Dienstag, 29. September 2015

Philosophisches Selbsbildnis VII - Initiativen gegen Agrarreform, Verfassungsreform, Buch über den Adel


Privateigentum und freie Initiative im Sturm der Agrarreform

   Mit der unerwarteten Erkrankung und dem Tod des gewählten Präsidenten Tancredo Neves und der Übernahme des Präsidentenamtes durch José Sarney am 15. März 1985 nahm in Brasilien die Neue Republik ihren Anfang. Nun sollte die seit der Promulgation des Landstatuts durch die Regierung Castelo Branco im November 1964 ins Stocken geratene Agrarreform endlich weitergeführt werden.
Zur selben Zeit sah sich das Land durch das Vorgehen von einzelnen Landbesetzern beunruhigt, die vorgaben, ihre Übergriffe stützten sich auf die katholische Lehre.
   In diesem Augenblick, in dem sich die Nation zusehends in eine Phase heftiger Auseinandersetzungen über fachliche, lehramtliche und ähnliche Fragen verstrickte, die das Bild der Neuen Republik zutiefst beeinflussen sollten, brachte ich mein Buch Privateigentum und freie Initiative im Sturm der Agrarreform heraus, in dem ich Punkt für Punkt den Agrarreform-Plan (PNRA) untersuche, der zu dieser Zeit von der Bundesregierung aufgestellt worden war. Wie immer stütze ich mich dabei auf die Verlautbarungen des kirchlichen Lehramtes zur Verteidigung von Privateigentum und freier Initiative sowie ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Verpflichtungen, die der PNRA zutiefst verletzte.
   In einem breit angelegten Feldzug zur Aufklärung der Öffentlichkeit über die Agrarreform zogen etwa 100 Propagandisten der TFP und vier von Mitgliedern und Mitarbeitern der Vereinigung gebildete Karawanen durch insgesamt 694 Städte in 19 Bundesstaaten und brachten dabei eine Gesamtzahl von 16.000 Exemplaren des Buches sowie über 30.000 Exemplare einer Sonderausgabe der Zeitschrift „Catolicismo“ (Nr. 415-416, Juli/August 1985) mit Auszügen aus dem Werk zur Verteilung.
   In diesem wahren Heldenkampf gegen die Agrarreform haben die TFP-Propagandisten mit mehr als zehntausend Farmern vom Norden Brasiliens bis zum Süden Kontakt aufgenommen.
  
Die Recken der Jungfrau: Die Erwiderung der Glaubwürdigkeit – TFP ohne Geheimnisse

