fügte dann hinzu, dass ‚später‘
eine Reaktion erfolgen könnte.“ Eine solche Reaktion hätte man allerdings
umsonst erwartet, denn sie erfolgte nie.
2. Hier ist es
angebracht, das „Sozialistische Projekt für das Frankreich der 80er Jahre“ in
Erinnerung zu rufen: „Es kann kein sozialistisches Projekt allein für
Frankreich geben. Das Dilemma ‚Freiheit oder Knechtschaft‘, ‚Sozialismus oder
Barbarei‘ geht über die Grenzen unseres Landes hinaus (...) Seiner Natur und
Berufung nach ist der Sozialismus international (...) Frankreich ist eine
kollektive Bestrebung oder überhaupt nichts (..) Für ein Land wie das unsere
gibt es immense Möglichkeiten (...),die universelle Botschaft des Sozialismus
in Europa und in der ganzen Welt hochzuhalten und zu verbreiten“ (Vgl. Projet Socialiste pour la France des
années 90. Club Socialiste du Livre, Paris, Mai 1981, S. 18, 108, 126, 164).
Ebenso soll daran erinnert werden,
dass sich die Sozialisten der alten Garde noch ihres kommunistischen
Parteibuchs rühmten. So schrieb etwa der frühere Premierminister Pierre Mauroy:
„Wir halten dem marxistischen Geist die Treue.“ (Vgl. Documentation Socialiste,
Ergänzungsheft Nr. 2)
3. Im Dezember
1991, nachdem die sozialistische Regierung also zehn Jahre lang vergebens
versucht hatte, ihr „Projet“ umzusetzen, tauschte die PSF bei einem
außerordentlichen Parteitag in der Défense das radikale Programm aus dem Jahre
1981 gegen das nichtssagende „Neue Horizonte“ aus.
In diesem neuen
Projekt kann man nun lesen: „In Wirklichkeit kam es nicht zu der von einer
bestimmten marxistischen Analyse vorhergesehenen Verarmung der Arbeiterklassen.
Zwischen 1950 und 1990 hat sich der Lebensstandard in Frankreich vervierfacht
(...) Es geht heute nicht mehr darum, wie in der überholten Selbstverwaltung
(sic!) die Unternehmer abzusetzen und sie durch vom Staat bestimmte oder von
der Basis gewählte Leiter zu ersetzen (...) Die Vertreter der Arbeitnehmer
sollen die Führungskräfte an der Unternehmensspitze nicht ersetzen (...) Die
Macht des Marktes liegt darin, dass er unersetzlich ist (...) Alle Versuche,
ihn zu ersetzen, haben fehlgeschlagen (...) Der Sozialismus fordert und wünscht
eine andere Organisation des Planeten, diese soll sich jedoch im Kontext eines
weltweiten Kapitalismus entwickeln.“ (Vgl. Michel Charzat, Un Nouvel Horizon,
S. 96, 96 u. 97)
4. Im Oktober
1992 erklärte die französische Wohnungsministerin Marie-Noëlle Lienemann: „Die
Sozialistische Partei gibt es nicht mehr. Wir müssen eine neue Struktur, eine
neue Partei schaffen.“ (Vgl. Folha de S. Paulo, 22.10.92)
Diese Erklärungen kommen einer wahren Sterbeurkunde des
Selbstverwaltungstraums der französischen Sozialisten gleich.(25)
(25) Anmerkung der Redaktion: Sollte der Leser daran
interessiert sein, nähere Einzelheiten zu diesem nützlichen und wirksamen
Dokument aus der Feder von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira – auf
internationaler Ebene -kennen zu lernen, empfehlen wir die Lektüre des Buches
Tradition, Familie und Privateigentum – Ein Ideal, ein Wahlspruch, eine
Heldentat (S. 507 bis 517).
