Als Stefan Zweig in den dreißiger Jahren
Brasilien besuchte, war er von dem Land derart beeindruckt, daß er es dazu
bestimmt sah, „einer der bedeutsamsten Faktoren der künftigen Entwicklung
unserer Welt zu werden“ (7).
Was einen an Brasilien zuallererst
beeindruckt ist die Weite des Landes und der Horizonte. Die Ausdehnung dieses
Landes mit seinen 8.511.965 Quadratkilometern Fläche entspricht mehr als der
Hälfte ganz Südamerikas. Die unmittelbar zum Meer hin abfallenden hohen
Gebirge, die üppigen Urwälder, der wasserreiche Amazonasstrom, der mit seinem
über fünf Millionen Quadratkilometer großen Becken das ausgedehnteste
Einzugsgebiet der Erde bildet, all das vermittelt uns das Bild von einem Land,
das alles im Übermaß besitzt: Natur, Licht, Farben, sodaß man durchaus den
Vergleich Rocha Pitas heranziehen und von einem wahren „irdischen Paradies“
sprechen kann.
„In keiner anderen Region zeigt sich der
Himmel so heiter, noch steigt schöner der Morgen herauf; in keinem anderen
Erdteil strahlt die Sonne goldener, noch leuchtet ihr Widerschein kräftiger in
der Nacht; die Sterne funkeln milder und zeigen sich immer fröhlich; der
Horizont ist immer klar, einerlei ob die Sonne auf- oder untergeht; das reinste
Wasser kann man sowohl aus den Quellen in Feld und Wiese trinken als auch aus
den Zuleitungen in den Ortschaften; mit anderen Worten, Brasilien ist das
entdeckte irdische Paradies.“ (8)
Das riesige Land ist unaufhörlich in
Licht getaucht und „glänzt wie ein Diamant im Schatten der Unendlichkeit. (...)
Sein Abglanz lässt im Schweigen der Räume eine unerlöschliche, dunkelgelbe,
glühende, sanfte oder blasse Verklärtheit aufscheinen. Immer ist alles Licht.
Von der Sonne steigt es in leuchtenden, blendenden Wellen hernieder und hält
die Erde in tiefer Stille. Das Licht durchdringt alles, schluckt alles“ (9).
Dieses Licht, das eine unerlöschliche
Klarheit ausstrahlt und die Erde in einer Stimmung zurückgezogener Stille zu
halten scheint, taucht die großen Räume in eine geheimnisvolle geistige
Dimension. Fast könnte man sagen, daß die leuchtende Ausdehnung der Horizonte
die Seele für eine sublime Berufung empfänglich macht.
Die Geburtsstunde Brasiliens schlug am
22. April 1500, als die Schiffe der portugiesischen Flotte mit ihren weißen
Segeln, auf denen das Kreuz des Christusordens leuchtete, unter dem Kommando
von Pedro Alvares Cabral vor der brasilianischen Küste Anker warfen. Als erstes
pflanzten die Entdecker ein Kreuz am Strand auf und ließen das unblutige
Kalvarienopfer im neuentdeckten Land feiern. Seit diesem
Tag ist Brasilien das
Land des Heiligen Kreuzes (10). Das Kreuz des Südens schien die Szene, die sich
für immer in die brasilianische Seele eingeprägt hat, am Himmel zu besiegeln.
„Das Kreuz des Südens, Wappenzeichen des Vaterlandes, erinnert nachts mit
seinem süßen Licht für immerwährende Zeiten an den Fortbestand dieses Bundes.
Es richtet an die christliche Nation, die im Lande des Heiligen Kreuzes lebt,
Worte unvergänglicher Hoffnung.“ (11) Seither, so bemerkte ein italienischer
Diplomat, „hat sich der vom Christentum ausgehende Duft über alle Teile
Brasiliens ausgebreitet, als ob es ein für allemal besprengt worden wäre“ (12).
Die Jesuiten flößten dem potentiell
äußerst – nicht nur an materiellen Gütern - reichen, bis zu diesem Zeitpunkt
jedoch schlafenden Land eine Seele ein. „Dieses Land ist unsere Aufgabe “ (16),
erklärte P. Manuel da Nóbrega (17), der zusammen mit P. José de Anchieta (18)
als Gründer Brasiliens angesehen werden kann. Seit der Entdeckung bis in unsere
Tage entwickelten die Missionare in brasilianischen Landen ein Werk der
Christianisierung und gleichzeitig der Zivilisierung, das „in der Geschichte
einzigartig dasteht“ (19).