   Die Beschreibung meines ganzen Kampfes gegen die Revolution würde jedoch Stückwerk bleiben, wenn ich nicht auch auf die Gegenoffensiven zu sprechen käme, die jeder neue Schachzug in diesem Kampfe nach sich zieht.
   Es würde jedoch den Rahmen dieses philosophischen Selbstbildnisses sprengen, wollte ich hier auf alle Einzelheiten des Gegenangriffs eingehen. Ein typisches Beispiel soll daher genügen.
   Kaum waren acht Tage nach den ersten Bewegungen in der Schlacht gegen die gerade beschriebene Agrarreform vergangen, wurde die TFP Zielscheibe einer Pressekampagne, die nicht das Geringste mit der Auseinandersetzung um die Agrarfrage zu tun hatte: In der Tageszeitung „O Estado de S. Paulo“ erschien ein ganzseitiger Bericht unter dem Titel Recken der Jungfrau, Knechte der TFP.
   Der Veröffentlichung des eigentlichen Berichtes war in der Woche vorher jeden Tag eine auffällige Ankündigung desselben vorausgegangen.
   Im Zuge der lautstarken Ankündigung des „O Estado de S. Paulo“ brachten weitere 29 Zeitungen und Zeitschriften des ganzen Landes Berichte unterschiedlichen Ausmaßes mit dem gleichen Inhalt heraus.
   Die ganze Kantilene ging von dem Buch Recken der Jungfrau – Das geheime Leben der TFP aus, das wenige Tage später in den Buchhandlungen in São Paulo und anderen brasilianischen Städten zum Verkauf kommen sollte. Sein Verfasser, José Antonio Pedriali, war Mitarbeiter der Vereinigung gewesen und gehörte nun zum Journalistenteam des „O Estado de S. Paulo“.
   Wollte man all die Anklagen des Herrn J.A.P. in einem Satz zusammenfassen, könnte man sagen, dass die TFP seiner Meinung nach eine geheimbündlerische Sekte sei, die mit dem Einsatz der Gehirnwäsche ihren Mitgliedern und Mitarbeitern großen Schaden zufüge.
   Diese schwerwiegenden Anklagen wurden in einem scheinbar selbstverständlichen, fast lächelnden Ton vorgetragen. Daneben sind in dem Buch derart grob unmoralische, ja sogar obszöne Beschreibungen des Verhaltens des Verfassers im Verlaufe seines Austritts aus der TFP zu finden, dass es durchaus zu den zahllosen pornographischen Veröffentlichungen gezählt werden könnte, die sich heutzutage in unserem Lande in Umlauf befinden.
   Diese alles kam, wie gesagt, genau zu dem Zeitpunkt an die Öffentlichkeit, als die TFP wieder einmal ihre Stimme gegen die sozialistische, beschlagnehmende Agrarreform erhob. Man versuchte, der Öffentlichkeit ein neues Bild von der Vereinigung vorzugaukeln: Die TFP sei ja gar nicht ... antikommunistisch! Sie sei nicht das, was das ganze Volk weiß, dass sie es seit ihrer Gründung ununterbrochen, offenkundig und auf heldenhafte Weise ist. Sie sei im Gegenteil eine obskure Sekte, und die ungeheuren Anstrengungen ihrer Mitglieder und Mitarbeiter gegen den Kommunismus seien nichts als eine Sinnestäuschung, ein Schwindel.
   Trotz der lautstarken Propaganda, die dem Erscheinen des Buches vorausging und folgte, verursachte es bei weitem nicht die Wirkung, die sein Verfasser und dessen Sponsoren scheinbar erwartet hatten.
   „Alles Übertriebene ist unbedeutend“, hat Talleyrand einmal gesagt. Das Maßlose, das offensichtlich Unwahrscheinliche an J. A. Pedrialis Buch, verurteilten es von Anfang an zu seiner verdienten Bedeutungslosigkeit.
   Die Antwort der TFP gegenüber diesen Anschuldigungen führte zu dem von mir verfaßten Buch: Recken der Jungfrau: Die Erwiderung der Glaubwürdigkeit – TFP ohne Geheimnisse (Verlag Vera Cruz, São Paulo, 1985, 333 S.). Darin weise ich auf die Manipulationen hin, die man mit dem Begriff Sekte angestellt hat, um Vereinigungen verunglimpfen zu können, die wie die TFP dem Revolutionsprozess Hindernisse in den Weg stellen. Außerdem stelle ich klar, dass Gehirnwäsche lediglich ein journalistischer Ausdruck ist, den erstklassige Wissenschaftler nicht ernst nehmen.
   Wie üblich folgte auf die Erwiderung der TFP nichts als das Schweigen der Gegner, die scheinbar nicht wussten, was sie auf die Widerlegung antworten sollten.
   Tatsächlich ähneln die Schlachten der TFP, in die ich mich selbstverständlich einmische, einem Ritornell: 1. Auf eine Kampagne von uns folgt ein Gegenangriff auf einen Punkt, der mit der Sache selbst nicht das Geringste zu tun hat. 2. Die TFP widerlegt die Anschuldigungen der Gegner, und diese hüllen sich in Schweigen. 3. Einige Zeit später (manchmal vergehen Jahre) greifen die Gegner (die selben oder andere) die anfänglich vorgebrachten Anschuldigungen wieder auf, als ob nichts widerlegt worden wäre!

