Sonntag, 22. Dezember 2024

Das Verhältnis zwischen Maria und Jesus bei seiner Geburt

Heiligabend rückt näher, machen wir uns hier einige Gedanken über die die Geburt Christi selbst.

Wie war die Gemütsverfassung Unserer Lieben Frau in Bezug auf Weihnachten, dem Tag der Geburt Ihres göttlichen Kindes? Was bedeutete dieser Tag für Unsere Liebe Frau? Schließlich hatte Sie unseren Herrn, den Sie während neun Monate wie in einem Tabernakel in sich trug und mit Ihm die größte Vertrautheit hatte, und zwar eine Vertrautheit, die offensichtlich ein seelischer Umgang zwischen Ihr und dem Kind war. Denn es ist sicher, dass Jesus bereits im Mutterleib die Fähigkeit zu Denken hatte. Er konnte denken vom ersten Moment seines Seins an. Und aus diesem Grund hatte Er einen ständigen geistigen Gedankenverkehr mit Ihr, der nicht nur ein Verkehr mit der zweiten Person der Heiligsten Dreifaltigkeit, sondern mit Ihm auch als Gottmenschen mit Unserer Lieben Frau als seine Mutter.


Unter diesen Umständen dürfen wir uns nicht vorstellen, dass die Geburt unseres Herrn für Unsere Liebe Frau ein Geschehen war, in dem Sie auf den Sohn aufmerksam wurde. Dieses Wissen hatte sie bereits; ein sehr intimes und sehr leidenschaftliches Wissen. Was bedeutete Weihnachten, die Geburt dieses Kindes also, als etwas Neues für Unsere Liebe Frau?

Zunächst einmal liegt natürlich ein Gedanke auf der Hand: Weihnachten war der Moment, in dem die Muttergottes der Welt Unseren Herrn schenkte. Und dass Jesus die mütterliche Klausur verließ, in die Welt kam und durch Ihre Arme in die Welt eingeführt wurde. Natürlich muss dieser Moment , als Jesus geboren wurde, das heißt in dem Moment, in dem Er auf geheimnisvolle Weise und ohne die Jungfräulichkeit Unserer Lieben Frau zu verletzen, in die Welt eintrat, ein sehr hoher Moment gewesen sein. Es muss ein Moment großer Freude gewesen sein, es muss ein Moment intimen Seelenkontakts zwischen Ihm und Ihr gewesen sein; und es muss ein Akt intensiver Liebe gewesen sein, dass Jesus geboren wurde und dass Sie sicherlich zu einem unaussprechlich hohen Grad an Mystik geführt wurde; und dass sie gleichzeitig Kontakt mit der Göttlichkeit unseres Herrn aufnahm. Und dieser Akt, diese Geburtsszene muss von den drei Personen der Heiligsten Dreifaltigkeit und allen Engeln im Himmel mit Liedern und Feiern begleitet und verfolgt worden sein. Das heißt, der Moment der Geburt und der Ablauf des Weihnachtsfests unseres Herrn muss eines der größten Feste im Himmel und eine der größten Herrlichkeiten in der Geschichte der Menschheit gewesen sein.

Und natürlich verband die Muttergottes damit eine Intimität und ein Maß an Verbundenheit mit Gott, das wirklich unvorstellbar ist! Dies war für die Muttergottes natürlich von großer Bedeutung. Aber war das alles? Ich habe den Eindruck, dass da noch etwas anderes war. Unsere Liebe Frau hatte das Gesicht unseres Herrn, das heilige Antlitz Jesu, noch nicht gesehen. Sie hatte den ganzen Leib unseres Herrn noch nicht gesehen. Und die physische Realität ist ein Symbol der spirituellen Realität und der Gesichtszüge – insbesondere unseres Herrn –, die sehr perfekt waren und dass es keine Form von Betrug, keinen Fehler oder Unzulänglichkeit oder etwas Falsches gab. Wenn bei Menschen im Allgemeinen, wenn auch verwirrend, das Gesicht einen Ausdruck der Seele trägt, können wir uns das Allerheiligste Antlitz unseres Herrn und den gesamten Leib unseres Herrn vorstellen, wie er den Ausdruck seiner Seele trug! Dann erwarb Unsere Liebe Frau eine neue Art der Kenntnis unseres Herrn, der genau Jesus war, den Sie in Seinem Gesicht erkannte, Jesus, den Sie in Seinem Blick erkannte, Jesus, den Sie in jedem Glied Seines Leibes erkannte und bereits auf Seine gesamte Mentalität, Seine gesamte Seele hinwies. Und dann eine neue Art der Liebe, der Vereinigung, die sicherlich ein Ansporn für die unbeschreiblichen Verehrungen war, die Unsere Liebe Frau unserem Herrn am Heiligabend entgegenbrachte.