Die Jesuiten katechisierten die in Siedlungen
zusammengeführten Ureinwohner, richteten die ersten Schulen ein, bauten
Unterrichtsstätten, Kirchen, Straßen und Städte (20). Als die Hugenotten sich
des neuen Landes bemächtigen wollten, waren es die Jesuitenpatres Nóbrega und
Anchieta, die militärische Maßnahmen gegen die in der Guanabara-Bucht
gelandeten französischen Protestanten veranlassten (21). Inmitten der herrlichen Küste, von den Portugiesen zurückeroberten Bucht (22) wurde eine kleine
Stadt gegründet, aus der später einmal die Hauptstadt des Landes hervorgehen
sollte: Rio de Janeiro, die Stadt, die in einer unvergleichlichen Synthese die
ganze Naturschönheit Brasiliens in sich vereinigt: Berge, Hügel, Wälder,
Wasser, Inseln, Buchten (23). Die erste Hauptstadt der portugiesischen
Besitzungen in Südamerika, São Salvador da Bahia, bildete zusammen mit São
Paulo, São Sebastião do Rio de Janeiro und den Kapitanaten von Pernambuco und
Maranhão eine der „Urzellen“ (24) Brasiliens.
P. Joseph Anchieta nimmt Indianer in Schutz |
Das ungeheuer große Land wurde in zwölf
Erbkapitanate aufgeteilt, von denen die meisten Bundesstaaten der heutigen
brasilianischen Föderation ausgehen (25). Die mit weitgehenden Vorrechten und
Gunstbezeigungen versehenen Lehensträger wurden vom König von Portugal unter
den „besten Leuten, ehemaligen Seefahrern, Hofherren“ (26) ausgewählt.
Brasilien blieb weiterhin Bestandteil des portugiesischen Reiches, auch während
des Zeitraums, in dem die portugiesische Krone mit der spanischen vereint war
(1580–1640).
Das brasilianische Nationalbewusstsein
begann sich schließlich im Kampf gegen die Holländer zu bilden, die sich in
Bahia (1624–1625) und dauerhafter in Recife (1630–1654) festsetzen konnten
(27). Als sich dieser letzte holländische Posten dem
portugiesisch-brasilianischen Heer ergab, konnte man bereits von einem einigen
Volk sprechen. „Die holländischen Kriege hatten den Vorzug, daß sie die
unterschiedlichen Elemente der Kolonisierung auf eine bis dahin nicht gekannte
Weise festigten.“ (28).
Der erste aristokratische „Typus“
Brasiliens war der des Zuckermühlen-Herrn, des Zuckerrohranbauers, dessen
Produktion während der ganzen Kolonialzeit im feudalen Rahmen der Kapitanate
das typisch brasilianische Erzeugnis bildete. (29)
Zuckerrohrpflanzungen und Mühlen –
kleine, an Wasserläufen errichtete Raffinerien, die von Sklaven betrieben
wurden – legten die Grundlagen der brasilianischen Landwirtschaft. Das
angestammte Herrenhaus des Gutsbesitzers glich einer Festung (30). Um die
Mühlenherren sammelten sich die Widerstandskräfte gegen die holländischen
Invasoren, Feinde des Glaubens und des Königs (31). Es war bereits der Landadel
gewesen, der die Verteidigung gegen die Franzosen und die Engländer organisiert
hatte, als diese sich in der Vergangenheit in Brasilien festsetzen wollten.
Anbau und Verarbeitung des Zuckerrohrs
bildeten während der ersten zwei Jahrhunderte die wichtigste
landwirtschaftliche und industrielle Tätigkeit des Landes. Im 18. Jahrhundert
wurde dann das Gold, nach seiner unerwarteten Entdeckung in Minas Gerais, zum
wichtigsten Wirtschaftsfaktor des Landes.
Die Bandeirantes-Expeditionäre (32),
unmittelbare Nachkommen der Entdecker, lösten mit ihrem außerordentlichen Mut
und Abenteuergeist das Zeitalter des Goldes und der Edelsteine aus.
In der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts, nach Abschluss der sozialen und wirtschaftlichen Zyklen des
Zuckers und des Goldes, nahm dann ein drittes Zeitalter seinen Anfang, das des
Kaffees, der bis 1930 die Hauptquelle des Reichtums der brasilianischen
Wirtschaft sein sollte.