25 Jahre Kampf gegen den konfiskatorischen Agrosozialismus

   Die Neue Republik widmete sich weiterhin der wenig ruhmreichen Aufgabe, in Brasilien den konfiskatorischen Agrosozialismus einzuführen. Aufmerksam verfolgte die TFP jeden ihrer Schritte.
   1986 schrieb dann der bekannte Agrarwissenschaftler Carlos Patricio del Campo, aktives Mitglied der brasilianischen TFP, das Buch "Is Brazil Sliding Toward the Extreme Left?" – Notes on the Land Reform Program in South America’s Largest and Most Populous Country, das die nordamerikanische TFP im Oktober 1986 in Washington veröffentlichte. Das Buch wurde den wichtigsten nordamerikanischen Entscheidungsträgern überreicht, d. h. allen Amtsinhabern der ersten und zweiten Ebene der US-Regierung, allen Senatoren, Abgeordneten und US-Botschaftern, den internationalen Banken mit Sitz in den Vereinigten Staaten, Hunderten von konservativen Intellektuellen, Brazilianists und 1100 Journalisten.
Gestützt auf unparteiische Statistiken, legt das Werk eine Analyse der sozialen und wirtschaftlichen Zustände in Brasilien vor. Die Taschenspieler des Hungers und des Elends, dem Lande die unter diesem Vorwand eine sozialistische, konfiskatorische Agrarreform aufzwingen wollten, gingen damit ihrer haltlosen Argumente verlustig.
   Im Vorwort zu dem genannten Buch beschreibe ich in raschen Zügen das wirkliche Brasilien und stelle es dem zutiefst pessimistischen und tendenziösen Bild gegenüber, das die linke Propaganda im Ausland verbreitet.
   In dieser Zeit bereitete sich die TFP bereits auf eine weitere Kampagne vor, mit der das ebenfalls von mir verfasste Büchlein In Brasilien bringt die Agrarreform das Elend aufs Land und in die Stadt – TFP informiert, untersucht und warnt (Verlag Vera Cruz, São Paulo, 64 S.) bekannt gemacht werden sollte. Darin stelle ich eine Bilanz des 25-jährigen Kampfes gegen den konfiskatorischen Agrosozialismus auf und rufe Farmer und Bauern auf, sich nicht von dem agroreformistischen Motto, Nachgeben, um nicht zu verlieren, täuschen zu lassen, und machte sie darauf aufmerksam, das ihre Unentschlossenheit die erste Voraussetzung für den Erfolg des agroreformistischen Ansturms bildet.
   Das Werk erlebte vier Auflagen von insgesamt 55.000 Exemplaren, die bei den Straßenkampagnen der TFP-Propagandisten unmittelbar ans Publikum verkauft wurden.

Kurs auf die vollständige Sozialisierung des Landes:
Eine von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnte Verfassung

