Dienstag, 25. Februar 2025

DAS RITTERTUM IN DER SEELE VON PLINIO CORRÊA DE OLIVEIRA – I. Teil

 

Zusammenstellung von Texten über das Rittertum, entnommen aus mehreren Vorträgen von Dr. Plinio von Ende 1989 bis Anfang 1990



In der Seele des Ritters: Das Lumen und Pulchrum (Glanz und Schönheit) des Rittertums –  Der Kreuzritter: Der vollkommene Ritter (SDS 16.02.90)

Wir stellen uns den
Ritter in der Form des Kreuzritters vor, denn der vollkommene Ritter ist der Kreuzritter. Er ist derjenige, der den Geist und die Taten des Rittertums auf die höchste Stufe gehoben hat. Wir stellen ihn uns als einen Kreuzritter vor, der gegen den Gegner vorrückt und sich in einer Geisteshaltung befindet, die zugleich angespannt, ruhig und klar ist, und doch mitgerissen. Wobei das erste Element, das uns auffällt, weder das Ross noch die Rüstung ist. Es ist die Seele des Ritters.

Weil wir in der Rüstung, in der Art, wie er sein Ross lenkt und in dessen temperamentvollen Reaktionen eine gewisse Widerspiegelung der Seele des Ritters finden, erkennen wir eine Schönheit, die für uns der Glanz uns die Schönheit (Lumen und Pulchrum) des Rittertums ist.

* Die himmlischen Wunder, die im Heiligen Grab stattfanden, geben dem Ritter den Wunsch und den Mut, sein Leben offenzulegen

Welche Einstellung hat der im Kampf vorrückende Ritter? Er weiß, dass er sich in Lebensgefahr begibt. Er ist sich bewusst, dass er dieses Risiko aus Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus und zur Befreiung dessen Heiligen Grabes eingehen wird. Ihm ist klar, dass er einen Gegner ausschalten muss, den er aus demselben Grund hasst, aus dem er das Heilige Grab liebt. Er liebt das Heilige Grab von ganzem Herzen, weil Christus dort während der drei Tage lag, in denen ihn die Arme des Todes umfangen. Er weiß, dass in diesem Heiligen Grab, inmitten unvorstellbarer Pracht, in der Einsamkeit dieser Gruft, in der Er beigelegt wurde, unzählige Engel herabstiegen, die ihn sangen und priesen. Und gleichzeitig informierten sie Unsere Liebe Frau, die im Abendmahlssaal anwesend war, über die Geschehnisse, sodass Ihre Seele, die mehr wert ist als alle Engelschöre zusammen, Gott verherrlichte. Sie verfolgte aus der Ferne, vielleicht beobachtete sie sogar, das großartige Geschehen, als Legionen von Engeln ohne Unterlass herabstiegen, sangen und jubelten, bis zu dem Augenblick, als die Heiligste Seele Unseres Herrn Himmel herabstieg und in Seinen heiligen Leib wieder eindrang. Da begann das Blut zu zirkulieren, das Leben begann sich zu offenbaren, und er erhob sich mit einem einzigen Schritt, blieb aufrecht stehen, gab den Befehl, der Grabstein solle sich entfernen und ging in Begleitung aller Engel aus dem Grabe hervor.

Die Sonne schien heller; die Blumen verströmten einen intensiveren Duft; die Bäche und Wasserfälle rauschten ungestümer; das Meer wurde blauer, seine Wellen weißer; die Vögel zwitscherten lauter... weil das Unbefleckte Herz Mariens glücklicher wurde!

* Die begeisterte Erkenntnis des Guten, für das er kämpft, und die Anwendung eines vollständigen Willens, den Gegner zu besiegen

Dieses Grab, in dem diese Ereignisse stattfanden, war von Mohammed und seinen Anhängern erobert worden. Es lag in den Händen der Gegner unseres Herrn Jesus Christus. Deshalb war es um jeden Preis notwendig, dieses Heilige Grab zu befreien. Der Ritter ist sich dessen bewusst und weiß, dass ihn eine ganze Phalanx seiner Glaubensbrüder begleitet. Aber Sie haben auch eine Vielzahl von Feinden Ihres Glaubens vor sich.

Er versteht, dass er nur ein Ritter unter vielen ist. Nichts weiter als ein Ritter zu sein, ist jedoch mehr oder weniger dasselbe, wie nichts weiter als ein Stern am Himmel zu sein: Es ist etwas Außerordentliches!

