Das
Grabtuch unseres Herrn Jesus Christus ist ein großes Laken, um einen großen
Mann wie ihn einzuhüllen. Die Juden hüllten damit nach altem Gesetz die Leichen
ein. Wenn ein Jude starb, wurde sein ganzer Körper in Leinenstreifen gewickelt
und anschließend verhüllt: Die Leichen sonderten manchmal etwas ab, deshalb
spricht man von einem (Sudarium - Schweißtuch) Leichentuch. Und diese Absonderungen
waren auf dem Tuch nicht sichtbar.
Das heilige
Grabtuch hat im Laufe der Geschichte viele Wege durchlaufen. Es gehörte, so
hieß es, den Kaisern von Konstantinopel. Ich glaube, es gehörte der heiligen
Helena, der Mutter von Kaiser Konstantin, dem großen Kaiser, der das
Christentum, den Katholizismus aus den Katakomben befreite. Das Tuch ging von
Hand zu Hand, und als die Türken im 15. Jahrhundert in Konstantinopel
einmarschierten, floh jemand mit dem heiligen Grabtuch in den Westen.
Anschließend ging es durch andere Hände und gelangte schließlich in den Besitz
der Herzöge von Savoyen, dem Haus der früheren Könige Italiens, die bis etwa
1845 regierten.
Dieses
Grabtuch, auf dem nichts zu sehen war, war in Turin, der Hauptstadt des
Herzogtums Savoyen, ausgestellt. Und an Karfreitagen, also an ganz besonderen
Tagen, wurde das Grabtuch enthüllt. Doch skeptische Geister hatten
Schwierigkeiten, die Echtheit anzuerkennen, denn sie hatten keine Beweise,
nichts. Es handelte sich lediglich um eine mündliche Übermittlung von einer
Person zur anderen.
Als
die Fotografie erfunden wurde, wenn ich mich nicht irre, Mitte des letzten (18.)
Jahrhunderts, kam ein Fotograf aus Turin auf die Idee, dieses Grabtuch mit dem
wunderschönen Reliquiar, das es enthielt, zu fotografieren. Und sein Erstaunen
war riesengroß, als er auf der Platte, im fotografischen Klischee, diese Figur
sah!
Dann
kamen auch andere Fotografen, um Fotos zu machen, und alle hatten das gleiche
Ergebnis. Dies erregte enorme Aufmerksamkeit. Und Menschen aus ganz Italien und
später aus der ganzen Welt kamen, um Fotos zu machen und sie an die Gläubigen
zu verteilen. Und genau das ist die Gestalt, die man sich von unserem Herrn
Jesus Christus machen kann.
Doch
es gibt auch einen doppelten Beweis: Er beweist, dass das Grabtuch ein echtes
Grabtuch ist, und er beweist auch, dass unser Herr Jesus Christus existierte,
dass er ein sterbliches Leben hatte und dass er genau die Physiognomie hatte,
die man sich vorstellen konnte.
Es
handelte sich daher um eine sehr wichtige und eindrucksvolle Bestätigung der
katholischen Lehre. Anschließend baten sie den Erzbischof von Turin, unter
dessen Autorität sich das Grabtuch befand, um Erlaubnis und fotografierten das
gesamte Grabtuch. Dann wurde der ganze Tuch fotografiert und der gesamte Körper
erschien!
Es
gibt eine wissenschaftliche Erklärung. Das heißt, die Transsudation enthält
bestimmte Salze, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, mit sehr starken
Linsen jedoch erkennbar sind. Daher wuchs natürlich auch die Verehrung für das
Heilige Grabtuch enorm.
Hier
sehen wir etwas Besonderes: Schauen Sie sich sein Gesicht an, versuchen Sie,
sein Gesicht zu sehen, und Sie werden sehen, dass er eine Person ist, die eine
außergewöhnliche Selbstbeherrschung hat. Und der unter dem Druck schrecklicher
Qualen steht. Doch zu keinem Zeitpunkt verliert Er die Majestät Seiner
Herrschaft über sich selbst. Die Beleidigungen, die gegen Ihn gerichtet werden,
sind Ihm nicht gleichgültig, im Gegenteil: Es liegt eine gewisse Spur in seinem
heiligen Mund, es liegt eine Strenge in seinem Blick – die erstaunlich ist, aber
diese geschlossenen Augen sehen! Es ist, als ob sie etwas sehen. Sein Blick ist
ein Blick der Missbilligung, denn seiner göttlichen Person wird eine grausame
Beleidigung zugefügt. Und Gott kann nicht unempfindlich gegenüber dem sein, was
ihm angetan wird, das wäre eine Unvollkommenheit.
Die
majestätischste menschliche Gestalt, die es je gab, und zugleich eine Würde,
eine außergewöhnliche Würde! Ein König mit einer Krone auf dem Kopf hätte nicht
die Majestät, die Jesus hier hat. Er ist die majestätischste menschliche
Gestalt, die es je gab. Kein Maler hätte sich das vorstellen können. Dieser
Mensch besitzt zugleich Selbstbeherrschung und Frieden! …
Ein Prophet, ich glaube, es war der Prophet Jesaja, sagte von ihm: „Ecce in pace amaritudo mea amarissima“: Sieh, in Frieden ist meine sehr bittere Bitterkeit! Aber es gibt etwas Barmherziges, es gibt ein Licht der Güte. Gerechtigkeit. Und eine große und großartige Majestät.
Das
ist es und es ist wunderbar. Das ist alles, was ich Ihnen insgesamt sagen
möchte.
Aus
dem Portugiesischen einer Gesprächsrunde am 21. April 1987
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