Adel und analoge traditionelle Eliten kann als die ideelle
Fortsetzung und Weiterentwicklung des Werkes Revolution und Gegenrevolution angesehen werden.
In einem Essay unter dem
Titel Revolution und Gegenrevolution
zwanzig Jahre später hat Plinio Corrêa de Oliveira nach der kommunistischen
Revolution das Auftreten einer IV. Revolution beschrieben, die weniger
ideologischer Natur ist, dafür aber eine Tendenz verfolgt, bei der es vor allem
um die Abschaffung der alten Modelle des Reflektierens, Wollens und Fühlens
geht, um auf diese Weise schneller zum endgültigen Ziel der Revolution zu
gelangen, zur Schaffung einer auf den Trümmern der christlichen Zivilisation
errichteten, dem Fürsten der Finsternis unterworfenen anarchischen
„Stammes“-Gesellschaft.
Die Rückkehr zu dem von
den „traditionellen Eliten“ dargestellten Menschenbild kann nach Meinung des
brasilianischen Denkers zum wichtigsten Gegenmittel dieses extremen
gesellschaftlichen Verfalls werden. Tatsächlich hat die Revolution von 1968 an
der Sorbonne zu einer Explosion weltweiten Ausmaßes und zu einer Beschleunigung
der Proletarisierung der Gesellschaft geführt. Der Drang zur stetigen
Vervollkommnung, der das Mittelalter und die darauf folgenden Jahrhunderte
auszeichnete, könnte heute wiedererstehen, wenn der Adel darin den Sinn seiner
geschichtlichen Sendung entdecken würde.
„Wenn sich der Adlige im
20. Jahrhundert dieser seiner Sendung bewusst bleibt und, angespornt durch den
Glauben und durch seine Liebe zu einer wohlverstandenen Tradition, alles
daransetzt, um diese zu erfüllen, wird er einen Sieg davontragen, der
keineswegs geringer ist als der seiner Vorfahren, die einst den Barbaren
Einhalt geboten, den Islam übers Mittelmeer zurücktrieben und unter dem
Kommando Gottfried von Bouillons die Tore Jerusalems erstürmten.“
In den
abschließenden Überlegungen seines letzten Buches hat Plinio Corrêa de Oliveira
die verderblichen Folgen des langwierigen Revolutionsprozesses wie folgt beschrieben:
„Trotz
zahlloser Hindernisse stellt sich das unerbittliche Wesen seines siegreichen
Vordringens – angefangen vom historischen Kreuzungspunkt des ausgehenden,
sterbenden Mittelalters und der aufgehenden Renaissance mit ihren ersten,
freudigen Triumphen, beginnt die religiöse Revolution des Protestantismus von
langer Hand die Französische Revolution und noch weiter die Russische
Revolution des Jahres 1917 vorzubereiten und zu fördern ... – so dar, dass man
die Kraft als unbesiegbar bezeichnen kann, die diesen Prozess in Bewegung hielt
und zu endgültigen Ergebnissen führte.
Tatsächlich
scheinen diese Ergebnisse „endgültiger“ Natur, wenn man nicht den Charakter
dieses Vorgangs einer genaueren Untersuchung unterzieht. Auf den ersten Blick
scheint er äußerst konstruktiv zu sein, lässt er doch drei Gebäude
hintereinander erstehen: die protestantische Pseudoreform, die
demokratisch-liberale Republik und die sozialistische Sowjetrepublik.
Der wahre
Charakter des genannten Prozesses ist jedoch grundlegend destruktiv. Er ist die
Zerstörung. Er hat das taumelnde Mittelalter, das in Auflösung begriffene
Ancien Regime, die apoplektische, frenetische und verworrene Welt des
Bürgertums zu Grunde gerichtet; unter seinem Druck ist die frühere UdSSR
zusammengestürzt, die nun finster, geheimnisvoll und faul am Boden liegt wie
eine Frucht, die schon lange vom Ast gefallen ist.
Sind hic et nunc nicht Trümmerhaufen die
eigentlichen Merkmale dieses Prozesses? Und was kann die Welt von diesen
jüngsten Trümmern erwarten, wenn nicht die Ausdünstungen eines allgemeinen
Durcheinanders, das jeden Augenblick die widersprüchlichsten Katastrophen
heraufbeschwören kann, die sich wiederum in Luft auflösen, noch bevor sie über
die Köpfe der Sterblichen hereingebrochen sind, und gleichzeitig bereits neue,
noch drohendere und widersprüchlichere Katastrophen auslösen? Die sich
vielleicht wieder verflüchtigen und ihrerseits neue Ungeheuer gebären oder sich
in grausame Wirklichkeit verwandeln, wie etwa in einen Strom slawischer Horden,
die von Osten nach Westen ziehen, oder muslimischer Horden, die von Süden nach
Norden vordringen.
Wer weiß es? Wer kann
sagen, ob es so kommt? Ob es nur (!) soweit kommt? Ob es vielleicht nicht noch
schlimmer kommt?
Ein Bild wie dieses ist
sicher entmutigend für alle, die keinen Glauben haben. Doch für diejenigen, die
Glauben haben, erhebt sich vor diesem schmutzigen, undeutlichen Horizont eine
Stimme, die Mut und Vertrauen weckt:
„Am Ende wird mein
unbeflecktes Herz triumphieren!“
Quelle: Roberto de Mattei: „Der Kreuzritter des 20.
Jahrhunderts: Plinio Corrêa de Oliveira. TFP-Büro Deutschland und
DVCK e.V., Frankfurt, 2004, Kapitel IV, Abschnitt 9, SS 174-176.
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