Kaiser Pedro I. ruft die Unabhängigkeit Brasiliens aus |
Im 19. Jahrhundert erreichte Brasilien
seine Unabhängigkeit, aber auf eine andere Art und Weise als die übrigen
südamerikanischen Nationen: Nicht mit Waffengewalt, sondern durch die
Errichtung eines Kaiserreichs, dessen Thron Dom Pedro I. von Bragança, Sohn des
Königs von Portugal, bestieg.
Am 7. September 1822 proklamierte Dom
Pedro in São Paulo die Unabhängigkeit Brasiliens, und zwei Jahre darauf erhielt
das Land seine erste Verfassung. Der Nachfolger, Dom Pedro II. (33) war ein
außerordentlich gebildeter und unternehmungslustiger Herrscher, dessen lange,
friedvolle Regierungszeit mit der republikanischen Revolution gleich nach der
Abschaffung der Sklaverei (34) endete. Das
Kaiserreich verlor die Unterstützung
der Landaristokratie, für die die Sklavenbefreiung ein Fehler oder aber
verfrüht war. Am 15. November 1889 wurde in Rio de Janeiro nach einem
unblutigen Staatsstreich die Republik ausgerufen.
Kaiser Pedro II. von Brasilien |
„Die Brasilianer“, schrieb der
italienische Historiker Guglielmo Ferrero, „sahen die Monarchie sanft fallen,
ohne Blutvergießen, so wie die schönen Sommertage zu Ende gehen, ruhig und
leuchtend“ (35).
1891 wurde aus dem Kaiserreich Brasilien
die Bundesrepublik der Vereinigten Staaten von Brasilien, auf deren neuer
Flagge nun das positivistische Motto „Ordnung und Fortschritt“ zu lesen war (36).
„Brasilien stand damals am Anfang einer Epoche, die den ‚Fortschritt‘ zum Gott
und die ‚Wissenschaft‘ zu einer Göttin ihrer geistigen Eliten erheben sollte“
(37). Die Republik bestand aus einer Föderation autonomer Staaten, die alle ihr
eigenes Parlament und eine eigene Regierung hatten. Es kam zur Trennung
zwischen Staat und Kirche, die standesamtliche Trauung (Zivilehe) wurde
eingeführt, die Wirtschaftspolitik wurde geändert. Die ersten Jahre des neuen
Jahrhunderts zeichnen sich in Brasilien durch ein Klima der Euphorie und des
Optimismus aus, was nicht zuletzt auf die Hoffnungen zurückzuführen war, die
der institutionelle Wandel und der wirtschaftliche und soziale Fortschritt des
Landes ausgelöst hatte (38). Es waren die „goldenen Jahre“ der 1. Republik
(39).
Quelle:
Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20. Jahrhunderts: Plinio Corrêa de
Oliveira. TFP-Büro Deutschland und DVCK
e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel I, Abschnitt 2, SS 22-29.
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Fußnoten:
(7)
Stefan ZWEIG, Brasilien, ein Land der
Zukunft, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1981, S. 8. Vgl. auch Ernani SILVA BUENO,
História e Tradições da Cidade de São Paulo, Livraria José Olympio Editora, Rio
de Janeiro 1954, 3 Bde.; Affonso DE FREITAS, Tradições e reminiscências
paulistanas, Governo do Estado de São Paulo, São Paulo 1978 (3. Aufl.); Luiz
GONZAGA CABRAL, S.J., Influência dos Jesuítas na colonização do Brasil, in
Jesuítas no Brasil, Bd. III, Companhia Melhoramentos de S. Paulo, São Paulo
1925.
(8) Sebastião DA ROCHA PITA
(1660 – 1783), História da América Portuguesa, in E. WERNECK, Antologia
Brasileira, Livraria Francisco Alves, Rio de Janeiro 1939, S. 210.
(9) José PEREIRA DA GRAÇA
ARANHA (1868 – 1931), A esthética da vida, Livraria Garnier, Rio de Janeiro –
Paris 1921, S. 101.
(10)
„Brasilien ist christlich geboren: ‚Insel des Wahren Kreuzes‘ nannte es sein
erster Geschichtsschreiber, der gleichzeitig auch einer der Entdecker war“ (P.