Er versteht, dass unser Herr Jesus Christus, der im Himmel auf seinem Thron zur Rechten Gottes, des Vaters, sitzt, von jedem dieser Ritter den Einsatz aller Willenskraft erwartet, um den Gegner zu besiegen. Ein Wunsch, der nicht bloß eine Laune ist, eine Fantasie, die ein gewöhnlicher kleiner Mann haben könnte, sondern der die Entschlossenheit beinhaltet: Ich werde es befreien!

Daher ist die Mobilisierung aller Entschlossenheit der Seele, aller Scharfsinnigkeit und aller Überlegung erforderlich, damit der Gegner keinen Schritt unternimmt, keine Bewegung macht, (die ihn überrascht).

(Sein Geist ist) voller Wachsamkeit und heiliger Urteilskraft, um die Gelegenheit zu erkennen und den (treffenden) Schlag auszuführen: Dies ist einer der schönsten Züge der Seele eines Ritters. Zuerst erlangt die Seele des Ritters die enthusiastische Erkenntnis des Guten, für das er kämpft, und die abscheuliche Erkenntnis des Bösen, gegen das er kämpft. Dann entsteht in seiner Seele die Entscheidung, alles in diesen Kampf zu stecken. Und daher die Mobilisierung, die zunächst in schärfster Aufmerksamkeit, feinster Urteilskraft, im Verständnis aller Möglichkeiten und in dem brennenden und eifrigen Wunsch mündet, keine Gelegenheit verstreichen zu lassen, ohne sie völlig auszuschöpfen.

* Der Ritter muss wissen, wie er seine gesamte Zerstörungskraft mobilisieren kann

Der Ritter weiß ganz genau, dass das nicht ausreicht. Es ist sehr gut, so wachsam und sich der Realität bewusst zu sein. Aber was noch besser ist: Er ist nicht nur wachsam, sondern auch stark. Er muss daher wissen, wie man angreift, und verstehen, dass es Positionen und Haltungen gibt, bei denen man seine eigenen Handlungsmöglichkeiten kennen muss, ebenso wie man die Schwächen des Gegners kennt. Er weiß, welche Armbewegungen sie ausführen müssen, um den Speer tiefer einzuschlagen. Er weiß, in welche Richtung sich sein Körper neigen muss, welche Haltung er mit Kopf einnimmt, wie er mit den Beinen das Pferd festhält und wie er seine Füße in den Steigbügel stellt, um das Ross zu zügeln oder anzuspornen. Er ist sich des Risikos bewusst, dass er eingeht, denn der Sattel könnte sich jederzeit drehen und er könnte im Kampf vernichtet werden. Gleichzeitig kennt er die schwache Seite seines Pferdes. Mit einem einzigen Blick sieht er, was sein Gegner tut, und er erkennt in sich selbst sowohl alle seine schwachen und kraftlosen Seiten als auch seine starken und hervorragenden. Er regelt alles so, dass sein Schlag mit außerordentlicher Weisheit der sicherste ist, mit dem er dem Feind größtmöglichen Schaden zufügt und durch den Einsatz all des Guten, das in ihm steckt, die gesamte Kraft der Zerstörung mobilisiert.

Das Wort Gleichgewicht wurde von den Weichlingen so oft missbraucht, dass es für uns seine wahre Bedeutung verloren hat. Gleichgewicht ist nicht die Stabilität eines Mannes, der in einem bequemen Sessel sitzt, wie ich es hier gerade tue. Wahre Ausgeglichenheit besitzt der Mann auf seinem Ross, der über alle Faktoren verfügt, die er normalerweise im Kampf einsetzt, und der erkennt, dass sowohl auf seiner als auch auf der Seite des Gegners ein gewisses Ungleichgewicht entstehen kann. Er weiß, wie er dieses Ungleichgewicht bei sich selbst eindämmen und beim Gegner verstärken kann, um so den Sieg zu erringen.

* Die Schönheit eines Ideals spiegelt sich in der Seele derer wider, die dafür kämpfen

Das alles ist sehr schön, aber es gibt noch etwas Schöneres: Ich wurde gebeten, es realistisch zu gestalten. Doch unendliche Dinge sind unbeschreiblich. Die Schönheit eines Ideals spiegelt sich in der Seele derer wider, die dafür kämpfen.

