Bei seinem Kreuzzug für die Erneuerung der christlichen
Zivilisation hat Plinio Corrêa de Oliveira mit großer Aufmerksamkeit die
wechselvolle Entwicklung der litauischen Nation verfolgt, die zuerst vom
Nationalsozialismus und dann vom Kommunismus ohne Erbarmen niedergetreten
wurde. Als es die Umstände dann zuließen, hat sich der brasilianische Denker
dann auch unverzüglich für die Sache der Unabhängigkeit Litauens eingesetzt.
Eine kurze Einführung in die Geschichte des Landes soll
dazu beitragen, seine Rolle im Laufe der Ereignisse, die sich in den letzten
Jahrzehnten abgespielt haben, sowie das besondere Interesse, das diesen der
katholische brasilianische Denker geschenkt hat, besser zu verstehen. Dieses
Interesse ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es sich hier um eine
katholische Nation handelt.
Aus dem Dunkel des Heidentums zu einem strahlenden
christlichen Reich
Es ist eine ziemlich mühsame Arbeit, die den Historiker
erwartet, der versucht, die Herkunft von Völkern erforschen, die in einer von
Stammeskriegen erschütterten Zeit unter einem fast patriarchalischen
Gesellschaftssystem und der Pflege heidnischer Bräuche lebten. Mit den
Merkmalen arischer Rasse und einer mit dem Sanskrit verwandten Sprache, die
noch deutlich archaische Züge trägt, hat das litauische Volk zwar seit grauer
Vorzeit Spuren seines Daseins hinterlassen, jedoch lassen sich diese nur schwer
mit Genauigkeit angeben.
Tatsächlich löst sich Litauen erst im 13. Jahrhundert
endgültig aus den Nebelschleiern des Mittelalters und zeigt sich uns von nun an
im Licht der Geschichte.
In dieser Epoche wandte sich der Deutsche Ritterorden,
der seinen Sitz im polnischen Norden hatte, wo er das Land Ostpreußen
geschaffen hatte, gegen Osten, um die Völker zu erobern, die an den östlichen
Ufern der Ostsee siedelten. Dort lebten damals die Völker Litauens in einem
Großfürstentum.
Als sich Großfürst Mindaugas bereit erklärte, die Taufe
zu empfangen, sah Papst Innozenz IV. die Gelegenheit gekommen, die Litauer zum
Christentum zu bekehren. Nach der Taufe Mindaugas’ und seiner Familie wies er
den Bischof von Kulm an, ihn zum König von Litauen zu krönen. Scheinbar hat es
Mindaugas bei seiner Bekehrung jedoch an Aufrichtigkeit gefehlt, denn er schwor
später wieder dem Glauben ab und starb schließlich eines gewaltsamen Todes. Das
Volk aber hielt weiterhin den heidnischen Göttern die Treue.
Unter der Herrschaft Gediminas’, des Gründers von Wilna
und Eroberers weiter russischer Gebiete, die heute zu Weißrussland oder zur
Ukraine gehören, erreichte das Großfürstentum Litauen große politische
Bedeutung. 1323 äußerte Gediminas dann in einem Schreiben an den Papst den
Wunsch, zum katholischen Glauben überzutreten. Er lud zudem die Franziskaner
und Dominikaner ein, das Land zu missionieren. Unter dem ständigen Druck der
Ritter des Deutschen Ordens verlegte sich Gediminas auf eine kluge
Bündnispolitik mit verschiedenen Nachbarstaaten. Zum wichtigsten Partner wurde
nun Polen, ein Land, das immer wieder unter den Einfällen der Preußen, der
Tartaren und auch der Litauer selbst zu leiden hatte. König Wladyslaw Lokietek
(1306-1333) vermochte fast ganz Polen wieder zu vereinen und gab die polnische
Krone an seinen Sohn Kasimir III. den Großen (1333-1370) weiter. Gediminas, der
sich mit Wladyslaw verbündet hatte, gab Kasimir seine Tochter Aldona zur Frau
und schuf damit noch engere Beziehungen zwischen den beiden Herrscherhäusern.
Als Gediminas 1341 starb, erbten seine sieben Söhne das
Großfürstentum. Unter diesen taten sich vor allem Algirdas und Kestutis als
seine Nachfolger hervor. Vereint kämpften sie im Krieg gegen die Preußen.
Algirdas starb 1377 als christlicher Mönch. Sein Nachfolger wurde sein zweiter
Sohn Jogaila oder Jagiello. Im Gegensatz zur Freundschaft, die vorher seinen
Vater und seinen Onkel verbunden hatte, verwickelte er sich in innere
Auseinandersetzungen um die Fürstentümer Trakai und Wilna. Nach dem Abschluss
eines Paktes mit dem Deutschen Orden ermordete Jagiello seinen Onkel Kestutis
und nahm dessen Sohn Vytautas gefangen. 1392 wurde Vytautas jedoch von
Anhängern Kestutis’ befreit und vom Adel des Landes zum Großfürsten Litauens
gewählt. Der mit dem Beinamen der Große geehrte Vytautas trat zum katholischen
Glauben über und wird noch heute von vielen als der eigentliche Begründer des
litauischen Staates angesehen. An der Spitze eines verbündeten Heeres schlug er
1410 endgültig die Deutschordensritter und 1415 wurde er vom Konstanzer Konzil
zum Oberbefehlshaber der Bündnistruppen im Kampf gegen die Türken ernannt.
Mit dem Tod Kasimirs des Großen war in Polen 1370 die
Piasten-Dynastie erloschen. Die polnische Krone ging damit auf seinen
Schwiegersohn Ladislaus aus dem ungarischen Königshaus über. Dieser gab 1386
Jagiello die Hand seiner Tochter Hedwig. Daraufhin bekehrte sich der litauische
Fürst zum Christentum und bestieg nach seiner Taufe in Krakau den
polnisch-litauischen Thron als Wladyslaw II. Er wurde damit zum Begründer des
Herrscherhauses der Jagiellonen. Die beiden Länder bildeten von da an einen
gemeinsamen Staat, behielten jedoch ihre je eigene Regierung. Die Bekehrung
Jagiellos, der sich später mit seinem Vetter Vytautas versöhnte, trug
entscheidend auch zur endgültigen Bekehrung Litauens zum katholischen Glauben
bei. Einem Enkel Jagiellos und Hedwigs, Kasimir IV., wurde die Ehre der Altäre
zuteil; als heiliger Kasimir ist er der Patron Litauens.
Die Dynnastie der Jagiellonen regierte bis 1572, während
Litauen und Polen durch die wiederholte Ratifizierung der Personalunion noch
bis 1795 vereinigt blieben. Mit dem allgemeinen Niedergang im 18. Jahrhundert
verfiel auch diese Allianz. Und fast ganz Litauen kam nun 1795 unter russische
Herrschaft. Die Litauer schlossen sich 1830 und 1863 den polnischen Aufständen
gegen die Russen an, unter denen sie auch ihres katholischen Glaubens wegen
härtesten Verfolgungen ausgesetzt waren.
Als Teil der „Nordwestlichen Provinzen“ büßte Litauen
1840 sogar seinen Namen ein. Besonders grausam war die 1863 von dem damaligen
Gouverneur Muriaev durchgeführte
Unterdrückung.
Fortsetzung „Drei Jahrzehnte... 2. Teil
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Zuerst erschienen in Plinio Corrêa de Oliveira
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