Serafim LEITE, S.J., Páginas de Història do Brasil, Companhia Editora Nacional,
São Paulo 1937, S. 11). Der Chronist der Expedition, Pero Vaz de Caminha,
richtet folgende Worte an den König: „Bis jetzt konnten wir noch nicht
erfahren, ob es Gold oder Silber oder Metallsachen oder Eisen gibt; wir sahen
nichts dergleichen. An und für sich ist das Land aber reich (...) Der größte
Gewinn, den man indessen von ihm haben kann, ist meiner Meinung nach die
Errettung der Seelen seiner Einwohner“ (nach Roger BASTIDE, Il Brasile, italien.
Übersetzung, Garzanti, Mailand 1964, S. 13; der Text des Briefes des Pero Vaz
de Caminha ist zu finden in Jaime CORTESÃO, A expedição de Pedro Álvares
Cabral, Livrarias Ailland e Bertrand, Lissabon 1922, S. 233 – 256).
(11) Yves DE LA BRIÈRE, Le règne
de Dieu sous la Croix de Sud, Desclée de Brouwer, Brügge – Paris 1929, S. 20.
(12) Roberto CANTALUPO, Basile
euro-americano, Istituto per gli Studi di Politica Internazionale, Mailand
1941, S. 89.
(13) P. S. LEITE, S.J.,
Páginas de História do Brasil, a.a.O., S. 12 – 13. „Ohne andere Faktoren ausschließen zu wollen, kann man
ohne weiteres folgende Behauptung aufstellen: Im 16. Jahrhundert deckt sich die
Geschichte der Gesellschaft Jesu in Brasilien mit der Geschichte der
Entwicklung des Landes selbst in seinen katechetischen, sittlichen, geistigen,
erzieherischen und großenteils kolonialen Elementen. Der Beitrag anderer
religiöser Faktoren ändert das Ergebnis nur unmerklich“ (S. 14).
(14)
In der Verordnung vom 17. Dezember 1548, mit der der König von Portugal,
Johannes III., seinem Gouverneur die Regeln vorschrieb, an die er sich in
Brasilien halten sollte, steht geschrieben: „Der Hauptgrund, der mich
veranlasst hat, dieses Land Brasilien besiedeln zu lassen, ist der, daß sich
die Menschen, die dort leben, zu unserem katholischen Glauben bekehren“
(Regimento de Tomé de Souza, Nationalbibliothek Lissabon, Marinearchiv, Buch 1
der amtlichen Schreiben, 1597 – 1602). Vgl. auch P. Armando CARDOSO,
S.J., O ano de 1549 na história do Brasil e da Companhia de Jesus, in Verbum,
Nr. 6 (1949), S. 368-392.
(15)
S. ZWEIG, a.a.O., S. 32. Vgl. Carlos SODRÉ LANNA, Gênese da Civilização Cristã
no Brasil, in Catolicismo Nr. 519 (März 1994), S. 23 –24; Ders., A epopéia
missionária na formação da Cristandade luso-brasileira, in Catolicismo Nr. 533
(Mai 1995), S. 22 – 23.
(16) Zitiert nach Antonio DE
QUEIROZ FILHO, A vida heróica de José de Anchieta, Edições Loyola, São Paulo
1988, S. 43.
(17)
P. Manuel da Nóbrega ist am 18. Oktober 1517 in Minho (Portugal) geboren und
starb am 18. Oktober 1570 in Rio de Janeiro. Er hatte Kirchenrecht und
Philosophie in Coimbra studiert, bevor er 1544 in die Gesellschaft Jesu eintrat
und 1549 vom Heiligen Ignatius nach Brasilien entsandt wurde, wo er der erste
Obere und Provinzial der Jesuitenmission werden sollte. Seine Missionsarbeit
erstreckte sich über zwanzig Jahre bis zu seinem Tode.
(18)
Der Selige José de Anchieta ist am 19. März 1534 in La Laguna (Kanarische
Inseln) geboren und am 9. Juni 1597 in Reritiba (heute Anchieta) gestorben. Er
trat 1551 in die Gesellschaft Jesu ein und fuhr zwei Jahre später mit einer
Gruppe von Missionaren im Gefolge des portugiesischen Gouverneurs Duarte da
Costa nach Brasilien. Als er 1566 zum Priester geweiht wurde, war er bereits an
der Gründung der Stadt São Paulo (1554) beteiligt gewesen und sah auch Rio de
Janeiro (1567) entstehen. 1578 wurde er Ordensprovinzial für Brasilien und
entwickelte sein Apostolat so unermüdlich, daß ihm später der Titel „Apostel
der Neuen Welt“ zuerkannt wurde. 1980 wurde er von Papst Johannes Paul II. selig
gesprochen. Vgl. ALVARES DO AMARAL, O Padre José Anchieta e a fundação de São
Paulo, Conselho Estadual de Cultura, São Paulo 1971.