   Da das Modell einer unmittelbaren Demokratie, wie sie zum Beispiel in den Stadtstaaten des griechischen Altertums üblich war, in der heutigen Welt angesichts der Größe der Bevölkerung und der territorialen Ausdehnung nicht mehr durchführbar ist, wird die Demokratie nun auf mittelbare, repräsentative Weise ausgeübt.
   Die Bürger wählen deshalb Vertreter, die an ihrer Stelle über Gesetze abstimmen und den Staat im Sinne der Wählerschaft lenken. Es handelt sich also um eine Repräsentativ-Demokratie.
   Die Beziehung zwischen dem Wähler und seinem Abgeordneten ist im Wesentlichen die einer Bevollmächtigung. Der Wähler überträgt dem von ihm vorgezogenen Kandidaten den Auftrag, die gesetzgeberische Gewalt in Übereinstimmung mit dem normalerweise bei der Wahlkampagne der Öffentlichkeit zur Kenntnisnahme vorgelegten Programm auszuüben.
   Ähnliches gilt auch hinsichtlich der Wahl zu den Ämtern der ausführenden Gewalt.
   Daraus geht hervor, dass die Glaubwürdigkeit der demokratischen Regierungsform völlig auf der Glaubwürdigkeit der Repräsentation beruht.
   Diese Schlussfolgerung ist durchaus einleuchtend, denn, wenn Demokratie die Regierung des Volkes ist, ist sie nur dann glaubwürdig, wenn die Inhaber der Staatsmacht (sowohl die Legislative als auch die Exekutive) auf die vom Volk gewünschte Weise gewählt werden und auch im Sinne seiner Ziele handeln.
   Ist dies nicht der Fall, wird das demokratische Regime zum leeren Anschein, wenn nicht gar zum Betrug.
   Vor dieses schwierige Problem sah sich die brasilianische Bevölkerung gestellt, als sie aufgerufen wurde, am 15. November 1986 die Parlamentarier zu wählen, die die künftige verfassunggebende Versammlung bilden sollten.
   Nach der Durchführung der Wahl, drängte sich die Aufgabe auf, eine Studie anzufertigen, aus der hervorgehen sollte, welche Repräsentativität sowohl die gerade gewählte verfassunggebende Versammlung als auch der von ihr erarbeitete Verfassungsentwurf besaßen.
   Das Ergebnis dieser Studie war das Buch Verfassungsentwurf beängstigt das Land, das ich im Oktober 1987 abschließen konnte und das daraufhin allen Mitgliedern der verfassunggebenden Versammlung überreicht wurde. Es sollte ein Hinweis darauf sein, dass  der sich abzeichnende Abgrund zwischen dem neuen Verfassungstext und der mehrheitlichen Meinung der Bevölkerung zu einem verhängnisvollen Ausgang führen würde.
   Im ersten Teil des Werkes untersuche ich die für die Repräsentativität einer Wahl notwendigen Voraussetzungen. Ich unterscheide zwischen Berufspolitikern und politisch aktiven Berufstätigen, um zu zeigen, dass die Teilnahme der letzteren, d.h. authentischer Vertreter der unterschiedlichsten Berufe oder Tätigkeitsbereiche, am öffentlichen Leben das politische Bild des Landes bereichern würde.
   Nach meinem Dafürhalten könnte man auf diese Weise der Verdrossenheit der Wähler entgegenwirken, die vor allem in einer überraschend hohen Anzahl von Stimmenthaltungen beziehungsweise ungültigen Stimmen zum Ausdruck kommt, und die fehlende Repräsentativität der verfassunggebenden Versammlung sanieren, die als das melancholische Ergebnis der 1986-er Wahl ohne Ideen (zweiter Teil) angesehen werden muss.
   Zu diesem angeborenen Mangel an Repräsentativität gesellte sich als weiterer Bestandteil das tumultuartige, anormale Funktionieren der verfassunggebenden Versammlung selbst, die eine ganze Reihe von Unauthentizitäten aufzuweisen hatte: 1. Das Plenum der verfassunggebenden Versammlung war weniger konservativ als die Wählerschaft. 2. Die Themenkommissionen waren linker als das Plenum. 3. Die Systematisierungskommission (die die von den Themenkommissionen vorbereitete Arbeit koordinierte) enthielt die größte Ansammlung linksorientierter Politiker der verfassunggebenden Versammlung. Auf diese Weise drohte eine aktive, artikulierte, kühne linke Minderheit, das Land auf Wege zu führen, die keineswegs dem Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung entsprachen (dritter Teil).
   Im vierten Teil analysiere ich den Verfassungsentwurf, der damals im Plenum zur Debatte stand, und zeige, dass man sich mit Riesenschritten auf die völlige Sozialisierung Brasiliens zubewegte. Dies kam besonders deutlich in der Zerschlagung der Familie und der Nichtachtung des Rechts auf Privateigentums zum Ausdruck.
   Das Buch schließt mit einem konkreten Vorschlag: An erster Stelle sollte über eine Verfassung der politischen Organisation abgestimmt werden, über die es sich unter den derzeitigen Bedingungen der öffentlichen Meinung in Brasilien leichter zu einer Einigung kommen könnte. Wäre dieser Teil von den Mitgliedern der Versammlung erst einmal gutgeheißen, sollte er einer Volksabstimmung unterworfen werden. Während einer zweiten Etappe und nach einer umfassenden Aufklärung der Bevölkerung über soziale und wirtschaftliche Fragen, bei denen die gegenteiligen Meinungen besonders weit auseinander klaffen, würde eine Ergänzung erarbeitet, die ebenfalls einer Volksabstimmung zu unterziehen wäre. Auf diese Weise würde man dem Volk die größtmögliche Gelegenheit geben, seinen Willen auszudrücken, und die verfassunggebende Versammlung würde sich in die noble Rolle versetzt sehen, in so schwierigen Punkten die Meinung des Volkes selbst einzuholen.
   Mitglieder und Mitarbeiter der TFP widmeten sich fünf Monate lang der Aufgabe, das Werk in mehr als 240 Städten in 18 Bundesstaaten zu verbreiten und eine Gesamtauflage von 73.000 Exemplaren zu vertreiben.
   Es soll hier der Rekordabsatz von 1083 Exemplaren pro Tag hervorgehoben werden, der im Laufe einer intensiven 19-tägigen Verbreitungskampagne in São Paulo erreicht wurde.
   Schließlich zeichnete sich doch eine gewisse Reaktion von Seiten der konservativeren Versammlungsmitglieder ab. Es fehlte ihnen jedoch an notwendigem Schwung und Nachdruck, um den im Buch beschriebenen Verlauf noch umkehren zu können. Brasilien bekam eine Verfassung „geschenkt“, die in der Folgezeit eine Reihe von Hindernissen für die Regierbarkeit des Landes hervorrufen sollte.
  