Nehmen wir zum Beispiel die Figur der heiligen Jeanne d'Arc. Es gibt niemanden, dem die Schönheit ihrer Figur nicht auffällt. Was ist das? Es ist die Jungfrau, die den Willen Gottes tut. Und da Gott sie zu einer Kämpferin machen möchte, schöpft er aus ihrer jungfräulichen Schwäche außergewöhnliche Kraft und besiegt die stärksten Männer.

Was ist das in der Seele der heiligen Jeanne d'Arc? Es ist ein Ritter, keine Ritterin. Sie ist ein Ritter, eine zarte, zerbrechliche, feine Jungfrau, wie es sich für das weibliche Geschlecht geziemt. Sie ist jedoch ein Krieger, und zwar ein großer Krieger! Wie erklärt sich das? Es liegt an der Ausgeglichenheit aller Möglichkeiten, die in ihr vorhanden ist: die Kraft eines Mannes, die Zartheit einer Frau, die Stärke einer Jungfrau, die sich zu verteidigen weiß und die über die nötige seelische Integrität verfügt. Vor allem aber ist es die Seele, zu der Gott durch Stimmen sprach und die in einem bestimmten Moment sozusagen die Stimme Gottes hörte. Sie wurde von einer Klarheit erfasst, die uns den Eindruck vermittelt, dass die heilige Jeanne d’Arc in jedem Moment ihres Lebens Licht ausstrahlte.

Selbst in dem tragischen Moment, als die Flammen des Freudenfeuers das Holz zu lecken begannen, an das sie gefesselt war, und die sie auf jeden Fall verbrannten, leuchtete sie heller als die Flammen selbst. Es war die Widerspiegelung der großen Liebe Gottes in ihr, die sie bewegte.

* Das Abbild Unseres Herrn Jesus Christus auf dem Heiligen Grabtuch: es ist das perfekte Modell der Seele des Ritters

Da ergibt sich, dass, wenn der Ritter so für unseren Herrn Jesus Christus kämpft, sich in seiner Seele etwas vom heiligen Grabtuch von Turin widerspiegelt. Unter all den Umständen, die ich gerade beschrieben habe, herrscht jene aufrechte, richtende, abweisende, souveräne, feste, herabwürdigende und bejahende Majestät, die Unseren Herrn Jesus Christus im Heiligen Grabtuch zum vollkommenen Abbild der Seele eines Ritters macht.

Wenn Er es wollte, wenn Er befehlen würde, dass man Ihm ein Pferd bringe und einen Speer gebe – eine Rüstung bräuchte Er nicht, denn Er würde sich in den Kampf stürzen und siegen, weil niemand es wagen würde, etwas gegen Ihn zu unternehmen. Er war es, der kämpfte.

Das Schönste an der Seele des Ritters, das seinem moralischen Profil, seiner Bewaffnung, seinem Ross und dem Kampf eine einheitliche Schönheit verleiht, ist diese Majestät unseres Herrn Jesus Christus, die sich in ihm widerspiegelt und die dafür sorgt, dass sein Gegner ihn bei einem Angriff mehr fürchtet als seine Lanze.

Die beste Waffe des Ritters ist nicht seine Rüstung, nicht sein Schild, nicht sein Schwert, nicht sein Speer, es ist sein Blick, es ist sein Antlitz. Es ist die Stärke der Seele, mit der er urteilt und angreift. Es hilft ihm sehr, über diese materiellen Ressourcen zu verfügen. Dass er sie hat, ist der Plan der Vorsehung. Aber er ist nur dann ein wahrer Ritter, wenn sein Gegner versteht, dass es sich dabei um großartige Accessoires für ihn handelt. Denn wahrlich, seine Waffe ist er selbst!

In der Seele des wahren Katholiken, des Sohnes der streitenden Kirche, des Sohnes derjenigen, deren Herz in Kampfordnung ist, ist der Kampfgeist das „Pulchrum“ (das Schöne, die Schönheit) und die Waffe. (SDS 16.02.90)

 

 

Aus dem portugiesischen „Das Rittertum in der Seele von Plinio Corrêa de Oliveira“ aus verschiedenen Vorträgen über das Rittertum in den Jahren 1989 und 1990.

Widergabe der deutschen Übersetzung ist mit der Angabe dieses Blog erlaubt:
 www.p-c-o.blogspot.com

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