(19) S. LEITE, S.J., História
da Companhia de Jesus no Brasil, Livraria Portugália, Lissabon 1938, Bd. I.
(20)
Neben den Jesuiten gingen auch die Benediktiner (1582), die Karmeliter (1584),
die Kapuziner (1612) und andere Orden ihrem Apostolat nach. Nachdem die
Jesuiten 1760 durch Pombal vertrieben worden waren, kehrten sie erst 1842
wieder nach Brasilien zurück. Über die 40 Märtyrer aus den Reihen der Jesuiten
s. Mauricio GOMES DOS SANTOS, S.J., Beatos Inácio de Azevedo e 39 companheiros
mártires, in Didaskalia Nr. 8 (1978), S. 89 – 155; S. 331 – 366 (Übersetzung
der Studie der Geschichtlichen Abteilung der Heiligenkongregation).
(21)
Berater der Patres Nóbrega und Anchieta war ein italinischer Adliger namens
Guiseppe Adorno aus der Genueser Dogenfamilien, der Leben und Vermögen in den
Dienst seines neuen Vaterlandes Portugal gestellt hatte, nachdem er aus seiner
Heimatstadt vertrieben worden war. Neben Adorno kamen im 16. Jahrhundert auch
die Acciaiuoli (Accioly), die Doria, die Fregoso und die Cavalcanti (Cavalcanti
d’Albuquerque) nach Brasilien.
(22) C. SODRÉ LANNA, A
expulsão dos franceses do Rio de Janeiro, in Catolicismo Nr. 509 (Mai 1993), S.
22–24.
(23)
„Vom Panorama her gesehen, kann man Rio de Janeiro als eine Synthese Brasiliens
betrachten. Hier schlägt weiterhin das Herz Brasiliens, obwohl die Hauptstadt
nun offiziell nach Brasilia verlegt wurde. Man stößt hier auf eine
geheimnisvolle Synthese des Landes, eine Einladung für eine Zukunft voller
geheimnisträchtiger Versprechen“ (Plinio CORRÊA DE OLIVEIRA, Meditando sobre as
grandezas do Brasil, in Catolicismo Nr. 454 (Oktober 1988).
(24)
„Der hervorragende Kenner der brasilianischen Geschichte, João Ribeiro,
bezeichnet mit energischer Genauigkeit die folgenden Punkte des Landes als
Urzellen Brasiliens: Bahia, Pernambuco, São Paulo, Rio und Maranhão. Von den
erwähnten fünf Urzellen sind zwei (...)
ausschließlich das Werk der Gesellschaft Jesu: São Paulo, das sie mit eigenen
Händen geschaffen hat, und Rio de Janeiro, dessen Gründung sie gegen alles und
gegen alle durchgesetzt hat. Die anderen drei – Bahia, Pernambuco, Maranhão –
verdanken den Jesuiten ihre größte Ausdehnung.“ (L. G. CABRAL, S.J., Jesuítas
no Brasil (século XVI), Companhia Melhoramentos de São Paulo, São Paulo 1925,
S. 266).
(25) Homero BARRADAS, As
capitanias hereditárias. Primeiro ensaio de um Brasil orgânico, in Catolicismo
Nr. 131 (November 1961).
(26) Pedro CALMON, História do
Brasil, Livraria José Olympio Editora, Rio de Janeiro 1959, Bd. I, S. 170.
(27) Vgl. Lúcio MENDES,
Calvinistas holandeses invadem cristandade luso-americana, in Catolicismo Nr.
427 (Juli 1986), S. 2 – 3; Ders. Martírio e heroísmo na resistência ao herege
invasor, in Catolicismo Nr. 429 (September 1986), S. 10–12; Diego LOPES
SANTIAGO, História da Guerra de Pernambuco, Fundação do Patrimônio Histórico e
Artístico de Pernambuco, Recife 1984. In
diesem Zeitraum kämpften in Brasilien viele italienische, vor allem
neapolitanische Offiziere (vgl. Gino DORIA, I soldati napoletani nelle guerre del
Brasile contro gli olandesi (1625 – 1641), Riccardo Ricciardi Editore, Neapel
1932). Als 1624 die Ostindische Kompagnie
Bahia besetzen ließ, schickte Philipp IV. eine Flotte, der auch ein
neapolitanisches Kontingent unter der Führung von Carlo Andrea Caracciolo,
Marquis von Torrecuso, angehörte. Ein weiterer neapolitanischer Führer war Gian
Vincenzo Sanfelice, Graf von Bagnoli, der 1638 erfolgreich Bahia gegen die
Invasion der holländischen Kalvinisten verteidigte, die in Südamerika einen
protestantischen Staat gründen wollten. Zwischen Brasilien und dem Reich Neapel bestand
stets ein fruchtbarer Austausch (vgl. z. B. Paolo SCARANO, Rapporti politici,
economici e sociali tra il Regno delle Due Sicilie e il Brasile (1815 – 1860),
Società Napoletana di Storia Patria, Neapel 1958).
(28) P. CALMON, Storia della
Civiltà brasiliana, italien. Übersetzg. Industria Tipografica Italiana, Rio de
Janeiro 1939, S. 52.
(29)
Zuckerrohr, das ideale landwirtschaftliche Erzeugnis eines Landes, das am
Anfang seiner Entwicklung steht, wurde seit Ende des 16. Jahrhunderts in Nord-
und Südbrasilien angepflanzt. Das Hauptanbaugebiet war jedoch Pernambuco,
dessen Hafenstadt Recife im 17. Jahrhundert zum größten Zuckerhandelsplatz der
Welt wurde (P. CALMON, Storia della civiltà brasiliana, loc. cit., S. 85). Vgl. auch Plinio
CORRÊA DE OLIVEIRA, No Brasil Colônia, no Brasil Império e no Brasil República:
gênese, desenvolvimento e ocaso da Nobreza da terra, Anhang zur portugiesischen
Ausgabe von Nobreza e elites tradicionais análogas nas alocuções de Pio XII ao
Patriciado e à Nobreza Romana, Livraria Civilização Editora, Porto 1993, S.
159–201.
(30) Gilberto FREYRE, Casa
Grande e Senzala, Editora José Olympio, São Paulo 1946 (5. Aufl.), Bd. I, S.
24.
(31) Die Eroberung der
Ländereien ist vor allem kriegerischer Natur. „Jedes gerodete Stück Land, jeder ‚bevölkerte‘ Landstrich, jeder
bebaute Raum, jede ‚fabrizierte‘ Zuckermühle setzt eine schwierige militärische
Unternehmung voraus. Von Norden nach Süden werden landwirtschaftliche
Gründungen und Viehzucht mit dem Schwert in der Hand durchgeführt“ (Francisco
José de OLIVEIRA VIANA, O povo Brasileiro e sua Evolução, Ministério da
Agricultura, Indústria e Comércio, Rio de Janeiro 1922, S. 19).
(32) Vgl. zum Thema
Bandeirantes die imposante História Geral das Bandeiras Paulistas (São Paulo
1924 – 1950, 11 Bände) von Affonso DE TAUNAY, zusammengefasst in História das
Bandeiras Paulistas, Edições Melhoramentos, São Paulo 1951, 2 Bde.; vgl. auch
J. CORTESÃO, Raposo Tavares e a formação territorial do Brasil, Ministério da
Educação e Cultura, Rio de Janeiro 1958; Ricardo ROMÁN BLANCO, Las Bandeiras,
Universidade de Brasília, Brasília 1966.
(33)
Dom Pedro II. (1825–1891) heiratete 1843 die Prinzessin Teresa Cristina,
Schwester Ferdinando II., des Königs beider Sizilien. Seine älteste Tochter,
Isabel (1846–1921) heiratete den Prinzen Gastão de Orléans, Graf d’Eu, dem sie
drei Söhne schenkte: Pedro de Alcântara, Luís und Antônio. Da der Erstgeborene
1908 auf die Nachfolgerechte für sich und seine Nachkommen verzichtet hatte,
ging das Thronfolgerecht auf dessen Bruder Dom Luís de Orléans und Bragança
(1878–1920) über, der mit der Prinzessin Maria Pia de Bourbon-Sicilia
verheiratet war (vg. Armando Alexandre DOS SANTOS, A Legitimidade
Monárquica no Brasil, Artpress, São Paulo 1988). Zu Dom Pedro II. vgl. Heitor
LYRA, História de dom Pedro II.: 1825–1891, Editora Nacional, São Paulo 1940. „Dom Pedro war ein großmütiger, gütiger und gerechter
Herrscher, ein Vorbild der Vaterlandsliebe und Kultur, des Eifers und der
Rechtschaffenheit, der Duldsamkeit und Einfachheit. Er war weise und
menschenfreundlich. Als Mitglied des Institut de France und der wichtigsten
wissenschaftlichen und literarischen Gesellschaften des Auslandes war er ein
Förderer der Künste, der Wissenschaften und der Literatur. Er unterstützte mit
materieller Hilfe viele berühmte Brasilianer; der große Mäzen verschloss ihnen
nie den Beutel“ (S. RANGEL DE CASTRO, Quelques Aspects de la civilisation
brésilienne, Les Presses Universitaires de France, Paris o. J., S. 29f). Vgl. auch Leopoldo
B. XAVIER, Dom Pedro e a gratidão nacional, in Catolicismo Nr. 491 (Dezember
1991).
(34)
Ein erstes Gesetz, das den Beinamen „Gesetz des freien Leibes“ erhielt,
gewährte 1871 den von einer Sklavin geborenen Kindern im Alter von 21 Jahren
die Freiheit. 1885 wurde dann das „Sechzigjährigen-Gesetz“ erlassen, das alle
mehr als 65-jährigen Sklaven in die Freiheit entließ. Am 13. Mai 1888
sanktionierte die Gräfin d’Eu und kaiserliche Regentin, Prinzessin Isabel,
unter dem konservativen Ministerium João Alfredo Corrêa de Oliveiras während
der Abwesenheit ihres Vaters, de sich auf einer Europa-Reise befand, das
Gesetz, mit dem die Sklaverei dann endgültig abgeschafft wurde. Auf die
damalige Bevölkerung Brasiliens von 14 Millionen Mesnchen kamen 700.000
Sklaven; tatsächlich war die Einrichtung der Sklaverei bereits spontan am
Erlöschen. Zur Abschaffung der Sklaverei vgl. PLINIO CORRÊA DE OLIVEIRA, A margem
do 13 de maio, in Legionário Nr. 296 (15. Mai 1938). Vgl. auch Robert CONRAD,
Os últimos anos da escravatura no Brasil, 1850–1888, Civilização Brasileira,
Rio de Janeiro 1978 (2. Aufl.); Emilia VIOTTI DA COSTA, A abolição, Global, São
Paulo 1982.
(35) Zitiert bei S. RANGEL DE
CASTRO, Quelques aspects de la civilisation brésilienne, a.a.O., S. 29.
(36)
Guglielmo Ferrero berichtet, daß er in Rio de Janeiro, in der Benjamin
Constant-Straße, den „Menscheitstempel“ besucht und sich dort angenehm mit dem
Hohen Priester, Herrn Teixeira Mendes, unterhalten habe (G. FERRERO, Fra i due
mondi“, Fratelli Treves Editori, Mailand 1913, S. 187).
(37) G. FREYRE, Order and
Progress. A Political History of Brazil ,
Westview Press, Boulder (Colorado ) 1991.
(38)
An der Spitze des Staates folgten aufeinander Prudente de Moraes (1894–1898),
Campos Sales (1898–1902), Rodrigues Alves (1902–1906), Afonso Pena (1906–1909),
Nilo Peçanha (1909–1910), Hermes da Fonseca (1910–1914), die brasilianische
Außenpolitik aber verblieb während dieser ganzen Periode in den Händen des
Barons von Rio Branco (1845–1912) .
(39)
„Es waren die ‚goldenen Jahre‘ der Ersten Republik, wenn wir diesem Zeitabschnitt
eine Bezeichnung geben wollen, wie sie bei den alten Historikern üblich war
...“ (Plinio
DOYLE, Brasil 1900-1910, Biblioteca Nacional, Rio de Janeiro 1980, Bd. I, S.
14). Zu Anfang des Jahrhunderts lebten in
Brasilien 17.318.556 Einwohner, 60% davon auf dem Land.
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