Ich
werde mit den Kommentaren über das Sonnenwunder in Fatima am 13. Oktober 1917
fortfahren.
Wir
waren an dem Punkt angekommen, an dem die Muttergottes das Gespräch mit Lucia
beendet hatte.
«Sie sagte: „Ich habe nichts mehr zu sagen.“ Lucia entgegnete: „Ich habe auch nichts mehr zu sagen.“ Dann
erschienen der hl. Josef, das Jesuskind und die Muttergottes. Diese erhob
alsdann ihre Hände in Richtung Sonne. Von ihren heiligen Händen ging ein Licht
aus, das strahlender als die Sonne war.«
Das
bestätigt wieder, wie Lucia die Muttergottes beschrieb: „Sie war eine Dame, strahlender als die Sonne“.
«Dieses Licht hatte einen dermaßen
strahlenden Glanz, dass es selbst das Licht Sonne verblasste. Durch dieses
Lichte, das von ihren Händen ausging, berührte die Sonne und es war der
spürbare Ausdruck eines Einflusses, einer Macht, die die Muttergottes auf die
Sonne ausübte, um zu zeigen, dass das vorhergesagte Wunder von ihr ausging.»
Die
Muttergottes hatte schon vorher gesagt, sie werde ein Beweis geben, der die
Erscheinung bestätige würde. Dieses Wunder werden wir jetzt untersuchen. Vor
den Augen der Seherkinder entfalteten sich drei aufeinanderfolgende vorgesagte
Bilder.
«Während diese Szenen sich vor den Augen
der Seher abwickelten, sah eine Menschenmenge von 50 bis 70 Tausend das
Sonnenwunder.»
Eine
wirklich große Zahl von Anwesenden.
«Während der ganzen Zeit der Erscheinung
hatte es ununterbrochen geregnet. Als das Gespräch zwischen Lucia und der
Muttergottes endete, als die Jungfrau sich gen Himmel erhob und Lucia der Menge
zurief: „Schaut zur Sonne“, schoben sich die Wolken zur Seite und
gaben den Blick zur Sonne frei, die wie eine große silberne Scheibe am Himmel
stand.»
Es
ist interessant zu bemerken, dass es während der ganzen Erscheinung geregnet
hatte, denn wir werden gleich etwas Schönes sehen, das sich auf diesen Regen
bezieht. Alle Ereignisse waren vorhergesehen und vorsätzlich geschehen.
«Diese Scheibe glänzte mit einer nie
gesehenen Stärke, blendete aber nicht.»
All
dies hat eine sehr schöne symbolische Bedeutung. Ein Glanz, der stärker war als
der der Sonne; nie hatte die Sonne so stark gestrahlt. Es war aber ein Licht,
das nicht blendete. Weil alles, was von Gott kommt, alles, was von der Jungfrau
berührt wird, sei es auch noch so stark, hat etwas Wohltätiges in sich, was
jegliche Gefahr für den Menschen ausschließt. Im Gegenteil, der Mensch
empfindet es als eine Wonne, ohne jegliche Belästigung. Hier merken wir schon
die übernatürliche Eigenschaft des ganzen Geschehens; wie von Gott berührt. So
glänzend ist das Licht, und doch, gegen die Regeln und Gesetze der Physik, der
Physiologie, blendet es nicht.
«Das dauerte nur einen Augenblick. Die
immense Scheibe fing an zu „tanzen“ ...»
Das
„tanzen“ steht in Anführungszeichen und ist entnommen aus den Berichten der Kinder
und von Personen, die es gesehen hatten.
«... wie ein riesiger Feuerball drehte
sich die Sonne in hoher Geschwindigkeit.»
So
etwas ist ungewöhnlich, dass sich die Sonne in hoher Geschwindigkeit dreht.
«Für eine kurze Weile stand sie still,
um sofort wieder anfangen zu kreisen.»
Das
war genau, um zu beweisen, dass sie unter der Herrschaft eines Willens war, der
sie zum Kreisen brachte und wieder zum Stillstand, ein Wille, der nach
Gutdünken über die Sonne verfügte.
«Für eine kurze Weile stand sie still,
um sich hernach schwindelerregend um sich selbst zu drehen. Dann färbte sich
ihr Rand scharlachrot, und sie glitt am Himmel wie ein Strudel, der rote
Feuerzungen verbreitete.»