Bedenken wir, dass nicht nur jedes Gesichtsmerkmal Ausdruck einer Mentalität ist, sondern vor allem der Blick Ausdruck einer Mentalität ist. Aber diese verschiedenen anderen Teile des Gesichts drücken auf ihre eigene Weise die Mentalität der Person aus; der Hals, die Schultern, die Hände, die Füße, verschiedene Teile davon weisen auf eine Mentalität hin; und vor allem alles in der Gesamtheit. Dann können wir uns vorstellen, dass Unsere Liebe Frau über diesen offensichtlichen Ausdruck der psychologischen und übernatürlichen Realität unseres Herrn nachdenkt und ihn tief verehrt.

An dieser Stelle müssen wir etwas korrigieren, was die Ikonographie der Renaissance völlig entstellt hat. Die Ikonographie der Renaissance stellt das Jesuskind als spielerisches kleines Kind dar, um die Vorstellung von der höchsten Reinheit des Jesuskindes zu vermitteln. Aber ein ausdrucksloses kleines Kind, das spielt, sich anpasst, in dem aber noch keine Spur von Mentalität zu erkennen ist. Es fällt mir äußerst schwer zuzugeben, dass dem so war. Meiner Meinung nach ist im Gegenteil alles, was wir am erwachsenen Jesus bewundern – die Erhabenheit, diese mehr als Erhabenheit, eine Transzendenz; eine Seele, die so erhaben ist, dass sie völlig in einer anderen Region angesiedelt ist. Das erinnert uns an seinem Satz: „Meine Wege sind nicht eure Wege, noch sind meine Gedanken eure Gedanken“; diese innere Position unseres Herrn, zeigt uns, dass es einen ganzen inneren Himmel gibt, in dem er sich befindet und von dessen Höhe aus er freundlich auf die Menschheit blickt; aber es ist eine Güte der Menschheit, die in der Ferne liegt und die Seine Barmherzigkeit näher bringt; all diese Ausgeglichenheit, diese Unterscheidung, diese Freundlichkeit, diese Stärke unseres Herrn, all das, was Jesus tut, bewirkt, dass sich in Seinem Allerheiligsten Antlitz wahrlich unbeschreibliche moralische Vollkommenheiten äußern – all dies, so habe ich den Eindruck, kam bereits im Gesicht und am Leib des Jesuskindes zum Ausdruck.

Und von all dem ist Weihnachten (die Geburt Jesu) eine erste Äußerung, und in all dem bündelt sich die Anbetung Unserer Lieben Frau. Die Anbetung Unserer Lieben Frau, die Anbetung des Heiligen Josef, der in Ihrer Nähe stand und an diesem Akt der Anbetung als Ihr Bräutigam und als Vater des Jesuskindes teilnahm. Dass Unsere Liebe Frau in dieser Seelenvereinigung mit dem Jesuskind in einer Beziehung stand, die wir nicht einmal verstehen, ist offensichtlich. Wir können uns die Zärtlichkeit, den Respekt und die Begeisterung, die Anbetung und die Verehrung des Heiligen Josef vorstellen, als er das Kind sah, von dem er wusste, dass es der Sohn des Heiligen Geistes und Unserer Lieben Frau war, aber rechtlich gesehen sein Sohn und das teilweise in seiner Person es der Sohn Davids war und so die Prophezeiungen erfüllte – er blickte die Szene an und dachte, dass dies schließlich sein Gott und der Gott aller Menschen sei; und gleichzeitig Er sein Sohn war, Er war der Sohn seiner Frau. Was sollte das darstellen? In Anbetracht der Heiligkeit Jesu, die aus der Krippe strahlte, die vor allem aus seiner ganzen Person strahlte!


Diese Vorstellung von der Äußerung der menschlichen Person oder des menschlichen Leibes unseres Herrn Jesus Christus zu Weihnachten als Äußerung der Heiligkeit der Seele, einer Heiligkeit, die die Äußerung der Würde ist, des hypostatisch mit der menschlichen Natur verbundenen Würde Gottes ist, gibt mir den Eindruck, dass es das ist, was begeistern soll! Und das ist es, was wir an Heiligabend am meisten bedenken sollten.

Es gibt viele Heiligenbildchen, die die Szene der Geburt darstellen, die Weihnachtsszene mit der Krippe des Jesuskindes voller Lichter und dem Kind mit dem Gesicht eines Dummerchens. Das Licht war nicht im Stroh, das Licht strahlte vom Kind aus. Und das Licht war vor allem im allerheiligsten Antlitz des Kindes.

Das ist unserer Meinung nach eine interessante Weihnachtsmeditation, die wir jetzt in diesen Tagen im Gebet üben können. Das heißt, wir haben in diesen Tagen ein Thema der Frömmigkeit. Bitten wir die Muttergottes und den heiligen Josef, uns dies klar zu verstehen zu geben und uns zu einem wahrhaft gesammelten und frommen Weihnachtsfest durch diesen Gedanken geschaffenes Geheimnis zu ermutigen.


Aus dem portugiesischen eines Vortrags am 21. Dezember 1965

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