Die kirchlichen Basisgemeinden: Werkzeug der katholischen
Linken zur „Reform Brasiliens“ in einem sozialisierenden Sinne
Eine von den
Theologen Gustavo Gutiérrez und Hugo Assmann angeführte und von der
Lateinamerikanischen Bischofskonferenz 1968 in Medellín geförderte theologische
Strömung, die den Namen „Befreiungstheologie“ trägt, hat in theologischen Kreisen
auf der ganzen Welt eine weite Verbreitung gefunden. Diese Strömung sucht in
der Heiligen Schrift Grundlagen für Irrtümer, die zwar von unterschiedlichen
Lehrrichtungen verbreitet werden, jedoch eng miteinander verbunden sind: Eine
davon ist der Progressismus auf den Gebieten der Theologie, der Philosophie und
der Moral, mit entsprechenden Auswirkungen auf das Studium des Kirchenrechts,
der Kirchengeschichte usw. und die andere ist der Linksextremismus auf dem
Gebieten der katholischen Soziologie, der sich auch auf das unter katholischem
Einfluss durchgeführte Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Politik
sowie auf Leben, Denken und Handeln der als christdemokratisch,
christsozialistisch, sozialistisch-katholischen usw. bezeichneten politischen Bewegungen
auswirkt.
Verschiedene
Aspekte der Lehren der Befreiungstheologie wurden von Johannes Paul II. in
seiner Ansprache von Puebla (1979) verurteilt. Dennoch fanden sie weiterhin
Verbreitung in ganz Brasilien.
Die durch den Progressismus hervorgerufenen oder
geförderten Handlungspotentialitäten verlangen ihrer Natur nach eine
Organisation, die dem Klerus und den Gläubigen, die auf eine „Reform
Brasiliens“ mit sozialisierender Ausrichtung eingeschworen sind, einheitliche
Ziele und Methoden auf konkreter Ebene gibt.
Diese
Organisation wird von den CEBs (kirchlichen Basisgemeinden) gebildet. (26)
(26) Anmerkung des Übersetzers: CEB (Comunidades
Eclesiais de Base) ist die Abkürzung, unter der in Brasilien die kirchlichen
Basisgemeinden bekannt sind.
Um Brasilien vor
dieser Gefahr zu warnen, haben die Brüder Gustavo Antonio Solimeo und Luiz
Sergio Solimeo mit mir zusammen ein Buch unter dem Titel Die CEBs ..., von
denen viel gesprochen wird, aber wenig bekannt ist – Die TFP beschreibt sie, wie
sie sind verfasst.
Im ersten Teil
weise ich nach, dass die CEBs der katholischen Linken als Werkzeug dienen, mit
dem sie Unzufriedenheit in der Bevölkerung (vor allem unter den Arbeitern)
säen; die Unzufriedenheit wird dann in Agitation verwandelt, um schließlich
unter Einsatz der Agitation der Staatsgewalt eine dreifache Reform
aufzuzwingen: die Land-, Stadt- und Unternehmensreform. Dies alles geschieht
wahrscheinlich in der Absicht, in Brasilien ein sozialistisches
Selbstverwaltungssystem zu errichten.
Der 2. Teil des
Buches informiert die brasilianische Öffentlichkeit darüber, was die CEBs
eigentlich sind, was für eine Lehre sie verbreiten, wie sie organisiert sind,
welche Methoden sie anwenden, um neue Mitglieder anzuwerben und wie diese auf
den Gesellschaftskörper als Ganzes einwirken. Darum haben die Verfasser dieses
Teiles Daten eingebracht, die sie sozusagen aus dem Munde der Organisationen
selbst vernommen haben, das heißt aus den Schriften, in denen sie sich selbst
den Mitgliedern und der Öffentlichkeit gegenüber darstellen. Die so
zusammengetragenen Informationen wurden durch Nachrichten aus Zeitungen und
Zeitschriften ergänzt, denen man gewiss nicht nachsagen kann, sie verzerrten die
Fakten zum Schaden der CEBs.
Seit August 1982
setzen sich die Mitglieder und Mitarbeiter der TFP für die Verbreitung des
Buches in ganz Brasilien ein; 1510 Städte und Gemeinden wurden von den
verdienstvollen Werbe-Karawanen der TFP bereits besucht, was dazu führte, dass
schon sechs Auflagen von insgesamt 72.000 Exemplaren des Buches vergriffen
sind.
Fortsetzung folgt
Fortsetzung folgt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen