Gottelästerliche und blasfemische Parodie
einer
liturgischen Zeremonie
zu Ehren eines ermordeten Revolutionärs
Wir lesen und kommentieren heute einen Text aus der
„Weltgeschichte“ von Dr. Johannes Baptist Weiß. Er beschreibt ein Ereignis
während der Französischen Revolution, das uns den Hass der Revolution gegen das
Christentum zeigt.
»Um in der Bevölkerung die Blutgier zu steigern und den
Hass gegen das Christentum zu erwecken, wurde an denselben 10. Oktober (1793),
an welchem Chaumette die Tempelschändung in Paris begann, in Lyon ein Fest zu
Ehren Chaliers, „des Gottes und Heilandes“, angekündigt, als ein Fest der
Vernunft.«
Büste des Joseph Chalier |
Chalier hatte die Rolle eines Erlösers der Menschheit
übernommen. Er war ein Revolutionär, der unheimliche Gräueltaten in Lyon
anrichtete und wurde daraufhin verhaftet und unter die Guillotine geköpft. Die
Revolution veranstaltete daher ein Fest zu seinen Ehren, weil er von ihr als
Erlöser, als der Messias gehalten wurde. Ein grausamer Henker, der als Gott
verehrt wurde. Der Tag, der für seine Ehrung festgelegt wurde, war derjenige,
an dem die Revolution die Göttin der Vernunft feierte. An diesem Tag holt man
einen Verbrecher und ruft ihn als Gott aus! Das ist die Vernunft des Teufels!
»In der Frühe schon donnerten die Kanonen zu Ehren der
neuen Gottheit. Um acht Uhr begann der Raub aller goldenen und silbernen
Gefäße, die Zerstörung aller Bilder und Statuen in den Kirchen, die Vernichtung
aller Dinge, die eine fromme Stimmung erwecken konnten; die geweihten Hostien
wurden auf den Boden geworfen und mit Füßen getreten. Dann begann die große
Prozession zu Ehren Chaliers. Voran ging die Militärmusik; vier Jakobiner
trugen dann auf einer schönen Sänfte die Büste Chaliers, an der einen Seite
eine Urne, in welcher seine Asche war, an der anderen Seite die Taube, mit
welcher er im Gefängnis gespielt und seine letzte Freude gehabt haben soll.
Eine Bande von Clubisten (Jakobiner) und Dirnen folgte unter stetem Geschrei:
„Nieder mit den Aristokraten, es lebe die Republik, es lebe die Guillotine!“«
Wir sehen hier wie die Revolutionären den Zusammenhang
der Dinge gut verstehen. Sie veranstalten ein Fest auf dem sie Hostien schänden,
Statuen zerstören und schreien „Nieder mit den Aristokraten, es lebe die
Republik, es lebe die Guillotine!“ Das alles, um die neue Gottheit anzubeten.
Vielen Katholiken aber, mit denen man über Aristokratie
sprechen will, kontern sofort: „Ach, ich weiß nicht, was das mit Religion zu
tun hat!“ Die Revolutionären hingegen wissen es. Der Teufel weiß es; der
Verbrecher weiß es; doch der Katholik weiß es nicht... Das ist das Elend der Situation.
»Hierauf kamen die Kirchenschänder, welche mit der
Raserei von Bacchanten und der Wildheit von Dämonen die geraubten heiligen
Gefäße schwangen und aus den Kelchen tranken. In ihrer Mitte war ein Esel, eine
Bischofsmütze auf den Kopf, einen Rauchmantel über den Rücken, ein Kruzifix, ein
Altes und Neues Testament an dem Schweif; er ward an einer Stola geführt.
Hinter dem Esel schritten die drei Convents-Commissäre Fouché, Collot d’Herbois
und Laporte einher, andächtig tuend, wie sonst hinter dem Himmel bei der
Fronleichnams-Prozession. Militär schloss den Zug, der durch viele Straßen nach
dem Platze Terreaux sich bewegte.
Hier war aus Rasen ein neuer Altar errichtet, auf welchem
ehrerbietig das Brustbild des neuen Gottes Chalier zur Anbetung ausgestellt
wurde. Ein Kreis bildete sich um den Altar, aus welchem von den drei
Gewaltboten des Convents einer nach dem anderen hervortrat, das Knie beugte,
und ein Gebet im Sinne der neuen Religion des Mordes sprach. „Gott und
Heiland“, hob Collot d’Herbois an, „sieh zu deinen Füßen die Nation
hingeworfen, welche dich um Verzeihung bittet für das ruchlose Verbrechen,
welches dem Leben des tugendhaftesten der Menschen ein Ende machte; du sollst
gerächt werden; wir schwören es dir bei der Republik!“
Fouché (ein abtrünniger
Priester) seufzte zuerst tief auf, dann stieß er die Worte aus: „Märtyrer der
Freiheit, die Schurken haben dich geopfert! Das Blut der Verbrecher ist das
einzige Weihwasser, welches deine mit Recht gereizten Manen sühnen kann! Chalier! Chalier! Wir schwören vor deinem heiligen
Bilde, Rache für deine Hinrichtung zu nehmen... Ja das Blut der Aristokraten
soll dir als Weihrauch aufdampfen!“ — Der ungeschickte Laporte küsste
ehrerbietig die Stirne des Bildes und brachte nur die Worte heraus: „Tod den
Aristokraten!“ — Dann wurde ein Rauchfass angezündet und das Bild des
Ungeheuers angeräuchert, wurden Kruzifix und Altes und Neues Testamente in ein
Feuer geworfen und aus einem Kelch dem Esel zu trinken gegeben. Geweihte
Hostien wurden auf den Boden geschüttet und mit Füßen getreten. Vor weiteren
Ruchlosigkeiten, die wahrscheinlich getrieben worden wären, hielt ein
unerwartet eintretender Platzregen ab, der die Menge zerstreute.«
Fouché |
Ich glaube, dass es für meine Zuhörer keine große
Überraschung ist, zu hören, dass die Französischen Revolution solche
Grausamkeiten verübt hat. Sie müssen daran denken, was in unseren Tagen
vorgeht. Da sieht man, dass der Geist der Revolution sich nicht geändert hat.
Die Französische Revolution kann nicht gesehen werden als eine Explosion des
Wahnsinns, der irgendwann zu Ende gegangen ist, und dann gab es hundertfünfzig
Jahre Frieden. Ganz im Gegenteil, der Geist der Französischen Revolution wurde
immer radikaler und intensiver. Die Gräueltaten wiederholten sich in den
folgenden Revolutionen, die sie selbst hervorgerufen hat. Um nur ein Beispiel
zu nennen, die kommunistische Revolution in Russland 1917 und so viele andere
kommunistische Revolutionen, die es weltweit gab. Einen Ausdruck dieser
Grausamkeit konnten wir bei der jüngst geschehenen Entführung des
nord-amerikanischen Botschafters in Brasilien erleben. Es ist nicht bekannt,
dass er ein Verbrechen begangen hätte; nein, aus Hass wird ein Mensch entführt
und unter unmenschlichen Bedingungen in einem Versteck gefangen gehalten dessen
Ende ungewiss ist.
Dieser Textauszug ist übernommen aus einem informellen Vortrag von Professor
Plinio Corrêa de Oliveira, den er am 5. September 1969 hielt. Er wurde frei aus
dem Portugiesischen übersetzt und angepasst für die Veröffentlichung ohne Überarbeitung
von Seiten des Autors.
Zitate aus Dr. Johann Baptist Weiß: „Weltgeschichte“,
Buchdruckerei und Verlags-Buchhandlung Styria, 1895. Band 18 Ss. 71-72
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