Hier
setzt sich der Anfang einer Bedrohung an. Die Scheibe wir rötlich und verbreitet
Feuerzungen am Himmel. Ein Ereignis, das natürlich die Menschen in Angst und
Schrecken versetzte. Und weiter:
«Dieses Licht spiegelte sich auf dem
Boden, in den Bäumen, im Gebüsch, ja selbst auf den Gesichtern der Menschen und
auf ihren Kleidern in glänzenden Tönen und verschiedenen Farben wieder.»
Was
aber wahrscheinlich den Eindruck eines großen Brandes verbreitete.
«Nach dreimaliger Ausführung dieser
verrückt anmutenden Bewegungen, schien die Kugel zu erzittern, sich zu
schütteln, um dann im Zickzackkurs auch die schreckerfüllte Menge
herabzustürzen.»
Wir
vernehmen hier eine deutliche Androhung, die Androhung des Tages der
Züchtigung; die Androhung einer Katastrophe; die Androhung einer vollständigen
Umwälzung des Systems, in dem wir uns befinden, ausgehend von einer aus den
Fugen geratenen Sonne. Sie fing an Feuer nach allen Seiten zu sprühen, und, die
sie ja das Gravitationszentrum des ganzen himmlischen Systems ist, fing an wie
verrückt zu tanzen. Dann droht sie auf die Menschenmenge zu stürzen. Es ist
Androhung eines Kataklysmus, einer Panik, eines Schreckenzustandes, einer
herabstürzenden Gefahr, was die Menschenmenge dazu führte in alle Richtungen zu
flüchten.
Diese
Angst und Schrecken, die die Muttergottes den dortigen Menschen durch das Sonnenwunder
zufügen wollte, bezieht sich eindeutig auf das, was sie über die Strafe sagte,
die über die Welt kommen würde. Es wird klar, dass es, unter anderen, auch
Strafen sein werden, die die ganze Welt einbeziehen, eine Störung der
natürlichen Elemente, um die die Menschen zu bestrafen. Fatima bringt somit ein
gutes Fundament für eine Vorstellung, eine Theorie der Züchtigung Gottes.
Lucia
fährt fort: «Dies alle dauerte etwa zehn
Minuten. Schließlich kehrte die Sonne in Zickzacklinie zu ihrem Ausgangspunkt
zurück und schien wieder ruhig und strahlend im gleichen Glanz wie alle Tage
sonst. Der Zyklus der Erscheinungen war nun abgeschlossen.»
Dieser
Zyklus wurde also beendet mit einer Drohung. Unsere Liebe Frau erklärte: Hier
ist es, weihet euch, bekehrt euch. Wenn nicht, hier habt ihr die Folge gesehen.
Es ist eindeutig. Mit einer Androhung hat sie alles beendet. Der Schlusspunkt
war eine Warnung. Für diejenigen, die uns als Pessimisten schelten, die sagen,
wir sähen überall nur Gefahren und Katastrophen, die nicht an eine Züchtigung
Gottes glauben, ist die Antwort sehr einfach.
Sollte
das alle nur ein Mythos sein, was bedeutet dann diese ganze Symbolik der
Ereignisse von Fatima? Man kann sie nicht leugnen.
«Viele Leute stellte erstaunt fest, dass
ihre vom Regen durchnässten Kleider plötzlich getrocknet waren.»
Ein
weiteres Zeichen der Macht der Muttergottes.
«Das Sonnenwunder wurde auch von
unzähligen Zeugen beobachtet, die sich nicht am Erscheinungsort selbst, ja
sogar bis zu 40 Kilometer von diesem entfernt befanden.»
Es
konnte sich also nicht um Telepathie oder Suggestion handeln. Denn wenn es auf
so weiter Entfernung gesehen und miterlebt wurde, schließt sich jede Einbildung
aus.
Mit
diesem Wunder ist die Reihe der Erscheinungen zu Ende gegangen. Sie enden einerseits
mit einem Ziel, mit dem Versprechen:
„Wenn ihr die Weihe vollzieht, werdet
ihr die Bekehrung Russland und der Welt erreichen. Wenn nicht, wird Russland seine
Irrtümer überall verbreiten und ihr werdet Strafen von universeller Ordnung
haben.“
Nehmen
wir in Betracht, was Pater Aparício, ein Jesuit, ein sehr fähiger Mann — er war
jahrelang geistlicher Leiter von Sr. Lucia —, mir gesagt hat, als ich ihn in
Pernambuco traf, dass die von Pius XII. vollzogene Weihe nicht den notwendigen Bedingungen
entsprach, um das Versprechen der Muttergottes zu erfüllen, und wir verstehen
alles, was sich danach noch ereignete.
Wir
können an all die anderen Strafen denken, die uns bedrohen. Sie bilden ein
einziges Ganzes. Fünfzig Jahre später erhält die Botschaft von Fatima ihre
Bestätigung.
Ich
habe bei einem anderen Treffen gezeigt, wie die Nachrichten der letzten Woche
auf ein heftiges Wettrüsten zwischen den Vereinigten Staaten und Russland
hinweisen, und sie erwähnen den Einzug einer mächtigen russischen Flotte in das
Mittelmeer, teils durch die Dardanellen und den Bosporus und teils durch die
Straße von Gibraltar. Diese Flotte sei in der Lage, zumindest teilweise mit der
sechsten nordamerikanischen Flotte zu kontrastieren und stellt daher eine
Gefahr für die europäischen Länder der Mittelmeerküste dar. Wir sehen, die
Möglichkeit eines Krieges leider am Horizont aufsteigen, und wie die von der Muttergottes
angekündigte Strafe sich nähert.
Was
sollen wir tun? Wir müssen uns an das Gleichnis von den klugen und den törichten
Jungfrauen erinnern, denn wir müssen versuchen, wie die klugen Jungfrauen zu
sein, das heißt, wie die Seele, die bereit ist für den Moment der großen
Prüfung. Und wie bereitet man sich für den Moment der großen Prüfung?
Ich
war erstaunt, als ich einmal Szenen des Bombenangriffs auf Berlin im Kino sah und
dann später auch Fotos der Berliner Bevölkerung während der Bombardierung zu
sehen bekam. Das war eine „Bagarre“(*). Die Stadt Berlin war gebrochen. Trotzdem,
es gingen Leute durch die Straßen, Leute standen auf dem Bürgersteig, unterhielten
sich, nahmen den Alltag wie gewohnt und lachten, waren sich einfach der Lage
nicht bewusst, dass sie bald getötet werden konnten, entweder durch Russen oder
Amerikanern und Engländern, zerschmettert unter dem Kanonenfeuer, an Hunger
gestorben, oder aus irgend einem anderen Grund – sie lebten den Alltag wie
immer, ohne die Traurigkeit und die Tragik der Situation begreifen zu wollen, in
der sie waren.
Ich
habe den Eindruck, dass viele Menschen während der „Bagarre“ so sterben werden.
Selbst wenn die Sonne auf sie zu fallen droht, werden sie nicht wegrennen;
werden weiterhin über Geschäfte reden, über rein praktische Angelegenheiten und
so in die Hölle gerissen werden.
Wir
sollten nicht so sein wie diese, wir sollten nicht so sein wie diejenigen, die
keinen Glauben haben. Von jetzt an müssen wir in dieser Überzeugung, in dieser Erwartung
leben, in der Erwartung auf diesen Besuch Gottes, der die „Bagarre“ sein wird; dieser
Vernichtung, die eines der majestätischsten und tragischsten Ereignisse in der
Geschichte der Welt sein wird, damit durch diese Überzeugung unsere Seele sich
geistlich vorbereitet, sich von so vielen Dingen loslöst, die sie an der
heutigen Welt haftet und die aber versteht, dass sie in der heutigen Welt leben
muss als eine Welt, die bereits mit dem Zeichen des Todes gezeichnet wurde und
die zerstört wird. Die Welt hat keine Substanz mehr, sie kommt nicht vorwärts, ihre
Tage sind gezählt.
Das
sollten wir der Muttergottes im Geiste von Fatima bitten. Daher unsere Zerknirschung,
daher unsere Loslösung (von den Dingen der Welt), daher unsere Reue.
(*)
Französisch für Krawall, hartes Ringen, Kampf, Streit, Schlägerei. Der Autor
verwendete diesen Ausdruck, um die Situation zu veranschaulichen, wie man sie
sich während der bevorstehenden Züchtigung Gottes, wie in Fatima vorausgesagt,
vorstellen könnte: ein dramatischer Zustand der sich auf die Menschen
niederschlägt, verursacht durch Krieg, Chaos und Eintritt von
Naturkatastrophen.
Plinio Correa de Oliveira, Vortrag „Heiliger des Tages“
am 17. Oktober 1967.
Freie Übersetzung aus dem Portugiesischen. Der
Originaltext ist die Abschrift einer Aufzeichnung, wurde vom Urheber nicht
revidiert.
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