Adel und analoge traditionelle Eliten in den Ansprachen Pius‘ XII. an das Patriziat und den Adel von Rom

   Der tiefere Grund für einen der gravierendsten Aspekte der heutigen Krise in Brasilien ist im fortschreitenden Verfallsprozess unserer Eliten zu suchen.
   Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist diese Erscheinung mit zunehmender Intensität festzustellen; doch unser sorgloser, gutmütiger brasilianischer Optimismus hat der Tatsache kaum größere Aufmerksamkeit geschenkt. Und dafür sehen wir uns nun am Ende des Jahrhunderts in dieser furchtbaren Lage.
   Es fehlt nicht an intelligenten Vorschlägen, wenn es darum geht, der Rechtschaffenheit, der Kompetenz und der Ordnung wieder einen Platz zu verschaffen. Die praktische Schwierigkeit, die jedoch immer wieder auftaucht, ist die der Zusammenstellung eines sittlich und geistig fähigen Teams. Es fehlt uns nicht an großen Geistern, im Gegenteil,  wir verfügen über eine ganze Anzahl von ausgezeichneten Köpfen. Unser Elend ist auf der sittlichen Ebene zu suchen. Immer wieder sehen wir uns gezwungen, diese bedauernswerte Feststellung zu treffen.
   Warum haben wir nicht diese Teams? Weil uns die notwendigen Eliten fehlen. Wo es sittlich und geistig fähige Eliten gibt, fehlt es nicht an tauglichen Menschen von hohem sittlichem Niveau und entsprechender Kompetenz. Wo es aber keine Eliten gibt, sind wirklich wertvolle Menschen eine Seltenheit, denn sie sind dazu verurteilt, als Unbekannte kümmerlich in der Masse der Mittelmäßigen und Opportunisten dahinzuleben.
   Der denkwürdige Papst Pius XII. (1939 – 1958) hat sicher vorausgesehen, dass die sittlichen Zustände der modernen Welt früher oder später in fast allen Ländern zu dieser Situation führen Würden. Und dass dieser Umstand die Menschheit in eine umfassende Krise unvorhersehbaren Ausmaßes stürzen würde. Aus diesem Grunde hat er während seines Pontifikats 14 äußerst wichtige Ansprachen gehalten, in denen er darum bittet, in den Ländern mit adliger Tradition sorgfältig die jeweilige Aristokratie zu bewahren. Gleichzeitig wünschte er, dass auch die neuen Eliten, seien sie nun aus der Arbeit, auf dem Gebiet der Kultur oder dem der Produktion hervorgegangen, günstige Bedingungen vorfinden mögen, um authentische, in sittlicher und kultureller Bildung sowie in Führungskraft dem Adel verwandte Eliten bilden zu können. Gleich dem Adel sollten sie Eliten heranziehen, die in der Lage sind, Menschen hervorzubringen, die auf den verschiedensten Gebieten eine wahre Auslese darstellen.
   In Brasilien fand der Aufruf Pius‘ XII. fast kein Echo, und auch anderswo war der Widerhall gering. Somit schafft das Fehlen von Eliten, das für uns tragische Folgen gezeitigt hat, auch in anderen Ländern ernste Probleme, denen dringend begegnet werden muss.
   In der Absicht, zur Lösung dieses wichtigen Problems beizutragen, habe ich das Buch Adel und analoge traditionelle Eliten in den Ansprachen Pius‘ XII. an das Patriziat und den Adel von Rom geschrieben, in dem ich den Zustand der heutigen Welt im Lichte der vierzehn Ansprachen Pius‘ XII. untersuche.
   Die erste Auflage des Buches in portugiesischer Sprache wurde dem angesehenen Verlag Editorial Civilização, in Portugal, anvertraut und erschien dort im April 1993. Ins Spanische übersetzt, wurde das Werk von Editorial Fernando III el Santo in Spanien verbreitet. Doch blieb diese Ausgabe nicht allein auf Spanien beschränkt, sondern ging von dort aus auch in die spanisch-amerikanischen Länder.
In den Vereinigten Staaten erschien das Werk in dem bedeutenden Verlag Hamilton Press. Die Neuerscheinung wurde offiziell im September 1993 im bekannten Mayflower Hotel in Washington gefeiert. Bei dieser Gelegenheit ergriffen vor einem Publikum von 850 Gästen, unter denen sich auch die Erzherzogin Monika von Österreich und der Herzog de Maqueda von Spanien befanden, hervorragende Persönlichkeiten der nordamerikanischen Öffentlichkeit das Wort.
   In Frankreich fand das im Verlag Albatros herausgegebene Buch in weiten Kreisen des Landes eine gute Aufnahme. (27)

(27) Ende 1995 brachte die französische TFP eine zweite Auflage dieses ausgezeichneten Werkes von Prof. Plinio Corrêa de Oliveira heraus, diesmal jedoch in Luxusausführung. (Anm. des Übers.)

   In Italien wurde das Werk im Verlag Marzorati veröffentlicht und im Oktober 1993 beim Kongress des Europäischen Adels in Mailand sowie bei einer offiziellen Veranstaltung im Circolo della Stampa im Palast Seberlloni derselben Stadt vorgestellt.
   Die Vorstellung in Rom geschah im historischen Palast der Prinzessin Elvina Pallavicini in Gegenwart des Kardinals Alfons Maria Stickler, des emeritierten Bischofs von Lourenço Marques, Candido Alvim Pereira, des Erzherzogs Martin von Österreich, von Prinzen, Prinzessinnen und verschiedenen Mitgliedern der italienischen Aristokratie. Bei diesen Veranstaltungen wurde das Werk nicht nur ausführlich analysiert, sondern erhielt auch großes Lob von den aufeinander folgenden Rednern.
   Ein lebhaftes Echo löste die Vorstellung des Buches auch in der römischen Presse aus. Die wichtigsten Tageszeitungen hoben das Ereignis besonders heraus und es war sogar von den „Generalstaaten der schwarzen Aristokratie“ (Il Tempo, 31.10.1993) zu lesen (so bezeichnet man in Rom den traditionsreicheren Teil des römischen Adels, der sich bei der gewaltsamen Annektierung des Kirchenstaates an Italien mit dem Heiligen Stuhl solidarisch erklärt hatte).
   Es soll hier auf die ausgezeichnete Resonanz hingewiesen werden, die das Buch auslöste, denn dies ist ein Zeichen für die Aktualität des Themas, wenngleich der Titel allein manchen dazu verleiten könnte, dem Buch lediglich historisches Interesse zuzuschreiben.

   Die vollkommene Übereinstimmung mit der päpstlichen Lehre wird in einer Reihe von freundlichen Briefen bezeugt, in denen die Kardinäle Silvio Oddi, Alfons Maria Stickler und Bernardino Echeverría sowie weltbekannte Theologen wie P. Raimondo Spiazzi, O.P., Victorino Rodríguez, O.P. und Anastasio Gutiérrez, C.M.F. ihre Befürwortung zum Ausdruck bringen. 

Fortsetzung: Philosophisches Selbsbildnis VIII

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